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Gewitterstimmung am Meer

I

Düstre Wolken steigen,
Erd' und Himmel schweigen,
dumpf ergrollt das Meer;
schwüle Lüfte drücken,
und die Blumen nicken,
denn ihr Haupt ist schwer.

Aber du, o Sänger,
wird dir bang und bänger,
auf mit deinem Sang!
Zucken rote Feuer,
stimme deine Leier
nach dem Donnerklang!

 

II

Die Wolke sinket aufs Wasser
und küsset mit zuckendem Munde
die rings erbleichenden Wogen.
Die Segel senken sich nieder,
die Schiffe kriechen zum Strande
mit seufzenden Rahen und Tauen,
die Möwen höhnen und lachen,
die sprühenden Wellen streifend,
weil sich die Menschen beim Kusse
der Lüfte und Wasser verkriechen.

 

III

Kreischende Möwen jagen
über die schäumende See,
zürnende Wetter schlagen
ferne aus düsterer Höh'.

Flammende Ruten fahren
nieder ins bleierne Meer,
und mit fliegenden Haaren
jagen die Wogen daher.

Fliehen mit flatternden Mähnen,
schäumende Rosse, zum Strand;
wühlen mit zitternden Sehnen
schnaubend im Ufersand.

Immer schneller und schneller
jagen die Rosse der Flut;
immer heller und heller
bricht aus den Wolken die Glut.

 

IV

Ferne am Horizonte
steigen düstere Wolken,
grollend ballen sie mählich
höher und höher die Fäuste;
graue wolkige Fäuste
ballen sie über dem Eiland.
Und in dem Saale der Lüfte
hallen die dröhnenden Stimmen
wider und wälzen sich näher,
näher im mächtigen Gange.
Um die Geschicke der Menschen
reden sie einsam und ruhig,
und nach dem ewigen Rate
fallen die flammenden Geißeln,
schmelzend der Menschen Geschlechter.

 

V

Die alte Esche orgelt wild
und sträubt ihr Blattgefieder,
und um das dunkle Eiland brüllt
das Meer Titanenlieder.

Titanenlieder, die kein Spott
des Spötters kann bezwingen;
Titanenlieder, die kein Gott
kann zum Verstummen bringen.

Fern schwimmt der Feuerkahn der Nacht
stumm über dunklen Hügeln
und gleitet kühl und hebt sich sacht
auf unsichtbaren Flügeln.

Die Sehnsucht lenkt mit leisem Zug
sein Steuer nach dem Hafen.
Die Wehmut weint, die Ruh' im Bug
ist leider tief entschlafen.

O holde Ruh' im bleichen Kahn!
Wie? willst du ewig träumen?
Soll sich die Meerflut im Orkan
am Felsenhang zerschäumen?

Soll meiner Pulse Fieberglut
dein Atem nimmer kühlen?
Soll wilder Drang mein wildes Blut
bei Tag und Nacht durchwühlen?

Sie wacht nicht auf, sie wacht nicht auf
in ihrem Mondesnachen.
Die Wogen türmen sich zuhauf
und donnern wild und wachen.

Sie wacht nicht auf, fort zieht das Schiff
durch Wolkenfelsengassen.
Und ich, auf sturmumheultem Riff,
ich muß sie schlummern lassen.


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