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Ein Morgen war, da sah ich drei Gestalten,
Das Haupt gesenkt und Hand in Hand geschmiegt,
Und wie sie feierlich vorüber wallten
Mit sanftem Schritt, von weißem Kleid umwiegt,
Wars so, als würde marmornes Gefäß
Rundum gedreht, den Bildschmuck zu besehen,
Bis daß des Reigens Anfang wiederkehrt;
So kamen sie, dem Urnenbild gemäß.
Und wie wir fremd vor mancher Urne stehen,
So war auch hier Verstehen mir verwehrt.
Wie kams, daß ich euch Schatten nicht erkannte?
Wars Absicht, daß wie starres Maskenbild,
Den Blick verhüllt, sich keine näher wandte,
Damit nun Trägheit meine Tage füllt?
Ihr stahlt euch fort; die Stunde trug so schwer:
Wie Wolkenschwall kam Indolenz geschwommen,
In Sommerseligkeit ertrank mein Blick,
Und Leid und Freude schmolz im sonnigen Meer.
Was mußtet ihr so mahnend wiederkommen?
Entschwebt, und laßt mir nichts als nichts zurück!
Sie nahten sich zum drittenmal und wandten
Den Blick nach mir – und wandelten vorbei;
Ich wollte folgen, meine Pulse brannten.
Euch nach! so riefs in mir, ich kenn euch drei!
Du bist die Liebe, erste – schönste Maid!
Du zweite: Ehrsucht mit den bleichen Wangen
Und müden Augen,– ach, sie schlummert nie!
Du letzte, viel geschmäht in Haß und Streit,
Von mir geliebt in schmerzlich süßem Bangen,
Du bist mein Dämon – du bist Poesie!
Sie schwanden – und ich sehnte mich nach Schwingen.
O Torheit! – Liebe? Wem erblüht sie je? –
Und Ehrsucht? Was kann arme Ehrsucht bringen?
Was ist sie mehr als eine Wahnidee! –
Und Poesie? Nein, so beglückt sie nie –
Mich sicher nie – wie süße Sommerstunden,
In die des Nichtstuns goldner Honig taut.
O hinter Mauern seliger Lethargie
Ein Leben leben, fern von Qual und Wunden,
Von Tag und Nacht und hastigem Menschenlaut!
Noch einmal nahten sie wie stumme Frage.
Weshalb? Mit Träumen war mein Schlaf bestickt,
Die Seele lag gleich buntdurchblühtem Hage,
Von Sonnenglanz und Schattenspiel durchblickt;
Der Morgen war bewölkt, sein Auge schwer
Von Tränen, doch sie flossen nicht hernieder;
Durchs offne Fenster lugte junger Wein,
Drang Knospenglut und klangen Drossellieder –
O Schatten! Geht und naht euch nun nicht mehr,
Ich hatte keine Tränen euch zu weihn.
Ihr könnt mein Haupt nicht heben, das im Grase,
Im buntdurchblühten, kühl in Ruhe sank;
Mich lüstet nicht nach Ruhm, nach Lobesphrase,
Nicht Held zu sein in bürgerlichem Schwank.
Verweht vor meinem Blick, seid noch einmal
Wie alter Urne fremde Traumfiguren.
Lebt ewig wohl! Noch hab ich für die Nacht,
Noch für den Tag Visionen ohne Zahl.
Phantome ihr, entschwebt in Wolkenfluren,
Mein Geist ruht aus, ihr habt ihn nicht in Macht!