August von Kotzebue
Die deutschen Kleinstädter
August von Kotzebue

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Neunte Szene

Bürgermeister im brokatnen Schlafrock. Vorige.

Bürgermeister. Nun, Klaus? man referiere den Zusammenhang der schrecklichen Begebenheit.

Klaus. Ew. Gestrengen wissen doch, daß ich der Delinquentin alle Abend ein halbes Pfund Brot und einen Krug Wasser aus dem Stadtgraben bringen mußte? nun, das geschah auch heute. Sie war lustig und guter Dinge. Die Handschellen saßen fest. Ihr gutes Bett von altem weichen Stroh war aufgeschüttelt. Ich wünsche ihr Glück zu ihrem morgenden Ehrentage, schließe zu, versiegle, gehe zu Bett. Vor einer Stunde stößt mich meine Frau mit dem spitzen Ellbogen in die Seite und spricht: Hör einmal, wie oben die Katzen lärmen. Was, Katzen! ruf ich bedenklich: denen ist längst verboten, auf dem Rathause zu erscheinen, seitdem, zur höchsten Ungebühr, einst eine Katze den Stuhl des Herrn Bürgermeisters zum Wochenbette erkoren.

Bürgermeister. Nur weiter.

Klaus. Ich horche – ich lausche – ich mutmaße – ich verwundre mich – das mag wohl so eine halbe Stunde gedauert haben –

Bürgermeister. Viel zu lange!

Klaus. Endlich sammle ich meine Lebensgeister. Ich stehe auf, zünde mein Laternchen an, schleiche hinauf, riegle los, stecke den Kopf hinein – rührt mich der Schlag auf der Stelle! das Nest leer – der Vogel ausgeflogen!

Bürgermeister. Mit Satans Hülfe?

Klaus. Wie sonst? Die Handschellen hat sie abgestreift, die Wand durchbrochen, ist in meine Schinkenkammer gestiegen, hat einen Schinken und drei Würste aufgepackt, und fort ist sie!

Bürgermeister. Eine Hexe! sie muß verbrannt werden! ich mache einen Bericht an die Kammer – der Oberförster muß herrschaftliches Holz zum Scheiterhaufen liefern.

Klaus. Ja, wenn wir sie nur erst wiederhätten!

Bürgermeister. Verdammter Streich! Neun Jahre lang hab ich es mir sauer werden lassen, zu der Höhe eines Stockwerks sind die Akten angewachsen, (mit Pathos) morgen erschien endlich der große Tag, an dem ich die Früchte meines Fleißes ernten sollte – schon harrt ganz Krähwinkel der feierlichen Stunde entgegen – schon winkt der Pranger zu Ehr' und Ruhm des Hochweisen Stadtrates – und siehe, zerplatzt sind meine stolzen Hoffnungen wie die Seifenblasen der Gassenbuben!

Klaus. Meine Reputation! meine Sporteln! mein Schinken!

Bürgermeister. Ist denn keine Spur zu entdecken, ob vielleicht eine verruchte Hand zu der Flucht beförderlich gewesen?

Klaus. Der Satan, sonst keine Christenseele. Das Weib ist im letzten Kriege als Marketenderin mit in Lothringen gewesen, da hat sie den Teufel kennenlernen. Eine abgefeimte Kreatur! Die Worte wußte sie zu setzen wie eine Edelfrau, und lesen tat sie den ganzen Tag. Ein paar Bücher lagen auch noch auf dem Tische und ein schmutziger Zettel. Ich kann nicht lesen.

Bürgermeister. Her mit dem Zettel! (Er liest beim Licht der Laterne.) »Ein Hochweiser Rat wird verzeihen, daß ich ihm den morgenden Spaß verderbe –« Spaß? es war nichts weniger als Spaß.

Klaus. Hätten wir dich nur wieder! wir wollten dich bespaßen.

Bürgermeister (liest). »Die Zeit wurde mir endlich gar zu lang. Ich hatte Lust, frische Luft zu schöpfen –« Hätte sie denn nicht warten können, bis sie am Pranger stand?

Klaus. Undankbares Mensch! Neun Jahr ist sie gefüttert worden.

Bürgermeister (liest). »Dem Herrn Vizekirchenvorsteher verdank ich meine Befreiung« – Wie! was! mein Bruder? ist er rasend?

Klaus. Gott sei Dank, so halten wir uns an den.

Bürgermeister (liest). »Er hat die Güte gehabt, mir manch schönes Buch aus seiner Lesebibliothek zu leihen« Das hat ihm der Teufel geheißen! – (Liest.) »unter andern ›Trencks Leben und Flucht aus dem Gefängnisse‹.« – ich wollte, er säße selber darin! - (Liest.) »Aus diesem Buche hab ich gelernt, durch Mut, Geduld und Geschicklichkeit meine Flucht vorzubereiten. Der Augenblick ist gekommen – ich fliehe! –«

Klaus. Das ist nicht wahr, sie ist schon fort.

Bürgermeister (liest). »Dem gestrengen Herrn Bürgermeister danke ich für sein verschimmeltes Brot –« Dummer Schnack! ich soll ihr wohl Kuchen schicken? (Liest.) »dem Herrn Ratsdiener Klaus für sein schlammigtes Wasser –«

Klaus. Es ist erlogen! der Stadtgraben hat unterirdische Quellen.

Bürgermeister (liest). »Sämtlichen Einwohnern von Krähwinkel empfehle ich mein Andenken. Ich bereue von Herzen, vor neun Jahren die Kuh gestohlen zu haben, denn sie war sehr mager.«

Klaus. Der Umstand ist richtig.

Bürgermeister (liest). »Der Himmel segne dafür den Herrn Bürgermeister mit Fett, und lasse ihm auch den morgenden Festbraten gedeihen. Eva Schnurrwinkel.« – O du vermaledeite Eva!

Klaus. Du Schlange!

Bürgermeister. Du Basilisk! Wie werden nun die Rummelsburger frohlocken! meine Ehre! der Ruhm der Stadt Krähwinkel! Alles verloren! – Hört, Klaus! wißt Ihr keinen unter unserer getreuen Bürgerschaft, der aus Patriotismus und um der Ehre willen – man könnt' ihm ja eine Larve vorbinden.

Klaus. Es tut's keiner, gestrenger Herr Bürgermeister. Zusehen wollen sie alle; aber wenn einer selber hintreten soll, zum Wohl des Staats, ja, da ist niemand zu Hause.

Bürgermeister.. Wehe! wehe! – und – mein Bruder! mein verdammter Bruder! der schläft quasi re bene gesta. (Er trommelt an des Bruders Haus.) Heda da! holla! heda!

Herr Staar (am Fenster). Tausend Sapperment! wer klopft so spät? Packt Euch fort! ich verkaufe nach zehn Uhr keinen Kaffee mehr. (Schlägt das Fenster zu.)

Bürgermeister. Nun höre mir einer den Maulaffen! ich, Bürgermeister, auch Oberältester, komme zum Gewürzkrämer um ein Lot Kaffee, (klopft wieder) heda! holla!

Herr Staar (am Fenster). Wenn Ihr nicht bald geht, so laß ich die Polizei aus dem ersten Schlafe wecken.

Bürgermeister. Sei der Herr Bruder nur selber froh, wenn sie fortschläft.

Herr Staar. Sieh da! ist's der Herr Bruder? was bringt denn der so spät?

Bürgermeister. Eine Hiobspost. Komme der Herr Bruder nur herunter.

Herr Staar. Ei, ei, es brennt doch nicht?

Bürgermeister. Wollte Gott, die halbe Stadt wäre lieber abgebrannt, und des Herrn Bruders Haus vor allen.

Herr Staar. Behüte der Himmel! Ich komme schon. (Er macht das Fenster zu.)

Bürgermeister. Komm nur, komm nur. Eine ehrsame Bürgerschaft hat sich auf den morgenden Tag so gefreut; haben sich neue Röcke machen lassen und fette Schweine geschlachtet. Wenn sie hören, daß durch seine Schuld nichts passiert, so sind sie kapabel, ihm das Haus zu stürmen und seine ganze Lesebibliothek an den Pranger zu nageln.

Klaus. Desto besser. Sie besteht so aus lauter Raubgesindel.

Zehnte Szene

Herr Staar im Nachthabit. Vorige.

Herr Staar. Nun? was gibt es denn?

Bürgermeister. Schöne Dinge hat der Herr Bruder angerichtet, kostbare Dinge.

Herr Staar. Wer? ich?

Bürgermeister. Mit seinen verdammten Büchern!

Herr Staar. Verdammt? sie haben alle die Zensur passiert.

Bürgermeister. Wer hat dem Herrn Bruder von Obrigkeits wegen erlaubt, einer Delinquentin die Zeit zu vertreiben?

Herr Staar. Du lieber Gott! es will ja doch heutzutage alles lesen. Delinquenten haben so gut Langeweile als vornehme Leute. Aus Barmherzigkeit hab ich ihr dann und wann einen Banditen oder so ein Ungetüm zugesteckt.

Bürgermeister. Vortrefflich!

Herr Staar. Auch wohl ein neues geistliches Lied nach Jakob Böhm, da hat sie sich erbaut.

Bürgermeister. Eine herrliche Erbauung! Zum Teufel ist sie gegangen.

Herr Staar. Was?

Bürgermeister. Durch die Mauer hat sie gebrochen.

Klaus. Meine Schinken hat sie gestohlen.

Bürgermeister. Und bedankt sich bei dem Herrn Bruder.

Herr Staar. Bei mir?

Bürgermeister. Da! da! nehme der Herr Bruder die Laterne und lese.

Herr Staar (tut es).

Sperling (am Fenster). Was murmelt? was flüstert? was brummt? was zischelt?

Bürgermeister (der Sperling gewahr wird). Da haben wir's! Alle Narren in ganz Krähwinkel werden noch aufwachen.

Sperling. Was seh ich? was hör ich? was vermut ich?

Bürgermeister. Ist der Herr flink auf den Beinen, so komm' Er herunter und setze ihr nach.

Sperling. Ist meine Braut davongelaufen? ich komme auf den Flügeln des Sturmwinds. (Er schlägt das Fenster zu.)

Bürgermeister (zu Staar). Nun? wie schmeckt es?

Herr Staar. Der Herr Bruder sieht mich voller Erstaunen –

Bürgermeister. Was hilft mich das? ich kann sein Erstaunen nicht an den Pranger stellen.

Eilfte Szene

Sperling im Nachthabit. Vorige.

Sperling. Da bin ich! da bin ich! wer hat sie entführt?

Bürgermeister. Der Satan!

Sperling. Ich merke schon, weiß schon, verstehe schon; der Satan heißt Olmers.

Bürgermeister. Ist der Herr verrückt? wer red't denn von meiner Tochter? Die Delinquentin ist fort.

Sperling. Die Delinquentin?!

Klaus. Samt Schinken und Würsten.

Bürgermeister. Der Herr Bruder hat ihr durchgeholfen.

Herr Staar. Sie hat den »Trenck« gelesen.

Sperling. All ihr himmlischen Mächte! was hör ich! was vernehm ich! Morgen kein Fest! kein Pranger! keine Verlobung! – Was soll nun werden aus meinen Kunstwerken?! Ein Sonett hab ich gedichtet auf die Delinquentin! ein Triolett auf den Galgen, den dreibeinigten!

Bürgermeister. Ich wollte, daß ihr alle daran hinget.

Herr Staar. Was ist anzufangen?

Bürgermeister. Ja, da stehn wir nun wie eine Herde Ochsen am Berge.

Sperling. So ein unterbrochenes Opferfest!

Herr Staar. Die Rummelsburger lachen sich tot.

Bürgermeister. Das ist das wenigste. Aber was wird man in der Residenz dazu sagen?

Herr Staar. Keine Ordnung, wird es heißen.

Bürgermeister. Keine Vorsicht, keine Wachsamkeit.

Herr Staar. Der Minister wird außer sich sein.

Bürgermeister. Der König in Zorn geraten.

Herr Staar. Der Herr Bruder wird abgesetzt.

Bürgermeister. Und der Herr Bruder kömmt ins Zuchthaus.

Herr Staar. O weh! o weh!

Bürgermeister. Dreimal weh!

Herr Staar. Man muß Sturm läuten! ihr nachsetzen!

Bürgermeister. Es ist ja stockfinstre Nacht.

Herr Staar. Befehle der Herr Bruder, daß die Laternen angezündet werden, gleich auf der Stelle.

Bürgermeister. Es steht ja Mondschein im Kalender.

Herr Staar. Wenngleich! es gilt des Staates Wohlfahrt! Ich liefre das Öl. Herr Klaus, hieher! hier vor meinem Hause mach Er den Anfang.

Klaus. Herzlich gern, wenn ich nur meine Schinken dadurch zu sehen bekäme. (Indem er die Laterne anzünden will, erblickt er die Versteckten und schreit.) Ah! die Delinquentin! da steht sie leibhaftig!

Alle. Wie! was!

Klaus. Und der Satan neben ihr!

Bürgermeister. Hervor! hervor! du gottlose Kreatur!

Klaus (Sabinen beim Arm fassend). Wo sind meine Würste?

Sabine (kniend). Ach, mein Vater!

Bürgermeister und Herr Staar. Was? Sabine?

Sperling. Die Jungfer Braut?

Klaus. Ein satanisches Blendwerk.

Olmers (hervortretend). Herr Bürgermeister –

Bürgermeister und Herr Staar. Und unser Gast?

Sperling. Hab ich's nicht gesagt?

Bürgermeister. Wie kömmst du hieher? Was machen Sie hier?

Sabine. Morgen, mein Vater, sollen Sie alles wissen. Der Zufall hat uns überrascht. Ich liebe Olmers. Ich verabscheue Sperling.

Sperling. Barbarin!

Sabine. Olmers hat Vermögen, hat einen Titel, ist ein Schulfreund des Ministers –

Olmers. Und würde sich glücklich schätzen, die unangenehme Begebenheit, von der er soeben Zeuge gewesen, bei Hofe zu vermitteln. Denn es ist nicht zu leugnen, die Sache ist sehr schlimm und bedenklich.

Bürgermeister (ängstlich). Meinen Sie in der Tat?

Herr Staar (ebenso). Was stünde zu erwarten?

Olmers. Sie, Herr Bürgermeister, würden kassiert.

Bürgermeister (sehr erschrocken). Wirklich?

Olmers. Und Sie, Herr Vizekirchenvorsteher, würden eingesperrt.

Herr Staar. Ohne Gnade?

Olmers. Aber ich nehme alles auf mich und stehe für den guten Erfolg.

Bürgermeister. Wenn Sie das könnten –

Herr Staar. Der Herr Bruder muß auch bedenken, daß das Mädchen in unsrer Stadt ohnehin zum Gespötte werden wird. Mitten in der Nacht, auf offner Straße, mit einem jungen Burschen – es nimmt sie keiner mehr.

Sperling. Ich wenigstens nehme sie nicht.

Bürgermeister. Ja wenn ich auch wollte, von wegen der bedenklichen Aspekten – aber die Großmutter –

Sabine. Er hat einen Titel.

Bürgermeister. Hat er wirklich?

Frau Staar (am Fenster). Sind denn die bösen Geister diese Nacht alle los? was wird da unten vor Spuk getrieben?

Bürgermeister. Eben recht. Komme doch die Frau Mutter ein wenig herunter. Wir wollen Verlobung feiern.

Frau Staar. Auf der Straße? unter freiem Himmel? bei Nacht und Nebel? Das wäre mir eben recht. (Schlägt das Fenster zu.)

Bürgermeister (zu Olmers). Das sage ich dem Herrn, die Sache mit der Delinquentin muß beigelegt werden, ehe ist an keine Hochzeit zu denken.

Olmers. Ich stehe für alles.

Zwölfte Szene

Frau Staar im Nachthabit. Vorige.

Frau Staar. Nun? Herr Bau-, Berg- und Weginspektorssubstitut, was sind das einmal wieder für Romanenstreiche?

Sperling. Ei, von mir ist gar nicht die Rede.

Bürgermeister. Herr Olmers will Sabinchen heiraten, und Sabinchen will ihn.

Frau Staar. Und deshalb vexiert man mich aus dem Bette? Hab ich denn nicht meine Meinung schon rund und deutlich an den Tag gelegt? Nein, daraus wird nichts.

Herr Staar. Aber es hat sich allerlei zugetragen –

Frau Staar. Was kümmert's mich?

Bürgermeister. Der Herr kann uns aus einer großen Verlegenheit helfen.

Frau Staar. Gleichviel.

Herr Staar. Das Mädchen hat mit ihm hinter dem Laternenpfahl gesteckt.

Frau Staar. Desto schlimmer.

Bürgermeister. Sie bekommt nun doch keinen Mann.

Frau Staar. So mag sie als eine ehrsame Jungfrau sterben.

Bürgermeister. Der Herr hat Geld –

Frau Staar. Ist Numero 2.

Herr Staar. Und Verdienste –

Frau Staar. Ist Numero 3.

Bürgermeister. Er hat auch einen feinen Titel.

Frau Staar. Einen Titel? wie? was hat er denn für einen Titel?

Olmers (zieht sein Taschenbuch hervor). Wenn die Frau Untersteuereinnehmerin die Güte haben wollen, einen Blick auf dieses Papier zu werfen, so schmeichle ich mir, die Frau Untersteuereinnehmerin werden, nach den bekannten edlen Gesinnungen, welche die ganze Welt an der Frau Untersteuereinnehmerin rühmt 

Frau Staar (besänftigt). Nun, nun, der Herr ist ein höflicher Herr, das muß man ihm lassen. Was ist es denn für ein Titelchen?

Olmers. Geheimde Kommissionsrat.

Frau Staar (erstaunt). Rat!

Herr Staar (ebenso). Kommissionsrat!

Bürgermeister (ebenso). Geheimde Kommissionsrat!

Frau Staar. Ei, ei, das verändert allerdings die Sache. Etwas Geheimes haben wir in unserer Familie noch nicht gehabt. Ja, wenn dem so ist, und der Herr Geheimde Kommissionsrat unserm Hause die Ehre erzeigen wollen –

Olmers. Mein Glück ruht ganz in den Händen der Frau Untersteuereinnehmerin.

Frau Staar. Der Herr Geheimde Kommissionsrat dürfen auf mich zählen.

Olmers. Die Frau Untersteuereinnehmerin sind die Güte selbst.

Frau Staar. Und der Herr Geheimde Kommissionsrat ein Muster von guter Lebensart.

Bürgermeister. Nun wohlan, Kinder, kommt herein, daß wir sogleich einen Kontrakt und einen Steckbrief aufsetzen.

Herr Staar. Topp! wir wollen Punsch machen. Ich hol euch Zitronen. (Ab in sein Haus.)

Olmers. Darf ich die Ehre haben, der Frau Untersteuereinnehmerin die Hand zu bieten?

Frau Staar. Der Herr Geheimde Kommissionsrat finden jederzeit an mir eine bereitwillige Dienerin.

(Olmers führt sie in das Haus.)

Bürgermeister (zu Sperling). Nehme mir's der Herr nicht übel. Wenn das Vaterland in der Klemme ist, da muß ein guter Patriot allenfalls seine Tochter dem Moloch opfern. (Ab.)

Sperling. Gehorsamer Diener!

Sabine (zu Sperling). Herr Bau-, Berg- und Weginspektorssubstitut, ich bitte um ein Hochzeitgedicht. (Sie verneigt sich tief und geht in das Haus.)

Sperling. Warte nur! eine Ehrenpforte will ich dir schreiben! ein Kunstwerk!

Klaus. Wer weiß, hinter welchem Zaune das Weib jetzt sitzt und an meinen Würsten schmaust.

Sperling. Herr Klaus, komm Er hinauf zu mir. Ich will ihm mein Triolett auf den Galgen vorlesen.

Klaus. Ei, ich habe den Teufel von Ihrem Trio! schaffen Sie mir meine Schinken! (Er geht fort.)

Sperling (allein). Ganz umsonst kann ich es doch nicht geschrieben haben. – Wenn nur der Nachtwächter käme. – (Zu dem Publikum mit süßer Höflichkeit.) Ist denn keiner, der sich heraufbemühen möchte, mein Triolett zu hören?

(Der Vorhang fällt.)

Ende


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