Henrik Ibsen
Die Helden auf Helgeland
Henrik Ibsen

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Vorwort zur ersten deutschen Ausgabe 1876

Indem ich von einer meiner älteren dramatischen Arbeiten hier eine deutsche Ausgabe erscheinen lasse, dürfte es vielleicht nicht überflüssig sein, darauf aufmerksam zu machen, daß ich den Stoff zu diesem Schauspiele nicht dem Nibelungenliede, sondern der damit verwandten nordischen Wölsungasage entnommen habe. Doch auch dies nur zum Teil. Die hauptsächliche Grundlage meiner Dichtung beruht vielmehr auf den verschiedenen, noch vorhandenen isländischen Familiensagen, in denen die aus dem Nibelungenliede und der Wölsungasage bekannten riesenhaften Verhältnisse und Vorgänge sehr oft nur auf menschliche Dimensionen zurückgeführt erscheinen. Ich glaube daraus schließen zu dürfen, daß die in den zwei eben erwähnten Dichtungen geschilderten Situationen und Begebenheiten für unser gesamtgermanisches Leben in den ältesten historischen Zeiten typisch gewesen sind. Hält man an dieser Annahme fest, so fällt wohl auch der Vorwurf weg, durch das vorliegende Schauspiel sei unsere nationale Sagenwelt in eine Sphäre herabgezogen, in die sie nicht gehört. Für die Darstellung auf der Bühne eignen sich die idealisierten und gewissermaßen unpersönlichen Sagengestalten heutzutage weniger als je; doch hiervon ganz abgesehen, hatte ich überhaupt nur die Absicht, unser Leben in der alten Zeit, nicht unsere Sagenwelt darzustellen.

Was diese deutsche Ausgabe betrifft, so sei es mir erlaubt, der hochgeehrten Übersetzerin meinen verbindlichsten Dank abzustatten für den Eifer und die Liebe zur Sache, womit sie die keineswegs leichte Aufgabe unternommen und gelöst hat. Ebenso bezeuge ich meinem hochgeschätzten Freunde, dem hiesigen königl. Opernregisseur Herrn Dr. Grandaur, meinen Dank. Es ist dies nicht das erste Mal, daß er skandinavischen Schriftstellern bereitwillig seine Hand gereicht hat, und ohne seinen einsichtsvollen Beistand hätte auch diese Unternehmung schwerlich so schnell bewerkstelligt werden noch so gut gelingen können.

München, im März 1876

Henrik Ibsen


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