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ALs jhn einer fragte warumb er diesen Bildstock an die Straß setzen lassen? da antwortet er / darumb dieweil ich zu arm bin eine Kirch oder Spittal zu stifften.
WAnn er jemand hörete grosse Promesse thun und demselben zugetrawte daß er solches nicht halten könte oder wolte / so pflegt er zusagen / dieser redet uff Borgs / und keiner bezahlt gern sein eigne Wort.
ER begehrte einsmahls im Winter-Quartier an seine Wirthin / sie solte ihm ein gut essen Fisch kochen / dieweil sie aber keine hatte noch zubekommen wust / sagte sie ja wohl wo soll ich sie nehmen? deren antwortet er / es gilt mir gleich / jhr möcht sie bey den Köpffen oder Schwäntzen nehmen.
BEy einer lustigen Gesellschafft wurde gefragt / was die beste Ding uff Erden wären / und als die Reye an Simplicissimum kam / seine Meynung auch zu öffnen / sagte er / essen trincken und schlaffen / dann wann uns deren eins entzogen würde / so wärs umb uns geschehen; Jhm hielte ein so genandter geistlicher Widerpart / und wolte behaupten daß liebe Gebett seye besser und nöthiger als wardurch sich die Seel zu GOtt erhebe / und jhren Ursprung nähere: Dem antworttet Simplicissimus jhr widersprecht mir zwar mit Worten / aber mit den Wercken bezeuget jhr / daß ich recht habe: Sintemahl jhr mehr und lieber meine drey Stück übet / als Betten / Fasten und Wachen
EJn zimblich gereyster Schweitzer sagte bey einer Gesellschafft (vielleicht damit man auch wissen solte / daß er weiter als ein Mühlkarrich kommen sey) er hätte nirgends mehr Stockfisch gesehen als in etlichen Seestätten: dem antwortet Simplicissimus so bistu in deinem eignen Haimet blind gesin.
DJe Strahlbecken / sagten einsmahls sein Cammerrath backen das Brodt ja gar zu klein: erzörne dich nicht Bruder / antworttet Simplicissimus, es ist wenig Geträid im Land / damit nun jeden sein Theil darvon zukomme / müssen sie wohl kleine Portiones machen.
EJner wolte Simplicismi Rauff-Degen entlehnen / sich mit einen zuschlagen der jhme eine Saw gescholten: zu dem sagte er / Bruder er hat dich nicht geschmähet / sonder gelobt / weil eine Saw besser ist als du: seintemahl wann ich ein Haar von dir in der Speyse finde / ich tausendmal ehe kotzen müste / als wann hundert Säwhaar uff einen guten Schuncken stehen / den ich vor mir zu essen habe.
SImplicissimo wurde von einem groben Bawrn in einem halben Gezänck vorgehalten / wann er so lang im Krieg gewest wäre als Simplicissimus so wolte er ein Oberster oder wohl gar ein Enneral worden seyn: dem antwortet er / ja es hätt sein können / wann man gleich ein Regiment Knollfincken: oder eine Armee Plochhöltzen bey einander gehabt hätte.
VOn der Hoffnung pflegte er zusagen / sie seye zwar ein feine heilige Christliche Tugend / hingegen aber auch sehr betrogen.
DJe embsige Feder-Zeidery hat in der Collectanea verwunderlicher Sachen 1658. bey Andreæ Erffurt getruckt pag. 106. im andern Gebott von einem Chur-Bäyerischen Corporal uffgezeichnet / daß er in ein Esel verwandelt worden / und durch Herabreissung eines Rosenkrantzes den er einer Bawren Magd im Feld vom Kopff genommen / wider zu recht kommen sey: von diesem Corporal weiß ich diß / daß er deß Apulei güldenen Esel gelesen / und solche History anfangs etlichen unverstädigen Soldaten von seiner Corporalschafft vor die lange weil uff der Wacht erzehlet / die solches verstanden als von jhme Corpral solcher poß selbst widerfahren wehre / vff welcher Meinung er sie auch gelassen: Solches wurde bald ausgebreitet / und kam auch vor hohe Officier / die jhn bald da: bald dorthin zu Mahlzeiten beschickten / und in solche seltzame History vielmehr erzehlen liessen: Weil er nun sahe / daß er manchen Schlamp dardurch bekam / zumahlen niemand wider ihn disputirte, beschweret er drauff und gab beständig auß / daß er würcklich ein Esel gewesen sey: Er / als ein Soldat / wurde etlichmal von einem Kriegenden Theil zum andern gefangen / und dannenhero bey beeden Armeen entweder Persöhnlich oder durch hörsagen bekandt / da dann obiges sein vorgeben geglaubt worden: dieses Notire ich hieher / damit man sehe wie leichtlich ein gelehrter Mann / und mit jhm noch viel die seine Schrifften lesen / von einem der sich selbst vor einen Esel außgeben / auch nicht viel besser gewest / betrogen werden kan.
Dieses obige ist auch auß einem Butter-Brieff / den Simplicissimi Meuder zu Marck gebracht / und Simpl. hiebevor eigenhändig überschrieben / extrahirt worden / wie auch das negstfolgende.
NAch Eroberung Preysach rüstet sich Hertzog Bernhart von Weymar / auch Ofenburg Zubelägern / warinn der Käys. Obriste von Schawenberg commantirte, daselbst wurde damalen im Mühlbach ein Plateyßlein gefangen / welches der Orthen vor ein ohngewöhnliches Wunderwerck gehalten: Und dannenhero besagtem Obristen von den Fischern verehrt worden / der er auch verspeyset: aber ein noch sehr junger Mußquedirer von Geburt ein Gelnhäuser macht diese Außlegung drüber: Es würde / sagte er / die Statt Ofenburg so lang der Obriste lebt und darinn commandirte nicht eingenommen werden: weswegen der Jüngling zwar verlacht wurde: Es hatte sich im Werck befunden / daß er wargesagt / in dem der Obrist die Statt biß in den Fridenschluß erhalten: seynd demnach dergleichen Sachen nicht allemahl zuverachten.
SImpl. muste / wie in seiner Lebensbeschreibung befindlich / zu Philippsburg den Schmalhansen Hörbergen: Sein Oberster fragte jhn auff der Schiltwacht wie es stünde? Er antwortet mit mir stehet es allerdings wie mit den Verdampten in der Höll / jene haben ein immerwehrenden nagenden Wurm im Hertzen / ich aber empfinde dergleichen im Magen! Was hast du dann darinn stecken? fragte der Obriste / er antwortet nichts / dann wann ich etwas hinein zustecken hätte so würde mein Qual bald auffhören.
ES wurde discurirt warzu die Edelgestein gut wehren / da nun einer diese der ander jene Krafft und Tugendt auß underschiedlichen Authoribus hervor brachte: sagt Simplicissimus sie wehren vor allerhand Mängel und Gebrächen gut / wann einer deren nur ein par Hüte voll zuverkauffen hätte.
ER hatte einen Cerl under seiner Compagniæ der sehr Melancholisch und zu Zeiten mit dem Miltzwehe behafft war / derselbe erzeigte nie kein grössere Andacht / als wann er einen Rausch hatte / von diesem sagte Simplicissimus er hätte grosse Ursach GOtt zubitten / daß Er jhn nach dem Trunck abforderte: vnd wann S. Paulus selbst noch lebte / vnd sein Pfarrer wehre / so könte er jhn mit guten Gewissen zur Nüchterzeit nit vermahnen.
DJe Frag gieng bey einer Gesellschafft / welches das liederlichste Handwerck wehre: als die Reye an Simpl. kahm / sagt er man müste die liederlichste Handierung nicht bey den Handwerckern / sondern bey den Künstlern suchen / darunder würde man die Musicanten am allerliederlichsten befinden / sie seyen gleich Vocal oder Instrumental; dann wann sie gleich eine Arbeit beym allerbesten außgemacht hätten / so seye sie doch so schlecht und liederlich / daß man nichts mehr davon sehe oder höre.
EJn schlechter Mußquedierer zu Philippsburg klagte Simplicissimo, sein Weib were ihm an der Lungensucht gestorben / massen jhr das Gehenck entfallen / welchen schnellen Abscheyd er schier nicht erdulten könte: mein Freund antwortet er / du must gedencken wann sie etwas nutz gewest wäre / daß du sie nit bekommen hättest.
ALs er einem verstorbenen Mußquedirer mit Gebung einer Salve die letzte Ehr muste thun helffen / welcher in Lebzeiten ein schlechter Soldat gewesen / sagte er / wann er diesem seinem Bruder die Leich-Predig thun sollte / so wolte er jhn dem Alexandro Magno vergleichen: dann gleich wie nach dessen Tode durch seine Fürsten / biß sie die eroberte Länder undersich getheilet / mehr Blut vergossen worden als bey Alexandri Lebzeiten geschehen / also hätten sie bey dieser Leich mehr Pulver verschossen / als der Verstorbene sein Lebtag verschiessen dörffen.
EJn alter Greiß / und junge Dirn giengen miteinander zu Kirchen sich Copulirn zulassen; da sagte einer Simpl. mein was gedencket diß junge Blut? Er antwortet / sie gedenckt jhr bey bösen Nächten gute Täg zuschaffen / und endlich umb ein alten Keßler ein newen zukauffen / darauff sagte jener der Hochzeiter ist aber so reich nicht; so gedenckt sie / sagt Simpl. jhn mit Hörnern zuziern; was gedacht aber der Alt / fragte jener wider; Simpl. antwordet / an nichts wenigers als an solche Crönung.
EJn alter Schuelfuchs hatte neben seinem jungen Weib auch einen schönen breiten Bart mit welchen er wie ein Pfaw mit seinem Schwantz prangte; Einer vergliche jhn deßwegen den alten Patriarchen; Ja sagte Simplicissimus wann jhr ererst auch seine Hauptziert sehen köntet / so würdet jhr jhn gar dem Moyse vergleichen.
ZU Philippsburg hatte Simplicissimus einsmahls gern zu Nacht gessen / weil er aber weder zubeissen noch zubrechen hatte / verfügte er sich zu einem Burger vnd warnete jhn trewlich / das etliche vorhabens wehren jhm selbige Nacht einzubrechen und jhn zubestehlen / wardurch er einen Schmauß bekam und sich fütterte / der Burger aber mit seinem Gesind die gantze Nacht wachend zugebracht; Deß morgends erzehlte er Simplicissimo, daß er vergeblich gewacht hätte; O das ist nichts / ich habe schon manche Nacht wachen müssen in deren gleichwohl kein Feind kommen.
SEine Matresse die er im Sawrbrunnen carresirt, deß jungen Simplici Meuter / bettelte bey ihm umb einen Beltz den er jhr kauffen solte / weil er aber jhrer müth war und nichts mehr zu spendirn gedachte / sagt er / ach Schatz was wird er mir vor ein Frewd geben / jhr werd jhn ja allzeit ausziehen / wann ihr euch bey mir befindet / ey / sagte sie / ich kan jhn ja wohl anbehalten / nein antwortet Simpl. jhr wist daß ich euch allzeit am allerliebsten nackend gehabt habe.
ALs jhm gesagt wurde es hätte sich einer an ein zehenfüderichs Faß voll Wein erhängt; sagte er das ist wohl ein Narr gewest / wann er ja sterben wollen / daß er sich in den Wein nicht ertränckt hat.
EJn geitziger Officier blieb bey Wittenweyr an einem Musquetenschuß todt / da sagte Simplicissimus dieser war niemahlen mit vielen Geld zubefridigen / nunmehr aber hat er sich nun mit zwey Loth Bley vergnügen lassen.
SImpl. pflegte zusagen / alle Tugendten hätten einen löblichen Ursprung / allein die Vorsichtigkeit wurde von einem schändlichen Vatter / nemblich dem Mißtrawen / und von einer abschewlichen Mutter / nemblich der Widerwertigkeit geboren.
WAnn er jemand hörete eine Speiß verachten oder sagen / daß solche nicht gar gekocht oder sonst nit gut sey / so sagte er friß nur dapffer zu / du machst doch nur S. V. Dreck drauß / wann es gleich Feldhüner weren.
EJn geborner Baron so ein Hauptman war / wurde von Simpl. Jhr Gestrengigkeit Titulirt / weil er jhn nit kandt: der Hauptman so lieber jhr Gnaden genandt war / antwortet jhm der Hencker sey streng / weil er jhn aber nichts zu commendirn hatte / sagte er; Ey gnädiger Herr das wehre jmmer schad / wann sonst niemand als der Hencker der alten edlen teutschen Helden ritterliche Schwerter und Ehrentitul Ererbt haben solten.
SImplicissimus hatte zu Philippsburg mit Artzneyen ein solchen Nahmen bekommen / weil er den Kindern die Würm / und den alten Weibern das Zahnwehe vertreiben könten / daß jhn auch einsmahls ein Cyprianer umb Hilff und Mittel ansprach / dem antwortet er / Christus selbst hat zwar allerley Kranckheiten geheilet / aber man findet nicht daß Er jemahlen einen Potagramischen / oder einen Narren gesund gemacht hab / was wolt jhr mir dann zumuthen?
EJn künstliche Tafel darauff auch under andern Persohnen ein Narr gemahlet war / wurde von jedermann gelobt: Ein Spehvogel ruffte Simpl. auch herzu / und sagte weil er auch in einem Ey ein Haar finden könte / so er solte sagen was dieser Tafel mangle / oder worinn der Mahler gefehlet hätte / da wise Simplicissimus vff den Narren und sagte sihe da / er hat dich in deinem Conterfaith nicht recht troffen / und dir die Schellen an die Ohren gemahlt welche billiger an der Zung stehen solten / weil man dich mehr an der Redt: als am Gehör erkennet.
EJner fragte jhn / was er vom Tabacktrincken hielte / der Meinung zuvernehmen / warvor ihm Simplicissimus gut zuseyn hielte; Er aber antwortet / man lehrnets auß fürwitz / treibts auß gewonheit und lästs bleiben worinn man gefährlich Kranck und gar Todt ist.