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Was kommt heutzutag häufiger vor als Rheumatismus? Vor 40 bis 50 Jahren kamen selten solche Zustände vor, und heutzutage tausendfach in allen Ständen; selbst die Landleute, die früher vor solchen Zuständen durch ihre schweren Arbeiten, ihren Schweiß geschützt waren, sind jetzt zahllos damit geplagt und oft zu ihrem Beruf ganz unfähig gemacht. Sicher haben diese Übel ihre Hauptursache in der großen Verweichlichung, der man zum Opfer gefallen ist. – Hier heißt es: Was einem Herkules wohlthut, zerreißt einen Schneider. Vor diesem fürchterlichen allgemeinen Übel schützt nur eine vernünftige Abhärtung und eine vernünftige Kleidung des menschlichen Körpers, damit der Körper nicht durch die Kleidung zu einer Treibhauspflanze werde.
Ich hatte einst einen Blumenstock in meinem Zimmer. Als er in der schönsten Blüthe und die Temperatur etwas kalt war, blieb zufällig das Fenster offen. Am Morgen bemerkte ich bald, daß einige Blätter, die dem offenen Fenster am nächsten waren, welke Flecken bekamen, die mit der Zeit etwas gebräunt wurden, und das Blatt hatte dabei so gelitten, daß es krankhaft blieb. Ich dachte, diese Blätter am kalten Fenster haben einen Rheumatismus bekommen, der so tief in's Blatt eingedrungen und Zerstörungen angerichtet hat, daß das Blatt krank bleibt. Gerade so geht es beim menschlichen Körper. Wenn an irgend einer Stelle des Körpers eine kalte Luft durch die Poren eindringt, wie wenn Wasser in ein Tuch eindringt, die Poren schließt und zusammenzieht durch die Kälte, so kann keine Ausdünstung mehr heraus, und so tritt eine größere oder kleinere Entzündung ein, die störend und zerstörend einwirkt. Durch die Entzündung entstehen krankhafte Stoffe, die sich nach und nach immer weiter ausdehnen und tiefer eindringen selbst bis zu den Knochen und Gelenken, daher Gelenk-Rheumatismus.
Geheilt kann ein solcher Zustand nur werden, wenn der angerichtete Schaden nach und nach beseitigt wird; und ist von außen der Schaden nach innen gedrungen, so muß von außen nach innen auf die Ausleitung eingewirkt werden. Man muß es machen, wie wenn ein Tropfen Tinte auf weiße Leinwand kommt, nämlich auswaschen.
Der Rheumatismus kann eine solche Herrschaft über den Körper bekommen und solche Zerstörungen anrichten, daß der Schaden nicht mehr ausgeheilt werden kann. Daß man hier so giftige Sachen nimmt zum Einreiben, kann ich nicht begreifen. Wenn schon die Luft schadhaft einwirkt, wie nachtheilig muß erst ein Gift durch die Poren wirken!
So kommt zu mir ein junger Bursche, 24 Jahre alt, und klagt, er könne sein Brod nicht mehr verdienen, er habe Gelenkrheumatismus bald im einen Fuß, bald im andern, bald in diesem, bald in jenem Theil des Körpers; er müsse oft Tage lang im Bett zubringen, es seien schon alle möglichen Mittel angewendet worden, Salben, Gifte und Doppelgifte. Nichts habe das Übel gehoben.
Für solche Zustände passen folgende Anwendungen:
In der Woche
1) zweimal den spanischen Mantel;
2) zweimal in der Nacht ganz waschen und
3) zweimal ein Halbbad.
So drei Wochen lang. Nach dieser Zeit war aller Rheumatismus verschwunden, und es fehlte nur noch eine vollständige Erholung und weitere Abhärtung, wozu ausreichte in der Woche zweimal ein Halbbad.
Die Wirkung der Anwendungen: Der spanische Mantel löst und leitet aus alle zerstörbaren zurückgebliebenen krankhaften Stoffe, reinigt somit die Natur. Die Waschungen und Halbbäder kräftigen die Natur, daß sie widerstandsfähiger wird, und kräftigen alle geschwächten, heruntergekommenen Theile. Der spanische Mantel wird hier deßhalb angewendet, weil der Körper kräftige Muskulatur hat.
Ein Schlosser leidet seit Jahren an Gelenkrheumatismus; er hatte schon viel gebraucht, aber keine Hilfe gefunden, lag oft mehrere Wochen im Bett, litt unsägliche Schmerzen und hatte häufig betäubende Mittel zur Stillung dieser Schmerzen genommen. Das Aussehen war fast todtenblaß, die Züge ganz eingefallen – ein wahrer Leidensmann!
Die ersten Anwendungen waren Oberguß und Schenkelguß. Auf diese schwollen beide Füße, besonders an den Knieen, so stark an, daß er die fürchterlichsten Schmerzen bekam. Er wurde eingewickelt von unter den Armen ganz hinunter in angeschwellte Heublumen, zwei Stunden lang. Noch am selben Tag bekam er Schenkelguß. In wenigen Stunden war der Schmerz fast ganz beseitigt. Auf wiederholte Obergüsse waren Arme und Schultern ebenfalls angeschwollen, und auch hier wurde warmer Heublumenwickel vorgenommen. So wurde vier Tage fortgemacht, täglich Wickel und täglich Ober- und Schenkelguß. Die Anschwellungen hörten auf, die Schmerzen verschwanden, als ob nie solche dagewesen wären. Nachher bekam er 14 Tage hindurch täglich Oberguß und Schenkelguß und in der zweiten Hälfte des Tages ein Halbbad. Er fühlte sich so gesund und kräftig und wunderte sich nur, wie diese einfachen Mittel und wohlfeilen Medicamente eine solche Wirkung hervorbringen konnten.
Die Heublumen lösten die Krankheitsstoffe auf und sogen sie aus. Die Güsse und das Halbbad kräftigten, bewirkten einen gleichen Blutlauf, gleichmäßige Naturwärme, und so kam die ganze Maschine wieder in den rechten Gang, und der gute Appetit und Schlaf ist der klarste Beweis seiner Gesundheit, Für weiter brauchte der nun Geheilte jede Woche zwei bis drei Halbbäder.
Ein Landmann mit 50 Jahren hat schreckliche Schmerzen in den Kniegelenken, Hüften und Knöcheln, ist vollständig arbeitsunfähig und muß die meiste Zeit im Bett zubringen; er leidet an diesem Übel mehr als zwei Jahre, hat viel gebraucht, und doch geht es stets schlimmer statt besser. Die Schmerzen rauben Appetit und Schlaf.
Hier hat der Rheumatismus harte Geschwülste gebildet, die aufgelöst, ausgeleitet werden müssen, und erst dann kann Gesundheit und Kraft wieder einkehren.
1) Acht Tage hindurch bekam der Kranke täglich einen Wickel, von unter den Armen ganz hinunter, von Heublumenabsud;
2) jeden Tag zweimal eine Ganzwaschung mit Wasser und
Essig ohne Abtrocknung;
3) Nach innen täglich dreimal drei Löffel voll Wermuththee.
Wie die Wickel alle krankhaften Stoffe auflösten, so brachten die Waschungen eine Steigerung der Wärme, Kräftigung und gleichmäßige Transspiration im Körper.
In 14 Tagen konnte der Hausvater wieder an sein Geschäft.
Eine Hausfrau hatte mehrere Monate hindurch Rheumatismus auf den Schultern, in den Armen und auch häufig in der Brust; wie sie sagte, hatte sie viel eingerieben und eingeschmiert, Heilung aber nicht gefunden. Wenn die Witterung schlecht war, mußte sie oft einige Tage das Bett hüten. Es wurde ihr befohlen, Wollhemden zu tragen. Sie erklärte, seit dieser Zeit sei der Schmerz noch ausgedehnter.
Wie ist diesem Übel abzuhelfen? Wie können diese rheumatischen Stoffe am leichtesten ausgeleitet und die ganze Natur wieder hergestellt werden?
1) In der Woche dreimal ein Hemd anziehen, in Heublumenwasser getaucht. Dieß wird alles Schadhafte auflösen und ausleiten. Durch diese Anwendung allein würden die leidenden Stellen und der Körper noch weichlicher werden; deßhalb ist nothwendig,
2) daß jeden Tag ein Oberguß und Knieguß vorgenommen werde, und weil nach 12 Tagen das Übel beseitigt war, so wurden zur allgemeinen Kräftigung des Körpers, und um denselben widerstandsfähiger zu machen, in der Woche drei und später zwei, endlich ein Halbbad genommen.
Ein Lehrer wurde auf ein halbes Jahr pensionirt, weil er berufsunfähig geworden war durch Rheumatismus. Er hatte ein etwas feuchtes Schlafzimmer, wo ein Theil der Mauer mehr schwarz als weiß ist; er war auch ängstlich, fleißig zu lüften, und so zog er sich einen recht peinlichen Zustand zu. Früher war er angeblich immer gesund gewesen. Es wird wohl kaum etwas diese Krankheit leichter und nachhaltiger verursachen, als eine feuchte Wohnung.
Das Allererste zur Heilung ist eine trockene Wohnung; 2) eine allgemeine Einwirkung und 3) eine Verbesserung des Blutes.
Folgende Anwendungen wurden gemacht:
1) In der Woche zwei- bis dreimal der spanische Mantel, der auflöst, auch alles Schadhafte ausleitet;
2) Halbbäder, welche die Natur abhärten und kräftigen;
3) nach innen eine kräftige Kost und täglich eine Tasse Thee von Wermuth, Salbei und Wachholderbeeren in drei Portionen.
Nach drei Wochen war das Übel beseitigt, und der Kranke hat zur weitern Kräftigung in der Woche zwei bis drei Halbbäder genommen und statt des Thee's die Wachholderbeerkur gebraucht.
Eine Frau hatte einen geschwollenen Fuß von oben bis an das Knie, und 1½ Jahre hindurch fast verzweiflungsvolle Schmerzen, hatte viel gebraucht und schon mehrere Bäder besucht. Doch der Zustand verschlimmerte sich, so daß sie an der Krücke gehen mußte. Dieser Fuß wurde nicht bloß für rheumatisch, sondern auch für gichtleidend erklärt. Sie fühlte auch bereits im andern Fuß Schmerzen; wie sie sagte, habe es mit dem kranken Fuße gerade so begonnen.
Geheilt kann dieser Fuß werden durch Auflösung und Ausleitung dessen, was sich in demselben Krankhaftes gesammelt hat.
1) In der Woche, 1½ Stunden lang, zwei Heublumenwickel, die auflösend nicht bloß auf den Fuß, sondern auf den ganzen Unterleib wirken;
2) jeden Tag soll der Fuß eingewickelt werden, und zwar wieder mit angeschwellten Heublumen, die auf den bloßen Fuß gebunden werden sollen, vier Stunden lang; aber nach zwei Stunden müssen die Heublumen erneuert oder in Heublumenwasser getaucht werden.
Vom dritten Tage an bekam die Kranke
3) täglich einen Oberguß und Schenkelguß;
4) der stark leidende Fuß wurde täglich zweimal übergossen. – So 14 Tage lang. Dann
5) wurde den einen Tag ein Halbbad, den andern ein Rückenguß vorgenommen. In der vierten Woche endete die Kur. Die Wickel lösten auf, die Gießungen und Bäder härteten ab und stärkten, und so haben Heublumen und Wasser diese Unglückliche gerettet.
Eine Frau, circa 40 Jahre alt, klagt über große Schmerzen im Genick, die sich oft über den halben Kopf ausdehnten, auch über die Schultern. Der Nacken sei oft ganz steif, so daß sie den Kopf nicht nach rechts und links drehen könne; es sei so ziemlich wie ein Starrkrampf; sie habe viel angewendet, aber ohne Erfolg.
Hier muß diese Steifheit und Anschwellung gerade so behandelt werden, wie eine Geschwulst von Gelenkrheumatismus.
Deßhalb werden
1) täglich zwei bis vier, oder auch sechs Stunden Heublumen übergeschlagen, aber je nach zwei Stunden die Heublumen wieder in warmes Heublumenwasser getaucht, oder frische genommen. – Ferner
2) müssen täglich ein oder zwei Obergüsse von kaltem Wasser angewendet werden. Es ist aber auch nothwendig,
3) daß täglich entweder eine Ganzwaschung oder ein Halbbad, eine Minute lang, genommen werde.
Nach 14 Tagen war das Übel beseitigt. Die Heublumen machten die Steifheit weich und leiteten die Krankheitsstoffe aus.
Die Gießungen stärkten und härteten ab. Die Waschungen oder Halbbäder regelten den Blutlauf und bewirkten gleichmäßige Naturwärme.
Ein junger Bursche, 19 Jahre alt, hatte den Kopf ganz auf die Seite verdreht, weil auf einer Seite der Hals stark angeschwollen und ganz steif war. Er konnte sich nicht aufwärts, nicht rechts und links wenden. Diese rheumatische Geschwulst war ziemlich groß und drang nach innen, so daß er nur mit Mühe ganz weiche Kost hinunterschlucken konnte. Selbst das Sprechen ging hart und that ihm weh.
Weil hier die Geschwulst nach innen und außen sich ausgebildet, so ist am besten:
1) der Junge nimmt einen Kopfdampf von Heublumen, athmet den Dampf sorgfältig ein, aber nicht gar zu heiß. Nach 18 bis 20 Minuten endet der Dampf, und der ganze Nacken wird fest übergossen mit ein oder zwei Kannen kalten Wassers;
2) jeden Tag soll der Hals 4 bis 6 Stunden umwickelt werden, das Tuch in Heublumenwasser getaucht, nach je zwei Stunden frisch eingetaucht, aber ja nicht zu heiß;
3) zudem soll täglich noch ein Oberguß genommen werden.
Eine Hausfrau, 42 Jahre alt, erzählt: »Seit zwei Jahren bin ich so vom Katarrh und Rheumatismus geplagt, daß ich keinen Tag im Jahre weiß, an dem es mir behaglich war. Wenn ich schon glaube, mein Katarrh löse sich, komme aber nur in die Nähe des Fensters, so habe ich schon wieder einen Katarrh; und wenn ich die Wohnstube verlasse und im Hause herumgehe, so muß ich bald wieder einen Ruheplatz suchen vor lauter Schmerzen, bald in den Schenkeln, bald auf den Schultern; kurz überallhin wandert der Rheumatismus. Tag und Nacht habe ich keine Ruhe vor Schmerzen. Ich bin um und um zwei- und dreifach mit Wolle gekleidet; der Arzt hat es so befohlen. Seit dieser Zeit ist mein Rheumatismus über den ganzen Körper gekommen, früher war er bloß auf der Schultern.« Das Weib sah wirklich wie ein Marterbild aus, sie weinte und jammerte.
Was ist hier zu thun? Hier gibt es wenig zum Auflösen und Ausleiten; das arme Geschöpf ist ganz ausgemergelt; mithin ist Abhärtung und Kräftigung einzuleiten zu einer geregelten Transspiration, die ganz unterbrochen ist; somit
1) allererst den Körper in gleiche Wärme und Transspiration bringen durch Waschungen und zwar am besten vom Bett aus und gleich wieder in's Bett. – So drei Tage hindurch. Dann
2) jeden Morgen einen Knieguß, am Nachmittag einen schwachen Oberguß und in der Nacht ein Sitzbad, eine halbe Minute lang.
So 10 bis 12 Tage lang. Nach je drei bis vier Tagen eines von diesen vielen wollenen Kleidungsstücken ablegen. Nach einigen Tagen kann
3) der Schenkelguß jeden Morgen, am Nachmittag der Oberguß mit drei bis vier Kannen gegeben werden; das Wollhemd wurde entfernt und dafür ein Linnenhemd angezogen.
Die weiteren Anwendungen waren ein Halbbad und Oberguß in der Woche zwei- bis dreimal, und wie die ganz normale Kleidung am Körper angewöhnt wurde, bekam die nun Genesene in der Woche drei Halbbäder. Es gingen acht Wochen vorbei, bis die Kranke wieder gesund und berufsfähig war.
Ein Herr von Stand berichtet: »Entweder muß ich meinen Beruf aufgeben oder anders werden. Ich trage ein Jägerhemd und Jägerunterhosen erster Qualität, eine Leibbinde, auf dem untern Kreuze zwei Katzenbälge und über dieser Kleidung nochmal eine dicke feste Wollkleidung, kann gar nicht mehr in der freien Luft mich aufhalten, und wenn ich nur von einem Zimmer in's andere gehe, erneuern sich meine Schmerzen. Sonst war ich immer gesund und kräftig, wie ich auch gut gebaut bin. Mein Elend hat begonnen mit einem hartnäckigen Katarrh, dem sich nach und nach Rheumatismus allseitig angeschlossen.«
Das Aussehen war nicht übel und machte den Eindruck, daß hier noch eine ordentliche Naturkraft vorhanden sei. Nur die Verweichlichung ist hier zur Herrschaft gekommen.
Ganz entschlossen war der gute Herr, sich diese lästigen Gäste austreiben zu lassen, und ging deßhalb mit Freude an die Obergüsse, Schenkelgüsse, Wassergehen, Halbbäder, und den Schluß machten einige Vollbäder. In fünf Wochen ging dieser Herr mit Freude an seine bereits verlassene Berufsthätigkeit, wo er rüstig arbeitet und seinem Schöpfer Lob für das Wasser spendet.
Eine Frau hatte zwei Jahre Ischias und mehr als ein Jahr ziemlich stark geschwollene Füße; der Appetit war sehr gut, das Aussehen ganz frisch, auch der Schlaf war gut, wenn nicht durch Ischias gehindert.
Weil hier Geschwülste vorhanden sind und ziemliche Corpulenz, ist Ausleitung und Abhärtung angezeigt.
1) In der Woche drei Fußdämpfe, 18-20 Minuten lang, und gleich darauf einen schwachen und nach und nach einen stärkeren Schenkelguß.
2) In der Woche zwei Kopfdämpfe mit folgendem Oberguß.
3) 14 Tage später Halbbäder im Wechsel mit Oberguß und Schenkelguß. So 14 Tage lang.
Als weitere Anwendungen, um den Körper in volle Kraft und Gesundheit zu bringen, in der Woche 2-3 Halbbäder. In sechs Wochen war dieser Kranke gesund.
Ein Knabe, 12 Jahre alt, hatte Ischias und immer etwas Schmerzen, zeitweilig recht starke, die Füße zu Zeiten angelaufen; er bekam das Übel durch Vernässung und Erkältung. – Dieser Knabe wurde den ersten Tag in ein Tuch gewickelt, das in warmes Haferstrohwasser getaucht war; den zweiten Tag bekam er ein Halbbad, eine halbe Minute lang. So 12 Tage lang, und der Kranke war gesund.
Ein Mann, ungefähr 36 Jahre alt, klagt über folgende Leiden: »Meine Arme und Füße sind voll Rheumatismus; ich kann oft gar nicht gehen. Manchmal muß ich Tage lang im Bett liegen. Ich habe meistens schweren Athem, oft große Athemnoth, fast zum Ersticken; manchmal habe ich auch so starke Kongestionen, daß ich schon oft dachte, mich treffe der Schlag. Ich lebe sehr einfach und trinke wenig. Mein Beruf bindet mich an mein Stehpult.«
Dieser Kranke hat in Folge von Mangel an Bewegung Blutstauungen bekommen.
Anwendungen: 1) Jeden Morgen einen Schenkelguß und zwei Stunden später einen Oberguß. 2) Jeden Nachmittag einen Rückenguß, jeden Abend im Wasser gehen. In 14 Tagen war der Kranke vollständig hergestellt.
Du wirst, lieber Leser, fragen: »Wie haben hier diese Anwendungen gewirkt?« Die Obergüsse brachten das Blut in starke Bewegung, und dasselbe vertheilte sich wiederum in die Adern. Gerade so leiteten die Schenkelgüsse das Blut abwärts. Die Anstauungen wurden dadurch aufgehoben. Was der Wasserstrom für die Mühle ist, das war der Rückenguß für den ganzen Rücken. Dieser Kranke wurde schon in so kurzer Zeit gesund, weil er gute Organe hatte und nur durch sein ruhiges Berufsleben sich solche Übel zugezogen hatte. Wäre dieser Kranke schwächlich gewesen, so hätten auch die Anwendungen schwächer vorgenommen werden müssen.
Bei einem andern Leidenden lautete der Krankheitsbericht folgendermaßen: »Ein halbes Jahr leide ich an Gelenkrheumatismus, und weil ich nie besonders kräftig war, bin ich sehr heruntergekommen. Ich habe große Schmerzen in den Füßen, die oft bis in die Oberschenkel dringen, manchmal auch bis herauf in die rechte und linke Seite, zuweilen selbst in die Schultern. Wenn die Schmerzen arg sind, kann ich nichts mehr essen. Ich habe schon viel eingenommen, habe auch mehrere Ärzte gehabt und mehrere Salben zum Einreiben gebraucht. Auch mit Kampherspiritus und Franzbranntwein habe ich mich eingerieben. Bei Allem, was ich versuchte, habe ich das Geld umsonst ausgegeben; mir blieb das alte Übel.«
Dieser Kranke hat sich sein Leiden durch Erkältung zugezogen, und weil er schwächlich gebaut ist, hat seine Kraft früher nachgelassen.
Anwendungen: 1). Zweimal in der Woche einen Wickel, unter den Armen anfangend bis ganz hinunter, 1½ Stunden lang. Das Tuch ist in Wasser zu tauchen, in welchem Heublumen gesotten wurden; 2) viermal in der Woche einen Oberguß und Knieguß.
In dieser Weise ist 14 Tage fortzufahren.
Dann jeden Tag ein Halbbad und jeden zweiten Tag einen Oberguß. So wieder 14 Tage lang.
Wirkung. Die warmen Wickel unterstützten die schwache Naturwärme und leiteten alle schlechten Stoffe aus durch Auflösen und Ausziehen. Die Ober- und Kniegüsse stärkten die Natur, vermehrten die Naturwärme und regelten den Blutlauf. Angerathen wurde ferner die Wachholderbeerkur; diese wirkte reinigend auf die Nieren, wie auch stärkend auf den Magen, und der Wermuththee, den er täglich trank, unterstützte die Magensäfte. So war der Kranke in vier Wochen gesund. Um möglichst kräftig zu werden, ist noch gut für ihn, in der Woche ein oder zwei Halbbäder zu nehmen.
Rheumatismus mit Gicht.
»So nannten es die Ärzte, die mich kurieren wollten. Ich leide an großer Müdigkeit, besonders an den Füßen, die mir oft recht wehe thun; besonders brennen mich die Fußsohlen, so daß ich oft nicht mehr zu gehen weiß. Mein Gaumen ist so trocken, daß ich beständig Durst habe. Schlaf habe ich häufig gar nicht. Ich bin oft recht mißmuthig und unfähig zum Arbeiten. Häufig hatte ich früher Schweiß, jetzt nicht mehr. Alle diese Gebrechen machen mich recht gemüthsleidend. Ich habe mehrere Bäder besucht, auch Arzneien genommen, aber ohne wesentlichen Erfolg.«
Der Kranke bekam folgende Anwendungen:
1) In der Woche zweimal den spanischen Mantel, in Wasser getaucht, in welchem Haferstroh gesotten wurde. Er verblieb darin 1½ Stunden. Derselbe wurde warm angelegt.
2) Den einen Tag einen Oberguß und Knieguß, den andern Tag ein Halbbad, den dritten Tag einen Rückenguß.
So drei Wochen fort. Der Kranke bekam dann guten Schlaf, guten Appetit, ein heiteres Gemüth und neue Lust zum Leben. Eingenommen hatte er täglich zweimal, jedesmal 30 Tropfen Tinktur von Wachholderbeeren, Hagebutten und Wermuth. Zweimal innerhalb vier Wochen eine Tasse Wühlhuber, in drei Portionen über Tag zu nehmen.
Wirkungen: Der spanische Mantel löste auf, die Gießungen stärkten und schieden die Krankheitsstoffe aus, die Tropfen schafften im Innern Ordnung, indem sie auf Nieren und Verdauung wirkten. Der Wühlhuber leitete verlegene schlechte Stoffe aus.