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In einem der abgesöndertsten Winkeln des so wenig bekannten und oft verkannten Toggenburgs wohnt ein braver Sohn der Natur, der, wiewohl von allen Mitteln der Aufklärung abgeschnitten, sich einzig durch sich selbst zu einem ziemlichen Grade derselben hinaufgearbeitet hat.
Den Tag bringt er mit seiner Berufsarbeit zu. Einen Teil der Nacht, oft bis in die Mitte derselben, liest er, was ihm der Zufall oder ein Freund, oder nun auch seine eigene Wahl in die Hände liefert – oder schreibt auch seine Bemerkungen über sich und andere in der kunstlosen Sprache des Herzens nieder. Hier ist eine Probe davon. –
Finden Sie solche dem Geschmack Ihres lesenden Publikums angemessen, so sey Ihnen der freye Gebrauch davon überlassen. – Nicht allen behagen gleiche Gerichte, und so, denke ich, dürfte diese Darstellung der Schicksale und des häuslichen Lebens eines ganz gemeinen aber rechtschaffenen Mannes mit allen ihren schriftstellerschen Gebrechen dem eint und andern Leser des Museums wohl so willkommen und vielleicht auch ebenso nützlich seyn, als die mit Meisterhand entworfene Lebensbeschreibung irgend eines großen Staatsmannes oder Gelehrten.
Von der gleichen Feder sind noch mehrere kleine Aufsätze in meinen Händen, aus denen oft origineller Witz, muntere Laune, immer ein heller Kopf und ein offenes gutes, Gott und Menschen liebendes Herz hervorleuchtet. Ob auch diese mitgeteilt werden, wird die Aufnahme bestimmen, die dieses biographische Bruchstück findet.
Und du, mein Theurer! den ich als mein Pfarrkind herzlich liebe, als Freund schätze, und dessen Umgang für mein Gemüt so oft die süßeste Erholung von der Arbeit ist, sey nicht ungehalten auf mich, wenn du die Erzählung deiner Schicksale und die Schilderung deines Herzens, eigentlich nur zu deiner und deiner Kinder Belehrung aufgesetzt, ganz wider dein Vermuten hier öffentlich erblickest. Ich fand bey Durchlesung derselben so viel Vergnügen, daß ich der Reitzung, auch andere daran Theil nehmen zu lassen, nicht widerstehen konnte. Du, mein Lieber! lebe indessen in deiner glücklichen Verborgenheit immerhin fort. Du hast die Quelle des Glückes in deinem eigenen Herzen, und wer das hat, der bedarfs nicht, ein mehreres ängstlich außer sich zu suchen.
Und ihr, sonst zur Dunkelheit bestimmte Blätter, fliegt denn in die weite Welt! Und habt auch ihr die Wahrheit bekräftigt, daß ächte Weisheit und Tugend, an kein Land und an keinen Stand unter den Menschen gebunden, oft auch in der einsamen Hütte des Landmanns gesucht werden muß, so ist der Zweck eurer Bekanntmachung vollkommen erreicht.
Wattwil, den 6. Dezemb. 1787
Martin Imhof, Pfr.