Sagen aus der Schweiz
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Die drei Stadt-Ungeheuer

In der wohllöblichen Stadt Sitten hausten lange Zeit drei Ungeheuer; das dreibeinige Roß, die grünäugige Rathaussau und der rote Stier.

Wo die Rathaussau sich aufhielt, sagt schon der Name. Auch ließ sie ihr Grunzen nächtlich ertönen in einem der beiden Gäßchen, die neben dem Hause ›de Platea‹ treppenartig in die untere Stadt führen. In dem andern dieser Gäßchen lagerte der rote Stier.

Das dreibeinige Roß, mit einem glühenden Auge mitten in der Stirne, hatte sein Stammquartier im Stadtviertel ›Mala curia‹. Es taumelte sich oft in einem Baumgarten hinter der Saviese-Gasse und, wo es sich wallete, sproß kein Gras mehr. Mit seinen drei Beinen trabte es gar sonderbar das Bett der Sitte hinunter und lenkte beim Rathaus durch einen kleinen Abzugskanal in die Schloßgasse ein. Wehe dem, den dann die Neugierde ans Fenster trieb! Alsbald schwoll das gespenstige Roß zu einer solchen Höhe an, daß es dem Auflauerer, auch im dritten und vierten Stocke, zum Fenster hinein entgegenglotzen konnte, worauf der Neugierige in ›Winna‹ kam, am Gesicht aufschwoll und am Munde Ausschlag erhielt.

Viel schlimmer ging's einem Bäuerlein, das an einem Markttage ein Tröpflein über den Durst getrunken hatte. Es setzte sich abends gemütlich auf das dreibeinige Roß meinend, das wäre sein Maultier, und ließ sich sorglos davontragen. Unter einem Bogen wurde es aber vom aufschwellenden Roße zusammengedrückt zur Dicke eines Batzens.

 


 


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