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Als Monsieur Georges Vautel im Alter von sechzehn Jahren am 28. Oktober des Jahres 1911 in der amerikanischen Bar des Hotels des Deux Mondes in Monte Carlo angestellt wurde, fehlte es unter seinen Bekannten nicht an Stimmen – sogar sehr hörbaren –, die dem großen Hotel von seinem Eintritt nichts Gutes prophezeiten.
Georges, der eine ziemlich verwahrloste Jugend im Condamineviertel hinter sich hatte, verfügte über eine ausgedehnte Belesenheit in der Nick-Carter-Literatur, die der französischen Jugend anstandslos in die Hände geliefert wird. Die »Mysterien von Paris« und die »Rätsel der Katakomben« waren für ihn keine Mysterien oder Rätsel mehr; seine Detailkenntnisse in bezug auf Raubmorde, andere Morde, Totschläge und Brandstiftungen aller Art waren überraschend und standen voll auf gleicher Höhe mit seinen Einblicken in die mannigfaltigsten Schwindler- und Gaunerkniffe. Arsène Lupin erfüllte ihn mit einer Bewunderung, die beinahe noch seine Schwärmerei für Sherlock Holmes und dessen minder bekannte, aber ebenso fabelhaft scharfsinnige Kollegen übertraf. Und es war sein Traum, sich auf einer dieser beiden Laufbahnen einen Namen zu machen.
Für einen derart abenteuerlichen Jüngling mit Witterung und wachem Blick hat Monte Carlo zweifelsohne viel Interessantes zu bieten. In dem kleinen Hafen zwischen Monaco und Monte Carlo versammelten sich alle Lustkutter der Welt. Abend um Abend erstrahlten die weißen Jachten da draußen im Lichterglanz; mitunter scholl helles Lachen und munteres Geplauder in fremdartigen Sprachen auf den Strand herüber, und plätschernd schossen die Motorjollen zwischen dem Kai und den schlanken Vergnügungsdampfern hin und her, führten elegante Gäste hinaus oder brachten sie ans Land, nach der Oper und dem Sporting Club.
Und drinnen im Lande waren die Hotels und die Straßen voll von lauter merkwürdigen Menschen: märchenhaft reichen Amerikanern – alle Amerikaner sind märchenhaft reich – und englischen Lords, bärtigen Russen und sparsamen Deutschen, die zumeist in dem billigen Hafenviertel Condamine wohnten. All dies weiß ein findiger Monte Carloer Jüngling gar bald durch seine Diagnose festzustellen; er lernt es mit Unfehlbarkeit erkennen, ob ein Fremder einträglich ist oder nicht und welcher Nation er angehört. Am schwierigsten gestaltet sich die Frage wohl, wenn er Skandinaviern oder Holländern gegenübergestellt wird; aber in der Regel werden auch sie unter die Zollrubrik »Allemands« eingeteilt. Lebhaft und geweckt, wie er zumeist ist, weiß er jedoch recht wohl, daß nicht alle über einen Kamm zu scheren sind, und versteht es, nach Bedarf und im Hinblick auf einen guten Backschisch das Nationalgefühl der Gäste zu kitzeln.
Georges Vautel hatte seit seinem neunten Lebensjahre die Bekanntschaft mit den fremden Nationen recht erfolgreich betrieben. Er sagte bald ebensogut » Yes« und » Zis way ze casino, monsieur; zank you, monsieur« wie »Hier Ansichtskarten, jawohl« und ein »Danke sehr«, das germanische Geldbörsen zu öffnen vermochte. Aber nur Zeiten der Not brachten ihn dazu, sich dieser Erwerbsquelle zu bedienen.
Von dem Beispiel eines älteren Kameraden verlockt, hatte er sich im Alter von neun Jahren für kurze Zeit in der Zündhölzchenbranche versucht. Diese besteht darin, daß man sich mit einer Zündholzschachtel, die beständig nur ein Hölzchen enthält, in den Anlagen umhertreibt, um rauchenden Herren an die Hand zu gehen, worauf man plötzlich entdeckt, daß die Schachtel leer geworden ist; gewöhnlich bringt dies einige Sous für eine neue ein. Schon nach wenigen Tagen gab Georges jedoch die Zündholzbranche als zu wenig einträglich auf.
Nach Ersatz ausspähend, ging er während der trockenen Sommermonate zur Strandbranche über, zu deren Ausübung nichts als einer der im Mittelmeer ziemlich häufig, jedoch nur auf felsigem Grund vorkommenden Polypen, die von der wenig wählerischen italienischen Bevölkerung gefangen und verzehrt werden, erforderlich ist. Mit einem solchen Polypen ausgerüstet, den er in einem kleinen Korb verwahrte, paßte Georges badenden Personen auf, um in einem geeigneten Augenblick aufzutauchen und Monsieur treuherzig zu berichten, »daß er diesen da gerade vor einem Weilchen hier gefunden habe«. Monsieurs Badestelle mochte der schönste und sicherste Sandboden sein, so fuhr er dennoch zurück wie von einem Skorpion gestochen. »Aber wenn Monsieur es wünscht, will ich Monsieur eine ausgezeichnete Badestelle zeigen.« Höchst erleichtert, den argen Ungeheuern entkommen zu sein, bezahlte man dem guten kleinen Georges gern einen angemessenen Tribut, wobei man ihn anwies, sich nur um Gottes willen vor diesen tückischen Tieren zu hüten. Des Abends übergab Georges den müden und erschöpften Polypen dem Fischhändler, falls er nicht tot war, in welchem Falle er ihn seinem Papa zum Souper mitbrachte.
Als Georges vierzehn Jahre alt und einigermaßen in die Finessen der Nick-Carter-Literatur eingedrungen war, vollführte er seinen ersten größeren Streich, der ihm nicht nur eine ehrende Erwähnung in Le Petit Monegasque und den Nizzaer Blättern, sondern sogar eine Notiz in den großen Pariser Zeitungen eintrug.
Eines schönen Tages hatte ihm nämlich Carlo Piccioloni, – ein kleiner Italiener, mit dem er auf Kriegsfuß lebt, – um ihn zu ärgern, seine Ersparnisse gezeigt, die für Georges' Nase sofort verdächtig rochen; es waren einige glitzernde Fünffrankmünzen, darunter sogar ein oder zwei Goldstücke. Seine Detektivinstinkte waren im Nu erwacht, und er beschloß, auf Carlos Geschäfte ein scharfes Auge zu haben. Schon nach einigen Wochen war er dem Geheimnis auf der Spur und benachrichtigte durch seinen Freund, den Konstabler Bofini, das Detektivkorps des Fürstentums, worauf eine kleine, neugestartete Falschmünzerbande in Nizza mit sämtlichen Mitgliedern und Instrumenten ihren schleunigen Einzug in das finstere Loch hielt.
Carlo Piccioloni war das Stückchen Faden gewesen, das zu diesem Resultat führte. Um sich Absatz zu schaffen, hatten die Falschmünzer nämlich keine Methode gescheut, so einfach sie auch sein mochte. Da ihre Münzen – sie verfertigten hauptsächlich griechische und italienische, die in Frankreich und Monaco gangbaren Kurs haben – sie äußerst wenig kosteten, meinten sie wohl anfänglich, ein bißchen darauf loswirtschaften zu können, ganz so, wie es auch andere neugegründete Firmen zu tun pflegen, um sich einzuführen.
Man versah also Carlo nebst einigen anderen Vertrauten mit ein paar neuverfertigten Goldstücken, deren schöner Klang von einem geschickten Glaseinguß herrührte, der allerdings auch große Zerbrechlichkeit zur Folge hatte, und wies sie an, in den Anlagen oder auf den Straßen irgendeinem geeignet erscheinenden Opfer aufzulauern. Das Vorweisen eines schönen Zwanzigfrankstückes mit der Frage: »Monsieur hat dies wohl fallen lassen?« entfachte einen Kampf zwischen Habgier und Anständigkeit, in dem in neun Fällen unter zehn die Habgier siegte; sah das Opfer sich zweifelnd um, so gab der Zusatz: »Oder war es vielleicht der Herr dort drüben?« den endgültigen Ausschlag. Der Würfel war gefallen, und der also Bereicherte beeilte sich, mit seiner Goldmünze zu verschwinden, nachdem er dem ehrlichen Finder einen zwischen einem und fünf Frank variierenden Tribut gezahlt hatte. Da das Goldstück in Summa einen Frank und fünfzig Centimes gekostet hatte, ging das Geschäft nicht übel; und Carlo hatte schon seinen kleinen Sparpfennig im trockenen, als seine Laufbahn vorzeitig durch Georges und einige Jahre Korrektionsanstalt unterbrochen wurde.
Diese und andere ähnliche Großtaten hatten Georges den Kosenamen le furet eingetragen, unter dem er auch in die amerikanische Bar des Hotels Deux Mondes einzog. Le furet bedeutet nämlich das Wiesel.
Indessen dauerte es eine Weile, ehe Georges in seiner neuen Stellung Verwendung für die Lehren der Nick-Carter-Literatur erhielt. Er sah hier wohl viele Menschen von seltsamem Typus an sich vorbeiziehen; Menschen, die Merkmale des durchgebrannten Schwindlers trugen, auch ohne Mr. Bertillons Hilfe leicht erkennbar, und andere, deren Äußeres das Gegenteil verkündigte, was aber Georges' junge Augen nicht hinderte, sie in dieselbe Kategorie einzureihen. Aber in Monte Carlo liegt dies ja in der Natur der Dinge, da diese Stadt solche Typen magnetisch an sich zieht. Was das Hotel des Deux Mondes betrifft, so wetteiferten hier übrigens alle verdächtigen Herren miteinander an Anständigkeit: während der ganzen Herbstsaison 1911 waren nicht die geringsten Unregelmäßigkeiten vorgefallen, und bis zum März 1912 hatte nicht eine einzige Hotelratte die Nachtruhe des großen Hauses gestört. Georges legte Arsène Lupin und Sherlock Holmes beiseite; die Welt war offenbar besser als ihr Ruf.
Übrigens hatte er seit Beginn der Hochsaison im Dezember auch an anderes zu denken gehabt. Jeden Tag zog ein ununterbrochener, bunter Strom durstiger Fremder an dem Schanktisch der diskreten Bar vorüber, von der aus man die Korbstühle, Pfeiler, Teppiche und Palmentöpfe der Eintrittshalle überblickte. Unter Anleitung des Bartender, eines italienischen Schweizers aus Lugano, der überall gewesen war, alles gesehen, alles gehört und alles getrunken hatte, bereitete Georges einfachere Getränke für einfachere Kunden und erlernte die Grundlagen der Chemie der Mischungen. Mit nie ermüdender Bewunderung betrachtete er die schmalen, gelben Finger seines Chefs, wenn sie mit pharmazeutischer Genauigkeit die Gifte der vielgestaltigen Flaschen mengten: Wermut, Whisky, zwei Tropfen Grenadin, ein Spritzer aus einer glitzernden Tinktur, eine eingelegte Erdbeere und ein Stückchen Eis, und die appetitlichste Spezialität war fertig. Und war nach einem heißen Tage eine Mixtur zu Ende gegangen, so kostete es Mr. Lally keine Sekunde des Zweifels, um den fehlenden Geschmack auf ein Tüpfelchen aus anderen Quellen zu ersetzen.
Er war ein Hexenmeister auf seinem Gebiet, scheinbar geboren, um hinter dem Mahagonitisch der Bar mit schimmernden Karaffen und silbernen Behältnissen zu hantieren. Allerdings wisperte man in der Küche von allerlei dunklen Punkten in seiner Vergangenheit; eines Abends brummte ein betrunkener Speisekellner etwas von seiner Freundschaft mit Manolescu, und Georges zuckte in stummem Entzücken zusammen: sollte Mr. Lally, der Bartender, mit Manolescu, dem König aller Hotelratten, zusammengearbeitet haben? Parbleu, große Neuigkeiten das, die seinen Respekt vor dem schweigsamen gelben Italiener noch erhöhten.
Der 5. März 1912 – es war ein Dienstag – begann in Monte Carlo mit einer kühlen Brise vom Mittelmeer, die die silbergrauen Olivenbäume und die dunkelgrünen Pinienwäldchen zauste, die Kletterpflanzen des Gartens hin und her warf und den Rauch aus den Schornsteinen und Lokomotivrohren unbarmherzig zu Boden preßte. Der Himmel war wolkig, und über der ganzen Landschaft, von den gelbgrauen Bergrücken bis zum Horizont, wo das Mittelmeer mit dem Firmament verschmolz, lag dasselbe feine graue Licht wie über den Holzschnitten in altmodischen Erdbeschreibungen. Nahe dem Strande hatte das Seewasser die Grünspanfarbe alter Schloßdächer; tief drinnen schäumte es in salzweißem Gischt. Das Rauschen der zurücksinkenden Wogen war bis auf die Landstraße hinauf vernehmbar.
Drinnen in der Bar des Hotels hatte die Arbeit um zwölf Uhr mittags kaum noch begonnen. Das Hotel war eben auch weniger stark besetzt als sonst; in den letzten Tagen hatte ein großer Teil der eleganten Gäste die Stadt verlassen. Georges holte, in Erwartung eines ruhigen Tages, seinen letzten Kriminalroman aus der Tasche und begann unter dem Schutze des Schanktisches zu lesen. Sein Vorgesetzter, Mr. Lally, nahm seinen Platz nicht vor halb eins ein, da die wenigen Gäste, die früher kamen, durch den gewandten Georges hinlänglich versorgt waren.
Er hörte den Hotelautobus fortrollen, um die Ankommenden des italienischen Expreßzuges zu empfangen, und vertiefte sich wieder in sein Buch. Mr. Lally zu Ehren hatte er sich Manolescus authentische Memoiren verschafft und widmete nun seine Mußestunden dem Studium der Methoden des berühmten Hoteldiebes. Er war eben in eins der ersten Kapitel versunken, als er die Drehtür der Halle scharren hörte und, zu rechter Zeit aufblickend, eines der schönsten weiblichen Wesen, die er jemals gesehen oder erträumt hatte, in die Halle eintreten sah, gefolgt von einem stattlichen, brünetten jungen Mann von unverkennbarem Offizierstypus.
Möchte wissen, welcher Nation die sind, dachte Georges, das Buch in die Tasche steckend und das junge Paar in der Halle unverwandt anstarrend. Parbleu, das schönste Weib, das mir noch in Monte Carlo begegnet ist! Sogar Miß Hammond kommt nicht gegen sie auf. Welche Figur!
Georges schmeichelte sich trotz seiner sechzehn Jahre, die Pointen der Frauenschönheit an den fünf Fingern zu haben, und nahm im Umgang mit den Damen seiner Bekanntschaft einen sehr blasierten Ton an. Miß Hammond war eine junge amerikanische Millionärin, die sich den Spaß gemacht hatte, mit ihm zu flirten.
Indessen hatte er mit diesem Ausdruck seiner Bewunderung für die neuangekommene Erscheinung zweifellos recht. Von Mittelgröße, mit einem vollendeten Körper, der von einer ebenso vollendeten Reisekleidung zur Geltung gebracht wurde, trug sie auf einem schöngeformten Halse das entzückendste Köpfchen, dessen melancholische, dunkle Veilchenaugen und blonde Haarwellen von einem einfachen, aber auserlesenen Hut in Schwarz und Grün beschattet wurden. Sie lehnte sich ein wenig müde an ihren Begleiter, der sie ehrfurchtsvoll zu einem der Korbstühle der Halle führte, worauf er aus Georges' Gesichtskreis verschwand, offenbar, um im Kontor Zimmer zu bestellen.
Voll von einer Bewunderung, die er nicht zu beherrschen vermochte, starrte Georges sich nach Herzenslust satt an der blonden Dame mit den dunklen Augen, deren Finger leise mit dem Flechtwerk des Korbstuhles spielten, während sie die Rückkehr ihres Mannes erwartete – wenn es nun wirklich ihr Mann war!
Plötzlich erhob sich die Dame hastig und tat ein paar Schritte in der Richtung auf Georges, aber mit dem Blick an ihm vorüber. Sie sah sich rasch um, ihre Lippen bewegten sich schnell, aber unhörbar, und zu seiner unsäglichen Überraschung gewahrte Georges Mr. Lally, der einige Schritte von ihr entfernt stand und nun durch ein kurzes Nicken die Frage, die sie zweifellos an ihn gestellt hatte, beantwortete. Im nächsten Augenblick war er schon an ihr vorübergeeilt und trat nun ruhig pfeifend in die Bar ein, wo er seinen Rock ablegte und die weiße Dienstjacke anzog.
»Guten Morgen!« sagte er. »Was starrst du so, mein Junge? Das mußt du dir abgewöhnen; es stört die Hotelgäste. Für einen guten Hotelbediensteten hat der Gast weder Name, noch Gesicht, noch Geschlecht, noch Nation oder Klasse, solange er als zahlungsfähig betrachtet werden kann. Ich verlor drei Plätze in Newyork, ehe ich das lernte.«
»Kennen Sie die schöne Dame in der Halle, Mr. Lally?« fragte Georges, den Blick jetzt auf seinen Vorgesetzten heftend.
»Ich? Was fällt dir ein, Georges? Ist dir das Märzwetter zu Kopf gestiegen? Look out; ecco, ein Gast«, setzte er mit scharfem Unterton hinzu. » Golden slipper, all right, Sir. Augenblicklich, Sir.«
Mit dem bereiteten Trunk auf dem Wege zu dem neuangekommenen Gast, der sich an einem Tischchen niedergelassen hatte, sah Georges, wie der Gemahl der schönen Blondine vom Kontor zurückkehrte, gefolgt von einem artig dienernden Hotelbediensteten, der das junge Paar nach dem Aufzug begleitete.
»Einhundertfünfzehn bis einhundertsiebzehn für Herrn Grafen und Frau Gräfin Berkenczy«, sagte er zu dem Liftdiener, während er ihm die Schlüssel übergab. »Ihr Gepäck wird augenblicklich nachgeschickt, Herr Graf.«
Berkenczy, dachte Georges, das klingt ungarisch; und er hörte den Grafen mit frischer, ein bißchen heiserer Baßstimme sagen:
»Bitte, reservieren Sie für den Lunch einen Fenstertisch mit Seeaussicht für die Gräfin und mich!«
Georges' Gast trank sein Glas leer und bezahlte. Der junge Kontorbeamte kam mit hinaufgezogenen Augenbrauen in die Bar.
» Mille diables, welch ein Weib!« sagte er, zu Mr. Lally gewendet. »Haben Sie sie gesehen, Mr. Lally? Gräfin Berkenczy; ihr Mann, Graf Berkenczy, scheint reich zu sein wie Pierpont Morgan, deponierte über hunderttausend Franken im Kassenschrank und sprach von einer Menge Juwelen, die später da verwahrt werden sollen. Und noble Bekanntschaften! Fragte nach Baron Altenstein, dem Wiener Direktor, der gestern abreiste, und nach Fürst Schwarzenfels, der ebenfalls fort ist. Pech für ihn, daß er sie gerade verfehlte!«
»Hunderttausend hat er deponiert?« fragte Georges rasch. »Haben Sie die Banknoten untersucht, Mr. Dachs?«
»Was zum Henker hat der Bursche heute?« unterbrach Mr. Lally ihn mit gereizter Stimme. »Kümmere dich um deine Sachen, sonst werde ich mit dem Direktor reden! Trockne die Gläser und mische dich nicht in anderer Geschäfte!«
»Ob ich die Banknoten untersuchte?« erwiderte Mr. Dachs, die Georges zuteil gewordene Nase unbeachtet lassend. »Natürlich habe ich das, ehe ich die Quittung ausstellte. Aber warum du fragst, Georges, weiß ich wahrhaftig nicht. Papiere und alles in Ordnung; Paß in Venedig vidiert, was ich auf unserem von ihm unterzeichneten Schein notierte. Du kriegst da eine Menge Ideen in den Kopf, Georges, die du besser in deinen Fünfsousromanen ruhen ließest.«
»Er ist heute närrisch, der Junge«, sagte Mr. Lally mit einem zornigen Blick auf Georges, worauf Mr. Dachs wieder in sein Kontor verschwand.
Georges bekam Graf und Gräfin Berkenczy erst wieder beim Diner zu Gesicht. Er war von Mr. Lally fortgeschickt worden, um einen neuen Vorrat Zigaretten zu kaufen, und sah, an den geöffneten Türen des großen Speisesaales vorbeikommend, an einem der Tische den Grafen in elegantem Frack und weißer Krawatte sitzen, und ihm gegenüber, noch schöner als vorhin, in einer Toilette aus verschiedenfarbigem Tüll und Spitzen, die wunderbare Gräfin.
Georges kannte Aubrey Beardsley nicht, aber wie eine von dessen Frauengestalten sah sie in diesem Abendkleid aus, frech, herausfordernd nackt trotz des Tülls und der Spitzen. In dem tiefen Ausschnitt an ihrer weißen Brust leuchtete ein großer Smaragd, grünschimmernd wie die giftigen Liköre, die Mr. Lally in seiner Bar braute. Ihre schlanken, vollendet schönen Arme schmückte ein schwerer orientalischer Armreif, der sich funkelnd um die weiße Haut wand. Nicht eine Spur von Schminke oder Puder war auf dem Antlitz unter der schweren, blonden Frisur zu entdecken, und doch war ihr Teint tadelloser als alle die Meisterwerke der Kunst, die die übrigen Damen des Speisesaales der Bewunderung zur Schau stellten. Wie korrekt die Gäste des Hotels des Deux Mondes auch waren, so kreiste das ganze Interesse des großen Speisesaales doch unzweideutig um den Tisch, an dem die Gräfin saß. Aber bloß ein einziges Mal sah Georges sie einen der vielen sie suchenden Blicke erwidern, einen kurzen Augenblick, als der ehemalige französische Minister des Äußern Graf Boujol-Thierry sie wie behext anstarrte. Ihr Blick streifte den seinen, rasch wie ein Schwalbenflügel, um gleich darauf wieder den ihres Mannes zu suchen.
Georges merkte, daß er im Begriff war, Mr. Lallys Zigaretten zu vergessen, und riß sich in tiefen Gedanken los.
Was für Bekanntschaft hatte die Gräfin mit Mr. Lally? Und warum leugnete Lally, daß er mit ihr gesprochen, wenn Georges es doch gesehen hatte? Derselbe Instinkt, der Georges bewogen, die Nase in Carlo Picciolonis Rangenstreiche zu stecken, trieb ihn jetzt dazu, Graf Berkenczy und seine entzückende Frau argwöhnisch zu beschnüffeln. Einen Paß bekommen, ist leicht, sagte er sich selbst, durch die Nick-Carter-Literatur voll Glaubensstärke in diesem Punkt. Und daß der Graf justament die beiden Notabilitäten kennen mußte, die abgereist waren! Manolescus Schatten erhob sich vor seinem Blick, und dahinter dämmerten Mr. Lallys gelbe Gesichtszüge in einer unbestimmten Glorie lichtscheuer Heldentaten.
Mit Mühe seine Wieselnatur unterdrückend, kehrte Georges mit den Zigaretten zu dem brummigen Mr. Lally zurück.
Am nächsten Tage erfuhren Mr. Lally und Georges durch die Mitteilsamkeit des jungen Mr. Dachs, daß der Graf eine Menge der schönsten Juwelen bei der Direktion zur Verwahrung gegeben und mit zweihunderttausend Franken versichert bekommen hatte. Mr. Goudstikker, Juwelier vom Kasinoplatz und der Rue de la Paix, hatte sie gemäß den Hotelgepflogenheiten bei derartigen Assekuranzen eigenhändig untersucht und von reinster Qualität befunden. Der Direktor des Hotel des Deux Mondes, der es einigermaßen unsicher fand, so große Werte im Kassengewölbe des Hotels zu verwahren, schlug dem Grafen vor, die Juwelen im Comptoir National oder im Crédit Lyonnais zur Aufbewahrung zu geben, aber der Graf machte Schwierigkeiten, da sie ja zu unvorhergesehenen Tagesstunden gebraucht werden konnten; die Gräfin sei ein bißchen kapriziös mit ihren Juwelen. Natürlich gab der Direktor nach, sorgte aber für eine neue Kombination des Schlosses, die nur er selbst und eventuell Mr. Dachs kennen sollte. Mr. Dachs war nicht wenig stolz auf diesen Beweis des Vertrauens, das er unter allerlei Gaskonaden niemals zu täuschen gelobte.
Georges barg alle diese Berichte wohl bei sich und erwog sie in seinem Herzen; aber nicht das geringste ereignete sich, das seinen Argwohn hätte rechtfertigen können. Das gräfliche Paar lebte wie die meisten Monte Carlo-Besucher seiner Art; Autofahrten nach Mentone und Nizza wechselten ab mit Motorbootausflügen, Golfspiel und Opernbesuch. Dank der Schönheit der Gräfin und dem Ruf von Reichtum, der das elegante Paar umgab, waren sie unablässig von neugewonnenen Freunden umringt, die um die Gunst der schönen Ungarin wetteiferten, während Graf Berkenczy, seines ehelichen Glückes offenbar sicher, mit einem leise ironischen Lächeln zusah. Der alte Graf Boujol-Thierry wich so selten wie möglich von der Seite der Gräfin und legte ihr mit altmodischer Ritterlichkeit Herz und Seele zu Füßen. Und Graf Berkenczy lächelte nach wie vor.
Am 14. März erhielt der Graf beim Lunch ein Telegramm, das, obwohl unwichtig, wie er sagte, doch eine mehrtägige Reise nach Venedig nötig machte. Er kaufte im Hotelreisebureau eine Fahrkarte nach besagter Stadt und reiste, begleitet von vielen Freunden, abends mit dem Expreßzug ab. In einer Woche wollte er wieder zurück sein und ließ seine Frau in der Zeit seiner Abwesenheit in Graf Boujol-Thierrys väterlichem Schutz.
Seit der Abreise des Grafen waren nun zwei Tage vergangen, während deren Georges sich mit stets den gleichen Gedanken trug. Bald sagte er sich, daß diese Reise ein bloßes Scheinmanöver sei, mit dem irgendein geheimer Zweck erreicht werden sollte, bald wieder nannte er sich selbst einen großen Esel und fand, es sei alles ganz natürlich und nur so, wie es sein sollte. Mr. Lally gegenüber hatte er bezüglich der Episode in der Halle kein Wort mehr geäußert und war fast auf dem Wege, sich selbst einzureden, daß es eine bloße Gesichtstäuschung gewesen sei.
Der 16. März hatte mit strenger Arbeit in der Bar begonnen; der Tag war heiß und die Bevölkerung durstig; nachmittags aber stockte mit einemmal der Strom von Gästen, und Georges wagte sich auf die Straße hinaus, um eine Zigarette zu rauchen. Von dem Fußdamm, gegenüber dem großen Hotelaufgang, überblickte er den Eingang zur Bar und konnte beim geringsten Bedarf sogleich seinen Posten einnehmen. Der Direktor war verreist, und Mr. Lally hatte ein paar Stunden frei.
Georges hatte seine erste Zigarette zu Ende geraucht und erwog eben, ob er sich eine zweite anzünden sollte – es waren amerikanische Zigaretten, die er von Miß Hammond bekommen hatte –, als er den einzigen holländischen Hotelgast in die Bar treten sah. Einen unvollendeten Fluch auf Mynheer Schleeten ausstoßend, sprang er hinüber, um ihn zu bedienen. Mr. Schleeten gab prinzipiell nie ein Trinkgeld, und nenne mir, o Muse, eine Menschengattung, die einem Hotelbediensteten verhaßter sein kann als diese! Auf dem Wege nach der Bar eilte Georges an Gräfin Berkenczy vorüber, die die große Treppe herabgekommen war und die Richtung nach dem Kontor nahm, wo Mr. Dachs einsam und allein Figuren auf sein Löschpapier kritzelte. In der Bar angelangt, fand er Schleeten wieder im Rückzug begriffen. » Plus tard«, murmelte dieser mit seiner dicken Stimme und verschwand im Lesezimmer.
»Meinethalben nie«, brummte Georges, ihm einen ergrimmten Blick nachsendend. Gleich darauf aber kam ihm eine Idee.
Dank Nick Carter waren seine Gewissensbisse betreffs des Lauschens gleich null – die große Halle stand leer, sintemalen der Portier sich draußen auf der Treppe sonnte – und Georges schlich vorsichtig nach dem Kontor hinüber. Was die schöne Gräfin nur mit Mr. Dachs zu verhandeln haben mochte! Es war so still im Kontor, geradezu totenstill. Er neigte sich vor und guckte vorsichtig durch die Türspalte.
Das Kontor war leer.
Georges fuhr vor Erstaunen in die Höhe, aber nur einen Augenblick; eine geöffnete Tür innerhalb der Schranke plauderte aus, wohin die beiden sich gewendet hatten. Und angesichts dieser Tür schlug Georges' Argwohn mit einemmal in lichterlohen Flammen empor. Denn es war dieselbe schwere Metalltür, durch die man über eine Treppe in das Kassengewölbe gelangte.
Leise wie eine Katze schlich sich Georges auf dem dicken Teppich hinter die Schranke und lauschte die enge Treppe hinunter. Ein undeutliches Geflüster drang zu ihm empor, Mr. Dachs' Stimme klang nervös und aufgeregt, die der Gräfin schmeichelnd und musikalisch. Zweimal hörte er das Wort » to-day«, einmal etwas lauter von der Stimme der Gräfin, unmittelbar darauf leise und hastig von Mr. Dachs. Plötzlich fiel eine schwere Tür knirschend ins Schloß, Schritte näherten sich von unten, und Georges vernahm das Rascheln von Seidenröcken. Er beeilte sich, aus dem Kontor herauszukommen; vor dem Eingang aber blieb er stehen und horchte. Der Portier stand noch immer auf der Treppe, den Rücken der Halle zugewendet, und sonnte sich. Jetzt sperrten sie die Tür, die nach dem Kassengewölbe führte, ab, eine Feder scharrte, und er hörte die Gräfin sagen:
»Hier ist die Quittung für die Juwelen, die ich herausgenommen habe, Mr. Dachs. Es war sehr freundlich von Ihnen, mir das Kassengewölbe zu zeigen. Ich habe mir längst gewünscht, eines dieser gruseligen Lokale einmal kennenzulernen. Ich danke Ihnen, Mr. Dachs. Natürlich sage ich keinem Menschen ein Sterbenswörtchen davon; darüber können Sie beruhigt sein. Auf Wiedersehen, Mr. Dachs!«
Georges hörte den Laut eines raschen Kusses und darauf wieder die Stimme der Gräfin in halb erzürntem, halb lachendem Flüsterton:
»Mr. Dachs, was unterstehen Sie sich? Ich …«
Im nächsten Augenblick kam sie mit eiligen Schritten an ihm vorbei, ohne ihn zu sehen. Unter dem Arm trug sie ein schwarzes Futteral.
Ihre Juwelen, dachte Georges. Was zum Kuckuck bedeutet aber to-day?
Da Georges' Sprachkenntnisse ihm erlaubten, to-day mit heute, oggi und aujourd'hui zu übersetzen, so war es offenbar nicht die buchstäbliche Bedeutung des Wortes, die ihn beschäftigte. Dennoch währten seine Grübeleien den ganzen Abend, der ziemlich ruhig verlief, bis nach Schluß der Oper eine ganze Menge Gäste kam.
Hatte Georges erwartet, daß sich heute irgend etwas ereignen sollte, so wurde er jedenfalls enttäuscht. Der Abend verging ohne jeden Zwischenfall; um halb ein Uhr, als das Kontor gesperrt wurde, sah er die Kammerjungfer der Gräfin ein schwarzes Futteral abliefern, das der Direktor eigenhändig in Empfang nahm, öffnete und in das Kassengewölbe hinabtrug, worauf die Kammerjungfer mit einem Zettel in der Hand – der Quittung – wieder treppauf flatterte. Kurz darauf wurde die Bar gesperrt, und Georges verfügte sich, immer noch in tiefe Gedanken versunken, nach seiner Kammer in der Personalabteilung.
Der nächste Tag brachte Regenwetter, das Mr. Lally benützte, um Georges seinen freien Nachmittag zu geben. Gemein! dachte Georges, zog aber seinen Regenmantel an und begab sich auf einen Spaziergang. Nach halbstündigem Umherschlendern befand er sich bei Einbruch der Dämmerung oben in Beausoleil, wo er ein Café aufsuchte und seinen Aperitif nahm wie ein Mann, bedient von einem ehemaligen Schulkameraden, der dort Kellner war. Als er wieder auf die Straße hinaustrat, hatte der Regen so gut wie aufgehört, und er gedachte, noch ein wenig zu promenieren, blieb aber schon unter der nächsten Gaslaterne mit einem jähen Ruck stehen, denn er hätte darauf schwören mögen, daß es Graf Berkenczy gewesen, den er auf dem Fußdamm gegenüber in einem langen, grauen Ulster vorbeieilen und in einem kleineren Hotel verschwinden gesehen hatte. War es also wahr? Hatte er wirklich recht gehabt? Der Graf sollte ja nicht vor vier Tagen zurück sein; im Hotel wußte man nichts vom Gegenteil, und die Gräfin hatte kein Telegramm bekommen. So war also die kleine Reise nach Venedig wirklich bloß ein Scheinmanöver, wie Georges geargwöhnt hatte? Er pfiff scharf vor sich hin und legte nach bestem Detektivmuster die Stirn in tiefsinnige Falten, bis er plötzlich einen Indianersprung tat.
In diesem selben Augenblick war ihm nämlich eine Ahnung von der Bedeutung des Wortes » to-day« aufgegangen.
Nachdem er eine Weile vor dem verdächtigen Hause auf und ab patrouilliert hatte, zog er mit beschwingten Schritten heim. Der Gedanke, diese Gauner vielleicht begaunern zu können, versetzte ihn in eine wilde Spannung; Manolescu, Sherlock Holmes und Arsène Lupin wirbelten in seinem Hirn durcheinander, aber der unbestechliche Sherlock Holmes stand obenan.
Der Dienst in der Bar von acht Uhr bis Mitternacht verging ihm wie in einem Traum. Welche Getränke er servierte und wem er sie servierte, hätte er schon eine Minute später mit der größten Gedankenanspannung nicht sagen können; ob die Trinkgelder reichlich oder knickerig waren oder ob er überhaupt Trinkgelder bekommen, wußte er nicht. Mr. Lally erging sich in manch herzhaftem amerikanischen Fluch und drohte ihm dreimal mit dem Direktor.
Ein einziges Mal im Laufe des Abends erwachte Georges gewaltsam aus seinen Grübeleien: als die Kammerjungfer der Gräfin, mit der er zu liebeln pflegte, die Treppe herabkam, um für ihre Herrin eine Schachtel Zigaretten zu verlangen.
»Sie hat so furchtbare Kopfschmerzen,« sagte sie, »daß sie den ganzen Abend auf dem Zimmer bleiben muß.«
»Kopfschmerzen – und raucht Zigaretten«, sagte Georges halb für sich selbst. »Das ist doch höchst kurios.«
»Eine alte Gewohnheit bei meiner Gnädigen«, sagte die Kammerjungfer, während sie mit den Zigaretten forteilte.
Gegen ein Uhr wurde Georges frei und sputete sich, aus der Bar zu verschwinden. Als er ging, war das Licht in der Halle herabgeschraubt, und er sah Mr. Lally, der mit dem alten Baraulet, der Nachtwache, ein paar Gläschen getrunken hatte, sich entfernen. Mr. Lally wohnte drinnen in der Stadt.
Es war etwas mehr als eine Stunde später – die Uhr hatte eben zwei geschlagen –, als eine dunkle Gestalt vorsichtig durch den Korridor des Personals geschlichen kam und lautlos die Tür zu der Halle öffnete. Auf der Schwelle blieb sie lauschend stehen; kein Laut war vernehmbar, und sie schlich ebenso leise durch die im Dämmerlicht ruhende Halle nach der dem Korridor gegenüberliegenden Ecke. Hier waren drei, vier niedrige Tischchen mit Palmengewächsen zu einem cosy corner arrangiert, das nun in tiefstem Schatten lag. Dort verschwand die dunkle Gestalt, und nach einem ganz schwachen Scharren der Möbel, die beiseite geschoben wurden, ward alles wieder totenstill. Nur die silberklingenden Schläge der großen Pendeluhr, die eine abgelaufene Viertel- oder Halbestunde markierten, rannen zitternd durch die nächtliche Stille und verloren sich in den Korridoren über der teppichbelegten Treppe. Die Uhr schlug drei, halb vier und vier. Einmal unterbrach noch ein anderer Laut das Schweigen: ein Schnarchen, das aus der Loge der Nachtwache kam.
Durch seine eifrige Lektüre von Manolescus Memoiren hatte Georges den besten Freund der kleinen Hotelratte kennengelernt, die dunkle Nachtkleidung, die den Wanderer ungestört auf leisen Gummisohlen passieren läßt. Und Sherlock Holmes hatte ihn den Wert der Wachsamkeit gelehrt. Immerhin aber begann, wie die Zeit verstrich, seine gesunde Knabenschläfrigkeit in dieser finsteren Ecke bei den Palmentöpfen ihr Recht zu fordern. Zweimal hatte er sich auf dem Wege ertappt, Baraulets Beispiel zu folgen, als ihn mit einemmal der kaum hörbare Laut kleiner, behutsamer Schrittchen, die die Treppe herabkamen, hellwach emporriss.
Tipp, tipp, klang es, so schwach wie das langsame Tropfen des Regens auf ein Fensterbrett, bis Georges plötzlich eine Figur gewahrte, die selbst ein bis zu den Füßen reichender Mantel nicht zu verbergen imstande war. Es war die schöne Gräfin Berkenczy, die vorsichtig spähend die Treppe herabkam und nun, die Hand am Ohr, auf der untersten Stufe stehenblieb. Von draußen kam ein kurzes, schwaches Pfeifen, und einen Augenblick lang glaubte Georges, es sei dies das Signal, auf das sie wartete, aber sie blieb regungslos stehen, und alles war in dem Hotel so still wie zuvor.
Da plötzlich sah er sie einige Schritte machen und vor dem Eingang zum Kontor innehalten. Die Kontortür öffnete sich so unhörbar, daß auch nicht der mindeste Laut zu ihm hinüberdrang, obwohl er jeden Nerv spannte. Leise, leise drehte sich die Tür in ihren Angeln, und im Türspalt erschien eine dritte Figur, ebenso dunkel und geheimnisvoll wie Georges selbst. Zwischen ihr und der Gräfin wurden einige Flüsterworte getauscht, eine Handtasche wurde überreicht, die die Gräfin mit beiden Händen in Empfang nahm, worauf die Kontortür sich ebenso leise, wie sie geöffnet worden war, wieder schloß, aber mit einem darauffolgenden schwachen Knipsen, das besagte, daß sie verriegelt worden war.
Georges' sechzehnjähriges Gehirn war ein Tummelplatz widerstreitender Gedanken. Endlich hatte er Beweise für seinen Argwohn erlangt, denn da stand ja die Gräfin, im Begriff, eine Tasche in Sicherheit zu bringen, die Tasche, die sie soeben empfangen und die mit mathematischer Gewißheit Sachen enthielt, die man soeben aus dem Kassengewölbe des Hotels gestohlen hatte. Auf dies alles hätte Georges schwören können, so sicher war er seiner Sache gewesen, seit er mit einem Schlage die Bedeutung des Wortes » to-day« gelöst hatte.
Aber was jetzt tun?
Die Nachtwache alarmieren, die offenbar irgendein Schlafmittel bekommen hatte? Die Kontortür einzudrücken versuchen, um den Dieb festzunehmen, der doch sicherlich schon viele hundert Meter von hier entfernt war? Die Gräfin überfallen und nach der Polizei rufen? Die Pläne wirbelten in Georges' Kopf wie Schaumblasen in einem Weinglas und verschwanden so rasch, wie sie geboren waren. Aber kaum mehr als einige Sekunden später wurden seine Zweifel durch den Zufall gelöst.
Ohne sich umzusehen, hatte die Gräfin, die Tasche wohlgeborgen unter dem langen Mantel, sich die Treppe hinaufgestohlen; Georges war ihr mit schwindelndem Kopf so vorsichtig gefolgt, wie sein überreiztes Hirn es zuließ, und stand kaum fünf Meter hinter ihr, während sie die Tür zu ihrem Schlafraum öffnete, als zwei Zimmer weiter eine Tür sich rasch auftat und Graf Boujol-Thierry auf dem Korridor erschien.
Georges konnte mit knapper Not in eine von dem Korridor gebildete Vertiefung tauchen, als er den Grafen sagen hörte:
»Mein Gott, Gräfin Berkenczy! Verzeihen Sie, Madame, ich meinte, hier draußen verdächtige Schritte zu vernehmen, und da ich mich noch nicht entkleidet hatte, wollte ich bloß nachsehen, was es sei. Ich bitte tausendmal um Entschuldigung, Madame, ich hatte wirklich keine Ahnung, daß Sie es sein könnten.«
Er unterbrach sich, zögernd, was er weiter sagen solle.
»Ach, Herr Graf, es war genau dasselbe bei mir«, erwiderte sie mit klagender Stimme. »Ich glaubte etwas Verdächtiges zu hören und, nervös, wie ich infolge meines Kopfschmerzes war – Mein Gott, was soll ich nur tun! Ich kann keine Minute Schlaf finden, solange ich diese schreckliche Tasche in meinem Zimmer habe –«
»Eine Tasche, Madame?«
»Jawohl, diese hier; sie enthält eine Menge Geld, das ich, dumm genug, heute morgen herausnahm, um damit im Kasino zu spielen. Dann vergaß ich, es abends wieder in Verwahrung zu geben – mir war ja so miserabel – ach, mein armer Kopf! Und nun konnte ich kein Auge zumachen; so oft ich einzuschlummern versuchte, meinte ich, Diebe zu hören. Ich war jetzt soeben auf dem Wege, zum Nachtportier zu gehen, um die Tasche ihm zu übergeben – da habe ich wenigstens keine Verantwortung und kann vielleicht ein wenig Ruhe finden –«
»Aber, beste Gräfin, lassen Sie doch mich – ich meine, wenn Sie Vertrauen in mich setzen, will ich zu ihm hinabgehen und sie deponieren.«
»Wenn ich's bedenke,« erwiderte sie zögernd, »so ist es vielleicht unvorsichtig, sie dem Portier zu übergeben. Man weiß ja bei solchen Personen nie, – es ist eine bedeutende Summe, Herr Graf, und die Versuchung könnte zu groß sein.«
»Aber, Madame, ich meine, Sie haben natürlich recht. Sie wollen wohl nicht – wir haben einander ja hier ein bißchen kennengelernt – Sie werden wohl das Vertrauen in mich setzen, Ihre Tasche mir zu übergeben? Ich schwöre, daß ich vollkommen ehrlich bin, und ich habe einen vortrefflichen eisenbeschlagenen Koffer, der einbruchsicher sein soll und mit dem kein Dieb fertig werden dürfte, glaube ich. Aber natürlich, wenn Sie –«
»O, das wäre allzu liebenswürdig – Sie nehmen mir einen Stein vom Herzen. Wollten Sie wirklich so freundlich sein – Sie kennen mich ja so wenig. Ich danke Ihnen tausendmal. Nun kann ich doch wohl ein bißchen Ruhe finden für meine gequälten müden Augen. Danke, Herr Graf, und verwahren Sie die eklige Tasche nur gut. Gute Nacht – wir sehen einander ja morgen, dann werde ich Ihnen besser danken können!«
Sie verschwand in ihrem Zimmer, und nachdem er noch einen langen verliebten Blick auf die versperrte Tür ihres Schlafgemaches geworfen hatte, kehrte auch der alte Graf Boujol-Thierry in sein Zimmer zurück, aus dem Georges alsbald das Knirschen eines Kofferschlosses hörte, das geöffnet und wieder nachdrücklich verschlossen wurde. Worauf er selbst in lautlosem Laufschritt in seiner Dachkammer verschwand, voll Gewißheit, die Vögel nun in seinem Käfig zu haben, und zitternd vor Genugtuung ob des eigenen Scharfsinnes.
Schon eine Stunde vor Dienstzeit lungerte Georges am nächsten Morgen vor der Bar herum, zwischen ihr und dem großen Eingang hin und her pendelnd. Er fühlte eine Spannung in sich, als ob er sich dem Ende eines kitzelnden Kriminalromans näherte, noch nicht recht im klaren, ob der Detektiv den Verbrecher fangen oder dieser in der letzten Stunde dem Detektiv eine lange Nase drehen würde. Um sein Gemüt zu beruhigen, machte er, wie der Franzose sagt, die »hundert Schritte« auf dem Fußdamm vor dem Hotel und begrüßte dabei ehrfurchtsvoll den Direktor, der ziemlich kurz zurücknickte. Aha, da hat wohl Mr. Lally geklatscht, dachte Georges.
Um halb zehn Uhr fuhr der Hotelautobus vor mit zwei oder drei Fremden, unter denen Georges mit einem leisen Grinsen den eleganten Grafen Berkenczy erkannte.
»Guten Morgen, Direktor!« rief der Graf dem sich beim Eingang Sonnenden munter zu. »Komme ein bißchen zu früh zurück, wie Sie sehen, und leider nur, um die Gräfin abzuholen.«
»So, Sie reisen schon, Herr Graf?«
»Ja, heute nachmittag um zwei Uhr. Bitte bis dahin meine Rechnung zusammenzustellen.«
Damit verschwand er treppaufwärts, und Georges, der eben die Bar öffnete, zitterte hinter seinem Schanktisch vor fieberhaftem Eifer, denn er fühlte, daß nun der Vorhang zum dritten Akt aufgegangen war.
Es währte auch nicht lange, bis er die ersten Repliken in dem erwarteten Drama auffing; und sie kamen aus keines anderem Munde, als aus dem Herrn Schleetens aus Amsterdam.
»Chr, chr«, hörte er diesen plötzlich drinnen im Kontor mit seiner dicken Stimme kreischen. »Mein chenes Cheld – Einbruch! Alles verschwunden! O Räuber! Banditen! Ich will cheine Entschuldichung, ich will Rückcherstattung, volle Rückcherstattung und Entschädichung für den Schreckchen! – Chr – was für Banditen!«
»Beruhigen Sie sich, Mr. Schleeten«, kam die Stimme des Direktors, kalt und scharf wie ein Rasiermesser. »Seien Sie so gütig, etwas leiser zu sprechen. Es ist für uns von Wichtigkeit, nicht gleich die ganze Welt zu alarmieren – Sie wissen, Sie riskieren dabei nichts, Mr. Schleeten!«
Die Stimme des Holländers senkte sich ein wenig, und er sank in einen Klubstuhl, aus dessen Tiefe zeitweise einzelne gutturale Klagelaute erschollen. Dann wurde die Tür zum Kontor geschlossen – Georges hörte ein Telephon klingeln – Stimmen wurden vernehmbar, und bald darauf trat der Direktor rasch in die Halle hinaus, wo er mit dem Kammerkätzchen der Gräfin Berkenczy zusammenstieß, das ein zusammengefaltetes Papier in der Hand hielt.
Er trat zerstreut einen Schritt zur Seite, um sie vorbeizulassen, aber sie blieb stehen und reichte ihm knicksend das Papier hin.
»Die Herrschaften bitten schon jetzt um die deponierten Gegenstände«, sagte sie.
Die Stirn des Direktors umwölkte sich; in der ersten Eile hatte er dieses Depositum vollständig vergessen gehabt.
»Sagen Sie dem Herrn Grafen, ich würde ihn sogleich aufsuchen. Es sind Dinge vorgefallen, die –«
Die Kammerjungfer huschte die Treppe hinauf, und der Direktor trat in die Bar, in der Georges bis auf weiteres einsam residierte.
»Einen Kognak, Georges«, sagte er. »Rasch!«
Er hatte kaum das Glas niedersetzen können, als Graf Berkenczy, eine Melodie vor sich hin summend, in die Bar trat und dem Direktor auf die Achsel schlug.
»Hallo, Direktor! Wollen mit mir reden, wie ich höre. Komme gleich zu Ihnen, statt umgekehrt. Mohammed und der Berg – Sie wissen! Einen Gin, junger Bar-Tender! Na, was gibt's für Geheimnisse zwischen uns, Direktor?«
»Scherzen Sie nicht, Herr Graf! Die Sache ist ernster, als Sie ahnen. Man ist heute nacht in das Hotelkontor eingebrochen; wie es scheint, durch das Fenster. Darauf hat man sich einen Weg in das Kassengewölbe gebahnt – alles mit außerordentlicher Geschicklichkeit – keinerlei Spuren zu entdecken! Im Kassengewölbe, Herr Graf, verwahren wir alle deponierten Gegenstände in einem feuer- und einbruchsicheren Kassenschrank, dem besten in Monte Carlo, mit Kombinationsschloß. Nun denn, Herr Graf! Diesen Kassenschrank hat man geöffnet, wie man seine Schlafzimmertür öffnet, und Sie können sich vielleicht vorstellen, daß man es nicht spaßeshalber getan hat. Alles, was dort zu finden war, ich meine alles von größerem Wert, ist verschwunden – so auch –«
»So auch meine Sachen!« rief der Graf mit weit geöffnetem Munde aus, auf einen Stuhl sinkend. »Alles, sagen Sie? Mein Gott!« Er stärkte sich aus seinem Glase.
»Alles, Herr Graf! Ich habe nach Detektivs telephoniert – in ein paar Minuten haben wir sie hier. Aber ich will Ihnen offen sagen, daß Sie sich nicht viel Hoffnung machen dürfen, Ihr Eigentum wiederzusehen. Wer diese Sache ausgeführt hat, war kein Pfuscher, das muß ich zu seinem Lob sagen. Keinerlei Spuren zu entdecken! Niemand kann etwas sehen, niemand hat etwas gesehen, und niemand hat etwas gehört, nicht einmal Baraulet, unser Nachtportier, den ich holen ließ. Nein, das war kein Anfänger, der hier an der Arbeit war, Herr Graf.«
»Aber – meine Assekuranz –«
»Bleibt natürlich in Kraft. Aber ich muß Sie aufmerksam machen, daß es eine Zeitlang dauern kann, ehe die Direktion die Verpflichtung anerkennt, eine so ungewöhnlich große Versicherungssumme auszuzahlen. Sie müssen sich auf mindestens einen Monat Wartezeit gefaßt machen.«
» Diable!« rief der Graf. »Und ich wollte doch heute nachmittag abreisen. Sagen Sie mir, Direktor –«
Hier wurden sie von Mr. Dachs unterbrochen, der bleich und erregt vom Kontor herüberkam.
»Die D–Detektivs, Herr Direktor –« stotterte er.
»Gut, Dachs. Kommen Sie mit, Herr Graf? Es wird Sie vielleicht interessieren, zu sehen, wie unsere modernen Einbruchdiebe arbeiten. Aber erwarten Sie keine Daumenabdrücke und umgeworfenen Stühle.«
Sie verschwanden hinter der Kontortür, die Stimmen erstarben, und Georges, der während dieser ganzen Unterredung hinter dem Schanktisch eine stumme Szene aufgeführt hatte, fiel, von einem unwiderstehlichen, krampfhaften Lachanfall gepackt, in einen Stuhl. Ob es den Herrn Grafen interessieren würde, wie unsere modernen Einbruchdiebe arbeiten – man sollte es glauben! Und Ihre Juwelen sehen Sie nicht mehr, Herr Graf! Nein, darauf müssen Sie verzichten!
Mr. Lally traf ihn bei seinem Eintritt so an, atemlos vor Lachen.
»Was gibt's, Georges? Auf mit dir!«
»Ach, Mr. Lally, entschuldigen Sie, ich kann nicht anders – es war zu komisch.«
»Was war komisch?« brummte Mr. Lally. »Was ist denn los?«
»Es war ein Einbruch im Kassengewölbe, Mr. Lally, und Graf Berkenczys Geld und Juwelen sind gestohlen, und da sagte der Direktor: »Die sehen Sie nie wieder, Herr Graf – denn das waren schlaue Diebe – jawohl, schlaue Diebe!«
Mr. Lallys Antwort bestand in einem donnernden Befehl, sich augenblicklich aus der Bar zu packen.
»Du bist in letzter Zeit unausstehlich geworden, Georges. Gestern döselst du den ganzen Tag mit wachen Augen, und jetzt brüllst du vor Lachen wie ein Gassenjunge über ein Unglück, das das Hotel betroffen hat. Du kriegst auf der Stelle den Abschied – das kann ich dir im Namen des Direktors versprechen – hinaus mit dir!«
Plötzlich verstummt, aber vor innerlichem Lachen sich krümmend, schickte Georges sich an, mit einer Verbeugung das Lokal zu verlassen, jedoch nicht ohne zuvor Mr. Lally mit einem wirklich impertinenten Gassenbubenfeixen artig zu fragen, ob er denn heute schon den alten Baraulet gesehen habe.
»Der kriegt auch seinen Laufpaß, denn er hat gestern auf seinem Posten geschlafen.«
Worauf er pfeilschnell verschwand und Mr. Lally in staunendem Grübeln ob seines jungen Gehilfen zurückließ, das nur zu bald neue Nahrung erhalten sollte.
Als Georges in die Halle trat, sah er eben den alten Grafen Boujol-Thierry, Gräfin Berkenczy am Arm führend, über die Treppe herabkommen und sich dem Kontor nähern, aus dem dann und wann Stimmen hörbar wurden. In der Halle schlichen mehrere der Bediensteten umher. Daß irgend jemand aus dem Hotel die Finger mit im Spiel gehabt hatte, erschien ausgemacht, und der Detektivchef hatte ein allgemeines absolutes Verbot erlassen, sich zu entfernen. Zwei Detektivs standen bei der Tür Posten. In einer Ecke stand der alte Baraulet, vor Schreck zitternd, die Mütze in der Hand. Georges ging zu ihm hin und flüsterte ihm zu:
»Keine Angst, Vater Baraulet. Ich will Sie schon aus der Patsche ziehen.«
»In die Hölle mit dir, Range!« brüllte der Alte, und Georges zog sich kichernd zurück.
Der alte Graf Boujol-Thierry und die Gräfin waren vor der Kontortür stehengeblieben und klopften nun an. Mr. Dachs öffnete und wurde beim Anblick der schönen Ungarin noch bleicher als zuvor.
»Dürfen wir eintreten, Mr. Dachs?« fragte sie beweglich. »O, ich möchte so gern sehen, wie das aussieht, wenn man eingebrochen hat. Denken Sie sich doch, alle meine Juwelen sind gestohlen!« fügte sie, zu ihrem Begleiter gewendet, lachend hinzu.
»Hoffen wir, daß Sie sie zurückerhalten, Madame«, erwiderte er artig. »Welches Glück,« hörte Georges ihn mit leiserer Stimme hinzusetzen, »daß Sie in der bei mir deponierten Tasche etwas übrig haben –«
Sie traten ein, und Mr. Dachs wollte eben die Tür schließen, als Georges sich dazwischendrängte.
»Was willst du da, Georges?« fragte Mr. Dachs gereizt. »Du hast hier nichts zu tun.«
»Ich muß dem Herrn Direktor etwas Wichtiges sagen,« versetzte Georges höflich, »etwas über den Einbruch.«
Ob Mr. Dachs ihn nun hörte oder nicht, ist unentschieden, denn er schien nach den nächtlichen Ereignissen halb betäubt – jedenfalls gelang es Georges, durch die Tür zu schlüpfen, worauf er sie hinter sich verriegelte.
Es war ein dramatischer Anblick, der sich ihm hier drinnen darbot. Die Treppe herauf, die zum Kassengewölbe führte, kamen im Prozessionsschritt zwei brünette Detektivs, die er dem Äußern nach kannte, Mr. Laurens und der Kommissär Mr. Pontet, und hinter ihnen der Direktor sowie Graf Berkenczy. In einem Stuhl seufzte wie zuvor Herr Schleeten. Die beiden Detektivs hielten Meßbänder und Aufzeichnungen in den Händen; aber sowohl ihre gefurchten Stirnen wie der düstere Blick des Direktors und der verblüffte Ausdruck auf dem offenen Offiziersgesicht des Grafen verrieten nur zu deutlich, daß die Untersuchung sehr magere Resultate geliefert hatte.
»Bitte, schreiben Sie, Laurens«, sagte Mr. Pontet. »Wir müssen schnell ein Protokoll aufsetzen. Wo ist der Nachtportier?«
»Rufen Sie ihn, Mr. Dachs«, sagte der Direktor.
Mr. Dachs öffnete die Tür und rief hinaus:
»Baraulet!«
Der alte Baraulet trat zitternd ein und erhielt einen Platz in einer Ecke angewiesen.
»Sonst noch jemand, Mr. Pontet?« fragte der Direktor.
»Augenblicklich nicht. Wir beginnen also, Laurens. Ich bitte, einige Fragen an Sie stellen zu dürfen, Herr Direktor. Haben Sie gegen irgendeine Person Verdacht, daß sie den Einbruch verübt hat?«
»Können Sie mir eine Erklärung geben, wie die Sache möglicherweise zugegangen sein kann?«
»Nein.«
»Bitte um die Details über die Beschaffenheit des Kassenschranks.«
»Es ist, wie Sie gesehen haben, ein gewöhnlicher feuer- und einbruchsicherer Schrank von englischem Fabrikat, das erklärt beste in Monte Carlo, der Schrank wurde wiederholt von Vertretern der Versicherungsgesellschaften inspiziert. Er ist mit einem Kombinationsschloß von amerikanischer Konstruktion versehen, und ich ließ erst ganz kürzlich sicherheitshalber die Kombination ändern – es geschah dies an demselben Tage, als die Sachen des Grafen Berkenczy hier deponiert wurden.«
»Kannte irgendein anderer außer Ihnen die Kombination?«
»Nur Mr. Dachs.«
»Und die Kombination war?«
» To-day,« kam es im Flüsterton, aber nicht aus dem Munde des Direktors, sondern aus dem des jungen Georges Vautel.
Alle sahen sich um.
»Was tust du hier, Georges?« brüllte der Direktor. »Hinaus mit dir!«
»Verzeihen Sie, Herr Direktor«, sagte Mr. Pontet. »Sie haben auf meine Frage nicht geantwortet. Das Kombinationswort war also –«
» To-day«, erwiderte der Direktor, vor Zorn errötend. »Wie der verwünschte Junge darauf kommen konnte, weiß ich auf Ehre nicht. Niemand hat die blasseste Ahnung davon gehabt außer mir und Mr. Dachs, auf den ich mich verlassen zu können glaube, wie auf mich selbst.«
Mr. Dachs richtete sich einen Augenblick auf, um sogleich wieder in sich zusammenzusinken.
»Gut. Mit dem Jungen wollen wir später sprechen. Bleib hier! Dein Name?«
»Georges Vautel, Herr Kommissär.«
»Gut. Haben Sie sonst noch etwas hinzuzufügen, Herr Direktor? Nein? Darf ich also bitten, mir zu beschreiben, was sich in dem Schrank befand. Es ist wohl ein Verzeichnis vorhanden?«
»Hier ist es«, sagte der Direktor, wurde aber von einer klagenden Stimme unterbrochen:
»Chr, zehntausend chene Chulden waren drin. Räuber und Banditen! Mein chenes Cheld –«
Man beschwichtigte Herrn Schleeten, und Mr. Pontet legte die Liste, die er einstweilen durchgelesen hatte, beiseite.
»Ein ganz netter Fang, sacré nom«, bemerkte er. »Nahezu dreihunderttausend in bar, wenn ich recht sehe. Sie haben also nichts hinzuzusetzen, Herr Direktor? Darf ich nun Sie, Mr. Dachs, bitten, zu erzählen, was Sie eventuell in der Sache wissen?«
Mr. Dachs richtete sich erbleichend in die Höhe, schluckte ein paarmal und sagte endlich mit dick belegter Stimme:
»Ich habe nichts mitzuteilen. Was der Direktor sagte, ist alles, was ich weiß.«
»So, Mr. Dachs? Also gar nichts. Denken Sie nach!«
»Nichts, Herr Kommissär.«
»Hm. Wir wollen später darüber sprechen. Und Sie, Vater Baraulet! Was haben Sie zu sagen, um diesen Einbruch zu erklären? Sie hatten ja die Nachtwache. Haben Sie etwas gehört?«
»N–nichts«, stotterte der alte Baraulet, von einem Fuß auf den anderen tretend. »N–nicht das geringste, Herr Richter.«
»Ich bin kein Richter«, verbesserte Mr. Pontet. »Aber das ist ja höchst kurios, Baraulet! Sie hatten die Nachtwache; da horchen Sie doch wohl genau nach verdächtigen Lauten, he?«
»N–natürlich, Herr – n–natürlich!«
»Und ein großer Einbruch geschieht – man bricht ein Fenster ein, öffnet eine schwere Eisentür und einen komplizierten Kassenschrank, aber Sie – Sie hören nichts? Höchst kurios, Baraulet. Wissen Sie auch bestimmt, daß Sie wach waren?«
»Ja freilich – ja, versteht sich, sicher war ich wach. Das soll man vom alten Baraulet nicht sagen, daß er schläft, wenn er Nachtwache hat.«
Und wieder kam es im Flüsterton von einer hohen Knabenstimme:
»Gestern hat er aber geschlafen!«
»Soso, da haben wir ja wieder Mr. Georges Vautel! Wir müssen jetzt wohl zu dir übergehen, du scheinst ja mehr zu erzählen zu haben als die anderen Herren mit ihrem ewigen ›Nichts‹. Du behauptest also, daß Baraulet gestern schlief? Wieso weißt du das?«
Alle, nicht am wenigsten Baraulet, starrten zu Georges hinüber, der errötend die Augen niederschlug, als er dem Blick der Gräfin Berkenczy begegnete.
»Ich war in der Halle, als der Einbruch geschah«, sagte er.
Wäre eine Dynamitbombe mit mehrfacher Füllung in das Zimmer niedergeplatzt, die Bestürzung hätte nicht größer sein können als nach dieser Antwort. Aller Augen hingen weit aufgerissen an dem sechzehnjährigen Georges, der im Begriff schien, den Schleier von den Geheimnissen dieser Nacht zu reißen. Aus Herrn Schleetens Stuhl erhob sich eine klagende Stimme:
»Ich wußte es ja, chr. Er hat mein Cheld chenommen, mein chenes Cheld! O, Schlingel und Banditen! Zehntausend –«
Man wies ihn zur Ruhe, und Mr. Pontet wendete sich abermals an Georges:
»Du warst also in der Halle, als der Einbruch geschah? Aber wie trug sich dies zu, mein junger Freund? Ein Knabe wie du pflegt bei solchen Anlässen nicht zugegen zu sein, wenn es mit seinen eigenen Dingen recht bestellt ist.«
»Ich wußte, daß der Einbruch stattfinden würde, das heißt, ich argwöhnte es. Darum hatte ich mich in der Halle versteckt, als es geschah. Mr. Baraulet schlief in seiner Loge, das sah ich – hörte ich, wollte ich sagen«, verbesserte er sich, worüber alle lachten, bis auf Baraulet, der ihn mit drohenden Blicken betrachtete.
»Aber er konnte wohl nichts dafür«, fuhr Georges edelmütig fort. »Ich glaube, er bekam Opium oder etwas Ähnliches von Mr. Lally.«
»Der Junge phantasiert!« rief der Direktor. »Endigen Sie dieses Verhör, Mr. Pontet, und schicken Sie ihn hinaus. Das ist ja der reine Wahnsinn.«
»Wer ist Mr. Lally?« fragte der Kommissär ruhig.
»Der Bartender, unter dem er arbeitet. Ich erinnere mich jetzt, daß er über den Burschen geklagt hat. Es ist gemein, solche Geschichten zusammenzulügen, Georges, um dich an einem unbescholtenen Mann wie Lally zu rächen.«
»Darf ich Sie bitten, nach Mr. Lally zu senden, Herr Direktor!« unterbrach der Kommissär ihn ruhig. »Und du erzähle weiter, Georges. Du hast also gesehen, ich will sagen gehört, daß Baraulet schlief, und glaubst, daß er ein Schlafmittel bekam; was hast du weiter gesehen?«
Während Mr. Dachs, noch bleicher werdend, verschwand, um Mr. Lally zu holen, fuhr Georges im Bewußtsein, den Schutz des Kommissärs zu genießen, ruhig fort:
»Ich sah und hörte lange Zeit nicht viel anderes, bis eine Dame die Treppe herabkam, ganz vorsichtig – so – und –«
»Halt! Einen Augenblick, Georges. Wo saßest du selbst?«
»In der Ecke, gerade hier gegenüber, Herr Kommissär, wo die Palmen stehen. Dort hatte ich mich versteckt und wartete, wie gesagt, lange, bis ich eine Dame die Treppe herabkommen hörte. –«
»Entschuldigen Sie«, sagte Graf Berkenczy aufstehend. »So amüsant ich Detektivgeschichten auch finde, so muß ich gestehen, daß ich leider heute nicht Zeit habe, der zweifellos interessanten Fortsetzung dieses Romans unseres jungen Freundes zu lauschen. Wie Sie wissen, Herr Direktor, muß ich mit dem Zweiuhrzug fahren. Wir müssen also die Ordnung dieser heiklen Versicherungsgeschichte auf ein andermal verschieben – ich komme in beiläufig einer Woche wieder. Heute fürchte ich, schon zuviel Zeit damit verloren zu haben. Komm, Elga!« wendete er sich an die Gräfin. »Sie verzeihen, Graf Boujol-Thierry?«
Aber Mr. Pontet, der während dieser Worte Georges' lebhaftes Mienenspiel unablässig verfolgt hatte, sagte ruhig:
»Ich bedauere, Herr Graf, aber das Gesetz erfordert, daß Sie noch eine Weile bleiben. Eine oder mehrere Stunden Aufschub bedeuten wohl nicht viel für Sie. Überdies sind Sie ja selbst stark an der Sache interessiert, und wir müssen eine authentische Beschreibung Ihrer Juwelen haben, um sie unseren Kollegen zu senden.«
Halb zögernd setzte der Graf sich wieder, und Mr. Pontet forderte Georges auf, in seinem Bericht fortzufahren.
»Ich sah die Dame die Treppe herabkommen, Mr. Pontet, und zur Kontortür hinübergehen. Dann sah ich, wie die Tür sich öffnete und ein maskierter Mann einen Augenblick zum Vorschein kam und der Dame eine Handtasche übergab; die Tasche war schwer, denn sie nahm sie mit beiden Händen. Ich wußte nicht, was ich tun sollte. Der alte Baraulet schlief sicherlich fest. Schlug ich Alarm, so entkamen die Diebe ja ohne allen Zweifel, und ich war ja sicher, daß die Dame das Gestohlene in der Tasche hatte, so daß man durch sie den anderen finden konnte. Ich konnte mir denken, daß sie es für das Sicherste halten würden, die Sachen im Hotel zu verstecken. Während ich noch überlegte, stieg die Dame leise die Treppe hinauf und« – setzte er zögernd hinzu – »übergab die Sachen einem Herrn, der sie in sein Zimmer trug.«
Es war totenstill im Raum geworden, als Georges noch hinzufügte:
»Er weiß es aber nicht; wenigstens wußte er es nicht, als er sie bekam. Die Dame log ihn an.«
»Und weißt du,« fragte der Kommissär ruhig, aber mit Nachdruck, »wer dieser Herr und diese Dame sind, von denen du gesprochen hast?«
»Der Herr,« erwiderte Georges grinsend, »ist Graf Boujol-Thierry, der hier steht, und die Dame ist die Gräfin Berkenezy.«
Es wäre nutzlos, die Ausbrüche von Wut, Überraschung und Hohn beschreiben zu wollen, die Georges' ruhiger Erklärung folgten. Der Direktor tat ein paar Schritte auf ihn zu, wie um ihm eine Ohrfeige zu geben. Mr. Lally, der neben Mr. Dachs in einer Ecke stand, griff als alter Amerikaner instinktiv nach der rechten hinteren Rocktasche; und Gräfin Berkenezy selbst stand flammend vor Erbitterung vor Georges und knirschte mit geballten Händen:
»Du elender kleiner Spion, Lügner du! Ich könnte dir die Augen auskratzen!«
Aber ruhig, als ob er soeben eine der vortrefflichen Spezialitäten Lallys servierte, fuhr Georges fort:
»Und wenn Sie mir nicht glauben, können Sie in den großen Koffer des Grafen mit dem Eisenbeschlag gucken; darin liegt die Handtasche, wenn er sie nicht schon zurückgegeben hat.«
»Ich protestiere auf das bestimmteste gegen dergleichen«, sagte Graf Boujol-Thierry, vor Entrüstung bebend. »Das Ganze ist ein Lügengewebe, das dieser Schlingel zusammengesponnen hat, um den Ruf einer Dame zu beflecken. Es ist wahr, es ist eine Handtasche in meinem Koffer – aber ich verbiete jedermann auf das entschiedenste, sie zu untersuchen. Das alles sind Lügen, und wahrscheinlich ist dieser Lümmel selbst des Einbruchs schuldig.«
»Laurens,« sagte der Kommissär mit einem Lächeln, »wollen Sie mit zwei Zeugen hinaufgehen und den Koffer visitieren. Darf ich um die Schlüssel bitten, Graf?«
»Nein – und nochmals nein! Ich sage Ihnen, es ist ein Lügengespinst, in der Absicht, den Ruf einer Dame zu untergraben.« Er verbeugte sich vor der Gräfin. »Ich weigere mich!«
»Herr Graf, wenn Sie mir nicht den Dienst erweisen wollen, Ihre Schlüssel auszuliefern, so sehe ich mich gezwungen, Sie bis auf weiteres zu verhaften – als der Teilnahme verdächtig«, bemerkte der Kommissär, mit einer unerschütterlichen Ruhe, die ihre Wirkung nicht verfehlte. Der Graf holte, bleich vor Erbitterung, seine Schlüssel hervor und verschwand mit Laurens und zwei Detektivs in sein Zimmer.
»Einstweilen, mein junger Freund,« sagte der Kommissär, »kannst du mir vielleicht erklären, wie du diesen – Personen auf die Spur gekommen bist. Wenn es denn wahr ist, was du gesagt hast, was sich ja bald zeigen wird.«
»Es war das erstemal, als ich die Gräfin an dem Tage ihrer Ankunft mit Mr. Lally wispern sah«, erwiderte Georges. »Ich fragte Mr. Lally, ob er sie kenne, und da leugnete er es, obwohl ich ja gesehen hatte, wie er ihr zunickte. Übrigens habe ich gehört, daß er früher einmal mit Manolescu zusammen gearbeitet hat«, fügte er hinzu.
»So!« lächelte der Kommissär. »Das war ja eine gute Schule. Und dann?«
»Dann geschah lange Zeit nichts, aber eines schönen Tages, als der Graf abgereist war, sah ich, wie die Gräfin mit Mr. Dachs in das Kassengewölbe hinabging, und hörte die beiden reden.«
»Mr. Dachs!« rief der Direktor mit gebrochener und vorwurfsvoller Stimme aus seiner Ecke. »Sie, dem ich vertraute wie mir selbst!«
Mr. Dachs rutschte noch tiefer in seinen Stuhl hinab.
»Ich hörte nicht viel von dem, was sie sagten,« fuhr Georges fort, »aber zweimal hörte ich das Wort › to-day‹, zuerst von ihr, fragend, und dann von ihm, sehr rasch. Damals verstand ich nicht, was es bedeutete. Als sie in das Kontor heraufkamen, küßten sie sich.«
»Er lügt, o, wie er lügt!« schrie die Gräfin. »Es war bloß dieser Tropf dort, der sich unterstand, mich zu küssen!«
Und sie wies auf Mr. Dachs. Aber keiner achtete ihres Zwischenrufes, und Georges erzählte weiter:
»Ich verstand es gestern abend, in dem Augenblick, wo ich in Beausoleil den Grafen zu sehen meinte, obwohl er doch in Venedig sein sollte. Da war ich meiner Sache fast sicher. Daß es heute nacht geschehen würde, wußte ich ja nicht – das war reiner Zufall.«
Während der ganzen Erzählung war Graf Berkenczy wie gelähmt dagesessen – jetzt zuckte er zusammen: Graf Boujol-Thierry und Laurens waren mit der vielerwähnten Handtasche eingetreten. Er wollte hinausstürzen, aber die beiden Konstabler versperrten ihm blitzschnell den Weg, und der Kommissär, der die Tasche rasch untersucht hatte, sagte:
»Verhaften Sie diesen Mann und diese Dame, Mr. Lally nicht zu vergessen – auch er ist verdächtig. Sie, Graf Boujol-Thierry, haben es dem Zeugnis dieses jungen Mannes zu verdanken, daß Sie davor bewahrt bleiben, in diese Angelegenheit eingemischt zu werden. Sehen Sie doch!« Und er schüttete den Inhalt der Handtasche auf den Tisch, einen bunten Wirrwarr von Banknoten, Goldstücken und Wertsachen, die sich in einer raschelnden, klingenden, gelb-, grün- und rotglitzernden Flut auf der Tischplatte ausbreiteten. »Seine eigenen Sachen stehlen und von der Assekuranzgesellschaft für seine Mühe bezahlt nehmen – wirklich ein fein ausgesonnenes Stückchen!«
Graf Boujol-Thierry war betäubt in einen Stuhl gesunken.
» Bien fol est qui s'y fie!« murmelte er vor sich hin.
Aus einem anderen Stuhl dagegen erhob sich, vor Freude schluchzend, eine gutturale Stimme:
»Chr, mein chenes Cheld! O, meine zehntausend Chulden! Sieh her, mein chunger Freund, das ist für dich«, und er reichte Georges mit zitternder Hand eine blanke Silbermünze, eine von den zurückgewonnenen Zehntausend.
Dies blieb jedoch nicht Georges' einzige Belohnung. Er bildet sich heute in Paris mit besonderer Auszeichnung zum Meisterdetektiv des Jahrhunderts aus, gegen dessen Taten die Schule Sherlocks, Nick Carters und Nat Pinkertons verblassen soll wie ein ausgewaschener Lumpen.
In dem dunklen, dunklen Käfig aber, verflucht von den Arbeitgebern, die das mißglückte Unternehmen finanziert hatten, grübeln jetzt »Graf Berkenezy« mit der Gräfin und der Kammerjungfer sowie Mr. Lally über den Unglücksweg, der sie nach dem Hotel des Deux Mondes geführt hat.