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Ferne vom Grenzland, wenn du durch Polen fährst, und Lemberg, die menschenreiche Stadt, liegt hinter dir, da siehst du einen Zug von hohen Bergen. Gipfel bei Gipfel, schlagen sie die Erde in Fesseln von Urgestein und wuchten schwer auf ihr, daß das gewaltige Meer nicht stürmend in die Länder brechen kann. Einem Hufeisen von Riesengröße an Gestalt gleich, legt dies Gebirge seine Mauer zwischen Galizien und das Ungarland und zieht sich weit hinunter zur Walachei und bis nach Siebenbürgen. Berge von dieser Art kennt unsere Heimat nicht. Kein Auge mißt sie aus, und viele ihrer Gipfel betrat noch keines Menschen Fuß. Siehst du sie an, so mußt du glauben, es hätte sich bei Sturm das wilde Meer bis hierher Bahn gebrochen, und seine himmelhohen Wellen seien zu Stein erstarrt. Oder sind diese Berge schwere Wolken, die aus der Höhe stürzten und nun wegversperrend auf der Erde lasten? Grau wie die Wolken ist ja dieser Berge Kleid, und ihre weißen Gipfel leuchten und funkeln hell im Sonnenschein. Bis an den Steinwall der Karpathen hörst du die Leute russisch sprechen, und auch noch hinter ihnen klingt wohl hie und da ein Laut der Heimat auf. Ziehst du dann weiter, so kommst du in ein Land mit andrer Sprache und von anderm Glauben. Hier siedelt, an Menschen reich, das Volk der Ungarn. Die sitzen nicht schlechter auf dem Pferd, die fechten nicht schlechter, bechern auch nicht schlechter als das Kosakenvolk. Und locker sitzen ihnen in der Tasche die goldenen Dukaten, wenn es gilt, für ihre Gäule feines Zaumzeug oder für ihren eigenen Leib ein kostbares Gewand zu kaufen. – Weit und gewaltig sind die Seen dort im Bergland. Sie liegen reglos wie aus Glas, klar spiegeln sich in ihrer Flut die nackten Gipfel und die grünen Wälder . . .
Doch sieh: wer ist der Reiter, der da bei Nacht – mag sie von tausend Sternen funkeln, mag sie von Wolken schwer verhangen sein – einhersprengt auf kohlschwarzem Roß? Wer ist der Recke von übermenschlicher Gestalt, der durch die Berge jagt, und den das Wasser der breiten Seen trägt? Die Fluten spiegeln sein und des Riesenrosses Bild, sein langer Schatten betastet still die grünen Hänge. Hell glänzt sein goldtauschierter Panzer, auf seiner Schulter ruht der Speer, am Sattel klirrt das Schwert, der Helm ist aufgeschlagen, der schwarze Schnauzbart fliegt im Wind, die Augen sind geschlossen, die Lider zugedrückt, – er schläft und führt im Schlaf die Zügel. Den Arm um seinen Leib geschlungen, sitzt hinter ihm sein Page auf dem gleichen Roß, ein kleiner Knabe, bleich und schön und tief im Schlaf wie er.
Wer ist der Recke? Wohin führt sein Weg? Was treibt ihn wild durch des Gebirges Nacht?
Wer mag das wissen! Er reitet nicht seit gestern erst und ehegestern. Bei Tag, wenn hell die Sonne scheint, hat ihn noch nie ein Mensch erblickt. Nur einen langen Schatten sieht dann wohl des Gebirglers Auge flüchtig über die Hänge huschen und sucht am Himmel nach der Wolke, die ihn werfen könnte, und findet keine Wolke weit und breit. Doch führt die Nacht die Dunkelheit herauf, dann zeigt sich dir des Reiters mächtige Gestalt. Die stillen Seen spiegeln klar sein Bild, und zitternd jagt sein Schatten neben ihm dahin. Er sprengt von Berg zu Berg und reitet endlich den Krivan hinan. Dies ist der höchste Berg in den Karpathen, – er hebt sich wie ein König über seine Brüder. Auf seinem Gipfel zügelt der Recke seinen Gaul. Noch fester wird sein Schlaf. Die Wolken sinken tief herab und hüllen Roß und Reiter ein.