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Adoption des Antoninus. Ende des Kaisers Hadrian.
Hadrian lag krank darnieder. Er rief die vornehmsten Senatoren zu sich und sprach sich in einer melancholischen Rede über beide Arten der Nachfolge aus, die durch Natur erbliche und die durch Wahl gemachte. Der letzten gab er den Vorzug, denn die Eigenschaften eines Sohnes seien durch die Natur bestimmt, welche auch gebrechliche und vernunftlose Wesen erschaffe, während es den Einsichtigen freistehe, die beste Wahl zu treffen. So sei die seinige erst auf Verus gefallen und jetzt, da ihn das Geschick hinweggerafft, habe er einen Herrscher ausgesucht, welcher alles Wünschenswerte in sich vereinige. Dieser sei Aurelius Antoninus, ein Mann, der niemals an die Nachfolge gedacht habe, von dem er aber überzeugt sei, daß er aus Liebe zu ihm und dem Senat auch widerwillig die ihm angebotene Würde annehmen werde.Dio 69, 20.
In der That war der Auserwählte, ein sehr edler Senator von philosophischen Grundsätzen, nicht nach dem Purpur begierig. Hadrian ließ ihm Zeit, zu erwägen, ob er die Adoption und eine daran zu knüpfende Bedingung annehmen wolle, nämlich selbst zwei junge Männer zu adoptiren, den Marcus Annius Verus (später Antoninus genannt), den Sohn des Bruders seiner Gemalin, und den Lucius Verus, den Sohn des verstorbenen Aelius Verus Cäsar. Dies geschah, und es war ein doppeltes Glück für die Welt, denn sie verdankte dem weisen Entschlusse Hadrians zwei Kaiser, die Zierden des römischen Reichs Antoninus Pius und Marc Aurel. Sterbend hat er sie der Menschheit geschenkt, von seinen zahllosen Wolthaten war diese die größeste.
Uebrigens fand auch die neue Wahl Widerspruch unter solchen, die sich um ihre eigenen Hoffnungen betrogen sahen, wie L. Catilius Severus. Er war der Freund Hadrians gewesen, erst sein Nachfolger im Oberbefehl Syriens (117 bis 119), dann Proconsul Asiens, zuletzt, wie es scheint, als Nachfolger des Valerius Asiaticus römischer Stadtpräfect.Waddingten, Fast, des Prov. Asiat., S. 134. 205. Hadrian begnügte sich, ihm das Amt zu nehmen.
Der neue Cäsar Antoninus gehörte zur aurelischen Familie und stammte aus Nimes in Gallien. Sein Haus war reich an ernsten und ausgezeichneten Männern. Die altrömische Tugend konnte durch die Cäsarenherrschaft doch nicht in allen Familien erstickt werden. In dem Geschlecht der Antonine lebte etwas von der Art des Cato, des Thrasea und Helvidius, eine philosophische Weltansicht, die sich bis zur Schwermut steigerte. Der mütterliche Oheim des erwählten Arrius Antoninus, zweimaliger Consul, war durch seine vorzüglichen Eigenschaften berühmt, wie Capitolinus sagt, ein heiliger Mensch, welcher Nerva beklagte, als er den Tron bestieg. Die Eltern Antonius waren der Consular Aurelius Fulvus, ein melancholischer und kränklicher Mann, und Arria Fadilla, die sich nach dem Tode ihres Gemals mit Julius Lupus vermälte. Antoninus selbst wurde am 19. September 86 zu Lanuvium geboren und dann in Lorium erzogen. Er bekleidete die Quästur und Prätur mit Auszeichnung und war im Jahr 120 Consul. Hadrian nahm ihn unter die vier Consularen auf, denen er die Verwaltung Italiens anvertraute, und er übergab ihm dasjenige Gebiet, worin er die meisten Besitzungen hatte. Dann erhielt er vor dem Jahre 135 das Amt des Proconsuls in Asien, welches er so führte, daß er den Ruhm seines mütterlichen Oheims Arrius Antoninus noch übertraf; denn auch dieser war dort Proconsul gewesen. Plinius hat ihn mit besonderem Lobe ausgezeichnet.Plin. IV, 3. Ueber den Proconsulat des Antoninus in Asien Waddington, Fast, des Prov. Asiat., S. 205 f. Sein Nachfolger dort war L. Venulejus Apronianus. Nach seiner Rückkehr nahm ihn der Kaiser in den Staatsrat auf, und Capitolinus erzählt, daß er hier stets ein milderndes Urteil abgab. Es war also ein Mann von 52 Jahren mit großer Erfahrung in den Staatsgeschäften, welchem Hadrian die Nachfolge bestimmt hatte.
Antoninus war mit Annia Galeria Faustina vermält, einer Schwester des Aelius Verus. Sie hatte ihm zwei Söhne geboren; weil nun diese bereits gestorben waren, adoptirte ihn Hadrian nur unter der Bedingung, daß er den Marcus Annius Verus und jenen Lucius Verus an Kindesstatt annahm. Der erste war der Sohn des Prätor Annius Verus und der Domitia Calvilla, ein Neffe der Faustina. Hadrian, welcher den Knaben sehr gern hatte, legte ihm seiner Wahrheitsliebe wegen den Namen Verissimus bei. Er war am 26. April 121 geboren.
Der neue Tronerbe wurde also am 25. Februar 138 adoptirt und nahm die Namen T. Aelius Hadrianus Antoninus an. Nachdem er im Senat seine Dankrede gehalten hatte, erhielt er als Mitregent und Cäsar die proconsularische und tribunicische Gewalt.Dio 69, 21. Aus dem Proconsulat, welchen die Kaiser seit Augustus ihren Adoptivsöhnen verliehen, folgte nicht, wie Pagi (Crit. in Baron., S. 135) behauptet, für die Cäsaren sofort auch der Titel Imperator. Siehe Eckhel VIII, c. 2, S. 339: De proconsulib. imperatoribus.
Unterdeß war der Kaiser von den heftigsten Schmerzen gefoltert, da sich zur Bluterschöpfung die Wassersucht gesellt hatte. Das Lebensende dieses einst lebensfrohen Weltwanderers, des neuen olympischen Zeus, des Segenspenders und Heilandes der Völker, der die Erde mit Werken der Schönheit geschmückt hatte, war so schrecklich, daß der sterbende Hadrian eins der erschütterndsten Beispiele der Nichtigkeit aller irdischen Größe ist. Er starb, wie einst Tiberius, täglich ohne zu sterben. Arzenei und Magie brachten keine Hilfe. Die Aerzte erregten nur den Sarkasmus des Leidenden: er verspottete ihre Unwissenheit mit Satiren und rief das bekannte Wort aus: Viele Aerzte sind des Königs Tod.Λέγων καὶ βοω̃ν τὸ δημω̃δες, ότι πολλοὶ ιατροὶ βασιλέα απώλεσαν; Dio 69, 22. Epiphan. (De mensuris c. 14) behauptet sogar, daß Hadrian eine Schmähschrift (επιστόλην ονειδιστικήν) auf die Aerzte verfaßt habe. Dio (69, 17) weiß von einem Brief Hadrians, worin er sich darüber ausgesprochen, welch eine Pein es sei, sterben zu wollen und es nicht zu können. Es war Hamlets Klage in dem berühmten Monolog. Sich selbst zu tödten hatte er nicht Kraft genug, obwol er den Selbstmord verteidigte und einst dem Philosophen Euphrates dazu die Erlaubniß gegeben hatte. In seiner Qual verlangte er Gift oder einen Dolchstoß und bot dafür Gold und Straflosigkeit. Aber Niemand wagte es, Hand an den Kaiser zu legen, und Antoninus überwachte ihn. Einen seiner Lieblingssclaven, den Jazygier Mastor, hatte er so weit gebracht, daß er zusagte, ihn zu tödten. Er wies ihm eine Stelle unter der Brust, wo, wie sein Arzt Hermogenes ihn gelehrt, der Todesstoß unfehlbar sein müsse. Doch Mastor entfloh. Ein Arzt, der sich geweigert hatte, dem Kaiser Gift zu reichen, tödtete sich selbst. Der Aberglaube jener Zeit hat dies furchtbare Sterbelager Hadrians mit wunderhaften Legenden umgeben, denn während er selbst unheilbar war, gab er durch bloße Berührung blinden Menschen das Augenlicht wieder. Diese Heilkraft hat man keineswegs persönlichen Gaben Hadrians zugemutet, sondern sie galt dem knechtisch gewordenen Geschlecht als ein Ausfluß der dem Kaiser beigelegten Göttlichkeit, und schon zu Vespasian hatten die Alexandriner Augenkranke und Gebrechliche zur Heilung gebracht.Tac., Hist. IV, 81.
Wo der Unglückliche sich befand, ob im Cäsarenpalast oder in seiner Villa bei Tibur, ist ungewiß. Er suchte noch Linderung seiner Pein in der balsamischen Luft Bajäs, nachdem er dem Antoninus die Regierung übergeben hatte, doch bald ließ er im Vorgefühle seines nahen Todes diesen zu sich rufen. Sterbend hat er lateinische Verse gesprochen, die uns aufbewahrt sind:
Schmeichelseele, rastlos wandernd, Als du noch des Leibs Genoß warst, In welch Land wirst jetzt du reisen, Starr und nackt, voll Todesblässe? Nun hat all dein Scherz ein Ende.
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Die Verse sehen zu sehr hadrianisch aus, als daß sie es nicht sein sollten. Sie beleuchten, während den Geist schon Todesnacht umfängt, die Natur dieses rätselhaften Menschen, den auch im Tode der Sarkasmus nicht verläßt.
Am 10. Juli 138 hat Hadrian das Glück gehabt, in den Armen eines der edelsten Menschen zu sterben, welchen er selbst zu seinem Nachfolger erwählt hatte. Antoninus ließ die Leiche des Kaisers in der Villa Ciceros zu Puteoli feierlich verbrennen, und dort blieb die Asche so lange, bis der Haß des Senats gegen das Andenken des Verstorbenen sich gelegt hatte. Denn durch seine letzten Grausamkeiten – manche Verfolgte hatte Antonin gerettet – waren die Senatoren tief erbittert worden. Es regte sich wol auch die Opposition der Altrömer, in deren Augen die kosmopolitische Richtung Hadrians ein Abfall von den Traditionen des Staates sein mußte. Denn war dieser Kaiser nicht mehr Grieche als Römer gewesen? Hatte er nicht die Vorrechte Roms gemindert, indem er die Provinzialen den römischen Bürgern gleichsetzte? Der Senat nahm von seinem Rechte Besitz: er kritisirte die Handlungen des todten Princeps und fand, daß Hadrian, welchen bei seinem Leben Griechenland zum Zeus erklärt hatte, nach seinem Tode der römischen Götterehren nicht würdig sei. Er besaß den Mut, sich daran zu erinnern, daß die Apotheose des Fürsten von seinem Urteile abhing, und daß er diese dem ermordeten Domitian versagt hatte, als sie vom Heer gefordert wurde.
Den frommen Antoninus versetzte dieses Verhalten des Senats in nicht geringe Bestürzung. Aber seinen Bitten, seinen Tränen und Klagen gelang es am Ende, die Consecretion Hadrians beim Senat durchzusetzen;Dio 70, 1. Consecrationsmünzen, Eckhel VI, 512. und schon durch diese liebevolle That hat er sich den Zunamen »Pius« verdient. Die Asche des Divus Hadrianus ließ er nach Rom bringen und bestattete sie in dem neuen Mausoleum. Er weihte ihm später einen Tempel auf dem von ihm erbauten antoninischen Forum. Auch in Puteoli in der ciceronischen Villa errichtete er dem vergötterten Kaiser einen Tempel.Ruinen desselben will man nicht weit vom Amphitheater in Puteoli entdeckt haben; Mommsen zu n. 2487. I. R. N. Er setzte ihm Flamines und Sodalen ein, deren in Inschriften Erwähnung geschieht.Flamen des Hadrian, Gruter 446, 7. In Ostia, Inschriften aus dem dortigen Theater, Notizie degli scavi (Accad. d. Lincei), 1880, S. 474, n. 5. – Sodalen (Hadrianalen) häufig, Gruter 5, 3; 19, 3; 45, 9; 259, 3; 407, 1. 2; 412, 2; 457, 6; 467, 5; 1009, 9; 1090, 13; 1095, 1. Orelli 414, 2376. Hadrianische Sodalen gab es noch im Jahr 193. Von dem Tode Hadrians datirt die dritte Sodalität des Kaisercultus. Marquardt, R. St. III, 452. In Puteoli stiftete er zu seinem Andenken penteterische Spiele, Pialia oder Eusebeia genannt. Der Kaiser scheint nach seinem Tode in diesem Ort besonders gefeiert worden zu sein. Griechische Städte errichteten ihm daselbst nach einem Beschluß der Philhellenen Ehrendenkmäler.Dies geht hervor aus einer Inschrift der Kibyraten, C. I. G. 5852. Eusebeia in Puteoli, C. I. G. 1068. 5810; C. I. A. III, 1, n. 129; I. R. N., n. 104. Inschrift aus Puteoli v. J. 142: Anton. Pius Constitutor Certaminis Iselastici. Gruter 254, 4.
Man hat bemerkt, daß die Büsten Hadrians ein fremdartiges, unrömisches Antlitz zeigen. Es besitzt nichts von der lateinischen Schönheit der Julier, noch von dem milden Ernst der Züge Trajans. Es ist aus sinnlicherem Stoff gemeißelt, weder Sympathie erweckend, noch überhaupt genial zu nennen. Das volle künstlich gekräuselte Haar beschattet eine Stirn, die nicht als die des Denkers erscheinen kann, und der kurz geschorene rauhe Bart entstellt eher das Angesicht, als daß er dasselbe ziert. Hadrian soll ihn getragen haben, um Narben zu verstecken. Dies Marmorantlitz gibt nicht den Abdruck alles dessen wieder, was den Charakter des seltsamen Mannes zusammengesetzt hat. Schwelgerei in den geistigen Genüssen Griechenlands, orientalische Sinnlichkeit, enthusiastischer Dilettantismus in jeder Kunst, sophistische Vielseitigkeit, launisches Temperament, unbegränzte Eitelkeit, ironische Spottsucht, Grübelei und Mystik, wieder staatsmännische Klarheit, ordnende Verstandeskraft, Selbstbeherrschung und Mäßigkeit, Humanität und verschwenderische Freigebigkeit, wer wollte alle diese Widersprüche in dem Bildnisse Hadrians zusammengefaßt finden? Man wird an seiner Büste nicht vorbeigehen, ohne zu fragen, welchen wahrhaft vornehmen Mann voll Selbstbewußtsein, mit dem fragenden Blick und dem leise um den Mund spielenden Lächeln des Beobachters sie darstellt. Sie muß das Bildniß eines Mannes sein, der in irgend einer Sphäre des Lebens souverän gewesen ist und über den Geistern seiner Zeit gestanden hat.
Der Kaiser Julianus, welcher mit boshaftem Witz Porträts seiner Vorgänger zu zeichnen verstand, hat in seinem olympischen Schattenspiel »die Cäsaren« das Wesen Hadrians in folgenden Sätzen zusammengefaßt: »Es trat ein Mann herein mit langem Bart und stolzem Schritt, der neben anderem ganz besonders der Musik ergeben war. Er sah oft gen Himmel wie Einer der sich gar viel mit verbotenen Künsten abgibt. Als Silen ihn erblickte, fragte er: wie erscheint Euch dieser Sophist? sucht er etwa den Antinous? Möge ihm doch jemand zu verstehen geben, daß der Knabe nicht hier ist, und ihm bedeuten, daß er seine nichtigen Possen zu lassen habe.«Julian., Caesares c. 9: πολυπραγμονω̃ν τὰ απόρρητα. – καὶ παυσάτω του̃ λήρου καὶ τη̃ς φλυρίας αυτόν. Aus dem Munde eines geistreichen Menschen, welcher selbst Kaiser war in einer Zeit, wo die Tradition von seinen Vorgängern noch fortlebte, ist auch ein satirisches Urteil über Hadrian der Beachtung wert; Julian bezeichnet ihn als Musenfreund, als Sophisten, Mystiker und Liebhaber des Antinous.
Im Antinous freilich liegt eins der größesten Geheimnisse Hadrians. Die Marmorgestalt dieses Jünglings, wie sie als Dionysos noch vor uns steht, wirft ein geisterhaftes Licht auf ihn zurück. Sie ist ein Schlüssel zu seiner Biographie. Indeß wir kommen damit nicht weiter, wenn sie auch wie eine Fackel schauerliche Abgründe im Seelenleben des Kaisers zu beleuchten scheint.
Die Natur eines so ungewöhnlichen Fürsten zu ergründen reizt den Psychologen mehr als das Wesen wahnsinniger Verbrecher auf dem Cäsarentron, eines Caligula, Nero und Domitian. Nur der misantropische Einsiedler Tiberius bietet als Gegensatz zu dem rastlos wandernden Hadrian ein gleich großes Interesse dar.
Die frühesten Biographen des Kaisers sind in so großer Verlegenheit, daß sie nur die grellen Gegensätze seiner Natur zusammengestellt haben. Von Zerrissenheit und Weltschmerz haben sie natürlich nichts in ihm bemerkt; das ist erst eine moderne Auffassung Hadrians. Ist sie richtig? Jede Zeile im Tagebuch Marc Aurels spricht dafür, daß dieser Philosoph im Kaiserpurpur ein schwermutsvoller Verächter der Welt gewesen ist. Doch nichts der Art bietet die weit angelegte Natur Hadrians dar. Er hat das Reich mit Klugheit und Kraft wie ein echter Römer regiert. Er hat das Leben mit antiker Freudigkeit genossen. Er hat die Welt durchwandert und sie jeder Mühe wert gefunden. Er hat sie »hergestellt« und mit Schönheit neu geschmückt.
Wir wissen freilich nicht, was er am Ende seines Lebens als dessen Summe betrachtet hat. Diese konnte sogar mit der Rechnung Marc Aurels übereinstimmen: »Alles Körperliche ist ein Strom, alles Seelische Traum und Wahn, das Leben ist ein Kampf und Wandern in der Fremde, und der Nachruhm heißt Vergessenheit.«Marc. Aurel. II, 17: ο δὲ βίος, πόλεμος καὶ ξένου επιδημία· η υστεροφημία δὲ, λήθη.
Hadrian war ein Verschwender im großen Stil, wie wenige Herrscher vor und nach ihm. Und weil er dies war, muß er auch wie wenige den Undank der Menschen erfahren haben. »Wie vieler Brände aber des Phaeton, wie vieler Sündfluten Deucalions bedürfte es nicht, um die bodenlose Schlechtigkeit der Welt zu strafen.«Πόσοι Φαέθοντες ὴ, Δευκαλίωνες ικανοὶ πρὸς ούτως υπέραντλον ύβριν του̃ βίου. Lucian, Timon 4.
Im Alter nimmt Hadrian so etwas wie die Züge des Timon von Athen an. Er haßt und verdirbt seine vielleicht unschuldigen Freunde zusammen mit den falschen Freunden, aber er liebt noch wahrhaft einen Menschen. Nach dem qualvollsten Todeskampfe stirbt er in den Armen Antonins, mit einer ironischen Frage von seiner Seele Abschied nehmend, die in das unbekannte Land hinüber wandert, und selbst diese Frage atmet keinen Haß, sondern noch heitere Erinnerung an die schöne Erdenwelt.
Es gibt vom Geiste Hadrians viele Reflexe im Ideenleben seines Zeitalters, und da erst kommt seine menschliche Bedeutung ganz zu Tage.