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Die Raubtiere

Verschiedenes fraßen die Insektenfresser, und verschieden wurden sie danach. Der Vorteil der kleinen Formen war, daß sie von Insekten allein leben konnten, eine immer unerschöpfliche Speisekammer; diese Reichtumsquelle legte sozusagen den Grund zum Vermögen aller Säugetiergeschlechter; als aber die Tiere sich größer fraßen, gehörte mehr dazu; die Ratte wurde Allesfresser.

Der Urappetit der Insektenfresser auf Kosten anderer kleiner Geschöpfe ging als ganzes, ungeteiltes Erbe, aber in erweitertem Stil auf die Raubtiere über, größere Tiere, Säugetier gegen Säugetier.

Die voll ausgebildeten Raubtiere haben sich zu privilegierten Schlachtern entwickelt, sind Fleischfresser von Spezialität. Von kleinen iltisartigen Mördern sind sie zu den großen majestätischen Katzen, Tiger und Löwe, angewachsen. Die Volksmythe hat den Löwen zum König der Tiere gemacht; die Königsmacht entleiht vom Löwen, wie vom Adler, die Symbole für Raub und Blutvergießen, die brutale Heraldik des Krieges.

Der Tiger hat den Adel der Katze sogar bis zur alleräußersten Konsequenz entwickelt, er verschmäht eigentlich das Fleisch, wenn er genügend Blut allein bekommen kann. Er geht direkt an die Lebensquelle selbst.

In den echten Katzen hat die Natur eine so vollkommene Form erreicht, daß sie nicht mehr aus ihr hat machen können, außer daß sie an der Größe zulegte; von der Hauskatze geht der Weg über Wildkatze und Leopard unverändert zum Königstiger, der Typ bleibt derselbe, die Hauskatze ist ein kleiner Tiger und der Tiger ein Kätzchen in Kolossalformat.

Ehe aber der reine Katzentyp erreicht war, ging die Entwicklung über viele Stufen und spaltete sich in mehrere Richtungen, die verschiedenen Raubtiergeschlechter; die ursprünglichsten besitzen Züge, die verändert in allen Geschlechtern wiederkehren. Die exakten Abstammungsverhältnisse werden von Winge festgehalten; hier soll nur bei den Übergängen im Äußeren, den fließenden Zügen verweilt werden, die die Verwandtschaft offenbart. Der strenge anatomische Vergleich sucht den Unterschied, um die Arten zu bestimmen; die Gleichheit hingegen schwebt zwischen den Arten, bezeichnet den Übergang zwischen ihnen.

Die Raubtiere bilden zwei große Abteilungen, die hundeartigen, zu denen Marder, Halbbären, Bären und Hunde gerechnet werden, und die katzenartigen, wie Viverren, Hyänen und Katzen. Fast in der Mitte der beiden Gruppen, mit nach beiden Seiten verteilten Zügen, stehen die Viverren oder Zibetkatzen; schon der Geruch spricht davon, daß man sich mit ihnen tiefer im Tierreich befindet, und sie sind klein, dem Insektenfressertyp nahe, man ist wieder bei der »Ratte«.

Winge führt den Stammbaum der Raubtiere auf eine ausgegrabene, ausgestorbene Form, Amphictis, zurück; als ihm von jetzt lebenden Formen nächststehend rechnet man ein kleines Raubtier, das man aus Afrika kennt, Nandinia binotata, über dessen systematischen Platz die Zoologen sich noch nicht ganz einig sind. Der Name zeigt etwas von der Unsicherheit, die Deutschen sprechen bald von einer Pardelratte, bald von einem Palmenmarder; es ist ein zibetkatzenartiges Tier, bei dem das Gewicht jedoch auf katzenartige Züge gelegt ist, es soll dem Maki, dem Halbaffen, gleichen, beim Klettern benutzt es den Daumen; und geht man dann zu den Makis, so findet man Arten mit Namen wie Katzenmaki, Bärenmaki, Mäusemaki, bis zum Koboldmaki, wo man in die übernatürliche Welt, zu schwebenden Formen gelangt. Die Nandinia hat ferner Züge, die an die Halbbären erinnern, an den Wickelbären, Kinkaju, der einen Ringelschwanz hat, sonst ein iltisartiges kleines Raubtier ist, das sich dem Mungo nähert: Kiplings Ricki-Ticki-Tavi, das ganze kleine Geschlecht von Raubtieren rattenähnlicher Größe oder darüber, das seinen Krieg auf der Erde führt und mordet, mordet, der Insektenfresserappetit in reißendem Fortschritt. Von diesen kleinen blutdürstigen Räubern gehen Linien zu den weitverzweigten Familien der Raubtiere.

Unzählig sind die Arten, wenige Zoologen haben sie alle gesehen oder haben sie jederzeit gegenwärtig, selbst die bekanntesten bedeuten den meisten nur Namen, eine verblaßte Schulerinnerung: man wurde vielleicht einmal über den Otter examiniert. Im Zoologischen Garten sind einige der kleinen Raubtiere zu sehen, merkwürdige Tierchen, deren Platz in der Naturgeschichte man indessen vergessen hat; aber sie leben, sie sind wie mit einer doppelten Vitalität geladen, in der Welt, in der sie sich bewegen, springen sie, und es springt in ihnen von Formen, heraus aus der einen, hinein in die andere.

Eigentlich müßte man die Tiere zur Hand haben, um die außerordentliche Plastizität begreiflich, offenbar zu machen, in Ermangelung dessen Bilder, und da haben wir denn den Brehm, die neue Ausgabe, mit so guten Photographien, wie man sie nur erhalten kann. In ihm zu blättern und den kleinen Raubtieren zu folgen, ist wie eine Reise durch alle Weltteile, die Tropen, den Urwald, Sümpfe und Flüsse, Leben und Lebensvernichtung, das alte grausame, heiße Dasein, und dabei nur Bilder, Nachrichten; die Wirklichkeit selbst ist grausamer, heißer, wilder, als irgendwer weiß.

Nur was man kennt, was man, wenn es sein soll, aufsuchen kann, bringt einen in ein Verhältnis zur Wirklichkeit, die dann später den Maßstab für eine verwandte ferne Welt abgeben kann. Wir haben hierzulande das Wiesel, den Marder und den Iltis, und schon ihre Namen besagen ja etwas.

 

Das Hermelin ist von Rattengröße mit einem etwas längeren Körper, schlängelt sich in wurmartigem Galopp, behende und mit Katzengrazie, ein entzückender, kleiner Mörder, voller Elektrizität, ein Feind, der keine Gnade kennt, von allem, was Blut in sich hat und dem es auf den Nacken springen und in die Ader beißen kann; es ist so geschwind, daß man es nicht fassen kann, selbst wenn man es eingeholt hat. Es ist mir einmal passiert, daß ich es auf bloßem Felde ohne Löcher oder sonst einen Schlupfwinkel überrascht habe; es konnte nicht entwischen, aber es war mir unmöglich, es zu fangen, gar nicht davon zu reden, daß es gebissen haben würde, wenn man es angefaßt hätte. Es schlängelte sich wie ein Aal im Wasser, und die Geschichte endete damit, daß ich ihm das Feld überlassen mußte. Das Wiesel soll sogar den Hasen angreifen, ein Ritt, der mit dem Tod des Nagers endet. Von einem amerikanischen Schriftsteller habe ich die Erzählung von einem Raubvogel, der auf ein Wiesel niederstieß und es mit in die Luft entführte; nach einer Weile begann der Vogel im Fluge zu schwanken, stürzte tot zu Boden, und als er hinging, fand er das Wiesel in der Kehle des Vogels verbissen! Die Geschicklichkeit von Schlange und Raubtier vereinigt!

Von dem Blutdurst des Marders wissen jedenfalls die Leute auf dem Lande etwas; gelangt er zu den Hühnern oder in einen Taubenschlag, so hinterläßt er nichts Lebendes. Der Iltis ist ein Sinnbild der Schnelligkeit, Gewalttätigkeit in Verbindung mit geringer Größe, klein, geschmeidig, rücksichtslos.

Das Temperament der kleinen, ursprünglichen Raubtiere ist wie das des Hermelins, des Marders und des Iltis, nur heißer dort, wo die Entwicklung auf die Katze hinzielt, gemäßigter, einem anderen Geschmack zu, wo sie nach dem Hunde hin tendiert. Das Wiesel wird zum Mardergeschlecht gerechnet, weist aber im Äußeren auf die Katze hin; vom Marder hingegen geht es zum Otter, zurück zum Wasser, und zur Robbe, zum Vielfraß, der ein großer Marder ist, und auf anderen Linien, mit weiter zurückliegender Wurzel, bis zu den großen, beinahe fruchtfressenden, gutmütigen, aber reizbaren Bären. Viverren haben niedrige Beine, schleichende, schlangenartige Bewegungen; aus Gliedern, wie sie sie besitzen, können sowohl Zehengänger wie Sohlengänger werden, der Katzenfuß mit Krallen, die eingezogen, sozusagen in Scheiden geborgen werden können, die hohen trockenen Hundefüße und die platten Tatzen von Dachsen und Bären.

Doppelnamen bezeugen den Übergang der Typen ineinander; Katzenbär, Ponda, vom Himalaja, der ein Halbbär ist (Aelurus fulgens); Marderbär oder Bärenmarder, der Binturong, Hinterindien, früher zu den Halbbären, jetzt zu den Viverren gerechnet; der Marderhund (Canis procyonoides); der Hyänenhund. Die afrikanische Zibetkatze ist hyänenartig; der Mampalon (Cynogale) ist, wie der Flußiltis, ins Wasser gegangen. Fossile Formen stehen zwischen Mardern, Zibetkatzen und Katzen. Die Halbbären schwanken in den Zügen hin und her, der Waschbär ist dachsartig, der Cacamisli, eine mexikanische Art, marderartig; der Nasenbär führt mit seinem Rüssel den Gedanken ganz bis zu den Insektenfressern zurück.

Der Gegenstand ist keineswegs erschöpft, die Artenzahl der kleinen Raubtiere ist Legion. Die kundigsten Zoologen zerbrechen sich den Kopf damit, sie in einen Stand im System hineinzukeilen; die Natur war nachlässiger, als sie sie hervorbrachte. Kultur hilft nach – die unzähligen Unterarten des Haushundes, eine ganze Genealogie für sich!

 

An echten Katzen gibt es vierzig Arten, Gepard, Luchs, Serval, der zu Zibetkatze und Marder hinüberführt, Puma, Jaguar, Panther, Tiger, Löwe, um die bekannten Familienoberhäupter zu nennen. Die großen Katzen bilden zweifellos die Kulmination der Raubtiergeschlechter. Sie sind die schönsten, formvollendetsten Geschöpfe des Waldes. Nie haben Stärke und ein unbarmherziger Beruf sich in vollendeterer Grazie entfaltet als bei ihnen. Die geheimnisvolle vitale Strömung oder Spannung, die allen tierischen Wesen im Fleische liegt, haben sie in potenziertem Maße erhalten, eine knisternde organische Energie aus den Haaren heraus, sie sind wie mit einem Überschuß an Blitz geladen, die Glieder springen wie Stahlfedern, wenn der Kontakt, Blutdurst und Wildheit, berührt wird. Die Katzen, mögen sie nun groß oder klein sein, sind die schönsten aller Tiere; wenn das Weib am verführerischsten und gefährlichsten ist, werden ihr die Eigenschaften der Katze beigelegt. Sie vereinigen Grausamkeit und Pracht, sind furchtlos im Dunkeln, reinlich, dulden nicht einen Spritzer von Wiederkäuerblut auf ihrem Äußeren, sondern putzen es sorgfältig mit der Pfote ab, sie singen einander abscheuliche Liebeslieder im Mondschein, das Verhältnis zwischen den Geschlechtern ist ein Feuer und eine Qual; sie sind einsam, dürsten nach jedem neuen Blutrausch, haben aber nie richtig Wassertrinken gelernt, sie tauchen die Zunge ein, bekommen aber nicht mehr auf einmal, als daran hängenbleibt; sie spielen mit ihrer Beute, ein unheimliches Spiel, das damit endet, daß der eine Teil verschwindet und der andere schläfrig wird. Grausamkeit und Anmut entleihen ihren Inbegriff von den Katzen, sie sind mehr als Weib, sie sind die Inkarnation des Weiblichen selbst in der Natur.

Die Katzen haben den Urappetit der Insektenfresser durch ihre ganze Karriere mitgeführt, unvermindert, aber verfeinert, in Reinzucht, sie sind Bluttrinker. Groß sind sie geworden, weil der Raub groß wurde; mit ihnen zusammen nahmen die Wiederkäuer an Größe zu, sie nötigten sich gegenseitig zu wachsen; innere Kämpfe suchten die kleineren heraus und schenkten die Zukunft den größeren: die Auswahl!

Aber wenn auch die Katzen die Bestialität der Insektenfresser, die diese vom Reptil übernahmen, bewahrt haben als ein ererbtes Vermögen, das sie vermehrten, so haben sie sich doch entwickelt, die Stufe ist eine andere; die Grausamkeit haben sie zu einer Kunst gemacht, auf ihrem Platz in der Natur, allein durch die Vollendung ihrer Form, geben sie eine Vorstellung von Geist. Sie wissen etwas! Sie sind Strategen!

Im Urwald von Malakka habe ich einmal einen fliegenden Hund in der Hand gehalten, angeschossen, so daß er nicht fliegen konnte, sonst aber unbeschädigt, so daß man sein Wesen beobachten konnte. Das war ein frühes Tier! Das Insektenfressergesicht glich allen primitiven Geschöpfen mit einer unerlösten, unkenntlichen Seele, die langen, mageren nackten Kiefer, die man auch von den Beuteltieren kennt und die noch hoch oben bei Fuchs und Wolf wiederkehren, die hungrigen Zangen, die hungrige Seele! Die Augen hatten das schwelende rote Licht, das man von vielen tiefstehenden Tieren kennt, eine Nacht mit einem Feuerpfuhl auf dem Grunde, in den man hineinblickt, die Urseele, die sich selbst nicht kennt. Das Tier war ganz wild, es war offenbar, daß die große Fledermaus nichts faßte, sie wußte kaum, daß sie war in dem Sinne wie andere Tiere, die über einem Niveau des Unterbewußtseins stehen, sie war nur wild, und man fühlte, daß nur der innere Dämon des Geisteskranken oder des Epileptikers – wenn man imstande wäre, ihn sich vorzustellen – den Schlüssel für ihren Geisteszustand abgeben würde. Es war die Unterwelt.

Welch ein Unterschied in der Stufe, wenn man sich die großen, königlichen, bewußten Züge des Löwen vorstellt! Das Gesicht der Katze ist das am meisten umgebildete der Raubtiere, der Kiefer stark verkürzt als Folge des speziellen Bisses, die Stirn vorgeschoben und das Gesicht daher senkrecht wie beim Menschen, mit einer geraden Nase. Die Augen sind nach vorn gerichtet, im Gegensatz zu den meisten anderen Säugetieren, wo sie ja nach einer Seite gerichtet sind – ausgesprochen ein Entwicklungsunterschied. Die aufstrebenden Uraffen haben sich denselben vorwärtsgerichteten Blick erworben, der zum Menschen führt. Die Eule hat auch vorwärtsgerichtete Augen! Die Alten nannten ihn denn auch den Vogel der Weisheit. Der Ausdruck ist menschlich; der Löwe sieht uns mit Menschenaugen an. Ein Tag spricht zu uns in den großen, offenen, sehenden Augen des Löwen, ein gutbeleuchtetes Inneres, obwohl das Tier keine Sprache und natürlich nicht das hat, was wir Intellekt nennen – aber kennt man nicht auch unbegabte Menschen mit etwas Hinreichendem, Einfachem und Edlem in der Seele; Form, Bestimmung und Bewußtsein, die einander entsprechen?

Wenn Löwe und Tiger uns aus ihrem Käfig menschlich ansehen – denn man kennt sie ja aus dem Zoologischen Garten – haben sie etwas Vergrämtes, Schwermütiges, nicht die Bürde der Gefangenschaft allein, sondern es ist, als verstünden sie, daß sie sich selbst überlebt haben, die Welt, in der sie eigentlich zu Hause sind, soll nicht bewahrt werden.

Schon als freie Tiere im Walde wurden sie Gefangene in ihrem Schicksal als Raubtiere. Sie sind Königen verglichen worden, und sie erinnern wirklich an die Feudalzeit, an Fürsten und Adel; auch die Könige sind in einer milden Gefangenschaft geendigt. Wie aller »Adel« welkte der Stammbaum der Raubtiere aus schließlichem Mangel an Nahrung, Isolierung. Ihnen gebricht es an nichts, aber die Zeit ist eine andere geworden, die Erde von ihnen abgefallen. Schon in einer Vorzeit begann die Überentwicklung, das Geschlecht zu untergraben, der Höhlenlöwe starb aus; er war größer als der jetzt lebende – wurde er zu groß, um sich zu ernähren? Bei dem vorhistorischen Ungetüm, der Säbelkatze, wurden die Eckzähne so lang, daß sie weit zum Maule herausragten wie beim Walroß, und sie hat sie auf dieselbe Weise gebraucht, das Fleisch aus getöteten Tieren geharkt, wie das Walroß Muscheln vom Meeresboden schabt. Aber die Säbelkatze wurde zu monströs und bereitete sich ihren eigenen Untergang. Gewisse verwachsene moderne Militärstaaten lenken den Gedanken auf sie.

 

Ein Raubtier im Verfall ist die Hyäne, obwohl es keinen Grund gibt zu glauben, daß nicht jedes Individuum an und für sich gesund ist. Sie jagt nicht mehr selbst wie andere Raubtiere, mangelnde Fähigkeiten oder Feigheit oder wohl anfänglich günstige Gelegenheit haben ihr Geschmack an schon getöteten und verwesenden Tieren gegeben – die Reste vom Mahl des Tigers: der verübt den Mord, begnügt sich aber wählerisch damit, nur das Blut zu trinken, vielleicht die Eingeweide und das zarteste Fleisch zu schlürfen – doch nicht einmal den Rest des Fleisches erhält die Hyäne, andere kommen ihr zuvor, Schakal und Geier: Handgemenge; selbst das kleinste Risiko, meidet die Hyäne, außer, wenn sie zu mehreren ist; wenn andere gefressen haben, schleicht sie sich nachts hinzu und erhält die Reste des verwesten Aases, den Gestank nebst den Knochen, die Hyäne ist ein Knochenfresser und kann mit ihrer mächtigen Zahnschere starke Knochen durchschneiden. Die schleichende Lebensweise und die schmutzige Kost spürt sie an ihrem Leibe, sie schleppt den Hinterteil nach, als ob er krank von Furcht und Leichengift sei. Das ist konstitutionell, es sitzen ihr Räudeflecken in den ungesunden Borsten, sie schwitzt Kalk aus von all den Knochen, die sie frißt. Von ihren Verwandten, den Katzen, hat sie die unedelsten Eigenschaften, Treulosigkeit und Tücke, mit dem Hund teilt sie die Feigheit, Gestank hat sie wie der Skunk von den Zibetkatzen; in physiognomischer Beziehung ist sie ein Sklave, bückt sich vor dem, der sie ansieht, mit einem Blick wie ein Bettler. Sie hat sich verachtet und verhaßt gemacht durch ein widerliches nächtliches Geheul, mit dem sie in Ermangelung von Mut andere vom Aas zu verscheuchen sucht.

Erkennt man den Charakter nicht wieder aus der Welt der Menschen? Das ist mehr als eine Allegorie: das Versagen des Charakters, Abfall von sich selbst als Art und Schmarotzen an anderen, wo immer die Natur es geschehen läßt, auch in der Welt der Menschen, und es muß alle traurigen und dreckigen Eigenschaften des Schinders mit sich bringen. Wer ist nicht in der Stadt den gefallenen Individuen begegnet – denn auch dort trägt das Treiben des Nachtmenschen seine Nemesis in sich – Skunk und Hyäne in Menschengestalt, die ihre Fersen über den Bürgersteig schleppen und die Nickhaut des Neides und der Erniedrigung übers Auge wippen lassen, krumm und gebeugt von der Gemeinheit eines Lebens?

In nicht weniger Beziehung könnte eine Parallele zwischen der Moral der Raubtiere und der des Menschen nachgewiesen werden. Vom Menschen wird ja aber, vergleichsweise, stets gelten, daß er reüssiert hat.

Die Raubtiere schlugen einen Weg ein, auf dem sie auf die Dauer nicht gut fortkommen, wenn die Bilanz aller Tiere, so wie die Welt sich gestaltet hat, gezogen werden soll.

Ebenso wahrscheinlich ist es, daß die Wildheit in der menschlichen Natur, für die man Bilder aus der Welt der Raubtiere holt, nicht der Zukunft angehört. Aber tut sie das nun auch nicht?


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