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11.
Ein Kind wird gefunden

Es war schon elf Uhr vormittags, als Klipp in die Badewanne stieg. Der Diener meldete, daß Herr Generaldirektor Diamantidi zweimal angerufen habe, der Herr Stadtrat möge gegen eins vorsprechen. Klipp versuchte, in der Wanne sitzend, sich den gestrigen Abend zu rekonstruieren. Die Orber hatte ihn auf eine Chaiselongue gelegt, dann hatte sie ihm Kognak eingeflößt, ein Glas und wieder eins, und da sie selber ordentlich mittrank, war es unmöglich, ganz nüchtern zu bleiben. Dann wurde er wieder ganz klar, als Adam kam und die angenehme Nachricht vom Waffenstillstand brachte. An seinen Mitteilungen war nicht zu zweifeln, weil er, ein anständiger Kerl, gar nicht so tat, als hätte er irgendein Verdienst an dieser Konzession, die Pause war vielmehr ein taktischer Kniff des Flammen-Menschen, dem wahrscheinlich doch das Haus auf dem Bahnhofplatz und die eigene Druckerei einigermaßen zu Kopf gestiegen war. Dann kam ein Friedenskognak mit Adam und dann wollte er sich von der Chaiselongue erheben und Diamantidi anklingeln, das verhinderte die Orber, drückte ihn in die Kissen zurück: »Heute abend soll er nur ein bißchen zappeln, das gönnen wir ihm von Herzen.« Immer war etwas Feindseliges, ja Verbissenes in Marys Gesicht und Stimme, wenn von Diamantidi die Rede war. Da sie sonst ganz ohne Rachegelüste ist, sagte sich Klipp, muß er sich sehr schofel gegen sie benommen haben. Die andern, weiß Gott, es gab andere, schien Mary vergessen zu haben. Dummerweise hing und stand aber ein halbes Dutzend Männerphotographien auf und über dem Schreibtisch und Kamin. Wie sinnlos, diese Pietät für verdaute Erlebnisse! Aber hat da gestern nicht auch ein Rosenstrauß auf dem Klavier gestanden? Dann erinnerte er sich, daß er von Adam die Treppe heruntertransportiert und hier hinauf geführt wurde, es waren mindestens zwei Kognakflaschen geleert worden, aber er schlief in dieser Nacht, und er hätte, ohne Mary, sicher kein Auge zugetan, auch Adams Besuch bei Roth hatte sicher nützlich gewirkt, wer weiß, wie nützlich. Jetzt ist sie schon auf der Probe, dachte Klipp, ich werde sie heute nicht sehen. Hatte sie nicht gestern, ehe die zweite Flasche angebrochen wurde, schon angekündigt, daß sie heute keine freie Stunde habe? Vormittag Probe bis drei Uhr, dann schlafen, abends spielen. Aber dazwischen, von fünf bis sieben, da waren doch zwei freie Stunden, wo war sie denn da? Existiert noch ein Herr mit Photographie? Von wem war der Rosenstrauß? Vom Bürgermeister? Adam, Gott sei Dank, kam nicht in Frage. Aber wer denn? Wer? Wer?

Der Diener meldete, daß Generaldirektor Diamantidi wieder am Telephon sei. Klipp lief im Bademantel an den Apparat. Mitten im Lauf hielt er inne, er glaubte Marys Stimme zu hören: »Laufen Sie doch nicht, Klipp, Diamantidi kann warten.« Er band den Bademantel fester um den Leib und ging ganz gemütlich ans Telephon.

»Ich habe längst Ihren Anruf erwartet, ich finde es unerhört, es war einfach Ihre verdammte Pflicht!«

»Herr Generaldirektor, ich bin nicht Ihr Angestellter!«

»Richtig, mit solchen Angestellten könnte ich nicht arbeiten!«

Da bekam Klipp einen roten Kopf, er hörte das Gespräch schon so, wie er es Mary erzählen würde, und deshalb hatte er eine Eingebung, er sagte sehr ruhig:

»Herr Generaldirektor, ich bin noch eine halbe Stunde zu Hause, es wird mir ein Vergnügen sein, wenn Sie in fünfzehn Minuten kommen.«

Einen Augenblick war es stille im Hörrohr, dann vernahm man ein undeutlich geführtes Gespräch mit einer neben dem Apparat stehenden Person, dann hörte man ein Räuspern und schließlich kurz und klar:

»Ich werde in fünfzehn Minuten bei Ihnen sein.«

Klipp sah sich vergnügt in den Spiegel, er war schon rasiert, der Spitzbart gestutzt, er sah frisch und rotbackig aus, der lange Schlaf hatte ihm gut getan. Dieses Gespräch mußte er Mary sofort erzählen, er ging ans Telephon zurück, aber zu Hause war die Orber schon fort, und im Theater – im Theater sagte man, nachdem man sie überall gesucht, daß sie auf eine Stunde fortgegangen sei. Wohin, zum Teufel, war sie wieder gegangen? Wie viel geheime Wege ging sie? Fortwährend gab es bei ihr Geheimnisse und unbekannte Wichtigkeiten! Ich halte das nicht aus, ich werde sie heute nachmittag mit dem Auto verfolgen. Lieber Schluß machen als eine lächerliche Rolle spielen!

Klipp saß noch im Schlafrock, als Diamantidi gemeldet wurde.

»Sie entschuldigen,« sagte der Stadtrat, »aber ich bin gestern spät nach Hause gekommen, es war ein aufregender Abend.« Klipp erzählte die Sache ein bißchen anders, es war eine für Diamantidi unwillkürlich hergerichtete Bearbeitung, aber in den Grundzügen war alles richtig. »Ich legte Roth Ihr Angebot vor, er war, darüber kann kein Zweifel bestehn, mindestens irritiert. ›Diamantidi hat großes Format‹, hat er später zu einem seiner Redakteure gesagt. Leider war meine Intervention durch einen Fehlzug, den Sie früher getan, im vorhinein diskreditiert. Sie haben ungeschickterweise (es tat Klipp wohl, Diamantidi der Ungeschicklichkeit zu zeihen) dem Bruder des Roth zwölftausend Mark gegeben. Hier ist ein Scheck des Flammen-Menschen, er sendet Ihnen den Betrag zurück. Mit solchen Kleinigkeiten durfte man hier nicht operieren (er hatte jetzt einen geradezu belehrenden Ton). Diesem Fehlzug schreibe ich es zu, daß er von Anfang an zwei Streikleute im Hintergrund vorbereitet hatte, denen er dann unser Angebot sofort mitteilte.«

»Also platzt heute abend wieder eine Enthüllung?«

»Nein, heute abend geschieht nichts. Dafür wurde gesorgt. Auch die Geschichte Ihres Herrn Bruders verzeihen Sie, daß ich diesen Punkt berühre – die ursprünglich für heute abend vorbereitet war, ist zurückgestellt worden.«

Diamantidi rang ein bißchen nach Atem: »Was ist das mit meinem Bruder? Bin ich der Hüter meines Bruders? Was geht ihn mein Bruder an? Haben Sie ihm nicht gesagt, daß mit mir nicht zu spassen ist? Ich hab ihm Frieden angeboten! Schönes Angebot, großes Angebot! Aber ich kann auch anders. Gehen Sie sofort zu ihm und sagen Sie ihm nur: Mit Diamantidi ist nicht gut Kirschen essen. Ich kann auch schießen, ich habe auch giftige Gase zur Verfügung! Er soll mit mir nicht spielen.«

Die runden Augen Diamantidis rollten beinah aus ihren Höhlen, die Zähne, riesige gelbe Raubtierzähne, wurden sichtbar, aus seiner dicken Zigarre stieß er dichte Wolken aus.

»Bedaure,« sagte Klipp, »meine Mission ist beendet, ich würde Ihnen empfehlen, sich direkt mit ihm in Verbindung zu setzen.«

»Sind Sie verrückt geworden, Klipp? Ein Vermögen ist für Sie zu verdienen! Dreimalhunderttausend Mark, wenn Sie den Kerl bändigen.«

»Bedaure.«

»Fünfmalhunderttausend!« schrie Diamantidi, »ich gebe es Ihnen schriftlich. Hunderttausend sofort à fonds perdu

»Bedaure, (wenn ich mir nur jedes Wort für Mary merke, dachte Klipp), rufen Sie ihn doch selber an, ich glaube, er wartet drauf.«

»Ich? Diamantidi? Diamantidi jemand nachlaufen! Der Mann ist größenwahnsinnig.«

»Das ist er. Gerade deshalb könnten Sie ihn fassen.« (Klipp fand, daß er nie in seinem Leben schlagfertiger geantwortet hatte! Wenn ich nur jedes Wort für Mary behalte!)

»Wie kommt er zu der Affäre meines Bruders?« schrie Diamantidi plötzlich. »Gut, daß ich das jetzt erfahren habe, ich selber werde den Fall heute abend veröffentlichen lasten. Nein, du kleiner Zeitungsschmock, Diamantidi spielt immer schneller! Was geht mich mein Bruder an? Kümmert er sich denn um seinen Bruder? Und den Scheck, den nehme ich nicht an, da haben Sie ihn zurück, Klipp, Sie sind nicht mein Kassenbote, nein, nicht einmal mein Kassenbote sind Sie.«

Diamantidi warf ihm den Scheck zu, am liebsten hätte er Klipp ins Gesicht geschlagen, diesem Tölpel.

»Sie wissen, daß Sie die ganze Sache vollkommen verkorkst haben. Es wird eine Lehre für mich sein. Sie kommen auch noch einmal in meine Gasse. Aber, der Flammen-Kerl wird mich kennenlernen. Er wird die Ohren spitzen! Oh, für dich hab ich eine Überraschung, mein Roth-bube. Heute noch!«

Im Nu war er aufgesprungen und hatte die Tür hinter sich zugeschmettert.

Die Treppe zitterte unter seinen riesigen Füßen.

Ein Dienstmädchen, das ihm begegnete, erschrak vor seinen hinter der Brille hervorkollernden Augen.

 

Um ein Viertel vor drei Uhr ging Klipp vor dem Bühneneingang unruhig auf und ab.

Ein Arbeiter saß auf dem Bänkchen.

»Wann ist die Probe aus?« fragte Klipp.

»Aus«, antwortete der Mann, ohne aufzusehen.

»Also ist niemand mehr auf der Bühne?«

»Alle.«

Klipp drückte ihm zwei Mark in die Hand, um den Mann etwas gesprächiger zu machen.

»Der Direktor verabschiedet sich gerade, er will nicht länger Direktor sein, Geschäft schlecht, Gerichtsvollzieher!«

Aha, sagte sich Klipp, Diamantidi hat ihn fallenlassen, das sieht ihm ähnlich, gestern Subvention, heute Pfändung. Wie gut, daß ich mich mit ihm nicht einließ, bei diesem Despoten ist alles nur Laune. Auch Mary war eine Laune, jetzt versteh ich alles.

Aufgeregt, durcheinander redend, so daß einer den andern nicht verstand, drängten die Schauspieler auf den Theaterplatz. Klipp hielt sich, vielleicht zum erstenmal, in einiger Entfernung. Erst als Mary als eine der Letzten ins Licht trat, näherte er sich schnell dem Bühnenausgang. »Darf ich Sie im Wagen nach Haus bringen?«

Sie freute sich, ihn zu sehen: »Lieb, daß Sie hier warten. Ja, ich bin müde, Sie wissen doch, Witkowski ist bankrott, er macht gar kein Geheimnis draus, daß Diamantidi ihn plötzlich im Stich gelassen hat. Er tut mir beinah leid, er ist alt und hat sich überlebt. Sehr lehrreich, auch für mich. Man muß zur rechten Zeit abgehen können.«

Sie saßen im Wagen und Klipp erzählte. Er wurde ganz vergnügt, als er berichtete, wie wütend Diamantidi die Tür zuschmetterte.

»Es ging wohl nicht anders,« sagte Mary nachdenklich, »aber man soll ihn nicht zum Feind haben, er ist ein böses Tier, er kann nichts vergessen.«

»Mary – ich darf doch Mary sagen – eigentlich haben Sie heute vormittag mein Gespräch mit Diamantidi geführt, ich hörte inwendig Ihre Stimme, während ich mit ihm redete. Deshalb wurde ich, je mehr er tobte, um so ruhiger. Es war Ihre Ruhe, die auf mich übergegangen ist.«

»Sie können liebe Dinge sagen, Klipp, und ich, ich kann dergleichen setzt brauchen. Witkowski und ich waren doch zwölf Jahre zusammen in der Arbeit, er war nicht der Schlechteste. Wer weiß, ob morgen nicht meine Engagementssorgen anfangen. Ich könnte nicht mehr vormittagelang bei einem Agenten sitzen, und schließlich bin ich fünfunddreißig Jahre.«

»Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen!« Er wollte ihre Hand fassen, aber sie entzog sie ihm: »Nein, Klipp, keine solchen Reden, Sie sind lieb und hilfreich gegen alle, das ist auch was, aber auf den einzelnen kommt da nicht viel.«

Das Auto hielt.

Klipp hielt sie, die aussteigen wollte, zurück: »Darf ich Sie nachmittag abholen? Ich bringe Sie, wohin Sie wollen.«

»Und Ihre Arbeit? Es ist doch Stadtratsitzung:«

Klipp lachte bescheiden: »Es wird auch ohne mich gehen.«

»Nein,« sagte die Orber, »ich will nicht, daß Sie meinethalben etwas versäumen, und übrigens kann ich Sie heute nachmittag nicht brauchen.« Sie spürte, daß ihre Worte zu hart waren und verbesserte sich: »Lassen Sie mich heute allein, bitte.«

»Wo sind Sie um fünf Uhr?«

Etwas im Ton der hervorgestoßenen Frage rührte sie: »Ich werde es Ihnen sagen, eines Tages werde ich es Ihnen ganz von selber sagen.«

»Lassen Sie mich Sie nur im Wagen hinbringen, Sie spielen heute abend, Sie sollen nicht in der Straßenbahn sitzen.«.

»Danke – nein. Sehen wir uns morgen?« Sie war schon ausgestiegen.

»Morgen,« antwortete er niedergeschlagen, »viel Zeit bis morgen nachmittag.«

»Ich rufe Sie in der Früh zu Hause an,« sagte sie fröhlich, »und Dank für alles Liebe.«

Sie war verschwunden. Er sagte dem Chauffeur: »Warten Sie ein bißchen«, und blieb im Wagen sitzen. Nach einer Viertelstunde sinnlosen Wartens schickte er den Chauffeur nach Hause, er führte den Wagen selbst bis zur nächsten Ecke, setzte sich auf den Chauffeursitz und wartete. Die Aufregungen des gestrigen und heutigen Tages überfielen ihn auf einmal, er lehnte den Kopf zurück und schlief ein. Schlief im schrillsten Straßenlärm. Schlief, während die Kutscher ihn mit Brotkügelchen bewarfen. Als er mit einem Ruck wach wurde, war es ein Viertel vor fünf, und fast im selben Augenblick entdeckte er, daß die Orber aus dem Haus trat. Sie trug ihr einfaches blaues Tuchkleid, in dem sie noch höher, noch schlanker als sonst aussah, es fiel ihr gar nicht ein, sich umzusehen, sie war offenbar tief in Gedanken, sie schlug nicht die Richtung zur Straßenbahn ein, sondern verschwand in der ersten Nebenstraße. Klipp saß, die Hand am Steuerrad, zum Losrasen bereit. Nach einer Minute der Überlegung folgte er ihr in vorsichtiger Distanz mit seinem Wagen.

Jetzt bog sie in eine Straße ein, die in die Gartenvorstadt führte. Sie ging mit gesenktem Kopf, sie sah niemanden, der an ihr vorbeikam, sie blieb nicht einen Augenblick stehen. Plötzlich war sie verschwunden. Klipp hielt den Wagen an, schon wollte er vom Sitz springen und den Motor abstellen, da war das blaue Kleid auf einmal wieder da, sie hielt ein Päckchen in der Hand und ging in etwas beschleunigtem Tempo weiter.

Klipps Wagen rollte langsam hinter ihr her.

Sie stand vor einem zweistöckigen gelben Haus, das in einem Garten lag, klinkte die niedrige Parktür auf und war wieder verschwunden.

Klipp brachte seinen Wagen fast bis vor die Gartentür. Ich will warten, sagte er sich, auf- und abmarschierend. Aber als nur einige Minuten vorbei waren, hielt er es nicht länger aus, er sprang wieder in den Wagen, stellte ihn ab, sperrte das Schloß ab und trat in den Vorgarten, dann in das Haus. Es war ein helles, sauberes, mit einem einfachen Teppich belegtes Treppenhaus. Aus einer Fensterluke fragte eine Stimme: »Wen suchen Sie?«

»Fräulein Orber.«

»Zweiten Stock, links, bei Professor Zemann.«

Zemann? Wer ist Zemann? Soll ich hinauf? Aber es blieb ihm nichts anderes übrig, denn das Gesicht in der Fensterluke sah ihm nach.

Er schlich hinauf wie ein Herzkranker, hielt bei jedem Treppenabsatz, spürte das Herz bis zum Halse hoch klopfen, überlegte, ob er nicht wieder hinuntersteigen sollte, und stand plötzlich vor einer Eichentür mit dem Messingschild

Professor Karl Zemann
prov. Leiter des I. städtischen
Realgymnasiums

Er bildete sich ein, hinter der Tür Stimmen zu hören und klingelte mit plötzlichem Entschluß. Ein hochgewachsenes, junges Mädchen öffnete, sie war etwa achtzehn Jahre alt, blond, braunäugig, ihre Stimme klang neugierig-fröhlich. Sie hatte eine erfrischende Art, einem mit hellen Blicken direkt in die Augen zu sehen, so offen schauen nur Kinder: »Wen wünschen Sie?«

»Fräulein Orber.«

Sie lächelte, blinkende Zähne kamen zum Vorschein: »Das bin ich.«

Er sah sie an und stotterte: »Nein ... ich suche Fräulein Orber selbst.«

Die hellen Augen weiteten sich etwas verwundert, das Mädchen schüttelte die kurzen Locken. Dann drehte sie sich um und rief fröhlich:

»Mama, bitte komm doch, da ist ein Herr, der nicht glauben will, daß ich ich bin.«

Aus einer Glastür trat Mary.

Klipp stand mit offenem Munde da. Plötzlich begriff er die Situation, er ergriff die Hand der Siebzehnjährigen, drückte sie herzlich, sein Gesicht strahlte, er konnte ein herzliches Gelächter nicht zurückhalten: »Mein Name ist Klipp, Stadtrat Klipp, ich habe Ihrer Mama etwas sehr Wichtiges zu sagen.«

Nun kam auch Mary näher, sie reichte ihm zögernd die Hand, sie war erstaunt über sich selbst, daß sie nicht im geringsten böse war, dann wendete sie sich zu ihrer Tochter und sagte: »Das ist einer meiner besten Freunde, der Stadtrat Klipp, ich wollte dir gerade heute von ihm erzählen und das ist meine Tochter Eleonore. Von der wollte ich Ihnen auch schon erzählen ... Kommen Sie weiter, Klipp.«

Klipp sah von der Mutter zur Tochter, von der Siebzehnjährigen zu Mary. Ganz deutlich konnte man merken, wie sich das offene Gesicht der Tochter verfinsterte. Auf diesem klaren Antlitz konnte ja nichts verheimlicht werden.

»Ich will nicht stören«, sagte Eleonore und verschwand durch eine kleine Seitentür.

»Eleonore!« rief die Orber. »Eleonore!«

Da hörte man, wie die Tochter die Tür hinter sich absperrte.

»Warum ist sie böse? Das Kind wurde ja plötzlich ganz finster.«

»Eleonore ist kein Kind mehr, ich hab eine Dummheit begangen, ich sagte, einer meiner besten Freunde, das hört sie nicht gerne.« Mary lächelte ein bißchen melancholisch: »Sie ist sehr streng mit mir.«


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