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XIX

Mr. Hood erhielt mit der Morgenpost einen Brief von Mr. O'Shennan, dem Sheriff von Cerdova, der seine Meinung über die Person des Mörders an der Familie Valler erheblich ins Wanken brachte. Er lautete:

 

»Mr. Hood, Jefferson-Building,
17th. floor 346.
San Franzisco.

Ich versprach Ihnen, Sie laufend über den Stand der Dinge und den Gang der Untersuchung zu unterrichten, die wir noch immer über den Mord an den Vallers führen. Bisher hatte ich keinen Anlaß, Ihnen zu schreiben. Alle Personen, die wir mit dem Fall in Verbindung gebracht haben, sind nach den Staaten gegangen, und hier ist kein Weiterkommen. Ich war schon geneigt, die Sache ganz an die Staatenpolizei abzugeben.

Nun hat sich hier etwas ereignet, was mir vorläufig völlig unerklärlich ist, und ich lege Ihnen den Tatbestand vor in der leisen Hoffnung, daß Sie vielleicht eine Lösung finden.

Ich berichte kurz:

Mac'Phenor meldete mir in den letzten Julitagen, daß ein Mann auf der Brandstelle des Vallerschen Hauses grabe oder sich sonstwie zu schaffen mache. Er vermute, daß dieser Mann irgendwie mit der Mordtat zusammenhängen müsse, und dieser Schluß leuchtete mir sofort ein. Ich ging also mit drei Berittenen in die Berge, und es gelang uns am 7. August, einen gewissen Franz Henne zu stellen, der nach seiner eigenen Angabe Gold unter der Brandstätte suchte. Er gab an, sein Wissen von einem Unbekannten zu haben, der am 5. Juli mit der ›City of Townsend‹ nach Frisco gegangen sei.

Wir verhörten ihn ziemlich peinlich, mußten aber schließlich feststellen, daß er zum Zeitpunkte der Morde einige hundert Meilen nördlich in der Nähe des Yukon gewesen war. Seine Angabe war unbedingt glaubwürdig. Einer meiner Leute, der mit diesem Korbin Holzer bekannt geworden war, bestätigte die Wahrheit seiner Aussage, und wenige Tage später traf ich den Leiter der Eseltour, einen Schankwirt aus Valdez, der mir die Richtigkeit der Aussage Hennes abermals bestätigte. Auch den Schuß auf den Norweger kann dieser Franz Henne nicht abgegeben haben, denn er befand sich an diesem Tage in Cerdova. Er konnte durch Zeugen erhärten, daß er am 13. Juni das Camp an der Flußgabelung, das er mit seinem Freunde Holzer aufgetan hatte, verlassen hat und daß er am 19. Juni in Cerdova angekommen ist.

Soweit war also alles in Ordnung, und ich hatte keine Handhabe mehr, den Mann festzuhalten; ich ließ ihn laufen.

Ende August sehe ich, wie dies meine Gewohnheit ist, die Schiffslisten durch und muß zu meinem nicht geringen Erstaunen feststellen, daß Franz Henne Cerdova mit der ›City of Townsend‹ am 5. Juli verlassen hat! Was sagen Sie dazu?

Entweder ist also der Mann, den wir an der Brandstelle aufgriffen, nicht Franz Henne, oder aber ein Mann, der seinen wahren Namen nicht in der Schiffsliste sehen wollte, bediente sich dieses Namens und eines offenbar gefälschten Passes, um unangefochten in die Staaten zu entschlüpfen.

Beides ist gleich unbegreiflich.

Erstens: Einer meiner Leute, Jim Laffers, dem kein Gesicht im Distrikt unbekannt ist, sprach den Mann an der Brandstelle sofort als Franz Henne an, noch ehe er seinen Paß vorgewiesen hatte. Er hat ihn einmal in Cerdova aus dem ›Eisernen Ritter‹ hinausgeworfen, weil er besoffen war und krakeelte – und auf Jim Laffers kann man sich in diesem Punkte unbedingt verlassen.

Zweitens: In Cerdova sind mindestens zwanzig Menschen bereit, einen Eid darauf zu leisten, daß Franz Henne am 5. Juli auf das Schiff gegangen ist. Karl Witt aus der ›Blauen Blume‹ hat ihm noch sein schäbiges Gepäck nachgetragen und will auf der Stelle verdorren, wenn der Mann ein anderer gewesen ist als eben Franz Henne!

Über den Franz Henne, der in den Bergen war und nach Gold grub, habe ich seither nichts mehr in Erfahrung bringen können. Er ist sicherlich nicht mehr im Distrikt. Wahrscheinlich ist er mit einem kleinen Regierungsdampfer von Valdez aus in die Staaten gegangen. Sind es nun wirklich zwei? Dann sind sie wohl jetzt in Frisco. Suchen Sie das festzustellen.

Immer der Ihre

Cerdova, am 24. August 1909.
O'Shennan.

Nachschrift.

Soeben erhalte ich eine Mitteilung, die Franz Hennes Alibi auf der Eseltour gefährlich erschüttert. Mr. Gruber sprach bei mir vor, ein Mann, den jeder kennt im Distrikt. Ein alter Prospector. Er erzählte mir – und der Alte ist unbedingt glaubwürdig! – daß er mit Mr. Henne am 3. Oktober vorigen Jahres im ›Roten Reiter‹ zu Valdez eine Unterhaltung geführt habe, in der ein Ausflug ins Mount-Blackburn-Gebiet und der Name Valler eine Rolle gespielt habe. Mr. Henne behauptete nämlich, mit Mr. Valler bereits gearbeitet zu haben. Am Tage darauf, also am 4. Oktober, sei Mr. Henne in die Berge gegangen, offenbar den Cooper-River hoch! Wie stimmt das nun mit der Behauptung überein, daß Mr. Henne im November am Yukon gewesen sein will? – Ihr O'Shennan.«

 

Mr. Hood starrte ratlos auf den Brief des Sheriffs. Dann wählte er die Nummer, die ihn mit der Fahndungsabteilung der Staatenpolizei verband.

»Hier Robin Hood. Sie selber, Shekkers? Ausgezeichnet. Ich erhalte soeben einen Brief von O'Shennan aus Cerdova. Es handelt sich …«

»Habe den gleichen Bericht von ihm erhalten. Auch eben eingetrudelt. Franz Henne ist mit der ›City of Townsend‹ hier angekommen. Er hat uns bereits ein wenig beschäftigt. Hat da so 'ne dunkle Sache zum Verkauf angeboten. Geht uns nichts an, solange keine Anzeige gegen ihn vorliegt, daß er sich gegen die Gesetze des Landes vergangen hat. Von einem andern Franz Henne, der später hier angekommen sein müßte, ist uns nichts bekannt. Der gute Jim Laffers hat sich einfach geirrt – irgendeine entfernte Ähnlichkeit, die der Mann benutzt hat, um sich mit Franz Hennes Paß auszustatten. Wie ich O'Shennan kenne, wird er bald dahinterkommen, wer den Paß fabriziert hat. Er kennt doch seine Pappenheimer. Glaube übrigens nicht, daß der Mann auch nach Frisco gegangen ist. Die Sorte strandet gewöhnlich in Mexico-City oder noch ein Stück südlicher.«

»Kann sein«, bemerkte Mr. Hood zögernd, »kann auch nicht sein. Die Paßfälschung wird eine Gefälligkeit sein für die Mitteilung, daß unter dem Vallerschen Hause Gold liegen soll, und den falschen Paß führte der Mann auf dem Schiffe. Dann aber steht er irgendwie mit dem Mörder in Verbindung. Wir müssen beide finden!«

»Leicht gesagt!« lachte Shekkers. »Es verkehren vom Prinz-William-Sund aus eine ganze Menge kleiner Kähne, die es mit der Paßkontrolle nicht so genau nehmen. Wer die Passage zahlt und dem Schiffer Gesellschaft leistet, ist willkommen. Aber wenn Sie Wert darauf legen, will ich gern die zweckdienlichen Schritte unternehmen, obwohl – ich glaube kaum, daß wir damit Erfolg haben.«

Mr. Hood legte den Hörer mit zwiespältigen Gefühlen auf die Gabel. Der Bericht O'Shennans hatte alle Zweifel wieder in ihm aufgerührt, die ihn seit Wochen bedrängten. Wenn dem Eindruck zu trauen war, den Mr. Holzer von den Häberlins gewonnen hatte, ein Eindruck, der sich in diesem jungen Manne offenbar von Tag zu Tag festigte, dann mußte sein Verdacht gegen Georg Häberlin als den Mörder des Norwegers immer dünner werden. Was aber, zum Teufel, hatte dieser Mann in der Nähe der Brandstätte zu tun gehabt?

Ob man ihn einmal fragte?

Mr. Hood liebte es, gerade Wege zu gehen, wo krumme zu vermeiden waren. Er faßte in dem Augenblick einen Entschluß!

Die Brüder Häberlin waren an diesem Tage mit Korbin ein Stück am Strand spazierengegangen, und Mucki war vor Freude wieder einmal ganz außer sich gewesen. Nun saßen die drei beim Kaffee und kramten Jugenderinnerungen aus. Korbin erzählte eben einen seiner Streiche, die er beim guten Professor Qellacasa in Brixen verübt hatte, als durch die Schwingtür Mr. Hood ins Lokal trat. Er steuerte auf dem Tisch der drei zu und sagte:

»Gentlemen – Hood, mein Name – gestatten Sie, daß ich eine Frage stelle?«

Die Häberlins blickten ihn erstaunt, Korbin betroffen an. Dann huschte ein Lächeln über Richard Häberlins Gesicht, als er sagte:

»Eine etwas sonderbare Einführung in einen Kreis von Menschen, der keinen Wert darauf legt, sich zu vergrößern. Im übrigen hatte ich bereits die Ehre, Mr. Hood. Es war in Cerdova, wenn ich nicht irre, und Sie waren bereit, mit mir ein Geschäft zu machen, das sich leider zerschlagen hat. Mußte etwas früher abreisen, als vorgesehen war. Mit der ›Washington‹. Sie nahmen wohl ein paar Tage später die ›Saratoga‹. Bei meiner Abreise hatten Sie die Liebenswürdigkeit, ein paar Aufnahmen von mir und meinem Bruder zu machen. Darf man fragen, was daraus geworden ist? Es war schon ziemlich dämmerig; aber Sie haben wohl ein lichtstarkes Objektiv.«

Mr. Hood ließ sich durch diese Mischung aus Ablehnung und Redseligkeit nicht aus der Ruhe bringen. Er zog vom Nebentisch einen Stuhl heran, setzte sich lächelnd nieder und sagte:

»Ich will's ja nicht umsonst haben, Mr. Häberlin. Sie sollen dafür auch etwas recht Interessantes erfahren« – und damit überreichte er Richard den Bericht O'Shennans über die Begegnung mit Franz Henne an der Brandstelle des Vallerschen Hauses.

Wenn Mr. Hood gehofft hatte, mit dieser gewissermaßen vertraulichen Geste bei Richard Häberlin so etwas wie eine Gemütsbewegung auszulösen, sah er sich schmählich enttäuscht. Richard überreichte das Blatt, ohne eine Miene zu verziehen, seinem Bruder, der es ebenso schweigend und steinern las.

»Nun?« fragte Mr. Hood gespannt. »Was sagen Sie dazu?«

Richard klopfte nachlässig mit den Fingern einen Takt auf dem Marmortische.

»O'Shennan – ist das nicht der Distriktssheriff in Cerdova? Wie kommt der Mann dazu, Ihnen dieses Erlebnis in den Bergen und seine ziemlich sonderbaren Gedanken dazu mitzuteilen?«

»Sehr einfach – weil er hofft, den Mörder des armen Valler und seiner Familie endlich vor den Richter zu bringen!«

»Gewiß – was O'Shennan betrifft – aber ich frage mich: Was geht das einen Mr. Hood in San Franzisco an?«

Es ist eine böse Sache, wenn man ein Experiment macht, und gerade das Gegenteil des erwarteten Erfolges tritt ein. Man stelle sich vor, der Professor läßt vor den Augen seiner Studenten mit erwartungsvoller Miene zwei Gase ineinander fließen, hält ein brennendes Streichholz unter das Gemisch in der bestimmten Erwartung, eine Detonation zu hören – und es gibt nicht einmal ein leises Puffen! So wie diesem Professor war Mr. Hood zumute.

»Nun?« fragte er abermals, diesmal schon wesentlich weniger angriffslustig, und dazu blinzelte er gegen einen Sonnenstrahl, der vorwitzig durch die Gardine über sein zerfälteltes Gesicht huschte, als ginge ihn dieser höchst ernsthafte Handel zwischen den Menschen gar nichts an. Richard Häberlin blickte noch immer mit unbewegtem Gesichte auf O'Shennans Brief; Georg aber beugte sich lächelnd vor und sagte:

»Dieser Bericht muß für Sie recht aufschlußreich gewesen sein. Wenn ich nicht von allen guten Geistern verlassen bin, dann möchte ich meinen, O'Shennan hat den Mörder der Familie Valler in der Hand gehabt – und wieder laufen lassen!«

Mr. Hood machte eine fahrige Bewegung mit der Hand, als wolle er sich die dünne Haarsträhne aus der Stirne streichen, die nach vorne fiel.

»Möglich, daß Sie das Richtige treffen mit Ihrer Vermutung, Sir. Frage mich nur, warum gerade Sie es waren, der den Marcus Lie in der Nacht vom 20. zum 21. Juni auf der Brandstelle des Vallerschen Hauses umlegte. Der Mann war ein Mörder; das steht fest. Aber eigentlich hatte er Ihnen doch gar nichts getan.«

Georg Häberlin lehnte sich im Stuhl zurück. Sein Gesicht straffte sich.

»Der dritte Schuß kam also aus Ihrer Büchse, Mr. Hood? Gestehe offen, auf den Gedanken bin ich noch gar nicht gekommen. War immer der Meinung …«

»Welcher Meinung?«

»… daß alle drei Schüsse aus einem Rohre gekommen seien!«

Mr. Hood schien nicht zu verstehen. Vielleicht wollte er auch nicht!

»Sie geben also zu, den Norweger Marcus Lie tödlich verwundet zu haben?«

»Ich denke nicht daran, etwas zuzugeben, was ich nicht begangen habe. Will die Sache von damals vor jeder Geschworenenbank vertreten. Der Bursche war ein Mörder. Kann das jederzeit beweisen; und wenn eine ernsthafte Anklage gegen mich erhoben werden sollte, dann erbiete ich mich sogar, glaubhaft zu machen, daß ich in Notwehr handelte – wenn Sie nämlich durchaus darauf bestehen, daß der erste Schuß aus meiner Büchse kam. Der einzige Zeuge – ein gewisser Mr. Hood – wird nicht gegen mich aussagen – – aus verständlichen Gründen. Der Todesschuß nämlich – aber das wissen Sie ja besser als ich. Den ersten Schuß gab dann wohl derselbe Mann ab, der die Familie Valler umbringen half, derselbe, den O'Shennan laufen ließ. Ich glaube, darauf können Sie bestimmt einen heiligen Eid schwören!«

Korbin saß zwischen den dreien, ohne den Zusammenhang des Gesprächs voll zu verstehen. Aber er fühlte deutlich, daß sich in den Ansichten Mr. Hoods über den Fall ein gewaltiger Umschwung vollzogen haben müsse. Er sprach mit den Männern, deren einer seiner Meinung nach der Mörder sein mußte, und er nahm die Erklärung Georg Häberlins schweigend hin. Georg hatte mit so selbstsicherer Gelassenheit gesprochen, daß er, Korbin, nicht einen Augenblick an der Wahrheit seiner Worte zweifelte.

»Warum wollen Sie den Bericht eigentlich Herrn Holzer vorenthalten?« unterbrach Richard Häberlin das Schweigen. »Er kennt den Mann, von dem darin die Rede ist, besser als wir alle zusammen.«

»Sie haben recht, Mr. Häberlin«, sagte Mr. Hood, ein wenig verwirrt aufblickend, »ich war ohnehin im Begriffe, ihm den Brief O'Shennans zu zeigen.«

Damit reichte er Korbin das Schriftstück.

Der las die erste Hälfte und lächelte ungläubig.

»Dummes Zeug!« murmelte er vor sich hin. »Franz Henne ist zehn Tage vor mir nach den Staaten gegangen. Hab' ihm das Ticket noch bezahlt, weil er völlig abgebrannt war.« – Als er den Brief ganz gelesen hatte, blickte er Mr. Hood nachdenklich an.

»Da ist zweierlei bemerkenswert«, sagte er dann. »Zunächst, daß der Mann, der sich als Franz Henne auswies und den der Gehilfe des Sheriffs auf den ersten Blick identifizierte, nie und nimmer Franz Henne gewesen sein kann. Dann aber, daß Jim Laffers, eben dieser Gehilfe des Sheriffs, nicht einen Augenblick zögerte, ihn als Franz Henne anzusprechen. Die Ähnlichkeit muß also erstaunlich sein!«

»Das habe ich mir selber auch schon gedacht!« brummte Mr. Hood. »Möchte nur wissen, welcher Meinung die Herren Häberlin über diesen Punkt sind!«

Er lehnte sich in seinen Stuhl zurück und musterte die Brüder erwartungsvoll. Georg Häberlin – es war also der mit der lustigen gelbroten Krawatte, das mußte man sich merken – Georg also hatte unumwunden zugegeben, daß er Zeuge des Mordes an dem Norweger gewesen war. Man konnte ihn vors Gericht bringen und unter Eid befragen lassen. Etwas mehr würde dabei sicherlich herauskommen als bei dieser zwanglosen und gänzlich unverbindlichen Kaffeehausunterhaltung. Aber Mr. Hoods gespannte Erwartung wurde abermals enttäuscht. Georg schwieg beharrlich. Dann aber ergriff Richard das Wort zu einer ruhigen, überlegenen Erklärung:

»Die Feststellung des Sheriffs fügt sich merkwürdig einem Erlebnis ein, das wir bei unserer Abreise von Cerdova hatten. Mein Bruder sah nämlich den Mörder der Familie Valler unter der Menge, die am Pier stand und zuschaute, wie das Schiff die Trossen loswarf. Ich vermeide absichtlich, einen Namen zu nennen, aber der Mörder war es bestimmt. Es war also wohl derselbe Mann, der den Norweger erschoß. Mein Bruder Georg ist jederzeit in der Lage, dies glaubhaft zu machen. Ich war damals nicht bei ihm; hatte in der Gegend des Mount Blackburn gearbeitet und befand mich auf dem Rückmarsche nach Cerdova, wo ich mich mit meinem Bruder treffen wollte. Schaffen Sie diesen Mann herbei, Mr. Hood, und ich werde Ihnen behilflich sein, ihn vor den Richter zu bringen. Wir fühlen uns beide nicht berufen, in diesem Lande Polizei zu spielen. Aber wenn wir unser Zeugnis in die Waagschale werfen, zweifle ich nicht einen Augenblick daran, daß der Richter den Mann dahin schickt, wohin er gehört: auf den elektrischen Stuhl!«

»Und ich darf mich darauf verlassen, Mr. Häberlin, daß Sie diese Aussage, die Sie hier vor zwei gültigen Zeugen tun, vor dem Richter wiederholen?« fragte Mr. Hood mit einem leisen Zittern der Erwartung in der Stimme.

»Unbedingt! Georg sowohl als ich, soweit ich unmittelbaren Einblick in die Ereignisse habe, werden nicht zögern, unsere Aussage vor Gericht zu wiederholen.«

»Das ist ein Wort, Gentlemen!« Mr. Hood sagte es mit einem hörbaren Aufatmen. »Und Sie, Mr. Holzer, werden sich der Worte, die Mr. Häberlin soeben sprach, gewiß erinnern?«

»Unbedingt!« sagte Korbin mit demselben Nachdruck, mit dem Richard Häberlin gesprochen hatte.

»Und Sie, Mr. Häberlin« – Mr. Hood wandte sich an Georg, der noch immer schweigend vor sich hin blickte – »werden auch Sie zu den Worten Ihres Bruders stehen?«,

»Unbedingt – unter einer kleinen Voraussetzung allerdings.«

»Und die wäre?«

»Ich muß eine kleine persönliche Abrechnung mit dem Mörder vorher bereinigt haben. Aber ich hoffe, dies wird in Kürze geschehen sein. Vielleicht können Sie mir dazu sogar ein wenig behilflich sein, Mr. Hood. Ich werde Sie jedenfalls in Kenntnis setzen, wenn der Zeitpunkt dazu gekommen ist.«

Mr. Hood erhob sich.

»Ich danke Ihnen, Gentlemen. Sie haben den Fall, der um so undurchsichtiger wurde, je mehr Licht auf ihn fiel, seiner Lösung nähergebracht. Ich hoffe, Sie werden bald Gelegenheit haben, Ihre Aussagen vor einer Geschworenenbank zu wiederholen!«

Mit einer leichten Verbeugung nahm er Kurs auf die Schwingtür und verschwand.

Eine Weile saßen die drei schweigend beisammen. Dann sagte plötzlich Richard Häberlin lächelnd zu Korbin:

»Wieviel zahlt er Ihnen eigentlich dafür, daß Sie uns aushorchen sollen?«

Korbin war durch diese Frage so überrascht, daß er am liebsten geantwortet hätte: »Sechs Dollar am Tage und die Spesen«. Aber er besann sich zur rechten Zeit und sagte:

»Mr. Hood – was er zahlt? Wie soll ich das verstehen?«

»Ganz einfach – so, wie's gemeint ist. Mr. Hood gab Ihnen den Auftrag, sich mit mir und Georg bekannt zu machen, weil er einen von uns für einen Mörder hält. Wir kamen ihm entgegen, und wir lernten auf diese Weise einen Landsmann kennen, den wir schätzen. Sie sollten sich eine Meinung von uns bilden – so hofften wir. Seien Sie ehrlich, Mr. Holzer – halten Sie einen von uns für einen Mörder?«

»Nein!«

»Nun – dann ist ja alles in Ordnung. Sie werden Ihre gute Meinung von uns bald durch die Ereignisse bestätigt finden.«


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