Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen
Aus dem ewig-währenden Calender
Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen

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LXXXII.
Succurs.

ER hörete einen gewaltig lamentiren und viel so Latein: als Frantzösische Wörter mit unterwerffen / die er selbst weder recht verstunde noch recht redete; da wante sich Simpliciss. zu den umbstehenden und sagte dieser Kerl führt wohl ein feinen Succurs / allein will jhm daß Glück nicht futteraschieren.

 
LXXXIII.
Ein gesegnete Ehe.

ES liesse sich ein paar Ehevolck Copuliern / daß zuvor / wie die Leuth darvor hielten / den Ehestand lang lediger Weiß getrieben / worzu gleichwohl der Bauch geschwiegen; da die sie nun daß erste Jahr einen Erben brachte / entblödeten sich etliche Murmeler / ob wäre es hiebevor mit Kräutern zugangen / daß sie nie nichts dergleichen an Tag gebracht; aber Simpl. sagte nein / und hielte darvor / sie wäre seithero durch die Priesterliche Einsegnung und die Wort / wachset und mehret euch / so fruchtbar worden.

 
LXXXIV.
Der beritten Bawr.

SPring ins Feld wurde einsmahls von Simplicissimo gar übel bekleydet angetroffen / derowegen nahm er jhn alter Kundschafft halber mit sich uff sein Hoff / jhm alles guts zu erweysen; unterweegs begegnet jhnen ein wohlberittener Bawr / der sagt zum spring ins Feld / O Landsmann / du bedörfftest wohl wider einen guten Krieg / damit du wieder ein wenig zu recht kämest (dann die Bawren könnens nicht lassen sich zu frewen und der Soldaten zu spotten wann es ihn übel gehet) aber Simpl. antworttet dem Bawren / Mein Freund wann er nur ein kleines Krieglein hette / so wäre es genug / dir wider uff die Füß zuhelffen.

 
LXXXV.
Ein spitzige Frag.

JM Wittenweverer Treffen sahe er einen Regiments Quartiermeister seinen Obristleutenant mit hinder und forder Stücken bewaffnen / weilen ihm nun solches spöttlich vorkam / zumahlen der Quartiermeister sich vor jeder Kugel duckte die über jhn hinflogen wie dann alte zuthun pflegen so des Schimpffs nicht gewohnt oder forchtsamb seyn / da sagte er zu seinen Cammerathen / ich könte nicht ersinnen / welcher unter diesen beyden S. H. der gröste Hundsf. sey dieser dieweil er sich so offt duckt / oder jener das er ein Harnisch anlegt.

 
LXXXVI.
Vom Schräpffen.

EJner so ererst in den Saurbrunnen kommen war / fragte den Bawrenknecht / ob kein Bader vorhanden sey der einen umbs Geld schrepffte / der Badknecht antworttet nein / sondern wer einen begehre müste den Scherer von Nappenaw holen lassen; Simpl. höret beyden zu / und sagte zu dem new ankommenen / Herr der Badknecht ist / ein Maußkopff / er leugt / der Herr bade nur kecklich auß / so wird ihm der Wirth alsdann genug scheren und schrepffen.

 
LXXXVI.
Ein Pappierer

SImpliciss. hatte einen Wagen voll Lumpen sambt dem Pappierhändlern von Bruchsel anderwerts hin zu covoyren / derselbe vexierte jhn wegen seiner zerrissnen Kleyder / jhm antworttet Simplicissimus, Herr wann die Lumpen nicht daß jhrig thäten / so hettet jhr vielleicht auch keinen so köstlichen Mantel umb.

 
LXXXVII.
Patres und Matres.

EJn Calvinischer schweitzer sagte / als zween Pauliner-Mönche vorüber gehen sahe / und niemand unter der Gesellschafft jhren Orden kennete / Simplicissimum damit zu schertzen weil er sich gut Mönchisch erzeigte.

Es giebt jetzund viel Patres vermuthlich auch viel Matres, dem antworttet Simplicissimus es gehet dem Herr wie Claußnarren / als derselbe eine Weltkugel sahe / sagte er wann die Weltkuglen so schön seyn / wie werden ererst die Weltkegel außsehen?

 
LXXXIX.
Vergeblichs wünschen.

JN einen Hader wünschte ein Soldat dem andern daß ihn der Hagel erschlagen solte / Narr sagt Simpl. vermeinestu wohl / Gott werde euch beyden zugefallen ein Wetter schicken / gib jhm darvor ein paar Maultaschen / so weistu daß er eigentlich troffen wird.

 
LXXXX.
Lumpen.

ALs Simplicissimus, wie in seiner Lebens Erzehlung gemeldet wird / mit seinem Knan gantz auß gehölet und übel / bekleydet auß den Spessert wider hinzu wandert / begegnet jhm ein Stutzer der sagte zu seinen Gesellen / daß wäre wohl ein praver Kerl wann er nur nicht so lumpicht daher käme / solches höret Simpliciss. und sagte zu seinem Knan daß es jener auch hören muste / dieser Kerl hat zwar prave Kleyder an wann nur kein Lump darinn steckt.

 
LL.
Vffschneyderey.

ER befand sich einsmahls bey einer Gesellschafft / welche dergestalt zusammen schnitte / daß man jhre Lügen auch hette greiffen mögen; da nun die reyhe auch an jhn kam / daß er etwas von seinen wunderlichen Begegnussen erzehlen solte / sagte er ich gieng einsmahls mit meinem Rohr hinauß beydes die Zeit zu passirn / zusehen ob mir etwas von Wilpret zu schiessen anstehen möchte / mein Rohr war gut und mit einer Kugel der Gebühr nach wohl geladen; und wolte mir daß Glück so wohl / daß ich eine Endte uff einen Weyer antraff / uff dieselbe schlug ich an traff sie durch den Kopff / und im Schuß sprang ein achtpfündiger Hecht uff / der gleichfalls von der Kugel getroffen wurde / daß er das weiß übersich kehrte / ich gieng hinüber uff die ander Seith deß Weyers zusehen wie ich meiner Beuth habhafft werden / und solche zu mir uffs trucken bringen möchte / da sehe ich / daß die Kugel in einen holen Baum gangen war / worinn ein reicher Jmmen sasse / massen so viel Honig zum geschossen Loch herauß lieffe / daß ich gemüssigt ward / dasselbe mit Moß zu verstopffen / als ich nun solches zu dem End außreissen wolte / erwischte ich einen Hasen bey den Ohren / welches einen in so unversehener Begebenheit nit unbillich erschreckt / derowegen schmiesse ich jhn auß allen Kräfften wider den Boden / und warff ein Kitt Velthünner unversehens damit zu todt / bey welchen der Haaß also gestreckt liegen blieb / nichts destoweniger vergaß ich deß Honigs im Baum nit / sondern verstopffte daß Loch zum fleissigsten / und wie ich uff die ander Seithen deß Baum kam daß hinderste Loch auch wie daß fordere zuverstopffen / da fande ich einen Hirsch von 16. endten / den bemelte Kugel auch treffen hatte / im letzten Zügen liegen / wie nicht weniger auch gleich hinder diesem eine Saw sitzen / deren ich ererst mit meiner Plauten einen Fang geben muste; ey sagte einer von den zuhörenden / daß ist schier unglaublich; Ach antworttet Simplicissimus hettet jhr mich doch nicht jrr gemacht / biß ich etwann auch einen Wolff und ein Paar Füchß darzu gebracht hette: So / so / sagte jener / so hören wir wohl daß der Herr selbst gestehet / daß dieses ein Schnit sey / freylich gestehe ichs / antworttet Simpl. es hat mich aber die Anhörung ewerer Erzehlungen verwehnet / daß ich glaubte es müste jedwederer so etwas daher schneyden.

Dieses nun günstiger leser habe ich von Simplicissimo erfahren: die Philipsburger Stücklein hat ein Freyherr so hiebevor auch die Saurbrunnen-Cur gebraucht / ehrlichen Leuthen erzehlt / in dem er sich eben damahl zu Philipsburg befunden und Rittmeister gewesen / als sich Simplicius dorten uffgehalten; die übrige haben mir andere gute Leuth ererzehlet / die umb jhn gewesen / vornemblich aber ein kurtzweiliger braters Geiger / den Simpliciss. seiner artliche schwäncke halber gern gelitten.

Jch hatte nicht im Sinn diesen Calender unter die Leuth kommen zulassen / sondern ihre als eine raritet so von den Abenteurlichen Simpliciss. selbst geschrieben worden / allein vor mich zu behalten / dem nach jhn aber etliche gute Freund bey mir gesehen / habe ich mich uff deren anhalten überreden lassen / solchen im Truck zugeben / vornemblich weil ich vernommen / daß Simpl. Lebens-Beschreibung wider von newen getruckt werden solle; und damit ich den Curiosen Leser umb so viel desto mehr contentierte / habe ich das Obgedachte Conterfey Simplicissimi abcopiren und zugleich seinen Knan / Meuder natürlichen Sohn dem er diesen Calender zugefallen geschrieben / Knans frommes Ursule / abmahlen lassen; umb solches in vorhergehenden Kupffer Titul vorher beyzufügen. Dieweil aber gleichwol noch ein zimlichs Spacium übrig / in welches ich etliche Sachen / wann ich diesen Kalender allein vor mich behalten / notirt hätte / welches aber uff diese Weiß nicht geschiehet / sintemahl nicht jeder seine Künste gern gemein macht: als habe etliche wahrhaffte lächerliche Stück die obengemelter Spielmann angestellt und begangen / hergeschriebe. Nun dieser Spielmann vermag etwas wenigs mehr als seine Geige / und gleichwol pflegt er jederman zurühmen / daß er und sein Weib 1100. Reichsthaler zum Anfang ihrer Ehe zusammen gebracht / von welcher Summa sie noch keinen Heller verthan hätten: dann sagt er / als mich meine Hochzeiterin das erste mahl in Armb kriebte / sprach sie / ach Schatz / du bist hundert Thaler werth / da antwortet ich / und du bist hingegen taused werth / auß welcher Summa sie jedoch nach der Hochzeit den Wirth nicht umb 6. Batzen bezahlen könten.

Umbs Jahr Christi 1636. da disseith Rheins alles durch den leidigen Krieg dergestalt verdörrt und erödet war / daß auff dem Land bey nahe das gantze Prißgaw hinauff weder Menschen noch Viehe / es wären dann Soldaten gewesen / geschweige etwas anders / dardurch sich die grosse Stätte hätte speysen könten / anzutreffen gewesen / wurden beydes Harffen und Geigen bey Kleinen und Grossen uffgehencket; wessentwegen dann unser Geiger sein Seitenspiel so wol als andere ungestimmt lassen muste; da waren alle Victualia; und worvon der Mensch leben solte / unglaublich theur / und so schwerlich zu bekommen / daß viel Menschen so wohl hinter den Hägen / als in den Stätten Hungers sterben; welches nicht nur allein das verhörgte Land verursachte / sondern die annoch wehrende grosse Unsicherheit täglich vermehrte; damit nun mein guter Spielmann sich mit Weib und Kind durch diese Jammer-Zeit bringen möchte / fieng er an zu schachern / und über den Schwartzwald hinauß zu handlen / allwo er Butter und Käß wollfeyl einkieffe / solches mit Leib und Lebens-Gefahr nach S. trug / und daselbst wider theur verhandelte / welches ihm so wohl zuschlug / daß er bald reich worden wäre / wann ihn die gottschändige Krieger nit bißweilen erdapt und beraubet hätten; Einsmahls stund ihr ein Henne an / die ihm zu Schiltach / allwo er übernachtet / ein Ey legte / deren eins damahl gern ein Batzen galte / die ander Nacht bekam er wider eins von jhr zu Offenburg und befande sie zu S. allwo er sie feil hatte / wider befruchtet: er hatte sie in ein Korb gesetzt und ein Ey zu jhr gelegt / damit die Leuth auch sehen solten daß sie legte: die erste Käufferin so jhm anstunde / war ein vornehme Fraw / deren er die Henn sambt dem Korb umb 3. Reichsthaler botte / und als diese sagte / daß sie wohl eine umb 1. Reichsthaler oder 2. Gulden bekommen köndte / antworttet er / ich glaubs wohl / aber drumb keine wie diese / die fast alle Tag zwey Eyer legt: die Fraw greiff nur / wie schwer sie ist / ich weiß daß sie ein Eyerstock hat wie ein Faust / und legt so grosse Eyer / wie die Fraw vor Augen sihet / als Enteneyer: daß Weib befiehlte die Henn und sagte / ich muß bekennen daß die Henn nicht schlim ist / aber 3. Thaler ist gleichwohl zuviel Geld darvor / und damit gieng sie ihres Weegs: unser Spielmann aber verschlieff die Gelegenheit nicht / sonder legte auch das ander Ey daß er noch hatte zu der Hennen in den Korb / und konte zu der Burgerin Widerkunfft hoch und thewr schweren / daß sie das Ey gelegt hätte / verschwieg aber daß es zu Schiltach geschehen war / die Fraw liesse sich desto leichter überreden / weil daß Ey noch warm war / als welches der Spielmann den gantzen Morgen im Busen getragen: und ererst herauß gezogen hatte: nun Mann GOttes / sagte sie / wie wolt ihr mir sie dann uff das negste lassen; warlich kein Heller anders / als drey Reichsthaler / antwortet der Geiger: Nahm damit die Henn / und gab sie der Burgerin in die Hand / die Frau fühle nur! sie ist ja allerdings so schwer / als eine Ganß / die Fraw denck selber / wann ich die Henn vor den diebischen Soldaten erhalten könte / daß ich solches Geld in 4. Wochen schier auß Eyern löste / und die Henn noch zum besten hätte: sie hat mir schon diese beyde Eyer gelegt / welches gleichwohl auch 2. Batzen seynd; als nun die Burgerin befandt / daß die Henn noch ein Ey in sich hätte / bildet sie ihr den künfftigen Nutzen ein / und gab dem Geiger vor Henn / Korb und Eyern die 3. Reichsthaler / mit denen er sich auß dem Staub machte / der Burgerin Einfalt genug lachte / und noch bißhero mit Erzehlung dieser History viel andere zu lachen gemacht hat.

Da er nun sahe / daß ihm der Viehehandel so wohl zuschlug / erkauffte er auch etliche Stück Zügen mit sambt einen jährigen Böcklein / und bracht solche glücklich nach *** / allwo er der Geissen bald wieder sehr wol bezahlt / loß wurde / aber das Böcklein wollte ihm so viel nit gelten / weil es jeder Käuffer nur seinem Fleisch nach bezahlen wolte / wessentwegen er dasselbe biß uff den Abend feyl muste haben; vor der Düsterung kam ein alte Schneiderin / die fragte ihn / ob das Hetel feil wäre / Jtem / ob es viel Milch gebe / etc. freylich antwortet er / wann es nur recht gemolcken wird / so wird es schwerlich ein anders übertreffen / und da ers ihr umb sieben Gülden botte / fieng sein Weib an / die mit zu Marck war / so jämmerlich an zuweynen / als ob sie ihren liebsten Schatz verlohren hätte / in dessen hatte die Schneiderin dem Bock sein Geschirr begriffen / und sagt / sie könte wohl glauben / daß diß Hetel viel Milch gebe / dann sie habe ein schönes Faß (wie es die Schweitzer nennen) aber 7. Gülden wäre zuviel / fragte damit die Spielmännin / warumb sie sich so übel gehübe / ach antwortet ihr die Spielmännin / mein Mann will mir diß Hetel verkauffen / da ich doch bißhero meine Kinder darvon ernehret hab; schweig Närrin / sagte der Spielmann / ich will dir schon wieder eine andere Geiß bekommen / ja / antwortet ihm sein Weib / drum unter tausenden keine wie diese / und damit weynet sie immer fort dahin / wie er ihr dann zuthun befohlen hatte; interim tetschelet die Schneiderin dem Bock das Euter noch ein paar mahl / und wurde mit dem Spielmann umb 6. Gülden eins / ob er zwar den gantzen Tag nur drey gelten wollen; nach solcher Darzahlung brangte sie mit ihren Hetel heim / wie sie aber bestanden / als sie an dem Häßlin keine Steich gefunden / mag jeder selbst gedencken / dann der Spielmann hat mirs auch nit sagen können.

Die Soldaten kriegten ihm einsmals sein Weib / und machtens ihr vermuthlich / wie sie zu thun pflegen / wann sie Huren-Volck in ihrer Gewalt bekommen / wann man ihn nun dessentwegen mit den Hörnern vexierte / gab er zur Antwort / ob ihn die Krieger gleich zum Hanrey gemacht hätten / so wäre es doch nit lang blieben / dann so bald ihm sein Weib wieder zukommen wäre / hätte ers bey der Soldaten Arbeit nit bleiben lassen / sondern die Sach gleich wieder anders gemacht.

Als er einsmahls einen Last Besen durch die Statt trug / solche an ihrem bestimbten Ort feyl zuhaben / fragte ihn ein ansehnlicher Mann / wie er einen Besen gebe; er gedachte / dieser hat im Sinn dich zu foppen / und einen Spaß zu haben / antwortet derwegen / einen umb ein Thaler; Jener gab ihm ohne ferner Wortwexeln einen Thaler in specie, empfieng einen Besen (den er untern Mantel nahm) und gieng damit fort / so bald hatte aber unser Geiger seinen Kram nit außgelegt / da kam ein Rathsbott / der ihn uff die Pfaltz holete. Nun war der Käuffer ein Phantast / der sich vorlängst eingebildet hatte / er meritire, daß er vor allen andern seinen Mitbürgern in Statt-Rath genommen würde / demnach sich aber solches so lang verzoge / daß er daran desperirte, fieng er an seiner Herren Regierung zutadlen / wo er nur ein wenig zukommen möchte / also auch hier fieng er an zuklagen / obs nicht ein Elend sey / welches nie erhört worden / daß in ihrer Statt ein Besen umb ein Reichsthaler verkaufft werden solte; ein Obrigkeit solte den Besenbindern ein ander Gebiß einlegen / und ihre Waar taxiren / etc. unser Geiger wurde zur Verantwortung gelassen / der sagte / ihr Herren / ich bin meiner Brodfression kein Besenbinder / sondern ein Spielmann / und dannenhero mich vexiren zu lassen / und wieder vexirisch drauff zuantworten so gewohnt / daß ich mir einbildete / ein solcher ansehnlicher Mann würde wol keine Besen (als welches ein Weiber-Geschäfft ist) zukauffen: sondern mich zu foppen / und mit meiner Last uffzuhalten im Sinn haben / damit sie mich ein weil trucken solte / welches uns armen Leuthen von etlichen müssigen Gassentrettern offt wiederfährt / dannenhero antwortet ich ihm / wie er mich fragt / wie ich einen Besen gebe / einen Thaler / und bildete mir nichts weniger ein / als daß ich einen empfangen werde; da er mir aber einen gabe / so müste ich ja wol ein schertzlicher Narr gewest seyn / wann ich ihn nit angenommen / hätte er nur ein wenig mit mir gemarckt / so hätte ich ihm / wann ihm ja ernst gewest Besen zukauffen / gern 22. Batzen daran nachgelassen / man lasse nur auff dem Marck bey meinem Weib nachfragen / so wird man vernehmen / daß sie einen jeden Besen gar gern umb einen halben Batzen hingibt / zwar sind Kauff und Streich ungleich / doch hätte ich biß uff diese Stund noch nit gewust / ob dieser Herr mir den Thaler verehrt / oder umb den besten gegeben haben wolte / biß er jetzt kombt / und klagt / er habe mir zu viel bezahlt / warumb thät ers? er thäts ja mit gutem bedacht? Es hat mir mancher wackerer Mann uff meine Schwänck etwas verehrt / mich aber darumb noch niemahlen keiner deßwegen verklagt / geschweige / daß ichs wieder zurück hätte geben müssen; lebe also der Hoffnung / die Herren werden mich vor entschuldigt halten.

 

Bescheid.

Kläger und Beklagten werden bey ihrem Kauff und Verkauff gelassen / und mag ein ander mal Kläger / wann er wider Besen kauffen: und solche nit selbst muthwillig so theur bezahlen will / uff offenem Marck sich erkundigen / was die Besen gemeiniglich gelten.

 

Dieser Spielmann hat dergleichen Stücklein noch etliche angestellet / weil aber diß Spacium allerdings erfüllt / will ich mir noch dieses melden / daß er einsmahls einen gantzen Wagen voll Besen in die Statt brachte / weil deren nun noch mehr folgen solten / deßwegen er besorgte / er möchte alsdann die seinige so theur: oder auch wohl gar nicht verkauffen können / überredet er die Statt-Weiber (welche wenig wissen / ob die Heydelbeern uff den Dannen- oder Buxbäumen wachsen) daß Bürckenreiß wäre miteinander erfrohren / also daß künfftig wol ein Besen uff 1. Gülden kommen dörffte / damit machte er sich seiner Besen vor Ankunfft der andern loß / und hat dieser Stücke halber noch heutige Tages genug zulachen; vornemblich wann er sich einbildet / wie sich die Weiber umb seine Besen gerissen / als sie den Birckenfrost vernommen; Dat: Grießbach den 29. Jul. 1669.

Christian Brandsteller
Stattschreiber zu
Schnackenhausen.


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