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Anmerkungen.

» Kaiser Josefs Denkmal« (zu S. 10) Grillparzer Werke I. 122. » Kaiser Josef« Grillparzer Werke XI. (Erster Ergänzungsband S. 37). »Erinnerungen aus dem Jahre 1848«. Grillparzer Werke XVI. (Sechster Ergänzungsband S. 221). Sein Bild: Spaziergänge eines Wiener Poeten (S. 82). » Volksgefühl« (zu S. 14): »Die Gegenwart sucht in ganz anderer Weise wie irgend eine frühere Periode das Volk als Kunstobjekt zu fassen«. Riehl, Land und Leute, S. 2 ff. »Für den deutschen Geist der Aufklärung ist die Idyllenpoesie so charakteristisch, wie für den englischen die Robinsonaden«. Salomon Geßner von Heinrich Wölfflin (Frauenfeld, J. Huber, 1889 S. 74). »Die Geschichte dieser Zeit ist nicht zu begreifen ohne die Geschichte des Erwachens und der Bildung des Volksgefühls«. »Dann wird sich zeigen, wie es Männer aus der Tiefe des Volkes waren, der Enkel von Leibeigenen, Voß, der Sohn eines Knechtes, Hebel, der Sprößling gedrückter Landjuden, Auerbach, welche redlich dazu mitgeholfen, dem Volk seine idealen Geister, den idealen Geistern aber ihr Volk näher zu bringen«. Der Nachlaß Berthold Auerbachs. Ein Vortrag von A. Bettelheim. (»Deutsche und Franzosen«. Wien, Hartleben, 1895, S. 185 ff.).

Der Vater, (zu S. 18 ff.) S. Trau- und Taufschein Beilage A. Erinnerung an einen Heimgegangenen von Andreas Schumacher. Aus Ad. Schmidls österr. Blättern für Litteratur und Kunst besonders abgedruckt. Wien, A. Strauß, 1845. Wurzbach, Biographisches Lexikon: Anzengruber. Rosegger, Heimgarten, 1880. Johann Anzengruber von Anton Bettelheim. Sonderabdruck aus der »Nation« (Berlin, Hermann, 1888). »Poetische Kleinigkeiten« von Johann Anzengruber mitgeteilt in Friedjungs Deutscher Wochenschrift IV. 24, 1886 (An unsern Grillparzer. An Apollo.) Zu S. 18: Ein Mädchen, Emi, starb 10. November 1838: »Kaum geformt von Schöpfers Händen, schon ein Raub den Elementen«, schrieb damals Johann A. Zu S. 20: Über Hofkirchen a. d. Trattnach s. Pillwein, Oberösterreich, Hausruckkreis III. 357. Dazu Generalstabskarte Zone 13. Col. IX. Fr. Keinz Meier Helmbrecht und seine Heimat. München 1865. (2. Auflage 1887). » Anzengruobe« (so schrieb mir der Namensforscher Dr. Richard Müller) – »dies wäre die mhd. Form – bedeutet fovea Anzonis und Anzengruber a fovea ejusdem Anzonis oriundus. Den nah anklingenden Mannesnamen Enzi, sowie jeden Bezug auf enz -Riese hält man unbedingt ab; auch die dem Dichter geläufige Herleitung seines Geschlechtsnamens, die Sie mir mitteilen, (Anzengruber meinte, sein Name hänge mit ›Anz'n‹, mundartlich soviel wie Einspänner-Fuhrwerk, zusammen) kann höchstens als ›Volksetymologie‹ angesehen werden. Es trifft sich nun hübsch, daß Anzengruber geradeso von einer oberösterr. Anzengrube heißt, wie Grillparzer von einem oberösterr. Grillparz« (über letzteren: Müller, Blätter des Ver. für Landesk. v. Niederösterr. 1886, 157 ff. Über die mit dem Genitiv des Mannsnamens Anzo gebildeten Ortsnamen Müller, ebenda, 1889, S. 385). Zu S. 21: die im Text gewürdigten Dichtungen von Johann Anzengruber hat der Sohn, in einem Fach seines Schriftenkastens, wie ein Heiligtum gehütet. Zu S. 23: Gustav Andreas Ressel teilt mir in handschriftlichen Beiträgen zur Lebensgeschichte von Johann und Ludwig Anzengruber mit: »Mein Vater schilderte Johann Anzengruber als ein kleines zierliches Männchen, mit dünner Stimme, von außergewöhnlich zuvorkommendem Wesen. Gern nannte er ihn einen verkleideten Bauern, damit wollte er sagen, daß der Grundzug seiner Natur ein bäuerlicher geblieben sei. Der Trauung Johann Anzengrubers mit Marie Herbich wohnte mein Vater bei.« »Unter den Hochzeitsgästen befand sich bemerkenswerter Weise der damalige Leiter des Burgtheaters Johann Deinhardstein, wahrscheinlich eingeführt durch einen gemeinsamen Bekannten von Anzengruber und Vater Ressel, den Reiseschriftsteller Krickl.« Zu S. 29: ein Jahr vor seinem Tode war Johann Anz. in seinem Heimatdorf (vergl. Beilage B). Zu S. 30: Über den Freund von Vater, den Vormund von Ludwig Anz., Andreas Schumacher, vgl. Ferdinand Kürnberger (aus dessen Nachlaß mitgeteilt »Nation« 1896).

Kindheit und Lehrjahre (zu S. 33 ff.) Bleistift-Notizen im Schriftenkasten (Abteilung: Autobiographisches) boten für die Darstellung im Texte manche Ergänzung zu der (Gesammelte Werke Band I S. LV-LIX aus dem Nachlaß mitgeteilten) »nachgeholten Tagebücherei: Bis zum Fertigwerden«. Das Pensionsdekret vom 5. April 1845, welches Marie Anzengruber einen Witwengehalt von 166 fl. 40 Krz. C. M. zubilligt, hat Ludwig Anzengruber sorgsam unter seinen Familienpapieren aufgehoben. S. 36: Die Mitteilungen über die Großmutter meist nach gelegentlichen mündlichen Äußerungen Anzengrubers. Ressel schreibt mir: »Nach Äußerungen meines Vaters besaßen die Herbichs etwas Vermögen, sicher aber ein eigenes Geschäft. Er rühmte der Großmutter Herbich große Wirtschaftlichkeit nach. Nichtsdestoweniger hatten die Leute mit ihrem Geschäft kein Glück und mußten dasselbe aufgeben.« Zu S. 36. Von seinen Kinderspielen auf den unverbauten Gründen vor der Favoritenlinie hat der Dichter gern erzählt: in der Posse » Aus'm g'wohnten Gleis 1. Akt 6. Scene heißt es: »bin dann vor die Favoritenlinie gegangen und habe dort auf den Feldern einen Blumenstrauß gesammelt, denn damals waren da draußen noch Felder, die Geschichte ist lange her.« Zu S. 37: Franz Lipka: Aus Anzengrubers Lehr- und Wanderjahren. Illustriertes Wiener Extrablatt, Dezember 1891. Neue Beiträge zur Biographie Ludwig Anzengrubers. Mitgeteilt von Anton Bettelheim (Biographische Blätter, Bd. II, Berlin 1896, S.329-384). Zu S. 43: Vgl. das Jugend-Gedicht Träume; Werke I. S. XVI. Manches über die Versuche als Kupferstecher nach mündlichen Mitteilungen von Ernst Juch. Zu S. 46: Den von der Verwaltung des Wiedener Krankenhauses ausgestellten Spitalzettel samt einem (mit der Inschrift plutôt mourir que de vous déplaire o mon Dieu versehenen) Heiligenbildchen, das ihm dazumal vermutlich eine Pflegerin gab, hat der Dichter in seiner großen, alten Lederbrieftasche, (einem Erbstück) mit seinen Schulzeugnissen aufbewahrt. – Der S. 46-47 zum erstenmal gedruckte Brief des 20jährigen Anzengruber aus dem Spital wurde mir kürzlich im Original von Franz Lipka überlassen.

Chaos. Die »Gedichte aus der Werdezeit« durchweg nach den Handschriften im Schriftenkasten. Das S. 50 erwähnte Gedicht »Der Weise« veröffentlichte Anzengruber späterhin in der Sammlung »Kleiner Markt«. (Breslau, Schottländer.) Jetzt Werke Bd. V. 302. Außer dem Genrestück: »Des Bettlers Lied« und der Geschichte »Das blinde Kind« (Werke Band V. 253) vgl. auch Band I. S. XIII und XVI. Unter den Gedichten des »Chaos« sei noch erwähnt ein »Nachtstück aus dem Theaterleben«, das von einer Schauspieler-Orgie in das Sterbezimmer einer alten Theatermutter führt. Zu S. 53. Im Manuskript des Mephisto lautet die Schlußbemerkung: »da dieses sowie die ferneren Fortsetzungen von Mephisto 1862 zu viel Raum für ein Notizenbuch einnehmen würden, s. die Fortsetzung von allen und von diesem Bruchstücke in dem dazu gefertigten Buch: ›Mephisto‹.« Im Nachlaß befanden sich aber nur die im Text besprochenen Fragmente.

Schauspieler und Polizeischreiber. Vgl. Neue Beiträge zur Biographie von Ludwig Anzengruber. » Biographische Blätter (Berlin, Ernst Hofmann & Co., Band II, 1896, S. 332-380): 58 Briefe an Franz Lipka. Der Wiener Schriftsteller Otto Fuchs (Talab) teilte mir freundlichst ein vom Souffleur Neumann herausgegebenes Heft mit: »Dramatisches Andenken der im k. k. priv. Theater zu Wr. Neustadt unter der Direktion der Herren Josef Lutz und Joh. Ziegler im Jahre 1861 gegebenen Vorstellungen.« Unter den »darstellenden Mitgliedern nach alphab. Ordnung« erscheint zuerst Anzengruber, der späterhin vermutlich auf Wunsch der Direktion, nur den Theaternamen Gruber führte. – Für die »Götterabende« eines Schauspielerkränzchens und dessen Kneipzeitung, die einmal »Der himmlische Griesschmarn«, ein andermal »Die losen Goschen« betitelt wurde, schrieb Anzengruber allerhand Allotria: »Die schauderliche Plunzen«, eine (in seinem Schriftenkasten aufbehaltene) Schnurre in Versen; Redtwitz' »Zunftmeister« parodierte er als »Lebzelter von Nürnberg«; er stellte darin sämtliche Zunftgenossen (nach einem Bericht des Schauspielers C. Gürtler) in Einer Person dar, jede Ansprache mit »Ich bin die Zunftgenossen« beginnend und derart drastisch fortführend, daß mit den Zuhörern auch die Mitspielenden laut auflachen mußten. Außerdem soll er einen humoristischen Roman in der Götterzeitung haben erscheinen lassen. – Zu den Versen S. 62 vgl. Frühlingstraum eines Glücklichen Werke I. S. LXII. Zu S. 64: Glacéhandschuh und Schurzfell kenne ich nur aus einer Vorlesung des Herrn Jantsch im Anzengruber-Kuratorium in der Nacht des 29. Mai 1892. Neuen Einblick in das Original oder eine Abschrift für den Schriftenkasten gewährte Herr Jantsch bisher nicht. Dagegen ließ er das Stück in Troppau vor einigen Jahren mit mäßigem Erfolge aufführen: »Silesia« vom 24. September 1894. Zu S. 67: Das Urteil über Anzengrubers schauspielerische Leistungen nach freundlichen Mitteilungen von Herrn Dominik Klang,dessen Urteil mit dem der Herren Karl Gründorf und Thalboth zusammenstimmt. Zu S. 68: » Der Versuchte.« Dr. F. von Radler berichtete in Friedjungs Deutscher Wochenschrift, 1884, Nr. 2 über die erste Aufführung dieses Dramas: Einzelnheiten seiner Darstellung berichtigte ich nach Anzengrubers Korrekturen. S. 71. Die Gedichte und Briefe an Mathilde Kammeritsch danke ich der Güte ihrer Schwester, Frau Krakowski, die gleichfalls eine Jugendgespielin des Dichters war. S. 77. Das Manuskript der Operette » Der Sackpfeifer« besaß Anzengruber selbst. Vom Textbuch zum Raub der Sabinerinnen, dessen Handschrift Eigentum des Herrn Karl Millöcker, gab zuerst Herr Julius Bauer in einem Feuilleton des Wiener »Extrablatt« (vom 17. Dezember 1889 No. 347) Nachricht: beiden Herren habe ich für die Bereitwilligkeit zu danken, mit der sie mir das Manuskript zur Verfügung stellten. Herr Millöcker schrieb auch, wie er mir mitteilte, die Musik zum S. 75 erwähnten Reformtürk. »Eine Faschingsposse«, so urteilt die Presse vom 28. Jan. 1867, »hat das Recht, daß man ihr auf Kosten der Karnevalsfreiheit einige Sünden vergebe. Daß aber Freiheit auch mißbraucht werden kann, bewies die heute gegebene Faschingsposse ›Der Reformtürk‹ in reichlichem Maße. Nicht etwa, als ob der Übermut ein zu toller gewesen wäre – dafür hätte das Publikum gewiß Verzeihung gehabt. Allein unter der Faschingsmaske befand sich Frau Langeweile, sie wurde bald erkannt und mit Zischen begrüßt.« Das war der erste Willkomm der Wiener Kritik für Anzengruber. – Zu S. 79. In jenen Tagen äußerster Not soll sich Anzengruber brieflich um Rat und Beistand an Sebastian Brunner gewendet haben. – Die Mitteilung Wiesbergs im Illustrierten Wiener Extrablatt vom 12. Dezember 1889. »Anz. als Kanzlist der Wiener Polizeidirektion«: Österr. Volkszeitung vom 11. Dezember 1889. »Drei Jahre im Meidlinger Theater von C. Chatelain«. (C. v. Scheidlein): Der deutsche Bannerträger (Beilage des jungen »Kikeriki«) No. 516 1888. Den S. 81 auszugsweise mitgeteilten Brief Anzengrubers durfte ich, Dank der Güte des Herrn Hofrates Dr. R. v. Holzinger, benützen. – Zu S. 82: Werke, I. S. LX. (Nachgeholte Tagebücherei).

Der Pfarrer von Kirchfeld. Zu S. 83: Teilweise nach gefälligen brieflichen Angaben von Herrn Liebold und mündlichen Mitteilungen von Herrn Thalboth. Friedrich Kaiser: Unter fünfzehn Theaterdirektionen (Wien, Waldheim, 1870, S. 230). Roseggers gegen Janitschek gerichtetes »Wort über den Pfarrer von Kirchfeld« erschien in der Grazer »Tagespost« (1871). Rosegger, Gute Kameraden, Wien Hartleben 1893 Ludwig Anzengruber 81-88. Rosegger: Hubert Janitschek. Eine Erinnerung. Heimgarten, Jänner 1896. Ebenda: Neue Briefe von Ludwig Anz. – Zu S. 88: »Gott verloren«. Werke III. 278. – Zu S. 93: Sehr anerkennend urteilten: Morgenpost und Fremdenblatt vom 6., Wiener Abendpost vom 7. November 1870. Das erste, eingehende, den Kern der Sache treffende, von Anzengruber in dankbarer Erinnerung aufbewahrte Feuilleton veröffentlichte die »Presse« (11. November 1870), gezeichnet J(osef) Opp(enheim). Karl Sitter rühmte im »Figaro« vom 12. November den Dichter »als Berufenen, mag es nun ein Anfänger oder erprobter Dramatiker sein. Wer die Seelenmartern der Geistlichkeit, die nicht lieben darf, aber täglich zu dem christlichen Ideal des Weibes beten muß, wer die Schmerzen derjenigen, die den Ausspruch Hölderlins täglich neu empfinden: »nichts zu erzeugen und nichts zu pflegen in sorgender Liebe, alternd im Kind sich nicht wieder zu seh'n ist der Tod«, so zu verklären weiß, der hat den Dichterbrief von der Natur ausgestellt erhalten. Man soll künftig dieses Schauspiel immer am Allerseelentag statt »Der Müller und sein Kind« geben, denn es ist ein wahres »Seelenbefreiungsdrama«. Der Kikeriki vom 14. November 1870 stimmte mit »lebhafter Freude in das allgemeine Lob ein. Mischt sich doch bei uns mit dem Gefühl der Befriedigung auch jenes des Stolzes, da der Autor dieser Novität seit Jahren zu den fleißigsten Mitarbeitern des ›Kikeriki‹ zählt, welches Blatt dem wackern L. Gruber Hunderte von vortrefflichen Beiträgen dankt.« Die erste Notiz der Neuen Freien Presse vom 6. November 1870 dagegen meinte: Der Verfasser habe ohne Zweifel viel in den Büchern des französischen Abbé *** gelesen und das Thema seines Stückes daraus geholt. »Der Verfasser wollte vielleicht einen gegen Versuchung starken Charakter zeichnen und es gelang ihm, einen von salbungsvollen Phrasen triefenden Schwächling zu schildern, der nur durch den Verrat eines verwilderten Lumpen und durch das Mädchen, das ihn freiwillig verläßt, gerettet wird. Dieses Volksschauspiel müßte, um seinem Titel Ehre zu machen, eine Lehre für das Volk enthalten, an dessen Adresse es gerichtet ist. Nun ist es aber nichts anderes, als eine dramatisierte Anleitung, ein guter Pfarrer im Sinne des Verfassers zu werden. Wer soll von dieser Lehre profitieren? Die Alumnen wird man wahrscheinlich nicht zu dessen Besuch aufbieten und bei dem Publikum, das eine zeitlang daran sein Gefallen finden dürfte, würden wieder nur die Schlagworte verfangen, die, bei kritischem Lichte betrachtet, eigentlich hohl sind. Die leidige Tendenz, bei der eine wohlgemeinte Absicht nicht zu unterschätzen ist, verdirbt an diesem Stücke manche drastische Wendung, die eine tüchtige Hand verrät.« Laube's Feuilleton erschien erst mehr als zwei Wochen hernach: am 22. November 1870, in der N. F. P. – Zu S. 94: Über die Aufnahme in Graz: Eins von Ludwig Anzengruber (P. K. Rosegger: Meine Ferien. Wien, Hartleben, 1883 S. 230-41) und Heimgarten, 1896, 276 ff.; ferner briefliche und mündliche Mitteilungen von Dominik Klang und Ludwig Martinelli. Die erste Prager Aufführung vom 4. März 1871 gab Seligmann Heller Anlaß zu zwei sehr eingehenden vielbemerkten Aufsätzen (Bohemia vom 7. und 18. März). Ein geheimnisvoller Dichter (»Kikeriki« vom 15. November 1870). – Der Brief des Bezirkskommissärs Dr. Leopold Wenger und Anzengrubers Erwiderung in der »Presse« (November 1870). 1890 teilte ein ehemaliger Geistlicher der »Voss. Ztg.« Briefe mit, die Anzengruber ihm einst geschrieben, als er jung und Rat suchend, sich an den Dichter gewendet hatte. Herr A. St., damals Theolog, hatte im Theater zu Berlin den »Pfarrer von Kirchfeld« kennen gelernt und war überwältigt von der Macht dieses Schauspiels, das klärend mitten in die religiösen Zweifel seiner Seele eindrang. Einzelnes im Stück wurde ihm nicht ganz deutlich, und in seinem Eifer wandte er sich an den Dichter selbst. Es handelte sich um eine Stelle im Disput zwischen dem Pfarrer Hell und seinem unfehlbarkeitsgläubigen Kirchenpatron, wo der Pfarrer, gegen die neue Lehre sich wehrend, u. a. fragt: »Und was nun, wenn sie (nämlich die Bauern seiner Gemeinde) kommen fragen: Sind meine Eltern selig, die dort auf dem kleinen Friedhof ruh'n? Was sag' ich, sag' ich ja oder nein? Sag' ich ja, so werden sie erwidern: die haben all' das nicht geglaubt, was du uns nun sagst und sind doch selig, so brauchen wir es auch nicht zu glauben! Sag' ich nein, so treff' ich sie ins Herz und sie werden fragen: warum man denn nach Christi Geburt schon 1800 schreibt, da der Erlöser heut' doch erst gekommen und niemand früher selig werden konnte?!« – Besonders über diese letzten Worte bat der junge Protestant den Dichter um nähere Auskunft. Er erhielt darauf folgende Antwort: »Der ›Pfarrer von Kirchfeld‹ ist ein Drama, dessen Tendenz sich gegen die Ehelosigkeit der Priester kehrt; aber Hell zeigt sich auch vom Zweifel in manchem anderen Punkte erfaßt … Was jene von Ihnen unverstandene Stelle anlangt, so stammt das Stück aus dem Jahre 1870, also aus einer Zeit, wo das Konzil zu Rom unter Pius IX. (der zu den Dogmen der katholischen Kirche schon das der Unbeflecktheit Mariens hinzugefügt hatte) das Dogma der Unfehlbarkeit der Päpste – nicht ohne starke Opposition von Seite der Bischöfe und Kardinäle aussprach. Es gefielen sich etliche kirchliche Heißsporne darin, dieses Dogma sofort der Menge an den Kopf zu werfen; es war das kein guter Vorgang. Die von dem Neuen Betroffenen, es ist dies stets die Mehrzahl der Menschen, hatten die Einwände der opponierenden Mitglieder der Kirchenversammlung noch in den Ohren. Plötzlich sollte etwas Neues, von dem früher gar keine Rede gewesen war, geglaubt werden, mit Gefahr bei der Seele Heil und Seligkeit, wie ja der Glaube stets ganz sein soll; aus dieser Zeit heraus nun, formuliert Hell, der ja seinen Sprengel kennt, den bäuerisch ganz logischen Einwand: »Sind meine Eltern selig geworden, die all' das, was man uns nun sagt, nicht geglaubt haben (also diesfalls die Unfehlbarkeit), brauchen wir es auch nicht zu glauben und können hoffen, trotzdem auch selig zu werden wie die Altvordern.« Also auf die eben proklamierte Unfehlbarkeit und den volkstümlichen Einwand (im Gefühl begründet) gegen dieselbe bezieht sich die Stelle: Sag' ich nein (die Eltern sind nicht selig, weil sie nicht an die Unfehlbarkeit glaubten, nicht glauben konnten), so treff' ich sie in's Herz und sie werden fragen, warum … man nicht die Erlösung vom Datum der Proklamation der Unfehlbarkeit an schreibt. Indem ich hoffe, Ihnen mit der Erklärung Genüge gethan zu haben, schließe ich mit dem Wunsche, daß Ihnen in Ihrem ebenso schweren als schönen Berufe der Frieden zu Teil werden möge, den wir Weltkinder mehr oder minder entbehren.

Hochachtungsvoll Ihr ergebener
L. Anzengruber

 

Daß Anzengruber an einen protestantischen Theologen schrieb, wußte er damals nicht. Spätere Briefe an A. St., der unterdeß die Theologie aufgegeben hatte, sprechen sich darüber etwas überrascht aus.

Theaterdichter, Heirat, Tod der Mutter: Zu Seite 100. Nach (an Anzengruber gerichteten) Briefen in seinem Nachlaß und persönlichen Mitteilungen von Frau Krakowski und nach Briefen Anzengrubers an Gürtler. – Zu S. 102 ff. Rosegger: Meine Ferien (Eins von Anzengruber S. 230 ff.) S. 90 ff.: Werke I. S. LXII. (Frühlingstraum eines Glücklichen). – Zu S. 107: Brief an Gürtler. – Zu S. 109 ff.: Mitteilungen von Friedrich Schlögl und Karl Gründorf (vergl. auch dessen Aufsatz, »Fremdenblatt«, 14. Dezember 1889). – Zu S. 110: Erinnerungen an Anzengruber, mitgeteilt von L. Rosner. VIII Aufsätze (Illustriertes Wiener Extrablatt vom 11. März 1889 ff., jetzt auch in Buchform, Leipzig und Wien, Klinkhardt 1891). – Zu S. 112. Die Mitteilungen über die Familie Lipka nach meinen Neuen Beiträgen zur Biographie Ludwig Anzengrubers in meinen Biographischen Blättern, Berlin 1896, S. 329 ff. und nach Aufzeichnungen Ressels. Ressels Mitteilungen zufolge galt Lipka als sehr tüchtiger Beamter, der bis zum Rechnungsrat in der Gefällen- und Domänen-Hofbuchhaltung vorrückte. Als solcher starb er am 10. Jan. 1864 im 49. Jahre. Außer seinem amtlichen Berufe pflegte Lipka künstlerische Liebhabereien. Er übersetzte Novellen aus dem Italienischen, veröffentlichte auch »Bilder aus der nordischen Geschichte«. Nebstbei besang er in ernsten und heiteren Gelegenheitsgedichten die Mitglieder seines Freundeskreises. Seinen Neigungen gemäß waren auch die Unterhaltungen in seinem Hause. Es wurde auf einer improvisierten Bühne gespielt, Theaterstücke wurden mit verteilten Rollen gelesen etc. In dem geschilderten Kreise vergnügte sich der heranwachsende Ludwig Anzengruber damit, die Anwesenden unbemerkt zu portraitieren und sie plötzlich mit ihren mehr oder minder getroffenen Bildnissen zu überraschen. Das Ressels Vater darstellende Blatt ist heute noch im Besitz meines Gewährsmannes. Auch ein Gedichtchen, das Vater Ressel zum Geburtstage der Mutter Anzengrubers schrieb, damit Ludwig es vortrage, hat sich erhalten. Bei der Hochzeit von Ressels Eltern versah der 15jährige Anzengruber scherzweise das Amt eines Mundschänken. – Zu S. 117: Gütige Mitteilungen von E. Liebold. – Zu S. 118 ff: Die Mitteilungen über Krankheit und Tod der Mutter durchweg nach eigenhändigen Blättchen Anzengrubers in seinem Schriftenkasten. Vgl. Werke, I., Einleitung XLVIII – IX. Die letzten Worte der Mutter: »Ich bin da und wo anders« hat Anzengruber dem sterbenden »Einsam« in den Mund gelegt (Stahl und Stein, III. Akt, 11. Szene). Zu seinem Abschied von der Mutter »Der Schandfleck« Werke II. 207. Erinnerungen an die Krankheit der Mutter auch wohl im »Sternsteinhof« Werke I., 161-6. – Zu S. 120: Chiavacci: Anzengruber-Erinnerungen (Wiener Tagblatt vom 14. Dezember 1885).

Lebenskalender etc. Zu S. 120 ff. Nach den unter »Quellen« erwähnten Kalendern, sowie Briefen an Rosegger. – Zu S. 123: nach Mitteilungen von Prof. Bolin. – Zu Seite 125: Über die Beziehungen zu Jauner, vergl. Rosner's »Erinnerungen«. – Zu S. 126: Die Anregung zur Verleihung des Schillerpreises an Anz. gab Paul Lindau (wie er mir schreibt), obwohl nicht Mitglied der Kommission, in einem Privatgespräch mit Dr. Förster: über die weitere Vorgeschichte vergl. Försters Brief an mich (»Nation«, 7. Januar 1888): »die übrigen Herren wußten – bei Försters Antrag – zu meiner Verwunderung von Ludwig A. so gut wie gar nichts. Indessen wurde die Beschlußfassung vertagt, bis die HH. Preisrichter sich nähere Informationen über den Dramatiker L. A. durch Lesung der von mir namhaft gemachten hervorragenden Stücke dieses Autors gemacht haben würden.« – Zu S. 126 ff.: Vergl. Bericht über das Concordia-Bankett in den Wiener Blättern vom 8. und 9. Dezember 1878. – Zu S. 128: Im Besitz von Rudolf Alt ist das Festblatt: Zur Feier des 70. Geburtstages Rudolf Alts 28. Aug. 1882: »In strammer Eile und ohne Feile gereihet Zeile an Zeile. Doch das Gedicht zu Wort gebracht getreu wie ich den Meister acht.« Prolog, ein verbindender Text zu den Bildern Alts: Wien, Dalmatinische Landschaft, Venedig, Neapel, Brüssel, endlich das Portrait des Gefeierten, bekränzt und umgeben von seinen Enkeln. – Zu S. 129: Die Briefe von und an Anzengruber habe ich einläßlicher mitgeteilt in der Münchener »Allg. Ztg.« vom 15. Juni 1890, Feuilleton: » Wie der Schandfleck getilgt ward

Redakteur der »Heimat« und des »Figaro«. Im Penzinger Heim: Zu S. 132 ff. »Alte – eigenhändige – Aufzeichnungen aus dem Aufschreibbuch« Anzengrubers geben lehrreichen Bericht über die stetig sinkenden Einnahmen des Theaterdichters. Er bezog an Tantièmen für den »Pfarrer von Kirchfeld« (1874-1879): 1640 fl.; für den »Meineidbauer« (1875-1878): 486 fl. 78 Kr.; für die Kreuzelschreiber (1875-1878): 214 fl. 32 Kr.; für »Elfriede«: 128 fl. 40 Kr.; für die »Tochter des Wucherers«: 20 fl. 65 Kr.; für den »G'wissenswurm« (1874-1877): 3147 fl. 56 Kr.; für »Hand und Herz« (1874-1878): 232 fl. 72 Kr.; für »Doppelselbstmord« (1875-1878): 394 fl. 2 Kr.; für den »Ledigen Hof« (1877-1878): 1421 fl. 24 Kr.; für das » Vierte Gebot« – alles in allem – 185 fl. 75 Kr.; für »Ein Faustschlag« 128 fl. 2 Kr.; für »Jungferngift«: 520 fl. 70 Kr.; für »Alte Wiener«: 146 fl. 70 Kr.; für die »Trutzige«: 1844 fl. 81 Kr.; für die »Umkehrte Freit«: 404 fl. 5 Kr. Man begreift, daß Anzengruber im Jahre seines Todes seinem Vertreter Dr. O. F. Eirich am 11. Jänner 1889 gelegentlich einer Verrechnung in einem mir gefälligst mitgeteilten Briefe schrieb: »bei Teplitz war ich zahlenblind, das kommt aber daher, weil mir die Verrechnungen des Inlandes so mager erscheinen. Wenn Sie deren Verfettung herbeiführen könnten, würden Sie sehr verpflichten Ihren mit der Bitte ›nix für ungut‹ schließenden und zeichnenden L. A.« Die Haupteinnahmen flossen dem Dichter 1888 und 1889 aus dem Deutschen Theater in Berlin zu. In der Heimat trat entscheidender Wandel erst nach dem Tode des Dichters ein. – Zu S. 135 ff.: nach gütigen Mitteilungen von Herrn Amster und Dr. Josef Rank. Der Autor der »Geschichten aus dem Böhmerwald« hatte Anzengruber in »Nord und Süd« (1876) einen Aufsatz gewidmet; späterhin war er ihm als General-Sekretär des Stadttheaters näher getreten, als er in Laubes Auftrag, nachdem der Direktor des Theaters an der Wien in Konkurs geraten war, die Komödien des Dichters für das Stadttheater erwarb. Solange Dr. Rank der Redaktion der »Heimat« angehörte, las Anzengruber überhaupt keine Manuskripte: nach den ersten Versuchen hatte er mit grimmigem Humor gemeint: »solche Lektüre würde ihn zum unversöhnlichen Bösewicht machen«: in den »Redaktionssitzungen«, die jeden Mittwoch stattfanden, erschien Anz., war aber meist still, verstimmt und abgespannt, was er, wenn er darüber befragt wurde, seinem »miserablen« Körperzustand zuschrieb. Als die »Heimat« Preise ausschrieb, war er schlechterdings nicht zu bewegen, das Preisrichteramt zu übernehmen: »Gedichte soll ich prüfen? Ich? Gedichte schon gar nicht.« »Also doch die kulturhistorischen Arbeiten?« »Nicht mit vier Pferden.« »Aber doch wenigstens Erzählungen«, drängte Rank. »Ihr ganz eminent eigenes Fach.« »Mit meinem ganz eminent eigenen Fach hab' ich eh' das ganze Jahr zu thun, nein ganz und gar nicht.« Helles Gelächter folgte, in das Anzengruber selbst einstimmte. Aber bei seinem Willen blieb es. Ranks » Erinnerung an Anz.« habe ich seither unverkürzt in die Biographischen Blätter aufgenommen. Berlin, 1896, S. 222-226. – Zu S. 137: der Prager Aufenthalt, nach gütigen Mitteilungen von Dr. Alfred Klaar, Einzelheiten nach gefälligen Angaben von Dr. Fritz Adler, Dr. Pazourek und Josef Willomitzer. – Zu S. 140 ff.: Die Hauptfiguren und -Rubriken Anzengrubers im »Figaro« waren »da olti Honsmichl«, Hofsänger Huber, »G'rad' les' i« und Zacharias Bosnickl. Unter seinen Scherzgedichten seien hervorgehoben: Loblied der Wien an die Wiener, Frühlingsode, Der Wurstkrieg, Jahresendewendeode, Der Mann, der keine Zeitung liest, Acht neue Narren-Schellen frei nach Geiler von Kaisersberg. Laube widmete er den Nachruf: »Wie Er strebt vorwärts, treu dem guten Alten und ohne Scheu vor Schurken oder Narren, übt Laubes beste Kunst, übt das Beharren.« Von seinen Theaterberichten erwähne ich die über Francillon (Parodie, 1888, Nr. 15). Galeotto (Nr. 51) und die meisterhafte, launige Selbstanzeige von Stahl und Stein (1887 Nr. 46): »Macht Anzengruber nicht ein volles Haus?« »Ja, aber nur – Eines. Er weiß sich mit dem Publikum in keinen Kassenrapport zu setzen etc. etc.« Diese tragikomischen Wahrheiten jener Zeit gelten heute glücklicherweise nicht mehr. – Über Anzengrubers Verkehr mit seinen Mitarbeitern beim Figaro hat am 11. Dezember 1890 E. Wengraf in der Wiener Allg. Ztg. und F. F. Masaidek in der Ostdeutschen Rundschau 1890 vom 1. Januar Mitteilungen gemacht. – Zu S. 142: Während der siebziger Jahre hatte Anzengruber kurze Zeit, wie mir Maler Obermüllner mitteilt, ein ängstlich geheimgehaltenes Arbeitsstübchen in der Neubaugasse.

Letzte Leiden und Freuden etc.: S. 153: den Brief an den Präsidenten des »Schröder« hat mir der Schriftführer des Schröder, Hugo Thimig, freundlichst mitgeteilt. – S. 155: Zur Vorgeschichte des Deutschen Volkstheaters sei auf die Artikel: Ein Wiener Volkstheater (»Presse« vom 24. Juli 1882), Theaterpolitik (»Deutsche Zeitung« vom 5. Mai 1883), die an mich gerichteten Briefe von Ludwig Anzengruber und Erich Schmidt (ebenda, zweite Maiwoche 1883), den Entwurf zur Errichtung eines deutschen Volkstheaters in Wien (Waldheim 1887), endlich Volkstheater und Lokalbühne. Von Anton Bettelheim. Sonderabdruck aus der »Nation« (Berlin, Hermann, 1887) und insbesondere auf den einleitenden Aufsatz »Reichsbühnen für das Volk« in meiner Schrift »Die Zukunft unseres Volkstheaters« (Berlin, Fontane, 1892) verwiesen. – Zu S. 155 ff.: über die Verleihung des Müllerpreises, vergl. Beilage C, nach gütiger Mitteilung von Gustav Freytag. – Zu S. 158. Mit dieser Äußerung zu Bukovics stimmt Karl Gründorfs Wiedergabe (»Moderne Dichtung«, Februar 1890) der Worte Anzengrubers: »Wenn die Muse zu mir kommt, dann ist's gerade so, als ob mir jemand alles das, was da kommen soll, ins Ohr sagen würde. Ja mehr als das, wenn ich eine dramatische Arbeit vorhab', so seh' ich die handelnden Personen vor mir, jede Falte des Gesichts, jedes Zucken der Wimper, jedes Lächeln, jede Miene, alles seh' ich; – ich seh's! – Ich höre auf jedes Wort, das da gesprochen wird, ich hör's!« – Nach einer kleinen Pause rief er begeistert: »Und wenn der Bauer in den Tisch hineinschlagt und dabei greint, und wenn die Bäuerin keift, so seh' ich's und hör's. So, lieber Freund, dicht' ich. Aber, wenn die Muse nicht zu mir kommen will, dann ist's auch schad', wenn ich sie ruf', schad', wenn ich mich plag'! Dann schreib' ich aber auch nichts. Es giebt Tage, ja oft Wochen, wo ich absolut nicht geistig produzieren kann. Dann schreib ich nur das allernotwendigste und lese auch nur das nötigste«. – Zu S. 165: Im Deutschen Volkstheater in Wien, im Deutschen Theater und im Lessingtheater in Berlin, in Prag und Bern wurde das Andenken des Verewigten durch besondere Vorstellungen mit Epilogen von Adolf Frankl, Fulda, Klaar, Mauthner, J. V. Widmann geehrt. In Wien trat auf die Einladung von Dr. v. Holzinger, als dem nächsten Anverwandten, und Karl Gründorf, als Vormund der Kinder Anzengrubers, ein Freundesrat als Anzengruber-Kuratorium zusammen. Vgl. Beilage G.: Das Anzengruber-Denkmal auf dem Centralfriedhofe und Rosegger, »Besuch bei einem guten Kameraden«, Heimgarten.

Der Dramatiker. Vergl. auch Werke I. Einleitung XXI – XL. Zu S. 169. Vgl. zu dieser brieflichen Äußerung Anzengrubers » Cosmopolis«, November 1896: »je länger man Anzengruber's Denken und Dichten nachgeht, desto unverkennbarer giebt er sich als echter Nachfahr der oberösterreichischen protestantischen Trutzbauern, die nur wider das Übermaß des Zwanges in Glaubens-, des Druckes in Steuersachen sich zur Wehr setzten und selbst in der Auflehnung noch mehr Maß, Milde und Menschlichkeit walten ließen, als vor- und nachher die Junker und Fürsten. Wie tief die Zweifel der Älpler saßen, berichten nach zeitgenössischen Quellen Felix Stieve in seiner Geschichte des oberösterr. Bauernkrieges und in der Geschichte der Päpste Ranke: »… in der Kirche geschah es wohl, daß ein Bauer sich erhob und dem Prediger zurief: ›Du lügst!‹ Die Bauern predigten selbst unter einander. Man darf sich nicht verwundern, wenn bei Versagung alles Gottesdienstes, welcher der neugegründeten Überzeugung entsprochen hätte, sich in der Einsamkeit der Alpen Meinungen von phantastischer und abenteuerlicher Natur ausbildeten.« Geht man fehl, wenn man hier die Wurzeln von Anzengrubers Dorfketzer sucht? Die Vorboten seiner eigentümlichsten Gestalten, des mit Gott und der Welt hadernden Wurzelsepp? des heiter alles Erdenleid überfliegenden Dorfphilosophen Steinklopferhanns? des apathischen müde geärgerten Hauderer im »Doppelselbstmord«, der »alles als a Dummheit« betrachtet und behandelt? – Zu S. 181: »Der Dichter ist in solchen knapp zusammengefaßten epischen Einlagen ein Erzähler allererster Stärke etc.«, bemerkt vortrefflich Ludwig Hevesi (Gegenwart, 1890 Nr. 27): »da ist keins der vielen Worte zu viel. So eine Erzählung ist mit der größten Kunst aufgebaut, Alles, was die Stimmung verstärken kann, tritt zur rechten Zeit in Aktion. Der Zuhörer will vielleicht anfangs gar nicht hören, fühlt sich aber bald gepackt, gefesselt, mitgerissen und klatscht schließlich aus Leibeskräften Beifall. Für den redegewaltigen Darsteller aber, selbst für das Mittelmaß eines Sprechers, sind diese rhetorischen Einlagsstücke förmliche Konzertnummern: nie und nirgends, so viele wir gehört haben, hat eine versagt.« – Zu S. 183. Dem » Ledigen Hof« widmete Heinrich Homberger im »Magazin für die Litteratur des Auslandes«, Berlin, 17. März 1877, eine bedeutende Besprechung, die er dem Dichter »als Ausdruck wahrer Dankbarkeit für wahre Genüsse« überschickte. – Zu S. 184: Anzengrubers Brief an Kapellmeister Adolf Müller sen. hat mir ebenso wie seine für denselben Tondichter bestimmten Dialektgedichte dessen Sohn Kapellmeister Adolf Müller jun. freundlichst in Original und Abschrift zu Gebote gestellt. – In seinem Feuilleton »aus Brahms' letzten Tagen« (N. Fr. Pr. vom 4. April 1897) erzählt Hanslick: »Ich bitte dich dringend«, schrieb mir Brahms in jener Zeit, »entbehre Bösendorfer und Reinecke und benutze beiliegende Karte, um Anzengrubers G'wissenswurm zu sehen. Es ist ein ganz vortreffliches Stück und wird dich herzlich erfreuen, ja ehrlich erquicken. Du kennst es aber wahrscheinlich und weißt, daß es kein trauriges Stück ist.« – Zu S. 193 ff. Quellen zur Geschichte des Wiener Volkstheaters im XIX. Jahrhundert am vollständigsten in Wurzbachs Biographischem Lexikon des Kaisertums Oesterreich; in Gödekes Grundriß zur Geschichte der Deutschen Dichtung III. § 334; Wilhelm Scherer, Geschichte der deutschen Litteratur (Ferdinand Raimund); und Friedrich Schlögl » Vom Wiener Volkstheater (Teschen, Prochaska, 1884). S. 16 ff. Meisterhaft berichtet und urteilt über seine Zeit Friedrich Kaiser in dem (vergriffenen, leider nicht neu aufgelegten) Buche Unter fünfzehn Theaterdirektionen (Waldheim 1870, Wien). Sehr im Argen liegt dagegen die Geschichte des Wiener Volkstheaters im XVIII. Jahrhundert. Neudrucke der Schriften Stranitzkys hat R. M. Werner gegeben (Wien, Konegen 1883-85); eine Geschichte des Wiener Hannswurst bereitet Alexander von Weilen vor; den » Hanswurststreit in Wien« hat Dr. Karl Görner (Wien, Konegen, 1884) geschildert. Aber noch fehlt eine quellenmäßige zusammenfassende Darstellung, welche die unübertreffliche Skizze in Devrients Geschichte der deutschen Schauspielkunst zu einem runden, künstlerischen Gemälde erweitern würde. Noch fehlen uns Monographien über Philipp Hafner, Kriegsteiner etc. Allerdings liegt auch die maßgebende Vorgeschichte des Pariser Jahrmarkts-Theaters noch sehr im Dunkel (vergl. meine Biographie Beaumarchais', Frankfurt a. M., 1886 S. 161-73 u. S. 606). – Zu S. 191: Eipeldauer Briefe: 1785 IV. 23. – Zu S. 193: Grillparzer, Selbstbiographie und Gedichte. Bauernfeld, Skizzen aus Alt- und Neu-Wien. Staël: De l'Allemagne: Vienne I. 7.; De la comédie II. 26. – Zu S. 196: Richard Heuberger, Erinnerung an Anzengruber. Deutsche Kunst- und Musikzeitung vom 1. August 1890: »Anzengruber schlug mir Walther von der Vogelweide als Hauptfigur einer Oper vor und zwar jenen Dichter in bereits vorgerückten Jahren. Ein junges Mädchen, das sich an seinen Liedern entzückt und ihn liebt, weist er zurück. Daneben sollte eine drollige Unterhaltung einhergehen, durch welche ein Spießbürger insofern etwas geschädigt erscheint, als ein einstmaliges Verhältnis Walthers mit dessen derzeitiger Ehefrau als Anstoß zu dem berühmten Liede mit dem Kehrreim Tandaradei erscheint. So war Anzengrubers allgemeiner Plan für jene Oper, welche leider über diesen embryonalen Zustand nie hinauskam.« – Zu S. 200: Der Brief an Dorn in Rosners Erinnerungen; Dorn gab Anzengruber mit dem Auftrag, kein Bauern-, sondern ein Wiener Volksstück zu schreiben, einen Vorschuß von 800 fl. »Vom vierten Gebot«, schrieb der Dichter an Dorn am 8. November 1877, »existiert dermalen noch nichts als ›Du sollst‹ d. h. ich soll, aber seien Sie ohne Sorge, die Anfänge machen mir immer Arbeit, denn ich bedenke auch stets das Ende.«

Der Erzähler. Zu S. 210. Der Brief an Duboc in »Reben und Ranken« (Halle 1879, S. 136). – Zu S. 213. Die Jugendnovellen Anzengrubers im »Wanderer« von 1867/68.

Die Weltanschauung. Zu S. 241. Biographische Blätter, 1896, Brief an Lipka S. 338. – Zu S. 242. Rosegger, Gute Kameraden, Wien 1893, S. 10. – Zu S. 245. Nach Anzengrubers Schriftenkasten. – Zu S. 247. Der Brief Anzengrubers an die Berliner humanistische Gemeinde in der »Erinnerung an L. A. von R. F. Albrecht«, New-Yorker Staatszeitung, Dez. 1889.

Über den Nachlaß Anzengrubers habe ich in einem Vortrag, gehalten im Wiener Verein der Litteraturfreunde am 5. November 1890, berichtet. – Letzte Dorfgänge. Kalendergeschichten und Skizzen aus dem Nachlaß von Ludwig Anzengruber erschienen 1894 bei Cotta (vergl. dazu meinen Aufsatz »Neues von Anzengruber«, Deutsche und Franzosen, Wien 1895, S. 100-112). – Über einen für das Fürsttheater bestimmten Schwank Aber – Anton, an dem er im letzten Lebensjahr mit Karl Gründorf arbeitete, vergl. des Letzteren Aufsatz im Fremdenblatt vom 4. Februar 1893 und meinen Theaterbrief in der Münchener Allg. Ztg. vom 7. Februar 1893 nach der mißglückten Aufführung im Wiener Deutschen Volkstheater. Allg. Ztg., 1896, 1. Juni.

Neuere Anzengruber-Litteratur buchen seit 1890 die Jahresberichte für neue deutsche Litteraturgeschichte. Eingehendere Studien gaben nach dem Heimgange Anzengrubers u. a. Adolf Bartels, Die deutsche Dichtung der Gegenwart, 1897, S. 57-58, Otto Brahm (»Freie Bühne« Nr. 1 ff.), Wilhelm Bolin (Allg. Ztg., 1896, 16. Juni), Ludwig Geiger (Die Nation, 1890, Nr. 10), Ludwig Hevesi (»Die Gegenwart« Nr. 27, 1890), M. Harden (Die Nation, 1890, Nr. 12), Adam Müller-Guttenbrunn (Deutsche Worte, X. Jahrg. 4. Heft, wiederholt in dem Sammelband »Aus dem Jahrhundert Grillparzers«), Fritz Mauthner (in seiner Wochenschrift »Deutschland« 1889), Moritz Necker (Grenzboten. I 1891), Paul Schlenther (Vossische Ztg., 1889), Franz Servaes (Preußische Jahrbücher, Bd. 65, Heft 6), Erich Schmidt (Deutsche Litteraturzeitung, 1891, 10), Anton E. Schönbach (Über Lesen und Bildung, 5. Auflage), L. Schönhof (Frankfurter Zeitung, 1889), Oscar F. Walzel (Zeitschrift für die österr. Gymnasien, 1892), Richard Maria Werner (National-Zeitung, 1891).


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