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1834-1835.
Am Rhein, am grünen Rheine,
Da ist so mild die Nacht,
Die Rebenhügel liegen
In goldner Mondenpracht.
Und an den Hügeln wandelt
Ein hoher Schatten her
Mit Schwert und Purpurmantel,
Die Krone von Golde schwer.
Das ist der Karl, der Kaiser,
Der mit gewalt'ger Hand
Vor vielen hundert Jahren
Geherrscht im deutschen Land.
Er ist herauf gestiegen
Zu Aachen aus der Gruft
Und segnet seine Reben
Und athmet Traubenduft.
Bei Rüdesheim da funkelt
Der Mond in's Wasser hinein
Und baut eine goldene Brücke
Wohl über den grünen Rhein.
Der Kaiser geht hinüber
Und schreitet langsam fort,
Und segnet längs dem Strome
Die Reben an jedem Ort.
Dann kehrt er heim nach Aachen
Und schläft in seiner Gruft,
Bis ihn im neuen Jahre
Erweckt der Trauben Duft.
Wir aber füllen die Römer
Und trinken im goldenen Saft
Uns deutsches Heldenfeuer
Und deutsche Heldenkraft.
Im Schatten des Waldes, im Buchengezweig
Da regt sich's und raschelt's und flüstert zugleich;
Es flackern die Flammen, es gaukelt der Schein
Um bunte Gestalten, um Laub und Gestein.
Das ist der Zigeuner bewegliche Schaar
Mit blitzendem Aug' und mit wallendem Haar,
Gesäugt an des Niles geheiligter Flut,
Gebräunt von Hispaniens südlicher Glut.
Um's lodernde Feuer im schwellenden Grün
Da lagern die Männer verwildert und kühn,
Da kauern die Weiber und rüsten das Mahl,
Und füllen geschäftig den alten Pokal.
Und Sagen und Lieder ertönen im Rund,
Wie Spaniens Gärten so blühend und bunt,
Und magische Sprüche für Noth und Gefahr
Verkündet die Alte der horchenden Schaar.
Schwarzäugige Mädchen beginnen den Tanz;
Da sprühen die Fackeln in röthlichem Glanz,
Heiß lockt die Guitarre, die Cymbel erklingt,
Wie wilder und wilder der Reigen sich schlingt.
Dann ruhn sie, ermüdet vom nächtlichen Reihn;
Es rauschen die Wipfel in Schlummer sie ein,
Und die aus der sonnigen Heimath verbannt,
Sie schauen im Traum das gesegnete Land.
Doch wie nun im Osten der Morgen erwacht,
Verlöschen die schönen Gebilde der Nacht;
Laut scharret das Maulthier bei Tagesbeginn,
Fort ziehn die Gestalten. – Wer sagt dir, wohin?
(Mit Gedichten.)
Es kommt dies Büchlein zu dir fein
Und möchte gern dein Garten sein.
Zwischen den Blumen, die ihn zieren,
Führ' deine Gedanken hübsch spazieren.
Wirst manches finden, was dich freut:
Rosen im dunklen Grün verstreut,
Nelk', Apfelblüt' und Rosmarin,
Und Falter, die dazwischen ziehn;
Auch alte Wipfel leis' und lind
Gerührt vom lauen Sommerwind.
Und kommt dir's manchmal vor beim Lauschen,
Als sei dir wohlbekannt das Rauschen,
So denk', was rauscht und klingt und blüht,
Das ist am Ende mein Gemüth.
Und bist du größer, wirst du sehn,
Daß zwischen den Rosen auch Disteln stehn.
Zürn' aber drum dem Gärtner nicht;
Er ließ sie bei den Blumen licht,
Damit die Esel und Recensenten
Für sich doch auch was finden könnten.
Ich bin ein lust'ger Geselle,
Wer könnt' auf Erden fröhlicher sein!
Mein Rößlein so helle, so helle,
Das trägt mich mit Windesschnelle
In's blühende Leben hinein –
Trarah!
In's blühende Leben hinein.
Es tönt an meinem Munde
Ein silbernes Horn von süßem Schall,
Es tönt wohl manche Stunde,
Von Fels und Wald in der Runde
Antwortet der Wiederhall –
Trarah!
Antwortet der Wiederhall.
Und komm' ich zu festlichen Tänzen,
Zu Scherz und Spiel im sonnigen Wald,
Wo schmachtende Augen mir glänzen
Und Blumen den Becher bekränzen,
Da schwing' ich vom Roß mich alsbald
Trarah!
Da schwing' ich vom Roß mich alsbald.
Süß lockt die Guitarre zum Reigen,
Ich küsse die Mädchen, ich trinke den Wein;
Doch will hinter blühenden Zweigen
Die purpurne Sonne sich neigen,
Da muß es geschieden sein –
Trarah!
Da muß es geschieden sein.
Es zieht mich hinaus in die Ferne;
Ich gebe dem flüchtigen Rosse den Sporn.
Ade! Wohl blieb' ich noch gerne,
Doch winken schon andere Sterne,
Und grüßend vertönet das Horn –
Trarah!
Und grüßend vertönet das Horn.
Endlich ist das Werk vollendet,
Und der fromme Meister sendet
Seinen Dank zu Gottes Thron;
Da erbraust in prächt'gen Wogen
Durch des Domes stolze Bogen
Schon Gesang und Orgelton:
Stabat mater dolorosa
Juxta crucem lacrymosa,
Dum pendebat filius,
Cujus animam gementem
Contristatam ac dolentem
Pertransivit gladius.
Und der Gottesmutter Schmerzen
Rühren mächtig Aller Herzen,
Wie die Orgel tiefer schwillt;
Doch in schönen Himmelstönen
Muß sich selbst die Qual versöhnen,
Und der Wehmuth Thräne quillt.#
Quis est homo, qui non fieret,
Christi matrem si videret
In tanto supplicio;
Quis non posset contristari,
Piam matrem contemplari
Dolentem cum filio!
Frommer Schauer, heil'ges Bangen
Hält des Meisters See¾ umfangen,
Todesahnung ernst und mild;
Doch in gläubigem Vertrauen
Sehn wir zum Altar ihn schauen
Auf der Jungfrau Gnadenbild.
Virgo virginum praeclara,
Mihi jam non sis amara,
Fac me tecum plangere,
Fac ut portem Christi mortem
Passionis fac consortem
Et plagas recolere.
Horch! Da tönen Seraphslieder
In den Chor der Frommen nieder,
Wunder ahnend lauscht das Ohr;
Erdwärts steigen sel'ge Geister,
Tragen himmelan den Meister,
Und das Lied rauscht mit empor:
Fac me cruce custodiri,
Morte Christi praemuniri,
Convoferi gratia;
Quando corpus morietur,
Fac ut animae donetur
Paradisi gloria.
Der Dichter kommt mit leichtem Muth gezogen
Durch grüne Triften und durch Korneswogen;
Da steigt vor ihm auf wald'gem Bergeskranze
Ein Schloß empor im Abendsonnenglanze.
Bald ist der steile Gipfel kühn erklommen,
Bald hat den Gast der Burghof aufgenommen;
Dort stehn als Wächter, eingelullt in Träume,
Die alten blütenduft'gen Lindenbäume.
Des Thores Wölbung ist in Schutt zerfallen,
Und ungehindert tritt er in die Hallen,
In die mit goldnem Strahl die Sonne schauet,
In die von oben klar der Himmel blauet.
Auf einen moos'gen Stein setzt er sich schweigend,
Er stützt das Haupt, es in die Rechte neigend,
Und läßt in freiem Spiele die Gedanken
Sich mit dem Epheu um die Trümmer ranken:
»Du altes Schloß, wie bist du still geworden,
Und schollst so laut einst von der Lust Accorden!
Wie ist der helle Schmuck dir abgefallen,
Und glänztest einst das herrlichste von allen!
Hier fanden sonst zu Spiel und lust'gem Feste
In buntem Schwarm sich hundert edle Gäste;
Sein hoher Wandrer zog vorbei der Stätte,
Der unter deinem Dach geruht nicht hätte.
Nun spielen in des Windes leisem Kosen
Hollundersträuche nur und wilde Rosen,
Und nur der Sonne, nur des Mondes Schimmer,
In deinen Hallen rasten sie noch immer.
Hier stürzte sich in raschen Melodien
Trompetenjubel von den Gallerien,
Die Schleppen rauschten und die Sporen klangen,
Wenn sich im Fackeltanz die Paare schwangen.
Jetzt hörst du nur das Lied der Nachtigallen
Aus den umbüschten Mauerblenden schallen;
Leuchtkäfer lassen mährchenhaft im Dunkeln
Dazu den lichten Reigen nächtlich funkeln.
Einst schmückten Scharlachdecken diese Wände,
Durchwirkt mit lautern Goldes reicher Spende;
Vom grauen Thurme wehten bunte Fahnen,
Die stolzen Zeichen der erlauchten Ahnen.
Nun läßt der Himmel seine Purpurgluten
In vollen Strömen um die Trümmer fluten,
Und von den Zinnen seh' ich Epheuranken,
Vergänglichkeit, dein grünes Wappen, schwanken.
Dort vom Altane sah im Abendstrahle
Des Burgherrn ros'ge Tochter wohl zu Thale,
Und barg geheimnißvoll im reinen Sinne
Den ersten süßen Blütentraum der Minne.
Nun quellen Rosen aus des Söllers Spalten,
Die eben den verschämten Kelch entfalten,
Und Schmetterlinge seh' ich still daneben,
Die Geister jener Liebesträume, schweben.
Du altes Schloß, ich kann nicht um dich weinen,
Blüht holdes Leben doch aus deinen Steinen;
Wie eine Leiche hab' ich dich gefunden,
Der man den Sarg mit Blumen schön umwunden.«
So sprach der Dichter, und im Spätroth schienen
Ihm einen Gruß zu winken die Ruinen;
Er aber schritt, die Brust voll junger Lieder,
Vom alten Schloß zur goldnen Au hernieder.
Der Mond kommt still gegangen
Mit seinem goldnen Schein,
Da schläft in holdem Prangen
Die müde Erde ein.
Im Traum die Wipfel weben,
Die Quellen rauschen sacht;
Singende Engel durchschweben
Die blaue Sternennacht.
Und auf den Lüften schwanken
Aus manchem treuen Sinn
Viel tausend Liebesgedanken
Ueber die Schläfer hin.
Und drunten im Thale da funkeln
Die Fenster von Liebchens Haus;
Ich aber blicke im Dunkeln
Still in die Welt hinaus.
O darum ist der Lenz so schön
Mit Duft und Strahl und Lied,
Weil singend über Thal und Höhn
So bald er weiter zieht;
Und darum ist so süß der Traum,
Den erste Liebe webt,
Weil schneller wie die Blüt' am Baum
Er hinwelkt und verschwebt.
Und doch! Er läßt so still erwärmt,
So reich das Herz zurück;
Ich hab' geliebt, ich hab' geschwärmt,
Ich preis' auch das ein Glück.
Gesogen hab' ich Strahl auf Strahl
In's Herz den kurzen Tag;
Die schöne Sonne sinkt zu Thal.
Nun komme was kommen mag!
Sei's bittres Leid, sei's neue Lust,
Es soll getragen sein:
Der sichre Schatz in meiner Brust
Bleibt dennoch ewig mein.
Wie doch so still dir am Herzen
Ruhet das Kind!
Weiß nicht, wie Mutterschmerzen
So herbe sind.
Auf Stirn und Lippen und Wangen
Ist schon vergangen
Das süße Roth;
Und dennoch heimlicherweise
Lächelt es leise –
Leise
Küsset der Tod.
Zwei Könige saßen auf Orkadal,
Hell flammten die Kerzen im Pfeilersaal.
Die Harfner sangen, es perlte der Wein,
Die Könige schauten finster drein.
Da sprach der Eine: »Gieb mir die Dirn!
Ihr Aug' ist blau, schneeweiß ihre Stirn.«
Der Andre versetzte in grimmem Zorn:
»Mein ist sie und bleibt sie, ich hab's geschwor'n.«
Kein Wort mehr sprachen die Könige drauf,
Sie nahmen die Schwerter und stunden auf.
Sie schritten herfür aus der leuchtenden Hall';
Tief lag der Schnee an des Schlosses Wall.
Es sprühten die Fackeln, es blitzte der Stahl
Zwei Könige sanken auf Orkadal.
Der Staub ist heiß, die Sonne glüht,
Vom langen Wandern bin ich müd;
Sieh da, im Schatten der Linden
Muß ich ein Wirthshaus finden!
Gott grüß dich, schöne Kellnerin!
Du siehst wohl, daß ich müde bin;
O reiche dem durstigen Zecher
Zum Rande voll den Becher!
Dein Wohl, dein Wohl, vielholdes Kind!
Ei, wie dir so rosig die Wangen sind,
Und deine Augen wie Kohlen
Die funkeln schelmisch verstohlen.
Dein Wein ist süß, dein Wein ist klar;
Doch schau' ich dir auf die Lippen gar,
Da dünkt von deinem Munde
Ein Kuß mir noch süßer zur Stunde.
Du sagst nicht: ja, du sagst nicht: nein;
Da muß ich denn schon herzhaft sein;
Da hast ihn – gieb mir ihn wieder! –
Was schlägst du die Augen nieder?
Ein braver Bursch, 'ne schöne Maid,
Wo die sich treffen allezeit,
Da soll ein Küßchen in Ehren
Ihnen kein Narr verwehren.
Daß ich auch zur schönen Zeit des Frühlings
Morgens lange stets im Bette säume,
Darum wollt ihr, Freunde, mich verklagen?
Thut es immerhin! Euch hat, beim Werden
Nicht die Muse gnädig angelächelt,
Und mit Morpheus lieblichem Geschlechte
Seid ihr ganz und gar in herbem Zwiespalt.
Nicht die Wonne kennt ihr, auf dem Lager
Sich zu dehnen, wenn am offnen Fenster
Grünes Weinlaub schwankt im Sonnenschimmer
Und die Blüten roth und weiß hereinwehn.
Draußen in den Rosenbüschen flötet
Dann die Nachtigall, und wie die Töne
Lieblich sich durch meine Seele dehnen,
Spinnt der Morgentraum in halbem Wachen
Sich noch fort und wird zu holden Liedern.
Trifft mir endlich dann der Strahl die Wimpern,
Spring' ich rasch empor, auf weiße Blätter
Die gereimten Träume festzubannen.
Abends aber schleich' ich zur Geliebten,
Und sie liest es, was in süßer Dämmrung
Grüßend durch des Freundes Brust gezogen,
Und mit Küssen lohnt sie jede Zeile.
Sagt nun, ihr profanen Traumverächter,
Sagt nun, wollt ihr länger noch mich schelten?
O kennst du, Herz, die beiden Schwesterengel,
Herabgestiegen aus dem Himmelreich:
Stillsegnend Freundschaft mit dem Lilienstengel,
Entzündend Liebe mit dem Rosenzweig?
Schwarzlockig ist die Liebe, feurig glühend,
Schön wie der Lenz, der hastig sprossen will;
Die Freundschaft blond, in sanftern Farben blühend,
Und wie die Sommernacht so mild und still;
Die Lieb' ein brausend Meer, wo in Gewimmel
Vieltausendfältig Wog' an Woge schlägt;
Freundschaft ein tiefer Bergsee, der den Himmel
Klar wiederspiegelnd in den Fluten trägt.
Die Liebe bricht herein wie Wetterblitzen,
Die Freundschaft kommt wie dämmernd Mondenlicht;
Die Liebe will erwerben und besitzen,
Die Freundschaft opfert, doch sie fordert nicht.
Doch dreimal selig, dreimal hoch zu preisen
Das Herz, wo Beide freundlich eingekehrt,
Und wo die Glut der Rose nicht dem leisen
Geheimnißvollen Blühn der Lilie wehrt!
Ein Wetterfähnlein ist mein Sinn,
Er schwankt und wankt im Lieben,
Er dreht sich her und dreht sich hin,
Von jedem Wind getrieben.
Ich weiß nicht, ist's mit mir allein,
Mag's Andern auch so gehen?
An jedem Fenster groß und klein
Muß ich was Holdes sehen.
Heut' klopf' ich bei der Blonden an,
Und morgen bei der Braunen,
Und übermorgen muß ich dann
Der Schwarzen Reiz bestaunen.
Nur kann ich nimmer allzulang
Bei Einer mich verweilen;
Macht mich ein dunkles Auge krank,
Ein blaues muß mich heilen.
Und leicht gewogen hier am Ort
Sind mir die ros'gen Schönen,
Denn jede hört ein Liebeswort
Zur Cither gern ertönen,
Und jede schwärmt auf ihre Art
Beim sanften Glanz der Sterne,
Und machst du's nur ein wenig zart,
So küßt auch jede gerne.
So fliehn mir denn in leiser Spur
Dahin die schnellen Stunden;
Ich seufze nicht, ich singe nur
Und weiß von keinen Wunden;
Bald bin ich dort, bald bin ich hier
An Scherz und Spiel mich labend,
Und jeder Tag bringt Lieder mir,
Und Küsse jeder Abend.
Ich kann wahrhaftig doch nichts dafür,
Daß schief mir die Nas' im Gesichte steht,
Und daß sich's leichter zur Schenkenthür
Als hinter dem Pflug auf dem Felde geht,
Und daß mir besser des Müllers Kind
Als unser dicker Herr Pfarrer gefällt –
Ich aber predige in den Wind;
Denn nimmer begreift mich die arge Welt.
Der Müller, der ist euch ein grimmer Kumpan!
Er sagt, ich wäre ein Taugenichts,
Und die Leute im Dorfe glauben daran,
Und auch sein rosiges Töchterlein spricht's.
Und wenn sie mich sieht am Mühlbach stehn,
Da rümpft sie das Näschen und zieht ein Gesicht,
Und weiß doch so zierlich dabei sich zu drehn,
Daß vor Aerger und Liebe das Herz mir bricht.
Nun klag' ich mein Leid den Bäumen dadrauß,
Doch sie bleiben so stumm, doch sie bleiben so starr,
Und Kukuk und Gimpel pfeifen mich aus,
Und die Käfer summen: du Narr! du Narr!
Und wird das nicht anders, und kommt's nicht bald,
So halt' ich's im Dorfe nimmermehr aus;
Da zieh' ich davon durch den großen Wald,
Und streiche die Fiedel von Haus zu Haus.
Es ist so süß, zu scherzen
Mit Liedern und mit Herzen
Und mit dem ernsten Streit.
Erglänzt des Mondes Schimmer,
Da treibt's mich fort vom Zimmer
Durch Platz und Gassen weit;
Da bin zur Lieb' ich immer
Wie zum Gefecht bereit.
Die Schönen von Sevilla
Mit Fächer und Mantilla
Blicken den Strom entlang;
Sie lauschen mit Gefallen,
Wenn meine Lieder schallen
Zum Mandolinenklang,
Und dunkle Rosen fallen
Mir vom Balkon zum Dank.
Ich trage, wenn ich singe,
Die Cither und die Klinge
Von Toledanischem Stahl.
Ich sing an manchem Gitter,
Und höhne manchen Ritter
Mit keckem Lied zumal.
Der Dame gilt die Cither,
Die Klinge dem Rival.
Auf denn zum Abenteuer!
Schon losch der Sonne Feuer
Hinter den Bergen aus;
Der Mondnacht Dämmerstunden,
Sie bringen Liebeskunden,
Sie bringen blut'gen Strauß;
Und Blumen oder Wunden
Trag' morgen ich nach Haus.
Da ich nun entsagen müssen
Allem, was mein Herz erbeten,
Laß mich diese Schwelle küssen,
Die dein schöner Fuß betreten.
Darf ich auch als Ritter nimmer
Dir beglückt zur Seite schreiten,
Laß mich doch als Pagen immer
In die Messe dich begleiten.
Will ja treu sein und verschwiegen,
Tags dem kleinsten Winke lauschen,
Nachts auf deiner Schwelle liegen,
Mag auch Sturm und Hagel rauschen;
Will dir stets mit sitt'gen Grüßen
Morgens frische Rosen bringen,
Will des Abends dir zu Füßen
Lieder zur Guitarre singen;
Will den weißen Renner zäumen,
Wenn's dich lüstet frisch zu jagen,
Will dir in des Waldes Räumen
Dienend Speer und Falken tragen;
Will auf deinen Liebeswegen
Selbst den Fackelträger machen,
Und am Thor mit blankem Degen,
Wenn den Freund du küssest, wachen.
Und das alles ohne Klage,
Ohne Flehn, nicht laut noch leise,
Wenn mir nach vollbrachtem Tage
Nur ein Lächeln wird zum Preise;
Wenn gleich einem Segenssterne,
Der mein ganzes Wesen lenket,
Nur dein Aug' aus weiter Ferne
Einen einz'gen Strahl mir schenket.
Du feuchter Frühlingsabend,
Wie hab' ich dich so gern!
Der Himmel wolkenverhangen,
Nur hie und da ein Stern.
Wie leiser Liebesodem
Hauchet so lau die Luft,
Es steigt aus allen Thalen
Ein warmer Veilchenduft.
Ich möcht' ein Lied ersinnen,
Das diesem Abend gleich,
Und kann den Klang nicht finden
So dunkel, mild und weich.
Wie sich am westlichen Himmel
Hinter den Bergen im Purpurgeflock
Die Sonne verliert,
Athmet die Brust freudiger auf,
Und saugt begierig
Den kühl erfrischenden Hauch des Abends.
Stiller wird's in der Seele;
Ein ruhig heiterer See
Dehnt sie sich weit;
Schwänen gleich
Ziehen Erinnerungen
Ueber den friedlichen Spiegel hin.
Ruhe, Ruhe
Säuselt mich an aus der Höhe.
Ueber das Auge sinkt
Leise die Wimper,
Und vom Wunderbaume der Nacht
Brech' ich des Schlummers liebliche Blüte,
Des Traumes Goldfrucht.
Fern im Süd das schöne Spanien,
Spanien ist mein Heimathland,
Wo die schattigen Kastanien
Rauschen an des Ebro Strand,
Wo die Mandeln röthlich blühen,
Wo die heiße Traube winkt,
Und die Rosen schöner glühen,
Und das Mondlicht goldner blinkt.
Und nun wand'r ich mit der Laute
Traurig hier von Haus zu Haus,
Doch kein helles Auge schaute
Freundlich noch nach mir heraus.
Spärlich reicht man mir die Gaben,
Mürrisch heißet man mich gehn;
Ach, den armen braunen Knaben
Will kein Einziger verstehn.
Dieser Nebel drückt mich nieder,
Der die Sonne mir entfernt,
Und die alten lust'gen Lieder
Hab' ich alle fast verlernt.
Immer in die Melodien
Schleicht der eine Klang sich ein:
In die Heimath möch ich ziehen,
In das Land voll Sonnenschein!
Als beim letzten Erndtefeste
Man den großen Reigen hielt,
Hab' ich jüngst das allerbeste
Meiner Lieder aufgespielt.
Doch wie sich die Paare schwangen
In der Abendsonne Gold,
Sind auf meine dunkeln Wangen
Heiße Thränen hingerollt.
Ach, ich dachte bei dem Tanze
An des Vaterlandes Lust,
Wo im duft'gen Mondenglanze
Freier athmet jede Brust,
Wo sich bei der Cither Tönen
Jeder Fuß beflügelt schwingt,
Und der Knabe mit der Schönen
Glühend den Fandango schlingt.
Nein! Des Herzens sehnend Schlagen
Länger halt ich's nicht zurück;
Will ja jeder Lust entsagen,
Laßt mir nur der Heimath Glück!
Fort zum Süden! Fort nach Spanien!
In das Land voll Sonnenschein!
Unterm Schatten der Kastanien
Muß ich einst begraben sein.
Kommt her zum Frühlingswald, ihr Glaubenslosen!
Das ist ein Dom, drin pred'gen tausend Zungen;
Seht diese blüh'nden Säulen, diese Rosen,
Die lichte Wölbung, Grün in Grün verschlungen!
Wie Weihrauchswolken steigt der Blumen Düften,
Gleich goldnen Kerzen flammt das Licht der Sonnen,
Als Jubelhymnen fluten in den Lüften
Die Stimmen all von Vöglein, Laub und Bronnen.
Der Himmel selbst ist tief herabgesunken,
Daß liebend er der Erde sich vermähle;
Es schauern alle Wesen gottestrunken,
Und, wie verstockt auch, schauert eure Seele.
Und dann sprecht: Nein! Es ist ein hohl Getriebe,
Ein Uhrwerk ist's, wir kennen jeden Faden,
Sprecht: Nein! zu diesem Uebermaß der Liebe,
Und von der Lippe weist den Kelch der Gnaden.
Ihr könnt es nicht. Und thätet ihr's: verwehen
Ins Nichts würd' eure Lästrung sonder Spuren,
Und keinem Ohr vernommen untergehen
Im tausendstimm'gen Ja der Creaturen.
Drei Bitten hab' ich für des Himmels Ohr,
Die send' ich täglich früh und spät empor:
Zum ersten, daß der Liebe reiner Born
Mir nie versieg' in Ungeduld und Zorn;
Zum zweiten, daß mir, was ich auch vernahm,
Ein Echo weckt, ein Lied in Lust und Gram;
Zum dritten, wenn das letzte Lied verhallt
Und wenn der Quell der Liebe leiser wallt,
Daß dann der Tod mich schnell mit sanfter Hand
Hinüberführ' in jenes bessere Land,
Wo ewig ungetrübt die Liebe quillt,
Und wo das Lied als einz'ge Sprache gilt.
O stille dies Verlangen,
Stille die süße Pein!
Zu seligem Umfangen
Laß den Geliebten ein!
Schon liegt die Welt im Traume
Blühet die duft'ge Nacht;
Der Mond im blauen Raume
Hält für die Liebe Wacht.
Wo zwei sich treu umfangen,
Da giebt er den holdesten Schein.
O stille dies Verlangen,
Laß den Geliebten ein!
Du bist das süße Feuer,
Das mir am Herzen zehrt;
Lüfte, lüfte den Schleier,
Der nun so lang' mir wehrt!
Laß mich vom rosigen Munde
Küssen die Seele dir,
Aus meines Busens Grunde
Nimm meine Seele dafür –
O stille dies Verlangen,
Stille die süße Pein,
Zu seligem Umfangen
Laß den Geliebten ein!
Die goldnen Sterne grüßen
So klar vom Himmelszelt,
Es geht ein Wehn und Küssen
Heimlich durch alle Welt,
Die Blumen selber neigen
Sehnsüchtig einander sich zu;
Die Nachtigall singt in den Zweigen –
Träume, liebe auch du!
O stille dies Verlangen,
Laß den Geliebten ein!
Von Lieb' und Traum umfangen
Wollen wir selig sein.
Ich hatt' im Weinberg jüngst zu thun,
Da fand ich in Gedanken
Meinen langen Magister ruhn
Mitten unter den Ranken.
Schmunzelt' er süß und streckte sich faul,
Schaut empor zu den Lauben,
Rief: O wachse mir doch ins Maul,
Allerschönste der Trauben!
»Freund, sei kein Narr, steh' auf, greif zu!
Wirst sie sonst nimmer erreichen;
Um einen Hasenfuß wie du
Geschehn keine Wunder und Zeichen!«
Und legt ihr zwischen mich und sie
Auch Strom und Thal und Hügel,
Gestrenge Herrn, ihr trennt uns nie,
Das Lied, das Lied hat Flügel.
Ich bin ein Spielmann wohlbekannt,
Ich mache mich auf die Reise,
Und sing' hinfort durch's ganze Land
Nur noch die eine Weise:
Ich habe dich lieb, du Süße,
Du meine Lust und Qual,
Ich habe dich lieb und grüße
Dich tausend, tausendmal!
Und wand'r ich durch den laubigen Wald,
Wo Fink und Amsel schweifen:
Mein Lied erlauscht das Völkchen bald
Und hebt es an zu pfeifen.
Und auf der Heide hört's der Wind,
Der spannt die Flügel heiter,
Und trägt es über den Strom geschwind,
Und über den Berg, und weiter:
Ich habe dich lieb, du Süße,
Du meine Lust und Qual,
Ich habe dich lieb und grüße
Dich tausend, tausendmal!
Durch Stadt und Dorf, durch Wies' und Korn
Spiel ich's auf meinen Zügen,
Da singen's bald zu Nacht am Born
Die Mägde mit den Krügen,
Der Jäger summt es vor sich her,
Spürt er im Buchenhage;
Der Fischer wirft sein Netz ins Meer
Und singt's zum Ruderschlage:
Ich habe dich lieb, du Süße,
Du meine Lust und Qual,
Ich habe dich lieb und grüße
Dich tausend, tausendmal!
Und frischer Wind und Waldvöglein,
Und Fischer, Mägd' und Jäger,
Die müssen alle Boten sein
Und meiner Liebe Träger.
So kommt's im Ernst, so kommt's im Scherz
Zu deinem Ohr am Ende;
Und wenn du's hörst, da pocht dein Herz,
Du spürst es, wer es sende:
Ich hab' dich lieb, du Süße
Du meine Lust und Qual,
Ich hab dich lieb und grüße
Dich tausend, tausendmal!
Der Dichter steht mit dem Zauberstab
Auf wolkigem Bergesthrone,
Und schaut auf Land und Meer hinab
Und blickt in jede Zone.
Für seine Lieder nah und fern
Sucht er den Schmuck, den besten;
Mit ihren Schätzen dienen ihm gern
Der Osten und der Westen.
An goldnen Quellen läßt er kühn
Arabiens Palmen rauschen,
Läßt unter duft'gem Lindengrün
Die deutschen Veilchen lauschen.
Er winkt, da öffnet die Ros' in Glut
Des Kelches Heiligthume,
Und schimmernd grüßt aus blauer Flut
Den Mond die Lotosblume.
Er steigt hinab in den schwarzen Schacht,
Taucht in des Oceans Wellen,
Und sucht der rothen Rubinen Pracht,
Und bricht die Perlen, die hellen.
Er giebt dem Schwane Wort und Klang,
Er heißt die Nachtigall flöten,
Und prächtig weben in seinem Gesang
Sich Morgen- und Abendröthen.
Er läßt das weite unendliche Meer
In seine Lieder wogen,
Ja, Sonne, Mond und Sternenheer
Ruft er vom Himmelsbogen,
Und Alles fügt sich ihm sogleich,
Will ihn als König grüßen:
Er aber legt sein ganzes Reich
Dem schönsten Kind zu Füßen.