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Hier liegt sie nun endlich, unsere Heldin, ruhig und stille im Sarge, sicher vor Sir John Gonsons Trabanten, Herrn M. Thwackums Hieben und – D. Misaubins Pillen. Was für eine kräftige Schutzwehre ein Sargdeckel nicht ist! O! sie war noch immer glücklich, denn da, wo sie ihre Nägelchen zum Sarge schmiedete, werden auch nicht selten die Nägel zum Galgen geschmiedet. Auf dem Deckel steht:
M. Hackabout died Sept. 3d 1731, aged 23.
M. H. gestorben den 3ten Sept.Daß Hogarth eine Ursache gehabt habe, unter allen Tagen des Kalenders gerade den 3ten Sept. zum Sterbetag zu wählen, wird wohl niemand bezweifeln, der nur einigermaßen mit diesem sonderbaren Genie bekannt ist. Vielleicht ist es ein Hieb, den nur allein die Familie merkte, die er traf. Im Gentleman's Magazine Sept. 1731. S. 403 steht: am 3ten Sept. starb Miß Betty Fish zu Enfield. Dieses führe ich an, nicht als den Schlüssel zu Hogarth Satyre, sondern als eine Erläuterung meines Gedankens. Eine solche Schalkheit wäre ganz in seiner Manier. Ich habe sonst nichts finden können, vermutlich findet es aber sonst jemand sehr leicht. Im Julianischen Kalender heißt dieser Tag Mansuetus. Hieraus wird die größte Weissagerin aus dem Kaffee-Satz nichts machen können. Im Gregorianischen freilich heißt er Euphemia. Dieses wäre noch so was von einem Sterbetag für eine Tugendbelobte Jungfer. Aber er läßt sich nicht wohl hieherziehen. Auch enthalten die englischen Kalender, die ich wenigstens nachsehen kann, nur wenige Namen dieser Art, und der von Euphemia ist nicht darunter. Das große Feuer in London (1666), für dessen Jahrtag man gewöhnlich den 2. Sept. angibt, setzt wenigstens Hume auf den 3ten. Aber da hätte Hogarth sicherlich den Löschtag des Brandes gewählt. – Da wir einmal an den 3ten Septembern sind, so können wir unmöglich mit Stillschweigen übergehen, daß dieses der durch Cromwelln so berüchtigte, von ihm selbst belobte, glückliche Tag ist, an dem er seine beiden großen Siege, den bei Dunbar (1650) und bei Worcester (1651) erfocht; an dem ferner sein erstes, so merkwürdiges Parlament (1654) zusammen kam, und an dem er, (der Natur dieses Schwärmers, der, nunmehr kränkelnd, seine Einbildungen gegen sich selbst zu brauchen anfing, sehr angemessen) – endlich starb. Der Tag, der immer schon merkwürdig genug war, ist es noch mehr durch den Sturm geworden, der bekanntlich an demselben wütete, und den Waller in seiner berühmten Ode so vortrefflich, nur etwas sehr hofpoëtice, genützt hat. Daß Hogarth hieran gedacht habe, ist nicht wahrscheinlich, denn daß eine Hure an dem Tage stirbt, an welchem ein Usurpator auch starb, ist nichts besonderes. Wäre aber Hogarth ein Deutscher gewesen, so gäbe es noch einen Ausweg, und das wäre der desperate Einfall, das deutsche Wort Nickel von Nikolaus herzuleiten, und dieses Nikolaus natürlich von νικη und λαος (Sieg und Volk). Denn im besiegen und betriegen dieser nützlichen Menschen-Klasse kommen wirklich der sel. Cromwell und die sel. Molly etwas überein. 1731, alt 23 Jahr.
Sie wurde also hingerafft noch ehe sie Betschwester werden konnte. Sie war sehr glücklich, denn man hat Beispiele, daß Betschwestern aus dieser Schule gehenkt worden sind. O! Wie vieles ließe sich hier nicht sagen, – – wenn es sich sagen ließe! Allein wir fürchten das Gebet der Betschwestern, respektieren den Sargdeckel und – schweigen.
Wenn man diese Assemblee bloß flüchtig oder etwas von ferne ansieht, so ist man geneigt zu glauben, man habe irgend einmal in der Welt schon so etwas gesehen, und erwartet etwas zwar Trauriges, aber immer Honettes. Ein Sarg, in den man ein zärtliches: schlafe wohl hineinblickt; viel Trauerflor; ein Wesen wie ein Geistlicher und eines wie ein Küster; ein Leichen-Wappen an der Wand; ein Kind in tiefer Trauer, Rosmarin, Tränen und weiße Schnupftücher; man erwartet den Leichenwagen. Wer in aller Welt sollte da etwas Arges vermuten. Allein bringt man das Auge näher und die Teile einzeln zur Deutlichkeit: so findet man, daß man nie in der Welt noch desgleichen gesehen hat. Alles verändert sich und verschwindet zum Teil ganz. Da ist Trauerflor ohne Trauer und Geheul ohne Tränen; keine Spur von einem Geistlichen und keine von seinem Küster; das Wappen ist ein Pasquill und der Sarg selbst nebenher ein Schenktisch – für Branntwein. Es ist abscheulich. Nun was gibts denn hier? Das soll der Leser nun zum Teil hören zum Teil leicht erraten.
Die Stube, in welche wir hier hineinsehen, ist entweder ein unteres Zimmer des Hauses, worin die Heldin gestorben ist, oder des Mannes, der gegen ein gewisses Geld die ganze Besorgung der Leiche übernimmt.Diese nützlichen Leute heißen in England Undertakers. Sie sind in gewisser Rücksicht das beim Austritt aus der Welt, was die Hebammen beim Eintritt in dieselbe sind. Allein sie gehen dabei viel vorsichtiger zu Werk, und unternehmen bloß den leichtesten Teil bei der Sache, etwa was bei der Geburt das Waschen, Wickeln und Bringen nach der Wiege ist. Die Hauptoperation dabei überlassen sie ganz der Natur oder den Gelehrten. Der Mann mit dem Küster-Gesicht, ist hier dieser Mann. Der weibliche Teil der Versammlung besteht gänzlich aus Klosterjungfern, Priorinnen und Äbtissinnen aus dem Orden von der strengen Regel, zu welchem die Selige gehörte, unstreitig einem der zahlreichsten in der Welt. Das Kloster in Drurylane allein soll mehr Nonnen enthalten, als London Mietkutschen, deren Zahl man auf tausend setzt: Und obgleich die strengen Vigilien und der Märtyrer-Tod ihrer jährlich eine Menge hinraffen, auch die Missionen nach Jacksons-BayZu dieser Ehre zu gelangen, ist ein gewisser Probe-Grad nötig. Ehemals wurde es so gehalten: wenn eine zu reif für diese Welt, aber noch nicht reif genug für jene war; so schickte man sie nach einer Art von Mittelwelt, nach der so genannten neuen. Da aber diese neue Welt allmählich anfing selbst alt zu werden und Klöster anzulegen, so machte man eine zweite für sie zurecht, und in dieser ganz neuen liegt nun oben benannte Jacksons-Bay. Weil nun hier der südliche Polarstern schon ganz beträchtlich hoch über dem Horizont steht: so hat man diesen weiblichen Ritterorden den Namen davon gegeben, und die Ritterinnen selbst, Ritterinnen vom Südstern genannt. eine beträchtliche Zahl wegnehmen: so bemerkt man dennoch nicht den mindesten Abgang. – Man wartet hier auf den Abzug, der nicht ganz präzis erfolgen zu wollen scheint. Es geht gewöhnlich so bei Abreisen, die aus dem Leben etwa ausgenommen, wo alles gewöhnlich viel zu früh fertig wird; bei der nach dem Kirchhofe hingegen geht es oft wieder so unpünktlich, als wäre man frisch und gesund. – Indessen man weiß sich hier zu helfen, man amüsiert sich so gut man kann.
Es befinden sich in dieser Gesellschaft dreizehn lebendige Personen, eine tode, und dann noch eine Art von Mittelding zwischen beiden, ein Bild im Spiegel, also zusammen funfzehn. Unter diesen stehen drei einzeln für sich; die übrigen zwölf sind paarweise gekuppelt. Zwei Paare von lebendigen Damen machen mit jenen einzelnen Subjekten, sieben; eine lebendige Dame mit einer toden gekuppelt, sind neun; zwei höchst lebendige Chapeaux mit zwei Damen von gleicher Beschaffenheit, sind dreizehn; und endlich eine Dame mit ihrem Bilde im Spiegel – von gleicher Kapazität mit der Dame selbst, sind funfzehn. Wir werden von jeder etwas sagen, wäre es auch nur ein Wort. Der linke Flügel fängt an.
Hier fällt sogleich in die Augen, das grobe Geschütz, das an der Flanke aufgepflanzt ist. Wer es bloß flüchtig mit der darneben sitzenden Figur vergliche, könnte es leicht für ein Tränen-Fläschchen halten. Aber dafür hat die Form offenbar viel zu viel vom Mörser und der Haubitze. Es ist eigentlich ein Trink-Geschütz, wenigstens ein Sechspfünder, mit Nants (französischem Liqueur) geladen. Sehr friedlich, und bloß zum Freuden-Feuer und Schwärmerschießen für die Kolonne. Das Echo-Stück dazu, ein kleiner Böller, befindet sich nahe beim rechten Flügel auf dem Sargdeckel, zu gleichem Zweck. Dieses Feuer an den Flügeln hat, wie wir sehen werden, eine ungemeine Wirkung auf das Zentrum. Der Zeitpunkt ist von dem Künstler vortrefflich gewählt. Es ist nämlich der, da das durch Nants exaltierte Alter sich den Gefühlen der Jugend nähert und die Gesellschaft dem schönen Bilde der Schlange gleicht, die mit dem Schwanz im Maule, sich zu dem Zirkel rundet, mit welchem alles Vollendete in der Welt bald mehr bald minder Ähnlichkeit haben muß. Es wird sich auch noch so halten – wenn der Leichenwagen nicht zu lange bleibt, und der Sarg seinen Respekt nicht über der Zögerung verliert. Doch wir wollen nun näher untersuchen wie die Sachen stehn.
Die Artillerie wird gut bedient. Der Böller wird durch die Stumpfnase besorgt, die wir schon kennen, und die Haubitze durch die Feuer-Kröte, die da im Winkel die beiden Vorderbeine ringt und ein Hinterbein wegstreckt. Wer nicht weiß was tragicus boatus ist, der blicke, wenn er kann, in dieses Gesicht. Es verträgt keine Illumination, und bedarf auch keiner, nur bitten wir unsere Leser zu merken, daß das, was in dem schönen Munde der Konstablerin so reizend glänzt, keine Zähne sind, denn deren hat sie nur noch ein Paar, sondern das notwendigste Stück aus ihrem Schluck-, Fluch- und Bet-Besteck – ihre eigene, ungeräucherte Zunge. Sie scheint für ihr Departement wie geboren und in ihrer Taille ist die Haubitzen-Form nicht zu verkennen, wenigstens ist es kaum möglich, daß bei einem Menschen die beiden Enden A und B einander näher liegen können; sie ließen sich von einem geschickten Feldscherer beide mit Einer Hand besorgen. Übrigens bedarf es kaum einer Erinnerung, daß sie nur so dasitzt so lange sie nicht trinkt und nicht einschenkt. Sollte es wohl die Frau sein, die auf dem vorigen Blatt vor dem Koffer kniete? Die Gesichter sehen sich freilich nicht so ganz ähnlich, allein Laokoon sah auch am Tage vor seinem Unglück anders aus, als er in diesen letzten Paar tausend Jahren ausgesehen hat. Und die Taille? I nun, an einem solchen Tage zieht man auch das Bißchen Zeug zusammen an was man hat.
Neben diesem Feuerlands-Gesichtchen, das unter die einzelnen gehört, erblicken wir das erste Paar gekuppelter, von europäisch-londonscher Kultur. Der Herr Undertaker, der einer Kloster-Jungfer einen Trauer-Handschuh anziehen hilft, nützt diese vorteilhafte Gelegenheit dazu, ihr eine kleine Supplik von ziemlich verständlichem Inhalt zu überreichen, und tut es mit so vielem Anstand und so vieler demütigen Herzlichkeit, daß sie unmöglich unerhört bleiben kann. Wirklich ist auch bereits so was wie ein Widerschein von gnädiger Erhörung selbst im Auge des Supplikanten, obgleich das Zeichen selbst verborgen ist. Vermutlich gab er aber seiner Hülfe beim Anziehen selbst die Form einer Frage, und dadurch Gelegenheit zu einer Antwort, die schlechterdings unsichtbar bleiben mußte. Der Kontrast in diesen beiden Gesichtern ist vortrefflich. Der Undertaker hat weiter keinen Plan, als den, den Auge und Mund verraten, er ist durchaus konzentriert, und so einseitig wie möglich; – jetzt wenigstens. Dem Mägdchen hingegen sieht die Universalseitigkeit und der Plan aus dem Auge. So trübe es immer scheint, so ist es doch sicherlich nicht der Spiritus rector der Assemblee allein der es trübt; es ist Methode darin, die sich durch deutliche Spuren von triumphierendem Lächeln über die Blindheit des gefangenen armen Teufels, jedem verraten würde, der dieser Tropf nicht selbst ist. Drurylanerinnen vergessen sich nicht. Jede Bewegung bei ihnen, wäre sie auch noch so klein, gilt, außer dem Herzen, das sie öffentlich damit angreifen, wenigstens noch ein Schnupftuch heimlich. So wie die Hexe nur längs dem rechten Arme herauf erfährt, daß das Herz über ist, so plündert sie schon mit dem linken. Dieses ist das so genannte kleine Souvenir für den Herrn Undertaker; das große wird sich finden.
Gleich nach diesem ersten gemischten Paare kommen nun die vier ungemischten nach einander, wenn man vom linken Flügel nach dem rechten fortgeht, und zwar zuerst eines, das eine Besichtigung vorstellt. Beide Teile sind, wie man sieht, von etwas mehr als mittlerem Alter. Bei beiden ist bereits eine lobenswerte, höchst vernünftige Busen-Ökonomie eingetreten, wovon das junge, unbesonnene Geschmeiß hier noch nichts wissen will. Die eine scheint so gar schon von den Jahren, wo man eine Brille vergessen kann. Man sieht, sie fehlt hier. Die zweite, eine hagere Dulderin, hat da zwischen den Fingern etwas, das schmerzen muß, das von der ersten mit chirurgischem Ernst, und wirklich mit kennerhafter Feinfingrigkeit und Subtilität zur Inspektion gebracht wird. Was mag das sein? Oder ist es vielleicht gar nichts und bedeutet bloß etwas? Offenherzig zu reden, so fürchten wir hier fast – (das Griechische mag es tun) tiefen, esoterischen Mutwillen, unter einer Maske von ganz exoterischem, von dem man natürlich auch sagen kann, was man will. O! wie wohl es einem Kommentator tut, wenn er sich von einer schweren Stelle, zu welcher er dem Leser bloß die Türe geöffnet hat, ohne weiter etwas zu sprechen, als ein Paar griechische Zauberworte, wegschleichen kann. – Die Dulderin hat Warzen an den Fingern, und auf Warzen-Vertreiben verstehen sich bekanntlich die Toden besser als die Lebendigen. Die Dame ohne Brille scheint bloß auf Wege zu denken, eine Warze zwischen den Fingern mit einem Leichnam in Berührung zu bringen. Das Problem ist nicht leicht. Wenn es die Nase nicht tut, so tut es nichts. Hierüber weint das arme Geschöpf. Aber man denke nur, was für ein Schalk unser Künstler ist, selbst in seinem Blendwerk. Er verhüllt einen mutwilligen Gedanken, und seine Hülle ist wieder ein Mutwillen, auch tief, aber verständlicher als der erste, und ohne alle Verbindung mit ihm. Ich habe von einer Politik gehört, tief und unergründlich, die man in eine andere hüllt, die auch tief ist, aber ergründlich und ohne Verbindung mit der ersten (Politik für Journale); aber von solcher Satyre habe ich nie gehört. Die Warzen-Vertreiberin, die hier die Operation kommandiert und lenkt, hat ihrer selbst zwei, gerade vor der Stirne, wie Hörner sprossen. Ist man in der Betrachtung einmal so weit, so gehts nun immer leichter mit der Moral, die sich hier offenbar an Splitter und Balken und Bruders-Augen anschließt, usw.Herr Ireland glaubt noch, es würde hier ein Trauer-Ring aufgesteckt; wir selbst haben es lange vor Herrn Ireland auch einmal geglaubt, aber nachher bereut.
Hinter diesem Paare steht das dritte: Eine Nonne in Unterredung mit einer andern, die wir nicht nennen wollen, im Spiegel. Unstreitig das glücklichste Paar unter allen. Bei allen Verbindungen nach Paaren in der Welt, ist zum Bestand gemeinschaftlicher Glückseligkeit eine gewisse Verteilung von Mängeln und Vollkommenheiten in den Subjekten nötig. Was Du nicht hast habe Ich, und was Mir fehlt hast Du, ist die festeste Basis für sie. Allein bei der Verbindung, von welcher hier die Rede ist, ist sie ganz unnütz; und um recht zum Entzücken einig zu sein, ist es völlig hinreichend, daß bloß eine von beiden Parteien entweder alle mögliche Vollkommenheiten hat, oder, welches ganz einerlei ist, alle mögliche zu haben glaubt. So ist z.B. in unserm gegenwärtigen Falle das Mägdchen, das den Rücken herauswendet, jung und schön, oder sie selbst glaubt es wenigstens: ist nun dieses festgesetzt, so bekümmert sie sich nicht ein Bohnenfleckchen weiter um die Eigenschaften der andern, und doch sehe man, mit welcher liebevollen Bewunderung sie einander anstaunen; gleich zween Engeln, die sich einander begegnen und nicht kennen; jeder sieht in dem andern ein höheres Wesen, jeder bewundert, und wird bewundert; jeder beugt seine Knie, und die Szene endigt mit wechselseitiger Anbetung.
Wir versparen die Betrachtung über das vierte Paar, nämlich die Lebendige mit der Toden in Verbindung, noch etwas, weil Hogarth aus diesem gleichsam den Schlußstein des Bogens, und, wie uns dünkt, mit Recht gemacht hat; wenden uns zum rechten Flügel und gehen von da aus, wie vorher vom linken, nach diesem Scheitel-Punkt zu.
Über dieses Paar, das den rechten Flügel ausmacht, haben wir nicht wenig zu sagen und dennoch sehr viel zu verschweigen. Hogarths Ehre fordert von uns das erstere, und die Achtung, die wir unserm Publikum schuldig sind, das letztere. Verstanden soll und muß indes die Szene werden, nur wird man uns erlauben, daß wir nicht immer hinschreiben: Teufel, sondern dafür so etwas wie Herr Urian, oder auch ein bloßes T. ...
Er so wohl als sie sind dieses Mal deklarierte Porträte. Das Mägdchen war ein berüchtigtes Mensch, namens Mary Adams, die nach unzähligen Liederlichkeiten, die sie als Mägdchen verübt hatte, endlich in ihrem dreißigsten Jahre wegen eines Diebstahls, nicht nach der neuen, sondern sehr gravierender Umstände wegen, nach jener Welt geschickt wurde. Sie wurde am 30ten Sept. 1737 gehenkt. Man hat Porträte von ihr, und nach einem von diesen soll gegenwärtiges gezeichnet sein. Da nun diese Blätter schon 1734 erschienen sind, also drei Jahre vor ihrem Tode: so erhellt daraus wenigstens so viel, daß sie ihre Zelebrität nicht bloß ihrem letzten Verbrechen und ihrer Todesart zu danken hatte. Es könnten leicht persönliche Reize gewesen sein, die diesem Gesicht selbst hier nicht fehlen, wo doch britischer Teint und britische Zähne aus dem Spiel bleiben, und wo alles, was von Leben in einem schönen Gesicht in die Welt hinaus gehört, zurück in sich selbst gekehrt zu sein scheint. Der Mann neben ihr ist kein Geistlicher. Wir bitten unsere Leser inständigst, diesen Gedanken ganz fahren zu lassen, so etwas müßte notwendig gegen den Künstler einnehmen, wodurch der ganze Eindruck, den dieses Stück machen soll, verloren werden würde. Es ist bloß der Rock. Was hier in demselben steckt, ist einer mit von den wenigen eminenten Schurken, denen Hogarth eine infamierende Unsterblichkeit von Rechts wegen zuerkannt hat; ein Charters in seiner Art. Vielleicht, könnte jemand fragen, hätte der Künstler doch besser getan, wenn er auch hier das Kleid geschont hätte? Wir finden diese Erinnerung sehr gegründet, ja sind so gar überzeugt, es wäre besser gewesen. Allein da es nun einmal geschehen ist, so muß man auch des Künstlers Verteidigung hören. Wir übernehmen sie mit wahrem Vergnügen und in der sichern Hoffnung, daß man ihn freisprechen werde.
Hogarth hat in seinen Werken an drei Orten Ausfälle auf Menschen in Prediger-Kleidern getan, das ist wahr,Einmal in der Punschgesellschaft, die wir gesehen haben; das zweitemal hier, und zum drittenmal in seinem Wahlschmaus (Election dinner). daß er aber je einen auf den geistlichen Stand, als solchen, getan hätte, erinnern wir uns nicht. Unter diesen dreien sind zwei, Porträte von bekannten Personen, über deren nichtswürdigen Charakter die Stimme des Publikums schon längst entschieden hatte, als er die seinige gab. Er tat also nichts, als jeder rechtschaffene Mann vor ihm getan hatte, nur zeichnete er und malte er, wo jene sprachen oder schrieben. Ob die Darstellung des dritten auch ein Porträt sei, können wir mit Gewißheit nicht sagen. Es würde aber auch der guten Sache nicht schaden, wenn sie kein Porträt wäre. Der Tropf ist bloß ein wenig Gourmand, und das bei einer Gelegenheit, die regulariter nur alle sieben Jahre wiederkömmt. Überdas treibt er sein Wesen nicht im Winkel, sondern er schmaust, so zu sagen, mitten in dem Schoße seiner Gemeinde, die zugleich mit ihm schmaust, und es kostet dabei seiner Familie nicht einen Pfennig. So etwas ist kaum ein Ausfall zu nennen. Aber hier, hier geht die Situation über alle Beschreibung. Hogarth hat dieses gewiß sehr gefühlt. Er tat daher auch, was er sonst bei keinem seiner Werke, so viel wir wissen, getan hat, ja was selbst mit dem Wesen seiner Satyre kaum vereinbar ist, (aber sich völlig zu rechtfertigen, waren auch solche außerordentliche Mittel nötig) er bezeichnete nämlich auf den 1200 Abdrücken für die Subskribenten diesen Nichtswürdigen mit dem Buchstaben A, der sich auf eine Note unter dem Blatte bezog, worin deutlich angezeigt wurde, wer er wäre und wo und wie er sich der Gerechtigkeit zu entziehen wisse. Nun bedenke man, was für ein vogelfreies Geschöpf dieses Scheusal muß gewesen sein, daß ein rechtschaffener, bekannter und beliebter Mann, wie Hogarth, sich nicht scheut, dasselbe vor der Welt so zu zeichnen, und obendrein die Gerechtigkeit gleichsam dagegen aufzufordern. Auf diese Weise hat er, dünkt uns, nicht bloß bewiesen, daß er nichts gegen den geistlichen Stand damit gemeint habe, sondern, gerade umgekehrt, zu erkennen gegeben, wie sehr ihm die Ehre desselben am Herzen liege. Bei seinen Bilder-Jagden für die Satyre, die er unermüdet anstellte, lief ihm manches Stückchen ins Garn, das sich dem Treiben der Polizei und der Justiz zu entziehen wußte, und er handelte recht, daß er es an die Behörde auslieferte, oder ihm, wenn es die Behörde aus Unachtsamkeit wieder laufen ließ, bei der nächsten Gelegenheit den Genick-Fang selbst gab.
Dieser Bösewicht, offenbar die Spadille, so wie das andere schwarze As, der Herr Undertaker, die Basta unter diesen Trümpfchen in Coeur, wurde unter dem Namen Couple-Beggar (Gesindel-Kopulator, weil er für ein Paar Groschen kopulierte) so bekannt, daß die Erklärer Hogarths seinen eigentlichen Namen darüber vergessen haben. Ein Zug der schon allein von großer Eminenz im Fache zeigt. Wie uns versichert worden ist, so vermählte er sich auch selbst, neben diesem Geschäfte her, regulariter ein paarmal wöchentlich – – mit der Gosse. Nicht so drüberhin, wie der Doge von Venedig mit dem Adriatischen Meer. Anstatt eine Kleinigkeit hineinzuwerfen, warf er vielmehr alles hinein, was ihm am Abend gewöhnlich übrig blieb, – sich selbst. Theologe hat er so gar nicht einmal je geheißen. Er war bloß der Liturgie Beflissener, und auch selbst in dieser salbaderte er bloß über die Kapitel von der Ehe und dem Begräbnis – für ein Paar Groschen. Seine geistliche Hand, wie man sie nannte, griff nie nach mehr, aber griff desto öfter – seine weltliche hingegen forderte die Stol-Gebühren, wo sie sie immer fand, in Taschen mit und ohne Boden, ins Unendliche. Das ist bekannt. Ob Hogarth hier so etwas habe andeuten wollen, ist schwerlich jetzt mehr auszumachen. In seiner so genannten geistlichen Hand, der linken, hält er den Begräbnis-Branntwein sehr schlecht und befleckt damit sein Schnupftuch. Wo die weltliche steckt, hat bis jetzt, so viel wir wissen, noch niemand ausmachen können. Man hat sie unter Couple-Beggars Hut gesucht, den die Manille mit vieler Sorgfalt vorhält, aber auch da nicht gefunden. Wir geben also diesen locum difficillimum gerne und willig auf, und gehen, nach Kommentator-Art, mit innigstem Wohlbehagen, zu einem leichtern über – zur Stumpfnase. Sie steht am Fuße des Sarges ihrer Freundin mit dem Böller in der Hand, wie eine Marketenderin vor dem Schenktische. Das heiße ich mir Gefühl! Und dennoch ist, zur Ehre der menschlichen Natur, in ihrem wilden Blick eine Art von Unwillen über das Benehmen des benachbarten Paares nicht zu verkennen. Es fesselt, wie man sieht, ihre ganze Aufmerksamkeit, allein obgleich ihr Mund von vieler Gelassenheit bei der Sache selbst zeugt, so scheint doch ihr Auge Ort, Zeit und Stunde dazu etwas unschicklich zu finden. Es ist ein schöner Zug von Hogarth, selbst in dieses gefühllose Tigerkatzen-Gesicht einen Ausdruck von Mißbilligung einer solchen Bestialität zu legen und sonach – die Steine darüber schreien zu machen. Im Vorbeigehen bitten wir unsere Leser, einmal für sich selbst kurz zusammen zu nehmen, was dieses Mensch bisher getan und ausgestanden hat, und was das für ein Leben ist, und doch wird es jetzt, da wir dieses lesen, noch von unzähligen geführt! – Doch wir wollen den Betrachtungen über die Erben der ewigen Herrlichkeit und ihre Hofmeister, die sich hierbei aufdringen, nicht vorgreifen! –
Ganz hinten bei der Türe erblicken wir das fünfte Paar. Hierher muß man sehen, wenn man noch nicht weiß was Weinseligkeit ist. Man möchte fast mitschmelzen, wenn man diese Herzen zusammen fließen sieht, die wahrscheinlich auch nicht ganz schlecht sind. Welche Glückseligkeit! Sie glauben einem Himmel von Liebe und Freundschaft zuzuschweben, und wissen nicht, daß das Fusel-Gewölke, das sie trägt, in der nächsten Viertelstunde unter ihnen auseinander gehen, und sie mit beschleunigter Bewegung in die Tiefe senden wird, wo Scharwächter, Pranger, Quacksalber und der Hanfklopfer-Club immer bereit sind, sie in Empfang zu nehmen.
Die eine Partei des sechsten und letzten Paares, die Lebendige in Betrachtung der Toden begriffen, hat Hogarth nicht umsonst in die Mitte des Blatts gestellt. Er will, daß man auf sie vorzüglich hinsehen soll. So wie sie der höchste Punkt des Halbkreises ist, den die Versammlung formiert, und in welchem sich die beiden Flügel derselben vereinigen, so laufen auch die Linien von Lehre, die der Künstler hier ziehen will, in ihrer Rolle zusammen. Daher ist das Mägdchen auch eine von Hogarths Schönheiten. Dieses ist etwas, das man sich merken muß, denn es könnte kommen, daß man es nicht sähe. Indessen ganz schlecht ist das Mägdchen denn doch nicht. Jugend und Blüte sind wenigstens da, und an diese ist die Lehre gerichtet, die sich wohl am leichtesten durch die Worte aus dem Sarge darstellen läßt:
»Was du bist, und wie du, war auch ich vor kurzer Zeit. Verlaß den Weg den du wandelst; wo nicht, so bedenke: Was ich jetzt bin wirst auch du sein, in kurzer Zeit.«
Ob das Gänschen diese Worte gehört hat, läßt sich aus dem Gesichtchen nicht schließen; daß aber, wenn es sie gehört hat, sie, noch ehe der Leichenwagen kömmt, das Gänschen wieder vergessen haben wird, das, dünkt mich, läßt sich schließen.
Fast unter dem Sarge, so wie vorher unter dem Sterbe-Sessel, sitzt auch hier die kleine Nachkommenschaft, und ist mit einem schmerzstillenden Mittel beschäftigt. Dort war es ein Rippenstück was der Manser drehte, hier bewickelt er einen Spitzkräusel, um ihn im Trauerzimmer schnurren zu lassen. Bei dem Jungen, scheint es, schlagen die anodyna gut an: Es könnte aber auch sein, daß, was man für die Ursache hält, eigentlich die Wirkung wäre. Der Junge betrübt sich nicht, nicht weil er Braten wendet, und an Kräuseln wickelt, sondern weil er sich nicht betrübt, brät und wickelt er. Warum sollte er sich grämen? So wie er keinen Vater hat, weil niemand von einem wußte, eben so hatte er auch keine Mutter, weil in der Gesellschaft wo er lebte, niemand Zeit hatte es zu sein. O die Wörter: Vater und Mutter sagen sehr viel mehr als gewöhnlich in Wörterbüchern dabei geschrieben steht, und von manchen Köpfen dabei gedacht wird. So wie gottlob, manches Kind noch einen Vater oder eine Mutter findet, dessen Eltern längst jenseit des Grabes hingegangen sind, so gibt es leider! auch vater- und mutterlose Waisen, deren Eltern es sich diesseits desselben, einen Tag und alle Tage noch recht wohl schmecken lassen. Vermutlich ist der arme Tropf oft aus einem Winkel in den andern gestoßen worden; nach dem Trauerfall ist aber nun offenbar eine der Stoßenden weniger. Gesetzt auch, die Stumpfnase wirft ihn jetzt einmal in die Ecke, so ist doch nun niemand sogleich bei der Hand, der ihn wieder zurückwirft. Aus den Beinchen des Knaben schließen wir fast, daß die anodyne necklaces nicht viel geholfen haben. – Daß Hogarth den Knaben hier als Chief mourner (Trauer-Chef, Chef des Leichenzugs) herausgekleidet hat, ist in mehr als einer Rücksicht Spott. Kinder werden nie dazu genommen, sondern es muß immer ein Mann von einem gewissen Exterieur sein, das einem leidtragenden Herzen keine Schande macht. Es kann aber auch das englische Wort an etwas wie Erster unter den Leidtragenden erinnern, und so wird die Sache fast lustig. Denn wenn der Tiefstgebeugte noch kurz vorher ehe der Zug abgeht, an seinem Spitzkräusel wickelt, so läßt sich leicht schließen, wie tief die andern erst müssen gebeugt sein. Der Teller mit Rosmarin, so wie das Tischchen mit den Handschuhen nebst den Streckspindeln für die zu engen Fingerlinge, sind deutlich genug. Doch ist die Lage des Handschuh-Paares vielleicht nicht ganz zu übersehen. Sie scheinen im Affekt auseinander gebracht, um wieder zusammen zu schlagen, und durch ihr Beispiel wenigstens zehn Paar Hände von Fleisch und Blut unter den dreizehn zu beschämen, die hier versammelt und etwas weltlich beschäftigt sind.
Das Trauer-Wappen an der Wand (escutcheon) wollen wir, unserer Pflicht gemäß, zwar beschreiben, aber ohne uns im mindesten über die Ansprüche zu erklären, die dadurch verewigt, oder die Provinzen die damit angedeutet werden sollen: indem uns der Friede, auch mit dem kleinsten Familienstolz, mehr wert ist, als alle Ehre, die wir mit unserm heraldischen Scharfsinn allenfalls bei dieser Gelegenheit einlegen könnten. – Das Instrument, das man hier im blauen Felde dreimal angestellt sieht, heißt im Englischen Spigot and fosset, das man besser faucet schreibt. Es ist eine Art von Hahn für Fässer. Dieser besteht, wie man sieht, aus zwei Stücken, wovon das kleinere (the Spigot) im größern (the faucet) steckt, so wie das größere selbst in das Faß zu stecken kömmt. Beim Weinzapfen wird nur das kleinere ausgezogen, und wenn die Bouteille voll ist, wieder hineingebracht. Es ist der simpelste Hahn von der Welt. Des gegebenen Worts aber ungeachtet, wird es uns dennoch verstattet sein, eine kleine Anmerkung über dieses Wappen beizubringen, weil, wie der Leser sogleich sehen soll, das gegebene Wort wirklich dadurch nicht gebrochen wird. Dieses Wort ging bloß auf die Deutung vorgespiegelter Ansprüche auf Verwandtschaften und Provinzen, aber gar nicht auf den mutwilligen Mißbrauch, den unser Spötter von einer an sich unschuldigen Sache machen konnte. Dieser hat nämlich, und vermutlich vorsätzlich, die drei Hähnchen so gezeichnet, daß man sie in einiger Entfernung für die drei französische Lilien hält. Ein schönes Lob für eine Mamsell im Sarge, das französische Wappen über demselben aufzuhängen! Ich glaube der Schelm hätte gern die drei Lilien selbst dahin gehängt, wenn er nicht gefürchtet hätte, einer der drei Wappenkönige in England möchte ihm auf die Finger klopfen. Ob wohl Hogarths englischen Kommentatoren etwas Ähnliches, selbst für ihre Deutungen befürchtet haben? Von allem diesem sagt keiner ein Wort.
In dem Fenster steckt ein Körper von so zweideutiger Substanz und Form, daß man nicht recht weiß, ob er von innen aus hineingesteckt ist, die Öffnung zu verstopfen, oder von außen herein; und im letzten Falle, ob er nicht selbst das Loch erst gemacht hat, das er jetzt verstopft. Zu dieser letzten Art von Pfuschereien ins Glaser-Handwerk, ist der tugendsame junge Pöbel in London sehr geneigt, wo er so viel Untugend im Zimmer, und vorzüglich Begräbnisse, mit dem französischen Wappen vermutet. Man kann alsdann froh sein, wenn sie den Steinwurf so abmißt, daß er, wie hier, den Schaden zugleich wieder heilt, den er angerichtet hat.Was uns die Deutung, daß dieses ein Stein sei, der beim Hereinwerfen in der bleiernen Fassung stecken geblieben ist, sehr wahrscheinlich macht, ist, daß Hogarth bei einem spätern Werk diesen Zug deutlicher, ja ganz unverkennbar genützt hat. Da ist es ein Backstein, der stecken bleibt, während andere frei durchfliegen.
Zum Beschluß nun noch eine Anmerkung über Roucquets Urteil von diesem Blatte. Er meint in der von uns in der Vorrede zur ersten Lieferung S. 665-666 angezeigten Schrift, Hogarth würde besser getan haben, wenn er die Geschichte mit dem Tode geschlossen hätte, und sagt von gegenwärtigem Blatte: c'est une farce dont la defunte est plutôt l'occasion que la cause. Man ist es zwar von den Franzosen schon gewohnt, daß sie sehr ernsthafte Dinge oft farcenmäßig behandeln und sehr triviale mit Gravität. Dieses soll nichts weiter sagen, als: den Franzosen ist alles möglich. Allein ganz unrecht hat Roucquet wirklich nicht. Er hat nur den Haupt-Standpunkt, aus dem dieses Gemälde angesehen werden muß, verfehlt, und es aus einem andern betrachtet, für den es leider! nebenher auch entworfen ist, und das heißt mit andern Worten so viel als: Hogarth hat wirklich gefehlt. Hätte Roucquet gleich den ersten Punkt getroffen, so wäre vielleicht das ganze Urteil unterblieben. Hogarth wollte unstreitig sagen, was Gray in seiner vortrefflichen Elegie so schön gesagt hat: selbst der Elendeste und der Niedrigste, sie sterben auch noch so unberühmt, trösten sich mit der Achtung einiger Zurückgebliebenen und wünschen sie. Nicht bloß Beschimpfungen nach dem Tode, (denn wem sind die gleichgültig?) sondern schon der Gedanke an lachende Erben verbittern die letzten Augenblicke auch des Leichtsinnigsten. Hält man nicht z.B. in England die Todes-Strafe für sehr geschärft durch den Zusatz, daß der Körper nach der Anatomie gebracht werden solle? und an anderen Orten dadurch für sehr gemildert, daß man den Enthaupteten nicht unter den Galgen, sondern in einem Winkel des Kirchhofs begräbt?In des Erklärers Vaterland geschah dieses gewöhnlich mit Kindermörderinnen, die des Mitleids würdig waren. Sie wurden aber auch zu dem Ende weder unter dem Galgen geköpft, noch von eigentlichen Henker-Knechten angefaßt. Allein was ist dieses hier für ein Leichenbegängnis? Fürwahr es sind der Staffeln nur sehr wenige, um die eine solche Ehre nach dem Tode, von einem Begräbnis unter dem Galgen unterschieden ist. Dieses war wohl unstreitig Hogarths Gedanke, und so schließt sich die Begräbnis-Szene recht sehr gut an das Ganze an. Aber wie hat er ihn ausgeführt? – Gewiß nicht sonderlich. Mit solchen Umständen, mit einem Chief-mourner, der noch dazu ein Kind und gar das eigene Kind ist, mit einem Wappenschilde, einer Inschrift auf dem Sargdeckel, und überhaupt mit solchem Prunk wird in London keine Hure begraben, oder es müßte eine von Stand gewesen sein. Nichols sagt, ein solcher Zug wäre sicherlich nicht an Ort und Stelle gekommen, zumal in jenen Zeiten, wo die Polizei so sehr schlecht war. Satyre ist freilich darin, aber die Einheit fehlt, und freilich von der Seite betrachtet, gewinnt dieses sechste Blatt allerdings das Ansehen einer Nachkomödie hinter dem Trauerspiel.