Jacob und Wilhelm Grimm
Irische Elfenmärchen
Jacob und Wilhelm Grimm

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VIII. Nahrung

Die Elfen bedürfen einiger zarter Nahrung; erst wenn sie in nähere Verbindung mit den Menschen treten, scheint Verlangen nach gröberer Speise zu entstehen. In Irland schlürfen sie Tautropfen ein; sonst scheint süße Milch ihre eigentümliche Nahrung zu sein. Nicht selten wird ihnen nach den deutschen Sagen (Nr. 38. 45. 75. 273. 298.) eine Schüssel voll hingesetzt; und in Wales herrscht gleiche Sitte. Einem Berggeist in der französischen Schweiz ward jeden Abend ein Napf voll süßer, frischer Nidle (Rahm) auf das Dach des Viehschoppens gestellt und allzeit von ihm geleert (Alpenrosen für 1824. S. 74.). Sie genießen auch wohl Krumen von Käse oder Weißbrot. In Preußen wurde ihnen sonst Brot und Bier Nachts hingesetzt und dann die Türe verschlossen; man war erfreut, wenn man am andern Morgen fand, daß sie davon gegessen hatten. Ausdrücklich wird gesagt (Deutsche S. Nr. 67.), daß bei den Nixen die Speise ungesalzen sei. –

Walter Scott (Minstrelsy II. 163.) bemerkt, daß auf der Spitze des Minchmuir, eines Berges in Peeblesshire, eine Quelle sei, welche die Käsequelle genannt werde, weil vordem jeder Vorübergehende ein Stückchen Käse hineingeworfen habe, als Opfer für die Elfen, denen sie geweiht gewesen. –

Seltsam ist, daß nach Grant Stewart (S. 136.) in den schottischen Hochländern der Genuß des Käses als ein Mittel betrachtet wird, sich vor dem Einfluß der Elfen zu sichern. Er muß nämlich aus der Milch einer Kuh gemacht sein, welche ein gewisses Kraut gefressen hat, das gälisch Mohan heißt und auf Gipfeln oder Abhängen hoher Berge gesammelt wird, wo noch kein vierfüßiges Tier Nahrung gesucht oder hingetreten hat.


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