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Der reiche Schreiner und Baumeister Rappelkopf ist ein ungeheurer Menschenfeind, obwohl er eigentlich keinen rechten Grund dazu hat, aber sein mißtrauisches Wesen ist eben kaum mehr zu überbieten. Immer fühlt er sich belogen, betrogen, bestohlen – ja selbst seiner braven Tochter Maly traut er immer alles Schlechte zu und befürchtet auch immer nur allerhand Bosheiten von ihrer Seite.
In der Nähe der kleinen Stadt, in welcher Rappelkopf lebt, haust auf seinem Schlosse der überaus reiche Herr von Flottwell, wie man so zu sagen pflegt »in Saus und Braus«. Maly hält es zu Hause nicht mehr aus und beschließt, mit ihrer Zofe Lieschen durchzubrennen und zu ihrem Geliebten nach Italien zu fahren. Die beiden brennen auch durch, Rappelkopf tobt, als er dies erfährt, und nun steigert sich sein mißtrauisches Wesen so sehr, daß er sich einbildet, seine Frau hege ein Mordkomplott gegen ihn. Er hatte nämlich seine Frau belauscht, als sie dem läppischen Diener Christian den Auftrag gab, eine Gans zu schlachten. Dabei hatte er es aber überhört, daß es sich um eine Gans dreht, und bezog dieses Abschlachten auf sich selbst. Heimlich rafft er nun all sein Geld zusammen und verläßt sein Haus.
Maly und Lieschen fahren unterdessen in ihrer Kutsche auf ihrer Reise nach dem Süden durch einen wunderbaren Wald, und die beiden Mädchen beschließen, in einem Weiher am Waldrand ein Bad zu nehmen. Dabei werden sie von dem unwahrscheinlich reichen Edelmann Herrn von Flottwell überrascht, der gerade seiner Jagdleidenschaft frönt.
Er ist fasziniert von Maly und auch sein ihn begleitender Diener Habakuk ist begeistert von Lieschen. Herr und Diener streiten sich gerade, wer die Schönere sei und fangen unwillkürlich an, lauter zu sprechen, da werden sie von den beiden Mädchen erkannt, die erschreckt in ihre Kutsche flüchten und eiligst davonfahren.
Herr von Flottwell und Habakuk ziehen etwas bedrückt auf ihr Schloß zurück, wo sie bereits von der großen Jagdgesellschaft erwartet werden. Flottwell ist dank seines Geldes von vielen »Freunden« umgeben, die ihn umschmeicheln und ausnutzen. Er selbst hatte sein Geld von seinem Vater geerbt, und seine Lebensphilosophie besteht darin, sein Leben großartig zu genießen. Er hat keine Beziehung zum Geld und betrachtet sich von seinem Glück herausgefordert, ein Verschwender im wahren Sinne des Wortes.
Aber er ist sich dessen auch bewußt, daß aller Wahrscheinlichkeit nach solch ein leichtsinniger Lebenswandel bereits auf Erden seine Sühne finden muß, und aus diesen Erwägungen heraus bildet er es sich ein, daß ihn nur eine Frau retten könnte, aber es müßte die rechte sein. Und nun bildet er sich weiter ein, diese rechte wäre Maly. Er läßt überall nach ihr forschen und sendet sofort berittene Kuriere in der Richtung, die die Kutsche Malys genommen hatte. Sie finden jedoch Maly nicht, denn sie ist bereits umgekehrt und zwar aus folgendem Grund:
Maly hatte noch am selben Abend in einem Wirtshaus, in dem sie mit Lieschen übernachten wollte, einen Postkurier getroffen, der, wie er bei der Anmeldung ihren Namen hörte, ihr einen Brief ihres Kunstmalers übergab, mit dem er unterwegs zu ihr war. In dem Brief steht unter schönen Redensarten die Mitteilung, daß er soeben in Italien geheiratet habe. Maly ist außer sich vor Verzweiflung und fährt mit Lieschen im schnellsten Tempo zurück.
Zu Hause angelangt erfährt sie, daß der Vater mit dem Gelde verschwunden ist und daß also nun ihre Mutter und sie bitterste Not erwartet. Auch Lieschen muß sich nun von Maly trennen.
Rappelkopf hatte sich mit seinem Gelde in eine wilde Bergeinsamkeit zurückgezogen und lebt dort als grimmiger Menschenfeind.
Frau Rappelkopf und Maly ziehen in die große Stadt, mieten sich ein kleines Zimmer, und in all dem Unglück hat Maly noch insofern Glück, daß sie durch ihre zierliche Naturstimme als kleine Sängerin ans Stadttheater engagiert wird.
Lieschen bekommt durch einen Zufall einen Posten auf des Herrn von Flottwells Schloß – der Diener Habakuk erkennt sie wieder und teilt dies sofort seinem Herrn mit, der gerade an einem großen Gelage beteiligt ist. Herr von Flottwell erkundigt sich sofort überaus aufgeregt nach dem Wohnsitz Malys, aber Lieschen kann ihm keine Auskunft geben. Er erfährt nur durch sie, wer Maly ist und auch einiges über ihr Schicksal.
Lieschen und Habakuk kommen sich immer näher.
Maly tritt nun fast jeden Abend im Theater auf, denn sie ist allmählich ein Liebling des Publikums geworden. Eines Abends besucht Herr von Flottwell das Theater, erkennt in der Sängerin seine langgesuchte und herbeigesehnte Maly, stürzt in der Pause in die Garderobe und erklärt ihr seine Liebe. Maly ist etwas verwirrt, aber sie merkt es dennoch gleich, daß er ihr sehr gefällt. Sie verabreden, daß sie nach dem Theater zusammen essen wollen. Die Garderobiere macht vor Herrn von Flottwell einen Hofknicks, so sehr ist sie durch sein vieles Geld beeindruckt.
Herr von Flottwell möchte gerade in seine Loge zurück, die Vorstellung hat schon wieder begonnen, da muß er in der Logentür von dem vor Aufregung außer sich geratenen Habakuk erfahren, daß er sein ganzes Geld, das er leichtsinnigerweise in Unternehmungen seiner »Freunde« gesteckt hatte, verloren hat, und daß er also nun ein bettelarmer Mensch ist.
Herr von Flottwell ist sehr erschüttert und besonders darüber, daß ihm dieses Unglück gerade in dem Augenblick hat zustoßen müssen, da er die für ihn richtige Frau gefunden zu haben meinte. Er verläßt auch sofort das Theater und läßt sich bei Maly entschuldigen, denn er kann sie ja nicht einmal mehr zu einem Abendessen einladen.
Rappelkopf haust inzwischen noch immer in seiner Bergeinsamkeit und behütet in seiner Hütte, die er seinerzeit einer armen Familie abgekauft hatte, sein Geld. Immer wieder vermutet er Einbrecher und Mörder und brüllt dann zum Fenster heraus um Hilfe, so daß die Bauern aus dem nahe gelegenen Dorf eiligst herbeilaufen. Diese Szenen wiederholen sich immer wieder, und immer wieder stellt es sich heraus, daß die Einbrecher und Mörder nur in Rappelkopfs Phantasie vorhanden waren. Und allmählich denken natürlich die Bauern garnicht mehr daran, dem hilfebrüllenden Rappelkopf zu helfen, sondern rühren sich nicht von ihren Feldern und lachen ihn nur aus.
Eines Tages dringen aber wirklich Einbrecher bei Rappelkopf ein und rauben ihm seinen Schatz. Wieder brüllt er um Hilfe, aber es rührt sich niemand. Da verdammt und verflucht er alle diese Menschen, die ihm nicht geholfen haben und muß nun wohl oder übel seine Hütte verlassen, in die Stadt ziehen und dort versuchen, sich irgendwie durchzuschlagen.
Auf der Landstraße trifft er nach einigen grotesken Abenteuern Herrn von Flottwell, der nun ebenso wie er als ein Landstreicher durch die Welt zieht und auch bereits seine Abenteuer hinter sich hat. Sie ziehen gemeinsam weiter und Flottwell erzählt ihm von seiner großen Liebe zu einer berühmten Sängerin. Rappelkopf lacht ihn nur höhnisch aus.
Bei ihren Wanderungen kommen sie auch an dem Schloß, das ehemals Herrn von Flottwell gehörte, vorbei. Es stellt sich nun heraus, daß der derzeitige Schloßbesitzer der Diener Habakuk und die derzeitige Schloßherrin Lieschen ist. Flottwell und Rappelkopf erfahren dies aber erst, nachdem sie auf Bettlerart je einen Teller Suppe erhalten haben. Es kommt zu einem Wiedersehen mit den ehemaligen Bediensteten, das aber von beiden Seiten mit großer Reserve vor sich geht.
Eines Tages kommen die beiden Landstreicher auch wieder in die große Stadt. Hier entdeckt Flottwell auf einem Theaterplakat den Namen seiner Maly. Sie spielt die »Jugend« in Raimunds »Bauer als Millionär«. Er überredete Rappelkopf, mit ihm zusammen die Vorstellung zu besuchen, hoch droben auf dem letzten Stehplatz – endlich willigt Rappelkopf ein, er hat natürlich noch keine Ahnung, daß die »Jugend« seine Tochter ist.
Flottwell bettelt sich das Eintrittsgeld in raffinierter Weise zusammen.
Abends im Theater befinden sich nun droben auf der höchsten Galerie Flottwell und Rappelkopf, der sich von der Vorstellung nicht viel verspricht. In der ehemaligen Stammloge Flottwells sitzen Habakuk und Lieschen. – Nun tritt Maly als »Jugend« auf und singt das Lied »Brüderlein fein« – da erkennt sie Rappelkopf und wird durch dieses unverhoffte Wiedersehen mit seiner Tochter und unter dem Eindruck des Liedes plötzlich ein ganz weicher Mensch mit dem stärksten Verlangen, sich mit allen zu versöhnen und zu vertragen.
Flottwell muß nun auch zu seiner größten Überraschung erfahren, daß Maly Rappelkopfs Tochter ist.
Nach der Vorstellung warten die beiden vor dem Bühneneingang, endlich kommt Maly heraus, sie wird bereits von vielen Kavalieren erwartet – erkennt aber sofort Flottwell trotz seines zerlumpten Äußern und eilt auf ihn zu. Auch sie hatte sich nämlich immer nach ihm gesehnt und überall nach ihm fragen lassen, ohne daß natürlich jemand ihr Auskunft über sein Verbleiben und Schicksal geben konnte. Auch mit Rappelkopf gibt es nun ein Wiedersehen, und die Szene endet mit einer großen Versöhnung.
So ziehen die drei in Malys Wohnung, wo es auch ein Wiedersehen und eine Versöhnung mit Rappelkopfs Frau Sophie gibt. Maly beschließt, Flottwell und Rappelkopf schöne Kleider zu kaufen, was Flottwell nur nach längerem Zögern annimmt, und zwar nur deshalb, weil er an ihre wahre Liebe glaubt, die sie ihm dadurch bewiesen hatte, daß sie ihn auch als Bettler gern mochte.
Am nächsten Tage erfährt Rappelkopf durch einen Bauern, den er auf der Straße trifft, daß die Einbrecher, die ihm seinerzeit seine Schätze geraubt hatten, schon lange gefaßt worden sind, und daß auch sein Geld bis auf den letzten Groschen im Polizeibüro nur darauf wartet, von ihm abgeholt zu werden. Rappelkopf ist überglücklich, holt sich das Geld und beschließt, mit Herrn Flottwell, seinem zukünftigen Schwiegersohn, ein neues Schreiner- und Baugeschäft zu errichten. »Jetzt baue ich euch ein Haus!« ruft er Flottwell und Maly zu.
Unter den Klängen des »Brüderlein fein« steigt nun die Hochzeit zwischen Herrn von Flottwell und Maly Rappelkopf. Und wieder werden die beiden von Habakuk und Lieschen bedient, die ebenfalls ihr Geld wieder verloren haben, denn nichts hat Bestand auf der Welt, und Abschied muß genommen werden.
Anmerkung: In diesem Film werden folgende Lieder verwendet:
»Brüderlein fein«
»Das Hobellied«
»Ach, wenn ich nur kein Mädchen war«
»So leb denn wohl du stilles Haus«
»Ach, die Welt ist gar so freundlich, und das Leben ist so schön«
»Ein Aschen«