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4. Offene und verschleierte Karikatur

Ein Wort vom Formellen. Das Bild vom Platz an der Sonne ist eine echte Karikatur; es übertreibt so stark, daß jeder auf den ersten Blick erkennt: hier gibt der Verfasser keine Wirklichkeit, sondern eine Gesinnung, seine Gesinnung. Echte Karikatur kann verleumden durch verleumderische Voraussetzungen, aber nicht durch ihre Form. Je dicker der Auftrag, desto leichter springt er ab, je stärker die Übertreibung, desto weniger bleibt sie im Gedächtnis als Tatsache haften, mit andern Worten: desto weniger vergiftet sie. Man vergleiche

Abb. 53

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mit dem früher gebrachten Bild 9, das Offiziere mit Rennpreisen mit der Deutung aufwies, sie hielten gestohlene Kostbarkeiten in den Händen. Beide Bilder verleumden, aber wer nicht Bescheid weiß, wird von der Groteske eine Erinnerung behalten, die gerade durch die Ungeheuerlichkeit der Übertreibung sich selbst sticht; es kann ja keinen Augenblick zweifelhaft sein, daß die Dargestellten so nicht aussehn. Von der Photographie mit verleumderischer Unterschrift dagegen wird ihm später im Kopfe bleiben: du hast doch einmal Offiziere mit geplünderten Stücken irgendwo photographiert gesehn. Je geringer die Abweichung von den Formen der Wirklichkeit, desto gefährlicher die Zeichnung. Die eigentliche Groteske, wie Abb. 53, schadet am wenigsten. Man kann zur Not das ganze große Gebiet der offenen Karikaturen beiseite lassen, wenn man von Verleumdungen gegen ein Volk spricht. Wir leiden an keinem Stoffmangel – lassen wir's beiseite!

Nun aber vergleiche man mit Abb. 53 als schlechter, aber unverschleierter Karikatur eine Freihandzeichnung wie

Abb. 54.

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Was für ein Gebilde ist das eigentlich? Der hübsche Junge sowohl wie der preußische Vorgesetzte und die Soldaten –sie sind nicht als Karikaturen gezeichnet, sie sehen alle ungefähr so aus, wie sie aussehen könnten. Der Vorgesetzte winkt Soldaten herbei: »Schießt mir den Mann da tot, ich habe ihn eben mit der Waffe in der Hand ertappt!« Nämlich: mit dem Knallpfropfen-Kindergewehr, das da liegt. Ist diese Unterschrift eine Verleumdung? Dazu ist sie doch fast zu dumm. Ist sie ein Witz? Der Witz wäre unsichtbar und unlesbar. Darüber aber steht » Kultur!!!« So, mit drei Ausrufungszeichen. Worüber ist man entrüstet? Eine Glosse, wie dieses »Kultur!!!«, setzt die erwiesene Wahrheit des Vorganges voraus, den man glossiert. Hier also des Vorgangs: daß ein deutscher Vorgesetzter einen Knaben zu erschießen befiehlt, weil er mit einem Knallpfropfen-Kindergewehr gespielt hat, und daß er für einen solchen Befehl willige Vollstrecker findet. Ist auch unter den wildesten Deutschenhassern einer, der das und der das so für möglich hält, wenn er nur eine Minute lang nachdenkt? Man ruft ein empörtes »Kultur!!!« über das, was man selber hinphantasiert hat. Und unser Beispiel ist nur eins aus einer in Frankreich Tag für Tag sich mehrenden Menge.

Das deutsche Heer ist in Waffen das deutsche Volk – welche Vorstellung von unserm Heer, von unserm Volke sucht man der Welt vorzumachen, damit ihr all die Greuel- und sonstigen Hunnen-Geschichten glaublich vorkommen? Ich bat schon bei den Abb. 28 bis 32, auf das zu achten, was man als deutschen Volkstyp ausgibt, ich füge mit

Abb. 55 und 56


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zwei weitere aus den üblichen Darstellungen hinzu und mit

Abb. 57 - 60

ein paar Ausschnitte, die sich mühelos verhundertfältigen ließen. Aber ich wies auch schon darauf: wo für Erniedrigung ohnehin gesorgt ist, wie in Abb. 41, gibt man selber gelegentlich einen erträglicheren Typ vom Deutschen. Noch anders erscheint dieser Typ natürlich, wo man ungefälschte photographische Dokumente bringt. Vermeiden wir den Fehler, den Schauerbildern vom Deutschen Idealbilder vom Deutschen gegenüberzustellen und so auch unserseits »Typen zu arrangieren«! Da wird es am besten sein, sich auch hier auf Dokumente unsrer Feinde zu berufen. Ich nehme drei Photographien deutscher Gefangener so, wie ich sie von unsern Gegnern aufgenommen und von ihnen vervielfältigt finde, um Deutsche als Gefangene zu zeigen.

Abb. 61, 62 und 63.


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Man vergleiche diesen deutschen Typ mit dem auf Illustrationen gezeichneten. Es ist wohl nicht nötig, zu weiteren Vergleichen Photographien aus den Gefangenenlagern bei uns heranzuziehn, und es wäre allzu billig, den deutschen Menschen gar noch Typen der französischen, englischen und russischen Hilfsvölker aus allen Erdteilen zu Kultur- und Rassevergleichen gegenüberzustellen! Nur, um die Kunst des »Umfärbens« in umgekehrter Richtung zu würdigen, bitte ich, Bild 56 und 57 einmal daraufhin anzusehn, wie sich in der feindlichen Darstellung der Typ des Bundesgenossen zum Edeling verschönt, während sich der Typ des Deutschen, wo er siegt, zum Halbtier verscheußlicht.


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