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Der Tag wurde mir lang. Endlich sank die Sonne. Der Abend kam, und ich wartete auf die Nacht. Die Nacht kam, und ich schlich mich aus dem Lager. Der Feldwebel schnarchte bereits, es hat mich keiner gesehen. Zwar hing noch der Vollmond über dem Lager, aber aus dem Westen zogen die Wolken in finsteren Fetzen vorbei. Immer wieder wurde es stockdunkel und immer länger währte es, bis das silberne Licht wieder kam.
Dort, wo der Wald fast die Zelte berührt, dort wird er wachen, der Z. Dort saß ich nun hinter einem Baum. Ich sah ihn genau, den Posten.
Es war der G.
Er ging etwas auf und ab.
Droben rasten die Wolken, unten schien alles zu schlafen.
Droben tobte ein Orkan, unten rührte sich nichts.
Nur ab und zu knackte ein Ast.
Dann hielt der G und starrte in den Wald.
Ich sah ihm in die Augen, aber er konnte mich nicht sehen.
Hat er Angst?
Im Wald ist immer was los, besonders in der Nacht.
Jetzt kommt der Z.
Er grüßt den G, und der geht.
Der Z bleibt allein.
Er sieht sich vorsichtig um und blickt dann zum Mond empor.
Es gibt einen Mann im Mond, fällt es mir plötzlich ein, der sitzt auf der Sichel, raucht seine Pfeife und kümmert sich um nichts. Nur manchmal spuckt er auf uns herab. Vielleicht hat er recht.
Um zirka halb drei erschien endlich das Mädel, und zwar so lautlos, daß ich sie erst bemerkte, als sie bereits bei ihm stand.
Wo kam sie her?
Sie war einfach da.
Jetzt umarmt sie ihn, und er umarmt sie.
Sie küssen sich.
Das Mädel steht mit dem Rücken zu mir, und ich kann ihn nicht sehen. Sie muß größer sein als er –
Jetzt werde ich hingehen und mit den beiden sprechen. Ich erhebe mich vorsichtig, damit sie mich nicht hören. Denn sonst läuft mir das Mädel weg.
Und ich will doch auch mit ihr reden.
Sie küssen sich noch immer.
Es ist Unkraut und gehört vertilgt, geht es mir plötzlich durch den Sinn.
Ich sehe eine blinde Alte, die stolpert und stürzt.
Und immer muß ich an das Mädel denken, wie sie sich reckt und über die Hecke schaut.
Sie muß einen schönen Rücken haben.
Ihre Augen möchte ich sehen –
Da kommt eine Wolke und alles wird finster.
Sie ist nicht groß, die Wolke, denn sie hat einen silbernen Rand. Wie der Mond wieder scheint, gehe ich hin. Jetzt scheint er wieder, der Mond.
Das Mädel ist nackt.
Er kniet vor ihr.
Sie ist sehr weiß.
Ich warte.
Sie gefällt mir immer mehr.
Geh hin! Sag, daß du das Kästchen erbrochen hast! Du, nicht der N! Geh hin, geh!
Ich gehe nicht hin.
Jetzt sitzt er auf einem Baumstamm, und sie sitzt auf seinen Knien.
Sie hat herrliche Beine.
Geh hin!
Ja, sofort –
Und es kommen neue Wolken, schwärzere, größere. Sie haben keine silbernen Ränder und decken die Erde zu. Der Himmel ist weg, ich sehe nichts mehr.
Ich lausche, aber es gehen nur Schritte durch den Wald. Ich halte den Atem an.
Wer geht?
Oder ist es nur der Sturm von droben?
Ich kann mich selber nicht mehr sehen.
Wo seid ihr, Adam und Eva?
Im Schweiße eueres Angesichtes solltet ihr euer Brot verdienen, aber es fällt euch nicht ein. Eva stiehlt einen photographischen Apparat, und Adam drückt beide Augen zu, statt zu wachen –.
Ich werd es ihm morgen sagen, diesem Z, morgen in aller Frühe, daß ich es war, der sein Kästchen erbrach. Morgen laß ich mich durch nichts mehr hindern!
Und wenn mir der liebe Gott tausend nackte Mädchen schickt! –
Immer stärker wird die Nacht.
Sie hält mich fest, finster und still.
Jetzt will ich zurück.
Vorsichtig taste ich vor –
Mit der vorgestreckten Hand berühre ich einen Baum. Ich weiche ihm aus.
Ich taste weiter – da, ich zucke entsetzt zurück!
Was war das?!
Mein Herz steht still.
Ich möchte rufen, laut, laut – aber ich beherrsche mich.
Was war das?!
Nein, das war kein Baum!
Mit der vorgestreckten Hand faßte ich in ein Gesicht. Ich zittere.
Wer steht da vor mir?
Ich wage nicht mehr, weiterzugehen.
Wer ist das?!
Oder habe ich mich getäuscht?
Nein, ich hab es zu deutlich gefühlt: die Nase, die Lippen –
Ich setze mich auf die Erde.
Ist das Gesicht noch dort drüben?
Warte, bis das Licht kommt!
Rühre dich nicht! –
Über den Wolken raucht der Mann im Mond.
Es regnet leise.
Spuck mich nur an, Mann im Mond!