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Die Tätigkeit als Kuhhirt dauerte für Doll nicht lange, dann bewirkte es eine ganze Kette von Zufällen, daß er vom russischen Kommandanten der Stadt zu ihrem Bürgermeister und zum Bürgermeister des ganzen umliegenden Landes gemacht wurde. Dazu kam es in diesen so veränderten Zeiten: der meistgehaßte Mann der Stadt wurde zum Regenten seiner Mitbürger.
Mit den Zufällen begann es aber so, daß eines Nachts über den Zaun des Dollschens Grundstückes ein Rucksack geworfen wurde. Es war ein Wehrmachtsrucksack, und er enthielt die Uniform eines höheren SS-Führers. Den lieben Nachbarn, die dieses Kuckucksei in das Dollsche Nest legten, war der Besitz dieser Uniformstücke bei den stets gründlicher werdenden Haussuchungen wohl zu gefährlich geworden. Warum sie in den Rucksack zu der Uniform nicht noch ein paar Steine taten und ihn dann in dem so bequem liegenden See versenkten, das ist ein Sonderkapitel: es spricht ohne viel Worte ebensosehr für den Anstand der Nachbarn wie für die Beliebtheit Dolls.
Der ahnte natürlich nichts von dieser auf seinem Grundstück liegenden Morgengabe. Er wachte und versank endlich in seinen nun schon fast gewohnten kurzen Sorgenschlaf. Aus diesem Schlaf wurde er diesmal vor Tau und Tage von einer russischen Patrouille geweckt, die sehr böse auf ihn war. Zuerst verstand er gar nicht, was sie von ihm wollten, und es gab eine böse Viertelstunde, bis er begriffen hatte, was dieser Rucksack und diese SS-Uniform für ihn bedeuten konnten: Dolls standen in dem Verdacht, einen SS-Offizier versteckt zu haben! Das ganze Haus, der Boden, die Schuppen wurden um und um gedreht, und wenn sich auch keine Spur von dem Flüchtling (den es ja auch gar nicht gab) fand: Doll wurde doch auf einen zweispännigen Jagdwagen gesetzt und in die Stadt auf die Kommandantur gefahren! Von rechts wie links bewachten ihn Maschinenpistolen. So sahen ihn seine Mitbürger, und bestimmt empfanden sie kein Mitleid bei diesem Anblick, einmal, weil sie alle eigene Sorgen genug hatten, zum andern aber, weil Dr. Doll eben der Dr. Doll war. Gerne gönnten sie ihm alle erdenklichen Schwierigkeiten!
Es gab aber auf der Kommandantur keine mehr: da war ein Offizier, der die Vernehmung leitete, und da war ein Dolmetscher in Zivil, der Dolls Aussagen übersetzte. Nun, da er hinter das Geheimnis des so tückisch abgelegten Rucksacks gekommen war, entblödete sich Doll auch nicht, die Aufmerksamkeit der Russen auf jenes Nebenhaus zu lenken, in dem die Frau des SS-Führers wohnte, die übrigens ebenso boshaft wie dumm gewesen war, denn die Herkunft dieser Uniform mußte ja immer entdeckt werden. Eine Viertelstunde später durfte Doll wieder nach Hause gehen, in die Arme seiner etwas bänglich wartenden Familie zurück.
Der nächste Tag war »Der Tag des Sieges«, er war arbeitsfrei. Die gesamte Bevölkerung hatte sich auf dem Platze vor der Kommandantur zu versammeln, der russische Kommandant würde eine Ansprache halten. Als Doll mit seiner Frau den Platz betrat, stand da mit seinem Dolmetscher eben jener Offizier, der ihn am Vortage vernommen hatte. Doll grüßte höflich, die beiden betrachteten ihn ernst, nachdem sie zurückgegrüßt hatten, und flüsterten miteinander. Dann wurde Doll herangewinkt, und der Dolmetscher fragte ihn namens des Offiziers, ob er es sich wohl zutraue, über die Bedeutung dieses Siegestages zu der deutschen Bevölkerung zu sprechen.
Doll antwortete, er habe solche öffentliche Ansprache bisher wohl noch nicht gehalten, aber das Vertrauen habe er schon, daß er das nicht schlechter machen würde als ein anderer. Darauf wurde er in die Kommandantur geführt – sein Weib hatte draußen unter dem wartenden Volke zu bleiben –, man setzte ihn in ein Zimmer des oberen Stockwerkes. Durch eine Glastür sah er den Kommandanten vom Balkon sprechen, und der Dolmetscher flüsterte Doll ein paar Stichworte, was etwa zu sagen wäre, ins Ohr. Dann wurde es in dem Zimmer ganz still, draußen sprach noch immer der Kommandant. Er war ein kleiner Mann mit einem blassen, bräunlichen, hübschen Gesicht, eine richtige Reiterfigur. Die weißen Handschuhe, die er sonst an den Händen trug, hatte er jetzt ausgezogen; er hielt sie in einer Hand, und manchmal unterstrich er mit ihnen einen Satz, den er gesagt hatte. Der Kommandant sprach immer zwei oder drei Minuten lang, dann machte er eine Pause und gab dem Dolmetscher Gelegenheit zum Übersetzen. Aber die Übersetzung dauerte kaum eine Minute, wie das meist bei ungenügenden Dolmetschern der Fall ist. Manchmal tönte aus der nicht sichtbaren Tiefe ein Bravogeschrei.
›Na, wartet nur!‹ dachte Doll ärgerlich. ›Es ist doch kaum drei Wochen her, da habt ihr noch »Heil Hitler!« geschrien und habt vor der SS gekatzbuckelt und habt im Volkssturm euch Ämter zugeschanzt – ich werde es euch nachher schon sagen, was ich von euerm jetzigen »Bravo« denke!‹
Trotzdem fand er, daß es reichlich warm sei. Gewiß, es war ein schöner Maitag, aber es war erst morgens zehn Uhr, doch schon stand der Schweiß auf seiner Stirne. Der Dolmetscher neigte sich wieder zu ihm und fragte, ob Doll etwa aufgeregt sei –? Ob er vielleicht ein Glas Wasser wolle –?
Lächelnd meinte der Gefragte, ein Glas Schnaps sei ihm lieber. Darauf wurde er unverzüglich in die Offiziersmesse gebracht und ihm ein ganzes Wasserglas sehr starken Wodkas eingeflößt.
Fünf Minuten später stand nun er an der Brüstung des Balkons, wenig hinter ihm der Kommandant mit seinem Dolmetscher, der nun die Dollsche Rede zu übersetzen hatte. Es gab übrigens noch mehr Offiziere auf dem Balkon, Offiziere, die Doll in den nächsten Wochen noch recht genau kennenlernen sollte. Aber in dieser Stunde sah er sie nicht, er sah nur die Menschen unter sich, eine große Menge, seine Mitbürger, die alle erwartungsvoll die Gesichter zu ihm erhoben hatten.
Zuerst verschwammen diese Gesichter zu einem einzigen grauweißen Strich über dem dunklen, breiten Band der Kleidung. Dann, während er die ersten einleitenden Sätze sprach, unterschied er plötzlich die einzelnen. Während er noch ein wenig besorgt auf seine Stimme lauschte, die nie sehr stark gewesen war, jetzt aber doch den Platz unter ihm gut auszufüllen schien, entdeckte er plötzlich auch seine Frau, fast direkt zu seinen Füßen. Da stand sie, rauchte mit der ihr eigenen Unbekümmertheit ruhig eine Zigarette, und die Nächststehenden hielten sich in einer kleinen Entfernung von ihr, während doch sonst alles auf dem Platz dicht an dicht stand. So bestätigten sie auch jetzt, wissentlich oder unwillkürlich, jene Isoliertheit, in der beide Dolls stets in diesem Städtchen gelebt hatten, und in der, allen Augen nun sichtbar, sich Doll selbst in dieser Minute auf dem Balkon der Kommandantur befand.
Er nickte, ohne sich zu unterbrechen, ihr allein merklich, hinunter, sie lächelte zurück und hob die Hand mit der Zigarette, ihm zum Gruße. Sein Blick glitt weiter, er blieb haften auf dem graubärtigen Gesicht eines nationalsozialistischen Stadtvaters, eines Baumeisters, eines stillen Mannes eigentlich, der aber immerhin seine Parteistellung listig dazu mißbraucht hatte, seine Konkurrenten nah und fern um die eigene Existenz zu bringen. Nicht weit von diesem Manne stand ein Kleiner, mit einem sowohl durchtriebenen wie brutalen Gesicht: er hatte die Parteibeiträge kassiert und dabei den Spitzel für die Bonzen gemacht, diese Bonzen, die alle in die westliche Zone entflohen waren . . .
Doch blieben noch genug von den Kleineren: da der Postsekretär, der den Wachtmeister im Volkssturm abgegeben hatte, dort ein Schullehrer, gefürchteter Denunziant, der Bahnhofswirt Kurz, Tyrann und, wie es sich nun herausgestellt hatte, auch Spitzel, und nun – Dolls Augen leuchteten auf – dicht beieinander, mit beinahe spöttischen Mienen wie bei einer Schmierenaufführung zwei Frauen, Frau und Tochter jenes SS-Führers, dessen Uniform ihm gestern früh beinahe noch Verderben gebracht hätte.
Doll lehnte sich vor, er sprach schneller, lauter, er redete nun von den Zeiten, die eben noch gewesen waren, ihren Nutznießern, den Schuldigen und Mitläufern. Und während er immer weiter sprach, während sie stur, als könne keiner von ihnen gemeint sein, ihr »Bravo« und »Sehr richtig!« riefen, fiel es ihm auf, wie verändert diese Mitbürger doch aussahen. Es waren nicht nur die bleichen Gesichter, von Angst, Sorgen, Kummer und Nachtwachen gezeichnet, es waren nicht nur jene, die, dem ersten Anprall auszuweichen, tagelang in der Forst gelegen hatten und deren Kleider jetzt verblichen und zerschlissen aussahen – nein, alle hatten sie plötzlich etwas Bettelhaftes, Abgerissenes an sich, alle schienen sie viele Stufen in der sozialen Rangleiter hinabgestiegen, hatten aus irgendwelchen Gründen eine lebenslang behauptete Position aufgegeben und sich ohne Scham aufgestellt zwischen den andern Schamlosen: so sahen sie wirklich aus, möge es jeder nur sehen, so hatten sie immer ausgesehen, wenn sie alleine mit sich gewesen waren. Es gab nichts mehr, das der Mühe des Versteckens wert gewesen wäre, bei diesen Menschen aus einem Volk, das seine Niederlage ohne alle Würde, ohne eine Spur von Größe ertrug.
Da war der dicke Hotelier mit dem sonst weingeröteten, feisten, lächelnden Gesicht, jetzt war es fahl, verdüstert von einem tagelang nicht rasierten Bart. Und seine bigotte Frau, die sparsame Hoteliere, die den Ärmsten noch um die Pfennige gekniffen hatte, und die am liebsten jede Tüte nachgewogen hätte, sie, die immer nur in sackartig geschnittenen schwarzen oder grauen Kleidern gegangen war, jetzt trug sie ein ehemals weiß gewesenes Tuch um das Gesicht, das an die Zahnschmerzentücher Wilhelm Buschs erinnerte. Über ihrem dürren Leib saß jetzt eine blaue Schürze, wie sie die Waschfrauen tragen, und um die Hände hatte sie sich schmuddelige Mullbinden gewickelt.
›Hat sich selbst aufgegeben, ist verloren, dieses Volk‹, dachte Doll. Er hatte im Eifer seiner Rede aber nicht die Zeit, an sich selbst zu denken, der doch privatim in einer ganz ähnlichen Lage war. Er brachte ein Hoch auf den 7. Mai, die Rote Armee und ihren Generalissimus Stalin aus, er sah sie schreien und jubeln (denn es war ihnen neben Gerechtigkeit und Freiheit auch Brot und Fleisch versprochen) und die Arme erheben, viele noch den rechten, in der Art, die ihnen seit Jahren eingedrillt war.
Auch dem Kommandanten und seinen Offizieren schien die Rede nicht mißfallen zu haben. Doll wurde aufgefordert, mit seiner Frau in der Offiziersmesse ein Glas mitzutrinken. Die Wodkagläser schienen noch größer, der Schnaps noch schärfer geworden – und es wurde nicht nur ein Glas getrunken. Als Doll mit seiner Frau durch die sonnenhellen Straßen heimwärts ging, schwankten sie beide ein wenig, Doll aber stärker. Gottlob saßen die Kleinstädter noch bei ihrem Mittagessen, und alle verdammten sie den an ihren Fenstern Vorübergehenden seiner Rede wegen als Überläufer und Verräter, und alle hätten sie so gerne an seiner Stelle gestanden!
Schon ziemlich außerhalb der Stadt, wo es kaum noch Häuser gab, auf jener, durch dünnen Laubwald führenden Straße, die offiziell nur den Namen »Kuhdamm« führt, kam Doll ins Stolpern. Der Wodka bewirkte es, daß er, da er nun doch einmal stolperte, auch hinfiel, und daß er liegenblieb, wie er gefallen war. Er schlief ein. Frau Doll sprach dem Manne, der doch immer weiterschlief, gut zu, sich aber selber nach ihm zu bücken und ihn aufzuheben, das wagte sie nicht. Auch sie fühlte sich ihrer Beine nicht mehr sicher. So versuchte sie es mit einem Tritt in die Seiten, aber dieser Tritt, der sie fast zu Boden gebracht hätte, konnte den Schläfer nicht erwecken.
Die Lage war schwierig. Gute zehn Minuten Weg waren noch bis an ihr Heim zurückzulegen, und wenn sie selbst sich diesen Weg schließlich zutraute, so widerstrebte es ihr doch, den Mann auf der Straße liegen zu lassen als einen ausgezeichneten Anlaß zu neuem Geklatsch unter den Kleinstädtern. Zum Glück beider Dolls tauchten jetzt zwei russische Soldaten auf der Straße auf. Frau Alma winkte sie zu sich und gab ihnen mit wortreichen Pantomimen zu verstehen, was geschehen war und was zu geschehen hatte. Ob die beiden Russen sie nun verstanden oder nicht, für den trunken schlafenden Mann hatten sie jedenfalls Verständnis. Sie luden ihn sich auf und trugen ihn in sein Heim. Lachend nahmen sie Abschied von der jungen Frau . . .
Wenn die aber gedacht, jetzt sei das Gerede im Nest vermieden, so hatte sie sich wieder einmal geirrt. In solcher Kleinstadt hat alles Augen, sogar der »Kuhdamm«, an dem »eigentlich gar keine Häuser stehen«, und was nicht gesehen wurde, das erfand man. Gleich lief ein Gerede von Haus zu Haus, mit Spott und Triumph wurde es weitererzählt: »Der Doll, dieser Kerl, der sich mit seiner Rede bei den Russen hat anschmieren wollen, ist aber schön reingefallen! Wissen Sie es schon –? Sie wissen es noch nicht –?! Also, hören Sie: diese Rede hat den Russen so wenig gefallen, daß sie ihn ganz hübsch zuschanden geprügelt haben! So schlimm haben sie ihn verhauen, daß er nicht mehr hat gehen können, zwei russische Soldaten haben ihn nach Haus tragen müssen! Er wird wohl lange liegen – recht ist dem Kerl geschehen –!«
So wurde es erzählt, und so wurde es nach Kleinstadtweise auch allgemein geglaubt, selbst von jenen, die in den Mittagsstunden Herrn und Frau Doll an ihren Fenstern hatten vorüberwanken sehen. Groß war der allgemeine Triumph, um so schmerzlicher war es dann, noch nicht eine Woche später erfahren zu müssen, daß derselbe zuschanden geprügelte Doll vom russischen Kommandanten zum Bürgermeister ernannt worden war.
Allerdings gab es von diesem Augenblick kaum einen, der sich nicht umgestellt und entdeckt hätte, daß er eigentlich immer viel von Doll gehalten und ihm immer alles Gute gewünscht hatte. Nachdem sie das ihren Nachbarn und Freunden etwa ein halb dutzendmal erzählt hatten, glaubten sie es selbst und hätten jeden einen Lügner und Verleumder gescholten, der sie an frühere Worte über diesen selben Doll erinnert hätte.
Doll aber hatte den Bürgermeisterposten nicht gerne angenommen, erst als es ihm befohlen worden war. Nie war er ein Mann des öffentlichen Lebens gewesen, und nun schon gar kein Beamter, und weil er einmal, vom Wodka befeuert, eine Rede gehalten hatte, so hieß das noch nicht, daß er Lust hatte, weiter als öffentlicher Redner zu wirken. Zudem befand er sich, wie schon berichtet, zu jener Zeit in einer schweren inneren Krise. Unglaube, Zweifel an sich und der Umwelt quälten ihn, eine tiefe Mutlosigkeit lähmte seine Kraft, und eine nichtswürdige Apathie störte sein Interesse an jedem Vorgang auf dieser Welt. Zudem sagte sein Instinkt ihm, daß dieses Amt, durch das Wohl und Wehe seiner Mitbürger ihm in die Hand gelegt wurden, ihm selbst wohl nur Kummer und Sorge und übermäßige Arbeit bringen würde. Seine Frau sagte: »Wenn du Bürgermeister wirst, dann geh ich in den See!« Als er es dann auf Befehl wurde, tat sie's freilich nicht, sondern blieb bei ihm, lebte nur für ihn und suchte ihm die wenigen Stunden im eigenen Heim so schön wie nur möglich zu machen. Aber das eigentliche Zusammenleben war vorüber.
Denn Doll hatte es ganz richtig vorausgesehen, daß seine Bürgermeisterei ihm wenig Freude, wohl aber unendlichen Ärger und Sorgen bringen würde. Eine kaum zu bewältigende Fülle von Arbeiten stürmte auf ihn ein, und wenn sein Bezirk mit dem Städtchen und den rund dreißig Landgemeinden auch nicht groß war, von morgens bis weit in die Nacht mußte er doch arbeiten – und länger kann das auch der Oberbürgermeister der größten Weltstadt nicht. Es war unendlich viel neu aufzubauen, zu regeln, einzurichten und zu schlichten, und es gab so gut wie nichts an Hilfsmitteln: alles war von den Nazis und der SS ausgeraubt und zerstört, sogar der Wille zur Mitarbeit unter den Einwohnern. Sie waren so böse, so kleinlich, so auf das eigene Ich bedacht, sie mußten befohlen, geschoben, oft mit Strafen bedacht werden. Hinter seinem Rücken taten sie dann alles, was sie konnten, der allgemeinen Sache zu schaden und sich zu nützen. Ja, oft taten sie sogar Schaden aus reiner Schadenfreude, ohne jeden Eigennutz.
Aber all das hatte Doll so ungefähr vorausgesehen, und wenn sie widersetzlich und bösartig waren, so stachelte ihn das eher an, und einen Rückhalt fand er immer bei den Offizieren der Roten Armee. Dort wurde auf weite Sicht geplant und vorausgearbeitet, dort dachte man nicht nur an das Heute. Was Doll aber nicht vorausgesehen hatte, war eine neue Einbuße seines Selbstgefühls, auch bei dieser Arbeit verlor er etwas von dem festen Bestand seines inneren Seins. Es war wirklich so, und dieses Gefühl wurde je länger je stärker, selbst jetzt im tätigsten Leben, als solle Doll – und vermutlich mit ihm sehr viele Deutsche – nun auch des letzten inneren Besitzes beraubt werden. Nackt und leer sollten sie dastehen, mit den Lügen, die man ihnen ein Leben lang als tiefste Wahrheit und Weisheit eingetrichtert hatte, sollte auch der Eigenbesitz an Liebe und Haß, Erinnerung, Selbstachtung, Würde verlorengehen. In diesen Stunden zweifelte Doll oft, ob die Leere in seiner Brust sich je wieder füllen würde.
Da war er nun zwölf Jahre hindurch von den Nazis schikaniert und verfolgt worden, sie hatten ihn vernommen, verhaftet, seine Bücher mal verboten, mal erlaubt, sein Familienleben bespitzelt, kurz, sie hatten ihm jede Lebensfreude genommen. Aber aus all diesen kleineren und größeren Verletzungen und aus all dem, was er an Gemeinheiten, Schändlichkeiten, Abscheulichkeiten in diesen zwölf Jahren gesehen, gehört, zwischen den Zeilen der prahlerischen Nachrichten und Leitartikel gelesen hatte, aus all dem war ein dauerhaftes Gefühl entstanden: ein abgrundtiefer Haß gegen diese Vernichter des deutschen Volkes, ein Haß, der so tief saß, daß ihm nicht nur die Farbe »Braun«, nein, daß ihm schon das Wort »Braun« widerwärtig geworden war. Er überstrich, bemalte in seinem Bereich alles Braune, es war ein Tick bei ihm.
Wie oft hatte er nicht zu seiner Frau gesagt: »Nur Geduld! Wir kommen auch wieder dran! Aber wenn es dann so weit ist, werde ich nichts vergessen haben, niemandem werde ich verzeihen, ich denke nicht daran, großmütig zu sein – wer ist denn zu einer Giftschlange großmütig –?!«
Und er hatte es ausgemalt, wie er den Schullehrer mitsamt seinem Weibe aus der Wohnung holen würde, wie er die beiden vernehmen, drangsalieren und schließlich bestrafen würde, diese beiden, die sich nicht entblödet hatten, sieben- und achtjährige Kinder zu Spitzeln der eigenen Eltern zu machen! »Wo hat dein Vater das Führerbild hängen? Was sagt deine Mutter zum Vater, wenn der Sammler für das Winterhilfswerk kommt? – Wie sagt er Heil Hitler? – Spricht euer Radioapparat nicht manchmal eine Sprache, die du nicht verstehst –?«
O ja, der Haß gegen diesen Jugenderzieher, der siebenjährigen Kindern Fotos gezeigt hatte, auf denen scheußlich verstümmelte Leichen dargestellt waren, dieser Haß schien dauerhaft gegründet.
Und nun war dieser selbe Doll Bürgermeister geworden, und ein Teil jener Vergeltung, von der er so oft gesprochen, mit deren Ausmalung er seinen Haß genährt hatte, war ihm zur Pflicht gemacht. Ihm lag es ob – zu manchen andern Aufgaben –, diese Nazis in harmlose Mitläufer und in tätige Verbrecher aufzuteilen, sie in ihren Schlupfwinkeln aufzutreiben, in die sie sich eiligst verkrochen hatten, sie von den Druckposten zu entfernen, die sie schon wieder mit ebenso großer Geschicklichkeit wie Schamlosigkeit bezogen hatten, ihnen erschwindeltes, geraubtes, erpreßtes Eigentum wieder abzunehmen, ihre Hamstervorräte an Lebensmitteln zu enteignen, ihre großen Wohnungen mit den Heimatlosen zu belegen – das alles war nun seine Pflicht geworden. Zwar, die eigentlichen »Führer«, die Hauptschuldigen, waren längst nach dem Westen entflohen, aber auch die kleinen Nationalsozialisten waren ein Ekel. Alle versicherten sie – heilig empört oder mit Tränen in den Augen –, daß sie nur gezwungen in die Partei eingetreten seien oder höchstens aus wirtschaftlichen Gründen. Alle waren bereit, darüber eine eidesstattliche Erklärung zu unterschreiben, am liebsten hätten sie das alles gleich mit den heiligsten Eiden vor der Welt und vor Gott beschworen. Unter all diesen zwei- oder dreihundert Nationalsozialisten war nicht ein einziger, der aus »innerer Überzeugung« der Partei beigetreten wäre. »Unterschreiben Sie schon die eidesstattliche Erklärung«, sagte Doll dann oft ungeduldig. »Es ändert zwar nicht das geringste, aber wenn es Sie glücklich macht –! Wir hier in diesem Amtszimmer wissen längst, daß es überhaupt nur drei Nationalsozialisten auf der Welt gegeben hat: Hitler, Göring und Goebbels! – Erledigt, der Nächste!«
Später besuchte dann Bürgermeister Doll mit ein paar Polizisten (die in diesen ersten Anfängen auch manchmal recht fragwürdige Gestalten waren) und einem Protokollführer die Häuser und Wohnungen dieser Nationalsozialisten. Er fand in ihren Schränken Berge von Wäsche – kaum benutzte darunter, während im Dachgeschoß eine ausgebombte, aus Berlin evakuierte Mutter nicht wußte, wie sie ihre Kinder anziehen sollte. Ihre Schuppen waren bis zur Decke gefüllt mit trockenem Holz und Kohlen, aber ein festes Vorhängeschloß hing vor der Tür, und nicht ein bißchen wurde denen gegeben, die nichts hatten, womit eine Suppe kochen. In den Kellern dieser braunen Hamster standen Säcke mit Getreide (»Ist ja alles bloß Hühnerfutter!«), mit Schrot (»Hab ich auf Bezugschein vom Amt für mein Schwein gekriegt!«), mit Mehl (»Ist kein richtiges Mehl, nur zusammengefegter Mühlenstaub!«). In ihren Speisekammern standen die Regale voll von Vorräten, aber für jede Ware hatten sie eine Lüge bereit. In den Gesichtern stand ihnen die Angst um ihr kostbares Leben geschrieben, aber auch jetzt noch konnte diese Angst sie nicht abhalten, diese Vorräte bis zur letzten Sekunde zu verteidigen: alles war legal erworben! Noch standen sie neben dem Wagen, der ihnen die Hamsterschätze entführte, sie wagten keine Drohung, aber in ihren Gesichtern stand heilige Empörung geschrieben über dieses ihnen angetane Unrecht –!
Bei diesen Beschlagnahmen trug Doll immer eine böse und schneidende Miene zur Schau, er fühlte sich aber nur angeekelt und müde. Er, der immer am liebsten allein für sich gelebt hatte, der auch in der Ehe sein Recht auf Alleinsein wie ein Heiligtum verteidigt hatte, er mußte jetzt fast den ganzen Tag mit Menschen zusammen sein, mit ihnen reden, etwas von ihnen erzwingen, Tränen sehen, Schluchzen, Proteste, Einsprüche, Bitten hören –: sein Kopf glich oft einem lärmerfüllten Abgrund.
Manchmal dachte er dann flüchtig: ›Wo ist denn eigentlich mein Haß geblieben? Dies sind doch nun die Nazis, denen ich Rache geschworen hatte, deren Schandtaten ich nie vergessen und verzeihen wollte. Und hier stehe ich und empfinde nichts wie Ekel und sehne mich nur nach meinem Bett, in dem ich schlafen, schlafen möchte und all dies vergessen – nur nichts mehr von all diesem Dreck sehen!‹
Aber in diesen arbeitsüberlasteten Tagen und Wochen hatte er nie Zeit für sich. Er konnte nie etwas für sich zu Ende denken, immer war sein Hirn mit anderem beschäftigt. Manchmal hatte er das unsichere Gefühl, als rinne er ganz leer aus, eines Tages werde er nichts sein als ein hohles Knochengerüst, nur mit Haut überzogen. Aber er hatte keine Zeit, weiter darüber nachzudenken, er wurde sich nicht klar, ob er die Nazis nun wirklich nicht mehr haßte, oder ob er nur zu müde war, überhaupt noch ein lebhaftes Gefühl zu empfinden. Er war kein Mensch mehr, er war nur noch ein Bürgermeister, eine Arbeitsmaschine.
In einem einzigen Fall schien es noch zu einer lebhafteren Regung von Haß in Doll zu kommen. Im Städtchen hatte seit eh und je ein Herr Zaches gelebt, wie seine Eltern und Großeltern, ein richtiger Eingeborener also, wie sie allein von der ursprünglichen Bevölkerung für voll angesehen wurden. Dieser Zaches nun hatte bis zur sogenannten Machtergreifung ein kleines, nur kümmerlich gehendes Bierverlaggeschäft betrieben und aus Brunnenwasser, Kohlensäure und bunten Essenzen die Kinder erfreuenden Brausen hergestellt, und schließlich auch noch Tabakwaren im Engros an die Gastwirtekundschaft vertrieben. Dies alles zusammen hatte aber nicht ausgereicht, Zaches und seine Familie zu ernähren. So hatten die beiden sonst Bier ausfahrenden Klepper noch jede andere Art von Fuhrwerk erledigen müssen, sie hatten Koffer und Kisten von der Bahn geholt, Holz aus dem Walde gefahren und den kleinen Leuten ihre Äcker gepflügt und bestellt. Und bei alledem hatte es nicht weiter als bis zu einem Hungerleiderdasein gereicht; jederzeit war Zaches vom Ruin bedroht gewesen, ein abspringender Kunde war schon eine Gefahr, und die Zahltage an die Brauerei waren Angst- und Schreckenstage für alle, die zum Hause Zaches gehörten.
Mit der »Machtergreifung« hatte sich das alles grundlegend geändert. Wie viele vor 1933 von einer Katastrophe bedrohten Unternehmer war Zaches der Partei beigetreten, geblendet durch die Phrasen von der Brechung der Zinsknechtschaft und dem in Aussicht gestellten allgemeinen Wohlstand. Politik interessierte ihn natürlich überhaupt nicht, wohl aber das eigene gute Auskommen, und das fand er nun wirklich nach 1933. Unmerklich zuerst, dann immer frecher werdend, grub er seinen Konkurrenten, die nicht so klug gewesen waren, zeitig in die Partei einzutreten, das Wasser ab. Er nötigte die Gastwirte, nur noch von ihm Ware zu beziehen, und die ihm gefällig waren, denen tat er auch manchen Gefallen. Er behob kleine politische Schwierigkeiten, verschaffte Vorteile durch Fürsprache beim Bürgermeister und nützte überhaupt seine Stellung in allen möglichen Ausschüssen, Vorständen und Räten rücksichtslos zum eigenen Besten aus. Wer ihm aber widerstand, gegen den sammelte er insgeheim Material, ließ seine Worte und Werke bespitzeln, drohte dann oder zog das Netz zu, je nachdem, was ihm vorteilhafter erschien.
Darüber blühte sein Geschäft auf. Neben den Pferden für einen Lastwagen hielt er jetzt ein besonderes Gespann, das nur Flaschenkisten und Fässer auszufahren hatte. Und aus dem dienernden, immer höflichen Hungerleider Zaches war jetzt das nationalsozialistische Parteimitglied Herr Zaches geworden, Vorstand da und dort, ein Mann, der mit Schärfe reden konnte, der wußte, daß viel Geld hinter ihm stand, dazu aber auch eine Partei, die Herrin über Glück und Unglück, Leben und Tod ihrer Mitbürger war. Über all dem war Zaches ein großer, fetter Mann geworden, und nur die ungesunde, fahle Gesichtsfarbe und der stechende Blick seiner dunklen Augen, die niemanden gern grade ansahen, erinnerten noch an vergangene Hungerjahre. Als dann der Krieg ausbrach, grade in seinem Betrieb die Waren besonders knapp und begehrt wurden, änderte das nichts an seinen großen Verdiensten, im Gegenteil, er verdiente an der wenigen schlechten Ware noch mehr als an der guten. Dazu trug ihm das Fortgehen so vieler Männer in den Krieg noch eine Reihe von neuen Posten ein, und wie alle Nationalsozialisten fühlte er sich nicht an die Bestimmungen über die Lebensmittelbewirtschaftung gebunden. Vom Lande holte er sich, was er brauchte an Speck, Eiern, Geflügel, Butter und Mehl, und was er nicht aufessen konnte, verkaufte er zu Wucherpreisen, völlig sicher, daß einem alten Parteimitgliede nichts geschehen konnte.
Das blieb auch wirklich wahr – bis die Rote Armee ins Land rückte. Zaches gehörte zu den ersten, die festgesetzt wurden. Bei ihm war die eidesstattliche Erklärung, daß er nur aus wirtschaftlichen Gründen der Partei beigetreten, sicher nicht erlogen, aber er war durch viele Jahre solch eigensüchtiger Schädling und Feind des Volkes gewesen, daß wirtschaftliche Gründe nicht das geringste milderten. Und doch hatte er wieder mehr Glück als er verdiente. Bald mußte ihm wieder ein gewisses Maß von Freiheit zugestanden werden, weil er nämlich in der Molkerei der Stadt gebraucht wurde. Zaches hatte in seiner Jugend einmal das Molkereifach erlernt, auch in schlechten Zeiten immer mal dort ausgeholfen, so daß er jetzt ausgezeichnet in den Betrieb einspringen konnte. Wohl oder übel mußte er dort eingesetzt werden, niemand sah es gerne. Doll am wenigsten. Aber die Ernährung der Kinder und Mütter der Stadt verlangte gebieterisch, daß die politischen Interessen fürs erste zurücktraten.
So ging es eine Weile, als gewisse Gerüchte das Ohr des Bürgermeisters erreichten, und er sich den ehemaligen Bierverleger und jetzigen Molkereileiter Zaches auf die Amtsstube holen ließ. »Hören Sie mal, Zaches!« redete er dort den fahlen und immer noch fetten Mann an, der ihm nicht ins Auge zu sehen wagte. »Die Leute sprechen mir reichlich viel von einem großen Warenlager, das Sie noch versteckt halten sollen. Wie steht es damit –?«
Wie nicht anders zu erwarten, versicherte Zaches, daß er kein Warenlager mehr versteckt halte. Er gebe es frei und offen zu, daß er in seinem Garten an sieben Stellen Kisten mit Wein und Schnaps vergraben gehabt habe. Diese Verstecke seien sämtlich entdeckt, und nun gebe es nichts Verheimlichtes mehr.
Während Zaches so in aller Biederkeit sprach, hatte ihn Doll scharf beobachtet und sagte jetzt: »Das mit den sieben Fundstellen weiß jeder hier in der Stadt. Aber trotzdem hält sich hartnäckig das Gerücht, daß das Gefundene nur eine Kleinigkeit sei gegen das große Versteck, das noch nicht gefunden ist . . .«
»Es gibt kein großes Versteck mehr, Herr Oberbürgermeister«, versicherte Zaches mit Nachdruck. »Es ist alles gefunden. Ich habe nichts mehr.«
»Sagen Sie das doch noch einmal, Zaches, und sehen Sie mich dabei an!«
»Wie –?!« Zaches wurde ganz verwirrt bei einer so ungewöhnlichen Aufforderung. »Ich soll –?«
»Sie sollen mir – Oberbürgermeister hin und Bürgermeister her – noch einmal versichern, daß es kein großes Versteck mehr gibt und mir dabei grade ins Auge sehen!«
Aber das konnte Zaches nicht. Schon beim dritten oder vierten Worte irrte sein Blick ab, und mußte, zurückgerufen, doch gleich wieder fliehen. Zaches verwirrte sich, stotterte endlich und schwieg nun ganz . . .
»Ja«, sagte der Bürgermeister nach einer längeren Pause langsam, »jetzt weiß ich, Sie lügen. Es ist etwas Wahres an dem Gerücht.«
»Bestimmt nicht, Herr Oberbürgermeister! Beim Leben meiner Mutter . . .«
»Ach, lassen Sie doch solche Sachen, Zaches!« sagte Doll angeekelt, »Jetzt überlegen Sie einmal, gebrauchen Sie ihren Verstand . . . Sie sind immer ein Nazi gewesen –«
»Nie ein richtiger, Herr Oberbürgermeister! Bloß, weil mir das Messer am Halse stand, bin ich in diese Dreckspartei eingetreten. Bloß, weil ich sonst den Bankrott hätte ansagen müssen, gewißlich wahr, Herr Oberbürgermeister!«
»Sie haben nicht die geringste Aussicht, wieder in Ihren Besitz eingesetzt zu werden, und gar in den Genuß des versteckten Gutes kommen Sie bestimmt nicht! Nun liegen die Dinge aber so«, fuhr Doll überredend fort, »daß die versteckten Sachen, die ich als Bürgermeister finde, für uns Deutsche bleiben dürfen, Zaches. Es gibt Hunderte von Menschen in dieser Stadt, Zaches, Sie wissen es so gut wie ich, denen das Nötigste fehlt. Und dann ist da das neugegründete Krankenhaus – es liegen schon achtzig Kranke dort –, wie gut würde da manchem ein Glas Wein tun, wie rasch hebt sich eine niedergedrückte Stimmung, wenn wir ein paar Zigaretten verteilen könnten! Zaches, seien Sie ein Kerl, denken Sie mal nicht an sich, denken Sie an all die, denen es schlecht geht, helfen Sie denen –! Denken Sie doch einfach, Sie machen eine großzügige Stiftung. Sagen Sie mir, wo Ihr Versteck liegt –!«
»Ich würde den Leuten ja so gerne helfen«, antwortete der fette Mann und hatte vor lauter Rührung Tränen in den Augen. »Aber ich habe nichts mehr, ich habe wahrhaftig gar nichts mehr, Herr Oberbürgermeister! Tot will ich auf der Stelle umfallen, wenn ich noch was versteckt habe . . .«
»Sie haben zwölf Jahre lang ein gutes, ein reichliches Leben gehabt, Zaches«, fuhr Doll fort und schien nicht gehört zu haben, was der andere so eifrig versicherte. »Sie haben dabei nie an die andern gedacht. Jetzt wissen Sie's ein wenig selbst – erst seit sechs Wochen, Zaches, erst seit sechs Wochen! –, wie schwer ungewohnte Arbeit ist, wie weh Hunger tut. Denken Sie nun einmal an die andern, die alles entbehren müssen. Beweisen Sie der Stadt, daß Sie zu Unrecht verlästert werden, daß Sie auch anständig empfinden können! Sagen Sie mir Ihr Versteck –!«
Einen Augenblick schien Zaches schwankend zu werden, aber gleich war er wieder mit seinen Beteuerungen und häßlichen Schwüren da. Eine Stunde lang quälte sich der Bürgermeister mit dem ehemaligen Bierverleger ab. Er war je länger, je mehr davon überzeugt, daß der Mann noch etwas versteckt hatte, und vielleicht sogar sehr viel, aber es war nicht aus ihm herauszubekommen. Verrottet und verfault, bis ins Mark. Da halfen auch keine Vorstellungen, wie schlecht es ihm ergehen würde, wenn man nun doch etwas fand. Dann sollte aus der Molkerei werden, was wollte, in das dunkelste Loch würde man ihn stecken, bei Wasser und Brot, und den ganzen Tag würde er schwere Getreidesäcke schleppen müssen. »Sie halten das nicht lange aus, Zaches, so aufgeschwemmt von Alkohol, wie Sie sind! Und Zucker sollen Sie auch haben! Sie bezahlen diese ganz nutzlose Lüge wahrscheinlich mit Ihrem Tode –!«
Es war alles Reden nutzlos, diesen Mann konnte kein Reden zur Preisgabe seines Versteckes bringen. Er saß wie ein kleiner bösartiger Hamster auf seinen Vorräten und ließ sich lieber totschlagen, als sie preiszugeben. Eine vertane Stunde, achselzuckend ließ Doll den Mann in die Molkerei zurückführen. Aber nicht einen Augenblick zweifelte er daran, daß es dieses Versteck doch gab, und vielleicht sogar mit sehr kostbaren Waren! Und dann dachte der Bürgermeister nicht mehr an den Bierverleger – im Drang seiner hundert Geschäfte.
Wie groß aber und wie reich ausgestattet dieses Hamsterlager gewesen war, das erfuhr Doll nur wenige Tage später durch seinen Polizeimeister. »Gehen Sie doch einmal hin in die Seestraße, Herr Bürgermeister, und sehen Sie sich an, was die Russen da alles aus dem Keller von Zaches aufladen! «
»Soso!« antwortete Doll und tat gleichgültig, obwohl ihn schon jetzt sein Herz vor Trauer und Zorn schmerzte. »Ist das Versteck nun doch gefunden? Ich habe immer gewußt, daß eines da war, seit ich den Kerl vernommen. Ich wollte eigentlich mal selbst dort nachstöbern, bin aber nicht dazu gekommen . . .«
»Sie hätten es sowieso nicht gefunden«, meinte der Polizeimeister tröstlich. »Der Zaches hat schon vor über einem Jahr einen ganzen Kohlenkeller vermauert – diese Nazis, da sieht man es einmal wieder, wie innig sie an den Sieg ihres ›Führers‹ geglaubt haben! Nein, niemand hätte dieses Versteck gefunden, es ist natürlich verraten worden.«
»Von wem denn –?« fragte Doll.
»Von einem früheren Dienstmädchen des Zaches. Die denkt natürlich, die Russen geben ihr sonst was ab. Die haben ihr aber was gehustet, die wissen auch, was man von solchen Denunzianten zu halten hat –!«
Aber als Doll im Laufe des Tages erfuhr, wie umfangreich das Hamsterlager dieses schlichten Auch-Parteimitgliedes der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei gewesen war, erfaßte ihn doch von neuem Zorn, und er ließ sich den Zaches aus der Molkerei holen, so wie er ging und stand.
»So, Zaches!« sagte er dann zu dem Kerl, der natürlich alles schon wußte, denn solche Nachrichten laufen in einer Kleinstadt rasch um. »Nun ist Ihr Lager aufgeflogen, und wieviel Tage ist es her, daß Sie hier standen und bei dem Leben Ihrer Mutter schworen, Sie hätten nichts versteckt –?! Sie meineidiger Kerl, Sie!«
Zaches antwortete nichts, er hielt den Kopf gesenkt, sein Blick kroch hierhin und dorthin, nie sah er den Bürgermeister an. »Wissen Sie auch, wie Sie die Stadt, wie Sie alle Deutschen geschädigt haben?!« Und der Bürgermeister fing an aufzuzählen: »Ein Kastenwagen voller Tabak, Zigarren, Zigaretten. Zwei Kastenwagen voll Wein und Schnaps – das alles ist dem deutschen Volke gestohlenes Gut, denn Sie hatten's zur Verteilung bekommen. Aber natürlich haben Sie immer gelogen und behauptet, es sei keine Ware eingetroffen, und haben alles für sich behalten, nach dem guten alten Satz Ihrer Partei: Eigennutz geht vor Gemeinnutz!«
Noch fahler, noch farbloser stand der Mann, ließ den Zornessturm über sich wegbrausen und antwortete mit keinem Wort. »Aber das ist noch nicht einmal alles«, fuhr Doll in seiner Aufzählung fort. »Ein Kastenwagen voll Wäsche – und ich habe nicht ein Bettlaken, kein Handtuch mehr fürs Krankenhaus. Fünf große Radioapparate, drei Schreibmaschinen, zwei Nähmaschinen, eine Höhensonne – und ein ganzer Wagen voll Bekleidung und sonstigem Zeug. Pfui Deubel, Sie Verderber, Sie Verräter am eigenen Volk, was haben Sie da alles zusammengestohlen –!«
Doll sah den Mann immer zorniger an, seine starre Unbeweglichkeit empörte ihn stets mehr. Das vorige Mal war es ihm nicht gelungen, Leben aus ihm hervorzulocken, irgendein Zeichen menschlichen Fühlens, und diesmal ging es nicht anders!
»Wissen Sie auch«, fuhr Doll sich besinnend fort, »denken Sie gar nicht daran, wie sehr Sie auch das bißchen deutsche Ansehen, das es vielleicht noch gibt, geschädigt haben –?! Wenn ich auf die Kommandantur betteln gehe, weil ich wieder mal nichts zu essen habe für die Kleinkinder, die Tuberkulösen, die Schwerkranken, weil ich keine Betten fürs Krankenhaus verteilen kann – wissen Sie, daß man mir dort antwortet: ›Bürgermeister muß selber suchen. Deutsche haben noch alles, nur versteckt. Alle Deutschen lügen und betrügen. Bürgermeister, such nur!‹ Und wahrhaftig, die Russen haben recht! Wie sollen sie denn so was nicht glauben, wenn sie einen Fund machen wie bei dir, du Lump –?! Aber nun müssen Hunderte weiter frieren, weil du nicht zur rechten Zeit den Mund aufgetan hast, du Lump!«
Und hier war es, daß der Vorgeführte und Beschimpfte das erste und einzige Mal den Mund auftat, und dies war der Satz, den er sprach, ein echt nationalsozialistischer Satz, genau aus dem Denken der Parteimitglieder heraus gesprochen: »Ich hätt dem Herrn Oberbürgermeister schon mein Versteck gesagt, wenn er mir einen Anteil an den Sachen zugesagt hätte, und wenn er noch so klein gewesen wäre . . .«
Eine Weile stand Bürgermeister Doll bewegungslos, erschüttert von diesem schamlosen, grauenhaften Egoismus, der alle Leiden der andern gut sehen konnte, wenn er nur selbst nicht litt. Und ein Gespräch kam ihm in Erinnerung, das er vor kurzem mit einem Adjutanten der Kommandantur geführt. Der Adjutant hatte erzählt, wie sich die einfachen Soldaten der Roten Armee die Deutschen ähnlich wie das eigene Volk lebend vorgestellt hätten: durch den Krieg oft in die äußerste Not geraten, vom Hungertode bedroht . . . Nur so konnten sie sich die völlige Ausplünderung der Heimat durch die Deutschen erklären. Dann aber seien sie beim Vorrücken der Armeen wirklich in deutsches Land gekommen und sie hätten mit eigenen Augen gesehen: Bauerndörfer, so stattlich und reich versorgt, wie es sie in der Heimat überhaupt nicht mehr gebe, Stallungen, übervoll mit wohlgenährtem Vieh, eine gesunde, satte Landbevölkerung. Und in den festen Steinhäusern dieser Bauern hätte sie nicht nur riesige Radioapparate gefunden, Kühlschränke, alle Behaglichkeit des Lebens, nein, dazwischen gab es auch billige, ärmliche Nähmaschinen aus Moskau, bunte Tücher aus der Ukraine, Ikonen aus den russischen Kirchen, alles geraubtes, gestohlenes Gut: der reiche Mann, der das besaß, hatte den Armen bestohlen, der nichts mehr hatte. Da war ein wilder Zorn über diese Deutschen in den Soldaten der Roten Armee erwacht und eine tiefe Verachtung dieses Volkes, das sich nicht schämte, das seine Gier nicht zügeln konnte, alles zusammenzuraffen, alles allein besitzen wollte, ohne jede Rücksicht, ob die andern darüber zugrunde gingen.
Ein rechter Vertreter dieses Volkes stand da vor seinem Bürgermeister. Ja, so waren sie, am Ende war es ihnen ganz gleich, ob Russen oder Deutsche zugrunde gingen. Keine Spur von jener Gemeinschaft des ganzen Volkes war grade bei jenen zu finden, zu deren Parteigrundsätzen dies an bevorzugter Stelle gehörte. Aus allem wollten sie ein Geschäft machen, das ihnen Vorteil brachte, gleichgültig, ob dieses Geschäft Tausende zugrunde gehen ließ. Dieser eine stand dort für viele. Und Doll sagte zu dem Polizeimeister, er solle den Kerl abführen, aber jetzt ins Loch, bei Wasser und Brot, seine Stelle auf der Molkerei werde anders besetzt werden. Den ganzen Tag habe er unter strengster Aufsicht Säcke zu tragen, hoffentlich gehe dieser Verräter am eigenen Volke dabei in Bälde zugrunde –!
Damit wurde der ehemalige Bierverleger Zaches abgeführt; Doll sah ihn nie wieder; er erfuhr auch nicht, was aus ihm geworden. Denn Doll wurde kurz darauf sehr krank, eine Krankheit, deren Ausbruch dies Erlebnis zum mindesten beschleunigt hatte.
Der Mann war abgeführt, und der Bürgermeister war allein in seiner Stube. Er saß an seinem Schreibtisch, den Kopf in die Hand gestützt. Er fühlte, daß der Zorn in ihm völlig verraucht war, eine tiefe, namenlose Verzweiflung erfüllte ihn. Der Zorn war leichter zu ertragen gewesen als diese Verzweiflung, die ohne jede Hoffnung war. Plötzlich entdeckte er, daß in dieser Verzweiflung auch sein Haß untergegangen war. Er rief sich mühsam wach alles das, was ihm von den Nazis angetan: jahrelange Verfolgung, Haß, Bespitzelung, Bedrohung, Verbote ohne Zahl. Umsonst, er empfand keinen Haß mehr gegen sie. Und er entdeckte auch, daß er sie schon länger nicht mehr gehaßt hatte. Wenn er die Beschlagnahmungen bei den Parteimitgliedern durchgeführt, wenn er dabei scharf und schneidend gewirkt hatte, so war das alles darum gewesen, weil er es nur aus Pflichtgefühl getan hatte. Mit leisem Erschrecken erkannte er, daß er nicht anders in den Häusern der Nichtparteimitglieder verfahren wäre. Alle, alle waren sie ihm gleichmäßig verächtlich. Er konnte sie nicht mehr hassen, sie waren nichts anderes als kleine bösartige Tiere – so, genau so hatten die ersten russischen Soldaten seine Frau und ihn angesehen, und so sah er sie nun selbst an –: alle Deutschen.
Aber er gehörte zu diesen Deutschen, ein Deutscher war er, ein Wort, das zum Schimpfwort durch die ganze Welt geworden war. Er war einer von ihnen, nichts war es, das ihn vor den andern ausgezeichnet hätte. Es war ein alter Satz, darum nicht weniger wahr: Mitgefangen, mitgehangen. Er hatte auch von dem geraubten Brot der ausgeplünderten Völker gegessen: nun stand es wider ihn auf! O ja, es stimmte schon alles, er konnte sie nicht mehr hassen, schon darum nicht, weil er einer von ihnen war. Bloß eine kraftlose Verachtung war ihm geblieben – und sich verachtete er nicht weniger als sie alle.
Wie hatten sie auf der Kommandantur zu ihm gesagt? Alle Deutschen lügen und betrügen. Eine Kette von Zufällen hatte es gefügt, daß er Bürgermeister dieses Städtchens geworden war, und als Bürgermeister grade wurde ihm die Wahrheit des Satzes vom Lügen und Betrügen alle Tage neu bewiesen. Die Erinnerungen stürmten auf ihn ein: wieder sah er die Frau, die Mutter von zwei kleinen Kindern, in seiner Sprechstunde. Ihr Gesicht war von Tränen überströmt, die Bomben hatten ihr in Berlin alles genommen, und sie hatte kein Bett, keinen Topf, nichts, womit ihre Kinder anzuziehen: »Erbarmen Sie sich, Herr Bürgermeister, Sie können mich nicht so wegschicken! So gehe ich nicht zu den Kindern zurück!, «
Der Bürgermeister hatte auch nichts, aber er ging los. Er suchte, wo Parteigenossen großen Überfluß hatten und gab von diesem Überfluß der Volksgenossin, nicht reichlich, aber ausreichend. Doch stand am folgenden Tag eine andere weinende Frau vor ihm, die Nachbarin der eben Neuversorgten, auch eine Mutter von Kindern, auch blutarm, und die eben Beschenkte, die eben Ausgestattete hatte der Nachbarin über Nacht die paar Wäschelumpen von der Leine gestohlen! Deutsche gegen Deutsche, jeder für sich allein, immer weiter gegen die ganze Welt und alle ankämpfend.
Dem Bürgermeister fiel auch der Fuhrmann ein, der die Sachen eines gelähmten Greises ins Altersheim zu fahren hatte, als er aber dort ankam, fehlte alles noch etwa Brauchbare, vom Wagen gestohlen, durch den Fuhrmann oder Straßenpassanten, wie dieser behauptete. Deutsche gegen Deutsche –!
Er dachte auch an den erbärmlichen Arzt, der, um eine klägliche Privatrache aus früheren Zeiten zu befriedigen, eine kranke Frau für gesund, ja, als für schwere Arbeit geeignet erklärt hatte, dieser Arzt, der die verknappten Medikamente immer reichlich für seine Freunde, nie aber für Gleichgültige oder Feinde hatte. Die mochten leiden, ja, sollten leiden, mehr und mehr! Deutsche gegen Deutsche!
Er erinnerte sich daran, wie sie einander Pferde aus dem Stall stahlen und Geflügel und die mühsam gemästeten Kaninchen, wie sie in die Gärten der andern einbrachen, das Gemüse aus dem Boden rissen und das lange noch nicht reife Obst von den Bäumen, wie sie dabei die tragenden Zweige niederbrachen, keinem zum Nutzen, vielen aber zum Schaden. Es war, als sei eine Herde Toller losgelassen worden und handelte nun ungehemmt nach ihren irren Trieben. Er wußte auch von ihren Denunziationen, oft ganz sinnlosen Beschuldigungen, deren Verlogenheit keiner Nachprüfung standhielt, aus reiner Bosheit erstattet, bloß um den Nachbarn ein wenig zu ängstigen und in Schrecken zu versetzen! Deutsche gegen Deutsche –!
Da saß Doll an seinem bürgermeisterlichen Schreibtisch, den Kopf in den Händen, jetzt war er wirklich ganz leer. Es war eine Täuschung gewesen, daß die Welt nur darauf wartete, dem deutschen Volke aus dem Dreck zu helfen, diesem ungeheuren Bombentrichter, in den der Krieg sie alle geschleudert hatte. Und es war zum andern eine Täuschung gewesen, daß er, der Bürgermeister Doll, anders anzusehen war als seine übrigen Volksgenossen: wie sie alle war er nichts wie ein kleines, bösartiges Tier. Man gab ihm nicht die Hand, man sah durch ihn hindurch wie durch eine Wand.
Und sie hatten recht, das deutsche Volk zu hassen und zu verachten, alle und alle. Doll hatte ja auch gehaßt, privatim den alten Tierarzt, Farken-Willem, und manchen andern, dazu aber mit einem allgemeinen Haß alle Nazis, jeden von ihnen. Aber sein Haß, der kleine wie der große, sie hatten ihn verlassen, weil er selbst ebenso hassenswert war wie die Gehaßten.
Nichts war geblieben, Doll war leer – und eine tiefe Apathie bemächtigte sich seiner. Diese Apathie, die ihn immer schon in den letzten Monaten bedroht hatte, die nur durch seine erzwungene rege Tätigkeit als Bürgermeister zeitweise verdeckt worden war, jetzt brach sie hervor. Er sah über den Schreibtisch, da lagen Dutzende von Sachen, die eiligst erledigt werden mußten – aber was hatte das alles noch für einen Sinn –? Zum Untergang verurteilt, er mit allen andern! Jede Anstrengung war vergeblich!
Seine Sekretärin öffnete die Tür: »Da ist jemand von der Kommandantur – Sie möchten sofort zum Kommandanten kommen, Herr Bürgermeister!«
»Ja, es ist gut«, antwortete er. »Ich gehe sofort . . ., «
Aber er ging nicht sofort, eine lange Weile blieb er noch sitzen; die Sekretärin mußte ihn noch ein paarmal an den Kommandanten erinnern. Nicht, daß er etwas Bestimmtes dachte, daß er aus seiner Apathie heraus entschied, auch dieser Weg sei sinnlos, wie alle Wege sinnlos waren, da alle Wege für einen Deutschen nur im Nichts endeten . . .
Nein, er saß einfach so da, ohne deutliche Gedanken. Hätte er den Zustand seines Innern schildern wollen, so hätte er vielleicht gesagt, daß nur Nebel in ihm war, grauer undurchsichtiger Nebel, durch den nichts drang, kein Blick, kein Laut. Und sonst nichts mehr . . .
Schließlich – auf eine sehr dringende Mahnung seiner Sekretärin hin – stand er auf und ging zur Kommandantur, einfach, weil er schon hundertmal dorthin gegangen war. Es war ebenso gut und schlecht wie alles, was er jetzt tun konnte. Es kam nicht darauf an. Es kam auf nichts mehr an – auch auf Herrn Dr. Doll nicht. Er war im Lebenszentrum verletzt, er hatte keinen Selbsterhaltungstrieb mehr.
Kurze Zeit darauf wurde der Bürgermeister Doll sehr krank; nun war er kein Bürgermeister mehr. Seine Frau, auch krank, fuhr mit ihm ins Kreiskrankenhaus . . .