Sagen aus der Schweiz
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Der verwünschte Wolf

Z'en Grächten im Leukergrunde guckte eines Abends bei stürmischem Wetter ein Wolf recht armselig und hungrig zu einer offenen Stalltüre hinein, wo ein junger Bursche das Vieh verpflegte. Dieser erschrak zuerst; bekam aber bald Mitleiden mit dem armen, ihn so zutraulich anblickenden Tiere. Er warf ihm sogar ein kleines Lamm vor, welches der Wolf mit Hunger verzehrte und sich dann entfernte.

Nach vielen Jahren, als der barmherzige Küherbursche ein Mann geworden, wurde dieser auf einer Wallfahrt nach Einsiedeln von einem fremden Herrn bewillkommt und freundlich aufgenommen. »Sieh«, sprach dieser, »du hast an mir Barmherzigkeit getan; die will ich dir nun vergelten. Ich bin der arme hungrige Wolf, dem du einst im Leukergrund ein Lamm vorgeworfen und so mir das Leben gerettet hast.« Er erzählte ihm dann ferner, wie er als naschhafter junge der Gefräßigkeit halber von seiner Mutter in einen hungrigen Wolf verwünschet worden und wie Gott diese traurige Verwünschung in Erfüllung habe gehen lassen für sieben Jahre. Er habe viel Hunger gelitten, weil er nichts stehlen und nur von wilden Tieren sich habe nähren dürfen. Gewiß wäre er damals seinem Elende erlegen, wenn er nicht von ihm noch zur rechten Zeit wäre gespeist worden. Am gleichen Tage, als sieben Jahre voll und er aus der Wolfshaut geschloffen, sei seine Mutter gestorben; seither hätte ihn Gott gesegnet. – Er entließ den erstaunten Wallfahrer wohl bewirtet und wohl beschenkt.

 


 


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