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An Belindens Bett

Du kleines Lager, wo vergnügt
Die Schönheit mit der Unschuld liegt!
Beglücktes Heiligthum der Liebe,
Bey dem, gewöhnt an frechen Raub,
Ein roher Satyr schüchtern bliebe!
Dir will ich noch das letzte Laub
Der längst gestorb'nen Rose streuen;
Dich soll ein Dichter nicht entweihen,
Der gerne mit dem Amor spielt,
Und doch den Werth der Weisheit fühlt.

Geheimer Schauder! Stille Lust!
Bemächtigt euch des Jünglings Brust.
Du Schlummerstätte meiner Schönen!
O zeige mir Belindens Bild;
Hier siehst du jeden Reitz enthüllt;
Hier sagt sie dir mit halben Tönen
Vielleicht, was ihren Wünschen fehlt,
Was sie noch selber sich verhehlt.

Dein Vorhang rauscht, und Träume schlüpfen
Durch ihn: ein allerliebstes Heer!
Schön, wie der Venus Kinder, hüpfen
Sie um das fromme Mädchen her.
Belinde zürnt: auf ihren Wangen
Ist Keuschheit, Jugend, und Verlangen.

Wenn sie nun zärtlicher erwacht;
Wenn sie, nach ungenoss'nen Freuden,
Der Morgensonn' entgegen lacht,
Und in verrätherische Tracht
Behende Grazien sie kleiden:
Dann, o dann muß ich dich beneiden!

Doch ungestüme Wünsche nicht
Soll dieser kleine Tempel hören;
Nur Seufzer darf ich mir gewähren,
Bescheiden, wie ein Amor spricht
In einem Wäldchen mit Cytheren.

Ihr, die, von wilder Gluth entbrannt,
Der Gott der Liebe nie gekannt,
Zerreißet mit verweg'ner Hand
Der Schönheit heiliges Gewand,
Das Huldgöttinnen ihr gewebet,
Indeß ein sanfter Hirt erbebet,
Wenn er Belindens Lager sieht,
Voll Ehrfurcht ihre Zelle flieht;
Und auf verschwieg'nen grünen Heiden,
Wo Götter mit dem Mädchen weiden,
Auf Blumen es verfolgt und küßt,
Und ohne Reu beglückter ist,
Als ihr im Taumel eurer Freuden.


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