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Ja, so ein Dichter! – schmerzlich grollend, Dann wieder seelisch aufgehellt, Den Blick in schönem Wahnsinn rollend, Umfaßt er die gesamte Welt. Er liebt den Waffenlärm der Schlachten, Des Mondes keusches Silberlicht; Er läßt verliebte Menschen schmachten Bei Stippmilch und Vergißmeinnicht. Sein Auge schweift in alle Fernen, Er greift durch Firmament und Raum Und brämt mit einem Heer von Sternen Sich Überrock und Mantelsaum. Was starr und tot, macht er lebendig, Und was lebendig, macht er tot; Dazu streicht er sich zauberhändig Noch Kaviar aufs Butterbrot. Die ganze Welt wird ihm zur Szene, Die Kraft sein blühender Genoß, Und an den Ranft der Hippokrene Geleitet er sein Flügelroß. Der Liebe köstliche Idyllen, Er fängt sie ein mit vieler List; Zuweilen auch nur graue Grillen, Wenn weiter nichts zu saugen ist. Er sucht die Höhen, liebt die Tiefen, Auf zu den Göttern geht sein Lauf; Er löst die feinsten Hieroglyphen Verliebter Weiberseelen auf. Kein Wunder, daß man ihn beneidet, Daß er, durch Kiel und Tintenfaß Befleckt, beschmutzt und angefeindet, Geschunden wird wie Marsyas. Was kümmert's ihn! – er kennt die Schreier, Er weiß, woher der üble Wind Und daß sie selbst auf ihrer Leier Nur stammelnde Eunuchen sind. Doch um so stolzer wird sein Tönen, Wird seine göttergleiche Ruh; Selbst mit den lieblichen Kamönen, Da steht er bald auf du und du. Sie sind ihm gut, die holden Musen, Sie nehmen ihm den Erdenstaub Und einen dem enthüllten Busen Das flammenlohe Dichterhaupt. So dem Profanen jetzt entronnen, Auf diesem minniglichen Pfühl, Da sprudelt ihm der Dichterbronnen Nochmal so freudig und so kühl. Und wäre er in Schrimm und Nakel, Im letzten Eifeldorf zu Haus, Er puffte Zeichen und Mirakel Aus seinem Feuertrichter aus. Er würde so'ne Art Proviser Vom großen Zauberer Merlin Und könnte ähnlich so wie dieser Am gleichen Wunderkarren ziehn. Ja, so ein Dichter! – Gunst und Gelder Sind ihm ein Nichts, ein leerer Tand; Ihm wachsen goldne Weizenfelder Wie Schwielen auf der flachen Hand. Er folgt dem Blitz auf seinem Pfade, Er packt ihn, wie er loht und brennt, Und wirft in prächtiger Kaskade Ihn lachend fort durchs Firmament. Der größte von den Titaniden, Vom Licht des Ewigen umhellt, Er wird zum donnernden Kroniden, Zum Heliand, zum Herrn der Welt. Der Lorbeer rauscht, die Sterne funkeln, Ringsum ein einziger Akkord . . . Und so, vom süßen Weine trunken, Ergreift er selber jetzt das Wort: »Was nicht die schwarze Kunst vermochte, So derb sie auch mit aller Kraft An die verstörten Sinne pochte, Das wird anjetzt durch mich geschafft. Durch mich und meinen Zauberbesen Wird schmackhaft der verdorb'ne Brei . . . Drum ihr im Glas gebannten Wesen, Macht euch von eurer Fessel frei! Gleichviel, ob ihr mit weichem Flügel Den Valwigberger Grund umwebt, Ob ihr um die besonnten Hügel Vom schönen Trittenheim geschwebt, Ob ihr in Ürzig seid zu Hause. Wo braun im Herbst die Traube lacht, Ob bimmelnd, bammelnd die Kartause Euch Klostergrüße zugebracht, Gleichviel, ob euch ein alter Knaster Von Pilz und Sauerwurm befreit, Ob euch ein kugelrunder Paster Gekeltert hat und benedeit, Ob ihr, den Silberpfeil im Nacken, Als Landmamsell euch habt geschmückt, Ob Kesselstadt euch seine Zacken Auf Kork und Kapsel hat gedrückt, Ob ihr gebannt in Fudersärge, Ob ihr bewohnt ein gläsern Haus – Ihr Geisterlein der Moselberge, Heraus, heraus, heraus, heraus! Heraus, heraus in Lust und Minne, Ein Trost dem irdischen Geschlecht, Und legt um die verstörten Sinne Der Freude rosiges Geflecht!« Und da – ein köstlich Überraschen! »Muß ich den so finden, Aus der Klosterpforte Bist du frostumgletschert Beut dir Hof und Scheuer Fühlt sich leidumflossen Süße Blicke winken, Sieh, schon auf und nieder Was ich bin und habe, Schon aus lichten Sphären So ging das Wort des schönen Weibes, |