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Dies soll ein fröhliches Buch sein, und wenn es nach meinem Wunsch und Willen geht, schenkt es diesem und jenem ein Lächeln.
Ich glaube, es ist jetzt sehr wichtig, daß man die Fröhlichkeit nicht ganz verlernt. Denn ein fröhlicher Mensch ist auch ein hoffender, ein mutiger, ein vertrauender Mensch.
Aber kann und darf man denn fröhlich sein, wenn Trauer, Not und Sorge durchs Land gehen? Fröhlich sein, wenn das Leid sich bergehoch türmt?
Mir summt ein alter Spruch durch den Sinn. Niemand weiß, wer ihn zuerst gesungen hat – vielleicht ein Fahrender hinter der Hecke.
»Ich leb und weiß nicht warum,
Ich sterb und weiß nicht wann,
Ich fahr und weiß nicht wohin –
Mich wundert, daß ich so fröhlich bin!«
Alles bittre Menschenlos ist in diesen großartigen Worten beschlossen, aber der es erschauernd fühlte, schluchzt nicht auf. Er singt und spielt wie ein Kind überm Abgrund und staunt heimlich selber, daß er noch singen und spielen kann.
Es ist immer das Gleiche, Herrschaften! Ich kenne einen: der möchte in dieser Windzeit und Wolfzeit der Völker tagtäglich in Weh und Groll und Scham aufschrein. Ich kenne einen: der will es nicht begreifen, daß die Menschheit immer wieder durch Blutmeere waten muß, um einen Halbschritt vorwärtszukommen.
Wenn dieser Narr schachmatt geworden ist vom Fäusteballen und vom Zorn seiner schwarzen Stunden, dann ergiebt er sich plötzlich und wird mit einem Male ganz stille. Er liegt ohne Hoffnung auf dem finstren Grunde der Wolfsgrube; er will von der Welt nichts mehr wissen; er starrt wie aus einem Gefängnis in die Höhe, die sich um das Menschlein nicht kümmert.
Aber da kommen schön und ruhig wie immer die ewigen Sterne und ziehn über die dunkle Grube. Und der Wind kommt und weht irgendwo in den Bäumen. Und eine Mutter lehrt ihr Kind beten. Und ein Lied entquillt der Seele eines Dichters: noch zitternd in Unberührtheit und Scheu wie der Falter, der eben die trübe Hülle sprengte. –
Seht, da ist es, als würde dem Narren, den ich kenne, der ohnmächtige Zorn Stück für Stück aus der Seele genommen. Der Narr wundert sich und möchte erst noch etwas trutzen. Aber er lächelt nur unsicher. Und je länger er in die Sterne sieht, um so freier wird ihm die Brust. Er fühlt sich so leicht, als ob er auffliegen könnte; eine stille Fröhlichkeit trägt und hebt ihn, und mit ihrer Hilfe bringt er es fertig, sich – wie weiland der alte Lügenbaron Münchhausen – am eigenen Zopf aus der Wolfsgrube herauszuziehen.
Oben muß er sich von der Höllenfahrt erst ein wenig verschnaufen: da setzt er sich in seinen stillen, sonnigen Winkel, an sein Ausruhplätzchen, wärmt sich an der Liebe seiner Nächsten, spinnt sich ins Enge und hat allerlei Spielzeug um sich für harmlose Leute. Man sollte es gar nicht glauben, daß es derselbe Mensch ist, der in der Wolfsgrube lag und nun sich behaglich ins Lerchennest duckt.
Es ist ja dafür gesorgt, daß dahinter immer neue Fallgruben kommen. Aber dazwischen muß man Atem schöpfen und Kraft sammeln. Dann wird es auch weiter gehen.
Ein Buch zum Atemholen hab ich hier schreiben wollen. Mitten im Weltkrieg, der die Wolfsgruben noch tiefer macht und dichter setzt, habe ich hier ein paar meiner kleinen Winkel- und Ausruhfreuden auf einen Haufen gekehrt. Dachte bei mir: der Essigschwamm wird heute sowieso jedem ins Maul gestoßen, da braucht unsereiner nicht mehr nachzuhelfen. Doch wer jetzt in einem Geheimwinkel noch ein wenig Fröhlichkeit und Süßigkeit hat, soll sie hergeben. Es kann nützlich sein.
So ließ ich unter Schlachtenlärm und Kanonendonner meine Grillen fiedeln … die Hausgrillen, die sonst ihr Konzert mit den Hinterbeinen veranstalten, es hier jedoch ausnahmsweise auf andere Art erzeugten.
Horcht, wie sie singen und zirpen! Ich wollte, sie könnten euch die Herzen für einen Augenblick etwas leichter und froher machen. Dann hätte das kleine Gesindel doch einen Lebenszweck.
Und da ich die Predigt mit einem schönen alten Spruche begonnen habe, will ich sie auch mit einem schönen alten Spruche und Wunsche schließen:
»Es grüne die Tanne,
Es wachse das Erz,
Gott schenke uns allen
Ein fröhliches Herz!«
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