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1. Der Verschiedenheit in der Kleidung der Elfen nach der Verschiedenheit ihres Ursprungs ist schon vorhin gedacht und nur noch anzumerken, daß auch die serbischen, den nordischen Elfinnen entsprechenden Vilen weiß gekleidet sind. Elberich hat glänzende mit Gold und Edelsteinen gezierte Kleider an (Str. 104.); die Tracht der Unterirdischen ist dunkelfarbig, meist grün oder moosfarbig, in deutschen (Nr. 48. 270.) wie in schottischen, walisischen und shetländischen Sagen. Auf den Färöer und in Dänemark grau (Thiele I. 122. 125.), doch zeigen sich auch hier grüngekleidete Elfinnen (Thiele I. 109.). Geister, die mit den Menschen im Verkehr stehen, tragen buntfarbige und rote Röckchen (Deutsche S. Nr. 71. 75.) oder erhalten sie von jenen geschenkt (Nr. 37.). Merkenswert ist eine Übereinstimmung. In dem irischen Märchen von der Flasche ("Die Flasche") erscheint der Elfe ganz in sein Kleid eingewickelt, damit man seine Füße nicht sehen kann; eine Schweizersage (Nr. 149.) erzählt, daß die Zwerge in langen Mänteln dahergetrippelt wären, die ihre Füße ganz bedeckt hätten. Neugierig streut einer Asche und findet, daß ihre Füße platt sind wie Gänsefüße, wiewohl diese eigentlich nur Wasserelfen zuzugehören scheinen; man erinnert sich an die weiße Bertha mit dem großen Fuß (Vergl. Altd. Wälder III. 47, 48.).
2. Von besonderer Wichtigkeit ist die Kappe oder Mütze, so sehr, daß die norwegischen Elfen, obgleich sonst ganz nackt, doch einen heruntergeschlagenen Hut auf dem Kopf haben. Die irischen bedienen sich dazu der roten Blüten des zauberkräftigen Fingerhuts oder sie haben weiße, breite Hüte, gleich Pilzendeckeln. Auch in Dänemark und Schweden sind ihre Mützen rot (Thiele I. 122. II. 3. Schwed. Volksl. III. 127.) sowie bei den Nisser der Färöer, sonst aber auf diesen Inseln schwarz. In Preußen tragen sie spitze Hüte, die wie jene der Cluricaunen aufgekrämpt sind; ebenso sind die Mützen der Hausgeister in Dänemark spitz, während die Hüte, die sie im Sommer tragen, rund sind (Thiele I. 135.). In den deutschen Sagen ist der Hut nicht vergessen. Die Bergmännlein haben weiße Hauptkappen an dem Hemd (Nr. 37.); der Nix trägt einen grünen Hut (Nr. 52.), ein anderer grauer Geist einen großen Schlackhut (Nr. 271.). Hodeken hat den Namen von einem großen Hut, den er so tief in den Kopf drückte, daß man sein Gesicht niemals sehen konnte und dieser Hut bringt dadurch einigermaßen die Wirkung der Nebelkappe hervor, welche völlig unsichtbar macht, deren schon der junge Misener (Man. S. II. 156.) gedenkt und welche den Zwergen am Harz (Deutsche S. Nr. 152. 153. 155.) zugeteilt wird. Mit dieser hat Elberichs Tarnkappe, wenn sie auch zugleich den Mantel enthält und der tamhût entspricht, doch offenbar Zusammenhang. Dienstbar wurde er und sein Reich dem Siegfried, weil der Held die Tarnkappe genommen hatte und das machen deutsche Sagen (Nr. 152. 153. 255.) noch deutlicher, wenn sie erzählen, daß man nach den unsichtbaren Zwergen mit Ruten geschlagen, bis man ihre Mützen getroffen und abgeschlagen habe, worauf sie sichtbar geworden und in die Macht der Menschen geraten seien. Eske Brok schlug zufällig einem Zwerg im Felde den Hut ab und um ihn wieder zu erhalten, bewilligte dieser alle Forderungen (Thiele III. 49.). Nun erklärt sich die Wichtigkeit der Kopfbedeckung bei den Elfen, sie halten sich dadurch vor den Blicken der Menschen verborgen. Laurin hat eine Nebelkappe, so wie Euglin, welcher sie über Siegfried wirft und ihn dadurch den Augen des Riesen entzieht; dem Kopfschleier der Kriemhild legt der Rosengarten gleiche Kraft bei. Der Kobold Zephyr (in dem altfranzös. Roman Perceforest, Mélanges T. XII.), der wie eddische Zwerge nach einem Wind benannt ist, trägt eine schwarze Kappe, durch welche er sich unsichtbar machen, oder eine andere Gestalt annehmen kann.
Unbeständigen, schalkhaften Leuten (von Zwergsnatur) werden auch sonst Nebelkappen beigelegt (Man. Samml. II. 258b) und der römische Volksglaube dachte sich zu seinem incubo, welcher völlig dem deutschen Alp verglichen werden darf, gerade so den Hut und knüpfte an ihn die Unsichtbarkeit des Geistes. Die Stelle findet sich in Petronii satyric. c. 38. (Burm. p. 164): »sed quomodo dicunt, ego nihil scio, sed audivi, quomodo incuboni pileum rapuisset et thesaurum invenit.« – Incubones qui thesauris invigilant. (Sabinus ad II. Georg. v. 507.) und ein neuerer Erklärer Petrons fügt aus dem Volksglauben seiner Zeit hinzu: ex superstitione veteri, cujus hodieque passim exstant reliquiae, velut incubones sint ornati pileis, quibus surreptis compellantur ad obsequium in indicandis pecuniis absconditis. Hieran schließen sich vollkommen die Worte des Nibelungenlieds:
399.
dô er die tarnkappen sit Alberîch angewan,
dô was des hordes herre Sîvrit der vreislîche man.