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Alle meine Wünsche sind von dir entfacht,
Alle meine Träume sind dir dargebracht,
Alle meine Worte nehm ich von deiner Lippe.
Doch wünsche ich wild
Und denke ich scharf
Oder fallen meine Worte zu schwer,
Dann glaub mich schwach, glaub mich nicht schlecht,
Glaub, daß ich, müd noch vom Gefecht,
Sinke in alter Verwirrung Geflecht.
Sprich dann zu mir sanft und still
Deine hellen, milden Worte,
Wo funkelnde Tränen erbeben,
Zieh mich dann mit dem leichten Flor,
Der Gedanken stummem Geseufz.
O, verschließ das Aug der Träne,
Schließ dem leisesten Seufzer die Brust!
Denn Tränen, die sieht man, Seufzer man hört,
Und daß ich Schmerz dir angetan,
Darf ich wohl ahnen, doch niemals wissen,
Niemals wissen!
Nennt mein Gedanke dich –
Rötet die Wange sich,
Ballt sich die Hand
Und bebt mir die Lippe.
Ein Duft von Tau auf neuersproßtem Laub,
Die leichten Schatten eines nackten Strauchs,
Rotgelber Sonnenblink auf fernen Fenstern,
Die Hand, die meine Schulter jäh verläßt,
Zwei Lippen, die in Angst und Schmerz,
Doch lautlos, hurtig auseinanderbersten:
In kurzem Augenblick geht das an mir vorbei.
Dann ist es Nacht,
Und oben, gegen einen dunklen Himmel,
Von Geistern getragen, die ich sehe
Als düstres Kräuseln, aber ohne Farbe,
Schwebst du, wie hingegossen, in der Luft.
Dein Kleid ist weiß und unbeweglich,
Dein Arm ist über dein Gesicht gebogen,
Und nur des Mundes Schmerzenszug ist nicht verborgen.
So sehe ich dich langsam schwinden
Und sinke selber mit der Erde.