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Züchtigung des Hochmuts

In jener alten Zeit, als noch Theologie
Eifrig betrieben ward voll Kraft und Energie,
Trug es sich zu, dass ein gar weiser, frommer Mann,
Der selbst die Lässigsten noch schlug in seinen Bann
Und sie der finstern Macht des Bösen abgerungen,
Zu weit auf jenem Weg, ihm selber fremd, gedrungen,
Der zu dem Himmelsglanz erhabner Wonnen führt,
Den nur die reinste Schar der Geisterwelt berührt,
Und schwindelnd, wahnerfasst, da er zu hoch gestiegen,
Satanischem Gelüst des Hochmuts musst' erliegen.
»Mir, kleiner Jesus, mir verdankst du deinen Ruhm,
Hätt' ich statt des enthüllt dein sündig Menschentum,
Müsst' deine Schmach so hoch wie jetzt die Ehre gelten,
Als Spott und Missgeburt durchirrtest du die Welten!«

In diesem Augenblick entfloh ihm der Verstand,
Ein schwarzer Flor sich um sein leuchtend Denken wand,
Das Chaos wirbelte durch seine kranke Seele,
Lebender Tempel einst voll Ordnung und ohn' Fehle,
Von dessen Dach gestrahlt der hellsten Lichter Pracht,
Auf ihn sank Schweigen jetzt und Finsternis und Nacht.
Ein Grabgewölb' zu dem den Schlüssel man verloren.

Von nun an ward er gleich den Tieren vor den Toren,
Und wenn er schwankend schlich durch lauter Gassen Flut,
Nicht fühlend Winterfrost, nicht fühlend Sommerglut,
Alt, schmutzig und verbraucht, mit blind' und tauben Mienen,
Musst' er der Kinder Spott als Ziel und Scheibe dienen.


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