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Erster Zephyr. Was flatterst du so müssig hier im Rosenbusch? Komm, fliege mit mir ins schattigte Thal; dort baden Nymphen sich im Teich.
Zweyter Zephyr. Nein, ich fliege nicht mit dir. Fliege du zum Teich, umflattre deine Nymphen; ein süsseres Geschäft will ich verrichten. Hier kühl' ich meine Flügel im Rosenthau, und sammle liebliche Gerüche.
Erster Zephyr. Was ist denn dein Geschäft, das süsser ist, als in die Spiele froher Nymphen sich zu mischen?
Zweyter Zephyr. Bald wird ein Mädgen hier den Pfad vorübergehn, schön wie die jüngste der Grazien. Mit einem vollen Korb geht sie bey jedem Morgenroth zu jener Hütte, die dort am Hügel steht: Sieh, die Morgensonne glänzt an ihr bemoostes Dach; dort reichet sie der Armuth Trost, und jeden Tages Nahrung; dort wohnt ein Weib, fromm, krank und arm; zwey unschuldvolle Kinder würden hungernd an ihrem Bethe weinen, wäre Daphne nicht ihr Trost. Bald wird sie wieder kommen, die schönen Wangen glühend, und Thränen im unschuldvollen Auge; Thränen des Mitleids, und der süssen Freude, der Armuth Trost zu seyn. Hier wart' ich, hier im Rosenbusch, bis ich sie kommen sehe: Mit dem Geruche der Rosen, und mit kühlen Schwingen flieg' ich ihr dann entgegen; dann kühl' ich ihre Wangen, und küsse Thränen von ihren Augen. Sieh das ist mein Geschäft.
Erster Zephyr. Du rührest mich: Wie süß ist dein Geschäft! Mit dir will ich meine Flügel kühlen, mit dir Gerüche sammeln, mit dir will ich fliegen wenn sie kömmt. Doch – – – sieh, am Weidenbusch herauf kömmt sie daher; schön ist sie wie der Morgen; Unschuld lächelt sanft auf ihren Wangen, voll Anmuth ist jede Gebehrde. Auf, da ist sie, schwinge deine Flügel; so schöne Wangen hab ich noch nie gekühlt!