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Die Redaktion der ›Flamme‹ lag, wie es sich gehört, im Zentrum der Großstadt, das heißt in einer von zwanzigerlei Art Lärm erfüllten Straße, in der es dröhnte und quietschte, pfiff und hämmerte, Sirenen sangen, Autos hupten, Bremsen knirschten, Rollbalken knarrten, Grammophone stöhnten. Die Häuser waren mit Schildern und Tafeln grün, gelb, rot, blau beklebt und besteckt und abends kam dazu grelles, grünes, weißes, rötliches Licht von Bogenlampen, Auslagefenstern, Reklameschriften und anderen Aufreizungen des Auges. Hier oben, im vierten Stock eines umfangreichen Hauses mit drei Toren und sechs Aufzügen lagen die Zimmer der ›Flamme‹ Es waren Räume, in denen offenbar nur Männer hausten. Was Frauenhände, Gott weiß wann, hier einmal an Fensterschmuck, Portieren und Vorhängen angebracht hatten, hing in staubiger Verwahrlosung oder Nichtbeachtung herunter. Auf jedem Tisch, auf jedem Sessel, auf und in jedem Schrank lagen Zeitungsstöße, der Boden war mit weggeworfenen Journalen überschwemmt und die einzigen Zeichen menschlicher Bewirtschaftung waren dicke Schwaden von Zigarren- und Zigarettenrauch, die jedem Besucher der halbleeren Zimmer entgegenschlugen.
Im Chefzimmer von Leopold Roth, das durch eine tapezierte Tür von außen kenntlich gemacht war, sah es etwas wohnlicher aus, weil hier eine abgenutzte Lederfauteuil-Garnitur mit einem türkischen Rauchtischchen für Gäste aufgestellt war.
Roth rannte unheildrohend durch die Zimmer, stürzte zum Haustelephon an seinem Schreibtisch: »Verbinden Sie mich mit Fräulein Leitermeyer von der Auskunftei.« Eine Viertelminute später rief er Fräulein Leitermeyer zu: »Ich wünsche sofort die Auskunftsakten über Justizrat Bauer und die Schauspielerin Orber vorgelegt!«
Die tapezierte Tür wurde langsam geöffnet und herein watschelte bedächtigen Schrittes (schon diese Bedächtigkeit des Ganges ärgerte Roth) der stellvertretende Chefredakteur Doktor Schneeberger. Er war im Stile der Redaktionszimmer, ein dicker, grauhaariger Mann, ziemlich farblos, etwas abgetragen, in Kleidern, die nicht nach Eleganz strebten, eine genähte schwarze Krawatte unter altväterischem Kragen, ein Ärmelschoner am Ellbogen festgeknüpft, offenbar seit fünf Jahren, seit der Anzug neu war.
»Immer wenn ich dir folge, Schneeberger, und nicht meinem Kopf, immer handle ich dann falsch und feig und dumm!«
Schneeberger schien solche Anfälle gewohnt, denn er überhörte die Beschimpfung und fragte gleichmütig: »Hat er die Vertretung nicht übernommen?«
»Nein, aber dafür hat er mir eine Vorlesung über die Unrichtigkeit des persönlichen Kampfes im öffentlichen Leben gehalten. Deine alten liberalen Ladenhüter, als ob er sie bei dir oder du sie bei ihm gelernt hättest.«
»Pardon,« schaltete Schneeberger mit einer gewissen Rechthaberei ein, »ich konzediere dir ja, daß im Interesse einer Sache, wenn kein anderes Mittel mehr wirksam ist, auch der persönliche Angriff statthaft sein kann.«
»Konzedierst du,« höhnte Roth, das lange Lineal aus den Schreibtisch klatschend, »na, wenn du nur konzedierst, was statthaft ist. Dabei wißt ihr Veteranen der Demokratie nicht, daß der ganze Emanzipationskampf der Arbeiter verpuffen mußte und verpuffen wird, weil ihr den Einzelnen, den Generalstäblern der alten Ordnung nicht an den Kragen geht. Ein einziges Land wurde wirklich gesäubert und umgestülpt. Wodurch? Durch fünfzig Jahre fortwährender Attentate. Wenn wir den Herrschenden und Genießenden kein schlechtes Gewissen einimpfen, werden wir sie nie los werden. Aber wozu rede ich? Alte Hunde kann man nicht tanzen lehren.«
»Ich finde junge Hunde noch unbelehrbarer. Übrigens hab ich dir gar nicht zu Bauer geraten, es gibt noch andere Rechtsanwälte, jüngere, die besser zu uns gepaßt hätten.«
»Jawohl, die gibt es, deine Belehrung war überflüssig. Aber ich wollte mir grade den herausholen, weil er im Zentrum der liberalen Gesellschaft sitzt. Auf Genossen pfeife ich, grade diesen Mann im Bratenrock wollt ich haben.«
»Dann schiebe die Schuld nicht auf mich!«
»Doch, du lederner Geselle, du hast mir zu früh geraten; wenn ich meinem Instinkt gefolgt hätte, würd' ich noch ein Vierteljahr gewartet haben. Aber du hast nie Witterung gehabt und du weißt heute noch nicht, daß in der Politik Witterung alles ist. Woher sollst du das wissen? Das hat man in den Fingerspitzen oder man hat es nicht.«
Fräulein Leitermeyer trat ein, ein kleines, schmächtiges Geschöpf, sehr sauber gekleidet, in einem schlichten, blauen Wollkleid mit weißem Halskrägelchen und weißen Manschetten, nicht jung und nicht alt, das spitze Gesichtchen etwas vergrämt. Sie hatte schon im Vorzimmer laute Stimmen gehört und schlug deshalb einen besonders leisen Ton an:
»In den Akten der Auskunftei ist über Justizrat Bauer nicht viel zu finden, die Liste der Gesellschaften, wo er im Aufsichtsrat sitzt, ist klein und überholt, seine Klientel besteht hauptsächlich aus Gewerkschaften und Großindustriellen, dann ist da ein Vermerk über seine Wahl in den Stadtrat, wo er zwischen Sozialisten und Liberalen sitzt, und schließlich ist in den Personalakten noch eine Notiz über seine Frau, die ursprünglich zum Theater gehen wollte. Das ist so ziemlich alles. Über Mary Orber haben wir zum Glück einen etwas reicheren Akt.«
Roth stampfte auf. »Selbstverständlich, wenn man von euch eine wirkliche Auskunft braucht, ist nichts da. Dazu arbeiten zwanzig Leute in der Auskunftei, dazu habe ich die Meldungen von dreißig Zeitungsjahrgängen sichten lassen, dazu haben wir täglich dreihundert Briefe. Wenn es sich um irgendeinen Herrn Bauer handelte, würd' ich nichts sagen, aber hier dreht es sich um einen der ersten Anwälte, es ist zum Verzweifeln. Auch drüben fehlt eine junge Kraft.«
Fräulein Leitermeyer wurde noch leiser: »Herr Chefredakteur tun mir unrecht. In solchen Fällen wurde immer erst recherchiert, wenn Sie die Weisung gaben, in drei Tagen komme ich mit dem Akt wieder.«
»In Gottesnamen, kommen Sie wieder, aber ich habe keine Hoffnung. Ich brauche Mitarbeiter und ich habe Beamte.«
Fräulein Leitermeyer packte lautlos ihre Papiere zusammen und entschwebte. Schneeberger schloß sich ihr an. An der Tür sagte er: »Draußen wartet ein Herr Nürz oder Würz.«
»An den Namen wirst du dich gewöhnen müssen, er heißt Würz und ist der neue Redaktionssekretär.«
Schneeberger zuckte die Achsel: »Nürz oder Würz, mir ist alles egal, dir ist nicht zu helfen.«
Adam trat ein, er mußte sich in einem Lederfauteuil niederlassen, Zigarren rauchte er nie, nur Zigaretten. Roth versank neben ihm in dem zweiten Fauteuil: »Also, wissen Sie, was ich beschlossen habe? Sie treten morgen hier als Redaktionssekretär ein. Abgemacht!« Er hielt Adam die gepolsterte Hand hin, aber Adam lächelte höflich, nickte dankend und schlug nicht ein: »Ich bin kein Journalist, Herr Roth.«
»Dann werden Sie es werden!«
»Ich bin auch nicht fürs Pathetische, dazu hab ich kein Talent, ich bringe dann und wann vielleicht eine schwache satirische Glosse zusammen.«
»Vorzüglich. Grade das brauche ich. Die Leute werfen uns ohnehin vor, wir schreiben mit der Keule. Das trifft sich ja glänzend.«
»Nein,« sagte Adam, fast erschrocken, »Sie kennen mich ja gar nicht, ich habe gar keinen Ehrgeiz. Nach drei Wochen werden Sie erkennen, daß ich ein höchst überflüssiger, zu nützlicher Tätigkeit unverwendbarer Dilettant bin. Und wenn ich Ihnen meine politischen Meinungen entwickeln sollte, so würden Sie schnell entdecken, daß ich gar keine habe. Ich bin nichts als ein störender Kritiker meiner Nachbarn. Geben Sie den Plan auf.«
Roth legte Adam die Hand aufs Knie: »Was Sie da sagen, bestärkt mich erst recht. Sie müssen wissen, ich habe niemand bei mir. Schneeberger ist gut eingewerkelt, er ist nützlich in der Druckerei, wir arbeiten seit acht Jahren miteinander, ich hab ihn aus der Partei zu mir gezogen, er ist ein braves Zugtier. Ich brauche gerade jemanden, der mich kritisch ansieht, ich brauche jemanden, mit dem ich abends hier sitze und der die Dinge anders sieht wie ich. Sagen Sie zum Beispiel: Hätten Sie den Witkowski-Angriff anders aufgezogen?«
Adam lächelte gezwungen: »Wünschen Sie die volle oder die halbe Wahrheit? Witkowski wurde schon bei der Viertel-Wahrheit böse.«
»Keine beleidigenden Vergleiche! Nur die volle Wahrheit hat Sinn.«
»Dann gestehe ich Ihnen, daß ich die Sätze über die Willessen und die Orber unglücklich stilisiert finde.«
Roth antwortete zu Adams Verwunderung: »Ganz meine Meinung, und was würden Sie jetzt an meiner Stelle tun?«
»Ich würde morgen eine korrigierende Notiz bringen.«
»Wollen Sie die Notiz entwerfen? Später. Als erste Redaktionsarbeit! Und wie hoch sind Ihre Ansprüche? Wir können sofort Vertrag machen.«
Adam war wirklich erschrocken: »Vertrag? Um Gottes willen, kein Vertrag! Gehaltsansprüche? Aber ich habe ja keine Ahnung, was ich Ihnen leisten werde. Wenn ich bitten darf, bleiben wir in einem losen Verhältnis.«
Merkwürdiger Mensch, dachte Roth, aber auch diese Abneigung, sich zu binden, gefiel ihm.
»Sie brauchen doch sicher Geld?«
»Geld braucht man immer.«
»Also, wollen Sie einen Vorschuß?«
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht?«
Adam überlegte, dann sagte er: »Ich möchte mir Einiges anschaffen. Darf ich eine größere Summe nennen?«
»Bitte.«
»Sagen wir zwölf- oder fünfzehnhundert Mark.«
Roth war etwas erstaunt. Erst lehnt er den Vertrag ab, sagte er sich, und nun nennt er eine unerwartet hohe Summe, die ihn doch auch bindet.
Er läutete und ließ Würz zwölfhundert Mark ausbezahlen.
Dann schrieb Adam die Notiz, die das Unrecht an der Willessen und Orber gut machen sollte; er schrieb sie auch deshalb mit Vergnügen, weil er sich mit ihr gegenüber seinen ehemaligen Kolleginnen ausweisen und seine neue Stellung rechtfertigen konnte. In der Notiz wurde auf den vor einigen Tagen erschienenen Angriff gegen Witkowski Bezug genommen, es wurde erklärt, daß einige Nebensätze des Artikels von unfreundlich gesinnten Leuten mißverstanden worden seien, selbstverständlich wäre es dem Verfasser nur darum zu tun gewesen, den Charakter des erledigten Witkowski zu zeichnen, die Insinuation, der Ehre so reiner Künstlernaturen wie es die Damen Orber und Willessen sind, nahezutreten, müsse vom Verfasser mit Entschiedenheit, nein, mit Entrüstung zurückgewiesen werden. Die beiden Künstlerinnen ständen dem Verfasser und dem Publikum der ganzen Stadt zu hoch, als daß der Artikelschreiber es wagen würde, ihnen noch ein besonderes moralisches Attest auszustellen.
»Sehr hübsch,« sagte Roth, als er den Entwurf durchlas, »besonders die letzte Wendung mit dem Attest ist anmutig. Aber wozu erinnern Sie noch einmal an die verfehlten Sätze des Artikels? Der ist vor vier Tagen erschienen. Die Leser haben nur die allgemeine Tendenz in Erinnerung, die Details sind längst vergessen. Ein Zeitungsblatt lebt zwei, höchstens drei Stunden. Das macht ja unseren Beruf so lustig, daß er täglich neu beginnt. Lassen Sie die Erinnerung an den alten Artikel ganz weg und beginnen Sie: Unfreundlich gesinnte Leute verbreiten das Gerücht, die ›Flamme‹ habe Angriffe gegen die Damen Orber und Willessen veröffentlicht. Demgegenüber stellen wir fest, daß es uns immer nur auf den Ehrenmann Witkowski ankam. Dann hängen Sie Ihre Bemerkungen über die Damen an.«
»Da hab' ich schon etwas gelernt«, sagte Adam liebenswürdig lächelnd.
»Sie werden ein Rochefort werden, ich habe es mir in den Kopf gesetzt!«
Um drei Uhr mußte Würz in die Druckerei mitkommen.
»Merken Sie sich das eine, lieber Würz,« sagte Roth auf der Treppe, »die Zeitung wird in der Druckerei gemacht! Was in den Redaktionsstuben geschieht, ist bloß Vorarbeit.«
Die Druckerei, die im Hinterhaus desselben Gebäudes lag, war im Gegensatz zur Redaktion in Sonne und Licht getaucht. Hohe Glaswände, blitzblanke Rotationsmaschinen, alles schien hier zu glänzen. Räder, Hebel, Walzen, Vergitterung. Die Setzmaschinen klapperten im Takt. Auf den mit Blech überzogenen langen Tischen stand der fertige Satz, lange Spalten mit gegossenen Bleizeilen, daneben ein Kasten mit Überschriften in verschiedenen Größen.
Schneeberger, der sich hier ganz zu Hause fühlte, ging in Hemdärmeln herum, bald sah er bei den Setzmaschinen nach, bald schickte er einen Hilfsredakteur ans Telephon, bald war er in die Korrekturbogen vertieft. Mit einem riesigen Bleistift strich er ganze Absätze weg, der Druckereifaktor, der neben ihm stand, nahm die entsprechenden Teile aus den danebenstehenden Kolonnen, die hinausgeworfenen Zeilen fielen schmetternd auf einen Bleihaufen.
»Ist schon eine große Aufschrift für die erste Seite da?« fragte Roth.
»Nichts Rechtes. Ein kleines Eisenbahnunglück an der Nordbahn, kein Toter, nur vier Verletzte. Dann wäre im Notfall noch eine Kindermißhandlung im Hause eines Bankdirektors.«
»Kindermißhandlung? Bankdirektor? Das läßt sich doch groß aufmachen.«
»Aber es ist nur die Bonne angeklagt und das Urteil ist noch nicht da, ich lasse eben telephonieren.«
»Die Bonne angeklagt? Und die Mutter? Die Eltern? Zeig mir den Bericht.«
Schneeberger suchte in zwanzig oder dreißig Fahnen herum.
»Das dauert ja stundenlang«, schrie Roth.
Schneeberger schien den heftigen Ton gar nicht zu bemerken; nach einer Weile reichte er dem Herausgeber den Abzug.
»Hast du was dazu geschrieben?« fragte Roth, während er sich in den Bericht vertiefte.
»Bin ich ein Schreiber?«
Roth fuhr sich durch die Haare, seine Hand wühlte, während er ingrimmig las, immerfort in den Haaren.
»Das nennst du: für den Notfall? Das ist doch eine himmelschreiende Geschichte! Die Frau Mama, die wochenlang gar nicht bemerkt, daß die Körper ihrer Kinder mit Striemen bedeckt sind! Eine Erzieherin, die fünf- und sechsjährige Kinder wochenlang mit der Reitpeitsche züchtigt, ohne daß die sauberen Eltern etwas wahrnehmen? Das hast du so klein setzen lassen? Ist noch Zeit, es in großen Lettern, Garmond, umzusetzen? Ich diktiere drüben eine Einleitung. Laß zwei fette Überschriften setzen: ›Die Tragödie der Kinder reicher Leut‹ oder nein, laß setzen: ›Die gepeitschten Kinder‹, Untertitel: ›Die Eltern bemerken nichts!‹ Ich versteh dich nicht, Schneeberger, daß du da sagen kannst, ›für den Notfall‹. Die Geschichte reißt doch an den Nerven.« Adam trachtete das Gesicht von Roth, der immer noch in die Abzüge vertieft war, zu sehen. Das war ein anderer Mann als der, den er bisher gekannt. Seine Stimme hatte vor Erregung etwas Gepreßtes, sein Auge schien den Druckbogen vor sich zu verzehren, und diese Heftigkeit, mit der seine Finger unbewußt in den Haaren wühlten! Kein Schauspieler könnte diese ansteckende Erregtheit mit so wenig Mitteln darstellen. Plötzlich kam ihm Roth aus den Augen.
»Wo ist er denn hingelaufen?« fragte Adam.
»Er diktiert in die Setzmaschine«, antwortete Schneeberger phlegmatisch. »Sehen Sie sich's an. Dort in der Ecke steht er. Das kann er wirklich, das macht ihm keiner nach.«
Adam stellte sich in der Nähe auf. Roth bemerkte ihn nicht. Der Flammen-Mensch stand da, das eine Bein auf einen Schemel gestellt, in der Rechten hielt er die Abzüge, mit der Linken kraute er sich noch immer in den Haaren. Er sprach ganz langsam, jedes Wort abwägend, ehe er es aus den Zähnen ließ, er verbesserte sich kaum ein einziges Mal, dazu klapperte und klingelte ununterbrochen die Setzmaschine. Der Setzer hatte lauschend den Kopf zu ihm geneigt, um nur ja keine Silbe zu überhören, dabei hingen seine Augen an der Klaviatur der Maschine.
Der Hilfsredakteur, der vom Telephon kam, wollte Roth etwas melden.
Aber Roth winkte ihm schon auf fünf Schritte ab, er war jetzt nicht da für andere, er gehörte nur der Setzmaschine; es schien, als horchte er auf etwas in sich, das gab er weiter.
Der Hilfsredakteur wollte später noch ein zweites Mal vordringen. Aber Roth warf ihm einen niederschmetternd-drohenden Blick zu, so daß er sofort verschwand.
Als Roth fertig war, atmete er lachend auf, jetzt erst bemerkte er Adam und sagte, noch immer lachend: »Das ist das Vergnügen in unserem Geschäft.« Dann wandte er sich an den Hilfsredakteur: »Was wollten Sie eigentlich von mir?«
»Es wurde uns telephoniert, daß Fräulein Willessen vom Stadttheater sich heute mittag mit Diamantidi vermählt hat.«
»Ah? Schön. Geben Sie's unter ›Letzte Nachrichten‹.«
Der Hilfsredakteur lief davon.
»Halloh!« schrie ihm Roth nach, »ist es kein Aufsitzer? Theater, da muß man immer vorsichtig sein.«
»Nein,« antwortete der Hilfsredakteur, »die Nachricht kommt vom Küster der Pfarrkirche.«
»Sehen Sie, lieber Würz,« sagte Roth, während sie vor der schweren Rotationsmaschine standen, die eben die ersten Blätter ausspie, »diese Stunde in der Druckerei, das ist der eigentliche Spaß in meinem Leben, jeden Tag immer wieder.«