Walther Kabel
Mein Feind Cordy
Walther Kabel

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In dieser Nacht haben wir noch lange wach gelegen . . .

Wir sprachen über alles, was Menschen, die sich lieb haben, wohl so erzählen.

Gussy fragte nicht, aber ich erzählte alles.

Angefangen beim bitteren Anfang in meiner Heimat.

Als ich meine Erzählung beendet hatte, sagte sie kein einziges Wort. Nur ihre Lippen streiften meinen Mund und küßten ihn zart.

Von diesem Tag an habe ich viele Wochen nicht mehr allein geschlafen.

Ich habe auch nicht mehr allein stundenlange Spaziergänge in die Wüste gemacht. Immer war Gussy an meiner Seite. Still und unaufdringlich. Sie redete nicht, wenn ich nicht gestört sein wollte. Wenn ich unterhalten sein wollte, erzählte sie, oder forderte mich auf, irgend etwas zu erzählen.

Gussy hatte einen sechsten Sinn dafür, genau zu wissen, was ich wollte oder nicht. Eine phantastische Frau. Oder ist jede Frau so, wenn sie liebt?

Ich weiß es nicht.

Gussy war mehr als nur Geliebte. Sie war Kameradin. Gefährtin meiner Abenteuer, – Kamerad!

Wenn wir am Morgen unsere flinken Tiere sattelten, um entweder einen Ausflug an den Nil zu machen, oder bei den Bischarin, die in der Nachbarschaft wohnten, einen Besuch zu machen, erklang frohes Lachen aus allen Ecken.

Sussik lachte über sein ganzes braunes Gesicht, – und Wrangel bellte vor Freude.

Oft besuchten wir Madame Cordy, die sich immer sehr freute, wenn sie uns sah. Einmal sprach ich mit ihr über Gussy. Ich erklärte ihr und bat um ihre Meinung. Lange sah sie mich an. Dann lächelte sie, so daß sich ihre harten Züge verschönerten:

»Abelsen, Sie wollen mir doch wohl nicht erzählen, daß Sie als einziger es nicht gemerkt haben, daß die Kleine Sie liebt?«

Eifrig bestätigte ich ihre Vermutung.

Lange sah sie mich an.

»Ich glaube es Ihnen«, sagte sie dann mit leise schwingender Stimme.

»Ja, und was soll ich nun tun?« fragte ich.

Jetzt lachte sie hellauf.

»Das ist mir nun zum erstenmal passiert, daß ein Mann nicht weiß, was er mit einer Frau machen soll, die in ihn verliebt ist. Wiederlieben sollen Sie sie. Wiederlieben, – sind Sie nur nicht so barbarisch und weisen Sie die Liebe dieser Frau zurück!«

»Aber sie paßt doch gar nicht zu mir«, wagte ich einzuwenden.

»Merken Sie sich, Abelsen, nur eine Frau weiß, welcher Mann zu ihr paßt, – und sie wird sich diesen Mann suchen, bis sie ihn gefunden hat. Niemand kann sie aufhalten.«

Sie nahm meine Hand und hielt sie lange fest.

»Abelsen«, ihre Stimme wurde leiser, »versprechen Sie mir, Gussy nicht zu enttäuschen. Kümmern Sie sich um sie. Geben Sie ihr alles, was Sie können, – aber versprechen Sie mir eins, bitte . . .

Atemlos hörte ich zu. Ich konnte nur mit dem Kopf nicken.

»Wenn Sie merken, daß Gussy nicht mehr bei Ihnen bleiben will, lassen Sie sie gehen. Versuchen Sie nicht, sie zurückzuhalten. Vielleicht gelingt es Ihnen, aber wenn, dann nur dadurch, daß Sie Gewalt anwenden. In diesem Fall bitte ich Sie darum, stark zu sein. Sie sind der ältere und müssen deshalb auch der vernünftigere sein!«

 


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