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Wir tadeln die Kirche, wenn sie sich an Intriguen satt frißt, wir verachten das Geistliche, das nach dem Weltlichen giert, überall aber ehren wir den denkenden Menschen.
Wir verneigen uns vor dem Knieenden.
Der Glaube ist für den Menschen eine Nothwendigkeit. Wehe dem, der an nichts glaubt!
Man ist nicht unbeschäftigt, wenn man in Gedanken versunken ist. Es giebt eine sichtbare und unsichtbare Arbeit.
Betrachten heißt pflügen, denken handeln. Die übereinandergeschlagenen Arme, die gefalteten Hände arbeiten auch. Der Blick zum Himmel ist auch ein Werk.
Thales blieb vier Jahre unbeweglich. Er begründete die Philosophie.
Für uns sind die Klosterbewohner keine Müßiggänger, die Einsamen keine Faullenzer.
Trotz alledem, was wir gesagt haben, ist die Bemerkung nicht inconsequent, daß der stäte Gedanke an das Grab den Lebendenden nicht unziemlich ist.
In diesem Punkte stimmen der Geistliche und der Philosoph überein.
Es giebt ein materielles Wachsthum und eine moralische Größe; wir wollen Beides.
Die, welche immer beten, beten mit für die, welche nie beten.
Für uns kommt Alles auf die Gedanken an, mit denen man betet.
Wenn Leibnitz betet, so ist das groß; wenn Voltaire betet, so ist das etwas Schönes.
Wir sind für die Religion gegen die Religionen.
Wir gehören zu denen, welche an die Erbärmlichkeit der Gebete und an die Erhabenheit des Gebetes glauben.
Uebrigens erscheint uns in der jetzigen uns zum Leben angewiesenen Minute, die hoffentlich dem neunzehnten Jahrhundert ihre Gestalt nicht hinterlassen wird, in dieser Stunde, in welcher so viele Menschen eine niedrige Stirn und eine kleine Seele haben, unter so vielen Lebenden, welche nur den Genuß als Moral kennen und die sich mit kleinlichen unbedeutenden Interessen der Materie beschäftigen, jeder ehrwürdig, der sich in die Verbannung begiebt. Wenn auch die Art, wie das Opfer gebracht werden mag, falsch ist, das Opfer bleibt doch immer Opfer. Es hat sein Großartiges, einen strengen Irrthum als Pflicht anzunehmen.
An sich, als Ideal, hat das Kloster, das Frauenkloster namentlich – denn in unserer Gesellschaft leidet das Weib am meisten und in diesem Exil des Klosters liegt eine Protestation – unbestreitbar eine gewisse Majestät.
Dieses so strenge und düstere Klosterleben ist nicht das Leben, denn es ist nicht die Freiheit; es ist auch nicht das Grab, es ist der seltsame Ort, von dem aus man, wie von der Spitze eines hohen Berges, auf der einen Seite den Abgrund, in dem wir sind, auf der anderen den Abgrund, in dem wir sein werden, erblickt; es ist eine schmale neblige Grenze, welche zwei Welten von einander trennt, von beiden zugleich beleuchtet und verdunkelt, wo der schwache Strahl des Lebens mit dem undeutlichen Schimmer des Todes sich mischt: es ist das Halbdunkel des Grabes.