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Notwendiger KehrabVon abkehren. Ein Säuberungsmittel. Auf aines
Vngehöbelten Neidigen Schandtichters mutwilliges vnd Ehrrüriges Spottgedicht, von der neulich inn verschinenem Sommer zu Straßburg bey jrem Hauptschiessen gepflägterWir gebrauchen das Particip von pflegen unregelmäßig, gepflogen, in demselben Sinne. Nachbarlicher besuchung vnd kurtzweil, Ehrvergessener vnnd schmählicher weiß außgestraiet.
SOl man dann einem Wäscher schweigen Vnd jm nicht seinen PläuelEin Knüttel, womit man jemanden durchbläut, d. h. schlägt, bis er blaue Flecke davonträgt. Hier nennt Fischart nun im edlen Zorne sein Gedicht Pläuel. zeigen? Soll man eim Narren dann zuhören Vnd jn nicht wie ein Narren börenBohren. Dieser Ausdruck hat die Bedeutung schelten, schmähen, oder wie wir sagen einem etwas stechen. So kommt es bei Schlegel, Shakespeare I. in Romeo und Julie vor.? |
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5 | Ja soll man einem Schänder schweigen Vnd jn der schandNämlich: die er sich selbst dadurch zugezogen hat. nicht vberzeugen? Nein, sondern man sol solchen Plaudrern Den PläuelDurch das Wortspiel Plauderer und Pläuel will Fischart zeigen, wie nahe der Pläuel dem Plauderer verwandt sei. vm den Kopf wol schlaudern, 186 Vnd jnen mit dem KolbenKnüttel. Sprichwörtlich. S. Agricol. 35. lausen, |
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10 | Damit sie sich so häfftig strausenStrausen, jetzt noch im Wort Straus, Zwist, gebräuchlich, hieß damals eigentlich widerstreben, daher hier sträuben.. Ja den Schändern sol man jr schänden Selbs in jr eignen Busen wenden, Vnd wie vns lehret Salomon, Dem Narren antworten zu hon |
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15 | Nach seiner Narrheit, damit nitt Er sich für klug halt, nach seim sittWie sie zu thun pflegen.. Derhalben kan ichs nicht erlassen, Das ich nicht auch meß solcher massenSolcher maßen messen, d. h. solchergestalt ihm sein verdientes Maß geben. Einem Närrischen Lumpenschwetzer, |
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20 | Des Lands vnd der Stett Ehruerletzer^ Der neulich mit eim Schandgedicht Sich wider fromm Leut hat gericht, Ja selbs wider sein Nachbarschafft, Die Stat Straßburg vnd Eidgnosschaft, |
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25 | Vnd wider vil fromm Redlich Schützen, Durch sein vnflat sie zubeschmitzen, Vnd hat also sein Erbar leben Durch ein schandschrift an tag gegeben, Vnd sein witz außgschütt mit dem Prey, |
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30 | Das man jn jetzund kentErkennt. Fischart hatte nämlich, wie sich unten zeigen wird, erkannt, wer der Dichter obigen Schmähgedichtes war. darbey. 187 So trett du Preimaul nun herfür, Hör wie man dir den Prei nun rürWie er ihm in den folgenden Versen den Brei rühren werde. Du bist fürwar ein sauber Kund, Dein Prei hängt dir noch an dem Mund, |
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35 | Die händ sind dir damit noch bsudelt, Vnd dein Schreiben gar mit verhudelt; Derhalb geh hin, vnd wäsch dich vor, Vnd komm darnach vnd spitz das Ohr, Dann man wol weiß, das du dich hast |
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40 | Mit deim Prei drum vermummet fast, Auf das man dich nicht kennen soll, Vnd dich laß lauffen durch die RollVermöge deiner Maske.. Drum wäsch dich, eh du jman schändst, Vnd wisch das gsicht, eh einen plendstDer Sinn: er sähe so aus, daß man blind werden könne, wenn man ihn ansieht.. – |
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45 | Nun da er dannoch gwäschen ist, So sicht er etwas SchreiberischWie sich aus dem Folgenden ergiebt, hatte Fischart einen Schreiber zu Straßburg in Verdacht., Man muß jn dannocht nicht vexieren, – Er kan Notieren vnd Koppieren, Wir möchten sonst vns grob vergessen, |
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50 | Dann er kein heissen Prei mag essen. Nun weicht, das man jn sitzen laß! – Mein JackelDas Deminutiv von Jack, in Norddeutschland damals Jäck, ein Narr, Possenreißer, Geck., was hängt an der Naß?Nase. Der Sinn dieser Redensart muß sein, da er seine Nase von Koth gesäubert hat (s. V. 45.): wonach spitzest du deine Nase, was ist dir nun gefällig? Dafür spricht auch der folgende Vers. 188 Wie sollen wir nun Ehren dich, DasWeil. S. V. 10. – Ergänze du. den Prei rürst so säuberlich? |
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55 | Gwiß must deins Preis ein mulMust für mustu, d. h. mußt du ein Maul voll deines Breies. vol haben, Vnd dann zur SchelmenzunfftThomas Murner, der berühmt Gegner Luthers, besonders im Handel mit dem Könige von England, und einer der größten Satyriker des sechzehnten Jahrhunderts, hatte eine Satyre, Schelmenzunft, geschrieben. Da er aber selbst ein Mensch von schlechtem Character war, so gilt er gewöhnlich als Meister in jener Zunft. vortrabenIn der Schelmenzunft vorauftraben., Da krönt dein Nachbaur MurrnarrDa sein Name veranlaßte, ihn mit einer Katze zu vergleichen, so wurde er denn im sechzehnten Jahrhundert auch gewöhnlich mit einem Katzenkopfe und mit Krallen abgebildet, und des Namens erste Silbe, dem Bilde gemäß, von murren Murr geschrieben; die zweite dagegen in narr verwandelt. dich Zum Obersten Treckrüttler gleich. Willkomm du schöner Katverrürer!Kat ist unser Koth, daher Kothverrührer. |
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60 | Du Oberster Mundpreiprobirer! Man kent dich Reimendichter wol. Verzeih mir gleichwol jetzzumol, Das ich dich dautzDauzen, was bei uns duzen, jemanden durch du begrüßen., Ich muß die sachen Auff gut Schweitzrisch mit dir außmachen; 189 |
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65 | Jedoch kanst mirs nicht vbel messen, Dieweil ein SchulsackMan sagt nech jetzt: seinen ganzen Schulsack (was man alles in der Schule gelernt) anskramen. hast gefressenSo sagt man jetzt: die Weisheit mit Löffeln fressen., Darauf Lateinisch stund geschriben: Tu Asine, derErgänze du. Regel: Wenn schon ein Personalpronom. vorhergegangen, aus welchem die Person beim Verbum ergänzt werden kann, so fehlt das Verbalpronom. sehr oft. Beispiele sind sehr häufig. noch bist bliben. So dautz ich dich auff dein Latein, |
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70 | Welchs in deimVerkürzte Form für deinem. schandspruch oft mengst ein, Doch auf gut Schreiberisch verrüret, Als approbiret, Reseruiret, Vnd da du als ein Treckordnirer Rürst die Zürchische Consecrirer. |
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75 | Dein Latein kompt dich wolfeil an, Weil es auch an deim Prei muß stahn. Aber du hasts villeicht feciret, Das kein grob Schweitzer es sentiretGrob heißt hier schlicht, nicht so fein gebildet, und sentiret verstehn; denn ohne Zweifel würden sie ihn, falls sie den Verfasser erfahren, für diesen Uebermuth belohnt haben., Oder du hast villeicht timiret, |
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80 | Das man nicht den Katrütler spüretMerken. Der Sinn: Oder du hast vielleicht gefürchtet, daß man den Kothrüttler nicht einmal beachten möchte, weshalb du dich als einen gelehrten Mann hast kund thun wollen.. Dieweil dich dan gibst selbs zukennenNämlich: durch seine Schreiberfloskeln., 190 Wöllen wir dir dein lob nicht nemmenDes Reims wegen für nehmen., Sonder dich lan den Rüttler pleiben, Vnd von deim gdicht nu etwas schreiben, |
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85 | Doch auf gut Teutsch, vnd kein Latein: Dan wz Teutsch anfängt, soll Teutsch sein. Wie wöllen wirs aber anfangen, Das wir nicht vngonst hie erlangen Von vnserem sauberen Scribenten. |
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90 | Ich wolt ich könnt nach Murrnarr senden, Dem würd er nicht für vbel habenFür übel halten, übel nehmen., Wann er jm sagt vom NassenSprichwörtlich für betrunken. knaben, Vnd rüfetAusrufen steht für herausbeschwören, denn Murner hatte sich durch seine beiden Schriften: die Narrenbeschwörung, und vom großen Lutherschen Narren, wie ihn Thomas Murner beschworen hat, als einen guten Beschwörer kund gethan. jm den Wein wol auß, Oder schickt jm die Säu zu HausDie nämlich, welche er stechen wollte. Vergl. Schmachspruch V. 123., |
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95 | Dieweil er sein Landsmannus ist Vnd Zunftbruder zum faulen Mist. Aber weil wir jn nicht außgrabenAus der Erde nämlich. Murner war schon vor 1537 gestorben. Muß er mit vns für gut wol habenVorlieb nehmen, zufrieden sein.. So will ich nun gleich anfangs prangen, |
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100 | Gleich wie er selbs hat angefangen. – Groß wunder muß ich sagen frei, 191 Mit gonst, vom Narren vnd seim Prei, Den er jm hat im Elsaß kocht, Das er damit die Schweitzer pochtPochen, was unser trotzen.; |
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105 | Dan da er sie sah Hirßprei Essen, Wolt er jn zu leid Kükat fressen, Wolt eh zu einer KüprämPräm für Bräm, Brumme, Bremse rabanus, eine Art Fliegen, welche im Sommer die Kühe sehr plagen. werden, Dan das er zeigt Schweitzer geberdenDamals häufig für Sitten, Gebräuche., Vnd zog darzu kein Händschuch an, |
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110 | Wie sinst gezimt eim Schreiber, dan Der zart Händ hatIronisch. Zarte Hände, die nicht zum Rudern sich eignen., auf daß er nicht Besudelt sein schön Narren gsicht. Aber er hat geeilt so sehr, Damit er zeitlich fertig wer, |
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115 | Wan die Schweitzer von Straßburg kämen, Dz sie sein thorheit bald vernämen, Das einen an der Thur vnd Ill Also der giftig Neid verfüllVerfüllen zeigt das Uebermaß an., Das jm die Menschlich speiß erleid, |
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120 | VndNach und ist er aus dem vorhergegangenen im zu ergänzen. sich wie ein GauchkäferMistkäfer. Gauche ist eigentlich die Feuchtigkeit, welche der Mist absondert. weidLetzen, an dem Kothe nämlich., Oder das jn der Neid so plend, 192 Das er nicht Kat für Prei erkent. Seh, des ist sich zu wundern mehr, Als dis, des du dich wunderst sehr, |
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125 | Nemlich, das ein Mensch darf auß Neid, Dem andern Menschen nur zu leid, Auß MenschenAus einem Menschen. zum Katkäfer werden: Wie man dan sicht an deinen gberden, Das dir das, so die Menschen speisen, |
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130 | Mus (pfu der schand!) ein Thierkat heisen, Wie du es dann sehr oft vergleichst, Vnd an dem Kochen doch oft leugst. Aber nach Kat stinckt dir dein Maul, Drum meinstu aller Prei sei faul. |
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135 | WaAllgemein für wo. hastu dein verstand da stecken, Der all ding wilt so gnau außheckenIm Original außecken.? Soll dis eins Erbarn Mans witz sein, Wie du wilt gsehen sein zum schein? Vnd machst die Leut zum Vieh vnd stir? |
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140 | Warlich, vor witz wirstu zum Thir! Vnd istGehört. Nämlich: der Witz gehört der Vernunft eines Katrüttlers zu. eins Katrüttlers vernunft, Welche gehört in dSchelmenzunft. Ja einer Roßpräm sieDie Vernunft. zusteht, Die inn RoßfeigenPferdeäpfel d. i. Pferdemist. nur vmgeht! 193 |
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145 | Ein schand ists von eim solchen Man, Der sich nimtSich annehmen, so viel als sich halten für etwas. für ein Glehrten an. Glehrte han deiner sehr gros Rum: Gleich wie des Knoblochs eine Plum. Im Roßstall magstu han gstudirt, |
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150 | Daselbs man also KälberirtKälberiren, was kälbern. Letzteres gebraucht man, wenn ein erwachsener Mensch kindisch-albern sich benimmt., Vnd nicht bei vernünftigen Leuten, Die dis nicht für vernünftig deuten. Bistu so mächtig groß erfaren, Das gantz Länder schiltst vnerfaren, |
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155 | Vnd weist noch nit was kurtzweil ist, Wie man dieselb zur fröud zurüst? Vnd das man alsdann vil fürnimt, Welchs sich zur ander zeit nicht zimt? Vnd das, wan man einDer Accus. einen. lad zur fröud, |
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160 | SichDas Pronom man ist aus dem vorigen Verse vor sich zu ergänzen. anders erzeigt, als zu leid? Oder bistu derselb Fantast, Dem dWitz thut so groß vberlast, Das sieDie Phantasie. dich vor ängstigen anschlägenDie Ueberlast des Witzes möchte ihm die Hirnschale sprengen. Nicht lachen laßt, noch fröudig regen? |
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165 | Man sicht wol einIm Orig. steht nein, und nach nein ein Komma, was keinen guten Sinn giebt. an deim gedicht, 194 Das du nicht hastErgänze nach hast das unbestimmte Geschlechtswort ein. so ernsthaft gsicht, Weil ehSteht hier überflüssig. Am besten läßt es sich noch in dem Sinne von lieber nehmen. zu Kükat machst den Prei, Nur, das du habst zu Kälbern frei; SonderDieses sonder nimmt die Negation des 166. V. wieder auf. auß angenommenem Neid |
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170 | Hassest die kurtzweil frommer Leut, Vnd thust, wie alle giftig spinnen, Die das gut in gift kehren können, Vnd nimmer jnenSich. S. oben Glückhaftes Schiff V. 592. gfallen lassen, Wäs dise machen, die sie hassen. |
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175 | Aber der Gnidet pleibtSo viel als steht, trotzt. zu leid Dem Nider, das er drob abweidWeiden heißt fressen, zehren. Hier vom Verdruß gesagt, so viel als sich abärgern, da der Aerger im Innern des Menschen zehrt.. Ja, bist du also hoch erfaren, Das du vil Völcker hältst für Narren, Vnd weist nicht, oder wilt nicht wissen, |
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180 | Warum angsehen sind die Schiessen? Vnd wie man gmeinlich druf erscheint, Nämlich, als Nachbarn vnd gut Freund, Mit allerhand erfundner fröud, Zu bzeugen all Gutwilligkeit? |
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185 | Ja, bistu also glidertAlso ist hier verstärkend. – Gliedert verstehe geglidert, d. h. geschaffen. Am besten entspräche unser beschaffen in seiner ursprünglichen Bedeutung. Daber der Sinn: Bist du so wohl (an Verstand) ausgestattet, daß u. s. w. wol, 195 Das du hältst jderman für Toll? Vnd weist nicht, das es nicht ist Neu, Zu wetten auf ein heissen Prei, JnenDen Brei an weit ort Warm zulifern? |
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190 | Dan solchs noch gmein ist vilen Schiffern Vnten am Rein, vnd MöranstösenMeeranstößern, die an das Meer stoßen, an dem Meere wohnen., Wie ich wüßt vil Exempel dessen. Aber was darf mans vil bewären. Wie mancher Bot kan dirs erklären, |
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195 | Das er auf wettung hat in Eil Warm speiß gebracht vber vil meil! Ja hetst nur ein alt Weib gefragt, Es het dir vileicht auch gesagt, Das gleicher gstalt vor hundert Jaren |
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200 | Die von Zürch sint gen Strasburg gfaren, Vnd wie wol auch weißWeise. Im Jahre 1456 wurde der erste Versuch gemacht, diese Rheinfahrt mit einem warmen Hirsebrei in einem Tage zu vollbringen, und es gelang. S. Maurer a. a. O. S. 26. Leut da waren, Vnd mehr, als du Naßweiß, erfaren: Waren sie doch nicht Tadelsüchtig, Das sie gleich hielten für gantz nichtig, |
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205 | Was zur vbung, stärck, gschwindigkeit 196 Vnd Nachbarlichem willen leit. Auch, wie sehr es dich nun verdrieß, Vnd ob der Prei dirs hertz abstieß, So ist es dannoch wunderlich, |
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210 | Inn kürtzDie Kürze, d. h. kurze Zeit. zuthun ein solchen strichHäufig so viel als Weg, Reise., Nämlich, auf treisig Teutscher Meilen In neuntzehen stunden ereilen, Fürnämlich durch solch gfärlich Flüß, Wie Limmat vnd der Rein ist gwiß. |
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215 | Dann was selten pflegt zugeschehen, Das ist auch wunderlich zusehen, So wol als diß, welchs vor nie gschah, Oder welchs mancher vbersahDieser Vers ist aus der Meinung des Gegners gesprochen, denn Fischart widerlegt gleich darauf diese Worte durch die Aufforderung an jenen, er solle ihm ein solches Beispiel zeigen, wenn er dies für so gewöhnlich halte.. Trotz aberDer Satz hat Schwierigkeit, da im Originale nach erfahren ein Fragezeichen und nach aber ein Komma steht. Meiner Meinung nach muß nach Trotz aber ein Ausrufungszeichen stehn, und dann widerlegt Fischart mit diesem Ausrufe den vorigen Vers im Sinne von trotz aber dem, d. h. dem aber widerspreche ich. In dem Folgenden tritt nun ein hypothetischer Satz ein, dessen Bedingungsglied mit erfahren, und dessen Folgerungsglied mit V. 224 schließt, und der einen verneinenden Sinn hat. Die Ungenauigkeit der Interpunction der Alten erstreckte sich der Natur der Sache nach aber nicht auf das Fragezeichen, daher muß dasselbe stehn bleiben, und der Satz als fragendes Bedingungsglied angesehn werden; dann hat aber das folgende so die Geltung von gut, so u. s. w. – Der Sinn von erfahren ist demnach: bist du nun so sehr erfahren, so kundig solcher Thaten, gut so u. s. w.! bist so hoch erfaren? 197 |
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220 | So wett ich mit dir auf den NarrenD. h. so will ich der Narr sein. Wa mir ernennst an Ill vnd Thur, DerBezieht sich auf ein im Vorigen zu ergänzendes Demonstrativum. deßgleichen SchiffartD. h. eine Schiffart der Art. – Pronomina, die der Sinn erganzen läßt, werden häufig ausgelassen. erfuhr, Vnd solchs zuthun hab vnderstanden, Als hie die Zürchisch Bundtsverwandten. |
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225 | Wann es dir dann vngwonlich warDer vorige Satz war, wie bemerkt, negirend, und hatte gleichsam den Sinn: du hast dergleichen Schiffarten noch nicht gesehn. – Das es geht auf die ganze Begebenheit der Schiffart., Was schiltst dus dann so hönisch garSo überaus höhnisch.? Oder schmackt dir nichts als dein FeigenS. V. 144.? So wolt ich, das dus müst bezeugenNämlich: durch ein Beispiel.. Jdoch, weil die Schiffart verachtst, |
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230 | Denck ich, das du esFaßt den ganzen Satz auf, nicht das eine Wort Schiffart. drumb verlachst, DiwilBei Fischart gewöhnlich diweil. du mit geschwinderm griffDas Greifen. Hier: mit rüstigeren Händen, nämlich: als die Schweizer. Fuhrest inns Branden NarrenschiffSebastian Brant, geb. 1458, gest. 1520, war Rechtsgelehrter zu Basel, und schrieb verschiedene Satyren, unter welchen das hier benannte Narrenschiff die berühmteste. Brant, alle Verirrungen seiner Zeit strafend, ladet die Verirrten (Narren) in ein Schiff und schickt sie nach Narragonien (Narrenland). Inn Narragoni vnd Schlauraffen, 198 Da du dan allzeit hast zuschaffen, |
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235 | Vnd im Hafen rürst den CompaßFischart, auf die Schiffart nach Narragonien deutend, verwandelt Compost in Compaß. Compost (vom Lat. compositum) bezeichnet Eingemachtes; in einigen Gegenden aber vorzugsweise einen Milchbrei, der durch die Art der Zubereitung sehr lange schmackhaft bleibt. Hier geht es auf seinen Brei., Davon dir voll ist Mund vnd Naß. Vor solcher deiner Narrenfart Verstehst nicht, wa der Weiß hinfahrt. Vnd nicht deßminder, ob dir auch |
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240 | Der Neid zerreissen solt den Bauch, So must dein hertzenleid doch sehen, Das solche schiffart ist geschehen, Vnd zur not, wa es Gott thät schicken, Noch möcht einmal zum besten glücken. |
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245 | Vnd je gschwinder die Schiffart ist, Je leider gschicht dir auf deim MistNämlich: den du eingerührt und gegessen hast., Vnd je stärcker die Schweitzer rudern, Je meh muß dich der Neid erschudernErschaudern, so viel als erschüttern, und daher transitiv.. Würd doch dein armer Neid nit hindern, |
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250 | Das Nachbarn jren willen mindernIhre Unternehmungen mindern, d. h. Entschlüsse unausgeführt lassen., 199 Vnd freüntlich reisen nichtDieses nicht gehört zu das, nach hindern, dem Lat. prohibere, quominus, und prohibere, ne gemäß. zusamen, Welches kein friedsam Leut verdammen, DannHäufig für als. solch Misthummeln, wie du bist, Die stäts vnrühig sind im Mist, |
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255 | Vnd gern haben, das der Kat stinck, Vnd alles in ein hauffen sinckIn einen Haufen sinke, d. h. zu einem Misthaufen werde.. – Ey lieber schöner Guckinn HafenGuck-in-Hafen nach Guck-in-die-Welt gebildet. Ueber diese eigene Imperativzusammensetzung vergl. Grimms Gram. B. II. S. 691. 1020. und »zur Recens. von Grimms Gram.« S. 40–55. 59. 59–62., wo dieses Beispiel nachzutragen. Das doppelte n der Präpos. deutet hier auf den Artikel, der in solchen Zusammensetzungen gewöhnlich das d abwarf, und sich mit der Präposition vereinigte. Z. B. Guck in 'en Hafen, daraus Guckin'nhafen. Vergl. Glückhaftes Schiff 258., Was meinstu dann mit deinem strafen? Meinst, das vm dein Preimulitet |
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260 | Gehalten werd darinnIn deinem Strafen. für schnöd Die Gsellenschiffart zu den zeitenZu diesen Zeiten, d. h. jetzt. Bey vernünftig erfahrnen Leuten? Nein, sonder man wurdWird. S. V. 269. seinDer Gesellenschiffart. mehr achten, Je meh solch Neidhund sie verachten, |
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265 | Dieweil weiß Leut der Neid nicht plendWeil weise Leute der Neid nicht blendet., Sonder sehen auf das gut EndEndzweck., 200 Welchshalb die Schiffart an war gsehenWir sagen: ich habe mir einen Tag angesehen (festgesetzt) u. s. w., Als: vm Freuntschafft, so nit zuschmehen. Zu dem allweil der Rein wurd reissen, |
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270 | Vnd die Limmat jr Tück beweisen. Allweil wurd man die Schweitzer loben, Das sie, vngeacht beider tobenToben ist hier ein Substantivum., Beid flüß hand jnen gfölgig gmacht In eil durch streng arbeitsam macht, |
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275 | Durch Handuest vnuerdrossenheit, Wie dann gezimt Eydgnossen Leut. Sintemal man nicht hat erfaren, Das ob der Ill vor disen Jaren Solch Wagstück Leut begangen haben, |
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280 | On die, wie dus nennst, Schweitzerknaben. Du magst sie spotsweiß Knaben heisen, Sih, ob sie nicht den Mann beweisen. Doch haben sie des Worts kein schand, Dann jr Vorfahrn warn also gnant |
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285 | Von wegen jrer jungen Mannschafft, Die sie brauchten zu schutz der Landschafft. Auch haben deines gleichen Gsellen Wol in verloffenen Kriegsfällen Mit Plutig Köpfen oft erfahren, 201 |
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290 | Was die Schweitzer für Knaben waren. Vnd solch Mannheit sie noch erhalten, Dieweil sie volgen jren Alten, Vnd was dieselben thaten Redlich, Demselbigen nachsetzen weidlichBrav, tapfer. Daher tapfer nacheifern., |
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295 | Wie sie dann auch die Schiffart han Den lieben Alten nachgethan, Welche darum kein Narren waren, Wie du Narr sie schilst all für Narren, Dieweil keiner, der vnerfaren, |
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300 | Durch solche gfar würd sicher faren. Oder schiltst Närrisch du all Alten, So sich, wie solches magst erhalten Daheim bey deiner Priesterschafft, Die nur am alten wonWahn. Die alte Form hat sich in Argwohn erhalten. stäts haftHaftet. – Der Satz wird hier abgebrochen, da Fischarten einfällt, er habe noch wichtigeres mit ihm abzumachen.. |
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305 | Aber was darf ich erst vil wortAber was bedarf ich erst vieler Worte. Mit dir zerprechen an dem ort? Dan wan ich auf dein Lumpengflick, Welchs tausent in das hundert stückWelches das Tausendste in das Hundertste stickt., Solt antworten von stück zu stück, |
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310 | Wann würd ich färtig mit deim strick? Man würd meinen, ich tobtIn dem Toben liegt der Sinn ohne Grund, weil toben fast so stark als wüthen zu nehmen ist. mit dir. 202 Derhalben will ichs kürtzen mir, Vnd antworten auf etlich schmachSchmähungen. Man sieht hieraus, daß schmach damals noch im Plural gebräuchlich war., Die wol verdienten grösser Rach. |
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315 | Du nennst nach deiner GrobeseltetGrobe Eselei. Hier latinisirt Grobeseltet. Im Originale stand Grabeseltet; dawider spricht aber der allgemeine Gebrauch von grob und unten V. 400. Das Schiessen zu Straßburg gantz schnöd Ein Triumpf vnd ein Jubeljar. Ey wie triffst dus bey einem har! Ja, mit der Nasen in den Mist! |
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320 | Zwar mir nicht lieb vmb wenig bistZwar bist du mir nicht um Weniges lieb. Der Nachsatz beginnt mit V. 323., (Deinthalben der dich Römisch nennstDer du dich deinethalben Römisch nennen magst. – Worauf Fischart aber dieses stützt, weiß ich nicht, denn im ganzen Schmachspruch kommt keine Stelle vor, welche schließen läßt, daß er ein Römling war. Vnd andre Religion sonst schändst) Das du das Schiessen rhümst so sehr, Vnd gibst jm Heilig Römisch Ehr, |
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325 | (Wo anderst eim zur Ehr gereicht, Da man mit solchemHat keine bestimmte Beziehung, und deutet auf alles, was der römischen Kirche eigen. ein vergleicht). Ist dir Straßburg jetz worden Rom, Da jeder, wie man meint, wirt fromm? 203 Wie wilt dan derenDer Dativ des weiblichen Geschlechtsworts für der, wobei Kirche zu ergänzen. Vergl. oben Glückhaftes Schiff V. 166. widerstreben, |
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330 | Die dir kan bösen Ablaß geben? Weist nit, wan sich der frosch will streussen Gen dem Ochsen, muß er zerreissenIch entsinne mich keines ähnlichen Ausdrucks. Man muß zerreißen daher durch erliegen, ausreißen nehmen.? Ey wie hast dich, du mein Koppist, Der sonst im Prei verbissen bist, |
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335 | So grob verred im JubeljarDer Sinn: wie hast du dich so grob verredet, da du Jubeliahr gesagt hast., Welchs dich noch bringen möcht in gfar, Wann dich zu red dein Pfarrher stellt, Warum Straßburg für Rom hast gzehltZählen im Sinne von dafürhalten., Dieweil allein das Heilig Rom |
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340 | Hat macht zu einem Jubelkrom, Vnd du wolst ein New jrrthum dichtenEinen neuen Irrthum. Fischart hat nämlich im Sinn, es giebt in der röm. Kirche doch schon Irrthümer genug., Nach Straßburg die Walfart zurichten? Oder warumb dir hat ein Schiessen Ein Jubeljar nun heisen müssen? |
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345 | Vnd also Weltlich fleischlichaitFleischlichkeit. – Alle Adjectiva, auf lich ausgehend, bildeten noch im funfzehnten Jahrhundert durchgängig das Substantivum durch Anhängung von ait, und erst im siebzehnten Jahrhundert wurde allgemein die Silbe keit daraus: dagegen warfen die Adjectiva, die auf ig ausgingen, das g weg und hingen kait an. So Würdikeit statt Würdigkeit. Im sechzehnten Jahrhundert bestanden beide Formen nebeneinander. 204 Vergleichst mit höchster Geistlichait? Dann man möcht dencken, wie auf schiessen Man nach den PlätternBlatt d. h. Scheibe. pflegt zu schiessen, Also schieß man im Jubeljar |
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350 | Nach Seckeln biß sie werden klar, WelchsNämlich: wenn du das hättest damit sagen wollen. wer ein grosse Kätzerey, Dahin dich prächt der Neidig Prey. Aber such in deim Formular Da findst entschuldigung gleich par, |
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355 | Das, als es schribst, nit heimD. h. bei dir selbst. seist gwesen, Vnd von S. Vrbans plagSanct Urbans Plage ist sprüchwörtlich für Trunkenheit. Er war nämlich bei einigen Völkern Schutzpatron des Weins.. Vergl. Agricol. 498. warst bsessen, Welcher Heilig dein Nachbar ist, Vnd dir oft vnders Hütlin nistNistet. Man sagt noch jetzt: er hat sich etwas unter das Hütlein getrunken., Vnd fürnemlich dich häßlich ritt, |
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360 | Als deinen Prei hast außgeschütt, Vnd also nicht wußst, was du klaffstBellen. Fischart nennt ihn V. 264. Neidhund., Vnd wie dus mit der Nasen traffstS. V. 319., Darum du wol ein buß verschuldstNicht bloß verschulden, sondern stärker: auch den Lohn empfangen., 205 Wa anders du nur geduldstDer Sinn: wenn du nur Geduld haben willst.. |
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365 | Derhalben, wann ich Papst solt sein Im Jubeljar, welchs du führst ein, Legt ich dir auf kein ander Buoß, Als legt ein SäustrickEin Strick, welcher den Schweinen gewöhnlich an den einen Hinterfuß gebunden wird, um sie so leichter führen zu können. dir an fuoß, Vnd hieng ein Küschwantz dir auf dprust, |
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370 | Vnd brentNur im Sinne von brandmarken zu nehmen. mit deim Prei, deim vnlustAerger, den du an so harmlosen Freuden genommen. Unlust war damals Mascul., Dir heiß ein Zeichen in den Backen, Da müst du gnug an dein Prey schmacken, Vnd rüren dein PetroliumLat. petroleum, Steinöl, Catharinenöhl, Petersöhl. Hier Weiheöhl., Vnd ziehen zum Triumpf herum. |
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375 | Sih, werst nit auch wol eingeweihet? Solch Weih kein Bischof dir verleihet, Vnd ist vil schärpfer, als die Weih, Die du zu gibst dem heissen Prey, Da du schreibst, das man jn thät machen |
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380 | Auß Hirs, kat, Milch, drey gweichten sachen. Pfey außWas unser Pfui! Ausruf des Eckels. der schand! du Ertzvnflat SolstAm Ende dieses Verses steht im Orig. ein Fragezeichen, daher dieses sollen im Sinne von willst du, daß du heißen sollst, daß du genannt werden sollst? du heissen, geweicht demIm Orig. den. Kat? 206 Heltst also dein Religion, So magstu zu den Säuen gohn! |
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385 | Da findstu gnug derselben Weih, So wont ein Sau der andern bei. Hie sicht man dein schön erbar leben, Vnd was auf dein Wort ist zugeben; Dann wann ein ehrlich AderWir sagen: ein Fünkchen von Ehrlichkeit. hetst, |
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390 | Würdst schämen dich, das solches redst, Gschweig dz solchs schrifftlich strewest auß, Vnd wilt darzu gerümt sein drauß. Darumb wirt man mir hie verzeihen, Das ich so grob dich muß entweihen, |
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395 | Dan die Laug muß sein wie der KopfNämlich: den sie beizen soll., Der Keul, wie am Ast der Knopf, Ich muß die Mistflieg Mistflig nennen, Damit man lehr jr art erkennen, Ich muß eim solchen Grobian |
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400 | Die sach grob geben zuuerstahn. Billich, was einer eingeprockt hat, Das er sich dessen auch freß satt, Wie einer rüfet in den Wald Das es jm auch so widerhald. |
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405 | Jdoch wo dich desStatt der Präpos. über mit dem Accus steht im sechzehnten Jahrhundert fast immer der Genitiv ohne Präposition, so z. B. V. 406, und weiter unten V. 417. wolst beschwären, 207 Magst dich in kurtzem des erklären, So wöllen es verbessern wir Vm etlich stück zum besten dir. Aber es daucht mich gnädig gnug, |
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410 | Dieweil du so gar grob, on fug, Als der gröbst Baur, der nichts magMögen und können. Beide Formen waren im sechzehnten Jahrhundert gleichbedeutend mit posse im Gebrauch: jedoch mit einem Unterschiede: mögen, was unser vermögen, geht auf das Körperliche, können auf das Geistige. Daher entsprang aus jenem das Substantivum Vermögen, ans diesem Kunst. wissen, Vergleichst dem Jubeljar das Schiessen. Was ist für gleicheit zwischen beidenFischart war der entschiedenste Gegner des römischen Stuhls, und benutzt jede Gelegenheit, wo er denselben zum Gegenstand seines Witzes machen kann.? In eim find sich kurtzweil vnd freuden, |
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415 | Im andern der gröst ernst sich find, Da man berewen soll die Sünd, Da mancher kratzt im Kopf derUeber die Buße. Buß, Wann er so vil Gelts opffern muß. In eim Geistlich vbung bestaht, |
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420 | Im andern Kriegisch vbung gahtIm Sinne von vorgehen.; In eim kurtzweilt man vmb sein Gelt, Im andern man ein Buß drum stellt; In eim, wann einer etwas gwinnt, Sein satzgelt wider er verdient, |
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425 | Im andern muß man Gelt einbüsen, 208 Vnd darfür Brief vnd Plei geniesen; In eim gwinnts, der am besten schießt, Wann er schon nicht vil Gelts einbüßt, Im andern wer am besten zahlt, |
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430 | Gewinnts, wie vbel er sich halt; In eim sucht man nur guten willen, Im andern den Geitzsack zufüllen. Sichst also, lieber Jubelman, Das dein gleichnuß gehtDer Sinn: du siehst also, daß sich das Jubeljahr zu deinem Gleichniß verhält, wie u. s. w. In solchen Verbindungen hat angehen die Bedeutung von verhalten. eben an |
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435 | Gleich wie der Prei zu deinem Kot. Derhalben thät es jtz wol Not Wir hetten mit dir vnser Jubel, Vnd zögen dir an eine gugelGugel ist eine Kopfbedeckung, die noch jetzt von Frauen in einigen süddeutschen Gegenden getragen wird. Hier hat es die Bedeutung Narrenkappe. Diese Kappen hatten oben zwei herunter hängende Zipfel, an deren Ende eine Schelle befestigt war. Abgebildet findet man sie bei Brant im Narrenschiff., Vnd setzten auf ein Esel dich, |
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440 | Der gspalten wer fein hinder sich, Vnd geben dir in dHand sein schwantz, Krönten dich mit eim Nesselkrantz, Schmirten mit deim Prei dir den Rüssel, Zulecken allzeit etlich bissel, |
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445 | Schickten dich aus S. Lienhart, fort, Der dir außtrib dein Lästerwort, 209 Vnd den Narren, der dich besitzt, Vnd also auf dem Esel plitzt, Auf das du lehrntest baß erkennen, |
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450 | Wie ein Hauptschiessen sei zunennen, Nämlich: ein Nachbarliche fröud, Vnd nicht ein Römisch Jubelleid. Oder sind Schiessen Jubeljar, So sind jr warlich vil im Jar, |
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455 | Auch bei denen, die Römisch sind, Davon der Bapst doch nichts gewinnt. Dan die von Straßburg haben nit Erst angefangen disen sitt, Er war eh deines gleichen Narren |
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460 | Konten den Prei im Hafen scharren, Aber den Namen köntst baß geben Den Kirchweihen, darauf jr leben, Das sind die rechten Jubeltag, Da recht regirt Sant Vrbans plag, |
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465 | Da geht es zu gantz ordenlich, Wie etwan hab gesehen ich Auf dem schönen Zabern Messztag, Vnd andern, die ich nun nicht sag, Aber du merckst es on die schrift, |
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470 | Nämlich: die dein Sant Vrban stift. Nun, diß sei gnug vom Jubelfest, Davon du drum tribst so vil FestEine seltene Redensart Fest treiben, sie hat den Sinn: viel Erhebens machen von einer Sache. 210 Diweil nach deinem Teufels neid, Der vns auch stäts vergontVergönnen für misgönnen. So: verdeuten, wiewohl selten, für misdeuten noch bei uns. die fröud, |
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475 | Nicht sehen magst, das Nachbarleut Freundlich zusamen kommen heut, Bsorgst, das ander Leut freuntlichkeit Dir, Schadenfro, gereich zu leid. Oder meinst, das vileicht solch Leut |
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480 | Nicht werd sein, das sie han solch freud? So würd des WeerDesto weher. Des war allgemein im Gebrauch statt desto beim Comparativ. dir geschehen, Das solche Leut must frölich sehen. O wie fro sind wir arme Leut, Das du nicht Bapst bist worden heutZu dieser Zeit. Daher heute allgemein auf die Gegenwart., |
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485 | Du hetst gebotten sonst beim Bann, Das die BaurenFür Bürger häufig. Vergl. Frisch L. kein Schiessen han, Vnd das sie auch nicht lachen solten, Dan, wan sie dich anlachen wolten, Dich nämlich, mit deim Prei beschmirt, |
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490 | Der vnter freud den neid gern rürt, Ja das kein Baur kurtzum nicht hust, Wie sehr auch rüttelst deinen WustGeht auf seinen Brei., Wann du ein Fürst im Elsas hißst, 211 Gleich wie nur ein CalmäuserCalmäuser erklärt Frisch durch homo umbratilis, ein Mensch der sich am Tage wenig sehen läßt, und nur am Abende, den Fledermäusen gleich, ausfliegt. Dies ist aber nur die Grundbedeutung. Häufiger steht es im Sinne von Duckmäuser, ein ganz obscurer Mensch. bist: |
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495 | So hettest du zerstöret zwar Dises Straßburgisch Jubeljar. Derhalb sind gantz fro die Schützen, Das du nichts kanst als Federspitzen, Vnd Kat schleckenEtwas Köstliches so recht mit kleinen Bissen essen. S. Frisch. für Dinten lecken, |
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500 | Welchs sie dir gar wol lassen schmecken, Vnd wöllen dir zu danck bald schicken Ein Karch voll, dapffer dran zuschlickenWas oben V. 499. schlecken.. Ich wolt, wer Freud vergont den Freunden, Das er als leid erführ von Feinden, |
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505 | Vnd wer nicht gern sicht Leut beisamen, Das er gantz einsam müßt grißgrammen, Vnd wer nieman mag frölich schauen, Das er jm selber wer ein grauen; Dan des ist werd solch Teufelsart, |
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510 | Das jren, was jm, widerfartDer Sinn: daß ihr, der Teufelsart, dasselbe, was ihm, widerfahre.. Nämlich, das weil sie fröut das leid, Sie sitzt in stäter traurigkeit, Vnd müß ertauben vnd erplinden, Ander Leut freud nicht zuempfinden: 212 |
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515 | Wie dich der Neid dan hat geplend, Das du nicht hast die Ehr erkent, Die ein Statt Strasburg hat bewisen Willig alln Fremden auf dem schiessen, Auch dir, der dus vnwürdig warst, |
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520 | Wie du es jzunt offenbarst. Derhalben sagt man recht vom Neid, Er steh auch in vndankbarkeitD. h. er bestehe auch in Undankbarkeit., Vnd sei wie ein stinkendes faß, Welchs alls erstänk, was man drein faß, |
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525 | Das ist, verkehrEr verkehre u. s. w. die Gutthat auch Inn böses, nach der Spinnen prauch. Ain solches stinckend Faß du bist, Gschissen voll Nid, desTeufels Mist, Drum kanst nichts anders von dir speien, |
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530 | Als Teufels kat, schand, Maledeien. Dan ist das nicht ain Teuflisch Schänder, Der schänden darf ganz Stätt vnd Länder, Vnd aine Hohe Oberkeit, Die ain glid ist des Reichs gefreitDes gefreiten Reichs. Hier auf Straßburg zu beziehen.? |
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535 | Vnd er doch selbs will sein ain glid, Schänd also selbs das Reich damitDer Sinn: sogar auch damit schändet er das Reich (Straßburg), daß er sich ein Glied dessen bennennt.. Diweil aber du Reichsverletzer 213 Bist ein Koppist vnd Gerichtsschwetzer, So soll dir billich sein bekant, |
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540 | Was für straf gebürt auf solch schand, Vnd denen, die Schmachschrifften dichten, Vnd schmählich des Reichß Ständ ausrichtenSchmählich ausrichten für: durch Reden, Worte übel zurichten. Nämlich, das man sie strafet gleich Wie die Aufrürer inn aim Reich, |
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545 | Diweil sie durch jr Zung vnd schreiben, Wie jene durch gwalt, aufrur treiben, Vnd vnterstehn durch jr los schwetzen Die Leut inn einander zuhetzen, Vnd durch der Ständ verkleinerung |
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550 | Zu trennen der Ständ ainigung: Wie dan du Lugentrüffel thust, Inn dem du ausschütst deinen Wust Wider die EhrendeDie zu ehrenden. Ammaister Von Strasburg, die du nennest Kaiser, |
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555 | Ja Monarch, so herschen allein, So doch allda herscht die Gemein. Entweder nicht, du MunaffSollte eigentlich heißen Maulaff; Fischart spielt durch das Mun auf Monarch an, von dem jener geschwatzt hatte., waist, Was recht das Wort MonarchaGr. μοναρχια. haißt, Bist also der gmalt SchulsackeselS. oben V. 66., |
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560 | Welcher kain Kraut kent, als die Nessel, Oder du thust es nur zu schmach, 214 Verdinst deshalb wol ain scharf rach, Das dein Monarch der Henker wer, Vnd lehrt dich tadeln des Reichs Ehr; |
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565 | Dan Strasburg ja jr Freihait hat Von Kaisern, wie anderErgänze vorher ein. Reichstat, Das sie jr Oberkait besez, Doch nit zu Nachthail des Reichs Gsez, Wie du Neidhund führst ain gebell, |
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570 | Als ob sie die Welt fressen wöll; Sonder dem Reich zu Ehr vnd nuz, Vnd jrer Vndertanen schuz. Darum sind jr die freihaitFreiheiten. Die Declinationsendung fehlt nur des Verses wegen. geben, Deren sie Gottlob noch gelebenGeleben ist veraltet, hat hier den Sinn von genießen. |
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575 | Dir vnd deins gleichen zu aim Dorn Inn Augen, vnd zu laid dem zorn; Dann nieman haßt die Oberkeit, Als, der sich legt auf vppigkait, Gleich wie kain Vogel haßt das Licht, |
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580 | Als der auf Diebstal ist gericht. Oder, du Neidisch Teufelsgfider, Ist dir die Person so zuwider, Die damals hilt das Regiment Als man das Schiessen hat vollend, |
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585 | So zaigst du wol dein Neidig art, Die sich an vnschuld auch nicht spartD. h. sie vergreift sich., 215 Vnd nur haßt, was nicht ist jrs gleichen, Als die Frommen vnd Tugendreichen. Dann wz hat sie doch durchs gantz schiessen |
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590 | Gethan, welchs jman möcht verdriessen? That sie nicht freuntlich sich erweisen Allen fremden, wie sies noch preisen? Hat sie nicht selber mit geschossen Vnd gleiches vortail mit genossen? |
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595 | Wa hat sie sich erzaigt beschwärlich? War sie nicht allen Schützen EhrlichGegen alle herablassend.? Also das sie sich hant gefräut Ab seiner gegenwärtigkait? Was darfst du sein dan so vergessen, |
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600 | Der auf dem Schiessen selbs bist gwesen, Vnd hast solch freundtlichkait gesehen, Dz dus ain Monarchi darfst schmehen? (Dan ainem geben höhern Namen, Als aim gebürt, haißt ain beschamen.) |
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605 | Du Neidhund waist wol glegenhaitMan sagt, die Gelegenheit eines Orts erkunden. So hier: du weißt, wie sich alles verhält, wie alles steht., Was Straßburg hab für Oberkait, Vnd das kain Monarchi da sei, Sonder die Gmain regir da frei. Auch das nicht ain Person allain, |
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610 | Sunder die Burgerlich Gemain 216 Dis ehrlich Schiessen an hab gsehenIch habe mir einen Tag angesehn, sagt man noch jetzt. Daher hier angesetzt., Nach dem etlich mal geschehen, Das jnen etlich Stätt vnd Ständ Han, wie präuchlich, Kränz zugesend. |
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615 | Auch neulich auf dem Wurmsisch schiessen, Die sie dan nicht verwelken lisen, Sonder sie prachten an den tagD. h. sie nutzten die Kränze, indem sie ein Schiessen ansetzten., Wie jr Ausschreiben solchs vermagDer Sinn: Ihr Ausschreiben vermochte es, Schützen genug zusammen zu bringen, also ein Beweis, daß andre nicht, wie du, so schlecht von dergleichen Vergnügungen denken.. Noch speit dein Käl gift, wie ein schlang, |
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620 | Welche erstecken solt ain strang, Aber was soll ich ernst vil prauchen Mit Narren, die man nur soll stauchenStauchen hieß ehemals und noch jetzt so viel als etwas frei stehen machen, davon hier stehen lassen. Bei uns laufen lassen.. Ich mus darfür deinr thorhait lachen, Das du mainst, es kön sonst nit machen |
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625 | Ain Oberkait jr ainen Namen, On, wan erUm dieses er zu erklären, da Oberkait ein Femin., muß man aus dem Worte Oberkait sich den hohen Rath derselben herausnehmen. dSchützen rüf zusammen. Als ob nicht ander thaten weren, Die dis Hoch Amt nun längst her ehren, 217 Vnd Strasburg nit längst het ain Namen, |
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630 | Eh je die Schiesen noch aufkamen. Da sicht man dein Nasgrose wiz, Wie du seist so erfaren, spiz, Minder, als Ruprechtsauer bauren, Die meh inn jrm Schulthaiß erdaurenErdauren, ein veraltetes Wort, heißt erfahren, noch öfter erforschen. – Schultheiß steht hier in räumlicher Beziehung, nämlich für Gerichtssprengel, den er unter sich hat. |
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635 | Vnd du wilt, wais nit wo, sein gwesen, Weit vber Ruprechtsau gesessen, Als inn NarrwonFischart wählt die beiden Länder Arragon und Norwegen des Wortspiels wegen. Narrwon, wo Narren wohnen. Narrweden für Norwegen, wo das weden bloß des Reims wegen zu stehen scheint. Denn wollte man weden auf das niedersächsische Wede, die Wiese, beziehn, wofür Murners Gedicht Gauchmat (Narrenwiese) spricht, so läßt sich dagegen einwenden, daß Fischart doch sonst nicht in jenen Dialect hinübergeht. vnd Narrweden, Vnd kanst nicht baß von sachen reden, Warum ain Weise Oberkait |
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640 | Solch kurtzweil anricht vnd berait? Nämlich, zu guter freuntschaft pflanzung, Vnd Nachbarlicher lib ergäntzung. Haißst du dan nit ain schlimmer Schuster, Vnd eins Neidigen Narrens muster? |
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645 | Ich seh wol, du dörffst auch wol schlisen, Wan nun dein Landfürst hilt ein schisen, Das ers vonwegen Namens thät, 218 Auf das man von seim Namen Red, Gleich wie Kinder jr Namen graben |
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650 | Inn Wänd vnd GlockenKnaben besteigen gern die Thürme und schreiben ihren Namen an die Glocken. Vielleicht hängt es aber auch mit dem damals gebräuchlichen Worte klack, die Spalte, zusammen, oder auch jede Oeffnung. Dann stände es hier in der Bedeutung Thür, wie wir noch jetzt sagen Wand und Thür in derselben Verbindung., jn zuhaben. Ei, wie hast dus so fein getroffen! Ei das man zindZünden. Hier leuchten. Der Sinn: ihm schlafen leuchten. dem Herren schlofen! Damit ain schläflin er drauff thu, Vnd laß der Wiz ain wenig Rhu. |
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655 | Ich glaub du mainst, aim jeden sei, Wie dir Kathan mit deinem Prei, Den du darum hast angericht, Zusagen von deim Predigedicht, Wie man im Elsas find ein Schreiber, |
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660 | Der maisterlich zerrür die KleiberKleiben hieß kleben. Davon Kleiber so viel als Kleister, welches hier aber nur für Brei steht., Vnd welcherWer Sauersenf, d. h. Senfbrei. Senf wurde damals noch wie bei uns Kohl für langweilige Rede gebraucht. Vergl. Frisch Lex. Saursenf machen wöll, Das er dasselb Preimaul bestell, Der könn jm schaffen ainen NamenDer Sinn: der Schreiber könne sich bald in solcher Activität einen Namen erwerben; besonders, setzt Fischart ironisch hinzu, wenn man bedenkt, was er schon alles geleistet hat. 219 Inn vergleichung der ding zusammen: |
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665 | Den Kat zum Prei, Triumpf zum schiessen, Vnd kurzum des Haupts zu den füsen. Der würd noch inn die Chronich kommen Wie er die Zürcher wahrIm Orig. nahr. hab gnommen, Vnd sein pro rei memoria, |
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670 | Der ewig Thor inn MoriaFischart wirft die Silbe me fort, und behält Moria, griechisch μωρία, die Thorheit. Der Sinn wird deutlicher, wenn man vor dem Anfang des Verses als ergänzt.. Dann welcher nicht berümt mag werden Durch ehrlich Thaten hie auf Erden, Der sucht durch vnehr ainen weg, Auf das man von jm sagen mög, |
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675 | Wie diser, der ain Kirch verprant, Damit sein Namen würd bekant. Asso hast du die Leut geschänt, Auf das man dich Schandvogel kent, Vnd ain Vorbild der Schänder würstUnd du würdest., |
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680 | Die schand finden, darnach sie dürst, Die man am schänden kennen kan, Das sie auch vm mit schanden gahn. Aber solch Schänder nichts meh kränkt, Als das jr falsch Zung nichts verfängt, |
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685 | Vnd hat an Frommen minder kraft, Als wan ain Pfeil auf Eisen haftIm Sinne von trifft., 220 Oder als wan ain Wespe kummt, Vnd auf vnd ab lang vmher prummt, Vnd sich zu lezt stoßt an die Wand, |
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690 | Vnd fellt herab on widerstand. Also was hilfts, dich Hurnaus thummDich dumme Hornisse., Das du lang humst vnd prummst herum Mit schelten an standhafften Leuten, So es für PrämenschnurrenDas Gesumme einer Bremse. deiten. |
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695 | Was schadts aim Marmolstainin Bild, Wans ainer gaiselt oder schilt? Vnd was hat es dem Mör geschad, Das es Xerxes gegaiselt hat? Also was mag dein schmach verdunklen |
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700 | Bei hohen, die alles verfunkeln? Was reibst dich an die Oberkait, An deren man die Köpf lauft praitBreit laufen.? Waist nicht, wer vber sich will hauenHat die Bedeutung von Holz hauen., Dem fallen die SpänSpähne. inn die Augen? |
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705 | Vnd das man sich an Hecken reißt Vnd an dem NidernIm Orig. den Niderm. gras bescheißt? Solchs vnd dergleichen, schöner Aff, Solst, eh du schribst, han wol begaft, Weil du so weit wilt gwandert habenDie Verbindung von wandern in der Conjugation mit haben ist auffallend., 221 |
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710 | Auf deim Handwerk der Nassen knabenEin nasser Knabe wie nasser Bruder. d. h. trunken., Das du meinst andre Nationen, Allzeit wie Schnecken daheim wonen, So doch in die fürnembste Land Die Schweitzer werden in Krieg gsand, |
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715 | In die Land nemlich, da du Narr Selbs achtst, das man mehrteils erfahrErfahrung mache., Vnd ist solch erfahrnus im Krieg Mehr, als wan müsig man vmzügUmzöge, herumzöge. Mit sicherheit in Venus Haus, |
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720 | Vnd pring fremd sitten dan heraus, KönnNoch abhängig von als wan V. 718., wie jr Kunden, prechtig schwetzen Von NarrentädingHier Narrethei. Gewöhnlicher Narrengeschwätz. vnd von Metzen. Solches verderbt die alte Sitten, Welchs die Schweitzer han stets vermittenDes Verses wegen aus vermyden, vermeiden., |
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725 | Vnd darum noch mit alten Preuchen Iren Vorfaren Lob erreichenErreichen im Sinne von erlangen.. Deshalb solt man ausleutenEin Zeichen des Mißfallens. Hier ausläuten so viel als auszischen, auspfeifen. dir, Da du pringst Hemd vnd Socken für, Dan wer weis nit, dasNicht der Artikel, sondern die Conjunction. Schweitzerland |
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730 | Hart Volck ziecht, wie auch ist dz Land? Aber nach deiner Schreiber art, 222 Die man ziecht auf dem Küssen zart, Wilt du von andern auch vrtheilen, Gleich wie dein Weib mit dir mus geilenSich einer weichlichen Lebensart hingeben., |
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735 | Vnd dir dz Hemd ins Bett warm pringen, Vnd die NatrainNathrand. Die Frau soll ihm die Nath im Strumpfe pressen, pletten, zwingen, damit er nicht gedrückt werde. an socken zwingen. Drum läutet jm nur all Säuglocken, Das man ausläutAusklopfen. Dieses Bild ist von dem Schlagen des Klöppels in der Glocke hergenommen. die Schreibersocken, Dieweil er sorg trägt für die stisStöße für das Drücken., |
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740 | Vnd für die Händ nicht, die er bschiß, Als er, wie er von sich selbs meld, Schob Kükat, mit erlaup, innd zeltZelte, welche des Schießens wegen aufgeschlagen waren.. Diß iß wol, wie schreibst, leckerei, Vnd aine schleckhaft schälkerei, |
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745 | Welche die Schweizer sehr vexirt, Diweil jnDen Brei. du hast angerürt. Dan welcher ist, den nicht verdrißt Wann ainer Kat zu laid aim frißt? Du hetst noch wol ain andern bossen |
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750 | Können reissen den Eidgnossen, Wan du das Maul hetst gnommen voll, Vnd an die zelt gespritzet wol. O wie hetten sie gzörnt darzu, 223 Vnd dir vil gwünscht auß dem Land Mu. |
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755 | Ich wolt zur gdechtnus auf den MaienMain hieß sonst überhaupt eine schlechte That. Dieses Wort hat sich noch bei uns in Meineid erhalten. Die aufgelöste Form ist freilich ungewöhnlich, und sollte den Monat Mai verstehn lassen. Aber ich wüßte keine Beziehung, da das Schießen und die Schiffart im Juni war. Dich lan inn Küleim contrafaien, Vnd dein Nas gar schön drein visiren, Ja dich gar damit Balsamiren, Dan du bist mir nun nicht meh failFeil ist hier ironisch. Fischart will sagen: du bist mir so werth, daß ich dich balsamiren lasse., |
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760 | Weil du bist so bossirlich gail; Gewis man dich zuprauchen hat Für ein kurzweil vnd vnflats RhatWörtlich: für einen Rath des Unflats., Vnd hettens die von Strasburg gwißt, Sie hetten wol ains Narren gmißt, |
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765 | Vnd dich damals behenkt mit Schellen, Diweil du doch kanst Reimen stellen. Nicht das ich dich vexiren thu, Dan du bist mir zu lib darzu; Jdoch darf ich dich wol vexiren |
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770 | Dan du laßst mir noch nicht mandiren: – Gleich, wie du sagst, das man mandirt, Das man die FremdeDie Fremden. nicht vexirt, Welches doch erstIm Schwäbischen noch jetzt so viel wie gerade, durchaus. sehr billich wer, 224 Vnd anderswo ist präuchlich sehr, |
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775 | Wo anders bist in Fremde gwesen, Wie du dich mächtig ausgibst dessen. Dan man die Fremde soll empfangen, Wie man von jn will gonst erlangen. Vnd welchen Prei selbs nicht magst fressen, |
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780 | Sollst auch aim andern nicht zumessen. Wolan! ich haltBezieht sich auf den oben V. 770. erwarteten Befehl; daher halten für harren. lang auf dein libDein lieb, für: dich, ein brieflicher Ausdruck., Dein Prei würd schir vom rüren trüb, Pringt dir Katrüttler schir den schnuppen. Mein, wolst jn ain klains vbersuppenKosten, schmecken. Gebräuchlicher war supfen., |
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785 | Weil der Mundpreicredentzer bist, Ob er Prei oder Kat nun ist. Gleichwol verzeih mir mein vnglimpf, Das ich zu bekant mit dir schimpf, Ich meint es gut, on scherzen, frei |
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790 | Dich auszuwäschen von deim Prei; Dan mich gedauret hast gar fast, Das dich damit verwüstetHier besudelt. So kommt wüst noch oft im süddeutschen Dialect vor. hast, Vnd verglichen die Menschenspeis ZumVergleichen zu etwas für mit etwas. Viechkat, vnflätigerweis, |
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795 | Auch das die Schiffart, rümlich gschehen, 225 Darsst vngegründter sachenUngegründeter Weise sagen wir. schmehen, Vnd thun, wie der Neid, so nur lacht, Wan ein Schiff vntergeht vnd kracht. Auch dz schiessen, bedacht auf freundschaft, |
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800 | HässigNoch abhängig von darfst du V. 796. deüten auf trotz vnd feindschaft, Auch deine aigne Nachbarschaft Schänden aus Neid gantz lugenhaft Vnd beschmaisen mit Neidig gift Ain Oberkait, vom Reich gestift, |
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805 | Ja, allenthalb erzaigst dein Neid, Vnd dein lust zur vnainigkeit: So mußt ich dem Bellenden Hund Ja stopfen mit seim Prei den Mund, Vnd jneJne für ihn des Verses wegen. zalen mit der Münz, |
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810 | Mit der er andern zalt die zins. Hetst du gespart den Atham dein, Damit dein Prei zuplasen fein, Vnd dein Maul gestopft mit deim Kat, Het ich dir nicht thun dörfen Rhat |
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815 | Mit ainem Katgschmirten Gebiß, Welchs dein zung hilt im zaum gewis, Wiwol inn manchem Wort vnd stück Sie wol verdinet ainen strick, Fürnemlich, da du treibst dein gspött |
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820 | Mit Oberkait der Land vnd Stätt, 226 Vnd gern wolst die lib Eidgnosschaft Verklainern bei der Nachbarschaft. Waist nit wer wol redt, hört auch wolErklärt sich durch den folgenden Vers. Jder, wie er säyt, mäyen soll? |
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825 | Wann die Hurnaus die Binen plagt, Würd sie von Binen auch gejagt: Wann du werest ain erbar Man, Nämest dich nicht des schändens an, Niman het dich ein Narren gschezt, |
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830 | Wan nicht geredt hetst vnd geschwezt. Wan die Buzschär aufreißt das Maul, So sichtSehen im Sinne von wahrnehmen. man erst, das sie stinkt faul. Aber villeicht wolst aim hofieren Mit deim preirüren vnd kälbriren, |
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835 | So hast dus mächtig gut gemacht, Das man jetz allenthalb dein lacht, Das ein Muck will ain Seul vmstosen, Die sie doch aufrecht stehn mus losen, Vnd will sein arm Rachgir vnd Neid |
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840 | Beweisen in dem, welchs nichts deit; Deshalben mußt man dich bkräntzen Mit Dannzweigen vnd Eselsschwäntzen, Vnd dich außstreichen vnd schön molen Mit deinem Prei, mit speck vnd Kolen. |
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845 | Ich hab die Sau, darein du stichst, 227 Nicht können bschwären, wie du sichst, Sonder im Sauschären vnd stechen Wöllen wir dich den Maister rechenDich als den Meister rechnen d. h. dafürnehmen.. Du stichst weit hinein inn aim Jor, |
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850 | Stech jmmer fort, sie lauft emporEtwa so viel als: sie läuft dir zur Hand., Aber die Sau mußt sengen ich, Die schick ich dir jetz zu dem stich, Vnd will himit geworfen han Vnter die Hund, so bellen an, |
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855 | Vnd welcher würd getroffen hie, Der mag sich lasen hören frü, Den wollen wir als dan aufs frisch Empfangen auf grob Schweitzerisch. |
Syr. XII.
Ain falsch Neidisch herz ist wie ain Lockvogel auf dem Kloben, und lauret was er schänden mög. Dann was er guts sihet, deutet er aufs ärgst, vnd das best schändet er aufs höchst: Hüt dich vor solchen Buben, sie haben nichts guts im sinn.