Walter Flex
Wolf Eschenlohr
Walter Flex

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Aus der Mappe

Abschied Wolf Eschenlohrs von seiner Mutter: Heute muß ich dir noch einmal sagen, was ich dir als kleiner Bub so oft zugeraunt habe. Wenn ein Büblein sein Mütterlein umhalsend sagt: Du bist doch die aller- allerschönste auf der ganzen Welt, so lächelt nicht über Kindertorheit. Es ist die Weisheit der Unmündigen, die aus ihm spricht. Die Liebe ist das Schönste. Und einem jeden tritt die höchste und reinste Liebe eben einmal in seiner Mutter entgegen. Darum ist sie für ihn das Schönste und scheint's nicht nur seinen kindlichen Augen.

 

Die einfache Wahrheit vom Wesen des Krieges ist diese: Er macht die Starken stärker und die Schwachen macht er armselig. Es gilt von ihm das Bibelwort: Wer da hat, dem wird gegeben, und wer nicht hat, dem wird genommen. Nur gilt es nicht vom äußeren Besitz, sondern von der Habe des Herzens. Wo sonst Liebe sacht und fromm rann, strömt sie jetzt allmächtig aus dem tiefsten Quell des Lebens. Wo ein Gottesbewußtsein ruhig durch die Tiefen der Seele schwang, tönt es jetzt als Glocke über allen Lärm des Tages, und die freudige und tätige Lust am Volksganzen ist zur beherrschenden Triebkraft unseres Lebens geworden. Diese fest in sich verankerte Dreieinigkeit von Liebe, Gläubigkeit und Hingabe an unser wehrhaftes und wahrhaftes Volk ist die Gnadengabe, die wir durch die Tage und Nächte des Weltbrands tragen und in deren Besitz wir getrost sind.

 

Gebetstraum: Einer betet und im Traume sieht er Gottes Hand sich aus den Wolken recken. Er blickt in Gottes Hand, wie man auf einen Gabentisch blickt, aber die Hand ist leer.

 

Wenn eine Wiese nach Veilchen duftet, so glaubt Ihr auch nicht, daß mehr Veilchen unterm Grase seien als Unkraut. Die schönste Stadt hat mehr häßliche als schöne Häuser.

 

Bricht nicht das Licht ins Dunkel, ohne sich zu beflecken?

 

Aus der »Predigt an die Stillen im Lande«:

Die Überlebenden sollen mehr sein als die Schatten ihrer Lieben. Ein Schatten erlischt, wenn ein aufrechter Mann zu Boden stürzt. Ihr sollt nicht Schatten sein, Bäume sollt Ihr sein, die über Gräbern blühen und Frucht tragen. –

Die Toten lassen sich nicht halten, Ihr Lebendigen: Nicht Geisterbanner sollt Ihr sein und Totenbeschwörer, Ihr Leidgeschlagenen! Ihr sollt Totenerwecker werden! Habt Ihr Herzenskraft und Liebeskraft genug zu solchem Werke? Leid kann tätig oder tatenmüde machen, aber sicher ist, daß das größte Leid auch die tätigsten Herzen schafft. Zwischen diesen tätigen Herzen und den rührigen Händen gieriger Glücksjäger wird der eigentliche Entscheidungskampf um Seele und Zukunft des deutschen Volkes nach dem Kriege ausgefochten werden. Die besten Kämpfer des deutschen Idealismus liegen unter der Erde. Erwartet nicht alles von den Heimkehrenden. Nur den Toten könnt Ihr ganz vertrauen, die in Euch leben, denn es ist kein Falsch an ihnen. Glaubt, die Besten unseres Volkes sind nicht gestorben, damit die Lebendigen tot seien, sondern daß die Toten lebendig würden. Sind nicht allzu viel Tote unter den Lebenden?

 

Nicht das Glück ist das letzte Ziel des Menschen, sondern seine Vollendung als leiblich-sittliches Wesen. Dazu helfe Euch der Krieg. Die Sieger werden unter den Toten sein.


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