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Packend tritt um die Wende des Mittelalters aus der Zahl der großen Männer, deren Lebenswerk dem Wohle der Menschheit diente, das Bild Gutenbergs, des Erfinders des Typendruckes hervor. Die größte Segenspenderin unter allen Erfindungen ist die Buchdruckerkunst. Keine unter allen Entdeckungen, Erfindungen und Künsten war von so umwälzender und beglückender Natur. Tausendfach ist der Segen, den diese Erfindung allen Erdenbewohnern, die sich einer Kultur erfreuen, gab. Mit Stolz nennen wir den Mann, der die große Tat vollbrachte, ein Kind unserer Volkes. Haben seine Zeit- und Geschäftsgenossen sich nach Kräften bemüht, ihm den Ruhm zu nehmen, – sind Widersacher und Feinde bis in den Anfang des vorigen Jahrhunderts hinein bestrebt gewesen, ihm abzusprechen, was ihm zukam, – waren noch bis vor Jahrzehnten holländische und englische Stimmen bemüht, holländischen Donaten als den ersten, mit beweglichen Lettern gedruckten Büchern den Vorrang zuzuerkennen, so hat doch die vorurteilslose Forschung dem Schöpfer des Typengusses, als dem Erfinder der Buchdruckerkunst, Gerechtigkeit widerfahren lassen. Johann Gutenbergs Name ist mit der Erfindung der wichtigsten technischen Kunst unlösbar verbunden, und die Menschheit ist ihm dafür, daß er ihr Freiheit des Geistes und die unbeschränkte Verbreitung des gesprochenen und geschriebenen Wortes gab, ewigen Dank schuldig. Wir sehen bei der Betrachtung seiner Lebenswerkes die Tat eines echten Erfindergeistes, der sich durch nichts beeinflussen, durch nichts ablenken läßt, der zielbewußt von Stufe zu Stufe voranschreitet bis zur Vollendung seines einzigartigen Werkes, der durch Mißerfolge nicht entmutigt, durch habgierige Gewinnsucht nicht niedergedrückt werden kann, sondern seinem Genius getreu das Werk vollbringt, zu dem ihn die Vorsehung ausersehen· Dabei zeichnet ihn seltener Schönheitssinn und hohes künstlerischer Empfinden aus neben Klugheit und Weitblick starkes Wollen gepaart mit besonderem Können. –
Über den Erfinder sind wir soweit seine Jugend- und Mannesjahre in Betracht kommen, nur sehr mangelhaft unterrichtet. Seine ersten Druckversuche werden – auch von seinen Genossen, denen er Gelegenheit gibt, zu helfen und mitzutun – geheim gehalten; die Technik seiner Erfindung lernen wir nur durch Rückschlüsse kennen. Seine Drucke aber, die uns erhalten geblieben sind, zeugen von den hohen Eigenschaften, die ihm als Schöpfer und Organisator, als Metalltechniker und Künstler eigen waren und die, nach den damaligen Mitteln bemessen, einzig dastehende, fast unübertroffene zu nennen sind. Denn seine Schöpfungen in Schrift und Druck, nachdem er sie auf die volle Höhe gebracht hatte, waren so vollkommene, daß Jahrhunderte hindurch nicht Ähnliches, noch weniger Vollendeteres geschaffen wurde. Es war ihm, wie so manchem Erfinder, nicht vergönnt, den Erfolg seines Schaffens genießen zu können; vor uns rollt sich ein Schicksal auf, wie es tragischer nicht erdacht werden kann. Er muß zusehen, wie geldgierige Menschen ihm seine Erfindung entreißen; hochverschuldet wird ihm sein Druckgerät gepfändet und die sorgsam gehütete, noch während des Prozesses vor Gericht geheim gehaltene Kunst geht in andere Hände über, ohne daß ihm das Gesetz Genugtuung gibt, weil es keinen Schutz kennt. Der ganze Wille eines starken Geistes gehört dazu, sich aufrecht zu erhalten, um, die ihm gebotene Hand eines Menschenfreundes ergreifend, von vorn anzufangen. Aber auch dann noch vermag er weiterschreitend Fortschritte in der technischen Vervollkommnung zu machen, ja sein höchstes Ziel zu erreichen: ein Instrument für den Guß kleiner Kegel zu schaffen und auszubauen. Hoch im Alter wird ihm dann die Genugtuung, daß ihn der Erzbischof von Mainz unter sein Hofgesinde aufnimmt, so daß er seinen letzten Tagen ohne Sorgen entgegensehen kann. – Wir sind dem Erfinder der Buchdruckerkunst zu unauslöschlichem Dank verpflichtet; wer sich der hohen Bedeutung dieser Kunst bewußt ist, wird sich diesem Gefühl nicht entziehen können. Besondere anzuerkennen ist daher das Bemühen derjenigen, die bestrebt blieben, dem Erfinder zu seinem Rechte zu verhelfen und ihm den Ruhm, der Menschheit einer der größten und segensreichsten Erfindungen gegeben zu haben, nicht vorzuenthalten.