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Biographisches

(in der Reihenfolge der Beiträge)

Frangois Gayot de Pitaval, geboren 1673 in Lyon, gestorben 1743 in Paris, war Soldat, seit 1713 Rechtsanwalt. Seine Veröffentlichung merkwürdiger Kriminalfälle »Causes célèbres et intéressantes«, die seit 1734 in zwanzig Bänden und seit 1747 in vier Bänden erschien, erregte Aufsehen. Der Name Pitaval wurde zum Begriff für Sammlungen von Rechtsfällen. Pitaval war ein aufgeschlossener Kritiker, der die Schäden der französischen Rechtsprechung seiner Zeit erkannte und durch seine Sammlung bewußt machte.

 

Willibald Alexis (d. i. Wilhelm Häring), geboren 1798 in Breslau, gestorben 1871 in Arnstadt (Thüringen), war Kammergerichtsreferendar in Berlin, ehe er sich schriftstellerisch betätigte. Mit 25 Jahren veröffentlichte er den dreibändigen Roman »Walladmor«, der ins Englische und in andere Sprachen übersetzt wurde, und einige Jahre später, 1827, den dreibändigen Roman »Schloß Avalon«. Beide Bücher wurden darum begierig aufgenommen, weil ihr Verfasser sie für Werke Scotts ausgegeben hatte. Die Stärke Alexis' liegt im märkischen Geschichtsroman. »Der Roland von Berlin« (1840, drei Bände) schildert die letzten Kämpfe des altmärkischen Bürgertums gegen die im 15. Jahrhundert neuaufstrebenden Hohenzollern. Der Roman »Der falsche Woldemar« (1842, drei Bände) behandelt merkwürdige Vorgänge der mittelalterlichen Geschichte Brandenburgs. Weit verbreitet ist der 1846–48 in fünf Bänden erschienene Roman »Die Hosen des Herrn von Bredow«, der in der Zeit Joachims I. und der Reformation spielt. »Ruhe ist die erste Bürgerpflicht« (1852, fünf Bände) stellt Preußen vor der Katastrophe von Jena dar. Alexis weiß die Hauptgestalten seiner Romane und die jeweilige Zeitstimmung kräftig herauszuarbeiten. Das von ihm mit Hitzig begonnene Werk »Der neue Pitaval« (1842–1863, Bd. 1–33) fand starke Beachtung.

 

Melanie Ebhardt, kurz nach dem ersten Weltkrieg, im Sommer 1919, gestorben, war eifrig in der Reform- und Jugendbewegung tätig. Sie war besonders der Vortrupp-Bewegung, die für Abstinenz eintrat, eng verbunden. Im Freundeskreis, dem u. a. Hermann Popert, Hans Paasche, Walter Hammer, Ferdinand Avenarius, der Kunstwart-Herausgeber, und der bekannte »Fastenarzt« Dr. Buchinger angehörten, erzählte sie als Nichte von Wilhelm Busch oft und gern aus persönlichen Erinnerungen von ihrem berühmten Onkel. Sie gab seit 1912 mehrere Gedichtbände heraus. Die Novelle »Der Mönch« ist ihr einziges episches Werk.

 

Johann Peter Hebel, geboren 1760 in Basel, gestorben 1826 in Schwetzingen, war Lehrer, Kirchenrat und Direktor eines Lyzeums. 1803 schrieb er seine »Alemannischen Gedichte«, die sich außer durch vorzügliche Naturschilderungen durch Gemütstiefe und behaglichen Humor auszeichnen. Seine Volksschriften, die er seit 1808 in seinem Kalender »Der rheinländische Hausfreund« und später in Auswahl im »Schatzkästlein des rheinländischen Hausfreundes« veröffentlichte, zeichnet echte Menschlichkeit aus.

 

Gottfried Keller, geboren 1819 in Zürich, gestorben daselbst 1890, der »Shakespeare der Novelle«, wie ihn Paul Heyse nannte, gehört zu den ersten Epikern des Jahrhunderts. Er wollte Maler werden, erkannte dann seine Berufung zur Dichtung. Schon mit einem Gedichtband (1846) erntete er Beifall. In Heidelberg, wo er 1848–50 mit Hilfe eines Staatsstipendiums studierte, beeinflußten ihn L. Feuerbach und H. Hettner stark. 1850–55 lebte er in Berlin. Hier vollendete er eine zweite Gedichtsammlung (»Neue Gedichte«, 1851) und den autobiographischen Roman »Der grüne Heinrich« (1854–55, vier Bände), dem Keller später eine andere Fassung gab. Seine Meisterschaft als Erzähler bewies er mit dem Band »Die Leute von Seldwyla« (1856), in dem u. a. die Stücke »Romeo und Julia auf dem Dorfe« und »Die drei gerechten Kammacher« enthalten sind. In allen seinen Werken vereinigte Keller tiefe Menschenkenntnis mit freundlicher Gesinnung und überzeugender Gestaltungskraft. Seit 1861 Erster Staatsschreiber des Kantons Zürich, wurde Keller viele Jahre durch seinen Beruf von der Dichtung ferngehalten. Es erschienen u. a. die anmutigen und geistvollen »Sieben Legenden« (1872) und eine neue Sammlung »Züricher Novellen« (1878, zwei Bände, mit den Stücken »Der Landvogt von Greifensee«, »Das Fähnlein der sieben Aufrechten« usw.). 1882 schloß sich der Novellenzyklus »Das Sinngedicht« an; 1883 folgten »Gesammelte Gedichte«. Sein letztes größeres Werk war der Roman »Martin Salander« (1886).

 

Jakob Bosshart, geboren 1862 in Embrach, gestorben 1924 als Gymnasialdirektor in Clavadel, wird als vortrefflicher Schweizer Erzähler geschätzt. Obwohl er Gottfried Keller nacheifert, den er bei weitem nicht erreicht, enthält seine Dichtung doch eigenwüchsige Elemente genug. Vor allem versteht es Bosshart, mit tiefer Seelenkunde erschütternde Schicksale darzustellen. Werke von ihm sind: »Im Nebel« (1898), »Das Bergdorf« (1900), »Die Barettlitochter« (1901), »Durch Schmerzen empor« (1903), »Früh vollendet« (1910), »Erdschollen« (1913). »Irrlichter« (1917) »Opfer« (1920).

 

Anton von Perfall, geboren 1853 m Landsberg am Lech, gestorben 1912 in München, ist vor allem als Jugendschriftsteller bekannt geworden. Hier erweist er sich als vorzüglicher Kenner seiner oberbayrischen Heimat und ihrer Menschen. Frisch und lebendig sind seine Jagdschilderungen »Ein Weidmannsjahr« (1896), »Aus Berg und Tal« (1902), »Aus meinem Jägerleben« (1906), »Der Jäger« (1910), »Förster Hollmann« (1911). Seine Romane erheben sich nicht über Unterhaltungsliteratur und werden heute kaum noch gelesen. Es seien »Dämon Ruhm« (1889) und »Lebendige Wasser« (1905) genannt.

 

Edgar Allan Poe, geboren 1809 in Boston, gestorben 1849 in Baltimore, frühverwaistes Schauspielerkind, von seinen Stiefeltern sorgfältig erzogen, lebte vorwiegend als Journalist in Baltimore, New York und Philadelphia, oft in großer Armut und trotz innerer Abwehr zeitweise ein Opfer der Trunksucht. Seine Lyrik ist sehr stimmungsvoll; das weltbekannte Gedicht »Der Rabe« wurde in viele Sprachen übersetzt. Seine Schauer- und Kriminalgeschichten, in denen sich eine eigenartige, ungewöhnliche Phantasie äußert, haben Weltruf. Mit der Erzählung »Die Mordtaten in der Rue Morgue« begründete er die moderne Detektivgeschichte.

 

Guy de Maupassant, geboren 1850 auf Schloß Miromesnil, gestorben 1893 in Paris, war anfangs Ministerialbeamter und wurde durch Flaubert, einen Vetter seiner Mutter, zum Novellisten erzogen. Seine erste Erzählung wurde 1880 von Zola veröffentlicht. Der Journalistenroman »Bel Ami« (1885) ist eins seiner besten größeren Erzählwerke. In der Stoffwahl ist Zolas Einfluß unverkennbar. Stilistisch folgt er bei großer Selbständigkeit des Empfindens so weit wie möglich den Theorien seines Lehrers. Ein dunkler, schwermütiger Zug geht durch alles, was Maupassant geschrieben hat. Er erzählt leicht und tief; in dieser Meisterschaft erreichen ihn nur wenige. Immer ist sein geistiger Horizont weit, und nie verliert er sich, ein Vertreter wahrer Humanität, in einen engen Nationalismus. Maupassants Schaffen ist ein fester Bestandteil der Weltliteratur. Seit 1890 war der Dichter geisteskrank.

 

Leo N. Tolstoi, geboren 1828 auf dem Gut Jasnaja Pol Jana bei Tula, gestorben 1910 auf der Flucht in ein Kloster, studierte in Kasan, wurde 1851 Offizier im Kaukasus, war im Krimkrieg bei der Donauarmee und in Sewastopol. 1856 gab er den Militärdienst auf und lebte abwechselnd in Petersburg und Moskau. Eine stark selbstbiographische Erzählung »Kindheit« veröffentlichte er 1852; 1854 folgte »Knabenjahre«, 1857 »Jugend«. Daneben verwertete Tolstoi seine Erlebnisse aus dem Kaukasus und Sewastopol (»Die Kosaken«, »Der Überfall«, »Sewastopol«). Schon in dieser Zeit behandelte er soziale Fragen (»Luzern«, »Drei Tode«, »Familienglück« usw.). Nachdem er zwei Auslandsreisen (1857 und 1860) unternommen hatte, ließ er sich 1861 in Jasnaja Poljana nieder; 1862 heiratete er die Tochter eines Arztes deutscher Herkunft. 1864–68 entstand der vierbändige Roman »Krieg und Frieden«, der ein anschauliches Bild des russischen Lebens in der Napoleonischen Zeit vermittelt. Großartig in der Charakterzeichnung ist der Roman »Anna Karenina« (1873–77, drei Bände), in dem er die russische Gesellschaft in den 1870er Jahren meisterhaft darstellt. Den Dichter beschäftigten Fragen der Religion und der sozialen Gerechtigkeit mit zunehmendem Alter immer mehr. Unerbittlich übte er Kritik an den sozialen Zuständen seiner Zeit. Nur die Arbeit des Bauern ist »Gott wohlgefällig«; Grund und Boden gehören allen; einer helfe dem anderen; die nur auf ästhetischen Genuß ausgehende Kunst ist wertlos: das lehrte er unermüdlich. Die Regierung verbot seine Schriften, die nun nur im Ausland gedruckt werden konnten. Auch mit der Kirche überwarf er sich. Trotz seiner Ablehnung der Kunst setzte er sein dichterisches Schaffen fort. Neben vielen kleinen Erzählungen veröffentlichte er den großen gesellschaftskritischen Roman »Auferstehung« (1897). Auch seine Bühnenstücke dienen seinen Ideen, so die gewaltige Bauerntragödie »Die Macht der Finsternis« (1886), ferner »Und das Licht leuchtet in der Finsternis«. Ein unerbittlicher Wahrheitsdrang trägt Tolstois Dichtung, die durch die Macht ihrer Sprache ein bleibendes Dokument des menschlichen Geistes ist. Tolstoi gehört, trotz der Widersprüche zwischen seinem künstlerischen Schaffen und seinen philosophischen Ideen, zu den großen russischen Realisten von Weltgeltung.

 

Anton Tschechow, geboren 1860 in Taganrog, gestorben 1904 in Badenweiler, war viele Jahre als Arzt tätig, bis er an der Schwindsucht tödlich erkrankte. Schon als Student verfaßte er Erzählungen und Skizzen für Witzblätter. Die Kurzgeschichte, in der er ein Meister war, bedeutete ihm die Kunstform, in der er sich am besten ausdrücken konnte. Immer mehr wurde aus dem heiteren Betrachter ein kritisch-melancholischer Beurteiler der russischen Wirklichkeit; er bekämpfte Unterdrückung und geistige Finsternis. Bedeutende Erzählungen von ihm sind »Krankensaal Nr. 6« (1892), »Die Bauern« (1895), »Der Mann im Futteral« (1898). Mit Dramen (»Die Möwe«, 1896, »Onkel Wanja« 1901 u. a.) errang er starke Erfolge. Tschechow ist als Charakterzeichner und Stimmungsdichter unübertrefflich.

 

Bret Harte, geboren 1839 in New York, gestorben 1902 in London, wo er seit 1885 lebte, war Landmesser, dann Lehrer, Schriftsetzer, Journalist, Regierungsbeamter und Literaturprofessor, 1878 Konsul in Krefeld, 1880 in Glasgow. Er machte sich durch seine hervorragenden Erzählungen aus dem Leben kalifornischer Goldsucher einen Namen. Humorvoll und mit tiefer, nie versagender Menschenkenntnis entwickelte Harte seine Geschichten, die ausnahmslos eine lebhafte Lokalfarbe tragen, indes im seelischen Geschehen Allgemeingültigkeit beanspruchen können. Gegen Auswüchse im Sozialleben wandte er sich mit Schärfe.

 

Theodor Duimchen ist nicht die Ehre zuteil geworden, in einem Nachschlagewerk verzeichnet zu sein. Man kennt ihn nicht, diesen »Kettenhund der Literatur«, der die Hochfinanz bissig anfuhr und dafür dadurch gestraft wurde, daß man seinen Namen im Schweigen versinken ließ. Wir haben nur feststellen können, daß er, 1853 geboren, nach einer sorgfältigen Erziehung viele Reisen ins europäische und überseeische Ausland machte, auf denen er den Stoff für seine anklägerische Publizistik sammelte. Außerdem verfaßte er Erzählungen und einen Kaufmannsroman »Bruch«. In der Schrift »Die Trusts und die Zukunft der Kulturmenschheit« verurteilte er auf Grund eines zuverlässigen Tatsachen- und Zahlenmaterials die Ballung des Kapitals in der Hand weniger. In seinem Buch »Mammon und Mammonarchen« (Berlin 1908) wies er Rockefeller Nr. 1 die Verbrechen nach, mit denen dieser ungekrönte König seine Geldmacht begründet hatte. Duimchen wurde durch Prozesse gehetzt und von der herrschenden Klasse verfemt.

 

Charles Dickens, geboren 1812 in Landport bei Portsmouth, gestorben 1870 in Gashill bei Rochester, kam 1822 nach London. Hier war er zunächst Packer, dann Schreiber bei einem Rechtsanwalt. Durch Selbststudium gebildet, vertrat er als Berichterstatter am Parlament einige Zeitschriften. Sie veranlaßten ihn, eigene Beobachtungen des Londoner Lebens zu veröffentlichen. Diese erschienen 1836 als »Sketches of London« gesammelt. Seinen Ruhm begründete Dickens durch die »Pickwick Papers« (1836–37), die in wöchentlichen Heften verbreitet wurden. Durch fortgesetzte Erfolge reich geworden, unternahm er 1842 und 1867 Reisen nach Amerika, Italien, Frankreich und der Schweiz. Bedeutende Romane von ihm sind »Oliver Twist« (1837–39), »The Old Curiosity Shop« (1840–41), »Dombey and Son« (1846–48), »David Copperfield« (1849–50) usw. Zumeist abenteuerhaft angelegt, enthalten die Werke die Tendenz, die Menschen zur Güte zu erziehen und soziale Mißstände zu beseitigen. Dickens wendet sich mit Vorliebe den unteren Ständen Londons zu; er zeichnet realistisch und verklärt poetisch. Er gestaltet merkwürdige Charaktere und stellt sie in seltsame Begebenheiten. Warmes Gefühl waltet in den Erzählungen, und ein behaglicher Humor durchzieht sie.

 

Robert Louis Stevenson, geboren 1850 in Edinburgh, gestorben 1894 in Vailima bei Apia, war Ingenieur, dann Rechtsanwalt, reiste, Genesung von schwerer Erkrankung erhoffend, in Europa, Nordamerika und der Südsee. Er begann mit Reiseskizzen. Ruhm erwarb er sich durch seine echt gefühlten und großartig geformten, ungemein spannenden Abenteuererzählungen. »The Sea Cook« (1883), »The Strange Case of Dr. Jekyll and Mr. Hyde« (1886) gehören zu seinen Meisterwerken. Die tapfere und liebenswürdige Gesinnung des Dichters offenbart sich nicht minder in seinen Essays und Briefen, die wie die Erzählungen in einem ungemein lebendigen und gepflegten Stil geschrieben sind.

 

Ottokar Eck ist ein Pseudonym des Herausgebers dieser Sammlung. Er wurde 1891 in Halle geboren, war dreißig Jahre lang als Journalist, insbesondere als Gerichtsberichterstatter, tätig und veröffentlichte eine Reihe belletristischer und wissenschaftlicher Werke.

 

Rudolf Hirsch stammt aus einer wohlhabenden Krefelder Kaufmannsfamilie. Als die grünen Krefelder Tanzhusaren sich in Feldgrau verwandelten, war er gerade sechs Jahre alt. Er erlebte in seiner Kindheit, daß die elterlichen Voraussagen über den »sicheren« Ausgang des Krieges sich als unwahr erwiesen, daß die Urteilskraft der Putzfrau die Lage besser einschätzte. Das preußische Realgymnasium konnte er nur bis zur Primareife ertragen, versuchte aber dennoch, ein liberaler Kaufmann zu werden. Daran wurde er durch die einsetzende Wirtschaftskrise 1929 gehindert. Er schloß sich 1931 der kämpfenden Arbeiterklasse an durch Eintritt in die KPD. Als die grünen, feldgrau gewordenen Krefelder Tanzhusaren 1933 durch Braunhemden verstärkt wurden, mußte er Heimatstadt und Heimatland verlassen. Emigration nach Holland, ausgewiesen nach Belgien. Ende 1934 kehrte er noch einmal nach Deutschland zurück und versuchte durch illegale Tätigkeit die braune Flut zu bekämpfen. 1937 mußte er Deutschland wieder verlassen. Kam nach Palästina, dann nach Schweden, wurde dort ausgewiesen und kehrte kurz vor dem zweiten Weltkrieg nach Palästina zurück. Während seiner Emigration arbeitete er als Matratzenstopfer und Schuhfräser. In seiner Freizeit schrieb er den Kriminalroman »Das gefälschte Logbuch« (Mitteldeutscher Verlag). 1949 gelang ihm endlich die Heimkehr. Er wurde Gerichtsberichterstatter zunächst bei der »Täglichen Rundschau« in Berlin und dann bei der »Wochenpost«. Sein Jugendbuch »Herrn Louisides bittere Mandeln« erschien im Verlag Neues Leben und eine Sammlung seiner Gerichtsberichte unter dem Titel »Als Zeuge in dieser Sache« im Greifenverlag.

 

Günther Weisenborn, geboren 1902, schrieb vor 1933 erfolgreiche Dramen. 1942 bis 1945 war er wegen seiner freiheitlichen Gesinnung im Zuchthaus. 1948 kam die Eulenspiegel-Ballade von ihm heraus. Im gleichen Jahr erschien sein Erinnerungsbuch »Memorial«. Von seinen epischen Werken hat vor allem sein Roman »Auf Sand gebaut« (1956) Aufmerksamkeit erregt. Weisenborn ist ein Dichter, der den Zusammenprall mehrerer Zeiten und Systeme im Blute spürt und den zukunftsträchtigen Weg wählt, jenen Weg, der dahin führt, wo der gegen sein Gewissen und den Mitmenschen sich verpflichtet fühlende Einzelne frei atmet und frei lebt, um sich nach dem Gesetz, »wonach er angetreten«, zu erfüllen.

 

Günter Prodöhl lebt in Berlin. Sein Name wurde durch die Skizzen, die er seit Jahren regelmäßig für ein Magazin verfaßt, weithin bekannt. Er bearbeitet mit Vorliebe auf Grund amtlicher Unterlagen wirkliche Fälle aus der Polizei- und Gerichtspraxis. Er hält sich streng an den Tatbestand und erlaubt seiner Phantasie kein schmückendes oder herabziehendes Beiwort – kühl und klar teilen uns gezügelte Sätze das Geschehen mit. Es wirkt alles so einfach und leicht, so »nur von der Wirklichkeit abgeschrieben«. Prodöhls Kunst besteht darin, daß er all die Umstände und Zufälle, die in einem Aktenstück festgehalten sind, so ordnet, daß eine Geschichte daraus werden kann. Die in unserer Sammlung erscheinende Skizze »Der Lippenstift« ist die erste Kriminalerzählung, die er schrieb. Prodöhls erstes Buch, »Die im Dunkeln« (1957), enthält sieben Kriminalfälle, die sich im gespaltenen Berlin zutrugen und nur in der zwiegespaltenen Situation dieser Stadt möglich waren. Prodöhl schrieb weiter den Kriminalroman »Der todsichere Tip« und einen Defa-Kriminalfilm. Satirisch ist der Kriminalroman »Die Leiche im Keller« (1958). Ein Kriminalhörspiel von ihm, »Der Fall Matuschka«, hat die Eisenbahnattentate in Deutschland, Ungarn und Österreich aus den Jahren 1930/31 zum Inhalt.


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