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Gerade der Manhattan-Bank gegenüber, an der Nordwestecke von Broadway und Bleeckerstraße hing jahrelang ein altes, verwittertes Blechschild, auf dem man lesen konnte, daß John Grady im ersten Stock des Hauses mit Diamanten handelte. Ging man dann die Treppe hinauf und durch die Tür, an der sein Name stand, so trat man in ein schmales, längliches Zimmer mit einem Ladentisch und mehreren eisernen Schränken an der Wand. Der Händler schien bei seinem Geschäft nicht viel auf äußeren Glanz zu sehen, denn in dem düstern, unsaubern Laden waren nur wenig Juwelen zur Schau gestellt. Auch sein eigenes Aeußere bestätigte diese Annahme.
Wenn er beim Oeffnen der Tür aus dem hintern Wohnzimmer an den Ladentisch kam, sah man einen etwa fünfzigjährigen Mann vor sich, nicht über fünf Fuß vier Zoll groß; er war jedoch breit und stark gebaut und wog volle hundertundsiebzig Pfund; ein kurzer Hals steckte in den Schultern, und in dem runden, glatt rasierten Gesicht funkelten ein Paar scharfe Augen, deren Ausdruck teils Schlauheit, teils vergnügte Laune verriet. Sein Anzug war von schlichtem, groben Zeug. Die dreieckig ausgeschnittene Weste ließ das weiße Vorhemd sehen, am Hemd war jedoch kein Kragen; statt dieses gebräuchlichen, indessen am Ende überflüssigen Anhängsels, trug Mr. Grady einen Diamantknopf im Bund und einen zweiten weiter unten als Zierrat. Dies war seine gewöhnliche Tracht; nur wenn er ausging, zog er einen doppelreihigen Ueberrock von blauem Tuch an. Er sprach mit leiser, tiefer Stimme, niemals hastig, vermied jedes Aufsehen und war ruhig und gehalten in seinem Benehmen, wie ein gewiegter Geschäftsmann, der für andere Dinge kein Interesse hat. Nur zuweilen sah man einen Ausdruck von List und Verschlagenheit in seinen Zügen aufblitzen, der aber so schnell wieder verschwand und einer so unbefangenen Miene Platz machte, daß man glaubte, es müsse Täuschung gewesen sein.
Ohne regelmäßige Erziehung hatte sich Grady schon als kleiner Knabe in den Straßen New-Yorks umhergetrieben, dabei aber mancherlei aufgeschnappt, was sich ihm in der Folge als nützlich erwies. Seine Eltern, Irländer in dürftigen Verhältnissen, hatten nichts für ihren Sohn tun können, dafür war ihm die Fähigkeit angeboren, für sein eigenes Fortkommen zu sorgen. Durch kleine Dienstfertigkeiten hatte sich der Knabe die Gunst eines Stubenmalers erworben, der ihm Zutritt in seine Werkstatt gewährte. Er sah den Gesellen ab, wie sie's machten und, als er einst bat, eine liegengebliebene Arbeit vollenden zu dürfen, verrichtete er seine Sache so gut, daß ihn der Stubenmaler in Dienst nahm. Bald erwarb er große Geschicklichkeit in dem Handwerk und benutzte dabei jede Gelegenheit, sich mit der Buchführung und den Erfordernissen des Geschäftsbetriebes bekannt zu machen. Wäre er bei dem Beruf geblieben, er hätte eines Tages die Werkstatt samt der Kundschaft erben können.
Das Schicksal hatte es aber anders mit John Grady vor. Als er eines Sonnabends seinen Lohn erhalten, zog er seine besten Kleider an, um sich einen vergnügten Abend zu machen. Er war kein Trinker, und ergab sich keinerlei Ausschweifungen, liebte es jedoch, in munterer Gesellschaft allerlei Gesprächen zuzuhören, um neue Ideen zu erhaschen. So begab er sich denn in eine Schenke, ließ sich ein Glas Bier geben, und während er es bedächtig trank, horchte er auf eine erregte Erörterung über die Verdienste zweier wohlbekannter Faustkämpfer. Die streitenden Parteien waren bereits etwas angeheitert, und die Zuschauer lachten und stachelten sie noch mehr auf, bis endlich der eine Gegner dem anderen einen Schlag ins Gesicht versetzte. Nun folgte ein kurzer aber erbitterter Kampf, der damit endete, daß einer der Kämpfer gegen den Schenktisch geschleudert wurde und so heftig mit dem Kopf auf eine vorstehende Kante schlug, daß er an den ferneren Vorgängen keinen Anteil mehr nehmen konnte. Der Sieger brüstete sich mit seinem Triumph, blähte sich auf und prahlte, er werde allen auf ähnliche Weise mitspielen, die es wagten, sein Urteil in Sachen des Faustkampfes anzuzweifeln.
Grady kannte den Burschen zufällig und hegte eine sehr geringe Meinung sowohl von seinen geistigen als körperlichen Fähigkeiten. Aus Aerger über den Prahlhans vergaß er seine gewöhnliche Zurückhaltung und rief in augenblicklicher Erregung: Jim Brady, du bist ein Narr! Du hast den Burschen gar nicht zu Boden geschlagen, er ist von selbst gefallen, und das war dein Glück! –
Wenn auch Jim Brady im tiefsten Herzen vielleicht John meilenweit fortgewünscht hätte, so war er doch in seiner Prahlerei zu weit gegangen, um wieder zurück zu können. Er trat drohend auf den neuen Gegner zu, der zwar stark gebaut, aber kleiner als er war, und sagte trotzig: du meinst gar, du kannst's mit mir aufnehmen?
Das wäre keine Kunst, entgegnete John, aber ich bin kein Raufbold.
So, rief Jim, dessen Kühnheit wuchs, dann will ich dich lehren, den Mund zu halten, bis du gefragt wirst.
Dem wohlgezielten Faustschlag, der diese Worte begleitete, wich John geschickt aus und sprang auf.
Hört Jungens, rief der Wirt, der sich selbst auf die Boxerei verstand und hohes Ansehen genoß, hier in der Schenkstube verbitte ich mir dergleichen. Wenn ihr einen richtigen Gang miteinander machen wollt, so tut's im Hinterhof, da stört euch niemand. Ich will sogar mitkommen, setzte er nach einer Pause hinzu, wenn's euch ernst ist, und sehen, daß alles mit rechten Dingen zugeht. Ich wette auf den Kleinen hier, gegen jeden der Anwesenden.
John steckte die Hand in die Hosentasche: Jim, sagte er, ich wette zehn Dollars, daß ich dich unterkriege, und hier ist das Geld! – Damit legte er die Dollarscheine auf den Tisch.
Die Umstehenden jubelten und lachten laut; jeder ergriff Partei, und man zog mit den Gegnern in den Hinterhof. Schnell wurden leere Bierfässer und allerlei Gerümpel aus dem Wege geschafft, und der Kampfplatz war fertig. Jim, der »zufällig« keine zehn Dollars bei sich hatte, entlehnte das Geld von einem Kameraden, nicht ohne einen leisen Zweifel wegen der Zurückerstattung.
John schien ruhig und seiner Sache gewiß; der Schenkwirt nahm ihn beiseite, um ihm noch rasch ein paar gute Lehren über den Gebrauch der Fäuste zu erteilen. Ich stehe dir bei, versicherte er, und wenn du meinem Wink folgst, gewinnst du dein Geld und meines dazu.
Alles war bereit, die Kämpfer standen einander mit geballten Fäusten gegenüber. Jim führte den ersten Schlag nach des Gegners Stirn, während John fast zur gleichen Zeit jenem eins in die Rippen versetzte, daß er zusammenzuckte. Jim rückte ihm nun näher auf den Leib, zog aber den kürzeren wegen Johns größerer Muskelstärke. Darauf trat Jim zurück, und sein kräftiger Hieb traf John über dem Auge; Johns Gegenhieb ging daneben, und als er zum zweitenmal ausholen wollte, wurde Halt! gerufen, und der erste Gang war zu Ende. Bis jetzt hatte Jim zwar die Oberhand behalten, aber John sah weit kampfesmutiger und frischer aus als er.
Schlage geradeaus, triff ihn voll in die Brust, halte den Kopf gebückt, dann kann er dir nichts tun, flüsterte der Schenkwirt John ins Ohr. Du hast doppelt soviel Atem wie er, bleib' nur ruhig, und du kriegst ihn unter.
Beim zweiten Gang trafen Jims Schläge gut, aber immer nur Johns Schulter oder Hinterkopf. John machte kaum einen Versuch, sich zu schützen, seine Hiebe fielen auf des Gegners Brust oder Leib; war auch mancher zu kurz bemessen, so traf dafür ein anderer auf den rechten Fleck. Endlich machte Jim, den Kopf nach unten, einen verzweifelten Anlauf; er wollte den Gegner um den Leib fassen, aufheben und über sich fort auf den Boden schleudern. John, der sich im Augenblick nicht zu helfen wußte, zog unwillkürlich das rechte Knie in die Höhe; es fuhr Jim unter das Kinn, daß ihm alle Zähne im Munde rasselten und sein Kopf nach hinten schnellte; rasch holte John mit der Faust aus und traf ihn mit aller Kraft auf die Schläfe, daß es krachte; Jim fiel hin wie ein Sack und lag bewußtlos am Boden. – Sobald hatte man das Ende des Kampfes nicht erwartet.
Alle Hagel! Das war einmal ein Streich! rief der Schenkwirt begeistert. Wer hat dich den Kniff gelehrt, mein Söhnchen? Du bist ja der geborene Preisfechter. Wenn ich dich in die Lehre nehme, sollst du an einem Abend mehr Geld einsacken, als das ganze Jahr durch mit deinem Malerpinsel.
Als Jim in der Hinterstube der Schenke wieder zu sich kam, war sein Ruf ebenso stark geschädigt, als sein Geldbeutel. Er blickte in das finstere Gesicht seines Kameraden und wußte keine Antwort auf dessen Frage, wie er wieder zu seinem Gelde kommen solle. Aus dieser Verlegenheit wurde er jedoch ganz unerwartet befreit.
Ich will dir zehn Dollars leihen, sagte John mit der Miene eines Kapitalisten, das eben gewonnene Geld aus der Tasche ziehend, gib mir als Pfand die Diamantnadel aus deiner Krawatte; wenn du mir nicht heute über einen Monat fünfzehn Dollars bezahlst, ist sie mein. Bist du's zufrieden?
Freilich ist er's, rief der Schenkwirt mit schlauem Lächeln, ich wette, die Nadel hat ihn nicht viel gekostet!
Ohne auf diese Bemerkung näher einzugehen, nahm Jim des Siegers Anerbieten mit Freuden an; Diamantnadel und Banknoten wechselten den Besitzer, und wir können hier gleich hinzufügen, daß erstere niemals wieder eingelöst wurde. Der Stein war gut, und John verkaufte ihn nach Ablauf des Monats für zwanzig Dollars.
Dies Ereignis gab dem Leben des jungen Mannes eine neue Wendung. Zwar wurde er kein Preisfechter, sein Körpergewicht war ihm dabei hinderlich, aber er wurde der Freund und Vertraute aller Liebhaber von Kraftübungen im Zirkus, in der Arena und auf dem Rennplatz. Er ging selbst Wetten ein, jedoch vorsichtig ohne Uebereilung, so daß er öfter gewann als zuvor.
Sein Hauptzeitvertreib aber, der ihm zugleich den größten und sichersten Ertrag brachte, bestand darin, daß er seinen Bekannten, die sich gerade in Verlegenheit befanden, kleine Geldsummen lieh, wogegen sie ihm ihre Ringe, Nadeln und dergleichen Wertgegenstände verpfändeten. Ein paarmal war er dabei mit falschen Steinen betrogen worden, aber bald war er Kenner genug, um vor Täuschungen sicher zu sein. John wußte wohl, daß manche seiner Genossen nicht auf gesetzlichem Wege wandelten, und daß sie nur deshalb ihre Wertsachen so wohlfeil verpfändeten, weil dieselben nichts gekostet hatten, als eine Versündigung gegen das siebte Gebot; allein das störte John wenig: denn, ob er oder ein anderer die Sachen erwarb, war ja für den rechtmäßigen Eigentümer doch gleichgültig, und im übrigen fand jeder der Beteiligten seine Rechnung dabei. So dachte John, der übrigens selbst nie lange Finger machte, ob aus Gründen der Moral, der Zweckmäßigkeit oder Klugheit, mag dahingestellt bleiben. Allmählich wurde er zu einer Art wandelndem Leihhaus, denn, da er seinen Tauschhandel auf Diamanten und andere Edelsteine beschränkte, konnte er sein ganzes Warenlager stets bei sich führen. Später kam das Leihgeschäft erst in zweiter Reihe; er ließ bekannt machen, daß man an ihm einen entgegenkommenden und diskreten Käufer von Edelsteinen finden könne. Er bezahlte bar und verkaufte die Steine nachher wieder, zuweilen an dieselben Personen, gegen Ratenzahlungen. Gingen die Raten nicht pünktlich ein, so erklärte er das Pfand für verfallen. Doch war er kein Shylock; im Gegenteil, obwohl er im Ruf eines strengen, genauen Geschäftsmanns stand, galt er doch im Grunde für gutherzig, ja gelegentlich für großmütig. Da er Glück hatte, war er bald in seinem besonderen Geschäftszweig allgemein beliebt und, ehe er sich's versah, auf dem Wege ein reicher Mann zu werden.
Nun entschloß er sich, sein Wanderleben zu beschränken und einen Laden zu mieten, in dem er den größten Teil des Tages zubrachte, um Kunden zu empfangen. In der Dämmerung jedoch, wenn andere Geschäftsleute von der Arbeit ausruhen, verließ John Grady das Haus, eine alte schwarze Ledertasche in der Hand, und begab sich nach den abgelegenen Vierteln der Stadt, zuweilen auch unter Anwendung gewisser Vorsichtsmaßregeln, in die vornehmeren Straßen. Auf diesen nächtlichen Gängen kamen bei weitem die meisten von Gradys Geschäften zu stande, die bedeutendsten Ein- und Verkäufe und alle jene Verbindungen, aus denen sich weitere Unternehmungen entwickelten.
Niemand wußte einen Grund anzugeben, warum Grady es vorzog, bei Nacht herumzustreichen, statt ruhig in seiner sicheren Behausung zu bleiben und die Leute zu sich kommen zu lassen. Zudem drohten ihm bei diesen nächtlichen Streifzügen Gefahren, denen sich kein anderer Mensch in New-York ausgesetzt hätte. Die Taschen voll Diamanten, deren Wert Tausende betrug, drang er furchtlos bis in die verrufensten Stadtteile. Daß er nicht ermordet oder wenigstens beraubt wurde, galt als fortwährendes Wunder. Wenn man auch wußte, daß er unter dem anrüchigen Teil der Bevölkerung manchen Bekannten und guten Kunden hatte, auch selbst seinen Mann stand und getrost auf seine Sehnen- und Muskelkraft pochen durfte, so fehlt es doch in einer großen Stadt niemals an Leuten, die nichts zu verlieren haben und um eines augenblicklichen Gewinnes willen zu jedem Verbrechen bereit sind. Als Waffe trug Grady nur ein Messer mit breiter Klinge bei sich, das er im Aermel verbarg.
Bei vielen hundert Leuten in New-York war die derbe, untersetzte Gestalt mit dem breiten, rötlichen Gesicht, den scharfen Augen und dem kurzen Hals ohne Kragen wohl bekannt. Die Polizei hatte ein Auge auf ihn, denn daß er sein Geschäft als Deckmantel für weniger gesetzmäßige Unternehmungen brauchte, war offenes Geheimnis. Er war jedoch viel zu gerieben, um den Gerichten in die Hände zu fallen; niemand konnte ihm beweisen, daß er auf unredliche Art zu seinen Besitztümern kam. Jeder Edelstein, den er kaufte, ward sofort aus der Fassung genommen und oft neu geschliffen, so daß er nicht wieder zu erkennen war.
Schlauheit und sicheres Urteil machten ihn zum vertrauten Genossen der berüchtigtsten amerikanischen Diebe, besonders solcher, die mit Vorliebe große Einbruchdiebstähle planen. Er war stets bereit, ihnen Geld vorzuschießen, sei es um die Kosten ihrer Verteidigung vor Gericht zu bestreiten, wenn es schief mit ihnen gegangen war, sei es zu irgend einem aussichtsvollen Unternehmen, wegen dessen man seinen Rat eingeholt hatte. Grady hatte dabei freilich seinen eigenen Vorteil im Auge und rechnete darauf, sein Geld mit hundert Prozent zurückzuerhalten, aber er mußte oft lange warten, hatte manche Widerwärtigkeit zu bestehen und lief obendrein keine geringe Gefahr.
Aber trotz gelegentlicher Mißerfolge wurde John Grady mit der Zeit ein reicher Mann, dessen Einfluß in seinen Kreisen und bei den Führern der verwegensten Banden fortwährend wuchs. Man holte seinen Rat ein, bat um seine Unterstützung, machte ihn zum Vertrauten der verborgensten Dinge, borgte sein Geld, erwies ihm jede Rücksicht und baute fest auf ihn. Er kannte die Geheimnisse der andern, die seinigen behielt er für sich; durch seine Vermittlung wurden die größten Unternehmungen ermöglicht, er selbst aber blieb unsichtbar und wirkte nur im stillen.
Daß der Diamantenhändler eine Schwäche – eine zärtliche Schwäche hatte, ist schon früher erwähnt worden; doch brauchen wir auf seine romantischen Abenteuer nicht näher einzugehen. Der alte ›Geldsack‹, wie ihn die kalte Geschäftswelt mit Spitznamen nannte, besaß eine heißblütige Natur, die nach süßen Schmeichelnamen, liebenden Blicken, dem glockenhellen Lachen des Weibes, dem sanften Streicheln weicher Hände lüstern war. In den Armen der Liebe wollte er Entschädigung finden für sein strenges Berufsleben, und die stete Entsagung, die er sich auferlegte. Alles, was hart und berechnend an ihm war, gehörte zu seinem Charakter als Geschäftsmann; mit der andern Seite seines Wesens aber, die ganz Feuer und Verlangen war, sehnte er sich nach einer verwandten, gefühlvollen Seele und schmachtete lange vergebens. Er fand nur die herbsten Enttäuschungen; die edle Weiblichkeit, die er anbetete, entblödete sich nicht, ihn als Gelegenheit zu benutzen, um ihre selbstischen Wünsche und Begierden zu befriedigen. Trotz seiner günstigen Verhältnisse, seiner Nachsicht gegen weibliche Schwächen, seiner Anlage für Häuslichkeit und Behagen, die jede Frau hätten beglücken können, sah sich der warmherzige John zu einem einsamen Dasein verdammt, dessen äußerer glänzender Erfolg die Leere an seinem Herd und in seinem Herzen nur um so schmerzlicher machte.
Wenn er dennoch mit größter Zähigkeit in seiner Verehrung des weiblichen Geschlechts fortfuhr, so geschah es, weil er sich lieber täuschen lassen als elendiglich verschmachten wollte. Und endlich trat ein Ereignis ein, so neu, so wunderbar und unvergleichlich, daß es alle Enttäuschungen früherer Jahre tausendfältig aufwog. Vielleicht erschienen ihm alle seine bisherigen Leiden nur als Vorbereitungsstufen für dieses höchste Glück. Außer den zwei Beteiligten wußte keine Menschenseele um ihren heimlichen Verkehr, und als John an einem Herbstabend des Jahres 1878 in dem kleinen Hinterzimmer seines düsteren Ladens saß und auf das verabredete Zeichen ihres Erscheinens harrte, umschwebten ihn holde Träume ungeahnter künftiger Seligkeit.