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Den 12. August.

Seltsam! daß man immer das Gelüst hat, Das zu werden, wofür uns die Leute halten. Ich bin von jung auf für einen schroffen, unzugänglichen Menschen gehalten, ohne daß ich's recht war; aber man hielt mich dafür aus Mißverstand, aus Mißnehmen einer Zufälligkeit in der Erscheinung, – und nun mußte ich langsam und sicher werden, wofür ich galt. Man ist's der Welt einigermaßen schuldig, in ihre Launen sich zu fügen. Schon aus Menschenliebe, aus Gutmüthigkeit, um die armen Leute nicht immer zu Lügnern zu machen, möchte man werden, was man ihnen scheint. Es ist schrecklich, als Mensch zu vereinsamen und nichts zu lieben als die Vernunft, nicht den Jubel der sansculotten Schwärmer unter den Zeitgenossen zu theilen, noch mitzukeuchen an der Stange des Herkommens, nicht die Kanzel zu besteigen, weil man bezweifeln könnte was man verkündet, keinen Menschen zu erziehen, weil man zu Schanden wurde am Pädagogenmetier. Es ist schrecklich, schrecklich, keiner Sphäre des Lebens anzugehören, nur sich selbst und der Vernunft, insoweit die eigne Seele mit ihr communicirt. Ich habe das Unglück der Vereinsamung still in mir herumgetragen und das Bittre meines Geschicks nicht gefühlt. Jetzt aber und hier, an dieser Stätte, auf der Grenze zwischen bewußtem Sein und Nichtsein, wo sich alle Gefühle, die ich in Mir und an Andern erlebt, in der Zirbeldrüse meines Gehirns schließlich zusammendrängen, jetzt und hier, wo ich die Endfaden meiner Gedanken mit den Fingerspitzen fasse und mein Denken wie vor einem Scheidenden, der sein Testament zu machen hat, sich abzuwickeln droht, jetzt und hier ist mir mein einsames Ich recht wie ein Fluch erschienen. Ich könnte als ein zweiter, metaphysischer Werther ein schreckenhaftes Ende nehmen, ich habe viel Anlaß dazu. Aber ich will nicht, ich bin zu zähe, ich will mich eher wahnsinnig phantasiren als freiwillig untergehen. Ich bin nicht schroff, nur zähe, und also dehnbar und elastisch wieder zusammenfahrend. Ich werde gern, wofür man mich hält, also bin Ich dehnbar, fügsam.

Mein liebster Seelenfreund nannte mich einmal in einer trauten Schäferstunde einen eingefleischten Hegelianer. Es gab nämlich – das muß man bevorworten – eine Zeit m Berlins Leben, wo die Jünglinge sich nicht mehr einen dummen Jungen an den Kopf stürzten, sondern, spaßhaft genug, das Wort Hegelianer gebrauchten, weil es Mode geworden war, einen Complex von eigner Trivialität und fremder Verschlammtheit in diesem Begriffe, der zu ihrem Sündenbock diente, zu verschmelzen. Ich lag damals tief eingewickelt in den geheimnißvollen Schleier der Gedankennacht, die man auch Metaphysik zu nennen beliebt. Nacht sag' ich, nicht als sei es dunkel dort, denn an sich ist die Nacht nicht dunkler als der Tag. Vielmehr trägt eigentlich der Tag einen Schleier zum Kleide, die Nacht ist nackt. Sie ist die Mutter des Tages, und der Tag ist nur die mit dicken Schleiern umhüllte Nacht, wie nicht Gott, sondern die Welt, sein Kind, einen verhüllenden Mantel trägt. Die Welt ist der verschleierte Gott. Wer die Hülle der Welt durchdringt, der findet und hat erst Gott, den Geist. Nacht aber nannte ich die Metaphysik, weil sich hier die Wesenheiten uns erschließen und die Urpotenzen des Daseins nackt heraufsteigen und als Geister – Furchtsame sagen Gespenster – unsere eigne, der Sterblichkeit entkleidete Seele verwandtschaftlich begrüßen. Der Mensch hat keine Unsterblichkeit, wenn er nicht, und war's für einen Augenblick im langen Leben, das Ohr an die Pforte des Schattereichs legte und sich einen Ton, wenn auch nur von ferne, von dorther erlauschte, wo Gott nicht mehr der prosaisch fingirte Altvater ist mit Allongenperrucke und allen Attributen einer altbacknen, ehrbaren Großvaterpersönlichkeit, sondern wo Gott, Natur und Ich, die wunderbare Dreieinigkeit, sich in ihrer Ureinheit, die aber das Fatum auseinanderriß, beschauen, behorchen, umarmen und in liebender Seligkeit verschmelzen.

Und wer ist tiefer in diesen Schacht der Geisterwelt hinabgestiegen als Hegel? Ich kenne nach Spinoza keinen tiefern, mächtigern Philosophengeist. – Der Vampyr beschleicht den schlafenden Menschen und saugt ihm das Blut aus, selbst wenn er nur eine äußere Pore der Haut ertappt. Hegel's speculativer Drang war wie ein heiliger Blutdurst. Wie ein geweihter Vampyr hat er die schlafende Welt beschlichen, aber nicht an äußerer Stelle blos, an ihren geheimsten Eingeweiden hat er sie erfaßt und in tiefster Inbrunst, mit schweren, langsam sichern Zügen, ihr Lebensblut eingesogen. Es gibt eine Wollust des speculativen Forschens, die sich bis in Grausamkeit steigert. Daher die Härte und Gewaltsamkeit im Denkprocesse Hegel's, daher das Herrschsüchtige des Hegel'schen Begriffs, das sich so brünstig mit der Welt vermählt, daß er in sie aufgeht und in dem Objekte selber als dessen intensive Seele lebt, keineswegs blos Product des denkenden Subjektes ist. Andere haben leicht gebuhlt und getändelt mit der flügelschnellen Gestalt des Lebens. Schwärmende Idealisten beteten die Natur an, aber wie eine Phryne schlug sie den Phantasten ein Schnippchen und hüllte sich lachend und kichernd in ihren Nebelschleier. Empiriker hielten sie an den Fingerspitzen fest, beschnitten ihr die Nägel und glaubten an den Abschnitzeln ihr Wesen erkennen zu müssen. Hegel ergriff sie an der geheimsten Stelle ihres Innern, er zwang sie, ihm willig zu sein, und im Erkenntnißact zerriß blutig der Schleier der Jungfräulichkeit. Es war ein sabinischer Mädchenraub, den dieser Römer der Gedankenwelt beging. Geist und Natur wollten sich nicht vermählen und thaten spröde: eine sabinische Gewaltthat erfolgte, um ehelichen Verhältnissen Bahn zu brechen.

Es war eine dämonische Kühnheit, eine erhabene Verwegenheit in dem Geiste des Mannes, vor der mir die Seele bebte; aber meiner bebenden Seele erschloß sich durch ihn das Reich der Welt zu unermeßlichem Genusse. Ich konnte seitdem nicht mehr beten zur Natur, aber meine ganze Seele erfaßte sich in ihrer Autokratie; selbst vor den Posaunen des Weltgerichts erzittert der Geist nicht mehr, denn er selbst ist sein Weltgericht.

Kant war ein Gott Mercur, der nach dem Transcendentalen wie nach weit entlegener Waare ewig steuerte, wie ein Handelsmann, der sich die Ferne, aus der die Schätze fließen, nicht näher rücken mag, sonst verlieren die Güter an Kaufwerth. Aristoteles war ein Jupiter, der das Reich der obern Wirklichkeit mit dem Herrscherblitze des Begriffs durchhellte. Plato ein Apollo, der aus den Fluten der Morgenröthe aufsteigt und in entzückter Begeisterung die Sonnenbahn durchmißt, um wieder in die dampfende Abendglut harmonisch, wie er anfing, zu versinken. Spinoza war ein Neptun, dessen Woge Alles im Einen begräbt, selbst die Sonne und die Tiefen des Abgrunds in einander verschlingt und aus dem großen Flutengrab das allmächtig Eine, das Absolute, als Geist und Welt in ihrer Vermählung, auftauchen läßt. Hegel war unter den Göttern des philosophischen Olymps Gott Pluto. Er beherrschte das Feuer in den Eingeweiden der Erde, das bis in die Einzelheiten des empirischen Daseins den Ball erwärmt und das System seiner ineinandergreifenden Elemente beseelt. Oft ließ er die verzehrende Glut, die im Innern brennt und in der sein Thron stand, schrecklich aufrauschen wie eine Vulcansäule, und wo der Durchbruch auf der Oberfläche des Planeten geschah, da stürzte eine unschuldig blühende Ebene voll grünen Wiesenwuchses und bunter Vegetation zusammen, und wo die flammende Lava der absoluten Gedankengewalt sich ergoß, da begrub sie ein ganzes Thal voll Menschenglück und Erdenhimmel in Rauch und Asche. Das Individuelle in seiner lieblichen Eitelkeit ist gebrochen und zerknickt, die harmlose Unmittelbarkeit des Menschenlebens getrübt und vernichtet. Viele Brandstätten in den Herzen der Menschen sehen aus wie öde Trümmertrophäen der Hegel'schen Lehre. Das konnten die Leute nicht verschmerzen, daß Hegel ihnen die kleinen Götzenbilder der Ichheit zerschlug und dem Leben des Einzelnen nur Gewicht gab, insoweit er einem Gedanken in der Zeit, der ihn trug, angehörte. In seinem eignen, innersten Reiche sah es aber düster und gewaltig einsam aus. Proserpina war von dem Lichte des bunten Erdendaseins geraubt, und siehe! sie erbleichte und verwelkte in den Armen des dunklen Nachtgottes, der sie gewaltsam an das glühende Herz preßte, der von der Rose nicht blos den Thau schlürfte, sondern, die Blume sammt Stumpf und Stiel und Dornen verzehrte, um ihren specifischen Gehalt zu prüfen. Wie die Freiheit in Napoleon's Armen, ist die Schönheit in Hegel's Denkprocesse erdrückt; die stille Jungfrau ist in der Brautnacht des Erkennens erbleicht.

Alles an Hegel war groß, kolossal, übergewaltig, und was die Leute Verirrung in ihm nennen, das waren oft verwegene, geniale Feldzüge in hyperboräische Länder, mit denen er dem sich selbst und die Welt erfassenden Bewußtsein neue Reiche vindizirte, oder alte Besitzthümer, die wie verlorene Inseln herumschwammen, dem Continentalsystem seines Denkens einverleibte. Er war so verwegen-groß, zu sagen, hinter den Sternen sei kein Gott, sondern nur auf dem Schauplatze der Erde, und in der Seele des Menschen und seinem Thun sei die tiefste Offenbarung des Absoluten vollzogen. Was Herder so gemüthlich schon phantasirt von einem Seelenleben in der lichten Sternenwelt, was die sehnsüchtigen Dichter und die gläubigen Christenseelen von den Geheimnissen der Natur und den süßen Freuden eines jenseitigen Schauens gesungen und geträumt: das schlug er Alles zusammen wie ein scharfes Taschenmesser. Das ganze Jenseits riß er herein ins Leben der Erdenwelt, den ganzen Himmel und die ganze Hölle. Die Eine schon hat ihn groß, hat ihn ewig gemacht. Nie war vor ihm der menschliche Geist so sehr König des Lebens, so sehr Welteroberer mit kriegerischer Hoheit. Nicht gemüthlichen, zaghaft tugendlichen Seelen lernen wir den Menschengeist begreifen, sondern an den Riesennaturen, die mit dämonischer Gewalt den Fond des Menschlichen vollauf erschöpfen, und weil erschöpfen, untergehen. Fehler und Irrthümer gibt es nicht an welterobernden Alexanderhelden. Die Fehler sind die Unmaße ihrer sprudelnden Kraft, ihre Schwächen sind ihre Überkräfte nach einer Seite hin, die ein Fluch sie treibt bis in die letzten Grenzen der Dehnbarkeit zu weiten.

Und dieser Fluch ist das ewige, göttliche Schicksal selber. Alles Große ist Einseitigkeit, ohne Einseitigkeit gibt es keine Größe unter Menschen. Jedes Einzelne ist nothwendiger Theil des Ganzen, ein großer Mensch ist ein einziger, großer, göttlicher Gedanke, ein dämonisches Phänomen, das plötzlich dasteht und plötzlich in sich erlischt. Hegel war für unsere Zeit auf deutsche Weise, was, von französischem Grund und Boden aus, Napoleon. Zwar weiß ich nicht, welchen Brand von Moskau die Hegel'sche Philosophie erlebte, um still zu halten und ihre Pfade rückwärts zu wandeln. War es vielleicht die Poesie, die sich selbst in Flammen setzte, um mit Todesfackeln den Philosophen heimzuleuchten? Ach! dann wären wir ja ganz und gar an poetischem Material abgebrannt, die Poesie hätte sich vom Eroberer der Gedankenwelt auf Eisfeldern ertappen lassen, mitten in der kalten Winternacht sich auf sich selbst, wie Rußland, besonnen und ein Todtenfeuer sich selber angezündet, um sich die kalten Lippen zum letzten Lebenshauch zu erwärmen!

Napoleon's Staatensystem brach zusammen, weil er das Individuelle der Völkernaturen verkannte; die liberalen Ideen haben ihn gestürzt. Und doch blickt Alles sehnsüchtig nach ihm zurück, denn er war ein negativer Welterlöser. – Es haben viele individuelle Freiheitshelden gegen Hegel gefochten, um eine Reaction im Reiche des Denkens und Fühlens hervorzurufen und eine quasi heilige Allianz der menschlichen Herzen gegen die absolute Vernunft zu stiften, aber nur dazu beigetragen, den Helden des speculativen Gedankens zu verherrlichen, wie die Geschichte der Staaten Europas seit dem wiener Congresse den großen Kaiser mit einer Glorie umgeben hat, die er ohne tragischen Untergang und ohne die europäische Reaction nicht durch sich selbst in solchem Ganze um sich verbreiten konnte. Wer mit solider tugenhafter Spießbürgerlichkeit gezogen kommt, um die Wahrheit zu finden, wer mit poetischen Stangen und moralischem Hausgeräth auszieht, um den Geist zu fangen, der ist gewiß der schlimmste Kriegsknecht und der dümmste Sünder. Wer aber seinen Himmel und seine Seligkeit in die Schanze schlägt, um das Leben in seinen tiefsten Nerven zu erfassen und in alle seine Poren den Athem des Daseins einzuschlürfen, um Den versammelt Euch, Ihr Großen und Kleinen; an den erhabenen Sündern in der Weltgeschichte ist etwas zu lernen, nicht an den gemüthlichen Zimperlingen, die sich das häusliche Glück und den sentimentalen Parnaßschemel reserviren möchten, um ihr kleines Ich darin und darauf zu postiren. Napoleon war ein Verbrecher an den Rechten der Persönlichkeit und der individuellen Völkerfreiheit, weil er eine höhere Freiheit wollte, deren Sclave er selbst war. Hegel hat der Ichheit in allen Sphären der Wissenschaft ihre Eitelkeiten zertrümmert. Er hat sich an den harmlosen Phantasieen der Welt, an dem Gefühlsleben des Individuums versündigt, er hat die einzelnen Functionen der Seele in Bande geschlagen, um der Gesammtheit der Seelenkraft, dem absoluten Bewußtsein, eine Freiheit zu vindiciren, welche die Nothwendigkeit selbst in sich birgt. Wollt Ihr nun fragen, was daran Wahrheit sei und was Irrthum? O Ihr chemischen Denkkünstler, nehmt das Ganze als ein gewaltiges Phänomen, das Alles war, eine heilige Wahrheit und ein dämonischer Irrthum; beides trug die Erscheinung in ihrem Schooße nothwendig in sich. – In jedem großen, welthistorischen Irrthum ist ein Moment der Wahrheit; anders als in Extremen entwickelt sich nicht das Leben des Geistes, anders als in einseitiger Entäußerung einer Hälfte seines Wesens, baar und blank, kann die absolute Wahrheit niemals Gestalt gewinnen. So liegt in jeder Philosophie ein tiefer Irrthum, weil die nächstfolgende, wenn sie eine echte, weltgeschichtliche ist, sie widerlegt. Es liegt aber in jeder wahrhaften Philosophie zugleich eine ebenso gewichtige Wahrheit, weil sich in ihr der Urgedanke Gottes nach einer Seite hin zur Erscheinung bringt. Was wir Wahrheit einer Zeit nennen, darin liegt auch zugleich ihr Irrthum, den sie mit aller Heftigkeit verfolgt. Irrthum ist es, was die Menschen beseelt; darum erglühen sie für Das oder Jenes, wie es der treibende Geist der Zeit erheischt, und drängen Jedwedes auf seine jähe Spitze rechts und links, bis es nicht weiter kann auf der schwindelnden Höhe und sich hinabstürzt und nicht mehr ist. Die Geschichte ist eine Kette von Extremen; in einem Dilemma kommt es immer darauf an, auf welchem Punkte sich die größte intensive Kraft entwickelt und sich Ausdehnung verschafft. Im Vollgefühl geistiger Macht liegt und lag immer der Sieg, und wo Sieg ist, da ist Wahrheit, solange der Sieg Sieg bleibt, denn wenn der Siegende aufhört zu siegen, so hört er auch auf, die Wahrheit seiner Zeit zu vertreten. Wo die tiefste Begeisterung, der größte, rücksichtsloseste Drang, die verzehrendste Liebe, da ist die Wahrheit der Zeit. So bewegt sich dies Leben der Menschen auf der wogenden Welle des Irrthums, in welchem sie ihre Wahrheit suchen; aber daß alles Einzelne verschwindet, sobald es sich ausgelebt hat, beweist eben, daß die Wahrheit einer Zeit nie die absolute Wahrheit sein kann, daß der Moment der Wahrheit, in dem der Irrthum eines Geschlechts seinen Gipfelpunkt findet, nur wie ein Stern ist, der vom Himmel fällt; der ganze Himmel ist nie herausgekehrt im Erdenleben, und in der Bewegung aller Potenzen und aller geistigen Mächte des Lebens, in dem Auf- und Niedertauchen der Gestalten und Erscheinungen, die sich im Irrthum verzehren, wie sie der Irrthum erzeugte, ist nichts die absolute Wahrheit als eben diese Bewegung, dieser Negativitätsverlauf selber.

So hat Talleyrand, einer der unbewußt tiefsten Köpfe der Welt, immer den Irrthum, sobald er intensives Blütenleben entwickelte, als die Wahrheit des Moments erfaßt, indem er alle Nuancen und Schattirungen der Zeitideen mitfühlte, ja vorfühlte. Er hatte Stärke des Geistes genug, nichts Befreundetes zu kennen, an das er sich mit dauernder Treue gefesselt fühlte; die Zeit war sein Freund, seine Geliebte, sein Evangelium, sein ganzer Gott. In der Schlangenbewegung der modernen Zeit liegt das Täuschende, das Verrätherische, nicht in ihm, der den Wechsel ihrer Schicksale treu in sich aushielt, der sich nicht bei Seite schieben ließ, sich nicht aufgab, weil er die fortschreitende Zeit und ihr Heil nicht aufgab. In dem Individuum als solchem liegt nichts, in der Richtung, der er angehört, liegt Alles, das Gute und das Verderbliche. So muß ich denn, ein stilles, harmloses Kind der absoluten Philosophie, durch den Wurf der sich selbst treibenden Gedanken dazu genöthigt werden, offen das Absolute zu leugnen, insofern man es mit ruhigem Behagen an eine bestimmte Form und Gestalt gebunden sehen will. Das Absolute ist der Geist, und der Geist ist das Leben, und das Leben ist die ewige Bewegung. Wenn die absolute Wahrheit unverhüllt in einer einzigen Form ins Leben träte, wir würden erblinden und des Todes sein, wie Jupiter's Geliebte, die mit ihrem Drängen nicht abließ, den Gott in seiner Urgestalt zu schauen.

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