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Während Gorgias im Isistempel die unterirdischen Räume untersuchte, kehrte Charmion früher, als sie selbst erwartet hatte, auf die Lochias zurück. Sie hatte den Bruder, den sie nicht mehr in Kanopus gefunden, bei Frau Berenike getroffen, und ihn dort, nachdem sie den Dion auf seinem Schmerzenslager begrüßt, zum Vertrauten ihrer Besorgnis gemacht. Ihm allein teilte sie mit, daß die Königin das Schicksal Barines in die Hand des Alexas gelegt habe; denn diese Nachricht hätte die Mutter der so schwer gefährdeten jungen Frau leicht zu verzweifelten Schritten fortreißen können, hielt doch selbst die schwer zu erschütternde Gelassenheit des Archibius nicht vor ihr stand. Am liebsten hätte er sich sogleich Einlaß zu der Königin, mußte es sein, zu erzwingen gesucht, aber der aus Rom angekommene Geschichtschreiber Timagenes erwartete ihn, und er war nicht als Privatmann in die Vaterstadt zurückgekehrt, sondern im Auftrage des Octavian, um als Vermittler dem Streite, der ja durch Actium zu seinen Gunsten entschieden war, ein Ende zu machen. Die Wahl dieses Mittelsmannes war glücklich; denn er hatte der jungen Kleopatra Unterricht erteilt und war derselbe schlagfertige Mann, der sie oft zum Widerspruche gereizt. Seine Teilnahme an einer Volkserhebung gegen die römischen Machthaber hatte ihn in die Sklaverei an den Tiber geführt. Dort war er bald losgekauft worden und zu solchem Ansehen gelangt, daß Octavian den in Alexandria wohlbekannten Mann mit jener wichtigen Botschaft betraut hatte. Bei dem Arius, der immer noch an den Verletzungen litt, die ihm durch die Räder des Antyllus zugefügt worden waren, wollte Archibius ihn treffen, und Frau Berenike begleitete den Timagenes zu ihrem Bruder.
Dahin durfte Charmion ihm nicht folgen; denn ein Besuch beim früheren Mentor des Octavian wäre ihr übel gedeutet worden, und es widerstrebte ihrem eigenen Feingefühl, gerade jetzt mit dem Freunde des Feindes und Besiegers der Herrin zu verkehren.
Sie ließ darum den Bruder allein mit Frau Berenike zu dem Verwundeten fahren, doch hatte Archibius ihr vor dem Ausbruche versprochen, im schlimmsten Falle das Aeußerste zu wagen, um der Königin, die ihr von der jungen Frau zu reden verbot, die Augen zu öffnen und dem Alexas die Wege zu kreuzen.
Von dem Garten des Paneum aus, hatte sie sich dann in die Kanopische Straße und in das Judenviertel tragen lassen, wo sie mancherlei Wichtiges für Kleopatra einkaufen mußte. Die Mittagszeit war längst vorüber, als die Sänfte sie wieder in den Lochiaspalast führte.
Schon unterwegs hatte sie die eigene Machtlosigkeit schwer empfunden. Ohne selbst das Geringste ausgerichtet zu haben, mußte sie abwarten, wie dies anderen gelinge, und kaum hatte sie die Schwelle des Palastes überschritten, als zu den Sorgen, die ihr die Seele ohnehin schwer genug belasteten, neue kamen.
Sie wußte in den Gesichtern der Höflinge zu lesen, und schon das des Thorhüters hatte sie gelehrt, daß sich in ihrer Abwesenheit Verhängnisvolles ereignet.
Von den Unfreien und niederen Bediensteten Neues zu erfragen, widerstand ihr, und sie unterließ es auch, obgleich das Innere des Palastes von Wachen. Beamten jeder Art, Aufwärtern und Sklaven wimmelte. Mancher, der ihrer ansichtig wurde, schaute mit jener Scheu auf sie hin, die diejenigen leicht einflößen, denen etwas Trauriges bevorsteht. Andere, denen sie näher stand, drängten sich zu ihr heran, um sich selbst das traurige Vergnügen zu gönnen, der erste Verkünder schlimmer Neuigkeiten zu sein. Schnell und mit einst zurückweisenden Winken und Worten schritt sie indes an ihnen vorüber, bis ihr vor der Thür des großen Wartesaales, der von ägyptischen und griechischen Bittstellern überfüllt war, der Siegelbewahrer Zeno begegnete. Ihn hielt sie an und verlangte zu wissen, was sich ereignet habe.
»Seit wann?« frug der alte Höfling. »Jede Minute brachte Neues, und tief betrübend war alles. Welche Zeit, Charmion, welche Verderbnis!«
»Als ich ausging,« erwiderte sie, »war noch kein Bote gekommen. Jetzt ist es, als stocke dem alten Ungeheuer von einem Palaste, das doch an manches Schrecknis gewöhnt ist, der Atem. Die Hauptsache wenigstens, bevor ich der Herrin begegne!«
»Die Hauptsache? Pest oder Hungersnot, – was soll man das schlimmere nennen?«
»Schnell, Zeno, ich werde erwartet.«
»Auch ich bin in Eile, und wahrlich, es gibt nichts zu berichten, wobei die Zunge gern verweilte. Zuerst kam Canidius an. In eigener Person, geradeswegs von Actium. Kühn genug ist der Mann.«
»Auch das Landheer geschlagen?«
»Geschlagen, zerstreut, übergelaufen; den meisten voran König Herodes mit seinen Legionen.«
Da schlug Charmion die Hände vor das Antlitz und stöhnte laut auf; Zeno aber fuhr fort:
»Du warst ja mit auf der Flucht. Als Marcus Antonius sich von euch trennte, segelte er mit den Schiffen, die dann zu ihm gestoßen waren, auf Paraetonium zu. Dort stand noch unberührt eine schöne Streitmacht, auf die auch die Majestät und Mardion die beste Hoffnung setzten. An sie konnte sich leicht Zuzug auf Zuzug schließen, und wir hatten wieder ein stattliches Heer zur Verfügung.«
»Pinarius Scarpus steht an ihrer Spitze, ein umsichtiger Krieger, und auch ich war der Meinung ...«
»Je Besseres Du ihm zutrautest, um so größer der Irrtum! Der verruchte Schurke – was dankt er dem Antonius nicht alles! – hatte schon Kunde von Actium erhalten, ehe noch die Schiffe kamen, und sich bereits dem Octavian angetragen, als der Imperator sich zeigte. Die Veteranen, die sich dem Verrat widersetzten, hatte der Elende niedermachen lassen. Auch die wackere Besatzung der Stadt war nicht für die Unthat zu gewinnen gewesen. Ihr dankt es Marc Anton, daß er noch lebt und nicht ein schnödes Ende fand durch die eigenen Truppen. Heute abend – ein Reiter brachte die Nachricht – trifft der doppelt Geschlagene hier ein. Wunderlicherweise steigt er nicht auf der Lochias ab, sondern in dem kleinen Palast auf dem Choma.«
»Arme, arme Königin!« rief Charmion, »wie trug sie das alles?«
»Dem geschlagenen Canidius und dem Boten des Antonius gegenüber wie eine Heldin. Aber dann ... Das Toben dauerte freilich nicht lange; doch das stumme, verzweifelte Schweigen ... Bevor sie noch völlig sich selbst wiedergefunden, schickte sie uns alle fort, und ich sah sie nicht wieder. Doch was von Gedanken und Gefühlen hier drinnen lebt,« – und damit wies er sich auf Brust und Stirn – »das verließ seitdem seine Heimstätte und weilt bei ihr. Wie ein Entseelter wanke ich von einer Stelle zur andern. O Charmion, was ist über uns gekommen! Wo sind die Zeiten, an denen Kummer und Sorge bestattet lagen bei den anderen Toten, die Tage und Nächte, an denen mein Geist sich mit dem der Majestät vermählte, um diese arme Erde in die blühenden Gefilde der Glückseligen, den Alltag zum Feste, das Fest in olympische Lust zu verwandeln? Welche unerhörten Herrlichkeiten hatte ich nicht für die Siegesfeier, den Triumph, ja sogar für den Einzug in Rom geplant und gedichtet! Ganze Kästen füllen die Entwürfe, Programme, Zeichnungen und Verse. Was das Baulot führt, den Pinsel und Meißel, was dichtet und Musik macht, hätte mir beigestanden, und – Du darfst es glauben: es wäre etwas Einziges geworden, wovon ferne Geschlechter gesprochen, das sie gepriesen und besungen hätten. Und nun – und jetzt?«
»Jetzt verdoppeln wir die Kräfte, um zu retten, was rettbar.«
»Rettbar?« wiederholte der Höfling dumpf. »Die Majestät klammert sich freilich auch noch an dies schöne Wort. Als ich sie gestern nacht schaffen sah, war es mir fortwährend, als sähe ich sie Wasser mit dem bodenlosen Kruge der Danaiden schöpfen. Heute freilich, als ich sie verließ, waren ihr die Arme gesunken – und so – so steht sie mir jetzt vor den nassen Augen, so ... Und dazu will mir auch mein Neffe Dion nicht aus dem Sinne. Sorgen, nichts als Sorgen auch von seiner Seite! Und ich hatte es doch so gut mit ihm vor. Mein Testament schreibt ihm alles zu, was mein ist; jetzt aber will er in vollem Ernst mit der Sängerin, der Tochter des Malers Leonax, den Ehebund schließen. Du übernahmst ihren Schutz; – Deine leibliche Nichte, die Iras, steht Dir aber doch sicherlich näher, und darum billigst Du es gewiß, wenn ich das Testament, besteht Dion auf seinem Willen, zerreiße. Keinen Solidus meines Vermögens bekommt er, wenn er dem Weibe nicht entsagt, das der Majestät ein Dorn ist im Auge. Es paßt nun einmal nicht in unser altes, ehrbares Haus. Iras dagegen ist die Spielgefährtin des Dion, und ich bestimmte sie ihm schon lange. Eine klügere, der Königin genehmere Gefährtin läßt sich für ihn nicht denken. Er war ihr gut, bis die Sängerin ihn einfing. Bringe sie wieder zusammen, und wie die eigenen Kinder sollen sie mir sein. Widerstrebt der Narr dem Oheim, der nichts will wie sein Bestes, so ziehe ich die Hand von ihm ab. Was seine Feinde auch gegen ihn spinnen, ich kreuze die Arme und lass' es geschehen. An der Stelle seines Vaters, meines verstorbenen Bruders, stehe ich und verlange Gehorsam. Die Königin ist mir alles, und ihre Gnade gilt mir mehr als zwanzig widerspenstige Neffen.«
»Die Gunst der Majestät bleibt Dir erhalten, auch wenn Du für den Bruderssohn eintrittst.«
»Und Iras? Sieht sie sich von ihm betrogen – und sie thut es jetzt schon, – so ruht und rastet sie nicht ...«
»Bis sie ihn ins Elend stürzte?« fiel ihm Charmion, als sähe sie das nahende Unheil vor Augen, mehr betrübt als vorwurfsvoll ins Wort. »Aber Iras steht der Königin nicht näher als ich, und wenn Du und ich Hand in Hand das Unsere thun, um den wackern jungen Mann, der Deines Blutes ist, zu schützen ...«
»Dann freilich ... Du stehst sicherlich, schon der längeren Dienstzeit wegen, der Majestät näher als Iras, ... indessen ... Dergleichen will überlegt sein, und ich sagte ja schon:.. Mein Geist verließ die alte Wohnstätte, um der Majestät als ihr Schatten zu folgen. Nur was sie angeht, kümmert ihn noch. Das andere, mag es gehen, wie es will! Die Flotte so gut wie vernichtet. Canidius geschlagen, Herodes übergegangen, Verrat über Verrat, – die afrikanischen Legionen verloren. Wie heißt der Gott, der das den Berg hinabsausende Rad auf den Gipfel zurück rollt? Und dennoch! Laß uns Opfer bringen, Freundin, und bessere Tage erwarten!«
Damit entfernte sich der Siegelbewahrer; Charmion aber schritt gesenkten Hauptes vorwärts, um sich bei Barine und ihrer treuen Anukis zu sammeln und auszuweinen, bevor sie der Pflicht nachkam, die teure Herrin zu trösten und aufzurichten. Und sie hätte doch selbst eines freundlichen Zuspruchs so sehr bedurft! Wohin sie den Blick wandte, Mißgeschick, Gefahr, Verrat und schmähliche Ränke. Es war ihr, als habe sie genug gelebt, und als sei ihre Zeit vorüber. Ihr mildes Wesen, ihr Geist, der sich zu vertiefen, zu bereichern und, was er gewann, mit einem andern auszutauschen liebte, hatte der Königin bis dahin viel zu bieten vermocht. Sie war der Kleopatra nicht nur eine Vertraute, sondern ihr notwendig gewesen, um mit ihr durchzusprechen, was ihr den rastlosen Geist an Fragen bewegte, die jenseits der Anforderungen des Tages lagen. Jetzt waren es Begebnisse, harte, grausame Thatsachen, die die Königin voll und ganz in Anspruch nahmen, denen sie Widerstand leisten, die sie zum Guten wenden mußte. Ihr Dasein war Kampf geworden, und Charmion fühlte sich nichts weniger als streitbar. – Der harte, biegsame, scharf geschliffene Geist der Iras kam jetzt zur Geltung, und das ergrauende Mädchen sagte sich, daß es ihr bevorstehe, hinter der jüngeren Genossin zurückzutreten. Ihr Amt niederzulegen, hätte ihr Ruhe gebracht, doch wies sie diesen Gedanken noch von sich. Gerade weil diese Zeit so voll war von Elend, und vielleicht dem Sturze und Ende entgegenführte, mußte sie ausharren, zunächst der Königin zu Liebe, dann aber auch, um über Barine zu wachen.
Jetzt zog es sie zu Kleopatra zurück. Ihre bloße Nähe, wußte sie, würde ihrem wunden Herzen wohlthun.
Vor der offenen Pforte des Gartens, der sie sich raschen Schrittes näherte, klang ihr das silberhelle Lachen eines Kindes entgegen. Der sechsjährige Alexander eilte mit weit geöffneten Armen auf sie zu, umschlang sie mit ihnen, schmiegte den Lockenkopf in ihren Schoß und schaute mit den großen hellen Augen zu ihr in die Höhe.
Da ging das Herz ihr auf, und wie sie das Kind zu sich emporhob und es küßte, und ihr dabei in den Sinn kam, welchem traurigen Schicksal es erlesen, brach die gewaltsam behauptete Fassung in Stücke; die Augen flossen ihr über, und laut aufschluchzend drückte sie den Knaben fester an die Brust.
Das Königskind aber, das nur an heitere Gesichter und freundliches Kosen gewöhnt war, rang sich erschrocken von ihr los, um zu den Geschwistern zurück zu eilen. Doch es hatte ein freundliches kleines Herz, und weil es wußte, daß niemand weint und schluchzt, dem nicht etwas weh thut, fühlte Alexander Mitleid mit der Charmion, der er gut war, und eilte zu ihr zurück.
Was er ihr zu zeigen im Sinne trug, hatte auch der Mutter gefallen, und der Weinenden die Augen getrocknet. Darum faßte er Charmion bei der Hand, zog sie sich nach und sagte, er wolle ihr das Allerschönste und Niedlichste zeigen; sie aber ließ sich willig über die mit seinem rötlichem Sand bestreuten Wege des kleinen Gartens führen, den Antonius für ihn und seine Geschwister in der ihm eigenen verschwenderischen und prachtliebenden Weise hatte herstellen und mit schönen und seltenen Dingen überfüllen lassen.
Da gab es einen Teich mit Gold- und Silberfischen, auf dem seltene Lotosblumen mit rosenroten Blüten aus dem Grün der glatten Blätter aussproßten, und ein anderer, auf dem wie für Kinder gebildete Zwergenten in allen Farben umherzogen. Ein Stück des Meeres, das ihn bespülte, war mit goldenem Gitterwerk eingehegt, und auf seinem Spiegel wiegten sich in dichtem Gedränge schneeweiße Schwäne und schwarze mit weinroten Schnäbeln. Heimische und indische Blumen in allen Farben schmückten die Beete. Laubgänge von Golddraht, die bunt blühende Schlinggewächse umrankten, beschatteten die schmalen Wege.
Hinter einem dichtbelaubten indischen Baume lud hier eine Grotte von Tropfstein zur Rast, und ihm zur Seite erhob sich ein Häuschen, in dem die Kinder sich aushalten konnten. In seinem Innern fehlte es an nichts, was das Leben erfordert, selbst nicht das Geschirr in der Küche und im Tablinum die Bildnisse der Familie, die ein Künstler auf kleine Elfenbeinplatten zierlich gemalt. Das alles war der Größe der Kinder entsprechend, vom kostbarsten Stoffe und von sorgfältigster Arbeit.
Hinter dem Hause erhob sich ein kleiner Stall, in dem vier winzige Pferdchen mit getigertem Fell, das Seltenste und Niedlichste, das sich denken ließ – ein Geschenk des Königs von Medien – den Boden stampften.
An einer andern Stelle gab es ein Gehege mit Gazellen, Straußen, jungen Giraffen und anderen grasfressenden Tieren. Bunte Vögel und Affen belebten die Kronen der Bäume, und mit dem Wasserstrahle der Springbrunnen stiegen und senkten sich bunte Bälle. Kindergenien und Götterbilder aus Marmor und Bronze lugten aus dem Grün hervor, und diese ganze Zauberwelt drängte sich auf einem kleinen Raume zusammen und wirkte mit ihrem Farbenglanz und Formenreichtum, dem Duft, Gesang und Gezwitscher verwirrend auf die übertrumpfte Einbildungskraft nicht nur der Kinder.
Der kleine Alexander zog Charmion zielbewußt vorwärts, ohne all dieser Herrlichkeiten auch nur mit einem Blicke zu achten. Erst am Ufer des Lotosteiches blieb er stehen, legte den Finger an den kleinen Mund und sagte: »Jetzt will ich Dir's zeigen. Schau hierher!«
Damit hob er sich behutsam auf die Zehen und wies in die Höhlung des Stammes. Ein Finkenpaar hatte das Nest in ihr erbaut, und fünf Junge mit breiten gelben Schnäbeln streckten die häßlichen Köpfchen hungrig in die Höhe.
»Das ist doch niedlich!« rief der Prinz. »Und Du mußt sehen, wie das ist, wenn die Alten kommen und sie füttern.«
Das liebe Gesicht des schönen Knaben strahlte dabei vor Entzücken, und Charmion küßte ihn zärtlich. Während sie es aber that, kamen ihr die zu Tode gehackten jungen Schwalben am Admiralschiff seiner Mutter in den Sinn, und es lief ihr kalt durch die Adern.
Da ließen sich von einer vernachlässigten Stelle hinter dem fein gearbeiteten Kinderhäuschen her helle Stimmen vernehmen, die den Alexander riefen, und nun besann sich der Knabe und rief verdrossen:
»Da zeigte ich Dir nun das Nestchen, und darüber hab' ich's vergessen. Die Agathe schlief ein, und der Smerdis ging fort, und so waren wir allein. Da schickten sie mich zu dem Thorhüter Horus, um etwas von seinem groben Speltbrot zu holen. Mir schlägt er nichts ab, und es schmeckt uns so gut. Wir sind Bauern und haben das Beil und die Hacke tüchtig gebraucht und wollen nun essen. Hast Du unser Haus schon gesehen? Wir bauten es selbst! Die Selene, der Helios, die Iotape, die meine Braut ist, und ich ... Ja ich! Mithelfen ließen sie mich, und ganz, ganz allein brachten wir's fertig! Es fehlt nichts daran. Den Stall für die Kuh machen wir morgen! Die anderen sollen es nicht sehen, aber Dir darf ich's zeigen.«
Damit zog er sie sich wiederum nach, und Charmion folgte ihm willig. Die Zwillinge und die kleine Iotape, die der sechsjährige Alexander seine Braut genannt hatte, ein hübsches, zartes, blondes Kind in seinem Alter, die Tochter des Mederkönigs, die nach dem Partherkriege mit dem Knaben verlobt worden war und sich jetzt als Geisel am Hofe der Kleopatra aufhielt, empfingen sie mit fröhlichem Zuruf. Außer der Mederin hatte Charmion sie sämtlich geboren werden sehen, und sie liebten sie alle.
Mit frohem Stolz zeigten ihr die jungen fürstlichen Bauleute ihr Werk, und es war in der That wohl gelungen. Schon seit Wochen hatten sie daran gearbeitet und darüber den übrigen Garten mit all seinen köstlichen Seltenheiten vergessen. Besonders stolz wiesen sie auf die zwei Bretter, die Helios selbst mit Hilfe des Alexander nach dem letzten Sturme auf der See gefischt hatte, als sie einmal allein gelassen worden waren, und auf das Schloß an der Pforte, das ihnen heimlich von einem alten Thore loszulösen gelungen. Den Vorhang vor der Thür hatte Selene selbst gewoben. Jetzt wollten sie auch einen Herd bauen.
Charmion lobte ihre Geschicklichkeit, während sie in frohem Durcheinander schilderten, wie sie die größten Schwierigkeiten überwunden. Die Lust an dem eigenen Werke strahlte jedem aus den hellen Augen; dabei erfüllte sie solcher Eifer, daß sie das Nahen des Mannes überhörten, der sie mit dem Rufe überraschte:
»Genug nun, Hoheiten, mit dem müßigen Spiel! Es wird ohnehin zu viel Zeit darauf verwendet!«
Dann wandte er sich im Tone der Entschuldigung an die Königin, die er hieher begleitete, und fuhr fort: »Dies Spiel könnte bedenklich erscheinen, doch läßt sich auch manches dafür vorbringen. Jedenfalls schien es den jungen Hoheiten so viel Freude zu bereiten, daß ich es auf kurze Zeit durchgehen ließ. Wenn Eure Majestät indessen befehlen ...«
»Laß ihnen das Vergnügen,« unterbrach ihn die Königin freundlich; und sobald die Kinder die Mutter erblickten, stürzten sie auf sie zu, drängten sich zärtlich und ohne Scheu an sie, dankten ihr und versicherten lebhaft, daß ihnen im ganzen Garten nichts auch nur halb so lieb sei wie ihr Haus dort. Sie hätten auch vor, einen Stall daneben zu bauen.
»Das möchte zu viel werden,« bemerkte der Hofmeister Euphronion, ein ergrauender Mann mit klugen und wohlwollenden Zügen, bedenklich. »Behalten wir im Sinne, wie viel noch zu lernen übrig bleibt, damit wir am Geburtstage Ihrer Majestät das vorgesteckte Ziel erreichen und die Probe bestehen.«
Aber die Kinder vereinten sich nun zu der Bitte, auch den Stall bauen zu dürfen, und sie wurde gewährt.
Als der Hofmeister sie endlich fortführte, hielt die königliche Mutter sie zurück und fragte:
»Und wenn ich euch nun statt dieses Gartens ein Stück Land ohne jeden Schmuck, wie der Bauer es pflügt, anwiese, worin ihr nach dem Unterrichte graben und bauen dürftet, so viel ihr nur wollt?«
Da scholl ihr lauter Jubel aus dem Mund der Kinder entgegen; nur die kleine medische Braut Iotape frug bedenklich: »Aber meine Puppe würde ich doch mitnehmen dürfen? Nur die älteste von allen, die Atossa. Es fehlt ihr ein Arm, doch sie ist mir die liebste.«
»Uns nimm, was Du magst!« rief Helios und zog den kleinen Alexander zu sich heran, um zu zeigen, daß sie, die Männer, zusammenhielten, »nur gib uns den Platz und laß uns bauen!«
»Sehen wir zu, ob es angeht,« entgegnete Kleopatra. »Und Du, Euphronion, vielleicht wärest Du der Rechte ... Doch davon in einer ruhigeren Stunde.«
Der Hofmeister ging, und die Kinder, die ihm folgten, schauten sich noch lange grüßend und rufend nach der Mutter um.
Als sie hinter dem Laubwerke des Gartens verschwanden, rief Charmion: »Wie rief sich auch der Himmel verfinstert, so lange Dir diese bleiben, kann es Dir nicht an Sonnenschein fehlen.«
»Wenn,« versetzte die Königin und schaute nachdenklich zu Boden, »sich nicht in den Gedanken an sie ein anderer verflöchte, der die Nacht noch schwärzer macht. Du weißt, was dieser schreckliche Tag uns brachte?«
»Alles!« versetzte die Gefragte mit einem schmerzlichen Seufzer.
»Dann kennst Du den Abgrund, an dessen Rande wir wandeln, und sie, sie von der unseligen Mutter mit in den gähnenden Schlund reißen zu sehen, – das, Charmion. – das!«
Dabei schluchzte sie auf, warf die Arme um den Hals der Freundin und Gespielin, und ließ das Haupt an ihrem Herzen ruhen wie ein des Trostes bedürftiges Kind.
Da weinte sie sich minutenlang aus. Als sie das thränenfeuchte Antlitz wieder erhob, sagte sie leise:
»Das that gut! O Charmion, ich bedarf der Liebe wie keine. An Deinem warmen Herzen ist es schon stiller hier drinnen geworden.«
»Brauche es, schmiege Dich daran, so oft Du seiner bedarfst, bis ans Ende,« rief Charmion in tiefer Bewegung.
»Bis ans Ende,« wiederholte Kleopatra und trocknete die Augen. »Erst mit dem heutigen Tage, mein' ich, begann es. Vorhin war ich eine Stunde lang allein. Vergehen zu sollen, hatt' ich vorher gemeint, und Du weißt ja, wie ungestüm die Leidenschaft mich fortreißt. Aber was war auch über mich gekommen! Das Landheer vernichtet, der Abfall des Herodes und Pinarius, das großmütig vertrauensvolle Herz des Antonius zerfleischt durch schnöden Verrat, seine Seele verdüstert, die Herstellung des Kanals, die letzte Hoffnung – Gorgias brachte die Kunde – so gut wie gescheitert ... Da kam der kleine Alexander, um mich zu seinem Vogelnestchen zu führen. Alles andere im Garten schien ihm nichtig dagegen ... Das erweckte neue Gedanken, und nun das Häuschen, das die Kinder mit eigener Kraft sich erbauten! Das alles, – mit geheimnisvoller Gewalt zwang es mich, zurück zu sehen auf die Bahn meines Lebens, bis hin zu den fernen Tagen im Haus Deines Vaters ... Ich ... Die Kinder ... Auf wie verschiedenen Grundlagen baut unser Leben sich auf! Wohin ich, als die Jugend hinter mir lag, gelangte, sie ließ ich damit beginnen. Mitten in den Verwirrungen des Staates, angesichts der Vertreibung des Vaters und des Todes der Mutter, am Rande eines Abgrundes begann meine Kindheit. Die der Zwillinge – zehn Jahre sind sie alt – bald kommt die ihre zum Abschluß, und jetzt werden sie die nämlichen Leiden durchzudulden haben, nachdem sie Genüsse gekostet, von denen man mir auch nicht einen geboten. Aber waren uns nicht bessere beschieden? Was ihnen tagtäglich zu teil ward, wir träumten nur davon in unserem einfachen Garten. Wie oft ließ ich Dich teilhaben an den glänzenden Gesichten, die sich damals meiner Seele zeigten. Du folgtest mir gern in die prächtige Märchenwelt meiner Träume. Und ich ... Was die Einbildungskraft mir in jenen Jahren der Ruhe und Sammlung zeigte, es begleitete mich in das spätere Leben. Auf dem Throne, reich und mächtig, sah ich sie wieder und wieder. Die Mittel, sie zu verwirklichen, waren zur Hand, und als ich ihm begegnete, dessen eigenes Leben der Verwirklichung eines Traumes glich, da rief ich die Kindheitsgesichte auf und machte sie zur Wahrheit. Die Wunder, mit denen ich das Dasein des Geliebten schmückte, Kindheitsträume waren es, denen ich greifbare Gestalt gab. Dieser Garten ist ein Abbild des Daseins, zu dem ich aufgestiegen zu sein meinte und in Wahrheit herabsank. Was die Sinne ergötzt, trugen wir auf dies Stück Erde zusammen, kein einziger kommt auf diesem engen Raume zur Ruhe, wo sich an der Ueberfülle des Zusammengehäuften stößt, wer es wagt, sich frei zu bewegen. Und doch hatte ich unter euch und an der Hand eures weisen Vaters mich mit so wenigem begnügen gelernt und mit dem Ringen nach Ruhe begonnen. Sie – die schmerzlose Ruhe, unser höchstes Gut – wohin kam es? Durch mich ging es auch euch beiden verloren ... Die Kinder aber ... Auf einem Sammelplatze jeder Unruhe ließ ich sie beginnen, und nun sehe ich, wie ihr eigener gesunder Sinn sich herauszuringen trachtet aus dem blendenden Farbenbunt, dem betäubenden Duft, dem verwirrenden Gesang und Gezwitscher. Zu dem schlichten Acker, auf dem das Leben des ringenden Menschen begann, sehnen sie sich zurück. Der Knabe wirft den Tand von sich, um die seinem Wesen eigene schaffende Kraft zu bewähren. Das Mädchen thut es ihm nach und hält nur fest an der Puppe, in der es das lebende Kind sieht, um dem mütterlichen Triebe, dem Wahrzeichen seiner Natur, gerecht zu werden. Was aber ihre Seele so kräftig begehrt, das ist das Rechte, und es sei ihnen gewährt. Als ich zehn Jahre zählte wie die Zwillinge, hatte mein Sein und Streben schon eine feste Richtung gewonnen. Sie folgen noch blind den Zielen, die ihnen vorgesteckt werden. Zurück darum mit ihnen an die Stelle, von der die Mutter ausging, – auf der sie alles empfing, was gut in ihr blieb! In den Epikuräergarten sollen sie, gleichviel, ob es der alte ist zu Kanopus oder ein anderer. Was bunte Träume der Mutter gezeigt, und was sie oft mit freventlicher Verschwendung zu verwirklichen trachtete, es umgab sie von Geburt an und ward ihnen zeitig verleidet. Sie werden, treten sie ins Leben heraus, was nur die Sinne reizt und berauscht, verachten. Festhalten werden sie an dem Trachten nach schmerzloser innerer Ruhe, wenn ein weiser Wegweiser sie leitet und sie von den Gefahren fern hält, die die Lehre des Epikur gerade für die Jugend umschließt. Ich fand diesen Führer, und auch Du wirst ihm vertrauen; denn Dein Bruder Archibius ist's, den ich meine.«
»Er?« frug Charmion überrascht.
»Ja, er, der im Epikuräergarten erwuchs und im Leben und in der Philosophie den Halt fand, der ihm mitten in allen Kämpfen des Daseins die Ruhe der Seele bewahrte, – er, der die Mutter liebt, und dem auch die Kinder teuer, – er, dem die Knaben und Mädchen anhängen mit herzlichem Vertrauen. Unter seinen Schutz wünsche ich die Kinder zu stellen, und wenn er einwilligt, der unglücklichsten der Frauen dies Verlangen zu erfüllen, dann seh' ich dem Ende gelassen entgegen. Es naht! – Ich fühle, ich weiß es. Gorgias arbeitet schon an dem Entwurf für mein Grabmal.«
»O Königin!« rief Charmion schmerzlich. »Was auch kommt, gegen Dein erhabenes Leben kann es sich nicht richten! Ein großmütiges Herz wie in der Brust des Marcus Antonius schlägt nicht in der des Octavian, doch er ist nicht grausam, und gerade weil kühle Berechnung mäßigt, wozu der Ehrgeiz ihn antreibt, wird er Dich schonen. Er weiß, wie diese Stadt, dies Land Dich vergöttern, – und gelingt es ihm wirklich, an den ersten Erfolg neue Siege zu knüpfen, gestatten es die Himmlischen, daß Dein Thron und – mögen sie es verhüten! – auch Deine geheiligte Person in seine Gewalt fällt ...«
»Dann,« rief Kleopatra, und ihr klares Auge leuchtete hell auf, »dann soll er erfahren, wer größer ist von uns beiden, – gerade dann werde ich mir das Recht zu wahren wissen, auf ihn herabzuschauen, mag das blinde Schicksal ihm, der meinem und dem Sohne des Cäsar das Erbe stahl, auch die gesamte Macht des Erdenrunds unterthänig machen.«
Mit zornig funkelnden Augen hatte sie dies gerufen; dann aber senkte sie die zur Faust geballte kleine Hand und fuhr in verändertem Tone fort:
»Es können Monde vergehen, bevor er stark genug ist, den Angriff zu wagen, und es billigten die Himmlischen selbst den Bau des Grabmals. Das einzige Hindernis, das im Wege stand, das Haus des alten Philosophen Didymus, es ward zerstört. Vorhin brachte ein Bote des Gorgias die Meldung. Es soll das zweite Grabmal in dieser Stadt werden, das der Beachtung wert ist. Das andere birgt die Leiche des großen Alexander, dem sie Entstehung und Namen dankt. Er, der die halbe Welt seiner Macht und dem Genius des griechischen Volkes unterwarf, er war jünger als ich, da er starb. Woher nehme ich, durch deren elende Schwäche Actium verloren ging, das Recht, länger unter der Sonne zu wandeln? In wenigen Stunden vielleicht haben wir den Marc Anton zu erwarten.«
»Und in dieser Stimmung,« unterbrach sie Charmion, »trittst Du dem Niedergedrückten entgegen!«
»Er will nicht empfangen sein,« versetzte Kleopatra herb. »Auch mir untersagte er, ihn zu begrüßen, und ich verstehe dies Verbot. Aber was mußte über ihn kommen, daß er, der Frohgemute, der Freund der Menschen, sich nach Einsamkeit sehnt und sich scheut, auch dem Liebsten und Nächsten zu begegnen. Auf der Choma, wohin er sich zurückzuziehen wünscht, sieht Iras jetzt nach, ob alles im Stand ist. Sie sorgt auch für Blumen, die er liebt. Schwer ist es, grausam schwer, ihm nicht wie sonst das Willkommen zu bieten. O, Charmion, wie das war, wenn er mit offenen Armen und weit geöffnetem Herzen wie ein Jüngling die mächtige Gestalt ans Land schwang und mir aus dem schönen Heroenantlitz ein Strom von heißer, heiterer Liebe entgegenwogte. Und wenn er dann – Du vergißt es auch nicht! – die tiefe Stimme zu dem ersten Gruße erhob, dann war es mir, als müßten die Fische im Wasser mit einstimmen und die Palmen am Ufer in glückseliger Mitfreude die Wedel schwingen. – Und hier! Die Träume der Kindheit, die ich für ihn verwirklichte, sie nahmen uns auf, und unser von Liebe und Rosen umwobenes Leben, es wurde ein Märchen! Seit dem ersten Tage, an dem er uns entgegenritt zu Kanopus, und mir den ersten Blumenstrauß und einen um Liebe werbenden sonnigen Blick bot, steht sein Bild mir vor der Seele wie die Verkörperung der alles besiegenden Manneskraft und der lichten, durch nichts zu trübenden, die Welt beglückenden Freude. Und jetzt, jetzt!? – Weißt Du noch, wie wir ihn als dumpfen Träumer, bevor er nach Paraetonium abfuhr, verließen? – Aber nein, nein, tausendmal nein, so darf er nicht bleiben! Nicht gesenkten Hauptes, aufrecht wie in den Tagen des Glückes, soll er Hand in Hand mit der, die er liebt, die Schwelle des Hades betreten. Und er liebt mich noch immer! Wäre er mir sonst wohl hierher gefolgt, obgleich ihn mir kein Zauberbecher mehr nachzieht? Und ich? Dies Herz, das in der Brust des Kindes ihm die ersten jungen Triebe schenkte, gehört ihm noch immer und bleibt auch sein eigen ... Ob ich mich nicht dennoch in den Hafen begebe und ihn erwarte? Schau mir ins Antlitz, Charmion, und antworte mir ohne Scheu wie der Spiegel: gelang es dem Olympus wirklich, die Falten zu tilgen?«
»Sie waren schon vorher kaum bemerklich,« lautete die Antwort, »und auch das schärfste Auge könnte sie nicht mehr entdecken. Auch die Haarsalbe brachte ich mit, und was Olympus Dir für das ...«
»Still, still.« unterbrach sie Kleopatra leise. »Es regt sich viel Lebendiges in diesem Garten, und den Vögeln sagt man ja nach, sie hörten am schärfsten.«
Dabei vertiefte ihr ein schalkhaftes Lächeln die Grübchen in den Wangen, und die Freude an ihrer herzbestrickenden Anmut zwang Charmion den Ruf auf die Lippen: »Wenn Marcus Antonius Dich in diesem Augenblicke sähe!«
»Schmeichlerin!« entgegnete die Königin mit einem dankbaren Lächeln; die andere aber fühlte, daß der Augenblick jetzt gekommen sei, noch einmal für Barine das Ihre zu thun, und sie begann darum eifrig:
»Nein, ich schmeichle gewiß nicht! Keine in Alexandria, wie sie auch heiße, dürfte es wagen, sich auch nur von ferne mit Deinem Liebreiz zu messen. Laß darum doch von der Verfolgung des unglückseligen Weibes, das Du meiner Obhut anvertrautest. Sich selbst beleidigen heißt es, wenn man eine Kleopatra ist ...«
Hier aber wurde sie mit einem unwilligen: »Schon wieder!« unterbrochen.
Das Antlitz Kleopatras, das während dieser Unterredung alle Regungen der Frauenseele von der tiefen Todestrauer bis zur heiteren Schalkhaftigkeit widergespiegelt hatte, gewann den Ausdruck abweisender Härte, und mit der kurzen Bemerkung: »Du vergißt wiederum, was ich mir mit gutem Grunde verbat; – ich muß an die Arbeit,« wandte sie der Jugendgenossin den Rücken.