Karl Kraus
Glossen bis 1936
Karl Kraus

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Er hat das so im Handgelenk

Statt von Fräulein Binder spricht er von der Binderschen während Legal, der unter Jessner-Leopold kleinere Rollen gespielt hat, nun ein Verwalterich geworden ist. Nun kommen alle und wollen's ihm nachmachen, möchten um jeden Preis keß sein, Kritiker, die kaum fünfzig sind:

»Denn also will es der dämonische Filmmagnat, ein unglücklicher Courths-Mahlerich, mit satanischem Einschlag. –«

»– Ein konfuser Träumerich, der sich in das kleine blonde Tanzmädel verliebt hat –

Alles was diese Mosheim-Grete bis jetzt gespielt hat – »

So schreiben sie jetzt alle und nächstens wird's auch der Jacobs-Monty heraus haben. Ja wo Eigenart ist, kommen die andern. Wie er räuspert und wie er spuckt (ich meine sein Schenie und seinen Geist) haben sie ihm glücklich abgeguckt. Aber das was der Kerr-Alfred hat, ist eben derart unwiderstehlich, daß man sich schon vorstellen kann, auch schlichte botanische Bezeichnungen wie »'Wegerich«, »Lattich« und »Rettich« seien auf sein Beispiel zurückzuführen. Und solche Annahme wäre gewiß eher berechtigt als die Vermutung, die ein Dortmunder Kritiker geäußert hat, nachdem ich die »Pandora« vorgetragen hatte. Er trat – in der Pause vor dem »Traumstück«, worin die Nuance aber nicht vorkommt – an einen literarisch gebildeten Hörer heran mit der Frage: »Sagen Sie mal, Doktor – weil ich nämlich den ersten Anfang versäumt habe – das, was er da gelesen hat – das war doch wohl von Kerr?« (Nach empfangener Aufklärung ging er hin und ward mein Besprecherich.)

Der Fordschritt

(Der standardisierte Mensch.) Henry Ford hat kürzlich hundert Millionen Dollar für die Errichtung einer Schule gestiftet, die er die Schule der Zukunft nennt. »Ich habe so lange Autos fabriziert«, erklärte er, »bis ich den Wunsch bekam, nunmehr Menschen zu fabrizieren. Die Losung der Zeit ist Standardisierung.« – Die erste Musterschule Fords, die ihre Tätigkeit bereits begonnen hat, nimmt nur Knaben im Alter von 12 bis 17 Jahren auf. Verpönt sind Sprachen, Literatur, Kunst, Musik und Geschichte. – Die Lebenskunst müssen die Schüler lernen, sie müssen verstehen, zu kaufen und zu verkaufen –

Endlich einmal tabula rasa mit Vorwänden, die dem einzigen und wahren Lebenszweck vielfach hinderlich waren!

Woran sie arbeiten

Franz Lehar
Woran ich jetzt arbeite? ... Ich warte noch immer auf das Buch der Bücher!

Ernst Lissauer
Ich mache die Proben meines Dramas »Luther und Thomas Münzer« mit, das von Ende Juni an im Rahmen der Augsburger Festwochen zum vierhundertjährigen Jubiläum der Augsburgischen Konfession gespielt wird, und gehe dann an den Starnberger See.

Man erfährt also in einem, wo er den Sommer verbringt. Was die Augsburger Konfession betrifft, so hätte sie es mithin weit gebracht, aber was ist das gegen Lehar, der offenbar die katholische Bibel zu komponieren vorhat.

Eine gewisse Ähnlichkeit zwischen mir und Franz Joseph

immer schon durch das Moment der unermüdlichen Arbeit gegeben, stellt sich durch die jetzt veröffentlichten Briefe deutlicher heraus. Nicht gerade wegen der Mißbilligung Goethes und Shakespeares (»wir haben bessere Sachen und Leute zu feiern«); aber eine gewisse lebendige Fähigkeit, zu sehen und zu formulieren, scheint ihm, bevor er, gleich mir, zum Symbol allen Stillstands wurde, in der Tat geeignet zu haben. Er schrickt hin und wieder – für Napoleon III. – vor der Bezeichnung »Schuft« nicht zurück und seine Betrachtung der politischen Dinge findet den Ausdruck:

Aber eine solche Niederträchtigkeit einer- und Feigheit andererseits, wie sie jetzt die Welt regiert, ist doch noch nie dagewesen; man fragt sich manchmal, ob alles, was geschieht, wirklich wahr ist. Ich verliere aber den Mut nicht und hoffe auf eine bessere Zukunft.

Der Unterschied ist, daß ich diesen Optimismus – der wieder mehr auf eine Ähnlichkeit mit Schober weisen würde – nicht teile, und ferner: daß ich den Zweifel an der Unwahrscheinlichkeit des Wirklichen eben vor der franzjosephinischen Welt und ihrer unseligen Hinterlassenschaft empfinde.

Le roi s'ennuie

Aus den Briefen Franz Josephs an seine Mutter:

»– Und jetzt sitzen die Brüder mit Georg (von Sachsen) seit ? 7 Uhr in Torquato Tasso, was zur 100jährigen Feier des Altvaters Goethe glorreichen Angedenkens gegeben wird. Diese unnütze Feier hätten wir uns hier wohl schenken können, wir haben bessere Sachen und Leute zu feiern. Das Stück freut Georg sehr, auf mich wirkt es ungeheuer ennuyierend. Ich werde nur einen Augenblick wegen Georg hinfahren, weshalb ich jetzt schließen muß.«

»– Gestern war ich mit Sisi (Elisabeth) im »Sommernachtstraum« von Shakespeare im Burgtheater. Es war ziemlich langweilig und ungeheuer dumm. Nur Beckmann mit einem Eselskopf ist amüsant. –«

Verhatschtes Füßeln

Vorhalt an Herrn Schober:

– Sich an den Tisch der Demokratie setzen, und unter dem Tisch mit den Faszisten füßeln, das geht auf die Dauer nicht.

Schon aus dem Grunde nicht, weil am Tisch der Demokratie keine Faszisten zu sitzen pflegen. Es ginge nur, wenn sie unter dem Tisch versteckt wären, was ja irgendwie seine Richtigkeit hat, aber doch wieder nicht das richtige Füßeln ergäbe. Hätten es die Faszisten zu einem Platz am Tisch der Demokratie gebracht, dann dürfte sie gegen das Füßeln nichts mehr einwenden. Ihr Publizist – der Deutsch heißt – wollte sagen, es gehe auf die Dauer nicht, sich an den Tisch der Demokratie zu setzen und mit den Faszisten am Nebentisch zu kokettieren – eine Metapher, die Schobers Treublick durchaus angestanden hätte.

In Sensationslettern

Eine österreichische Schauspielerin nach Leipzig engagiert.

Schwer vorstellbar, wie es seinerzeit, sooft eine Eule nach Athen getragen wurde, gemeldet worden sein mag.

Die Tugend wird belohnt

Freudig erregt, als sollten für sie nun bessere Zeiten anbrechen – ordentlich Herzklopfen hat sie –, meldet die Neue Freie Presse:

Eine der größten amerikanischen Filmgesellschaften hat, nach amerikanischen Nachrichten, ihre Propaganda jetzt auf eine ganz andere Basis gestellt. Von nun an werden sämtliche Theater dieser Gesellschaft ausschließlich nur in den Zeitungen inserieren und in dieser Form ihre Programme bekannt geben. Die bisher üblich gewesene Plakatierung wird in Zukunft gänzlich unterbleiben. Zur Begründung dieser Maßnahme teilt die Gesellschaft folgendes mit:

Die Zeitungen haben in der Entwicklung des Films eine führende Rolle gespielt und große Hilfe geleistet. Sie sind nicht nur das beste Reklamemedium, sondern haben auch durch ihre kritischen Betrachtungen das Interesse des Publikums am Film wachgehalten, was von ungeheurem Wert war. –

Zweifellos werden auch andere amerikanische Firmen diesem Beispiel folgen. In den Plakatierungskonzernen, die damit einen ihrer größten Konsumenten verlieren, herrscht über diese Maßregel begreiflicherweise die größte Bestürzung.

Haben es sich selbst zuzuschreiben! Warum bringen sie keine kritischen Betrachtungen?

Lippowitz hat's eilig

Irrsinniger Friseur ermordet sieben Kunden.
Millionärssohn wird Berufstänzer.
Kind zu Tode mißhandelt.
Lokomotive fährt in Menschenmenge.
Deutscher Offizier beim Baden in Westerland ertrunken.
Tiroler Landesregierung für Major Pabst.
Siamesischer Prinz beim Papst.
König von Spanien löst seinen Rennstall auf.
Quartierfrau erschießt ihren Mieter.
Parlamentarismus wird reformiert.
Siebzehnjähriger ermordet seine Geliebte.
Verfassungsgerichtshof verwirft Dispensche.
Mädchenhändler in Marienbad verhaftet.
Irrsinnige Mutter erschlägt ihre beiden Kinder,
Regierung dankt Italien.
Jude deutscher Zentrumskandidat

Wie die österreichische Sittlichkeit spricht

– Im Zuge des zunächst wegen Übertretung gegen die öffentliche Sittlichkeit eingeleiteten Strafverfahrens ergab sich auch der Verdacht, daß in einem an die Bar des Kaffeehauses angrenzenden Raum, dem mit besonderer Pracht ausgestatteten »türkischen Zimmer« sich sehr häufig mit Wissen des Cafetiers unsittliche Vorgänge abgespielt haben sollen. Es wurde daher auch gegen Scheffel eine Anklage wegen Kuppelei nach § 515 St. G. erhoben. –

– Bezüglich des türkischen Zimmers hatte er erklärt, daß er selbst dieses Zimmer nach orientalischem Muster mit besonderer Pracht ausgestattet habe, daß dieses Zimmer eine Deckenbeleuchtung von 480 Glühlampen hatte und daß i nsbesondere auch dieser Raum, der für solide Gesellschaft bestimmt war, durch einen Wandkasten versteckt eine geheime, in den Kellergang führende Ausgangstür hat. Der Angeklagte hat auch zugegeben, daß im türkischen Zimmer, mit Rücksicht auf die kostbare Ausstattung, von Getränken nur Sekt serviert worden sei, daß jedoch seines Wissens in diesem türkischen Zimmer niemals unzüchtige Vorgänge sich abgespielt hätten.

Anlangend den Schuldspruch wegen Übertretung gegen die öffentliche Sittlichkeit führte der Richter aus, daß nach dem Ergebnisse des Beweisverfahrens Herr Scheffel sich einer Angestellten gegenüber in der Telephonzelle, einer anderen Angestellten gegenüber im Garderoberaum unsittlich benommen habe in einer Weise, die geeignet war, öffentliches Ärgernis zu erregen. Es muß, erklärte der Richter, der Eintritt des öffentlichen Ärgernisses nicht unmittelbar der Tat gefolgt sein, es genügt, daß das unsittliche Vorgehen des Angeklagten von dritten Personen beobachtet werden konnte und nachher Gegenstand einer Erörterung war.

Anlangend die Verurteilung wegen Kuppelei nach § 515 St. G. führte der Richter zunächst bezüglich des türkischen Zimmers aus, daß dieses Zimmer, wie der Angeklagte behauptet, wohl eine Sehenswürdigkeit Wiens sein mag und auch nach orientalischem Muster eingerichtet wurde, daß aber beim Lokalaugenschein der erste Eindruck von diesem Zimmer der war, daß dieses Zimmer keineswegs für harmlose ernste gesellschaftliche Unterhaltung bestimmt war, sondern dazu bestimmt sei, Personen beiderlei Geschlechtes ein ungestörtes Beisammensein zu ermöglichen. Aus dem Beweisverfahren sei auch zutage getreten, daß in dem türkischen Zimmer Unzüchtigkeiten, wie es im § 515 angeführt ist, vorgekommen sind und daß die unzüchtigen Vorkommnisse auch von außen durch die Lüftungsklappe beobachtet werden konnten. Daß der Angeklagte, wenn er dies auch in Abrede stellt, von den Vorgängen im türkischen Zimmer Kenntnis hatte, gehe daraus hervor, daß in dem türkischen Zimmer Sektzwang war, weiter gehe dies aus der moralisch-sittlichen Veranlagung des Cafetiers und aus dem Zwecke des türkischen Zimmers hervor. –

Weißwurst und Gänseleber

Sechzig süddeutsche Metzgermeister reisen nach Paris.

Unter diesem Titel hat einer der Fleischer-Verbandszeitung (Berlin, Nr. 149 vom 28. Juni) seine feuilletonistische Begabung zur Verfügung gestellt – denn auch das kann man – und plaudert wie folgt:

– Die »Weißwurst aus München« kommt zur »Pariser Gänseleber«, um zu lernen. Genau betrachtet hat diese kleine Begebenheit noch eine besondere Bedeutung. Darum haben wir die fünftägige Studienreise mitgemacht.

Da wird wohl mancher Happen abgefallen sein.

Münchner, Augsburger, Ulmer und Pariser Metzgermeister saßen an einem Tisch beisammen. Sie haben sich gewiß nicht recht gut verstanden, was die Sprache anbetrifft. Und doch fühlten sie sich miteinander verbunden durch das gemeinsame Handwerk.

Man sprach nicht über Politik:

Man sprach über das, was beiden Teilen gemeinsam und in gleicher Weise am Herzen lag.

Man sprach über den Beruf.

Tauschte Erfahrungen aus über die besten Methoden Würste zu räuchern und Schinken zu konservieren. Die Wursthaut war, wenn man so sagen darf, die gemeinsame Brücke zur Verständigung.

Man darf. Aber die Wursthaut kann mehr.

Es schien dabei, als seien die Münchner Weißwurst und die Pariser Gänseleber nicht nur der Mittler zwischen Münchner und Pariser Metzgermeistern, sondern als seien sie auch irgendwie ein Verständigungsweg zwischen zwei Völkern. Als seien sie ein ganz kleiner, liebenswürdiger, sehr inoffizieller, sehr menschlicher Beitrag zur Völkerversöhnung.

Das könnte wahr sein. Wenn die Außenpolitik den Völkern endlich wurst wäre, könnte die Wurst mit besserem Gelingen Außenpolitik machen. Und der Feuilletonist der Weißwurst, die ein Weißbuch ersetzen könnte, beschreibt nun, wie abseits jeder Politik die Menschen standen, die da in Paris miteinander durch Schlachthöfe, Viehmärkte und Wurstfabriken gewandert sind. Genau betrachtet waren sie:

»Volksvertreter« im wahrsten Sinne des Wortes.

Sie vertrugen sich ganz ausgezeichnet:

Hatten alle das eine Interesse, gute Würste zu machen und von einander zu lernen. Es spielte dabei absolut keine Rolle, daß der eine Teil in einem Lande lebt, das den Weltkrieg gewonnen, der andere Teil in einem, das ihn verloren hat.

Verloren oder gewonnen –

das haben die Kollegen aus Süddeutschland sofort erkannt: Deswegen müssen sich die Herren in Paris nicht einen Deut weniger plagen, um ihr Geld zu verdienen, als sie selbst. Und diese Erkenntnis hat in ihrer sympathischen Versöhnlichkeit dazu beigetragen, daß man sich verstand.

Auch die Pariser Kollegen mußten es erkennen, und darum hat sich Herr Jumin, der Präsident des französischen Fleischersyndikats mit Herrn Geheimrat Würz – zwei, die sich plagen müssen, um ihr Geld zu verdienen – photographisch aufnehmen lassen. Da aber ist der Wurstpazifist beim springenden Punkt angelangt, wo man sich kein Wurstpapier vor den Mund nimmt:

Wir wollen das ruhig einmal aussprechen: Wenn die Schriftsteller Karl Kraus aus Wien oder Alfred Kerr aus Berlin in Paris Vorträge halten, so ist das gewiß ganz schön und für einen sehr kleinen Kreis wohl auch ein besonderes Ereignis. Aber im Grunde sind diese Dinge ganz belanglos und ohne ernsthafte Wirkung. Wir sind der Überzeugung, daß die Verständigung zwischen kleinen Leuten, zwischen wahren ›Volksvertretern‹ unendlich wichtiger ist als alles andere. Aus dieser Perspektive gesehen war die Studienreise der netten, gewichtigen süddeutschen Metzgermeister eine sympathische und erfreuliche Sache.

Diesem Gedankengang wäre in keinem Punkte zu widersprechen, höchstens etwa durch den Zweifel, ob es gar so schön ist, wenn der Alfred Kerr in Paris Vorträge hält. Immerhin dürften die Studienreisenden von ihm mehr wissen als von mir, da sein Name manchem von ihnen schon auf Wurstpapier aufgefallen sein dürfte. Aber wichtiger selbst als daß ich in Paris Vorträge halte, ist gewiß, daß die Metzger gutzumachen suchen, was die Schlächter angerichtet haben, und es ist ganz vernünftig, daß der Fleischerverbandsfeuilletonist auch einem Austausch der Bäcker, Schneider, Schuster, Köche und anderer Berufe das Wort redet. Nur schade, daß die Völkerversöhnung, soweit sie die netten, gewichtigen Metzgermeister eingeleitet haben, ein wenig wieder dadurch gefährdet wird, daß ihr Wortführer – als Fazit der Studienreise und in Sperrdruck –

allerdings sagen muß, daß man in Paris, sowohl was die baulichen Anlagen betrifft, als auch in punkto Hygiene und Humanität weit hinter den deutschen Schlachthäusern zurück ist. Der Pariser Schlachthof Villette läßt sich an Fortschrittlichkeit und Sauberkeit keineswegs etwa mit dem Münchner Schlachthof vergleichen. Besonders interessant ist dabei die Tatsache, daß die Tötung der Tiere in einer Weise ausgeführt wird, wie sie in Deutschland, speziell in München, schon längst als unhuman abgelehnt ist.

Und nachdem die »reichlich rückständige und für unsere Begriffe rohe Tötungsart« der Gastgeber beschrieben ist, wird noch das Lob der französischen Liga für Tierschutz ausgeschlachtet, die ausdrücklich empfiehlt, »gerade von Deutschland in dieser Hinsicht etwas zu lernen«. Das mag richtig sein und ohne Zweifel ist der nationale Wetteifer solcher Bestrebungen überaus erfreulich nach Ablauf einer Epoche, in der schon längst als inhuman abgelehnte Tötungsarten an Menschen die nationale Glorie mehren halfen. Alles in allem wäre der berechtigte Stolz auf die hygienische Anlage einer Schlachtbank auch sicherlich der Verlogenheit von Generalstabsberichten vorzuziehen. Immerhin wird der ganz kleine, liebenswürdige, sehr inoffizielle, sehr menschliche Beitrag zur Völkerversöhnung, wenn man so sagen darf, durch einen Mißton der Revanchepolitik Eingeladener gestört und die Brücke der Verständigung, die die Wursthaut bildet, am Ende leider abgebrochen.

Was man so am Sonntag erfährt

Der Tag:

Heute, zum fünfundzwanzigjährigen Jubiläum der »Weltbühne‹, muß gesagt werden, daß – Aber auch, wie unendlich traurig es ist, daß wir in Österreich überhaupt keine Zeitschrift haben, geschweige denn eine, die sich mit der »Weltbühne‹ messen könnte.

Neues Wiener Journal:

Im Augustheft des »Kunstwart‹ erzählt Josef Hofmiller, daß 1913 der Nobelpreis für unseren Rosegger erhofft, aber dann an Rabindranath Tagore verliehen wurde. Soviel ich weiß, ist bisher noch kein anderer österreichischer Dichter für den Nobelpreis auch nur in Frage gezogen worden. Uns zu bewerben sind wir zu stolz –

Das ewige happy ending

Deren Autor bringt als happy ending eines amerikanischen Feuilletons das folgende:

– Aber das ewige happy ending des Filmes hatte seinen Einfluß auf die Schaubühne – Das ewige happy ending schuf auch im Kino eine Stimmung der absoluten Sorglosigkeit. – Das ewige happy ending hat die Empfindung des Tragischen, besonders in der jungen Generation, fast vollständig vernichtet, und das ist eine Sache, gefährlicher, als sie aussieht. Durch das ewige happy ending ist die Menschheit um eine große, ungeheuer wertvolle Schönheit ärmer geworden –

Faktisch fürwahr in der Tat wirklich ein ewiges happy ending.


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