Georg Ebers
Der Kaiser
Georg Ebers

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Zehntes Kapitel

Während in der Wohnung des Verwalters die Sorge sich breit machte und Kummer, Angst und Enttäuschung mit schweren Wolken die Seelen umdüsterten, wurde in der Musenhalle fröhlich geschmaust und gelacht.

Julia, die Gattin des Präfekten, hatte dem Baumeister ein für sechs hungrige Magen genügendes, sorgsam bereitetes Mahl auf die Lochias geschickt, und ein Sklave des Baumeisters Pontius, der es in Empfang genommen und Schüssel für Schüssel ausgepackt und auf die schlichteste aller Tafeln aufgestellt hatte, war zu dem Herrn geeilt, um ihm all diese Wunder der Kochkunst zu zeigen.

Der Baumeister hatte beim Anblick eines so überreichen Segens den Kopf geschüttelt und vor sich hin gemurmelt:

»Titianus hält mich für ein Krokodil oder besser für zwei Krokodile.«

Dann war er dem Verschlag des Bildhauers genaht, in dem er Papias, seinen Meister, fand, um beide Männer zu bitten, das Mahl mit ihm zu teilen.

Außerdem lud er zwei Maler und den vorzüglichsten unter allen Mosaizisten der Stadt ein, die den ganzen Tag emsig an der Herstellung der alten, verblichenen Deckenbilder und Fußböden gearbeitet hatten, und bald leerten sich bei gutem Wein und heiterem Gespräch die Schüsseln, Vasen und Dosen.

Wer lange Stunden den Geist oder die Hände oder gar beide auf einmal regt, der wird hungrig, und hier war seit einer Reihe von Tagen von allen Künstlern, die Pontius auf die Lochias berufen hatte, bis zur Erschöpfung gearbeitet worden.

Jeder tat sein Bestes, zunächst gewiß, um dem hochgeachteten Pontius und sich selbst zu genügen, dann aber auch, um dem Kaiser eine Probe seines Könnens vorzuführen und ihm zu zeigen, was man in Alexandria vermöge.

Als die Schüsseln abgetragen worden waren und die reichlich gesättigten Tischgenossen die Hände gereinigt und getrocknet hatten, wurden aus einem Mischkruge, dessen Größe dem genossenen Mahle entsprach, die Becher gefüllt.

Nun schlug einer der Maler vor, ein ordentliches Trinkgelage zu veranstalten und den Bildhauer Papias, der als vortrefflicher Tischredner ebenso bekannt war wie als Künstler, zum Festleiter zu erwählen.

Aber der Meister des jungen Pollux versicherte, diese Ehre nicht annehmen zu können; denn sie gebühre dem Würdigsten unter ihnen, dem Manne, der vor wenigen Tagen in diesen leeren Palast getreten sei und dort als ein zweiter Deukalion so edle Künstler wie die hier versammelten, in großer Zahl und geschickte Arbeiter zu Hunderten, statt aus bildsamem Stein, aus dem Nichts erweckt habe.

Während er sodann versicherte, daß er Hammer und Meißel besser als die Zunge zu gebrauchen verstehe, und es nicht gelernt habe, eine Festrede zu halten, kleidete er seinen Wunsch, Pontius möge das Gelage leiten, in die Form einer solchen.

Aber es war ihm nicht vergönnt, diese Probe seiner Gewandtheit zu Ende zu führen; denn der Torhüter des kaiserlichen Palastes, Euphorion, der Vater des jungen Pollux, trat eilig mit einem Brief in der Hand in die Musenhalle und reichte ihn dem Baumeister.

»In geflügelter Eile zu lesen,« sagte er dabei, indem er sich mit theatralischer Würde vor den Künstlern verneigte. »Ein Liktor des Präfekten überbrachte diese, wenn anders mein Wunsch sich erfüllt, heilbringende Botschaft. – Haltet die Schnauzen, Lumpenzeug, sonst schlag' ich euch nieder!«

Diese Drohung, die sich, was ihren Ton betraf, sehr wenig harmonisch an die für die Ohren der Künstler berechnete Anrede schloß, galt den drei vierfüßigen Grazien seiner Frau, die ihm gegen seinen Willen gefolgt waren und bellend die Tafel umsprangen, auf der die spärlichen Reste der aufgegessenen Mahlzeit standen.

Pontius liebte die Tiere, hatte sich mit den Hündchen der Torwächtersfrau befreundet und sagte, während er den Brief des Präfekten öffnete:

»Ich lade die drei Kleinen für die Reste unserer Mahlzeit zu Gaste. Gib ihnen, was für sie taugt, Euphorion, und was dir besser für deinen eigenen Magen zu passen scheint, das soll ihm bekommen!«

Während der Baumeister das Schreiben zuerst rasch durchflog, dann aber aufmerksam durchlas, hatte der Sänger manchen guten Bissen für die Lieblinge seiner Frau auf einen Teller zusammengelegt und endlich die letzte übriggebliebene Pastete samt der Schüssel, auf der sie stand, seiner Adlernase genähert.

»Für Menschen oder für Hunde?« fragte er den Sohn, indem er mit dem straff ausgestreckten Finger auf die Pastete wies.

»Für Götter,« antwortete Pollux. »Bring sie der Mutter. Sie wird gern einmal Ambrosia essen.«

»Fröhlichen Abend!« rief der Sänger, verneigte sich vor den die Becher leerenden Künstlern und entfernte sich mit der Pastete und den drei Hündchen aus der Halle.

Während er noch den weiten Raum mit langen Schritten durchmaß, hob der in seiner Rede unterbrochene Papias den Becher von neuem und begann:

»Unser Deukalion, unser mehr als Deukalion also . . .«

»Entschuldige,« unterbrach Pontius den Bildhauer, »wenn ich deine Rede, die so vielversprechend begann, unterbreche; dieser Brief enthält wichtige Nachrichten und mit dem Zechen ist es für heute vorbei. Verschieben wir unser Symposion und deinen Trinkspruch.«

»Es war kein Trinkspruch; denn wenn ein bescheidener Mann . . .« begann Papias.

Da fiel Pontius ihm wiederum ins Wort:

»Titianus schreibt mir, er gedenke heute abend auf die Lochias zu kommen. Jeden Augenblick kann er hier erscheinen, und zwar nicht allein, sondern mit meinem Kunstgenossen Claudius Venator aus Rom. Der Mann soll mir mit seinem Rate zur Seite stehen.«

»Ich hörte seinen Namen noch nie,« sagte Papias, der sich ebensoviel um die Personen wie um die Werke anderer Künstler zu kümmern pflegte.

»Das wundert mich,« entgegnete Pontius, indem er die doppelte Tafel, die die Nachricht enthielt, daß der Kaiser heute noch ankommen werde, zusammenschlug.

»Kann er etwas?« fragte Pollux.

»Mehr als wir alle,« gab Pontius zurück. »Er ist ein gewaltiger Mensch.«

»Das ist schön!« rief Pollux. »Ich sehe gern große Männer. Wenn sie einem ins Auge schauen, ist es immer, als flöße etwas von ihrer Fülle in uns über, und unwillkürlich reckt man sich und denkt: es wäre doch schön, wenn man dem eines Tages bis ans Kinn reichen könnte.«

»Nur keinen krankhaften Ehrgeiz,« unterbrach Papias den Schüler im Ton der Ermahnung. »Nicht wer sich auf die Zehen stellt, sondern wer fleißig seine Pflicht tut, erreicht etwas Großes.«

»Er tut redlich die seine,« entgegnete der Baumeister, indem er sich erhob und Pollux die Hand auf die Schulter legte. »Wir tun sie alle. Morgen beim Aufgang der Sonne sei jeder wieder auf dem Posten. Um meines Kollegen willen wird es gut sein, wenn ihr alle beizeiten da seid.«

Die Künstler erhoben sich mit Dank und Bedauern.

»Die Fortsetzung dieses Abends bleibt dir nicht geschenkt,« rief einer der Maler, und Papias bemerkte, indem er sich von Pontius verabschiedete:

»Wenn wir wieder zusammenkommen, werd' ich dir zeigen, was ich unter einem Trinkspruch verstehe. Er wird vielleicht deinem römischen Gastfreunde gelten. Ich bin neugierig, was er über unsere Urania sagt. Pollux hat sein Teil an der Arbeit gut ausgeführt, und ich hab' ihr vorhin noch ein Stündchen gewidmet, das ihr gut getan haben möchte. Je schlichter unser Material ist, desto mehr würde es mich freuen, wenn sie dem Kaiser gefiele; er ist ja selbst ein wenig Bildhauer.«

»Wenn Hadrian das hörte!« fiel einer der Maler ein. »Für einen gewaltigen Künstler will er gelten, den ersten in unserer Zeit. Man sagt, er hätte dem großen Baumeister Apollodor, der für Trajan so herrliche Werke ausführte, das Lebenslicht ausblasen lassen. Und warum? Weil der vorzügliche Mann den kaiserlichen Pfuscher früher einmal als Stümper behandelt hatte und seinen Plan für den Venustempel in Rom nicht billigen wollte.«

»Gerede,« gab Pontius auf diese Beschuldigung zurück. »Apollodor ist im Gefängnis gestorben, aber seine Verhaftung hat mit seinem Urteil über die Leistungen des Kaisers nur wenig zu tun. – Entschuldigt mich, ihr Herren! – Muß die Risse und Anschläge noch einmal durchsehen.«

Der Architekt entfernte sich; Pollux aber setzte das begonnene Gespräch fort.

»Ich begreife nur nicht,« begann er, »wie einer, der so viele Künste zugleich treibt und dabei doch für den Staat und seine Regierung sorgt, der ein leidenschaftlicher Jäger ist und sich mit allerlei gelehrtem Schnickschnack abgibt, seine fünf Sinne, die er hierhin und dahin und dorthin ausfliegen ließ, gleich wieder ins Nest zurückbekommt, wenn er sie für die Übung einer besonderen Kunst gebrauchen möchte. In seinem Kopfe muß es aussehen wie in der hübschen, von uns ins Nichts beförderten Salatschüssel, in der Papias dreierlei Fisch, schwarzes und weißes Fleisch, Austern und noch fünf andere Substanzen entdeckte.«

»Und wer,« fiel ihm Papias ins Wort, »wird leugnen, daß, wenn das Talent die Mutter und der Fleiß der Vater jeder künstlerischen Tätigkeit ist, die Übung der Erzieher des Künstlers sein muß? Seitdem Hadrian bildhauert und malt, ist es überall und auch hier Mode geworden, diese Künste zu betreiben, und unter den reichen jungen Leuten, die in meine Werkstätte kommen, sind manche sehr gut begabt; keiner von ihnen bringt aber etwas Rechtes zustande, weil ihnen das Gymnasium, die Bäder, die Wachtelkämpfe, die Gastmähler und was weiß ich, so viele Zeit nehmen, daß es mit der Übung nichts wird.«

»Ja,« fügte einer der Maler hinzu, »ohne den Zwang und die Plage der Lehrjahre kann keiner zu freiem und freudigem Schaffen gelangen. In der Rhetorenschule, auf der Jagd und im Kriege macht man aber keine Zeichenstudien. Erst wenn ein Schüler fest zu sitzen und sich sechs Stunden hintereinander hat plagen lernen, fang' ich an zu glauben, es könnte etwas Rechtes aus ihm werden. Hat einer von euch ein Werk des Kaisers gesehen?«

»Ich,« antwortete der Mosaizist. »Vor mehreren Jahren ließ mir Hadrian ein Bild, das er gemalt hatte, übersenden. Ich sollte eine Mosaik danach machen. Es war ein Fruchtstück: Melonen, Kürbisse, Äpfel und grüne Blätter. Die Zeichnung war so so, die Farbe über alles Erlaubte lebendig und die Komposition gefiel mir durch Rundheit und Fülle. Besser doch, denkt man, wenn man sie ansieht, solcher Überreichtum als magere Armut. Die großen Früchte unter den saftstrotzenden Blättern hatten wohl etwas so Ungeheuerliches, als wären sie im Garten der Üppigkeit selbst erwachsen; aber das Ganze sah doch nach etwas aus. Bei meiner Ausführung dämpfte ich die Farben ein wenig. Eine Kopie dieses Bildes könnt' ihr noch bei mir sehen. Sie hängt im Saal meiner Zeichner. Der reiche Nealkes ließ in seiner Fabrik einen Teppich nach ihr weben, mit dem Pontius die eine Wand des Arbeitszimmers da hinten behängen will; ich aber hab' einen schönen Rahmen an sie gewendet.«

»Sag lieber an ihren Erfinder!«

»Oder noch zutreffender: an seinen möglichen Besuch deiner Werkstätte,« lachte der gesprächigste unter den Malern. »Ob der Kaiser wohl auch zu uns kommt? Meine Begrüßung Alexanders im Tempel des Jupiter Ammon möcht' ich gern an ihn verkaufen.«

»Ich hoffe, daß du ihn, wenn es den Preis festzustellen gilt, als Kollegen behandelst,« sagte sein Kunstgenosse schmunzelnd.

»Ich werde mich nach deinem Beispiel richten,« entgegnete der andere.

»Dabei wirst du kaum zu kurz kommen,« rief Papias; »denn Eustorgius weiß, was seine Arbeiten wert sind. Wenn übrigens Hadrian bei allen Meistern, in deren Kunst er hineinpfuscht, Bestellungen macht, wird er eine besondere Flotte brauchen, um seine Einkäufe nach Rom zu schaffen.«

»Man sagt,« lachte der Maler Eustorgius, »er sei der Maler unter den Dichtern, der Bildhauer unter den Malern, der Astronom unter den Musikern, der Sophist unter den Künstlern, das heißt, daß er jede Kunst und Wissenschaft als seine Nebenbeschäftigung mit einigem Glück betreibt.«

Bei dieser Erklärung war Pontius wieder zu den Künstlern zurückgekehrt, die die Tafel mit dem Mischkruge umstanden. Er hatte die letzten Worte des Malers gehört und unterbrach ihn, indem er sagte:

»Aber, Freund, du vergißt, daß er unter den Regenten, und nicht nur unter denen von heute, in des Wortes vollster Bedeutung Regent ist. Jeder von euch leistet in seiner Kunst gewiß mehr und Vollendeteres; doch wie groß ist der Mann, der nicht nur mit müßiger Neugier, sondern mit Ernst und Geschick allem nahe tritt, was der Geist nur immer zu erfassen und der künstlerisch bildende Sinn zu gestalten vermag! Ich kenne ihn und weiß, daß er tüchtige Meister liebt und mit fürstlicher Freigebigkeit aufzumuntern bestrebt ist. Aber er hat die Ohren überall und wird schnell zum unerbittlichen Feind eines jeden, der seine Empfindlichkeit reizt. Hütet darum jetzt eure losen alexandrinischen Zungen und laßt euch sagen, daß mein Kollege, den ich aus Rom erwarte, Hadrian nahe steht. Er ist sein Altersgenosse, sieht ihm auch ähnlich und verschweigt ihm nichts, was er über ihn hört. Laßt also das Gerede über den Kaiser und beurteilt den Dilettanten in Purpur nicht strenger als eure reichen, aus Liebhaberei malenden und bildhauenden Schüler, für die euch so leicht ein ›allerliebst‹, ›wunderhübsch‹ oder ›außerordentlich nett‹ über die Lippen schlüpft. Nehmt mir den warnenden Ton nicht übel – ihr wißt, wie ich's meine.«

Aus dieser Bitte war den Anwesenden jene männliche Innigkeit entgegengeklungen, die der tiefen Stimme des Baumeisters zu Gebote stand und ihm auch das Vertrauen des Widerstrebenden sicher gewann.

Grüße und Händedrücke wurden getauscht, die Künstler verließen die Halle, ein Sklave trug den Mischkrug fort und säuberte die Tafel, auf der Pontius seine Risse und Anschläge auszubreiten begann.

Aber er blieb nicht lange allein; denn bald stand Pollux neben ihm und sagte mit komischem Pathos, indem er die Nase mit dem Finger berührte:

»Ich bin aus meinem Käfig entsprungen, um dir noch etwas zu sagen.«

»Nun?«

»Die Stunde naht, in der ich dir die Wohltaten, die du meinem Magen zu verschiedenen Zeiten erwiesest, zu vergelten gedenke. Meine Mutter kann dir morgen ihr Kohlgericht vorsetzen. Eher ging's nicht; denn der in seiner Art einzige Wurstmacher, der König seiner Zunft, bereitet nur in jeder Woche einmal seine saftigen kleinen Zylinder. Vor wenigen Stunden hat er die Würstlein vollendet, und morgen wärmt uns die Mutter zum Frühstück das edle Gericht auf, das heute abend bereitet wurde – denn, ich sagte dir's schon – im aufgewärmten Zustand ist es erst das Ideal seiner Gattung. Was später noch Süßes kommt, haben wir wieder der Kunst meiner Mutter, das erheiternd Erquickende aber, ich meine den finstere Sorgen brechenden Wein, meiner Schwester zu danken.«

»Ich komme,« entgegnete Pontius, »wenn mir unser Gast eine freie Stunde übrig läßt, und freue mich auf das gute Gericht. Aber was weißt du munterer Vogel von finsteren Sorgen!«

»Das Wort paßt in den Hexameter,« entgegnete Pollux, »und ich habe von meinem Vater, der, wenn er nicht das Tor hütet, auch singt und dichtet, die leidige Notwendigkeit geerbt, sobald mir etwas die Seele bewegt, rhythmisch zu reden.«

»Du warst heut schweigsamer als sonst, und doch kamst du mir unglaublich vergnügt vor. Nicht nur dein Gesicht, sondern du ganzer langer Mensch vom Fuß bis zum Scheitel sahst aus wie ein Gefäß der Freude.«

»Es ist auch schön auf der Welt!« rief Pollux, dehnte sich wohlig und streckte die Arme mit gefalteten Händen hoch über seinem Kopfe gen Himmel.

»Hat sich etwas besonders Angenehmes für dich ereignet?«

»Ist gar nicht vonnöten! Ich lebe hier in herrlicher Gesellschaft, die Arbeit fleckt und – warum sollt' ich's verhehlen? – es gab heute auch etwas Besonderes zu verzeichnen. Ich bin einer alten Bekannten wieder begegnet.«

»Einer alten?«

»Seit sechzehn Jahren kenn' ich sie schon; aber als ich sie zum erstenmal sah, da lag sie noch in den Windeln.«

»Also mehr als sechzehn, höchstens siebzehn Jahre zählt diese würdige Freundin? Ist Eros der Freund des Glücklichen oder kommt das Glück erst in seinem Gefolge?«

Während der Baumeister diese Frage nachdenklich vor sich hin sprach, lauschte Pollux aufmerksam auf und sagte:

»Was mag zu so später Stunde da draußen vorgehen? Hörst du nicht das tiefe Gebell eines großen Hundes zwischen dem hohen Gekläff der drei Grazien?«

»Titianus bringt den Baumeister aus Rom,« sagte Pontius erregt. »Ich gehe ihm entgegen. Und noch eins, mein Freund! Auch du hast eine alexandrinische Zunge. Hüte dich, in Gegenwart des Römers über die künstlerischen Leistungen des Kaisers zu spotten. Der Mann, der da kommt, ich wiederhole es, ist uns allen überlegen, und nichts mir tiefer zuwider, als wenn Kleine sich in die Brust werfen, weil sie an großen Männern ein wundes Stellchen gefunden zu haben meinen, das zufällig an ihrem eigenen winzigen Leibe gesund ist. Der Künstler, den ich erwarte, ist groß; doch Kaiser Hadrian ist noch weit größer. Nun geh hinter deine Schranken zurück, und morgen will ich dein Gast sein.«


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