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Die Sonne hat sich hinter den Hochwald hinabgesenkt. Ihre letzten goldenen Strahlen zittern noch durch die lichten Tannen auf dem »Fellberg«. Die Drosseln singen in den Föhren am Waldrand ihr letztes Lied. Von den Halden herab kehren die Landleute heim in ihre Gehöfte und suchen nach harter Arbeit süße Ruhe.
Drunten läutet vom Dorfkirchlein herab die Glocke den Abendfrieden ein, und leise lispelt der Nachtwind in den Blättern der Birkenbäume, die meine Hütte an der Berghalde in Hofstetten umstehen und mit ihrer weißen Rinde noch ins anbrechende Dunkel leuchten.
In der Hütte sitze ich, in der Maienzeit des Jahres 1897, und denke darüber nach, welchen Titel ich dem Buche geben möchte, zu dem ich eben noch einige Tagesnotizen gemacht hatte.
»Nenn' es Abendläuten« – so sprach eine Stimme in meiner Seele; »denn was du in diesen Tagebuchblättern plauderst, kommt aus dem Abend deines Lebens. Die Sonne des vollen Tages hat sich bei dir längst geneigt, und nur schwache Lichter zittern noch durch dein Dasein.
Du bist auf dem Weg zur Ruhe, und was du da geschrieben, sind die letzten Klänge aus dem Tale deiner Jugend und deines Jugendglücks.«
So sprach's in meiner Seele, und ich gab der Stimme, die also redete, Beifall und nenne darum die letzten Tagebuchblätter, die ich im Kinzigtal geschrieben,
Abendläuten.
Sie sollen den Schluß bilden der vielen Erinnerungen, die ich aus dem heimatlichen Tale veröffentlicht habe. Sie sollen sein das letzte Läuten eines alten Mannes in und aus dem Frieden des ewig jungen Schwarzwaldes an der Kinzig.
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