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IV.

Einige Wochen später waren sie in Berlin.

Nach der feierlichen Stille und der stolzen Pracht Capris schien es zuerst eine Unmöglichkeit, unter diesem nüchternen farblosen Himmel, diesem lauten banalen Getriebe der Großstadt weiterleben zu können.

Es war, als verschlänge dieses unaufhaltsam kreisende Meer unaufhörlicher und scheinbar zielloser Beweglichkeit alle feinen Stimmungen und Anpassungen, die zwischen den Menschen der Liebe fortwährend unterwegs sind. Doppelt unerträglich empfanden es diese beiden, da die Zeit ihres Zusammenseins schon grausam abgemessen vor ihnen lag und sie das Ende leicht mit Händen greifen konnten, wenn sie sich diese Tatsache wirklich hätten zum Bewußtsein kommen lassen. Aber sie handhabten mit feinem Geschick jene heimliche Kunst des Nichtzuendedenkens, die über Abgründe des Schmerzes goldne Brücken baut und der fliehenden Zeit eine weilende Schwere gibt.

Erst als sie sich in einer kleinen Villa eines der ländlichen Vororte häuslich eingerichtet hatten, fiel ihnen eine Last von ihrem Denken und Fühlen.

Aber die herbe Sprödigkeit des deutschen Frühlings quälte sie. Die harte Kühle und Leere der Luft, die plötzlichen Trübungen des Lichtes und Verschattungen der Fernen waren nach der gewaltigen Permanenz der südlichen Lichtfülle und horizontweite ein geradezu körperlicher Schmerz.

Bis dann endlich nach mühseligen Werdewehen die neue Schönheit vollendet vor ihnen lag, die nichts von der wilden Grazie, der überschäumenden Lust und dem überwältigenden Rausch der bacchantischen Freudenorgien des Südens hatte. Die aber mit ihren keuschen gesammelten Linien, ihren strengeren, gleichsam verhaltenen Farben und den zusammengefaßteren einfachen Formen wie eine verfeinerte abgeklärte Spiegelung jener gigantischen Urschönheit wirkte. So etwa wie sich die schäumende Brandung überwältigender Erlebnisse mählig in die zärtlichen Schatten heimlicher Erinnerungen wandelt, in denen alle Glut und Pracht der sinnlichen Realität in unendlicher Verkleinerung enthalten ist und von denen jede einzelne wie ein allezeit fruchtbarer Keim jeden Augenblick zu ihren ursprünglichen Dimensionen aufzulodern und die ganze Seele mit einer süßen seligen zweiten Wirklichkeit zu erfüllen vermag.

So als die zu sanfteren Rhythmen gebändigten Sturzwellen der farbentrunkenen Südlust ihres Glückes fühlten sie nun die feine stillere Herrlichkeit der nordischen Natur. Und die wachsende Berauschung, die sich ihre Seelen immerfort gaben, kam ihnen hier fast noch stärker zum Bewußtsein, da sie sich von der leiseren Bewegung der Landschaft umher intensiver abzuheben schien. Dort waren sie selbst mit der Lust und Fülle des sie umrauschenden Lebens eins geworden, fühlten sich versunken und aufgelöst in die ewige Mystik des Seins.

Hier stießen sich die Dinge härter im scheinbar engeren Raume, mit den vom kargeren Lichte fester gebundenen Grenzen. Und das gab auch ihrem Wesen seine Begrenzung zurück, machte sie persönlicher, gleichsam im höchsten Sinne enger, aus sich beschränkter und was ihr Glück hierbei an äußerem Umkreis durch die mitschwingenden Harmonien aller Lebenselemente einbüßen mußte, gewann es zurück in der mystischen Tiefe der bewußten Persönlichkeitswelt.

Ihr wundervolles Glück, das in paradiesischen Gärten geboren, sich in nackter Herrlichkeit an Meeren und Sonnen berauscht hatte, baute nun still an den blühenden Wundern ihrer eigenen Unendlichkeit. –

 

Yvette hatte Maria kommen lassen.

Und ohne ein Wort hatte diese das Neue im Leben Yvettes sofort verstanden. Ihre dankbaren Hände waren stets bemüht, Stille und Ungestörtheit um sie her zu schaffen; wie ein eherner Schild stand sie zwischen dem Glück der geliebten Herrin und der von außen sie umkreisenden Neugier.

Maria brachte auch einen Teil der häuslichen Einrichtung mit, Yvette wollte wenigstens in einem Raume des fremden Hauses ihre eigenen Dinge um sich haben, die ihr Zeugen dieser glücklichen Zeit sein würden, da sie die unzähligen Erinnerungen des täglich vertrauten Zusammenseins für immer in sich aufgenommen hatten. Hart genug dünkte es sie, diese kurzbemessene Spanne ihres Glückes nicht in den geliebten Räumen des eigenen Heims ausleben zu können.

Aber, abgesehen davon, daß Rainer Böhme seine Studien hier zu vollenden hatte, war es ganz ausgeschlossen, in der Enge der Mittelstadt, in deren führenden Kreisen Yvette eine bekannte und beobachtete Persönlichkeit war, ihre gesetzlose Ehe der beschränkten Verständnislosigkeit dieser Leute auszusetzen.

Diese Menschen des kleinen Einmaleins, die das Leben als ein fertiges Rezept auffaßten, das nach Vorschrift einzunehmen war, die sich aus Furcht vor einander alles Eigenleben abgewöhnt hatten und die falschen und flachen Götzen der Konvention auf ihren Hausaltären anbeteten, diese hätten ihr den Anblick eines so großen Glückes niemals verzeihen dürfen, da sie sonst rettungslos das Gleichgewicht ihrer Lebensanschauungen verloren hätten. –

Die rastlos kreisende Bewegung der Großstadt dagegen, welche gleichsam die Unendlichkeit aller Lebensmöglichkeiten in ihr ewiges Wellenspiel aufnahm, gab auch ihrem Erleben die Deckung schweigender Einsamkeit.

Ohne Frage, ohne Urteil blickt hier die stumme wissende Göttin des Schicksals auf die Geheimnisse ungezählter Seelen, die in dem Schatten ihres Friedens weilen und überläßt es ihnen selbst, ihr Recht auf Glück an der Reinheit ihres Willens und der Schuldlosigkeit ihrer Wege zu ihm zu ermessen.

So gedeckt von der Fülle des Lebens umher, abseits von allen, die sich ein Recht der Frage an sie anmaßten, lebten sie in diesem stillen Hause ihre Zeit vollkommener Freude.

Und ist nicht die vollkommene Freude eine so kostbare Seltenheit, da sie einer Unendlichkeit schwer erfüllbarer Voraussetzungen bedarf, daß, wenn zwei Menschen, sie sich zu geben haben, es die Sünde wider das Leben selbst wäre, wenn sie diesen gnadenvollen Rausch nicht aus seiner Hand nehmen wollten, nur um der kleinen Furcht willen vor dem engen Gemäße, in welches die Alltagsweisheit der Lebenskrämer die tausendfältige Mannigfaltigkeit seiner Möglichkeiten immerfort einzuzwängen bemüht ist. –

Tagsüber war Böhme meist an seiner Arbeit in den Laboratorien. Erst zu später Mittagsstunde eilte er aus dem Gedränge und Lärm der Straßen und Menschen zu der stillen Klause im kleinen Vorortwinkel. Und täglich wurde ihnen beiden diese Stunde von neuem ein Fest unaussprechbarer Beglückung. Als lägen Jahre zwischen ihnen, in so namenloser Sehnsucht hielten sie sich in schweigender Umarmung, bis der stürmende Rhythmus des Blutes sich langsam zur Ruhe des sichern Besitzes abgeebbt hatte. Ihre Augen nahmen sich Zoll um Zoll wieder neu zu eigen und jedes lauschte auf die Stimme des andern wie auf eine geliebte, lang entbehrte Melodie.

Allgemach aber fand sich dann auch die Lust ein, auch außer sich Umschau zu halten und die Stimmen des sie umbrausenden Lebens gemeinsam aufzunehmen.

Die Großstadt, wo die Wellen jeder Zeitströmung am stärksten anzubranden pflegen, gab ihnen eben das Schauspiel der merkwürdigsten Umwälzungen und Verschiebungen auf den Gebieten der sozialen Zustände und Beziehungen. Auch die seit länger als einem Dezennium entbrannte Fehde zwischen den Geschlechtern hatte sich zu einer interessanten Phase entwickelt. Ruf der ganzen Linie der Frauenseite war der Sieg der guten Sache so gut wie errungen. Die merkwürdig straffe Organisation innerhalb ihrer Koalitionen, die Sicherheit und Klarheit ihrer Ziele hatten dem Gegner bewiesen, daß die Frauen geistig reif und mündig geworden und ein Recht auf neue Wege und Mittel zu ihrer Persönlichkeitsentwicklung hatten. Unbestrittenen Rechtes standen sie nun schon inmitten aller gangbaren Wege zu allen Wissensquellen, die bislang der Mann nur für sich geebnet glaubte. Der äußere Sieg war soweit erkämpft, daß eine gewaltige Perspektive erreichbarer Positionen sich vor ihrem starken stolzen Willen austat. Aber kaum waren diese Verschanzungen mit tausend schmerzhaften Opfern gestürmt, Hindernisse und Sperrungen beseitigt, so daß sie nun Seite an Seite und Auge in Auge mit dem Gegner ringen konnten, so war es plötzlich nicht mehr das Errungene nur, das die Frauen wollten. Die Ziele verschoben sich. Es waren nunmehr Probleme und Fragen ethischer und persönlichster Art, die in den Vordergrund drängten. Und dieser Übergang zu neuen Lebensanschauungen, der nun begann, vollzog sich im Übermute des erkämpften Sieges, der endlichen Loslösung von langertragenen Hemmungen in lauter, allzu lauter Art. Der Schrei nach jeder Freiheit, nach Liebe, nach absoluter Gleichheit, der Schrei nach dem Kinde und nach Auslebung des eben neuentdeckten Ichs erfüllte die Luft mit einer krankhaften Unruhe.

Aus der stillen schmerzhaften Sehnsucht der Zeiten war ein wildes Begehren des Augenblicks entstanden, das Weib war ein großes Geschrei geworden und das Pathos des gewaltigen Kampfes derer, die sich für die Siege der Kommenden todesmutig geopfert hatten, war von dem Lärm des Augenblickes bedroht, um seine erhabene Schönheit gebracht zu werden. –

Yvette und Rainer vertieften sich in diese Strömungen der Zeit. Sie lasen die streitbaren Schriften, die überall wie flammende Wahrzeichen eines neuen Blutes auftauchten und fanden sich zuweilen auch mitten im Tumulte bewegter Meinungskämpfe, welche aus dem Rausche der schwer errungenen Redefreiheit wild herausbrachen und sich als ein Notwendiges im Werden der neuen Zeit darstellten. Der hartgetretene Boden überlebter Anschauung mußte durch den gewaltsamen Ansturm aller zudringenden Kräfte aufgelockert werden, um zur Empfängnis der neuen Lebenskeime bereit zu sein. –

»Es ist hohe Zeit, daß die Kunst sich all dieser Bewegungen annimmt,« sagte Rainer. »Sie ist die große Synthese aller Wandlungsphasen der Menschheitswerdung. was die Kunst in die Hand nimmt, bekommt sofort Ruhe und Gleichmaß. Aber dazu muß der Stoff erst seine schärfsten Gährungselemente ausgeschieden haben und zur Kristallisation durch die Kunst reif geworden sein.«

»Aus diesem Grunde ist es wohl der künstlerischen Natur unmöglich, sich direkt am Kampfe im realen Sinne zu beteiligen. Sie muß abseits stehen mit ihrer Teilnahme und warten, bis ihre Stunde gekommen ist. Ich muß da an die ersten Zeiten des anbrechenden Aufruhrs in der Frauenbewegung denken. Wie wurde Lenore bestürmt, ihre geistige Bedeutung, ihre organisatorische Begabung direkt in den Dienst der großen Sache zu stellen. Sie versuchte es, da sie sich einen Augenblick dazu verpflichtet glaubte. Aber ich habe sie tief leiden sehen an der allzu großen Nähe der Dinge und der allzu deutlichen Fühlung der, den sich kreuzenden Willensströmungen beigemengten persönlichen Kleinlichkeiten, die allem menschlichen Tun auch auf dem Wege zu großen Zielen unausbleiblich anhaften. Ich verliere den großen Glauben an die Not der Sache und die Möglichkeit ihrer Höherentwicklung, wenn sie mir so laut und alltäglich nahe rückt, sagte sie mir und plötzlich hatte sie das Band hart und schnell gelöst, das sie an ausgedrungene, ihrem Wesen unvereinbare Pflichten band. Härter als es in ihrer Natur lag, tat sie es aus Angst vor eigener Schwäche, neuer überwältigender Überredung gegenüber.«

»Und sie tat recht daran. Tüchtige Wirklichkeitsmenschen finden sich reichlicher, die mit zäher Geduld die nötigen Handlangerdienste tun, als jene künstlerischen Naturen, welche den zerstreuten Spuren einer großen Idee nachgehen, sie mit feinen Sinnen sammeln und ihnen die Form einer unsterblichen Wahrheit geben.«

»Und das tat sie denn auch in ihren Büchern, in denen sie der Sehnsucht der Zeit feste Gestalt gab und sie mit der ahnenden Sicherheit des Künstlers den fernen Möglichkeiten ihrer Erfüllung entgegenführte.«

 

Yvette lebte ganz dem Geliebten.

Alle fremde Arbeit ruhte. Auch ihr Schaffen umkreiste nur ihn.

In ihrem Atelier standen drei Staffeleien. Zwei angefangene Bilder von Böhme und eines von ihr selbst, das sie für ihn malte.

Während seiner Abwesenheit war hier ihre Welt. Da lebte sie jede Minute die Stunden nach, die sie an den stillen Sonntagen hier zusammen verbrachten, wo sie Linie um Linie, Nuance um Nuance des geliebten Menschen in sich aufnahm, um ihm mit ihrer Kunst ein neues unsterbliches Leben zu geben.

Mit fieberndem Blute malte sie an diesen Bildern. Sie sollten vollendet sein, ehe die Zeit der Trennung zu nahe kam und ihr Hände und Augen kraftlos machte.

Heute malte sie an ihrem eigenen Bilde.

Sie sah in den Spiegel, kühl, prüfend und vergleichend. Als sie aber daran ging, Ausdruck und Bewegung hinein zu bringen, legte sie Pinsel und Palette aus der Hand und blickte suchend, tastend, gleichsam neugierig aus sich selbst sich in das schöne Gesicht, in dem ein wundersam neues Licht und feine schwebende Schatten spielten. Ein tiefes geheimnisvolles Leuchten war in den Augen, und ein glücksatter seligwissender Zug um den sanft geschlossenen Mund gab den früher etwas herben Linien des Gesichtes gleichsam etwas Aufgelöstes, nach innen Lauschendes. Der Ausdruck einer feinen leisen Abwehr gegen das von außen Andrängende, ein stilles frohes Ruhen auf sich selbst umstrahlte ihre Persönlichkeit. Und plötzlich erkannte sie an sich selbst das Rätselvolle, das ihr oftmals in den Mienen anderer Frauen lockend und unbegreiflich fühlbar geworden war, das ihr immer entschwand, wenn sie es hatte fassen wollen und sie wußte nun, daß sie jetzt den Blick des Wissenden hatte, um das vielfache Geheimnis zu entziffern, welche das Leben der Liebe in die Züge des Weibes zeichnet und ihr gleichsam ein zweites Gesicht gibt.

Mit glücklichem Staunen ging sie den feinen Prägungen der plastischen Seelenkräfte nach, die aus ungreifbaren Beweglichkeiten die Formen der Persönlichkeit schaffen.

Ah, diesen strahlenden Glanz tiefer Beglückung festhalten können in diesem Bilde, daß aus ihm dem Geliebten für alle Zeit ein Hymnus von Dank und Jubel entgegenströmte. Wenn ihr das gelänge.

Schauer der Erinnerung, Wonne der Sehnsucht, Fieber der Erwartung schwellten ihr das Blut mit Rausch und Gesang.

Sie sah auf die Uhr. Die Stunde seiner Heimkehr war nahe.

Ihre Hände wurden unruhig. Die Arbeit entschwand ihrem Denken. Sie lauschte.

Endlich ging die Türe. Sie eilte ihm entgegen. Und wieder wie täglich die wortlose heiße Umarmung, in der sich die Qual der Trennung, die drängende Bewegung der Sehnsucht fast schmerzhaft entluden. So könnte es Tag und Nacht sein in alle Ewigkeit hinein, oder nur Stunde um Stunde, eine kurze Seligkeit lang. Daß es war. Daß man sie kannte, diese aufschäumende Woge der Freude, – das war das Glück. –

Dann kam der lange Abend in ihrem Wohnraum, der mit ihren eigenen Sachen ausgestattet war. Und Rainer hatte immer Neues und Interessantes aus dem Gebiete seiner Wissenschaft mitzuteilen. Die Werke bedeutsamer Geister lagen bereit, wenn sie zum Lesen Neigung fühlten, und die ungeheure Regsamkeit und fast unheimliche Fruchtbarkeit dieser Zeit auf allen Breiten geistigen Lebens, überflutete sie mit einer Fülle mitreißender Anregung und vibrierender Teilnahme. Und da beide eine besondere Individualität einzusetzen hatten, stark genug, um ganz persönliche Anschauungen auszulösen, zugleich aber auch ein jedes von den Elementen des andern genugsam in sich trug, um das Andersartige seiner Ideenbindungen nicht nur zu verstehen, sondern auch genießen zu können, dehnte sich ihre Interessensphäre zu unendlichen Horizonten und der Flug ihrer Gedanken erreichte zuzeiten eine solche Spannweite, daß sie über sich selbst hinaus gehoben, durch alle Welten des Geistes zu schweben vermeinten.

Und da konnte es geschehen, daß diese geistige Einswerdung zu solch ekstatischer Berauschung wurde, daß das Buch seinen Händen entfiel und er ihr zu Füßen stürzte und sein Haupt in tiefer seelischer Ergriffenheit an ihr vor Glück schwer atmendes Herz legte. So Geist in Geist verströmend, Körper an Körper verloren, wußten sie nicht mehr, aus welcher dieser Quellen der Freude sie die höhere Lust nahmen.

Gab es noch Grenzen zwischen Geist und Blut? Hob nicht das Wellenspiel der Liebe alle scheinbare Dualität zwischen ihnen auf und bannte sie unter das heilige Symbol des Kreises, in dem ohne Anfang und ohne Ende alles in sich vollendet ist. –

Einige Monate vergingen ihnen in jener vollkommenen Harmonie, die alles Zeitbewußtsein auslöscht. War es kurz, war es lange, daß sie so in einander verkettet, aneinander verloren dahin lebten, sie wußten es nicht und fragten nicht darnach. Daß den keuschen Frühlingslinien in der Natur die aufgelöste Üppigkeit des Sommers folgte, merkten sie kaum. Alles um sie her schien nur mit ihnen zu gehen und den weiten ausholenden Rhythmus glücklicher Schritte zu haben.

Die Sommerleere in Stadt und Umgebung tat ihnen wohl.

Alle Neugier fremder Augen, die an ihrem Glücke zu nagen, sie ungreifbar und doch fühlbar wie Scharen auf- und absteigender Insektenschwärme zu begleiten schien, war plötzlich verschwunden. Die leeren Villengärten, die verhängten Fenster, die verschlafene Trägheit der heißen Straßen, die brütende Stille aus Feld und Wald fühlten sie gleichsam als lauter willkommene Hemmungen, die sich den Speichen der gleitenden Zeit einhängten und gegen ihre Unaufhaltsamkeit anstrebten. Sie hatten sich ganz und ungestört.

Die Ferien der Universität gaben Dr. Böhme volle Bewegungsfreiheit, alle für die bevorstehende Reise noch nötige Arbeit könnte nun zu Hause erledigt werden.

Ganze Tage nahmen sie sich zu weiten Wanderungen. Zu stillem Ruhen im tiefen kühlen Schatten des Waldes, wo die Schauer seines Schweigens die Erfüllung ihrer seligsten Träume mit schwermütiger Süße umspielten. –

Es war an einem heißen Sommertage.

Sie fuhren in einem flachen Rahne auf den schmalen Wassern des Spreewaldes, Yvette lag wohlig ausgestreckt auf der Bank, Rainer saß am Boden des Bootes, sein Kopf lag in ihrem Schoß. Die lange schmale Wasserlinie zwischen dem sonnenbeschienenen goldgrünen Erlengehänge wirkte wie ein lang ausgehaltener Klang aus Freude und Wehmut seltsam gemischt.

»Sind es tausend Jahre, daß wir uns kennen Geliebte – oder ist es länger? Kannst du eine Zeit denken, da wir uns nicht kannten – –«

Sie legte ihre Hand weich und sanft auf seine Augen, wie sie zu tun pflegte, wenn er ihre eigenen Gedanken plötzlich so ganz aussprach, daß sie in glücklichem Erstaunen kein Wort erwidern konnte.

Dicht das ihre streifend, kam ihnen ein anderes Boot entgegen.

Auch es trug zwei Menschen, die fast in derselben Stellung einander zugeneigt waren und sich mit den Ewigkeitsblicken der Liebe in die Augen sahen. Ihr Mund schien eben dieselbe Frage getan zu haben. Die vier Menschen blickten zueinander hin und ein tiefes Lächeln des Verstehens glitt zwischen ihnen hinüber und herüber.

Plötzlich richteten sich die beiden in jedem Boote fast gleichzeitig auf und sahen einander bewußter in die Augen.

»Ah,« sagte Rolf Konitz, »Yvette – Sie –« und er lachte sein leises warmes untergründiges Lachen, das die Unschuld des Kindes und das Wissen des Weisen hatte.

Die Frau an seiner Seite aber lachte eine Reihe harter Töne, die kalt und höhnisch aus fernen finstern Räumen aufzusteigen schienen. Worte kamen nicht weiter zwischen ihnen. Nur der hall dieses seltsamen Lachens stand wie eine Säule in der unbewegten Lust und machte sie plötzlich traumleer und wirklich. –

Yvette bedeckte ihre Augen mit den Händen und sann nach, warum das Lachen dieser Frau mitten aus der Schönheit des Augenblicks so häßlich zu ihr gekommen war.

»Das Lachen ist der feinste Verräter der Seele,« sagte Rainer, »es ist wie ein Blitz, der jäh und kurz, wie er ist, doch genügt, um in Abgründe und Paradiese zu leuchten, Sümpfe und totes Land erkennen zu lassen.«

 

Ceylon. Galle Face Hotel. Colombo.

Geliebte. Die Ferne, die wie eine immer bereite Qual neben uns hergeht, wenn wir von sehr Geliebtem getrennt sind, wird etwas Furchtbares in dem Augenblick, da wir von einem großen Erleben dieses geliebten Menschen erfahren, sei es nun Freude oder Schmerz. Ein Erleben, bei dem die Mitbewegtheit unserer Seele im Blicke des Auges, im Drucke der Hand alles zwischen ihm und uns so vollkommen sagt, daß es keines Wortes bedarf, um sich in dem Mitgefühl des andern ganz geborgen zu wissen. Aber diese schmerzhafte Ferne kann nur durch Worte überwunden werden, die wie eine Brücke von einem Ufer der Seele zu dem der andern sich hinbauen.

So werfe ich Dir denn alle goldnen Worte der Freude zu, fange sie aus in Deiner glücktragenden Seele.

Daß ich jetzt neben Dir sein könnte, um die Wunder des Glückes in Deinen Augen aufblühen zu sehen. Das Glück, auf das Deine wählerische Seele so lange gewartet, und welches nun die letzte köstliche Reife über ihre sommerreiche Fülle ausschütten wird.

Und daß es die kostbare Erstlingsgabe der vollendeten Jugend eines Mannes ist, die dieser reifen Fülle Deines Wesens entgegenströmt, das macht meine Freude vollkommen. Denn das Leben, wie es noch ist, pflegt dem Manne auf seinem Wege durch dasselbe Schritt um Schritt von der bedeutsamsten Schönheit seines Wesens wegzudrängen, und indem es ihn zu nur materialistischen oder rein intellektuellen Zielen führt, bleibt der fruchtbare Boden in ihm brach, der ihm die feinsten Blüten seiner Menschlichkeit tragen sollte. Das Weib bleibt unter allen Umständen mehr bei sich selbst. Eine wundervollere Vereinigung als eine vom Kampfe um die tägliche Notdurft noch nicht verdorbene Mannesjugend mit der üppigen Fruchtbarkeit der Weibesreife kann ich mir nicht denken und sie ist in dieser Zeit verwirrter und verkehrter Lebenszustände wohl das feinste und tiefste Erleben für den Mann und die fast einzige Möglichkeit, die zartesten Werte seiner Innerlichkeit zu so hoher Entwicklung zu bringen, daß sie allem eklen Widerspiel zum Trotz die wirkenden Kräfte seines ganzen Lebens bleiben.

Nicht jedes Weib freilich dürfte dieser weittragenden Mission gewachsen sein. Wohl nur dasjenige, das sich durch die unablässige Bewegtheit seiner Seele jene zweite Jugend schuf, die so hoch über der ersten steht, wie das reife Werk eines Meisters über dem ersten Tasten seiner jungen Hand.

So hast Du Geliebte ein üppig Recht zu Deinem Glück. Denn Du bist dieses Weib und Du bist Künstlerin dazu. Und die Kunst an sich gibt Jugend. L'art c'est de la tendresse. Die Zärtlichkeit, dieses feinste Ingredienz der Liebeselemente ist es, die alle Spannungen des Lebens in uns beweglich erhält und Jugend ist Bewegung. Doch wozu sage ich dies alles. – An der Freude, die Du zu geben Dir nun bewußt geworden, weißt Du genugsam um das Geheimnis Deiner selbst.

Aber ich sage es, weil ich weiß, daß wir im Aufruhr eines gewaltigen Erlebens, das uns von den breiten Wegen allgemeiner Selbstverständlichkeit abdrängt – eines Ja bedürfen, das uns ins Gleichgewicht zu uns selber setzt. Und das Ja aus dem Munde eines Menschen, der in langer Liebe um uns weiß, gibt uns am schnellsten dies starke Ruhen auf uns selbst zurück.

Aber ich weiß auch Geliebte, daß solch seltenes Glück neben die seligste Freude den härtesten Schmerz gesellt. Und mein Herz erzittert mit dem deinen für die einsamen lauten Stunden, wo die Stimme der Zukunft ihre unerbittlichen Worte sagt.

Und doch, ist nicht vielleicht das schmerzhafte Wissen um das Kurzbemessene unseres Glückes eine Verdopplung aller Kräfte, eine Steigerung aller Möglichkeiten, eine Vertiefung der ekstatischen Fülle dieser goldnen Spanne Zeit?

Ich weiß, ich weiß – und alle Lust will Ewigkeit.

Aber Glück ist Ewigkeit, Unendlichkeit und Erfüllung. Ob es Jahre oder Stunden zählt, wo das Glück der Erkenntnis zugleich Erkenntnis des Glückes war – ist dem tiefsten seelischen Bedürfnis volles Genüge geworden.

Sprich mir viel von Dir Geliebte. Laß Deine Seele laut werden zu mir.

Alles was Du nicht ihm geben kannst oder willst, was seine Strömung nur zu mir nehmen kann, darauf warte ich mit weitoffener Freude. Denn unsere Seele ist eine Welt aus vielen Welten gebaut. Und die Welt der Liebe ist eine andere als die der Freundschaft. Keine stört die andere, wie Sterne wandeln sie ihre vollendeten Bahnen und füllen den Raum umher mit Glanz und Bewegung.

Alles außer Dir muß heute schweigen für mich.

Die überirdische Pracht, die mich hier umgibt, die heißen Düfte Indiens und das tiefe Brausen des nahen Meeres sind heute nur die tragende Melodie für das Lied meiner Liebe zu Dir. –

Yvette hatte Rainer in der Stadt abgeholt. Sie gingen zusammen durch die mittagstillen Gänge des Tiergartens.

»Ah,« sagte plötzlich eine Stimme hinter ihnen, »man muß nur lange genug etwas wollen, dann hat man es. Hier laufe ich seit jenem Tage, da wir wie Schiffe, die sich nachts begegnen, stumm und feierlich aneinander vorüber schwebten, Tag um Tag herum, um gewisse zwei Menschen wiederzufinden – und siehe da – ich habe sie.

»Madame Yvette,« so nannten wir Sie immer in Paris und so nenne ich Sie immer in meinen Gedanken, lassen Sie es mich auch auf dem Berliner Pflaster tun. Ja Madame Yvette geben Sie mir Ihre Hand und nehmen Sie den Ausdruck meiner Freude, Sie wiederzusehen.«

»Mein Freund Dr. Böhme,« erwiderte Yvette und ihre Stimme war tief und stolz von ihrem Glück.

Die beiden Männer schüttelten sich die Hand und ihre Blicke gingen einen weiten Weg zu ihren offenen Seelen. –

»Leider habe ich gerade heute große Eile. Aber wir müssen uns bald Wiedersehen, kommen Sie morgen zu uns. Es ist ein ganz toller Kreis zusammen, vielleicht interessiert er Sie und Sie wissen, man kann nicht genug Menschenware in seine Beschaulichkeit hineinnehmen, wenn man das Leben erkennen will – nihil humani usw. habe hier gerade eine Ernte solcher Anschauung beisammen, muß eben schleunigst zum Direktor des D. Theaters.«

»Ein Drama, endlich,« sagte Yvette. »Endlich dort angelangt, wo Sie längst hätten sein sollen.«

»Man muß lange leben, bis man so weit kommt. Das Drama ist die reifste Frucht am Baume der Kunst; man darf sich nicht auf die Fußspitzen stellen müssen, um an ihm hinaus zu reichen, man muß breit und ruhig auf den Sohlen stehen, um seine besten Früchte zu erwischen.«

»Werden wir es morgen zu hören bekommen,« fragte Rainer.

»Nein, unmöglich, ich bin eben im Stadium des Hasses gegen mein Werk, es ist mir noch allzunah; ich muß erst wieder Distanz dazu bekommen, um es hoffentlich mit einer neuen Liebe zu lieben. Dann gerne.«

»Dann,« sagte Yvette leise und schmerzlich und eine plötzliche Blässe überfiel ihre Züge.

Rolf Konitz erschrak und sah sie mit seinen guten weichen Blicken verstehend an.

»Auf morgen Abend,« sagte er verlegen, suchte in seiner Tasche und zog eine Karte mit seiner Adresse hervor; er reichte sie Dr. Böhme und empfahl sich hastig und ungeschickt.

Rainer nahm Yvettes Arm in den seinen. Und es blieb ein langes schweres Schweigen zwischen ihnen. –

 

Gegen Abend des andern Tages gingen sie zu Konitz.

Der Lift hißte sie in einem nüchternen Hause bis zur vierten Etage, von dort mußten sie noch eine Treppe höher zu der französischen Mansarde steigen. Oben war es geräumig und hell und schon durch die originelle Ausstattung des weiten viereckigen Vorraums wurde man in eine eigenartige Stimmung gebracht. An den Wänden hingen ringsum seltsame Skizzen in bunten Crayons, die in impressionistischer Manier schnelle Augenblicksbilder fremdartiger Landschaften barock und interessant darstellten. In der Mitte des Raumes war ein Zelt aus bunten arabischen Decken aufgestellt, in denen kleine runde eingearbeitete Spiegelgläser scharfe kleine Lichter auffunkeln ließen. Drinnen stand ein niedriger Rauchtisch aus kostbaren chinesischen Holzschnitzereien zusammengestellt, eine Menge hoher Polster und Kissen, mit japanischen Stoffen bezogen, lagen umher.

Der große Empfangsraum, in den sie geführt wurden, hatte schöne alte verblichene Gobelins an den Wänden. Niedrige Sofas und Stühle und Tische auf rollbaren Füßen standen kreuz und quer umher, als habe eben eine größere Gesellschaft sich mitten aus vertraulichem Gespräch erhoben und das Zimmer verlassen. Bibelots und Kuriositäten auf Etageren und Taburetts gaben dem ganzen Intérieur einen Stich ins Abenteuerliche, Stillose, wie er ambulanten Haushaltungen, nirgends seßhafter Künstler anzuhaften pflegt.

Vom Nebenzimmer her drang das Durcheinander von Stimmen herüber. Konitz breites warmes Lachen übertönte das der andern.

»Ah,« rief er, plötzlich die Eintretenden gewahr werdend, »Verzeihung, unser lautes Gespräch ließ uns ihr Kommen überhören.«

Ungefähr ein Dutzend Menschen saßen und lagen auf Sofas und Kissen umher und blickten mit neugieriger Spannung den Neuen entgegen.

Maruscha sah man in einem kleinen Nebenraum hantieren. Gleich darauf trat sie mit einem großen japanischen Tablett voll dampfender Kaffeeschalen herein. Sie trug ein echtes Kimono von blumiger Seide, ihr merkwürdiges weißblondes Haar lag von einem venetianischen Goldnetz gebändigt, schwer und schön auf dem Kopfe. So stillos das Ganze war, es stand ihr prächtig.

»Ich freue mich sehr,« sagte sie mit dem schleppenden Tonfall ihrer Stimme zu Yvette; aber es schien, daß sie froh war, die Hände nicht frei zu haben zu einer Berührung mit der ihren. Dr. Böhme nickte sie einen nachlässigen Gruß zu, während unter den weißlichen Lidern ihn ein merkwürdig durchdringender Blick von unten bis oben anzüngelte.

»Sie waren mitten im Gespräch, lassen Sie sich nicht stören,« sagte Böhme zu Konitz, »wir suchen uns schon einen Platz.« Bald darauf war die Luft wieder laut und bewegt.

Rolf kam zu Yvette heran. »Ich will das Inhaltsverzeichnis sein,« sagte er. »Wo Ihre Augen sich an Fesselndes heften, werde ich Auskunft geben.«

»Ah, dachte ich mir's doch. Ja, aber da möchte ich doch erst schnell fragen, wofür halten Sie den?«

»Er könnte Journalist, Literat auch Musiker sein – und wenn er eine rote Krawatte anhätte, würde man ihn für einen Anarchisten nehmen.«

»Ganz recht. So im Nebenfach ist er das alles auch. Aber seinen eigentlichen Beruf, den erraten Sie nicht. Schulmeister ist er, das heißt höherer Menschenbildner, aber immerhin – das hätten Sie nicht gedacht.«

Als habe er trotz des immer lauter werdenden Lärmes empfunden, daß von ihm die Rede sei, kam Dr. Reber von seinem Platze zu den beiden her.

Seine schlanke Gestalt steckte in einem flotten bräunlichen Samtrock. Das markante Gesicht hatte ein gutes Profil. Er hatte die hohe weit zurückfliegende Stirn, des Hyperidealisten, dieser Eindruck aber wurde von den herben Linien des Mundes mit seinem derben Zug brutalen Spottes fast wieder aufgehoben. Das dunkle, leicht angegraute Haar fiel kraus in die Mitte der Stirn, und der ebenso wirre Spitzbart nahm dem Profil die Vornehmheit der Linie und gab dem regelmäßigen Schnitt des Gesichtes etwas Saloppes und Widerspruchvolles.

»Neue Menschen und neue Landschaften haben etwas unheimlich Anziehendes für mich,« sagte er mit eigentümlich scharfer Stimme zu Yvette und zog sich seinen Stuhl zu ihr heran.

»Besonders wenn beide schön sind,« entgegnete Rolf lachend.

»Natürlich – sonst redet man nicht von ihnen.«

»Die Motte will durchaus ins Licht, dieweil sie doch noch sengrig riecht,« rief eine hohe Frauenstimme aus einer Ecke hinter ihnen.

Reber zog blitzschnell ein Notizbuch aus der Tasche, schrieb einige Zeilen auf ein Blatt, machte einen Pfeil daraus und warf ihn jener Frau in den Schoß. Das Papier raschelte unter nervösen Fingern, dann hörte man ein kurzes hartes Auflachen.

Als sei nichts gewesen, nahm Reber seinen unterbrochenen Satz wieder auf.

»So wie man eine Landschaft zuerst sieht mit der vollen Überraschung ihrer Neuheit, sieht man sie später nie wieder, deshalb soll man den ersten Anblick tief auskosten.« Er sah Yvette einen Augenblick dreist, aber nicht zudringlich ins Gesicht.

Am Mitteltisch entstand plötzlich eine Stille. Man hörte nur noch die laute schnarrende Stimme eines jungen Mannes, der so schnell sprach, daß es fast unmöglich schien, ihm zu folgen. Er schlug heftig mit den Handknöcheln auf den Tisch, seine Augen sprühten förmlich Funken vor intensiver Fülle sich überstürzender Gedanken. »Und ich glaube grundsätzlich alles, einfach alles. Was irgend jemand zu glauben geneigt ist, muß irgendwie wahr sein, wie käme man sonst überhaupt dazu, etwas zu glauben. Das, was wir Okkultes nennen, ist nur etwas der Zeit vorausgenommenes, die uns die Stufen des Wissens zu langsam baut, auf denen wir dann unsern Träumen und Ahnungen nachklettern können.«

»Das ist unser Jüngster,« flüsterte Rolf Yvette zu, »Blum, der Philosoph und Neudenker, die Gedankensplitter fliegen nur so herum bei ihm.«

»Wie war das noch mit Ihrem Traum neulich Lusine,« rief Blum einer kleinen zartgebauten Frau zu, die mit verschränkten Armen auf dem Teppiche kauerte und mit starren Augen wie in sich selbst hinein sah.

»Sieht sie nicht aus, als ob sie eben unter der Weltesche hervorgekrochen wäre,« sagte Reber leise zu Yvette.

»Ist sie eigentlich jung oder alt? – welch ein merkwürdiges Gesicht.«

»Sie ist jung und alt zugleich, sie wechselt ihr Gesicht zehnmal in der Minute. Tief alt an Erfahrung ist sie; sie hat ihren dritten Mann und scheint aller Künste Geheimnis in der Liebe ergründen zu wollen, eben ist sie mit Jobst Kaiser, dem Bildhauer verbunden, nachdem sie einen Komponisten begraben und von einem Maler geschieden wurde, wir nennen sie Frau Weisheit. Aber hören Sie, sie sagt köstliche Sachen von ihren mystischen Gesichten, doch weiß man nie, ob sie selbst daran glaubt oder ob sie erst durch den Glauben der andern angesteckt wird.«

»Ich stand auf einem schwarzen Kreuz in einem weißen Zimmer, eine grünliche Schlange kam langsam, ganz langsam auf mich zugekrochen,« sagte Lusine mit leiser Stimme.

Die Türe vom Gang her im Nebenzimmer wurde rasch geöffnet und eine hochgewachsene Frau mit wundervollen harmonischen Formen von weißen weichen Stoffen lose umkleidet, schritt schnell und elastisch durchs Zimmer, ihre Augen voll Glanz und Feuer grüßten mit schnellem Blick in die Runde.

Ein lautes Getümmel entstand, die jungen Leute sprangen auf und umringten die Eintretende.

»Kara Matuschin, das ist herrlich, daß Sie doch noch kommen – was bringen Sie Neues – was tun wir heute? –«

»Sind die Zwillinge noch nicht da,« sagte sie statt aller Antwort und sah sich im Kreise um. Ihre Augen blieben einen Moment an Yvette haften, der sie eine schnelle Verbeugung von ferne machte.

»Das ist unser Jus,« sagte Rolf. »Bald sind nun alle Fakultäten im Weiblichen vollzählig. Die blasse hagere dort im Winkel ist die Med. Die Philologinnen in Gestalt der berühmten Zwillinge werden jedenfalls bald auftauchen und Lusine als Mystikerin und Spiritistin kann wohl die heilige Theologia im modernen Gewande repräsentieren.«

»Aber,« fiel Reber ein, »die Spielart der Nur-Weiber ist doch immer noch im Übergewicht, glücklicherweise, sie sind die resorbierenden Negativitäten, die den Überschuß an Positivität der andern angenehm regulieren.«

Ein merkwürdiger Duft strömte plötzlich in das Zimmer. Ein perverses Gemisch von Moschus, Nelken und Lilien machte sich durchdringend breit in der Luft und brachte eine nervöse Unruhe in den Kreis. Man sah sich suchend um.

Arm in Arm, in schlaff herabhängende Kutten von orangegelben Krepp gekleidet, die rötlichen Haare zu hohen Knoten aufgesteckt, kamen wiegenden Ganges die Zwillinge langsam heran, wie immer möglichst plötzlich und spät in die Gesellschaft fallend, um mit vollen Zügen ihre Pose zu genießen, die immer wieder verblüffend auf die Zuschauer wirkte.

Blum stürzte auf sie los.

»Endlich,« er streckte jeder der Schwestern eine Hand zu und sah ihnen scharf ins Gesicht. »Nein, sie hätten es doch nicht tun sollen Lolla – jetzt weiß man gar nicht mehr, welche welche ist. Sonst, wenn man nicht sicher wußte, wer es war, brauchte man nur die Nase genau anzusehen und die krumme –«

»Gehörte der Lolla,« entgegnete diese lachend und gab Blum einen derben Schlag mit ihrem Handschuh mitten ins Gesicht.

»Ah, so grob ist nur die Lolla, das läßt sich nicht so leicht dressieren wie das schiefe Nasenbein – aber prachtvoll ist's gemacht.«

»Sind unsere Jungens noch nicht da?« fragte Fifi, der andere Zwilling.

»Doch, da hinten sitzen sie und warten.«

Da ließen sich die Schwestern los und stürzten zum Hintergrund, von wo die beiden Männer ihnen nur mit den Augen entgegenkamen, um sie zur Begrüßung recht weit von den übrigen wegzulocken, hinter ihnen blieb der zudringliche Geruch der Gaisblattsträuße, die sie im Gürtel trugen, wie eine Wolke in der Luft hängen.

»Nun aber wird's ungemütlich voll hier, laßt uns wieder hinübergehen,« sagte Rolf.

Man folgte ihm ins Gobelinzimmer.

Maruscha schloß die Fensterläden, zog die schweren Draperien zu und drehte das elektrische Licht an.

Die Zwillinge schafften den Tisch beiseite, der auf einem großen Fellteppich in der Mitte stand und die Jungen hockten sich im Kreise auf demselben nieder, »hierher in die Mitte Kara, auf den Dreifuß mit dir und nun habe Einfälle,« riefen die Schwestern und legten ein hohes Kissen in die Mitte des Teppichs.

Rolf nahm Dr. Böhme auf das kleine umgitterte Podium, schob ihm eine Mappe mit japanischen Bildern zu und erzählte ihm dazu seine Reiseabenteuer in jenem Lande.

Blum, der schon lange eine Gelegenheit suchte, sich Yvette zu nähern, stand nun im Gespräch mit ihr neben der niedrigen Ottomane im fernsten Winkel von der Mittelgruppe, von wo aus man dieselbe gut überschauen konnte.

»Aber Blum, Sie gehören ja doch dorthin,« sagte Reber.

»Ah ich habe Neuland entdeckt und bin neugierig,« erwiderte er mit einem Blick naiver Bewunderung zu Yvette hin.

»Wir wollen einmal sehen, was die heute aushecken werden, es ist oft ganz interessant, so die Seele der Jungen zu belauschen.«

Maruscha kauerte in ihrer Lieblingsstellung am Boden, die Arme auf einer Chaiselongue aufgestützt, auf der eine groteske Männergestalt halb liegend hingelehnt war und zu ihr hinsprach; der prachtvolle Künstlerkopf saß ihm tief in den verkrümmten Schultern. Es war Bellermann, ein bekannter Maler, der sie schon oft gemalt hatte; erst kürzlich als Madonna im Rosenhag, ein vielbesprochenes Bild, da er zu gleicher Zeit eine Reihe von Federzeichnungen in Beardslenscher Manier ausführte, die sie als die furchtbaren Visionen des hl. Antonius darstellten.

»Hört, hört,« schrie es aus dem zusammengeballten Knäuel der jungen Männer und Frauen.

»Ein Liebeskonzil,« sagte Karas klare Stimme in dem scharfen Deutsch der Ostseeprovinzen.

Ein Aufruhr von Stimmen, Lachen und Ausrufen ertönte um sie her.

»Wie machen wir das?«

»Ganz einfach, da mit der Liebe so ziemlich alles im Leben zusammenhängt, können wir alle Fragen zwischen Himmel und Erde mit ihr zusammenbringen und die interessantesten Antworten erhalten – z. B. so –«

»Wie lieben Sie die Frau,« sagte sie, ballte schnell eine Papierserviette zu einem Knäuel und warf ihn geschickt dem neugierig näherkommenden Blum an den Kopf.

»O schwierig, schwierig zu sagen –«

»Keine Ausrede, Antwort heraus.«

»Nun denn also – ich liebe die reife Frau, die in der Geographie ihres Wesens Bescheid weiß. Die ganz jungen, die ewig unreifen, die immerfort ethisch auf den Fußspitzen stehen und lange Hälse nach dem Leben machen, die sind mir zu anstrengend.«

»Auch ein Standpunkt, Ball weiter,« rief Kara.

Der flog nun der üppigen blonden Naiven vom T. Theater an den Hals.

»Charakterisieren Sie uns die Männer ein wenig, Frau Mila.«

Mila richtete sich langsam aus ihrer bequemen Stellung in dem tiefen Lehnsessel auf. »Die Männer –« sie gähnte gelassen – »für mich gibt es drei Sorten. Ich taxiere sie nach der Art, wie sie den Hut aufhaben.«

Ein lautes Gelächter unterbrach sie. »Da ist nichts zu lachen, sie werden gleich sehen. Der eine Typ trägt den Hut in den Nacken geschoben, ohne zu ahnen, daß die Profillinie dadurch einen Stich ins Komische bekommt, das ist der absolut gutmütige Mann. Der andere trägt ihn tief in die Stirn gedrückt, das ist der gefährliche; der dritte hat ihn genau in der Mitte sitzen, das ist der gute Ehemann mit der Musterfront und dem verdächtigen Hinterhaus im moralischen Sinne.«

»Und welchen lieben Sie?« frug Reber interessiert.

»Na, der mit dem Hut im Nacken wäre mir zum Ehemann der liebste – ich würde ihm aber einen kleinen, ganz kleinen Schubs nach vorn geben, ganz regelrecht in der Mitte dürfte er nicht sitzen. Als Liebhaber allerdings zöge ich einen andern Typ vor –«

»Welchen?« schrie es im Chor.

Der Ball flog zu Maruscha. »Ein Wort über die Ehe –«

In ihre hellen durchsichtigen Augen, die den weitbogigen Schnitt Boticellischer Madonnen hatten, kam eine seltsame Glut.

»Die Ehe – oh – das ist die warme Erde im tiefen Himmel.«

»Was ist mit ihr plötzlich, ich hätte bestimmt eine zynische Antwort von ihr erwartet?« sagte Reber zu Blum.

»Sie tut immer das, was man nicht erwartet,« entgegnete dieser.

»Von der Ehe läßt sich aber noch mehr sagen,« rief Maruscha mit ganz veränderter Stimme, in der es von untergründiger Bosheit zitterte und warf Yvette den Ball in den Schoß.

Yvette fühlte den Haß, der mit dieser Stimme aus der rohen ungeformten Seele des Weibes ihr wie ein Dolch zugeschleudert wurde, der sie im Verwundbarsten treffen sollte. Einen Augenblick verwirrten sich ihre Gedanken. Da traf sie ein Blick aus Rebers Augen. Eine tiefe Ruhe und ein ganz leises feines Lächeln war darin. Sie war plötzlich wie befreit und die Worte kamen ihr sacht und leicht auf die Lippen. »Die Ehe ist fast plötzlich aus einem primitiven Zustand das komplizierteste Problem geworden. Ich sah sie da am feinsten in ihrem Wesen erfüllt, wo einer von zweien in Schönheit zu herrschen verstand. Wo der stärkere Wille dem schwächeren so viel von seinem Überflusse gab, daß er sich von der Kraft des andern getragen fühlte und es machte keinen Unterschied, ob der Mann oder die Frau dieses stärkeren Willens Meister war, die Meisterschaft an sich siegte von selbst. Aber ein allerhöchstes an Glück kommt in der Ehe wohl nur denen zu, deren Persönlichkeiten so in sich vollendet sind, daß beider Wille sich so völlig das Gleichgewicht hält, daß keiner herrschen will noch braucht, da nur wird die Liebe ihren reinsten ungebrochenen Klang haben.«

Es war eine tiefe Stille umher. Man war es hier nicht gewöhnt, irgend etwas ernst zu nehmen, Witz und Scherz mußten alle tiefen Dinge gleichsam zu Schaum schlagen, in Nichts verflüchtigen.

Beim ersten Wort Yvettes hatte Rainer sich plötzlich erhoben.

Eine heiße Bewegung durchschauerte ihn. Eine Ahnung von unausdenkbaren Seligkeiten, die in unerreichbaren Fernen lagen, überfiel ihn mit schmerzhafter Sehnsucht. Rolf sah alles das in seinem Auge. Ihre Blicke blieben ineinander mit jenem schweren lastenden Schweigen, das in kurzen Augenblicken Welten zu durchmessen scheint.

Leise war Rainer zu Yvette getreten. Sie fühlte seine warme Hand sich in tiefer Ergriffenheit auf ihre Schulter legen.

Maruscha blickte höhnisch auf die beiden, wie lächerlich jung sie aussah, diese Frau, und wie die Liebe ihnen beiden aus den Augen sprühte, er sah ja niemand anders neben ihr, mit ihr selbst hatte er nur die nötigste Höflichkeit getauscht und das ihr, die es gewohnt war, mit einem ihrer scheinbar müden versonnen Blicke, jeden Mann unwiderstehlich zu sich zu locken. Und sie war jung, während es jene nur schien, und Jugend ist alles beim Weibe. Eine Flut von Zorn stieg in ihr auf. Ihr Mund verzerrte sich und zerstörte jäh die ganze Boticellische Linienschönheit des Gesichtes. Roh und brutal lag plötzlich ihre Seele im Ausdruck ihres Mundes. Rolf, der zu ihr hinsah, erschrak. Er kannte diesen schnellen Wechsel ihrer Züge ganz genau, im nächsten Augenblicke würde sie in ein böses lautes Lachen ausbrechen. Mit zwei Schritten war er bei ihr und strich ihr sanft über das Haar. Sie erwachte wie aus einem Traume und ein Lächeln, linde und süß wie Frühlingssonne kam langsam in ihre Augen, gleichsam als kehrten unter der Berührung des geliebten Mannes alle guten Geister zu ihr zurück.

»Dies Weib könnte man mit einer Hand lieben und mit der andern schlagen,« murmelte Blum grimmig zwischen den Zähnen, während seine jungen heißen Hände unruhig in seinem üppigen Haar wühlten und an den Augengläsern herumrückten.

Alles das ging in raschen Sekunden vor. Sekunden voll Tiefe und Bedeutung für die, die sie durchleben. Für die andern ein leerer Hauch der Zeit.

Reber hatte den Ball leise aus Yvettes Hand genommen und warf ihn der Juristin zu. – »Was deucht dich das Leben – Cara carissima –«

»Leben ist Liebe. Muß nicht selbst ein harter Kopf wie Voltaire das zugeben –

On meurt deux fois, je le voit bien –
Cesser d'aimer et d'être aimable
Est une mort insupportable –
Cesser de vivre – ce n'est rien.
«

»Fahrt fort, Zwillinge – was ist Liebe – sagt.«

»Liebe ist das, was man daraus macht. Bei jeder Nation ist sie etwas anderes. Die Griechen machten einen Gottesdienst aus ihr, die Römer einen Kontrakt. Den Franzosen ist sie ein Sport oder bei welchem andern Volk wäre wohl ein Buch wie Liaisons dangereux möglich – den Spaniern ist sie eine ewige Eifersucht,« sagte Lolla.

»Und den Deutschen,« rief Fifi, »was ist sie denen, Dr. Reber?«

»Ach den Deutschen – immer eine Scham oder ein Zynismus.«

»Eine gute Formel voll heimlicher Affinität,« rief Lollas Freund dazwischen, »man bringe die Atome nur ins richtige Verhältnis, da wird die beste Mischung daraus.«

»Mit einem Gran Tugend als klärendes Medium,« sagte Fifi mit spöttischem Lachen.

»Tugend – was ist das?« frug Kara mit lustigem Augenblinzeln.

»Ein leerer Wahn – eine unbewiesene Wahrheit – ein Wechselbalg in der Erscheinungen Flucht,« schrien die Stimmen durcheinander.

»Der Glorienschein der Frauen.«

» Il y a peu de femmes virtueuses, gui ne soient lasses de leur métier,« rief Frau Jobst Kaiser mit boshaftem Lachen und die drei harten Falten, die ihr auf der rechten Wange zwischen Nase und Ohr wie eingemeißelt waren, zuckten bei diesem Lachen auf und ließen sie furchtbar alt und wissend erscheinen.

Die jungen Männer lachten; die jungen Mädchen waren empört oder stellten sich so. »Das ist stark,« riefen sie, »eine Frau kann so etwas von Frauen sagen –«

»Ach, beruhigt euch nur, das ist ein Zitat von Larochefoucauld, und dieser weise Mann muß wissen, was er sagte. –«

»Rolf der Schweigsame soll nun etwas sagen über die Liebe –«

»Schreibsame sind immer Schweigsame, ich trete mein Teil an Ideenvertrieb an Freund Reber ab –«

»Habt Ihr noch nicht genug von der Liebe – o Jugend, Jugend, du ewiges Wortgeplänkel. Geht hin und erlebt sie, mit Reden schöpft man sie nicht aus. Aber einen Rat geben euch meine grauen Haare, es ist nicht gut, in der Liebe stecken zu bleiben. Das gibt Stagnation und Moder wie jeder Stillstand. Die Natur setzt das Kind der Liebe zum Ziel. Das Kind aber ist eine neue Höhe, eine neue Möglichkeit der Zukunft. Und der Zukunft Möglichkeiten zu schaffen, sei es aus seinem Blute, sei es aus seinem Geiste, das ist die schöne Schuld, die der einzelne dem Ganzen abzutragen hat, um zuletzt sein Leben als ein erfülltes und wertvolles zu erfahren. Unreif bleibt, wer nicht durch die Liebe hindurch ging – unreif aber bleibt auch, wem sie nur ein Spiel der Sinne blieb, dem sie nicht der heilige Antrieb zu seiner besten Kraft und seiner letzten Höhe wird.«

»Man spricht da von einer sehr erhabenen Liebe – es soll deren allerhand andere geben,« rief Frau Lusine Kaiser und blickte mit starren Augen weit weg, als sähe sie lange Reihen erlebter Dinge irgendwo vorüberziehen.

»Das geht auf jene, für die das Wort geprägt ist, – zumeist erraten zwei Tiere einander, die können wohl ausgeschaltet bleiben, wenn reife Menschen von Liebe reden,« sagte Reber mit spöttischer Stimme.

»Da haben wir's,« schrie Bellermann und richtete sich plötzlich aus seiner bequemen Stellung im Sofa neben Maruscha auf – »reife Menschen. Sind wir denn alle gleich reif – manche brauchen sehr lange dazu.« Er sprach mit kurzem schnappendem Atem, da seine Verkrümmung ihn beengte und warf die Sätze schnell und bissig heraus, während sein schönes kluges Gesicht sich im Zorn über diese seine körperliche Unzulänglichkeit merkwürdig verzerrte, dabei warf er mit einer hochmütigen Bewegung des Kopfes seine dunkle Haarmähne zurück und wühlte mit nervösen Fingern in seinem vollen Barte, aus dessen dunkler Verschattung die tiefroten Lippen wie eine reife Frucht leuchteten. »Und leben wir nicht alle in einem dauernden psychischen Stoffwechsel. Wir wechseln fortwährend unsere Seelen – zehnmal – hundertmal. Einen ganzen Haufen solch abgelegter Seelen haben wir hinter uns, mit denen wir dann nichts mehr anzufangen wissen. Und wie erstaunt und verächtlich blickt nicht jede neue Seele auf die alte überlebte, quasi abgelebte, zurück. Wie nun, wenn jede Seele eine andere Liebe hatte?«

»Hört, hört,« schrien die jungen Männer –

»Wo ist z. B. meine Seele, die sich in mein erstes Modell so tötlich verliebte, daß meine neue werdende Seele sie nur mit List und tollem Kampf davon abhalten konnte, meinen Körper zu zerstören? Wenn sie heute zu mir käme, ich würde sie verleugnen und doch war sie einst mir teuer und vertraut wie alle andern, die nach ihr kamen und von denen allen ich die Spuren im Marke meines Wesens eingezeichnet trage, wie der Baum seine Jahresringe. Mein Persönliches ist veränderlich, ergo muß das Wesen der Liebe Veränderung sein – erst dadurch erhält sie plötzlich etwas Einfaches und Verständliches –«

»Aber wo bleibt da die Treue? Was wird aus der Ehe?« rief es aus der Schar der Frauen aufgeregt und empört.

»Ja meine Damen,« entgegnete Bellermann ironisch, »das ist das Problem der Probleme, das sich noch keiner Weisheit gelöst hat.«

»Die Ehe ist wohl nur eine der Formen, unter welchen die Liebe gefaßt werden kann,« sagte Rainers tiefe ruhige Stimme, »sie ist doch wohl etwas zu Großes, Gewaltiges, um sie nur in diese eine zu zwängen. Wie das Leben, dessen treibende Macht sie ist, ist sie wie dieses selbst dem Gesetze ewiger Bewegung unterworfen, sie an eine starre Form binden, hieße ihre feinste Schönheit unterbinden. Nicht was wir aus der Liebe machen, sondern was sie aus uns macht, ist zuletzt das Entscheidende in unserem Verhältnis zu ihr.«

»Und wäre es nicht einfach furchtbar langweilig,« sagte Blum mit seiner scharfen harten Stimme, sich hastig überstürzend und mit den Händen aufgeregt in der Luft herumfahrend, »wenn die Liebe nur eine ewige Ehe und ungehemmte Treue wäre – ist nicht vielleicht gerade die Unehe und Untreue das Interessante und Bewegende, Spitzfindige und Anregende in unseren im Ganzen doch etwas monotonen Lebenszuständen, das was die großen Ängste, Schmerzen und Spannungen, mit einem Wort die tragische Gefahr und Verwirrung des Daseins darstellt, ohne welche – ja ohne welche das Leben sich wie ein flacher Kuchen um uns her aufrollte –«

»Ihr Götter, wie geschmackvoll,« rief Bellermann höhnisch.

Alles lachte laut auf.

»Blum hat leider das Pech, mit seinen Endpointen meistens zu entgleisen,« meinte Reber mit milder Ironie.

»O weh,« rief Mila mit lautem Seufzer, »da hätten wir uns nett verstiegen – warum Probleme, da das Leben ohne sie so viel bequemer ist. Meine Augenblicksseele hat z. B. eine ganz andere Neugier –«

»Soll ich raten, Sie möchten wissen, was sich an köstlichen Genüssen dort hinter jener Tür verbirgt,« sagte Blum mit vor Hunger leuchtenden Augen.

»Ahnen Sie etwas, Lusine?« fragte Fifi feierlich.

»Jawohl,« entgegnete diese kühl, »Kaviar und Champagner –«

»Welch genialer Spürsinn –«

»Und diesmal hat er nicht getrogen,« sagte Rolf, die Tür zum Eßzimmer öffnend. Er reichte Mila, die ihm zunächst stand, den Arm, da er Yvette von Reber und Bellermann umstellt sah. Mila warf einen vorwurfsvollen Blick zu Reber hinüber. Rainer ging zu Maruscha, die ihm fast dankbar zulächelte, während sie zugleich mit schnellen unruhigen Augen zu Bellermann und Yvette hinsah. Aber daß auch dieser Mann nicht ganz an ihr vorüberging, blieb für den Augenblick die siegende Empfindung.

»Darf ich Sie besuchen?« sagte Bellermann zu Yvette mit leiser eindringlicher Stimme, wie er sie anzunehmen pflegte, wenn er seines Atems sicher sein wollte, »darf ich schauen, wie diese schönen Augen sehen und diese blassen Hände herzugeben wissen?«

»Ihm scheint eine neue Seele zu wachsen,« flüsterte Mila lachend Rolf ins Ohr.

»Der ihre Sehnsucht diesmal nicht erfüllt wird –«

»Wer weiß – Frauen, die einmal liebten, haben einen weichen Willen.«

»Augen und Hände ruhen eben von der Kunst,« antwortete Yvette abwehrend.

Es war etwas in ihrer Stimme bei diesen einfachen Worten, das Bellermann überrascht aufblicken ließ. Er trat einen Schritt zurück und ließ ihr den Weg frei.

Reber ging ihr nach. Beider Blicke trafen sich einen Moment. In Bellermanns Augen war die laute Frage – du?

Ich wollte, ich wäre es, murmelte Reber leise in sich hinein. –

 

– – Ja, daß alles Dir fremd ist, was mich äußerlich hier umgibt, das macht es so viel schwerer, Dich bei mir zu fühlen, geliebte Lenore. Ich bin eben im Atelier. Die Bilder des Geliebten sind vollendet. Sie sehen mich so wahr an, daß ich mich vor dem Augenblick fürchte, da ich sie gerade wegen dieser Wahrheit als eine große Lüge empfinden werde. Wenn diese leuchtenden Augen und dieser blühende Mund auf alles Flehen meines Herzens mir keine Antwort geben und mir die Glut unauslöschlicher Erinnerungen mit ihrem schmerzhaften Schweigen zu rasender Sehnsucht in Blut und Seele auflodern lassen werden! – Fast ist mir's leid, daß sie so fertig und selbstsicher dastehen. So abgelöst von mir. Etwas in sich vollendetes mit eigenem Leben, das noch eben mit meinem Persönlichsten so eng zusammenhing, aus meiner Wärme und Kraft sein Werden und seine Bedeutung empfing.

Unaussprechlich süß und beseligend war alles, was das Werden dieser Bilder begleitete.

Wie den Rausch der Empfängnis und den Triumph der Geburt – erlebte ich dies alles.

Nie vordem kam mir die Lust des Schaffens so voll zum Bewußtsein, als jetzt, da die Liebe mir gleichsam die Ganzheit des Lebens aufgeschlossen hat.

In dieser Lust des Schaffens nimmt das Künstlerweib die Lust der Mutterschaft vorweg. – Das Kind kann für sie nicht mehr jene bedeutsame Lebenssteigerung sein, wie es das für jedes andere Weib sein muß. Denn nur durch das Kind erlebt das Nur-Weib den göttlichen Rausch des Schaffenden, die königliche Gebärde des Künstlers, der aus seiner eignen Fülle nehmend, ein Neues, Niedagewesenes und in gleicher Form Niewiederkehrendes zu schaffen vermag. Für dieses muß das Kind – wenn anders es den subtilen Dingen des Lebens nachzugehen versteht, der Höhepunkt seiner Erfahrungen sein.

Aber das Künstlerweib kennt diese starke Berauschung, diese feine sinnliche Lust an den Leiden und Wonnen des Empfangens und Gebärens – all die ekstatischen Zustände, die sie begleiten aus jenen andern noch heimlicheren Erfahrungen in ihrem künstlerischen Erleben. Das Kind kann für dasselbe nicht mehr die absolute Höhe der Spannungsmöglichkeiten ihres Innenlebens sein. Ihm ist der Liebesrausch absolute Vollendung seines Wesens, da es durch denselben erst ganz zu sich selbst kommt – und der Künstler kann sich selbst nie nahe genug sein. Ihm ist das Kind eine Entfernung und Entfremdung von sich selbst, während es für das Mutterweib, im engsten Sinne, das letzte Zusichselbstkommen und Ganzbeisichsein bedeutet. –

Und doch –

Aus ganz andern Gründen will doch zuweilen ein heißer Wunsch zum Kinde in mir aufwallen.

Um meiner Liebe eine Ewigkeit zu geben. Um sie nicht wie einen körperlosen Traum ins Nichts gleiten zu fühlen – wenn einst die Sehnsucht aller meiner Sinne in die furchtbare Leere wird greifen müssen.

Alle Kostbarkeiten der Erinnerung sollten mir Fleisch und Blut werden im Kinde. Die Melodie der geliebten Stimme, die mein ganzes Wesen in schauernde Entzückung versetzte – von den Lippen seines Kindes sollte sie mir wieder an mein lauschendes Herz kommen. Und das wundervolle Lächeln seiner Augen und seines Mundes – o wenn ich dieses wiederfände in dem Antlitz seines Kindes! Wenn ein etwas an ihm, eine plötzliche Bewegung, eine zärtliche Gebärde mir auch nur eine Erinnerung an den Geliebten greifbar und fühlbar zurückbrächte – so umrauschte mich damit das ganze uferlose Meer meines tiefen Glückes.

Ein Körperliches wäre es zwischen dir und mir Geliebter, durch das der Seele Rausch um Rausch getauschter Wonnen wiederkehrten auf dem Wellenspiele blühenden Lebens, das aus den Gluten unserer Seligkeiten seine Schönheit nahm. –

So wünsche ich das Kind.

Aber die Nur-Mutter wünscht es anders und besser.

Sie verzichtet auf sich selbst und da sie dem Kinde ihre höchste Beseligung dankt, fühlt sie sich sein glücklicher Schuldner ihr Leben lang.

Ich würde im Kinde nur den Geliebten lieben.

Die große unendliche tragende Geduld zum Kinde würde mir fehlen.

Ich brauche alle meine Geduld für meine schaffende Seele.

So stehe ich zwischen Wunsch und Nichtwunsch.

Und die Schatten des nahenden Schmerzes lassen mich im Drange seiner Qual nach Erfüllungen greifen, die nicht aus der Tiefe unabweisbarer Sehnsucht geboren sind.

Denn die Zeit geht und nimmt. Wie wir uns auch gegen sie stemmen mit der Riesenkraft unseres wehrhaften Willens zum Glück.

Aber noch hat sie ihre schwere Hand nicht auf unsere Herzen gelegt.

Noch spielt sie vor den Toren unserer blühenden Gärten. Schritt um Schritt schleicht sie heran. Ohne Eile, denn sie kennt ihren Sieg.

Eines Tages wird ganz plötzlich ihr grausames Antlitz mitten zwischen uns sein. Und kalt und unerbittlich wird sie sich rächen dafür, daß wir sie so lange und so tapfer als ein leeres Nichts zu behandeln wagten.

Aber noch nicht. –

Noch blühen glühende Freuden zwischen uns.

Noch haben wir tausend Seligkeiten zu geben und zu nehmen.

Noch steht das heilige Lachen an unserer Türe. Das wundertätige befreiende Lachen der Liebenden, das mit dem Leben spielt, weil es alle seine seligen Geheimnisse kennt und das sie zu Königen des Lebens macht.

So halten wir mit starken frohen Händen das Glück an unserer Scholle fest bis – zum letzten Augenblicke. –

 

Einige Zeit nach dem Abend bei Rolf Konitz ließ sich Dr. Reber bei Yvette melden. Sie war gerade im Atelier daran, die letzte Retusche an ihrem eigenen Bild vorzunehmen. Sie hatte keine Zeit, keine Minute. Nur für den Geliebten wollte und konnte sie jetzt da sein, kein anderer sollte ihre Gedanken von ihm nehmen. Denn furchtbar nahe rückte das, was ihr das Blut erstarren ließ in hilflosem Entsetzen, wenn sie es auch nur ganz von ferne mit ihrem Denken streifte. Sie sing an, gleichsam jeden Schritt der gehenden Zeit zu fühlen und automatisch, gegen ihren Willen, begann etwas in ihr den Begriff von Wochen, Tagen und Stunden wie etwas Neues und Schreckliches zu erfassen.

Sie sei nicht zu sprechen, sagte sie.

Aber da stand er schon in der Türe.

»Lassen Sie mich nur kommen. Ich fühle, Sie brauchen mich. Keine Gegenrede bitte. Sie wissen es eben selbst noch nicht. Lassen Sie uns einfach menschlich sein zu einander, ohne jede fälschende Konvention. Diese Scheidewand ist zwischen uns nicht nötig, dazu verstehen wir beide das Leben zu gut.«

Er nahm sich einen Lehnstuhl nahe an die Staffelei heran und ließ sich tief und bequem in demselben nieder, so wie jemand, der nicht so bald wieder aufzustehen vorhat.

Yvette ging unruhig umher. Sie wußte nicht, was sie aus dem seltsamen Menschen machen sollte. Ungeduldig und verwundert hörte sie ihm zu, aber es war etwas in seiner Stimme, das ihr trotz der Sprunghaftigkeit und Seltsamkeit seiner Ausdrucksweise wohl tat und sie beruhigte.

»Da bin ich, Dr. Reber, ungebetener Gast bei Frau Yvette, der berühmten Künstlerin, der wundervollen Grande-Amoureuse, die mit dem Mut der Ganzen und Starken ihre Liebe so nahm, wie sie es brauchte.«

»Ist das etwas so Seltenes,« sagte Yvette ein wenig hochmütig.

»Bei denen, die nicht mitzählen, natürlich nicht. Aber bei den Seltenen, die nicht gegen die Gesetze der Schönheit, die ihrem Wesen unumstößlich eingeprägt sind, handeln können, ist dieser neue Mut eine Seltenheit, denn diese nehmen mit sehenden Augen eine Last des Schmerzes auf sich, die fast über ihre Kräfte geht.

Wenn diese Zeit des Schmerzes kommt, sollen Sie nur die Hand auszustrecken brauchen, um einen Freund zu finden. – Werden Sie mich rufen? Ich würde es Ihnen danken.«

Yvette war von den widersprechendsten Empfindungen erregt.

Dieses Eindringen in ihr Persönlichstes verletzte sie. Aber sie mußte zugeben, daß es ohne Zudringlichkeit geschah. Ein ganz besonderer Mensch schien sich hier den Weg zu ihr zu erzwingen. Einer, der sich der Vornehmheit seiner Gesinnung so bewußt war, Daß er sich von banalen Rücksichten und Schranken nicht hemmen zu lassen brauchte. Eine leise Neugier erwachte in ihr, wie er sich weiter geben würde.

»Sie sollen sich nur an mich gewöhnen, daß ich Ihnen nicht zu fremd bin, wenn Sie mich einmal brauchen können,« sagte Reber mitten in ihre Gedanken hinein, als wolle er sie verhindern, aus ihrer Überraschung heraus eine vorschnelle Abweisung auszusprechen.

»Sie sind so anders als die meisten.«

»Und da Sie es auch sind, werden wir uns bald verstehen.«

Als sei das Nötige nun gesagt, erhob er sich plötzlich und trat zu den Bildern auf den Staffeleien.

»Ah – das ist Kunst, das ist Meisterschaft.« Und er machte einige so feinsinnige, treffende Bemerkungen über ihre Auffassung und Technik, daß sie ihn erstaunt ansah. So konnte nur einer sprechen, dem die Kunst sehr nahe ging.

»Sie wundern sich, daß mir das so liegt. Aber ich verkehre meist mit Künstlern und kenne daher ihren Jargon. Bei ihnen beginnt für mich erst der Mensch. Ich schließe den Lebens- und Liebeskünstler mit ein – überhaupt den künstlerischen Menschen, der allem Tun und Sein ein persönliches Plus hinzuzufügen hat. Wenn man von der Philosophie sagen kann, daß sie darauf beruht, daß die Dinge immer noch etwas neben dem sind, was sie sind – so könnte man das Wesen des Künstlers an sich damit ausdrücken, daß er immer noch etwas ist, wenn er alles gegeben zu haben scheint. Dadurch wird er zum großen Spieler des Lebens. Denn jede Schönheit eines Zustandes, einer Tat beginnt erst da, wo man mit ihren Inhalten zu spielen versteht, weil erst dann alle Hemmungen und Schweren überwunden sind, sie gleichsam ihre Stofflichkeit verloren haben und zu Ideen geworden sind. – Im Spiel mit dem Kinde ist die Mutter das Höchste ihrer selbst. Im spielenden Humor hält der Lebenskünstler das Leben vollendet in seiner Hand. Und selbst die ernste Wissenschaft ist erst dann zu ihrer Fruchtbarkeit, die ihre besondere Schönheit ist, erlöst, wenn sie von der empirischen Enge ihrer Erkenntniswege befreit, mit den Inhalten des Seins leichter Hand zu spielen beginnt. Nur das Geringe bleibt im Wissen stecken und fühlt diesen Zustand noch als einen Vorzug. –«

»Ah, Sie sind ein seltener Vogel in der Schar der meist so arg bezopften Bakelträger. Läßt man Sie Ihre Höhenluft rein genießen und die andern, die Jungen, mit zu ihr hinauf nehmen?«

»Ohne Kampf und Toben geht es freilich nicht ab. Aber meine Waffen sind scharf und meine Augen auch. Und da ich aus einer andern Arbeit zu diesem Wirken kam, hatte ich einen reineren Blick für alles Verzopfte, Verkrümmte, Überlebte und Lieblose, das unsere Schulen zu mittelalterlichen Rumpel- und Folterkammern macht.«

»So waren sie nicht immer Lehrer? dachte ich mir's doch.«

»Die Natur hatte mich zum bildenden Künstler bestimmt, es kam anders. Er blickte wehmütig und liebevoll aus seine sensitiven wohlgeformten Hände. Doch davon ein ander Mal. Sie haben nun Umriß genug von mir, das Plastische kommt später. – Sie werden viele Ecken finden, stoßen Sie sich nicht daran.«

Er wendete sich brüsk zur Türe. Nahm Hut und Handschuhe und reichte Yvette seine nervöse unruhige Hand: »Ich darf wiederkommen?«

»Ja,« sagte Yvette und nahm seine Hand, die fest und kühl die ihre einen Augenblick umspannt hielt. Klug und scharf ruhten seine Blicke in den ihren. Ein Feuer sich kreuzender Gedanken blitzte unruhig in ihnen auf, aber der Mund blieb fest geschlossen, wie unter dem harten Zwange eines unbeugsamen Willens.

Hinter ihm blieb ein Strom starken Lebens im stillen Raume zurück. Ein Fremdes, das sich eingedrängt hatte, ungerufen, unerwünscht und doch gerade in seiner Neuheit und Überraschung hier wie ein plötzlicher Lufthauch wirkend, der durch den schweren ruhenden Duft blühender Gärten streicht. –

*


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