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»Friede mit euch, ihr Morgenstunden!
Ich habe den Hain der Psyche gefunden:
Küßt, erwachende Lerchen, euch!
In des Lenzen Blüthenreich
Halte der Zweig den Zweig umwunden:
Ich habe den Hain der Psyche gefunden.
Stiller Glanz, ihr Morgenstunden,
Und der Segen der Liebe mit euch!«
So sang, auf Rosen und Nelken,
Der schönste Gott von silbernen Gewölken
Zu Psychens Hain hinab, und schlug
Geschwinder die eilenden Flügel;
Und jetzt betrat er den Hügel,
Der ihre Hütte trug.
Aber, ach! verlassen war die Hütte;
Fern, in eines stillen Thales Mitte,
Hielten um einen Aschenkrug
Nymphen ihren Trauerzug.
Und der Gott der Liebe schlug
Voller Angst die raschen Flügel;
Eilte weg vom Hügel;
Setzte sich auf den Aschenkrug,
Neben dem die kleine Psyche stand,
Und von Lorbern Todtenkränze band.
Sie weinte mehr, als ihre Gespielen;
Tausend Thränen fielen
Von der blassen Wang' auf ihr Gewand.
Sie weinte schöner, als ihre Gespielen,
Klagte süßer; und es fielen
Ihr die Lorbern aus der Hand.
Mit Tönen, welche Seelen erweichen,
Sprach der Venus holdes Kind ...
Nicht leiser flistert ein Abendwind
In Cypressensträuchen,
Wo beschattete Leichen
Ihm heilig sind ...
»Psyche,« sprach es, »wie du mich beglückest,
So beglückte diese Nymphe dich einst;
Und der Schatten, um den du weinst,
Und die Asche, die du schmückest,
Winkten Freude den Hirten zu;
Waren ein liebliches Mädchen, wie du.«
Psyche sah den bangen Schmerz
Tief im Auge des weinenden Knaben;
Und die Huldgöttinnen gaben
Sanfte Weisheit in ihr Herz.
Denn sie ging, mit ernstem Schweigen,
In das nächste Wäldchen, und fing
Zwischen Myrthenzweigen
Einen Schmetterling.
»Amor! Dieser Schmetterling,
Welcher todt an jenen Blättern hing,
Ward aus seinen Finsternissen
Von der weckenden Sonne gerissen.
Sieh, o sieh, das Thierchen lebt.
Nur vom Morgenthaue
Lebt es, in der lachenden Aue,
Wo es über Blumen schwebt,
Und die Blumen es gerne bewirthen.
O wie glänzend es ist!
Amor! und es küßt
Immer zwischen jenen Myrthen.«
Psyche sah die Freude bald
Wieder im Auge des Knaben!
Und die Musen gaben
Ihr der Begeisterung sanfte Gewalt.
»Amor! wenn aus deinen Armen
Endlich meine Seele flieht,
Und mein Schatten voll Erbarmen,
Hier, im Thal, dich irren sieht;
Wenn den ersten Schmetterlingen
Dann die erste Rose blüht –
O so komm, ein Frühlingslied
Deiner Psyche vorzusingen.
Bald erwacht aus einer kurzen Ruh,
Gleich den Schmetterlingen,
Eil' ich, schön wie du,
Neben dir, auf goldnen Schwingen,
Deinem Vaterlande zu.
Schwebend über diesen Flüssen,
Über dem heiligen Opferhain,
Neben dir, und ewig dein,
Soll dich Psyche küssen;
Nimmer soll, an diesen Flüssen,
Und im Opferhain,
Aus der Ferne sie dir rufen müssen.
Amor! keine Gebirge schließen
Mehr das himmlische Mädchen ein.
Welch ein rosenfarbner Schein!
Amor! diese Locken strahlen;
Und aus goldnen Schalen
Trink' ich Götterwein.
Neben dir, und ewig, ewig dein,
Lächelt, in dem Wiederschein
Jener olympischen, ewigen Strahlen,
Unter goldnen Nektarschalen,
Psyche dir allein.
Amor! und ein Kuß von dir
Gibt die ganze Gottheit mir.«