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Der Schmiedhannes hatte seine Entdeckung im Reiche der Frohsinnigen in das alte Haus getragen. Helena saß nähend, als der Schmied in verdammenden Worten die Schmähung gegen den Papst berichtete.
»Weiß Gott, ich hätte im Zorn den mannheimer Geldjungen sammt der Geige zum Fenster hinausgeworfen, wie es Beide verdienten! Aber die Frohsinnigen hängten sich in Klumpen an meine Arme und Beine. Am tapfersten stritt Heinrich Knapper, – der Bursch' hat wirklich Mark in den Knochen, sonst wär's dem Frohsinnspräsidenten schlecht ergangen. Ich mußt' ihn loslassen, aber die Geig' ist hin! Auf ihr wird kein Spottlied mehr geklimpert gegen den Papst. Das sag' ich Ihnen, Herr Schröter, der Blendung verdirbt unsere Jugend, daß es ein Jammer ist! Alle rothen Bursche und Sonntagsschüler gehören dem Teufelsclub an, und viele rechtschaffene Eltern haben Müh', ihre Söhne vom Ochsen wegzubringen, wo das Bier und die Cigarren nichts kosten. Mein Michel soll auch zweimal dort gewesen sein. Da hab' ich zu ihm gesagt: »Guck, Kerl, die Knochen schlag' ich Dir entzwei, wenn Du noch einmal zu den Frohsinnigen gehst!« Das hat er sich gemerkt und bleibt weg.«
»Eine traurige Erscheinung!« versetzte Schröter. »Aus den Volksschulen sucht man die Religion hinauszutreiben, und die heranwachsende Jugend darf ungehindert allen Ausschweifungen fröhnen. Und das nennen sie »Fortschritt,« – »Bildung,« – »Aufklärung!« Die Polizei, zur Handhabung der öffentlichen Ordnung berufen, schweigt zu dem nächtlichen Treiben, und das ist unverantwortlich.«
»O Herrje, – die Polizei!« rief der Schmied verächtlich. »Geht der Bürgermeister im Uebersitzen, im Raisonniren gegen Religion und Geistlichkeit nicht Allen voran? Ist sein Sohn nicht Vicepräsident bei den frohsinnigen Lumpen? Es ist eine Schande für uns, daß eine Handvoll rother Schufte, die beim Amt angesehen sind, in Waldhofen regieren. Wir müssen einmal Ernst machen und ausfegen.«
Helena folgte mit Entsetzen der Unterhaltung. Sie vernahm Heinrichs Verurtheilung, und schneidige Stiche durchzuckten ihr liebendes Herz.
Der Landwirth hatte seine Tochter beobachtet, ihr erbleichendes Antlitz gesehen. Seine Vaterpflicht erkannte die Notwendigkeit, das inniggeliebte Kind von jeder Berührung mit einem versinkenden jungen Manne zu befreien. Hiezu wurde ihm bald schickliche Veranlassung.
Durch Schröters freundliche Ansprache beim Kirchgange zu Ehren des heiligen Chrysostomus ermuthigt, hatte Heinrich die Besuche im alten Hause wieder aufgenommen. So lange sich die Gesellschaft Frohsinn geräuschlos bildete, und ihr Geist am hellen Tage in Waldhofen nicht umging, durfte er ohne Bedenken vor Helena hintreten. Als jedoch Ferdinands Aussaat in allen Formen des Unkrautes zu wachsen begann, die Spatzen auf die Schwärmer wegen nächtlicher Ruhestörung von den Dächern herabschalten, – als Ferdinand seine glaubensfeindlichen Vorlesungen begonnen, und anstößige Lieder erheiterten, da wurden Heinrichs Besuche immer seltener. Er fühlte sich im Widerspruche mit dem Geiste des alten Hauses, und vor Helena's reinem Wesen stand er beschmutzt. Wiederholt machte er Anstrengungen, Ferdinands Gesellschaft zu meiden. Allein der vornehme Herr zeichnete ihn vor allen Burschen aus. Während die Uebrigen mit der Miene herablassender Gönnerschaft behandelt wurden, gestaltete sich das Benehmen des lustigen Millionärs ihm gegenüber fast zur Freundschaft. Auch fesselten manche Verbindlichkeiten, die sogar ein bedeutendes Darleihen einschlossen, von Ferdinand dem früheren Schulgenossen angeboten, zum Kaufe eines schönen Reitsattels und einer doppelläufigen Jagdflinte. Sein Scheiden aus der Gesellschaft würde den Gläubiger beleidigt und schneidigen Spott der Frohsinnigen erweckt haben. Kurz, – er sah kein Entrinnen aus dem Zwange der Verhältnisse. Aber es tröstete ihn der Gedanke, Ferdinand würde bald nach Mannheim zurückkehren, dann wollte er angeflogenen Staub und Schmutz abwaschen und Helena's würdig werden. Diesen Vorsatz erneuert er eben, zum alten Hause emporsteigend, wo ihm Schröter unter dem Eingange begegnete. Der Landwirth, im Begriffe, auf die Felder einen Gang zu machen, trat in den Flur zurück und winkte Heinrich in ein Zimmer.
»Heinrich,« begann vorwurfsvoll der Gutsbesitzer, »was muß ich von Dir hören? Du bist Mitglied, sogar Vicepräsident einer Gesellschaft, deren Programm vor guter Sitte nicht besteht! Um Dir Beschämung zu ersparen, seien Schilderungen des Geistes Deiner Gesellschaft und klägliche Aeußerungen dieses Geistes übergangen. Aber Deine Verirrung ist höchst beklagenswerth! Sie drängt mich zur Erklärung, daß Deine Besuche in meiner Familie künftig zu unterbleiben haben; denn es kann zwischen Dir und Helena nicht entfernt ein Verhältniß bestehen, das eine eheliche Verbindung hoffen ließe. Meine Tochter ist streng gläubig und religiös erzogen. Bon einem Tochtermann muß ich gleiche Gesinnung und sittenreinen Leumund fordern. Nur gleiche Anschauungen im Höchsten, gleiche sittliche Grundsätze vermögen, ein dauerndes Glück der Ehe zu begründen. Dir selbst wird der große Gegensatz zwischen Helena's Anschauungen und den deinigen nicht entgehen. Deßhalb ersuche ich Dich, ein Glück zu vergessen, das ich dem gediegenen jungen Manne gewährt haben würde.«
Der Vicepräsident stand gesenkten Hauptes, unvermögend, in Schröters klare Augen zu sehen. Hätte ihn der Landwirth mit heftigen Vorwürfen angefallen, eine Vertheidigung wäre ihm möglich gewesen. Aber diesem gemessenen, schmerzlich bewegten Tadel gegenüber stand er vollständig wehrlos.
»Gehen wir!« sagte Schröter nach einer langen Pause.
Heinrich folgte, von Scham übergossen und von Schmerz zerrissen. Vor dem Thore vernahm er kaum des Hausherrn Scheidegruß, trat mechanisch in einen Pfad und wandelte mit verwirrten Sinnen, ohne zu wissen, wohin. Zuweilen kam er sich vor, wie ein Mensch, der einen tiefen Fall gethan. Dann meinte er wieder, die Sonne, welche bisher seinem Leben geleuchtet und sein Dasein erwärmt, sei untergegangen, die ganze Zukunft seiner Existenz in Nacht versunken. Jetzt rauschte es ihm zur Seite, wie rasche Tritte über Stoppelfelder, und dies gehörte nicht zum Träumen, sondern zur Wirklichkeit.
»Der reinste Philosoph in Gang und Haltung«, rief eine neckende Stimme, und Ferdinand trat eilig vor den Verbannten. »Guten Tag, Herr Heinz! Was schleichen Sie einher, wie ein Trappist, – ein lebendiges Memento mori?«
Allein der Scherz des Apostels der Aufklärung verging vor Heinrichs verstörtem Gesichte.
»Was haben Sie, Freund? Doch nicht unwohl?«
»Eine Herzkrankheit, Ferdinand! Mir ist sehr unwohl,« – und er berichtete Schröters Urtheil, nebst Begründung desselben.
»Fatal!« sprach der Freund. »Helena ist ein schönes Mädchen, ihr Anblick reizend, ihre Gestalt ein Muster für jeden Künstler. Leicht wäre meine Behauptung durch eine Kritik, welche in das Detail eingeht, unerschütterlich zu begründen. Doch, – wozu? Sie ist meinem Heinz verloren, und mein Heinz darf sich deßhalb nicht grämen. Ich sage Ihnen, Verehrtester, Helena, obschon reizend, ein Prachtexemplar ländlicher Schönheit, – Helena war nicht für Sie.«
»Wie so?« frug Heinrich niedergeschlagen.
»Kommen Sie, – gehen wir nach der Villa und ich will Ihnen das klar machen. – Zuerst eine Cigarre angebrannt, – hier, nehmen Sie! Aechte Havannah, ohne Schwindel und pfälzer Rippen. Ich sage Ihnen, Theuerster, Neger und Negerinnen haben diese Cigarren auf ihren nackten Beinen zusammengedreht, – dafür besitze ich unumstößliche, handgreifliche, sinnlich wahrnehmbare Beweise. Sie werden mich deßhalb niemals ohne Bernsteinspitze rauchen sehen. Riechen Sie doch, – welch' ein Duft! Müssen nicht alle Wohlgerüche des Morgenlandes bescheiden zurücktreten? Abermals ein sinnlich wahrnehmbarer, nämlich ein riechbarer Beweis, für die Heimath dieses herrlichen Krautes. Sogar Labsal für Liebeskranke ist dieser Pflanze Genuß.«
Ferdinands Geplauder, mit leichten Sarkasmen vermischt, beschwor theilweise des Verbannten Trübsinn, zwang sogar hie und da ein mattes Lächeln in sein Gesicht. Der Millionär hatte seine Hand in Heinrichs Arm gelegt, redlich bemüht, den Traurigen zu erheitern.
Sie durchschritten die Gänge der Villa und gelangten in Ferdinands Gemächer. Er klingelte.
»Eine Flasche von dem meinigen,« befahl er dem eintretenden Diener. Ferdinand saß vor dem Flügel, schlug heitere Gedanken auf den Saiten und sang:
»Am Rhein, am Rhein, da wachsen unsere Reben.«
Und dem Preisliede des Weines folgte dessen Genuß. Die munteren Geister des Rheinstromes, in süße, feurige Flüssigkeit gebannt, überfielen mit einer Tapferkeit, der schon Cäsar und Drusus erlegen sein sollen, Heinrichs Trübsinn. Vergebens sträubte sich die Melancholie! Sie wurde aus dem Gebiete des Herzens vertrieben, und im Brande der Wangen, im Leuchten der Augen, im Lächeln des Mundes flatterten die Siegesfahnen der rheinischen Weingeister.
»Jetzt Achtung, Freund Heinz! Klar, unbestreitbar, über alle Zweifel erhaben will ich beweisen, daß Helena für Sie ganz und gar nicht taugt. Ihr Vater, der schwarze Häuptling, hat vollkommen recht: – das Glück der Ehe beruht auf gleichen, wenigstens auf ähnlichen Grundsätzen, Anschauungen, Meinungen. Nun aufgepaßt: Helena und Sie! Helena seufzt in den Banden religiöser Beschränktheit, – sie betet Rosenkränze, – geht zur Beichte, – unterwirft sich Abtödtungen, – peinigt ihre Seele durch die lächerlichsten Vorstellungen des Aberglaubens, – kurz, Helena ist eine Sklavin pfäffischen Betruges. Ich habe ihr Wesen studirt und wandte mich ab, verletzt, empört, geärgert, mit Ekel erfüllt. So schön ihr Leib, so häßlich ihr Wesen. Nun denken Sie, – der Vicepräsident der Frohsinnigen, mein aufgeklärter Freund, den ich mit Vorliebe erzogen für Bildung und Freiheit, – mein Heinz sollte mit jener engherzigen Seele verbunden werden für das ganze Leben! Erwägen Sie: – jeden Augenblick müßte die Thorheit Ihrer Frau Sie ärgern. Sie müßten beten, fasten, beichten, zum Abendmahle gehen, die ganze Kette religiösen Unsinnes durchlaufen. Widerstrebten Sie, dann fielen harte Worte, Streit und Zwietracht würden nicht sterben. Die Augen der schönen Helena, jetzt so glänzend und strahlend, diese Augen würden Feuer speien gegen den gottlosen Mann. Fortwährend loderte eine Hölle in diesen Augen, geschürt durch die schlechte Gesinnung des unchristlichen Gatten. Bald wäre die Jugendliebe verflogen. Helena würde glauben, ein gottgefälliges Werk zu unternehmen, durch die Bekehrung des Verstockten. Tag und Nacht gäbe es keine Ruhe. Entweder müßten Sie in die Sklaverei der Gottesfurcht zurückkehren, oder mit Härte der bekehrungssüchtigen Frau begegnen. Unter allen Umständen wäre das Unglück besiegelt. Darum verzichten, vergessen, entsagen Sie jener verführerischen Tochter des Aberglaubens.«
»Sie sprechen vernünftig, – dennoch fällt das Vergessen schwer,« versetzte niedergedrückt Heinrich Knapper.
»Bah, – ein kräftiger Wille überwindet Alles! Müssen Sie durchaus eine Frau haben, – es gibt Milliarden. In Mannheim wüßte ich Ihnen aufgeklärte, gebildete, emancipirte Frauenzimmer die Menge. Aber nur langsam, Freund, mit dem Heirathen, – nur langsam! Auch die Ehe ist ein religiöses Joch, von den Pfaffen ersonnen. Die Ehe ist ein Attentat auf unsere Freiheit. Bedenken Sie, was es heißt, für immer gebunden, auf ewig gekettet sein an dieselbe Frau! Es ist schrecklich!«
»Werden Sie niemals heirathen?«
»Doch, – um der Nachzucht willen! Aber die Ehe soll meine Freiheit nicht begrenzen, einhegen, beschränken, hemmen, beschneiden. Ich werde genießen nach Bedürfnis und Geschmack. Natürlich – dazu bin ich Protestant, kenne weder Fasten- noch Abstinenzgebot. Lächerlich: – wer gab den Pfaffen das Recht, uns zu befehlen, immer dieselbe Fleischsorte zu verspeisen, bis zum Ekel? Ist das nicht ein himmelschreiendes, unvernünftiges Fasten? Ich liebe den Wechsel. Nur Thoren, Blödsinnige und Narren lassen sich einjochen, – gebildete, aufgeklärte Männer lieben die Schranken nicht. Freilich,« setzte er kleinlaut hinzu, »Bedürfniß und Drang sind stärker, als die Kraft. Unbegrenzt im Genießen zu schwelgen, ist versagt. Darum bin ich verurtheilt, auf die Wintersaison süßer Berauschungen in Mannheim, hier eine Saison Ernüchterung folgen zu lassen.«
Heinrich sah in Ferdinands welkes Gesicht und fürchtete, eine weitere Saison in Mannheim möchte den Herrn dahinraffen.
»Unsere Gesellschaft erwartet eine köstliche Ueberraschung,« sprach der Vater der Frohsinnigen. »Morgen gehe ich nach Mannheim und bringe etwas mit. Rathen Sie!«
»Ein Faß Aktienbier?«
»Falsch! – Eine prächtige Kellnerin, ein herrliches Geschöpf. Sie werden sich wundern!« – und thierisch glänzten die Augen des Gebildeten.
»Das erregt Anstoß,« sprach Heinrich, den Blick senkend.
»Ganz und gar nicht! Unsere Bedienung ist schlecht. Das habe ich dem Ochsenwirth bewiesen. Er sträubte sich gegen die mannheimer Bedienung, fürchtete Geschrei, üble Nachreden und allerlei dummes Zeug. Auf mein Versprechen, die Kellnerin zu bezahlen, ergab sich der Mann. Sie sehen auch an diesem Falle, Freund Heinz: – Geld regiert die Welt!«
Mißstimmt verließ Heinrich die Villa. Weingenuß und Ferdinands Unterhaltung bändigten nur vorübergehend den herben Schmerz. Als er jetzt den Hügel herabstieg, durchbrachen die angeschwollenen Fluthen alle Dämme. Sein ganzes Lebensglück lag vernichtet in wüsten Trümmern vor ihm. Obschon angelockt von einer Bildung, die keine Verantwortlichkeit zugestand vor Gott und Gewissen, schauerte er doch vor dem Gedanken, das reine gläubigfromme Wesen Helena's zu ersehnen. Es dünkte ihm das ein schrecklicher Betrug, ein Verbrechen gegen Helena. Hatte ja selbst Ferdinand, der leichtfertige, gewissenlose Freund, die Unmöglichkeit erörtert, die Geliebte zu besitzen. Und was jener unberührt gelassen, das stellte sich abschreckend vor Heinrichs Seele: Die Verworfenheit, ein glaubenseifriges Mädchen unglücklich zu machen durch den unchristlichen, glaubenslosen Gatten.
So stieg er hinab, zernagt von Vorwürfen, im Bewußtsein namenlosen Elendes. Als der Pfad in der Nähe der Gartenmauer Schröters hinzog, hörte er seinen Namen rufen. Helena's Haupt ragte über der Mauer, ihre Hand winkte ihn lebhaft heran. Er folgte dem Winke, nicht eilig und froh, sondern widerstrebend und gebrochen; denn Rechtlichkeit gebot, Helena in seine gottentfremdete Seele blicken zu lassen. Die schreckliche Folge dieses Blickes war ihm klar. Sie mußte sich abwenden von ihm, entsetzt und voll Abscheu, wie von einem Ungeheuer.
Wie er aber vor ihr stand, in das schöne Antlitz sah und die treuen Augen theilnahmsvoll ihm entgegen leuchteten, da überfiel den jungen Mann ein wildes Wehe. Er legte den Arm auf die Mauer, verbarg darin sein Gesicht und heftige Stöße brachen hervor aus seiner Brust. Sie redete liebevoll zu ihm, jedoch ohne günstige Wirkung. Der sanfte Klang ihrer Stimme, die Zartheit ihrer Worte und der kindlich reine Geist der Rede vermehrten nur Heinrichs Fassungslosigkeit. Die Stöße wurden heftiger und rascher, den kräftigen Bau erschütternd, wie fällende Axtstreiche eine junge Eiche. Bald lösten sich die Stöße in ein ebenso wildes Weinen auf. Sein Leib wand sich krampfhaft, die Arme fuhren verzweiflungsvoll in der Luft umher, die Kniee wankten, und dann wieder verbarg er, unausgesetzt weinend, das Gesicht in beiden Händen.
Helena betrachtete tief ergriffen das Opfer eines erschreckenden Schmerzes, und sie wußte, daß er um ihretwillen litt. Auch ihr wollten Thränen hervorbrechen, aber sie drückte die überwallende Empfindung kräftig nieder und sah geängstigt umher nach Zeugen von Heinrichs Schwächen. Niemand weilte in der Nähe. Tief herabhängende Aeste schwer tragender Obstbäume schützten gegen neugierige Blicke. Endlich hatte der unbändige Schmerz ausgerast. Helena durfte hoffen, Gehör zu finden.
»Ich weiß Alles, Heinrich!« sprach sie traut und liebevoll. »Wie Du fort warst, hat mir der Vater Alles erzählt. Du sollst Dich aber deßhalb nicht krümmen, wie ein Wurm. Ich habe Dir ja nicht das Haus verboten, und mein Vater wird Alles vergessen, wenn Du wegbleibst von den Frohsinnigen. An Ferdinand liegt die ganze Schuld. Er hat den Leichtsinn unter die Burschen gebracht in das Dorf, und auch Dich hat er verplaudert. Ich weiß ja, Heinrich, daß Du vor Gott einen schweren Fehltritt nicht begangen hast. Dein Herz ist rechtschaffen geblieben. Du hast unbedacht gehandelt, aber nicht bösartig, – darum bin ich Dir gut.«
Er stand gesenkten Hauptes, hörte seine Rechtfertigung, sah in das reizende Antlitz, fand sich dieser Jungfrau unwürdig, und neuerdings verbarg er beschämt das Angesicht.
Helena erkannte bald, des Vaters Verbot sei nicht einziger Grund von Heinrichs Schmerz.« Sie bat um aufrichtige Erklärung.
»Schließe Dein Herz vor mir auf, Heinrich, lass' mich hineinsehen!« bat sie schmeichelnd. »Schenke mir doch Vertrauen, – ich verdiene es ganz gewiß um Dich. Du hast noch eine andere Ursach', weßhalb Du so ganz auseinander bist: Sag' mir's, Heinrich, was es ist!«
»Helena,« begann er kämpfend, »ich kann Dich nicht hintergehen, das wäre schlecht, – darum sollst Du Alles erfahren. Du meinst, ich wäre nur leichtsinnig, hätte dagegen bei den Frohsinnigen keinen Schaden gelitten. Das ist leider falsch. Verdorben bin ich, – ganz und gar verdorben! Ich habe Spottreden über das hingenommen, was Dir heilig ist. Ferdinand hat in der Gesellschaft aus Büchern vorgelesen über die Religion und nachgewiesen, daß Alles von den Geistlichen erfunden ist. In einem Geschichtsbuche, das noch dazu ein Prälat geschrieben, hat er mir gezeigt, die Beichte sei von den Päpsten erdacht und der Ablaß, damit sie Geld bekämen und die Leute am Gängelbande der Bethörung führen könnten. Auch das Abendmahl sei erst im dreizehnten Jahrhundert eingesetzt worden. Auch den Renan hab' ich gelesen, ein Buch, worin Jesus hingestellt ist als bloßer Mensch und seine Religion als Betrug. Und das Alles hat auf mich gewirkt. Ich bin ungläubig, ich bete nimmer, ich kann das nicht für heilig halten, was Dir heilig ist. Ich bin ein Aufgeklärter, Helena, – der weiß, Alles ist Natur, es gibt keinen Gott, jede Religion ist Menschenwerk. Siehst Du, deßhalb ist mein Schmerz grenzenlos; denn ich hab' Dich verloren. Ich könnte mich zwar besser stellen, als ich bin, ich könnte heucheln und Dich hintergehen. Aber das wäre schlecht, und ich wäre der elendeste Mensch, würde ich ein so reines, unschuldiges Mädchen, wie Dich, betrügen. Aber meine Liebe zu Dir kann ich nicht aus dem Herzen herausreißen, – darum bin ich grenzenlos unglücklich für mein Lebtag.«
Sie stand mit gefalteten Händen, mit weit offenen Augen, bleich und erstarrt, wie eine Bildsäule.
»Jesus – Maria!« sagte sie tonlos.
»Helena, – sprich, liebst Du mich noch?«
Sie wandte sich ab und mächtig stürzten ihre Thränen hervor.
»Helena, thue mir den Gefallen: schimpfe über mich, verstoße den Aufgeklärten von Dir mit harten Worten. Siehst Du, ich verdiene die gröbsten Vorwürfe, Dir gegenüber bin ich ein Elender. Sei rücksichtslos, Helena, – verdamme mich, – das wird mich trösten. Wenn Du aber über mich weinst, statt mir zu zürnen, dann treibst Du mich in die helle Verzweiflung hinein.«
»Ich zürne Dir nicht, – verstoße Dich nicht, – ich kann es nicht! Beten will ich, – Gott und die heilige Jungfrau anrufen für Dich.«
»Das ist Alles umsonst!« sprach er finster. »Gibt es einen Gott und Heilige im Himmel, dann bin ich viel zu elend und ihrer Hilfe unwerth.«
»Wenn Du Dich elend und verirrt erkennst, Heinrich, warum wirfst Du die schlechten Grundsätze nicht von Dir?«
»Weil ich es nicht vermag! Kann der Mensch sein Wesen ausziehen, wie ein Kleid? Wenn ich zu Dir sagte: Helena, werde eine Aufgeklärte, verachte Deinen Glauben, werde wie ich, – vermöchtest Du das? Sieh', ebensowenig kann ich meine Gesinnung ändern. Der Glaube ist eine Gnade, heißt's im Katechismus, und ich hab' diese Gnade verloren. Ich kann nicht mehr glauben, mit dem besten Willen nicht.«
»Du irrst, – wolle nur recht und bitte Gott um Beistand.«
»Da ist schon der Widerspruch!« sagte er. »Dein Vater hat recht: in der Ehe muß Uebereinstimmung religiöser Grundsätze sein, sonst gibt es jeden Augenblick Streit. Sieh', Helena, lieber will ich elend sein für mein ganzes Leben, als Dich unglücklich machen.«
Frau Schröter rief in den Garten nach der säumigen Tochter.
»Ich komme, Mutter! – Heinrich, um Gotteswillen, geh' in Dich!« flehte sie. »Bleib' weg von den Frohsinnigen, – versprich es mir!«
»Das kann ich nicht, – ist auch ganz überflüssig, bin ja schon aufgeklärt!«
»Dann komme wenigstens nächsten Sonntag um fünf Uhr wieder hierher.«
»Weißt Du, Helena, jede weitere Zusammenkunft mit Dir, ja Dein bloßer Anblick bohrt die Wunde nur tiefer. Aber ich komme!«
An jenem Tage war Frau Schröter unzufrieden mit der sonst pünktlichen Tochter; denn alle Arbeiten that sie verkehrt. Und als Helena am Schlusse des Tagewerkes ihre Kammer betrat, sank sie auf einen Schemel nieder und weinte bitterlich. Dann lag sie auf den Knieen und rief zum Himmel für den Geliebten.
Und Helena blieb nicht bei heißem Flehen. Anklopfen und Bitten genügten ihrer Liebe nicht, sie wollte sich selbst zum Opfer bringen zur Sühne für den Schuldigen.
Als Heinrich zur bestimmten Zeit an der Gartenmauer Helenen gegenüber trat, entdeckte er in ihrem Wesen eine Würde, die ihm Ehrfurcht erzwang, und in ihren Zügen ein Lächeln, das ihr reizendes Antlitz verklärte.
»Heinrich,« begann sie, »was Du mir gesagt hast von Deinem Unglauben, das hat mich Tag und Nacht gefoltert; denn es kann doch ein größeres Unglück für einen Menschen nicht geben, als seinen heiligen Glauben zu verlieren. Auch hat mir's recht das Herz zerrissen, weil Du gesagt hast, Du könntest beim besten Willen nicht glauben, Du könntest nicht von selbst wieder gut und fromm werden. Da hab' ich viel gebetet und viel geweint, bis mir auf einmal ein Gedanken gekommen ist recht lebendig, wie Du könntest gerettet werden. Du weißt, in der alten Kapelle im Wald' ist ein Gnadenbild von der heiligen Mutter Gottes. Dorthin hab' ich mich neun Freitage für Dich versprochen und gelobt, an neun Freitagen zu fasten und zum heiligen Abendmahl zu gehen. Vorgestern hab' ich eine Generalbeicht abgelegt über mein ganzes Leben, damit an mir gar nichts sei, was Gott mißfällig wäre und der heiligen Jungfrau, wenn ich für Dich bitte. Und weil Du gesagt hast, Ferdinand habe durch schlechte Belehrungen den Glauben Dir geraubt, und in einem Buche von Renan hättest Du Deinen Glauben an die Gottheit Christi verloren, darum hab' ich das Herrchen gebeten, er möchte mir ein Buch geben, worin die Glaubenslehren so dargestellt sind, daß ich's begreifen kann. Da hat mir nun der Hochwürdige ein gar schönes Buch geliehen. Es heißt:
»Populäres Lehrbuch der Religion, von Joseph Deharbe.« Darin will ich in Freistunden lesen, damit ich stark genug werde, die falschen Ansichten zu überwinden, welche Ferdinand Dir beigebracht hat.«
Er stand tief bewegt. Die innige Theilnahme eines so reizenden Wesens griff überwältigend in die Seele des jungen Mannes.
»Helena,« sprach er hingerissen, »Du stehst vor mir, wie ein Engel so rein und schön! Ich bin's nicht werth, was Du für mich thust. Sieh', in den Boden möcht' ich sinken und vergehen, wenn ich bedenke, was ich verloren hab'.«
Und wieder schüttelten heftige Stöße seinen Leib, und sie fürchtete, das wilde Weinen möchte abermals losbrechen.
»Jetzt hab' ich noch eine Bitte, Heinrich: – Gehe heute nicht zu den Frohsinnigen!«
Und ihm war unmöglich, die Bitte zu versagen.
»Dir zu Lieb' will ich heute wegbleiben,« sagte er.
»Nächsten Sonntag um fünf Uhr kommst Du wieder, bringst auch den Renan mit, damit ich sehe, was der Mensch einzuwenden hat gegen unsern Heiland.«
Sie grüßte liebevoll und trat in das Haus zurück. Er stand noch lange, das Auge unverwandt nach dem Punkte hingerichtet, wo er sie zuletzt gesehen.
Vergebens harrten die Frohsinnigen des Vicepräsidenten. Er kam nicht, die flotte Mannheimer Kellnerin zu bewundern.
Therese war ein kräftiges Mädchen von neunzehn Jahren, üppig, sinnlich reizend, für leichtsinnige, christlicher Zucht entlaufene Burschen verführerisch. Ihrer Person Reiz und fesselnde Eindrücke zu erobern, verfiel sie auf einen Kunstgriff jener Maler, die in Ermangelung schöpferischer Kraft und Gedankengröße, das nackte Fleisch in Dienst genommen: – Theresens runde Arme waren entblößt fast bis zu den Schultern hinauf, um den weißen Hals trug sie kein Tüchlein, und das Kleid war bis zum Erschrecken tief ausgeschnitten. Und wie fleischfarbene, kunstlose Machwerke geistesarmer Maler nur vor einem frivolen Publikum bestehen, den Kunstfreund hingegen anekeln, so bestand Theresens freche Tracht nur vor zuchtlosen Frohsinnigen, – jeden Verehrer edler Weiblichkeit mußte sie verletzen und ärgern. Und der Tracht entsprach das Wesen der Kellnerin. Ihre Blicke waren lüstern und herausfordernd, ihre Reden zweideutig, Benehmen und Lachen ermuthigend. Schon am ersten Abend wußte sie Bevorzugten, zu denen Wilhelm Mohr gehörte, allerlei in die Ohren zu flüstern.
Ferdinand sah die Eindrücke seiner Berufenen auf die Burschen und rieb zufrieden die Hände. Dem jungen Herrn schmeichelte ganz außerordentlich der Einfall, das gepredigte Evangelium der Bildung und des Fleisches in Werken fruchtbar zu machen. Ein gewisser dämonischer Instinkt hatte ihm gesagt, moderner Gesittung und gereiftem Unglauben werde erst Halt und Festigkeit durch thatsächliche Verläugnung religiöser Wahrheiten. Lagen die Herzen der Frohsinnigen gefangen in Ketten des Lasters, dann durfte er bleibende Erfolge seiner aufklärerischen Bemühungen hoffen.
»Ha, – ha, – die Kerle sind alle schon Feuer und Flammen!« murmelte er zwischen den Zähnen. »Stroh, – Stroh, – nichts als Stroh, welches Theresens Gluth in Brand stecken wird! – Aber wo bleibt Heinrich? Zur Heilung seines idealen Empfindens, seiner dummschwärmerischen Liebe, wäre Theresens Natürlichkeit die beste Arznei. Verdammt, daß er nicht kommt!«
Er griff nach dem Hute und eilte fort.
Heinrich hatte die angewiesene Arbeit im elterlichen Hause verrichtet, war thätig gewesen um stattliche Rosse, und dann in den Garten getreten, wo er gedankenvoll unter Weinreben saß, bis völlige Dunkelheit hereingebrochen. Und da er jetzt über den Hof schritt, vernahm er im Hausflur lebhafte Stimmen. Dort stand Frau Knapper, ein schönes Weib, das Ebenbild ihres Sohnes, ein Licht in der Hand, und vor ihr Ferdinand.
»Es thut mir sehr leid, Frau Bürgermeister, daß Ihr Sohn uns heute Abend die Ehre seiner Gegenwart versagt. Ah, – da ist er ja! Verehrter Freund, ich komme, Sie abzuholen, weil Ihre Abwesenheit in der Gesellschaft eine unausfüllbare Leere gelassen.«
»Heute ist es mir nicht möglich!«
»Nicht möglich?« rief Ferdinand überrascht. »Warum denn?«
Der Gefragte sah verlegen nieder und dann auf seine Mutter.
»Ah, – ein mütterliches Verbot!« rief Ferdinand, sich verbeugend. »Nun, Frau Bürgermeister, seien Sie nicht grausam! Gestatten Sie Heinrich nur eine ganz kurze Erholung.«
»Weil Herr Blendung extra heraufgekommen ist, magst Du eine Stunde gehen, Heinrich. Aber um neun Uhr bist Du wieder da, – keine Minute länger.«
»Um Vergebung, Frau Bürgermeister, – Sie üben strenge Zucht,« sprach lächelnd der Millionär.
»Strenge Zucht wäre auch für Andere gut,« versetzte unverweilt Frau Knapper. »Wo Zucht und Ordnung fehlen, muß die Haushaltung Noth leiden und auch die Seele.«
Vergebens hatte Heinrich nach passenden Gründen zur Weigerung gesucht, und jetzt folgte er, wie ein Opfer, dem Sittenverderber nach dem Ochsen.
Brummend war Frau Knapper in die Stube getreten, wo der Bürgermeister im Dunkeln gesessen. Kurz vorher war nämlich ein heftiges Donnerwetter am ehelichen Himmel vorübergezogen, das Knappers haushälterischen Leichtsinn gräßlich verhagelte. Und der Gewaltige des Dorfes, aufbrausend gegen jeden Widerspruch, übermüthig und hochfahrend im Amte, ertrug mit Ergebung im eignen Hause die Herrschaft seiner schönen Frau.
»Das kann nicht so fortgehen, Knapper – ich sag' Dir's noch einmal! Das Wirthshausgehock wird unerträglich. Du bleibst sitzen bis zwölf – ein Uhr Nachts, kommst betrunken heim, raisonnirst und schimpfst, wie ein Besessener. Meinst Du, wir kämen vorwärts durch dieses Lumpenleben? Zurück kommen wir, – zurück! Die Aernte ist schlecht ausgefallen, die Haushaltung kostet täglich, das Gesinde will seinen Lohn, die Aecker, welche Du gesteigert hast, wollen bezahlt sein. Du aber wirfst das Geld halbe Nächte hindurch zum Fenster hinaus. Pfui Teufel!«
»Ich kann mich doch nit ganz zurückziehen, Greth!« wagte Knapper demüthig zu erwiedern.
»Davon ist keine Rede, Mann! Du kannst Deinen Schoppen täglich trinken, Du hast ihn im Keller. An Sonntagen kannst Du in's Wirthshaus gehen am Abend, aber vor zehn Uhr bist Du daheim und zwar bei gutem Verstand. An Werktagen leid' ich das Wirthshaussitzen gar nicht mehr. Fast sieht's aus, ihr Rothen wär't im Wirthshaus daheim; denn immer hockt ihr dort. Eben ist der verdorbene, nichtsnutzige Ferdinand dagewesen, dem die Schwindsucht aus beiden Augen heraussieht, und hat Heinrich mitgenommen in die neue Gesellschaft. Es ist schrecklich! Soll aus meinem Kind' auch so ein verdorbener, ausschweifender Mensch werden? Und weißt Du, was uns für ein Unglück, für eine Schande begegnet ist?« rief sie mit erhöhter Stimme. »Der Schröterfritz hat unserm Heinrich das Haus verboten. Himmelschreiend ist's! Schröters Lene ist das schönste, das reichste, das bravste Mädchen weit und breit. Lang' schon hab' ich mich gefreut auf die Partie. Und jetzt, – jetzt will Schröter sein Kind einem ausschweifenden Menschen nimmer geben.«
»Unser Heinrich kriegt überall eine Frau,« sagte Knapper. »Mir selber isch's recht, daß es so gekommen isch; denn Schröter isch ein Schwarzer, mein ärgster Feind.«
Diese Worte trieben helle Zornesflammen über Margrethens Gesicht. Beide Hände in die Hüften stemmend, stand sie grimmig vor dem Kleinen im Lehnsessel.
»Was plauderst Du da? – Weißt Du was? Schröter ist ein ganz tüchtiger, ein ganz braver Mann! Er ist kein Wirthshaushocker, kein Religionsspötter, kein Heide, kein rother Hecker. Wärst Du nur wie Schröter, – auf den Knieen wollt' ich Gott d'rum danken. Und wenn er Dir Feind ist wegen der Schule, so hat er ganz recht. Christlich sollen die Kinder gezogen werden, das ist auch meine Meinung, – aber nicht jüdisch oder kniesisch, wie ihr's vorhabt. Was Du im Schulstreit schon verschuldet hast, Mann, das kannst Du am jüngsten Tag' nicht verantworten.«
»Ich bin Borjemeeschter und muß thun, wie's die Regierung befiehlt.«
»So, – die Regierung? Wenn die Regierung nichtsnutzig ist, wenn die Regierung unsern Herrgott aus den Schulen vertreiben will, mußt Du der Handlanger so einer Regierung sein? Wenn Du gestorben bist, Mann, und im Jenseits zur Verantwortung gezogen wirst für Dein Leben, – werden der Großherzog und seine Minister Deine Richter sein? Nein; – aber Gott wird Dein Richter sein, Gott, dessen Priester und Lehren die Freimaurer aus den Schulen hinaustreiben wollen. Darum schäme Dich, so etwas zu sagen! Und wenn Du bankerott wirst, vor Gott und den Menschen mit dem Bürgermeisteramt, wird die Regierung Dir helfen? Gewiß nicht! Hilf Dir selber, Mann! Sei gescheidt, sei endlich einmal vernünftig und schicke der Regierung das miserable Bürgermeisteramt zurück. Wir brauchen's nicht, das Bürgermeisteramt, es bringt uns nur Schaden und Feindschaft, aber kein Termin wird damit bezahlt.«
An jenem Abend blieb Knappers Platz im Herrenstübchen leer.
Ferdinand hatte die Kellnerin dem Vicepräsidenten vorgestellt. Heinrich betrachtete verwundert die unanständig Entblößte, sah die Lüsternheit verkörpert vor sich stehen, und der junge Mann erröthete. Therese aber schenkte ihm ganz besondere Aufmerksamkeit. Stand sie unbeschäftigt am Schenktische, so ruhte ihr Auge ganz eigentümlich auf dem Jüngling. Trug sie gefüllte Gläser den Burschen zu, benützten diese ihre unmittelbare Nähe zu plumpen Huldigungen, so entwand sich die Berufene jeder Anzüglichkeit und sah huldvoll auf Heinrich. Dieser bemerkte bald Theresens verdächtige Koketterie, dachte an Helena und fand die Kellnerin überaus frech und eckelerregend im Lichte der reinen Schönheit Helena's.
»Wie gefällt Ihnen unsere Kellnerin?« frug Ferdinand den stillen Nachbar.
»Mir gefällt nur Eine!« erwiederte Heinrich. »Stellen Sie Helena, die unschuldige, engelgleiche Jungfrau, neben diese Fleischmasse, und Sie haben eine duftende Lilie einem giftigen Nachtschatten gegenüber gestellt.«
»Hu, – das riecht nach Idealismus!« spöttelte Ferdinand. »Sie Schwärmer! Ich sage Ihnen, unsere Therese ist für das Leben, – die Betschwester Helena für das Kloster.«
Als die Kellnerin vor Heinrich ein schäumendes Glas stellte, setzte sie sich neben ihn auf Ferdinands leeren Stuhl. Er wandte ihr den Rücken und blies dicke Tabakswolken nach der entgegengesetzten Seite. Kein Räuspern und Hüsteln in verschiedenen Tonarten weckte den Vicepräsidenten aus verstockter Gleichgültigkeit. Ferdinand kehrte zurück. Therese erhob sich. Heinrich fühlte am linken Ohr heißen Athem und vernahm das Geflüster: »Es ist schmerzlich, vom Schönsten sich verschmäht zu sehen.«
Der junge Mann fuhr auf, schoß zornige Blicke nach der Verwegenen, saß beleidigt und verließ vor Ablauf der zugestandenen Frist die Gesellschaft. –
Helena hatte sich für neun Freitage den Nachmittag zur freien Verfügung erbeten.
»Was willst Du mit den neun halben Tagen anfangen?« frug der Vater.
»Ich habe ein Gelübde nach der Kapelle.«
»Ein Gelübde, mein Kind? Darf ich wissen, zu welchem Zweck?«
Die Jungfrau sah verschämt nieder. Dann hob sie das schöne Auge, welches in Thränen schwamm, zum Vater auf und sagte: »Es ist für Heinrich! Die liebe Mutter Gottes will ich recht inständig bitten, ihn zu retten.«
»Lobenswerth, meine Tochter! Vergiß aber nicht, Helena, daß der Allmächtige selbst einen Menschen nicht retten kann, wenn der frei geschaffene Mensch seine Zustimmung versagt.«
Dennoch wurde die Wallfahrt mit froher Zuversicht angetreten. Sie hatte am Morgen gebeichtet, den heiligen Leib empfangen, gefastet bis zum Mittage, nur Weniges genossen, und dann das Kleid geschürzt zum frommen Gange. Den Rosenkranz betend, schritt sie anfänglich durch Weinberge, mit süßen Trauben belastet, dann über Felder mit dunkelgrünem Tabak und rauschendem Welschkorn. Sie blickte immer vor sich hin auf den Pfad, versenkt in die Geheimnisse des Rosenkranzes.
Auf dem höchsten Punkte des Hügels, der eine weite Umsicht darbot, lehnte Heinrich am Stamme eines Baumes. Dort stand er seit einer Stunde, immer das alte Haus im Auge. Als jetzt Helena unter dem Thorbogen hervortrat, da beschlich ihn tiefe Wehmuth, und je rüstiger die Wallfahrerin voranschritt, desto stärker wurde das weiche Empfinden. That sie doch jeden Schritt für ihn, den Verirrten, – sie, deren Schönheit und Reinheit in seinem Urtheile unbegrenzt waren. Sie unterwarf sich um seinetwillen strengem Fasten, überwand neunmal den zweistündigen Weg zur Gnadenkapelle und rief für ihn zu Gott und seinen Heiligen. Das ergriff! Er bekannte sich der gebrachten Opfer unwürdig, schwer seufzend über den Abgrund gewonnener Bildung, der ihn schied von Helena. Unverwandt folgte sein Auge der Wallenden, bis sie hinter fernen Bäumen verschwand.
Die Tochter des Landwirthes stieg eine jähe Wand hinab. Jetzt stand sie am Saume eines Waldes, der ein tiefes Thal schmückte. Dämmerung lag unter dem dichten Geäst. Der plötzliche Uebergang von lichter Tageshelle in todesstille Räume, wo Tag und Dunkel um den Sieg stritten, fiel wie eine Störung in die Andacht der Wallfahrerin. Bald aber begünstigte Waldeseinsamkeit die Schwungkraft des Geistes, und die ernsten stillen Eichen stimmten zuweilen rauschend ein in das Lob des Schöpfers. Die Thalsohle wurde immer enger, zuletzt bildete der Pfad eine schwer gangbare Wasserrinne. Zu beiden Seiten stiegen die Wände fast senkrecht empor, verwettertes Gestein trotzte zerrissen zwischen Laubwerk, um Felsenhäupter kletterten nackte Föhrenwurzeln, und vor Helenens Füßen lagen jeden Augenblick mächtige Steine, von Gewitterfluthen abgerissen und in die Rinne gewälzt. Mühsam schritt sie vorwärts. Da weitete sich plötzlich das Thal in einen Kessel. Die altersgraue Kapelle lag vor ihr, unter schützenden Aesten einiger Rieseneichen. Und als sie vor dem Gnadenbilde das Knie bog und die Hände flehend erhob, da packten ihr Schauer des Glaubens Leib und Seele.
Die Gnadenkapelle war einfach und sehr alt. Ueber dem Altare stand mit dem Jesuskinde ein Liebfrauenbild, das sich aus dem Mittelalter herübergerettet. Der mittelalterliche Ursprung des Standbildes bürgt für dessen künstlerische Vollendung; denn im Mittelalter war bekanntlich die Kunst ebenso volksthümlich und heimisch, wie in der Zeit der Mechanismen und gereifter Geistescultur die Geschmacklosigkeit volksthümlich zu werden droht. Die Sage weiß von dem Gnadenbilde gar Vieles zu erzählen. Wäre auch das Meiste Dichtung, der lebendige Kern bliebe immerhin: wunderbare Hilfe für gläubige Seelen durch die Fürbitte unserer lieben Frau. Votivtafeln hängen an den Wänden, manche sehr alt, verblichen, in kaum lesbarer Schrift die gewordene Hilfe erzählend. Auch Krücken fehlen nicht, die Nothbehelfe geheilter Lahmen. Vorzüglich sind blaue Bänder vertreten, die Geschenke hilfesuchender Mütter für ihre Kleinen, die am blauen Husten litten.
Die eigentliche Kapelle ist durch ein eisernes Gitter abgeschlossen. Weiterhin dehnt sich eine überdachte Vorhalle, die auf zwei mächtigen Steinsäulen ruht.
Helena kniete auf der Steinbank vor dem Gitter. Dort betete sie lange, wie nur Glaube, Hoffnung und Liebe beten können. Dann warf sie ein Silberstück in den Opferstock und kehrte heim, immer betend, wie es Wallfahrern ziemt.
Am folgenden Sonntage stand Heinrich lange vor bestimmter Stunde unter den Bäumen an der Gartenmauer. In der Hand hielt er ein kleines Buch mit dem Titel: »Das Leben Jesu, für das Volk erzählt, von Ernst Renan.«
Endlich kam Helena.
»Ich muß Dir abbitten,« begann er traurig. »Mein Versprechen hab' ich gebrochen, bin zu den Frohsinnigen gegangen, weil Ferdinand herauf kam und mich abholte.«
»Das hättest Du mir nicht thun sollen, Heinrich! Bleibe dafür heute weg vom Ochsen.«
»Verlange kein Versprechen, Helena! Thun will ich, was ich kann. Hast Du aber mein Wort und ich halte es nicht, dann werd' ich immer weniger. Und weißt Du, je geringer ich von mir denken muß, desto höher und weiter wirst Du von mir hinauf gerückt.«
»Wie Du willst,« sprach sie ergeben. »Ist das der Renan? Da ist er gar abgemalt, – ein häßliches Gesicht! Uebersetzt aus dem Französischen, – Gottlob, es ist doch kein Deutscher gewesen, der so gotteslästerlich über Jesus geschrieben hat! Aber ich kann nicht begreifen, weßhalb deutsche Fürsten und Regierungen dulden, daß so ein schlechtes Buch gedruckt und verbreitet wird. Was soll man davon denken? Glauben die großen Herren wohl auch nicht mehr, daß Christus ist der Sohn Gottes?«
»Bei Manchen scheint's so,« antwortete er gleichgültig. »Du bist für mich in der Gnadenkapelle gewesen, – ich danke Dir!«
»Und im Deharbe hab' ich fleißig studirt,« sprach sie lächelnd. »Wie klar in dem Buch Alles geschrieben steht über Gott, über Himmel und Hölle, über Christus und die ganze Offenbarung. Wenn es Leute gibt, die an einen Gott nicht glauben, so ist das recht närrisch und dumm. Es muß ja einen Gott geben, weil es eine Welt gibt; denn Menschen können doch Sonne, Mond, Sterne, Naturgesetze und die ganze Welt nicht gemacht haben. Mithin existirt ein allmächtiges Wesen.«
»Die Aufgeklärten sagen, das sei Alles zufällig entstanden,« entgegnete er.
»Zufällig? Das ist noch die allergrößt' Narrheit,« rief sie lebhaft. »Verrückte Leute könnten sagen: ein Haus, ein Bild, eine Uhr seien zufällig entstanden, – nicht aber kann das ein denkender, vernünftiger Mensch sagen. Und was ist ein Haus, ein Bild, eine Uhr gegen das ganze Weltall mit seinen Millionen Gesetzen! Im Deharbe heißt's: Zufällig könne wohl ein Schwein mit seinem Rüssel ein »A« oder »B« in den Sand wühlen, – aber ein ganzes gelehrtes Buch könne ein Schwein mit seinem Rüssel zufällig nimmer fertig bringen. Was sei aber das gelehrteste Buch gegen das große Buch der Welt, in dem so tiefe Gedanken, so gewaltige Gesetze enthalten seien, – Gesetze, die sogar die Himmelskörper so regelmäßig bewegen, wie eine Uhr, die immer recht geht,« – und tapfer trat sie ein für die Existenz des Herrn.
»Der Deharbe gefällt mir,« sagte er. »Ich möchte darin lesen, – Dir wäre eine Mühe erspart; denn Du thust ja Alles nur für mich.«
»Wie Du willst! Aber den Renan gibst Du mir. Ich möchte doch sehen, wie es dieser abscheuliche Kerl anfängt, um gegen unsern Heiland zu raisonniren. – Noch etwas, Heinrich! Im Deharbe steht auch, kein Heiliger habe jemals Gott geläugnet, das hätten immer nur Lasterhafte gethan, und zwar deßhalb, weil sie Gottes Gerechtigkeit fürchten müssen. Um sich einen Trost zu machen, läugnen sie Gott und die ewige Vergeltung. Darum bitt' ich Dich, Heinrich, begehe keine schwere Sünde, weil Du sonst auch einen Vortheil dabei haben könntest, Gott zu läugnen.«
»Das will ich Dir versprechen, mein Schutzengel!« – und er reichte seine Hand über die Mauer, hielt Helena's Rechte fest und drückte sie an seine Lippen.
Am folgenden Sonntage erschien der junge Mann in tiefster Niedergeschlagenheit.
»Bist Du krank, Heinrich?« frug sie besorgt.
»Nein, – aber, – weißt Du, wenn man dem Teufel nur den kleinen Finger gibt, kriegt er Einen bald ganz und gar. Der Ferdinand ist mein Teufel; denn er ist d'rauf aus, mich zu Grund' zu richten, – mich und Alle im Frohsinn.«
Und da er Helena's Augen forschend auf sich ruhen sah, blickte er nieder und fuhr mit einem Schlüssel, den er in der Hand hielt, verlegen auf der Mauerplatte herum.
»Ich weiß nicht, was Du sagen willst, Heinrich!«
»Hast Du nichts gehört, Helena? Gar nichts?«
»Gar nichts! – Um Gotteswillen, – Du wirst ja roth und bleich! Red', was ist vorgefallen?«
»Was vorgefallen ist, Helena, das kann ich Dir gar nicht sagen, so abscheulich ist es. Mich betrifft's zwar nicht, – aber es betrifft Einige von den Frohsinnigen. Das sind schlechte Kerle, hundsföttische, elende Schweine. Und diese Schweine soll ich hüten, den ganzen Winter hindurch, – so will es Ferdinand. Er kehrt bald nach Mannheim zurück, und ich soll Präsident sein im Frohsinn, bis er wieder kommt im Frühjahr.«
»Das thust Du nicht, – rund aus nicht,« sprach sie entschieden.
»Ich denke wie Du! Aber dem Ferdinand bin ich hundertfünfzig Gulden schuldig. Er hat mich in der Hand und macht in schmählichster Weise Gebrauch von meiner Abhängigkeit. Ich glaube, das Geld hat er mir nur aufgeschwätzt, um mich unter die Klauen zu kriegen. Sein Vater ist geradeso ein Spitzbube. Mehrere Bürger sind hier, inwendig schwarz, äußerlich aber roth, weil der Blendung Hypotheken auf sie hat. Haus und Hof will er ihnen versteigern, wenn sie abfallen von den Rothen. Siehst Du, so machen diese reichen Schurken aus armen Leuten – Sklaven. Und ich bin Ferdinands Sklave; denn ich kann das Geld jetzt nicht zurückzahlen. Den Frohsinn halte ich aber doch nicht, – nein, gewiß nicht, – so wahr ein Gott im Himmel ist,« rief er heftig.
Helena lächelte entzückt über den Schwur.
»Sei nur ganz ruhig, Lieber! Du sollst aus der Sklaverei des reichen Prassers erlöst werden, und müßte ich betteln gehen, um Dich loszukaufen. – Nun, wie gefällt Dir Deharbe?«
»Sehr gut! Die ganze Woche hab' ich bis nach Mitternacht darin gelesen. Ein herrliches, gelehrtes und doch leicht verständliches Buch! Wie merkwürdig: alle Einwürfe und Lügen Ferdinands gegen Glauben und Religion kennt das Buch, widerlegt sie, löst sie auf in Dunst und Nebel. – Weißt Du aber, Helena, was mir der beste Beweis ist für die Wahrhaftigkeit der Offenbarung und für die Heiligkeit der Religion? Die Schlechtigkeit der Ungläubigen und die Lüderlichkeit der Ungläubigen. Himmel, – was dies für Menschen sind!« rief er heftig. »Helena, schrecklich ist's, was ich von Frohsinnigen gehört hab'! Und an Allem ist Ferdinand schuld. Er hat die Burschen aufgeklärt und durch Aufklärung schlecht gemacht. Ein Mensch, der noch einen Funken Religion hat, könnte so tief nicht sinken. Daraus muß jeder Vernünftige schließen, daß die Aufklärung schlecht ist; denn sie erzeugt Schlechtigkeiten. Die Religion kann aber nicht schlecht und dumm sein; denn sie verbietet alle Schlechtigkeiten. Und gäbe es auch wirklich keinen Gott, keinen Himmel, keine ewige Vergeltung, – dennoch dürfte man nicht aufgeklärt sein, weil diese Aufklärung den Menschen an Leib und Seele vergiftet und hinrichtet.«
Die Jungfrau blickte dankend zum Himmel.
»Du bist also wieder ein Christ, Heinrich?«
»Freilich bin ich ein Christ, und zwar ein recht fester; denn ich hab' einen schrecklichen Zorn gegen die Aufgeklärten. Du brauchst nimmer für mich zu wallfahren, – es ist überflüssig. Im Grunde war ich doch kein rechter Ungläubiger. Es war nur so angeflogen. Ich Esel hab' gemeint, Unglauben gehöre zur Bildung, weil der vornehme Ferdinand, der Millionär, so großmäulich die Aufklärung predigte und so gelehrt die Religion als Unsinn darstellte. Aber nun sehe ich, was hinter dieser Bildung steckt! Ei – ei – ei, das wird in Waldhofen einen Spektakel geben, wenn die Bildung der Frohsinnigen herauskommt!«
»Was ist denn eigentlich vorgefallen?«
»Ich kann Dir's nicht sagen. Frage keinen Menschen darnach. Es ist gar zu abscheulich. Deine Reinheit müßte sich schämen, so lange Du lebst. Lenchen, versprich mir, daß Du Niemand frägst, was die Frohsinnigen gethan haben!«
»Das will ich Dir gern versprechen, Heinrich! An allen Frohsinnigen ist mir ohnehin nichts gelegen, seitdem Du nicht mehr zu ihnen gehörst. – Im Renan hab' ich gelesen. Ein ekelhaftes Buch! Recht verlogenes, gotteslästerliches Zeug steht darin. Ich begreife nicht, wie man so etwas drucken kann! Die Worte sind zwar recht hübsch gesetzt, Alles geleckt und säuberlich aufgeputzt, – sieht man's aber genau an, ist's nur Lug und Trug. Dieser Renan gibt sich die größte Müh', Jesus zu einem bloßen Menschen zu machen. Dabei verbindet er sich die Augen, daß er die Gottheit des Herrn nicht sieht. Wir wissen aus dem Katechismus, wie Jesus zu den ungläubigen Juden sagte: »Wenn ihr meinen Worten nicht glauben wollt, dann glaubt wenigstens meinen Werken!« Die Wunderwerke Jesu waren doch gewiß Zeugnisse für seine Gottheit; denn bloße Menschen können so etwas nicht thun. Und was fängt dieser elende Renan mit den Wundern Jesu an? Die größten sieht er nicht, und die kleinen sucht er natürlich zu erklären. Der Renan erzählt, Jesus habe Besessene geheilt, und das seien Narren gewesen. Auch Taube, Fallsüchtige und Nervenkranke habe er geheilt durch sanfte Worte. Wie dumm das ist! Könnte man durch sanfte Worte Kranke heilen, unsere Aerzte würden es gewiß thun. Und hat nicht Jesus Blinde geheilt durch ein bloßes Wort? Hat er nicht dem Sturm und dem Meere geboten, und beide gehorchten ihm augenblicklich? Hat er nicht Todte aufgeweckt, so daß selbst die ärgsten Feinde Jesu bekannten: er wirkt viele und große Wunder, alles Volk wird an ihn glauben? Und dieser Renan, der ein Buch schreibt über den Heiland, weiß nichts von Allem. Das ist doch recht elend und erbärmlich, recht verlogen, heimtückisch und schlecht! Man sieht's ja ganz klar: Der Renan geht nur d'rauf aus, die Leute zu verderben. Eine Schande ist's aber, daß es Leute gibt, die so offenbar verlogenes, dummes Zeug für gescheidt halten, und die nicht sehen, wie frech es der Renan anstellt, das Klarste zu verdrehen, das Heiligste zu verspotten. – Was fangen wir an mit dem Buche?«
Heinrich zerriß es in mehrere Stücke.
»Die Trümmer,« sagte er, »magst Du unter den Kessel stecken, und den wirklichen Renan meinetwegen in den Kessel hinein, wenn Du ihn erwischen kannst.«
Heinrichs erklärte Sinnesänderung bewog Helena nicht, das mühevolle Gelübde zu unterbrechen. Jeden Freitag kniete sie vor dem Gnadenbilde der Hochgebenedeiten, dankend für die Rettung des Geliebten. Als sie am neunten Freitage vom alten Hause wegging, thürmte sich schwarzes Gewölk um die fernen Höhen des Schwarzwaldes. Stunden lang hingen dort die Wolken träge an den Bergen. Dann wurden sie lebendig, sie rückten vor nach der Rheinebene, feuerspeiend und donnernd.
Heinrich hatte gesehen, wie Helena durch die Felder schritt, dem lauernden Wetter entgegen.
»Nicht einmal einen Regenschirm hat sie mitgenommen,« sagte er. »Bis es losbricht, ist sie freilich in der Kapelle, – aber zurück? Und das wird ein arges Wetter!«
Die Jungfrau hatte in schwüler Hitze das Ziel ihrer Wallfahrt erreicht. Die Eichen standen ermattet um die Kapelle, die welken Blätter dürsteten. Da fuhr der erste Donner über das Thal. Es wurde trüber und trüber, völlige Nacht drohte hereinzubrechen. Die Baumkronen, eben noch schweigsam und leblos, regten sich, der Wald begann zu sprechen. Einzelne Windstöße jagten einher, die Vorboten eines gewaltigen Sturmes, der jetzt durch die Eichen brauste. Blitze zerrissen fast ohne Unterbrechung die Dämmerung des Waldes, Donner krachten, Wasserströme rauschten nieder. Helena, ein muthiges Mädchen und keineswegs nervös erregt bei Donnerschlägen und heftigen Launen des Wetters, das sie im freien Felde öfters zu bestehen hatte, zuckte doch zusammen bei dem Rasen der Elemente. Sie wußte sich indessen unter dem Schutze der Mutter des Herrn, war gegen Nässe geborgen und vollzog beharrlich die Lösung ihrer Aufgabe.
Beim Losbruche des Wetters stürmte Heinrich den Pfad herauf, sprang unter Blitz und Donner in die Vorhalle, stand dort eine Weile ausschnaufend, und kniete endlich, von Helena unbeachtet, auf den Platten nieder. Und die hohe Frau des Mittelalters lächelte sanft und milde hernieder vom Altare. Sie sah den knieenden Jüngling, der sich aus schmutzigen Kreisen des Frohsinnes losgerissen und in die einsame Waldkapelle geflüchtet. Sie sah Helena und pries Gott, daß Reinheit nicht ausgestorben auf Erden, obschon Lucifer mächtig geworden durch reichen Absatz verlockender Aepfel, welche den Leib vergiften und die Seele tödten. Und jetzt breitete sie ihren weltberühmten Mantel zärtlicher Liebe und mütterlichen Schutzes, den alte Meister in Farbe und Gestaltung so trefflich zu Preisen verstanden, über den knieenden Jüngling und die Jungfrau. Helena mochte das leise Wehen dieses Mantels empfunden haben; denn ihre Augen hoben sich strahlend und dankend zum Gnadenbilde.
Die letzte Bitte war vorgetragen, der letzte Dank gesprochen. Helena erhob sich. Da schrack sie zusammen: – vor ihr kniete Heinrich, gesenkten Hauptes, die Hände gefaltet.
»Heinrich, – bist Du's wirklich?«
»Ich bin es,« antwortete er aufstehend. »Sei mir nicht böse! Ich sah das Wetter heranziehen, wußte Dich allein im Walde, und es trieb mich fort. Sieh' nur, was das für ein Wetter ist! Wenn es so fort macht bis in die Nacht hinein, wie wolltest Du heimkommen?«
»Ich danke Dir, Heinrich! Es ist gut, daß Du hier bist. Die heilige Mutter Gottes wird es gewiß freuen, weil Du gebetet hast in ihrer Kapelle. Und da kommt mir ein recht hübscher Gedanke! Betrachte dieses Bild, – viele hundert Jahre ist es alt, – viele Wunder sind da geschehen. Willst Du mir vor Gott und diesem Gnadenbilde versprechen, Deinen heiligen Glauben treu zu bewahren, – nicht mehr zu der abscheulichen Aufklärung zurückzukehren, – beharrlich zu sein in Deinem guten Vorsatz? Willst Du das, Heinrich?« frug sie mit erregter Stimme. »Kannst Du es nicht versprechen, dann thue es nicht; denn es wäre frevelhaft und schwere Strafen müßten über Dich kommen. Kannst Du es aber versprechen, Heinrich, dann wäre ich so glücklich, wie in meinem Leben noch niemals!«
»Ich kann es,« antwortete er fest. »Vor Gott und allen Heiligen entsage ich dem Unglauben für immer und ewig! Vor Gott und allen Heiligen gelobe ich, ein braver Christ zu werden!«
Helena stand leuchtend. Sie ergriff Heinrichs Hand, hielt sie fest und Thränen füllten ihr schönes Auge. Jenseits der Hügelkette rollte der Donner. Die Sonne brach durch dünne Wolken, über der Kapelle wölbte sich ein prachtvoller Regenbogen, und von den Bäumen ringsum fielen blitzende Diamanten und glühende Rubinen. Herein in die Kapelle schossen blendende Lichtstrahlen und mitten im Strahlenglanze standen vor der heiligen Jungfrau der Gerettete und seine Fürbitterin.
Helena trat vor das Gitter und rang nach Fassung gegen überwallende Empfindungen ihrer jugendlichen Seele. Heinrich stand ihr zur Seite und sah aus feuchten Augen das bescheidene Heiligthum.
Sie gingen. Voraus der junge Mann, von überhängenden Aesten die Nässe abschlagend, damit sie nicht Helena übergieße. Bald aber warf sich ein bedenkliches Hinderniß in den Weg. Die Wasserrinne hatten Fluthen in ein wildes Bächlein verwandelt, das schäumend über die Steine hinwegschoß. Helena spähte nach Auswegen. Zu beiden Seiten ungangbare Wände, trotzig abweisende Felsen. Die Verlegenheit war unbestreitbar und groß die Noth. Sie standen vor dem Bächlein und schauten es an. Der Wildling des Waldes aber, eben erst aus den Wolken zur Erde herabgefallen, schoß muthwillig sprudelnd vorüber, mit Eichenzweigen und Waldblumen geschmückt. Und gerade vor Helena's Füße hin warf er ein Röslein; sie hob es auf und trocknete das nasse Kind des Forstes.
»Der Bach wächst immer noch!« begann Heinrich. »Es gilt einen raschen Entschluß, oder wir müssen stehen bis tief in die Nacht, – zum großen Schrecken Deiner Eltern.«
»Und ich weiß keinen Rath,« sagte sie. »Könnten wir vielleicht am Schlusse des Thales emporklimmen?«
»Dort ist es noch steiler und felsiger,« antwortete er. »Ist es Dir recht, so trage ich Dich durch das Wasser. Es sind nur hundert Schritte, dann führt ein bequemer Pfad oberhalb des Baches hin.«
Sie blickte fast erschreckt zu ihm auf. Und er stand achtungsvoll und ernst.
»Das Tragen gefällt mir nicht, Heinrich!«
»Warum nicht? Ich trage Dich, wie man ein Kind trägt. Gefahr ist nicht dabei. Du bleibst im Trockenen und meinen Füßen schadet die Abkühlung nicht.«
Sie stand erglühend und schweigend.
»Hier setze Dich auf meinen Arm! Denke einige Minuten, ich sei Dein Vater,« sprach er, die sehnige Rechte ausstreckend.
Sie ließ es geschehen, und er hob sie kräftig empor, stieg in die Rinne und wandelte vorsichtig zwischen den Steinen. Sie hatte den Arm um seinen Nacken geschlungen und hielt sich fest. Das Bächlein rauschte vergnügt, schlug lustige Wirbel und tanzte vor dem barmherzigen Samaritan her. Sie aber saß in Sorgen und mahnte jeden Augenblick: »Gib nur acht, daß Du nicht fällst!« Und er fiel nicht, trug leicht die theure Last und stellte sie auf den Rand des beginnenden Pfades.
»Du bist naß, bis über die Kniee,« sprach sie theilnahmsvoll. »Jetzt rasch vorwärts, damit Du Dich nicht erkältest.«
Sie eilten durch den Wald. Als die Felder begannen, schied er von ihr und kehrte auf Umwegen nach dem Dorfe zurück.
Am folgenden Sonntage trat Helena froh und leuchtend zu dem Harrenden an der Mauer.
»Du hast neulich geklagt wegen Deiner Schuld an Ferdinand. Du sollst nicht länger von dem verdorbenen Stadtmenschen abhängen, hier sind die hundertfünfzig Gulden,« – und sie legte ein volles Säckchen auf die Mauerplatte. »Trage ihm das Geld sogleich hinauf und erkläre, daß Du zum Frohsinn nimmer gehörst.«
»Helena, – das kann ich nicht annehmen!« sprach er entschieden. »Du hast mich gerettet aus arger Verblendung, – und jetzt willst Du mich loskaufen aus der Sklaverei des Reichen? Das ist zu viel!«
Sei doch gescheidt! Nimm es, ich gebe von Herzen gern.«
»Daran ist kein Zweifel, – aber –«
»Aber Du bist zu stolz, mein Geschenk anzunehmen,« ergänzte sie.
»Dir gegenüber fehlt jeder Grund zum Stolz. Aber hundertfünfzig Gulden ist viel, und Dein Vater weiß nichts davon.«
»Es ist aus der Sparkasse. Darüber kann ich ohne die Eltern verfügen.«
»Deine Sparkasse mag ich nicht plündern. Schämen müßt' ich mich vor mir selbst.«
»Heinrich,« begann sie nach kurzer Pause, »soll nicht das Meinige einmal Dein, und das Deinige einmal mein sein?« – und ein voller Blick der Liebe ruhte auf ihm. Dann senkte sie das Auge und stand von Scham übergossen. Ihn aber überfiel ein so mächtiger Andrang, daß nur die feste Mauer einen Kniefall oder ähnliche Ausbrüche jugendlicher Ueberschwänglichkeit dämmen konnte. Und weil der Seelensturm jeden Ausweg versperrt sah, auf seinem Rechte aber hartnäckig bestand, darum klopfte der Umstürmte heftig mit dem Schlüssel auf die Platte und zu den Schlägen rollten Thränen aus seinen Augen.
»Mach' doch nicht so viele Umstände, Heinrich! Trag' die Hundertfünfzig sogleich hinauf, damit Du frei wirst,« drängte sie.
Er griff nach dem Säckchen, nickte verlegen und dankend mit dem Haupte und verschwand.
In demselben Augenblicke trat Schröter in den Garten, sah verwundert seine Tochter an der Mauer und durch die Baumkronen eine davon eilende Gestalt.
»Wer ist da bei Dir gewesen, Helena?«
»Heinrich war's, Vater!«
»So? Welchen Zweck sollte die Zusammenkunft haben?«
»Er ist umgewandt, Vater! Er geht nicht mehr zu den Frohsinnigen und hat Alles versprochen.«
»Versprochen!« wiederholte kalt der Landwirth. »Versprechen und Halten ist Zweierlei.«
Die scharfe Kälte der Worte zog ihr das Herz zusammen und Thränen stürzten über ihre Wangen.
»Nicht zu viel Gefühl, Helena, das ist läppisch! Bewahre Dir ein reines Herz und klare Augen. Eine Mauer soll immerhin sein zwischen Dir und Heinrich, bis er Proben der Besserung abgelegt. Ich habe ihm das Haus verboten, dabei bleibt es und mein Wille ist, daß sich Dein Verhalten hiernach richte.«
Er wandte sich ab und schritt durch den Garten.
Heinrich eilte durch die Prunkgemächer der Villa. Vor kurzer Zeit noch war ihm schmeichelhaft, in dieser Eleganz sich vertraulich bewegen zu dürfen. Seine Eitelkeit reizte das Bewußtsein, von dem Sohne dieses stolzen Hauses freundlich empfangen zu werden. Dies hatte sich überraschend geändert. Er hatte in das innere Leben des Reichen hineingesehen und der Glanz erschien werthlos und nichtig. Er kannte die Leerheit, den Mißmuth, den Ekel eines vom Sinnengenuß übersättigten Lebens, und er sah geringschätzend über den hohlen Prunk hinweg.
»Ah, – kommen Sie endlich!« rief Ferdinand entgegen. »Am letzten Sonntage erschienen Sie wieder nicht in der Gesellschaft, – die ganze Woche sah ich Sie mit keinem Auge, – was soll das heißen?«
»Bin verhindert gewesen, und komme jetzt, um Ihnen zu sagen,« –
»Daß Sie das Präsidium übernehmen,« unterbrach ihn Ferdinand. »Recht so, mein theurer Heinz! In vierzehn Tagen kehre ich nach Mannheim zurück, die Landluft-Saison ist abgelaufen, und Sie werden meine Schöpfung weiter führen. Eine ganze Bibliothek tüchtiger Bücher lasse ich Ihnen zurück, denen Sie Stoff in Fülle entnehmen können zur weiteren Ausbildung unserer Frohsinnigen. Besonders empfehle ich Ihnen die Gartenlaube. Sie versteht es meisterhaft, dem Aberglauben zu Leibe zu gehen und der Gesittung Bahn zu brechen. Kehre ich bis Frühjahr zurück, dann hoffe ich, Bildung und vernünftiges Menschenthum wesentlich gefördert zu sehen.«
»Ich kann Ihr Stellvertreter nicht sein, Herr Blendung, und erkläre Ihnen hiermit förmlich meinen Austritt aus der Gesellschaft.«
»Was?« rief Ferdinand, zwei Schritte zurückweichend. »Träume ich? Sind Sie bei gesunden Sinnen?«
»Vollständig! Mir selbst bin ich die weitere Erklärung schuldig, daß mein Austritt aus Ihrer Gesellschaft mit einer Rückkehr zum religiösen Glauben verbunden ist. Ich beklage die vergeudete Zeit der Verirrung, die mir innere Ruhe und Frohsinn nicht gebracht. Jetzt sehen Sie einen Ultramontanen, das heißt, einen überzeugungsvollen Katholiken vor sich. Damit Sie an diesem Charakter nicht zweifeln, diene Ihnen zur ferneren Kenntniß, daß ich entschlossen bin, durch eine Generalbeichte den angeflogenen Schmutz abzuwaschen, und durch eine Communion mit Gott mich zu vereinigen.«
Ueber Ferdinands Gesicht legte sich ein häßliches Lachen.
»Das hat die Betschwester fertig gebracht,« stieß er hämisch hervor.
»Nicht sie allein,« versetzte Heinrich. »Das Meiste zur Ernüchterung trug die Wahrnehmung bei, welche traurigen Folgen die Aufklärung bringt. Die Verwüstung ist groß unter den jungen Leuten. Die ausgestreute Bildung hat Schreckliches angerichtet. Mir sagt gesunder Menschenverstand, ein Baum müsse schlecht sein, der solche Früchte trägt.«
»Ganz biblisch, – dasselbe hat der Rabbi von Nazareth gesagt,« höhnte der Gebildete. »Aber, mein Herr, Sie haben Ihre Verbindlichkeiten gegen mich total vergessen! Bevor Sie aus dem Kreise meiner Bekanntschaft heraustreten, muß ich die Ausgleichung Ihrer Schuld verlangen. Thun Sie das nicht, dann bestehe ich auf der Forderung, das Präsidium des Frohsinnes zu übernehmen. Sie selbst werden das Recht des Gläubigers nicht bestreiten wollen, seinem Schuldner Bedingungen zu stellen.«
»Welchen Sinn könnte dieses Präsidium noch haben, nachdem ich Ihnen den Wechsel meiner Ueberzeugung erklärt?«
»Einen sehr gesunden Sinn! Die heitere Sphäre des Frohsinnes könnte ja die finsteren Geister des Aberglaubens wieder austreiben.«
»Und Sie wollten diesen Mißbrauch von meiner Abhängigkeit machen?«
»In Geldsachen hört das Gefühl auf,« warf der Millionär stolz entgegen. »Entweder zahlen, oder nach meiner Pfeife tanzen!«
»Da Ihre Pfeife häßliche Weisen und Höllentänze bläst, ziehe ich das Zahlen vor,« sagte Heinrich, den Geldsack auf den Tisch stellend. »Zählen Sie gefälligst!«
Ferdinand umkreiste wüthend den Tisch. Dann schüttete er den Inhalt aus. Neue glänzende Gulden und Thalerstücke rollten auf die Marmorplatte. Während Blendung gewandt und fingerfertig das Silber ordnete und zählte, sah Heinrich die neuen Stücke aus der Sparkasse und eine tiefe Wehmuth drängte alle anderen Gefühle zurück.
»Einhundert fünfzig drei Gulden!« hörte er Blendung sagen. »Ganz richtig! Die drei Gulden acceptire ich für die Zinsen, da Sie offenbar Verbindlichkeiten gegen den Neuheiden stolz verschmähen.«
»Uebermuth liegt gänzlich fern,« sagte Heinrich gelassen. »Für alle bewiesene Freundlichkeit meinen Dank!«
»Schon gut, – wir sind fertig!« unterbrach Ferdinand. »Zwischen mir und Ihnen gibt es weiter kein Verhältniß, als jenes der Todtfeindschaft. Verlassen Sie augenblicklich dieses Haus, – ultramontaner Sklave verächtlicher Geistesknechtschaft!«
Heinrich sah überrascht in das verzerrte Gesicht des Wüthenden, warf noch einen scheidenden Blick aus die glänzende Sparkasse und ging.