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Deutschland und Österreich haben in diesem Kriege, durch diesen Krieg erst einander wirklich kennengelernt. Erst jetzt weiß jedes der vielen österreichischen Völker, wohin Österreich gehört: an die Seite Deutschlands; aber auch das deutsche Volk weiß jetzt erst, was es doch an Österreich hat. Nicht immer war allen unsern österreichischen Völkern bewußt, daß Österreichs Platz bei Deutschland ist, nicht immer ist Österreich von seinen eigenen Völkern ganz verstanden worden und in Deutschland ist Österreich lange verkannt oder doch unerkannt gewesen.
Das hört sich seltsam an, gar aus österreichischem Munde, und mancher denkt vielleicht im stillen: Diese Österreicher sind doch eine undankbare Gesellschaft! Wie? Österreich von Deutschland verkannt? Wie konnte sich der Österreicher in Deutschland unverstanden fühlen? War er nicht überall im Reiche willkommen? Sah er sich nicht stets mit offenen Armen aufgenommen? Wurde seine Begabung, die Beweglichkeit, Anmut und Wärme seiner schon südlicheren, sonnigeren Art, die gute Laune seiner helleren Sitten nicht neidlos anerkannt? War der Österreicher in Deutschland nicht eher geradezu fast ein bißchen überschätzt? Jedenfalls aber heillos verwöhnt? So denkt mancher im stillen, und gerade jetzt, wo dies alles nun ja glücklich überwunden ist, wird's Zeit, einmal laut davon zu reden, und mit voller Aufrichtigkeit, um alte Mißverständnisse aufzuklären und vielleicht neuen Mißverständnissen vorzubeugen. Verwöhnt? Ganz recht! Aber das eben war's ja. Verwöhnt! Nämlich: verwöhnt wie ein Kind, ein entzückend begabtes, wenn auch nicht immer ganz artiges Kind, mit dem man in heiteren Augenblicken gern spielt und das man in ernsten aber dann aus dem Zimmer schickt. Das war das Gefühl, das wir Österreicher im Deutschen Reiche hatten. Und jetzt darf man es ja sagen, wie uns darum alle diese Gastlichkeit und Herzlichkeit und Fröhlichkeit in deutschen Landen doch immer heimlich leise wehe tat, die wir eher als eine unverdiente Kränkung, fast als einen Vorwurf empfanden, weil wir ihr doch anhörten, daß man im Grunde, Hand aufs Herz! eigentlich nicht sehr viel von uns hielt. Das heißt, man hielt schon was von uns, man hielt sogar auch wieder allem Anschein nach sehr viel von uns, aber doch nur in Dingen, die dem Deutschen gleichgültig oder jedenfalls nicht die Hauptsache sind. Man ließ sich von uns Schneider, Putzmacherinnen, Friseure, Masseusen, Kellner, Köche, Tänzer, Schauspieler, Sänger, Operetten, Anekdoten und Feuilletons liefern, kurz: allen Tand des Lebens, ließ uns allenfalls auch noch in den schönen Künsten, ließ unsere Gewandtheit, unsere guten Formen, unsere Begabung für jede Art von Zierat gelten, ja man gestand uns gerne zu, darin dem Deutschen vielleicht sogar überlegen zu sein, in allem worauf es ihm schließlich nicht im mindesten ankommt. In allem aber, worauf es für das Gefühl des Deutschen am Ende ganz allein eigentlich ankommt, im Wesentlichen, in den entscheidenden Dingen des Lebens, nein, da traute man uns nichts zu, da hatten wir einen sehr beschränkten Kredit. Wir galten für unsachlich, für nicht eben zuverlässig, für nicht sehr pünktlich, unsre Schlamperei war sprichwörtlich, und kein Deutscher dachte daran, sich jemals im Ernst mit einem Österreicher einzulassen. Wer sich in deutscher Gesellschaft durch seine Mundart als Österreicher verriet, stieß immer gleich auf dasselbe fatal begönnernde Lächeln, sah sich durch ein Gespräch über Sechsschritt, Mehlspeisen oder, wenn's hoch ging, Kunstgewerbe beglückt und wurde dann schleunigst aber an die Damen abgegeben, zur weiteren Behandlung. Verdroß es ihn, daß der Österreicher durch sein bloßes Erscheinen schon als ein guter Witz wirken soll, widersprach er dem Ruf, den wir in Deutschland hatten, und versuchte gar für ein besseres Verständnis unserer Art zu werben, so fand er kein Gehör, keinen Glauben, dafür aber eine Unkenntnis unsres österreichischen Lebens mit allen seinen Bedingungen und allen seinen Problemen, ja der ganzen geschichtlichen Entwicklung Österreichs, die ihn entwaffnete. Es blieb ihm nichts übrig, als resigniert zu verstummen und sich höchstens Gedanken darüber zu machen, warum denn wohl der Deutsche, der so viel weiß und der doch aber am liebsten alles wissen möchte, warum dieses Volk von Oberlehrern nur gerade von seinem nächsten Nachbarn und Bundesgenossen nichts wissen will. Wir wissen wahrhaftig auch nicht viel von den Askaniern, aber immer noch eher als ein richtiger Berliner von den Babenbergern, ja selbst über Karl VI. und die Pragmatische Sanktion, über die Hauptplätze unserer Geschichte. Man übertreibt nicht, wenn man sagt, daß sich der Durchschnittsdeutsche (und dieser Durchschnitt reicht zuweilen bis zum Unterstaatssekretär) vor diesem Kriege doch in Persien und in China weit besser ausgekannt hat als in Österreich. Für den Durchschnittsdeutschen ist Österreich erst in diesem Kriege entdeckt worden. Denn da hat sich ja gezeigt, daß der Österreicher doch mehr ist, nicht bloß glänzend, nicht bloß für den Schmuck und Zierat und Verputz des Lebens begabt, sondern doch auch sonst noch verwendbar, auch in den Hauptsachen, auch im Ernst. Das machte den Deutschen stutzig, bis zum Unterstaatssekretär hinauf, und es fing ihm aufzudämmern an, der Österreicher könnte vielleicht, müßte vielleicht doch noch anders sein, als man sich ihn bisher vorzustellen gewohnt war. Wir wurden ihm auf einmal interessant, und ist man mit ihm erst so weit, da läßt er ja dann nicht locker. Was er tut, tut er gründlich, man sieht das wieder an der neuesten Berliner Mode: wer nur ein bißchen den Kopf dazu hat, lernt dort jetzt Türkisch. Das macht uns hoffen, daß mit der Zeit schon auch an uns die Reihe kommen wird und der Berliner sich vielleicht auch noch einmal entschließt, Österreichisch zu lernen.
Leicht ist das für ihn nicht. Österreich richtig zu sehen wird nämlich dem Deutschen besonders dadurch erschwert, daß es ja jahrhundertelang an der deutschen Geschichte teilgenommen hat. In dieser langen Zeit schien es allmählich schon so sehr ein Stück Deutschlands geworden, daß es auch heute noch, auch ausgeschieden aus der deutschen Geschichte seit 1866, für das deutsche Gefühl ein zwar jetzt abgetrenntes, aber doch dem Wesen nach immer noch kein fremdes Land ist, auf das also der Deutsche nun alle seine deutschen Gewohnheiten, alle seine heimischen Vorstellungen, seine eigenen politischen Begriffe unwillkürlich ohne weiteres überträgt. Er vergißt dabei, daß Österreich zwar allerdings jahrhundertelang auf Deutschland eingewirkt hat, aber eigentlich doch immer nur von außen her, selbst draußen stehend, selbst bei sich bleibend. Es hat gelegentlich seine Hand auf Deutschland gelegt oder in Deutschland gesteckt, aber niemals seinen Fuß nach Deutschland gesetzt. Es hat jahrhundertelang in Deutschland mitgetan, man möchte sagen: dreingetan, aber immer aus seinem eigenen Raume her, gewissermaßen aus der vierten Dimension, aus einem Jenseits, jedenfalls von draußen, von drüben, vom anderen Ufer, und stets so, daß es dabei sich selbst oder doch einen Teil von sich, und zwar gerade den wesentlichen, immer zurückbehielt, immer für sich behielt, wohl verwahrt. Gerade von seinem Wesen hat es die Deutschen nichts merken lassen, absichtlich nicht, für den Verkehr mit den Deutschen hat es sich ein eigenes Gesicht aufgesetzt, für die Landung in Deutschland, die es eine Zeitlang, ganz gegen seinen wahren inneren Kurs, versuchte, hat es sich einen besonderen Steg angelegt, eine deutsche Schmalseite, die dann, nach der mißglückten Landung in Deutschland, allmählich wieder eingezogen und längst aufgelassen worden ist. Deutschland aber fuhr fort, wenn es an Österreich dachte, noch immer nur diese längst schon beseitigte deutsche Seite Österreichs zu sehen, es sah bis zum Krieg an Österreich noch immer nur die Deutschen Österreichs, nur diese zwölf Millionen unter den einundfünfzig, als ob dieses Viertel Österreich wäre, jemals ganz Österreich gewesen wäre, und bemerkte nicht, daß auch diese Deutschen Österreichs, so gute Deutsche sie geblieben sind, ja durch das gemeinsame Leben mit andern Völkern, welches Österreich ist, doch längst noch etwas andres geworden sind, noch etwas wesentlich andres: eben Österreicher.
Was heißt das? wird der Deutsche sagen. Kann denn ein Volk noch etwas andres sein als eben dieses Volk, kann aus einem Volk mehr werden, als es ist, kann ein Volk sozusagen über sich hinausgestreckt werden? Ja damit sind wir eben schon unmittelbar am österreichischen Problem, denn eben dadurch entsteht Österreich und eben darin besteht es, daß jedes seiner Völker sich an den andern Völkern höher zu strecken hofft, als ihm aus eigener Kraft je möglich wäre.
Österreich entstand 1526, als Ferdinand I., der Enkel Maximilians, der Sohn Philipps des Schönen, der Bruder Karls V., am 24. Oktober zum erwählten König von Böhmen, am 16. Dezember zum erwählten König von Ungarn gekrönt und so Habsburgs Erbland mit Böhmen und Ungarn eins wurde. Das war ein dynastisches Bedürfnis, es war aber auch ein Bedürfnis des Erblandes, und es war überdies ein Bedürfnis Böhmens, ein Bedürfnis Ungarns. Aus der Begegnung dieser vier Bedürfnisse, dort wo sie sich trafen, an ihrer Kreuzung ist Österreich entstanden. Ferdinand war der Erbe Maximilians, auch der Erbe seiner unsteten Seele, der letzte Ritter spukt in ihm noch nach. Und Ferdinand war der Bruder Karls, des Herrn der Welt, derselbe ruhelos schweifende Sinn nach Macht schwellt auch seine bangen Träume. Für diesen ungeheuren angeborenen und noch von brüderlicher Eifersucht erhitzten Ehrgeiz langte das Erbland in seiner Enge nicht, der in Weltweiten schwelgende Geist des Fürsten wäre darin erstickt. Aber auch seinem angestammten Volke war die Heimat zu enge geworden. Es hatte bajuwarische Kraft und keltischen Glanz im Blut, und diese Mischung trug ihm eine reiche Begabung ein, die nun aber zögerte, sich selbst in Bewegung zu setzen. Es waren Menschen von einer fruchtbaren, aber stockenden Tüchtigkeit, unfähig, ihr Wesen selbst aus der eigenen Tiefe zu heben. Sie blieben in sich stecken, wenn sie nicht aufgeschreckt wurden. Erst wenn sie sich in ihrer eigenen Art bedroht sahen, wurden sie sich dieser eigenen Art auch selbst bewußt. Sie mußten in Gefahr sein, um selbst erst gewahr zu werden, was sie waren. Erst wenn sie auf andre stießen und ihnen angst wurde, sich zu verlieren, da fanden sie sich, da verstanden sie selber ihr eigenes Wesen erst. Es traf sich nun aber merkwürdig, daß um dieselbe Zeit auch dem Böhmen, auch dem Ungarn die nämliche Not bewußt wurde. Auch der Böhme, auch der Ungar wird allein mit sich nicht fertig. Auch sie, sich in Sicherheit überlassen, verstecken und ersticken, wenn sie nicht durch den drohenden Anblick oder Angriff einer befremdenden Art herausgefordert, an den eigenen Sinn erinnert und so zu sich selbst genötigt werden. Die großen Böhmen, der Przemyslide Ottokar und der Luxemburger Karl IV. und gar der größte, der Utraquist Georg von Podebrad, wußten alle schon, daß ihr böhmisches Volk, um Funken zu geben, erst auf ein fremdes Volk stoßen, an ein fremdes Volk schlagen muß, und dazu hat auch der heilige Stephan Ungarn mit Fremden überschwemmt, und das war's auch, warum Matthias Korvinus nach Mähren und Schlesien drang, die Steiermark nahm und fünf Jahre lang Wien ungarisch besetzt hielt. In allen diesen Männern kündigt sich schon Österreich an, sie gehen mit Österreich schwanger, sie tragen das Österreich von 1526 aus, das für den Deutschen der alten Ostmark, wie für den Böhmen, wie für den Ungarn dieselbe nationale Notwendigkeit ist. Jedes dieser drei Völker spürt auf einmal, daß es nun aus eigener Kraft nicht mehr weiter kann, daß es sich bisher noch immer etwas schuldig geblieben ist, und gerade das Beste, daß es noch weit mehr kann und auch mehr will, aber daran immer irgendwie geheimnisvoll gehindert wird, daß es sein letztes Wort noch lange nicht gesagt, sein letztes Werk noch lange nicht getan hat und dieses letzte Wort aber niemals aus sich allein sagen, dieses letzte Werk niemals aus sich allein tun können wird, daß ihm dazu noch irgend etwas fehlt, daß es noch nicht auf seiner eigenen Höhe, daß es inkomplett, unfertig, ein Fragment, daß es erst bloß ein verworrenes Vorspiel seiner selbst ist, daß es noch einen Nachsatz braucht, um den vollen Sinn zu geben, diesen Nachsatz aber, seinen eigenen Schluß, in sich selbst nicht finden kann, daß es also einen Zusatz braucht, von außen her, irgendeinen Sauerteig, um durch ihn sein eigenes Inneres aufzutreiben, durchzugären und in Saft, in Frucht zu bringen, daß es erst organisiert werden muß, aber von sich nicht organisiert werden kann, sondern nur an andern, angespannt von andern, daß es sozusagen, um endlich ganz es selbst zu werden, erst heiraten muß. Wobei freilich damals zunächst noch unentschieden bleibt, wer in dieser Ehe denn eigentlich der Mann und wer das Weib oder ob keines Herr über das andre, sondern jedes im Dienste von allen sein soll; darüber enthält der Ehepakt nichts. Daß keines seiner Völker, seit es Österreich eingegangen ist, jemals mehr vergessen kann, wie not es diese Ehe hat, das ist das geheimnisvolle, sprichwörtlich gewordene Glück Österreichs, das sich immer, wenn man es am wenigsten erwartet, pünktlich wieder einstellt. Daß aber bis zum heutigen Tage noch immer keines seiner Völker weiß, ob es in dieser Ehe Mann oder Weib zu sein und welche Rechte, welche Pflichten, welchen Platz und was es zu tun oder zu lassen hat, das ist es, was uns nicht zur Ruhe kommen läßt. Aber vielleicht soll Österreich gar nicht zur Ruhe kommen, weil es vielleicht sein Wesen ist, Bewegung zu sein, ein ewiges Aufwärts seiner bald angezogenen, bald abgestoßenen und eben von diesem Strom emporgetragenen Völker.
Indem Ferdinand I., der Erbe Maximilians, der Herr der alten Ostmark, 1526 zum böhmischen und zum ungarischen König erwählt wurde, entstand Österreich: seine Länder haben es gewählt, sie haben es gewollt, sie haben sich frei für Österreich entschieden, zu Österreich entschlossen, keins der österreichischen Länder ist mit Waffen erobert worden, keines ist bezwungen worden, sie fanden sich zusammen und wuchsen zusammen, nicht auf Gewalt noch Willkür beruht Österreich, sondern auf Freiheit und Notwendigkeit, nicht auf äußerem Zwang, sondern auf innerem Drang, nicht auf Befehl, sondern auf Bedürfnis. Es ist eine Zusammenkunft von Völkern, worin jedes dieser Völker an den andern, im Leben mit den andern, in der Furcht vor den andern, im Argwohn gegen sie, im Neid auf sie, im Wettstreit mit ihnen, im Kampf um die Macht, in dieser fortwährenden höchsten Anspannung seiner unablässig wieder gereizten, wieder bedrohten, niemals gestillten, immer wieder gesteigerten, niemals befriedigten Kraft über sich empor zu einer Eigenart kommt, die sein ist, aber die es doch ohne die andern niemals selbst erreicht hätte, so daß also jedes der österreichischen Völker in Österreich, an Österreich, durch Österreich selber mehr wird, als es, auf sich angewiesen, aus sich geworden wäre, ja je hätte werden können. Österreich ist in Europa der erste große Versuch oder Entwurf, ein bisher noch nicht ganz gelungener, ein vielleicht eben jetzt erst gelingender Versuch einer Organisation von Völkern in Freiheit, einer Ordnung des Vielfältigen zur Eintracht, eines neuen Staates aus alten Staaten, deren Persönlichkeit, Eigenart, Vorgeschichte, Richtung und Willenskraft in ihm nicht nur nicht verlischt, sondern sich gerade durch ihn, an ihm erst erfüllt. Ein solcher Entwurf, ein solcher Versuch, Ungleiches auszugleichen, Ungefüges einzufügen. Widerstrebendes anzupassen braucht natürlich mehr Zeit als der Nationalstaat, der sich schon durch seine Denkbequemlichkeit empfiehlt und nirgends erst einen Widerstand abzubiegen hat. Dem Nationalstaat wird sein Material fertig geliefert, die Bausteine sind zubehauen, er findet die Nation schon vor: sobald sie sich nur ihre Form gibt, erscheint er von selbst und läuft von selbst. In Nationalstaaten decken sich Nation und Staat, während der Völkerstaat ja seine schon geformten Nationen nun erst noch in eine höhere Form umzugießen hat, wobei denn ein harter Klang, ein leises Klaffen, ein Hiatus nicht immer ganz zu vermeiden sein wird. Auch das Deutsche Reich weiß das aus eigener Erfahrung, das ja auch kein reiner Nationalstaat ist, zu seinem Glück, wie sich jetzt zeigen wird. Die letzten fünfzig Jahre hat freilich der Nationalstaat mit seinem so handlichen, einfachen und geläufigen Schema die Völker betört. Bis ein Völkerstaat, der ja so viele Brüche zunächst erst einmal auf einen gemeinsamen Nenner bringen muß, abgerechnet hat, ächzt und stöhnt und stockt er oft, er setzt sich schwer in Bewegung, die Maschinerie des Nationalstaates geht gleich glatt. Ist aber der Völkerstaat so weit, daß seine vielen Stimmen endlich einstimmen, gegen den Orgelton dieser brausenden Fuge, wie klingt da der Nationalstaat mit seiner einen Saite matt und dünn und schal! Ein mechanisch gesinntes Zeitalter, dem es auch im Politischen an allem Sinn fürs Organische gebrach, hatte nur freilich dafür kein Ohr, es fand Österreich wider seinen Sinn, es sprach ihm vor der Vernunft die Berechtigung ab, da zu sein; Österreich konnte darauf nicht anders antworten, als indem es da war und da blieb. Jetzt aber kommt ihm die Wirklichkeit zu Hilfe, die Wirklichkeit gibt ihm recht, die Wirklichkeit beglaubigt es gegen die Doktrin, denn jetzt, in diesem Augenblick, den wir jetzt erleben, scheint es immer mehr, daß sich die Wirklichkeit, unsre nächste Wirklichkeit auf die nächsten hundert Jahre, für den Völkerstaat entscheiden will. Wie dieser Krieg uns überall umzulernen zwingt, zeigt er uns nun auch Staat und Nation in einem ganz neuen Verhältnisse: der Staatsbegriff überwächst das Nationalgefühl, der Staat tritt vor, die Nation zurück. Allen Völkern ist ihr Staat in diesem Kriege wichtiger geworden, als er ihnen vor diesem Kriege war; und um ebensoviel als der Staatsgedanke wuchs, schwand das Nationalgefühl. Der Krieg hat alle Völker plötzlich vor Aufgaben, Entscheidungen, Pläne gestellt, für die sie mit der bloßen nationalen Empfindung nicht mehr auskommen. Liszt sagt: »Eine der folgenschwersten Tatsachen, die uns der Krieg enthüllt hat, ist der Sieg des Staatsgedankens über das Nationalitätsprinzip.« Man darf vielleicht noch mehr sagen, nämlich: Dieser Krieg stellt allen und stellt besonders uns, stellt dem Deutschen Reiche, dem mit Deutschland verbündeten Europa, dem Deutschtum in der Welt Bedingungen, für die nicht bloß das Nationalitätsprinzip, der alte Nationalstaat längst nicht mehr reicht, sondern dieser Krieg hat den Staatsgedanken so weit gedehnt, so hoch gespannt, daß ihm jetzt schon auch der bisherige Völkerstaat nicht mehr genügen kann, daß er einen noch größeren Raum für sich braucht und eine noch biegsamere Form, daß er etwas wie einen neuen Völkerbundesstaat verlangt, gleichsam eine Auferstehung der alten Christenheit des Mittelalters, in ungeheuren Maßen. Denn wir kommen mit allen unsern politischen Denkgewohnheiten ja nicht mehr aus, wir kommen der eilenden Wirklichkeit nicht mehr nach, der österreichische Abgeordnete Renner hat recht: »Der Staat ist zu klein, die Welt teilt sich in wenige große Gruppen, man muß in Erdteilen denken!« Schon ringt sich aus den blutigen Dämpfen des Schlachtgewühls, noch umwölkt, eine neue Gestalt empor, eine lichte Welt gemeinsamer Arbeit, ein waffenstarker, friedensfroher, das Deutsche Reich, Österreich-Ungarn, den Balkan, die Türkei, Persien und China von Meer zu Meer geistig, sittlich und wirtschaftlich in denselben, in einen ihnen allen gemeinsamen Willen zusammenfassender Werkbund. Betroffen blickt der Österreicher zu dieser neuen Gestalt auf, denn sie trägt ihm wohlbekannte, seinem Herzen teuere, seinem alten Vaterlande tiefverwandte Züge. Hat Habsburg nicht immer schon in Erdteilen gedacht? Ist diese neue Form, die zum gemeinsamen Werk so vieler Völker jetzt notwendig sein wird, diese lebendigere, reichere, beweglichere Form, diese Form der Fülle, der Entfaltung, der Vieleinigkeit nicht in unserm alten Österreich immer schon leise, wenn auch noch bange, vorgefühlt worden? Ist nicht unser altes Österreich schon ihre Verheißung, ihr freilich noch ungewisses, gespenstisch schwankendes, zaghaft ahnungsvolles Vorbild im kleinen gewesen, wird nicht das jetzt erstehende neue Reich der Mitte, dieser federnde Kreis zwischen dem starren Osten und einem exzentrischen Westen, ja doch eigentlich bloß Österreichs gereinigtes, erwachsenes, stark versichertes Abbild im großen sein? Und so hätten wir Österreicher dann, während wir seitab in aller Stille nur unser eigenes Haus zu bestellen meinten, damit einen weltgeschichtlichen Beruf erfüllt, indem wir das Modell des neuen Europa schufen, und hätten, wenn das nicht ohne manche Torheit geschah, den Trost, daß sie dafür hoffentlich der deutschen Welt erspart bleiben wird. Unsere österreichische Geschichte ist ein Anschauungsunterricht im deutschen Umgang mit andern Völkern, aus dem, an unsern Fehlern und unsern Erfolgen, der Weltdeutsche der Zukunft, dieser Österreicher im großen Format, lernen mag, jene zu vermeiden, diese zu benützen. Es wäre ein Augenblick, wie wir noch keinen größeren erlebt haben. Sein Vorgefühl beglückt jeden Österreicher. Gar aber den deutschen Österreicher stellt es recht eigentlich erst wieder her, er kann jetzt wieder an sein Vaterland glauben.
Der österreichische Deutsche wußte ja nicht mehr aus und ein mit sich, er kam sich ausgesetzt vor. Um das recht zu verstehen, muß man als kleiner Bub 1866 erlebt und in der Seele noch den finsteren Ingrimm haben, mit dem sich unsre Väter in ihr Schicksal ergaben, in das Ende. Wir sind auf einem Grab aufgewachsen. Die Väter hatten an ein Deutschland geglaubt, das wir Österreicher einen und lenken sollten. Jetzt lag Österreich geschlagen. Und dann wurde Deutschland eins, aber ohne Österreich. Ihr Traum war erfüllt, aber ohne sie, ja gegen sie. Deutschland war da, aber Österreich war nicht mehr dabei. Wo war es denn noch? Was war es? Und was sollten sie noch? Ihnen blieb das Nachsehen, allenfalls das Zusehen, Österreich war der Zuschauer Europas geworden. In dieser Stimmung wuchs das jetzt wirkende Geschlecht auf, und es ist kein Wunder, wenn wir Ästheten wurden, Dilettanten, Kostgänger aller geistigen Moden. Was denn sonst hätten wir werden sollen? Rings um uns war ja nichts mehr; es konnte, wenn wir überhaupt noch etwas ernst nehmen wollten, nur das Spiel sein. Aber leicht ist uns unser holder Leichtsinn nicht geworden, und man wird vielleicht später einmal erst merken, wieviel Schwermut in ihm steckt. Unsre berühmte österreichische Oberflächlichkeit ist tiefer, als man meint. Wem aber unter den jungen deutschen Österreichern der Sinn höher stand, wer sich nicht ins neugierige Zusehen, in den schönen Schein, in die Lust am bloßen Spiel fand, wem das Herz nach Taten schlug, was sollte der, wohin mit seiner Kraft? Vor dem Tore lag das Land der Tat, uns aber versperrt. Da wurde manchem bang, da wurde mancher an sich irr und verlor sich an arge Gedanken. Und nur Bismarck hat uns damals unablässig immer wieder an Österreich gemahnt. Bismarck hat uns immer wieder vor dem jämmerlichen Wahn gewarnt, als ob einer dadurch, daß er ein schlechter Österreicher würde, ein guter Deutscher wäre. Bismarck hat uns immer wieder heimgeschickt. Denn Bismarck, der Wahrseher, wußte, daß Deutschland nicht die deutschen Österreicher, sondern ein starkes Österreich braucht, daß ein starkes, wehrhaftes, die Kräfte seiner sämtlichen Nationen darbringendes, aufrechtes, selbstbewußtes, tatbereites Österreich eine Notwendigkeit für das Deutsche Reich ist. Bismarck wußte das und sagte das jedem, besonders deutlich aber, bis zur Grobheit deutlich oft, wenn's einer aus dem Fähnlein deutscher Irredentisten war, die es damals in Österreich gab – man kann das heute ja ruhig gestehen, es schadet keinem mehr, die meisten sind längst Exzellenzen. Und wenn sie jetzt der vergangenen Zeiten gedenken, erschrecken sie wohl selber vor sich, bereuen tief und danken aus ihrem deutschen Herzen dem allmächtigen Gott, der ihnen ihren verräterischen Wunsch unerfüllt ließ. Wäre er damals erfüllt und das deutsche Österreich zum Deutschen Reich geschlagen worden, was hätte das Reich jetzt davon? Ein paar Millionen Einwohner mehr und kaum hunderttausend Quadratkilometer mehr, aber keinen einzigen Freund in der Welt. Es stünde dann jetzt allein in der Welt. Und es war aber doch gut, daß es von Anfang an in diesem Kriege nicht allein stand! Und dieser ganze Krieg geht doch im Grunde nur eben darum, daß Deutschland nicht abseits, auf sich selbst zurückgewiesen, in sich eingekreist, allein stehen will, sondern inmitten einer mit ihm wirkenden, von ihm geordneten, ihm zu gemeinsamer Arbeit verbundenen Welt. In einem sehr hohen Sinne hat Deutschland vielleicht wirklich »schuld« an diesem Krieg, anders freilich als seine Feinde meinen. Denn dieses Krieges tiefster Anlaß war vielleicht, daß Deutschland nicht mehr allein bleiben will, nicht mehr allein bleiben kann in der Welt, daß es seinem Drang, das deutsche Wesen in die Welt zu strecken, gehorchen muß, diesem gewaltigsten Drang der deutschen Seele nach Allvereinigung, nach Totalität, nach einer ungeheuren, alle Pole verbindenden, alle Widersprüche beherrschenden, alle Welten überbrückenden, Millionen umschlingenden, alles Leben bejahenden Synthese, und daß es eben dadurch alle verneinenden Geister, alle Triebe der Unrast, alle auf Trennung, Entzweiung, Vereinzelung zielenden Kräfte zu einem letzten furchtbaren Widerstand zwang. Vielleicht ist dieser Krieg doch nur der Krieg um Europa, um den ewigen Frieden, um die Vereinigten Staaten Europas, die Denker und Dichter lange schon träumten und die vielleicht doch nur der deutsche Geist uns bringen kann, weil vielleicht nur er tief, aber auch weit genug, gewaltig, aber auch empfänglich genug, ausgreifend, aber auch einfühlend genug ist und vielleicht nur er Raum für alle hat, Raum für die ganze Menschheit Europas, Raum und Luft und Licht, denn diese Menschheit verlangt, unter einem Starken in seinem Schutz ihr eigener Herr und frei und froh zu sein, wo sonst aber ist ein Volk, das zur Kraft auch noch die Geduld der verstehenden Liebe hätte? Die hat der deutsche Geist (den freilich nicht viele Deutsche haben, darauf kommt's aber auch gar nicht an, nicht auf die Zahl, in der er erscheint, sondern auf den Grad, den der Geist an manchen Deutschen, an einem in hundert Jahren, erreichen kann), er holt sie sich aus einer seiner Grundeigenschaften, aus der Sachlichkeit. Sachlich sein heißt zur Anerkennung der Welt gewillt sein. Sachlich ist, wer eine Sache um ihretwillen betreibt, nicht um seinetwillen. Um sachlich zu sein muß einer zuvor sich selbst und seinen Eigensinn überwunden haben, er muß vermögen, außer sich zu sein: Sachlichkeit ist schon Liebe. Sachlichkeit behandelt eine Sache nicht als ein bloßes Mittel, sondern als ihren eigenen Zweck. Daher die deutsche Zärtlichkeit fürs Kleine, für jeden zitternden Grashalm, für jeden verirrten Sonnenstrahl, die Dürer-Andacht im Detail, der ganze Pietismus, der im Grunde nichts als Sachlichkeit im Glauben ist. Daher aber auch der deutsche Zug ins Universale: Dem Deutschen, dem jedes Blümelein von Herzen recht ist, muß es auch die ganze Welt sein, er sagt zu allem ja. Und nur dem, der ja sagt, eröffnen sich die Dinge. Von Novalis stammt ein geheimnisvolles Wort: »Deutschland ist Rom, als Land … die instinktartige Universalpolitik der Römer liegt auch im deutschen Volke.« Sein Instinkt sagt dem Deutschen nämlich, daß er der Welt etwas bringen kann, was sie braucht und was nur er hat: das deutsche Verhältnis zum Problem von Ideal und Wirklichkeit. Dazu steht das deutsche Volk von Grund aus anders als alle andern Völker Europas: ihnen enthält es ein Entweder-Oder, ihm ein Sowohl-als-Auch. Der Franzose tut immer entweder der Wirklichkeit durch das Ideal Gewalt an, oder er gibt das Ideal für die Wirklichkeit preis, er ist Jakobiner oder Impressionist. Der Engländer scheidet die beiden und weist jedem seinen eigenen Raum an; er hat ein Ideal, macht aber in Wirklichkeit keinen Gebrauch davon; er trägt es nur Sonntags. Aber der Deutsche wählt nicht zwischen Ideal und Wirklichkeit, er will beide und will sie zugleich. Wo die andern einen Widerspruch empfinden, dessen sie sich entledigen oder über den sie sich täuschen, den sie zerhauen oder vertuschen wollen, eben da findet der Deutsche die Aufgabe, den Inhalt seines Lebens. Mit dem Blick zum Himmel steht er auf Erden fest, beide verlangend, und nie fühlt er sich glücklicher, als wo sie sich berühren, wenn der Geist Erscheinung oder Erscheinung zu Geist wird, wenn die Seele zu Sinnen kommt oder Sinnlichkeit auf die Seele horcht, wenn sie sich ineinander ergießen, weshalb auch Musik die wahre Kunst des Deutschen ist und alle deutsche Kunst, mit welchen Mitteln immer, unwillkürlich stets immer Musik zu werden verlangt. Das am reinsten deutsche Leben ist noch immer das Goethes, der, wie er in jenem berühmten ersten Gespräch mit Schiller gesagt hat, Ideen hatte, ohne es zu wissen, ja sie sogar mit Augen sah: er hat das Ideal unwillkürlich immer gleich verwirklichen müssen, wie er umgekehrt ebenso wieder unfähig war, die Wirklichkeit auch nur leise zu berühren, ohne sie gleich unwillkürlich immer idealisieren zu müssen. Darin glich ihm Bismarck, dessen Kraft nicht darin war, daß er Realpolitik, sondern daß er Realpolitik mit Ideen trieb. Realpolitik trieben andre vor ihm und mit ihm auch, und wieder andre hatten Ideen, ja die in der Paulskirche mehr als er, deutsch aber ist es, Ideen an der Wirklichkeit zu haben und die Wirklichkeit zur Idee zu bringen. Deutsch ist es, vom Ideal zu fordern, daß es den Anblick der Wirklichkeit erträgt, und von der Wirklichkeit, daß sie dem Ideal standhält: der Deutsche muß Aug in Aug mit beiden leben können. Und weil sich nun zeigt, daß jedes andre Verhältnis von Ideal und Wirklichkeit versagt und der Menschheit Europas, die sich der Erde freuen und doch aber auch auf den Himmel nicht verzichten will, schließlich keine innere Form des Lebens so gut taugt wie diese deutsche, wird nichts übrig bleiben, als daß der Deutsche das neue Europa schafft, ein himmelauf blickendes, erdenfest ruhendes, in Gott weltfreudig tatenstarkes Europa gemeinsamer Arbeit in Freiheit und Frieden, jene »Harmonie des Vielen in der Einheit«, die der heilige Augustinus verkündigt hat.
Träume von Dichtern und Denkern gehen immer in Erfüllung, meistens aber so, wie sie sich kein Dichter und Denker träumen ließ, und meistens durch ein Werkzeug, das sich auch davon nichts hätte träumen lassen. Die für das einige Deutschland schwärmten, dachten dabei nicht an Preußen, und lange hat sich Preußen eher dagegen gewehrt, bis dann doch der Wille des Lenkers durch Preußen geschehen mußte. Die vor dem Krieg auf ein einiges Europa hofften, haben der stillen Macht friedlicher Verständigung vertraut, aber niemals, daß es in Wettersturm aus Schlachtendampf bluttriefend sein Haupt erheben wird. Aus tiefer eigener Not hat Preußen Deutschland geeint, weil ihm nichts anderes übrigblieb. Und was bleibt uns denn, wenn wir bestehen sollen, jetzt andres übrig in dieser starrenden Not, als mit dem deutschen Hammer ein einiges Europa zu schmieden? Wir haben es nicht gewollt, wir müssen es nur. Jetzt sind wir schon zu weit in die Zukunft getrieben worden, als daß wir noch wieder zurück könnten, in unser altes trautes Deutschland von einst zurück. Jetzt bleibt uns nur: vorwärts! Jetzt müssen wir schon in die Welt. Wir haben es nicht gewollt, aber was wir müssen, werden wir wagen. Wir werden wagen müssen, von Grund aus deutsch zu sein und deutsch zu tun. Wir werden die Welt deutsch verwesen müssen. Deutsch sein heißt sachlich sein. Deutsch tun heißt jede Sache um ihretwillen tun, als ihren eigenen Zweck tun. Deutsch ist die Welt erst, in der jedes Volk an seinem Platze steht, seine Sendung kennt und aus eigener Kraft sich selber recht tut. Jeder Mensch, hat Lagarde gesagt, ist ein Gedanke Gottes, und Gott hat nicht die Gewohnheit, denselben Gedanken zweimal zu denken. Das ist dem Deutschen tief aus dem Herzen gesprochen. Und wie jeder Mensch, ist auch jedes Volk ein Gedanke Gottes. Wer es vergewaltigt, ist ein Mörder an Gottes Plan. Die deutsche Welt kann nur eine Welt der Ordnung von freien, ihr eingeborenes Gesetz erfüllenden, sich selbst nach ihren angestammten Rechten ans Ziel ihrer Eigenart führenden Völkern sein. Als eine solche Welt ist Österreich entstanden, als Ferdinand I. 1526 erst zum König von Böhmen, dann zum König von Ungarn erwählt und so das alte Habsburger Erbland mit Böhmen und Ungarn frei vereint wurde. Seinem Wesen nach, wenn auch nicht immer in seinen Wirkungen, ist Österreich seit je, was jetzt die deutsche Welt sein wird: unter einem Willen eine Genossenschaft in unversehrter Eigenart auf Tod und Leben aus freier Entschließung verbundener Völker, die so jedes erst ganz zu sich selbst kommen.