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Während der Blockade der deutschen Seehäfen durch die Dänen im Jahre 1849 war die Schiffahrt auf Nord- und Ostsee sehr gehemmt. Die handeltreibende Welt fühlte sich höchst ungemütlich, am meisten die Kaufherren an Elbe und Weser, denn gerade auf die Mündungen dieser beiden Hauptströme Deutschlands hatten die schlauen Dänen ihr Augenmerk gerichtet. Selbst die Dampfschiffahrt litt unter den kriegerischen Zeitläufen, und so wurden auch Reisende, die sich sonst um den Streit der Deutschen und Dänen wenig kümmerten, in ihren Plänen doch häufig sehr gestört.
Nur an den nordfriesischen Küsten, in der sogenannten Westsee, wo schleswig-holsteinische Kanonenboote kreuzten und das Ansegeln dänischer Schiffe verhinderten, gab es damals noch einen dürftigen Küstenfahrtsverkehr. Wer da Lust hatte, sich einem kleinen, leichten Fahrzeuge, wie sie den Verkehr zwischen jenen Inselbrocken vermitteln, anzuvertrauen, und sich nichts daraus machte, wenn vielleicht eine dänische Korvette Neigung zeigen sollte, Jagd auf das Fahrzeug zu machen, der konnte gerade in jenen Tagen ungestörter denn je den Archipelagus der Westsee, eine für Bewohner des deutschen Binnenlandes noch ziemlich unbekannte Welt, besuchen und sich nach Herzenslust darin umsehen. Auch mir kam dieser Einfall. Ich mietete die Schaluppe eines Schiffers aus der Wilstermarsch und ging von Glückstadt aus eines schönen Julimorgens unter Segel.
Der Wind war nicht vorzüglich. Er wehte sehr ungleich, wendete sich häufig und schwoll oft zu starken Böen an, die uns recht unbequem wurden, da wir jetzt unsere Segel reffen, dann wieder aufziehen mußten. Indes erreichten wir mit dem Ebbestrome die Mündung der Elbe und hielten auf die Außendeiche zu, denen ich während der Tiefebbe einen Besuch zu machen die Absicht hatte. Ich mußte mein Vorhaben jedoch aufgeben, da der Wind umsprang und nach der Aussage meines Steuermannes mit der lebhaften Brise vorzügliches Segeln nach der Westsee sein sollte. Der breitschultrige Dithmarscher behauptete, wir würden noch vor Sonnenuntergang in die Hever einlaufen, und hätten wir diese erst erreicht, dann sei es ihm gleich, wo er mich aussetzen solle. So glitt denn das leichte Schifflein mit seinen drei weißen, weit ausgespannten Segelschwingen pfeilschnell über die gelbgrauen Wogen, die es tanzend umspülten, bis die breiten, dunkelgrünen Flutwellen der Nordsee es mit weichen Armen, wie die schmeichelnde Mutter ein geliebtes Kind, umfingen.
Kein Stand wird wohl öfter und nicht selten trauriger getäuscht als der Stand der Schiffer. Jetzt voll Hoffnung, der Hafen schon in Sicht, auf dessen sicherem Grunde der Rettungsarm des Ankers sich festklammern soll, ist binnen wenigen Minuten durch einen unerwarteten Windstoß Hoffnung und Hafen verschwunden, und nur die rollenden Berge und Schluchten einer brüllenden Wasserwüste stürzen in wildem Tosen an dem zerbrechlichen Nachen vorüber.
Uns sollte es zwar so schlimm nicht ergehen, dagegen aber trieb uns die hochgehende Flutwelle in den Nachmittagsstunden zu weit nordwestlich, da uns die Böen am Morgen zu lange aufgehalten hatten und wir nun in den heftigen Wellenkampf gerieten, der sich an den Küsten der Westseeinseln und in der muschelförmigen Einbuchtung des großen Meeresbeckens zwischen den beiden durch den Kanal und um die Nordspitze Englands rollenden Flutströmen erhebt. Nur sehr kundige Schiffer, genau vertraut mit den Eigentümlichkeiten dieser Flutwirkungen an den Küsten Nordfrieslands, vermögen durch äußerst geschickte Handhabung so des Steuers, wie der Segel Aufenthalt und oft noch fataleren Zufällen zu entgehen.
Die Sonne stand nur noch wenige Mondbreiten über den goldig glänzenden Wogen, und noch konnten wir von der Insel Pellworm kaum einen etwas dunkler gefärbten Streifen auf der weiten Meeresfläche erkennen. Auch nahm der Wind wieder sichtlich ab, je mehr der Tag sich neigte. Die Segel bauschten nicht mehr, sie hingen schlaff herab oder flappten wohl auch gegen Mast und Stenge.
»Wir müssen Anker werfen, Herr«, sagte der Schiffer, »sobald die Nacht hereinbricht. Um Mitternacht läuft das Wasser ab, und dann ist nicht gut steuern zwischen den Bänken und Watten.«
Mir war dies sehr einleuchtend, nicht aber erwünscht. Ein Nachtquartier in dieser Meeresöde, auf kleiner Barke, in einer Kajüte, wo ich nur sitzend den Oberkörper aufrichten konnte, hatte wenig Anlockendes. Außerdem fragte sich's noch, ob das Wetter auch gut bleiben würde, denn je mehr die Sonne sich dem vom Meere begrenzten Horizonte näherte, desto mehr verdächtig aussehende Wolken stiegen gegen Nordwest aus der Flut auf.
Inzwischen rückten wir dem Archipelagus der Westsee doch etwas näher, denn kurz vor Sonnenuntergang konnten wir deutlich einige Häuser auf Pellworm erkennen. Links von diesen wie in Blut getauchten spitzen Hügeln standen mitten im Meere teils einzeln, teils in Gruppen geordnet, wunderliche Zacken, die jedermann für gewaltige Felstrümmer halten mußte. Ich wendete mich fragend an meinen Piloten, um zu erfahren, welche Namen wohl die Küstenfahrer diesen Zacken und Kegeln beigelegt haben möchten. Zu meinem nicht geringen Erstaunen erwiderte dieser, es seien dies menschliche Wohnungen, »Häuser der Halligmänner«.
Für Leser, welche niemals die nordfriesischen Marschen betreten haben, wird es nötig sein, hier ein paar Worte über jene interessante und leider zu wenig gekannte Inselgruppe der Nordsee einzuschalten. Außer den größeren Inseln Nordstrand, Pellworm, Föhr, Amrum und Sylt, welche samt und sonders zum Herzogtum Schleswig gehören, gibt es zwischen denselben zerstreut noch eine Anzahl von etwa vierzehn kleineren Inselbrocken, die ebenfalls bewohnt sind, in ihrer völligen Schutzlosigkeit gegen die Wirkungen der Fluten jedoch, namentlich aber der Sturm- und Springfluten, höchstwahrscheinlich dereinst ganz vom Meere verschlungen werden. Wie jene größeren Inseln sind auch diese kleineren Inselbrocken Trümmer einer vor Jahrhunderten durch ungeheure Spring-Sturmfluten untergegangenen Welt. Zum Unterschiede von den Inseln der Westsee nennt man diese dürftigen Überbleibsel eines ehedem ungemein fruchtbaren und reich bevölkerten Landes »Halligen«, ihre Bewohner aber »Halligmänner«.
Die Hallig unterscheidet sich nun folgendermaßen von der nordfriesischen Insel. Diese bildet entweder, wie Amrum und Sylt, in ziemlicher Höhe aufsteigendes Land, auf der Süd- und Westseite durch gewaltige Sandwälle, die Dünenketten, geschützt gegen den Andrang sturmbewegter Wogen, oder sie halten durch hohe Erdwälle (Deiche) nach allen Seiten hin wie durch Schanzen die Meerflut und ihre Einwirkungen ab. Zu diesen letzteren Inseln gehören Föhr, Pellworm und Nordstrand. Weil nun wenigstens zur Flutzeit, noch mehr aber bei lang andauernden Stürmen, das Niveau des Meeres um mehrere Fuß das feste Erdreich dieser Marschinseln übersteigt und dadurch zwar die große Fruchtbarkeit derselben bedingt, leider aber auch die Möglichkeit zerstörender Überschwemmungen stets vorhanden ist, so setzen die Bewohner dieser Inseln ihre Häuser auf künstlich erbaute Erdhügel, welche den Namen »Warften« führen.
Auf ebensolchen Warften stehen die Häuser der Halligmänner, nur sind die Warften der Halligen höher und gewöhnlich auch bedeutend fester gebaut. Die Hallig nämlich hat keine Deiche, weil es unmöglich ist, auf diesen dürftigen Erdscheiben, die wie grüne Schollen auf dem Meere schwimmen, so viel Material aufzutreiben, um daraus feste Deiche, die stets Millionen verschlingen, erbauen zu können. Die Halligen erheben sich selten mehr als zwei bis drei Fuß über die gewöhnliche Fluthöhe der Nordsee, einzelne werden stellenweise von jeder Flut überspült. Sie bilden alle ohne Ausnahme grasige Erdflächen, angefüllt mit Tümpeln salzigen Wassers. Baum oder Strauch kennt der Halligbewohner nicht, ebensowenig erquickendes, frisches Quellwasser. Als Trinkwasser benutzt man deshalb das aufgefangene, künstlich filtrierte Regenwasser, oder führt reines Brunnenwasser vom Festlande ein, was natürlich bloß in der guten Jahreszeit und auch da nur unter günstigen Witterungsverhältnissen möglich ist.
Die Bewohner der nordfriesischen Inseln treiben gegenwärtig vorzugsweise Ackerbau und Viehzucht, nebenbei auch Fischerei und Schiffahrt. Der Halligmann dagegen ist vor allem und zuerst Seemann, mit Fischfang und Viehzucht beschäftigt er sich bloß, insoweit das karge Stück Erde, das er bewohnt, ihm dies gestattet. Getreidebau kennt der Halligmann nicht. Er ist glücklich, wenn die Flut ihm den Bau einiger Kartoffeln und das Einheimsen des wenigen Grasertrages gestattet, das der lehmige Boden hervorbringt. Dies dörrt er, stapelt es hoch auf um fest in die Warft gerammte Pfähle, und erhält davon seinen kleinen Viehstand, der großenteils Schafe, mitunter wohl auch einige Kühe zählt.
Auf diese sonderbar gestalteten Baue in der unabsehbaren Wasserwüste trieben wir jetzt im langsam niedersinkenden Abenddunkel zu. Seewärts, wohl über eine deutsche Meile entfernt, glitt, gegen das mattglänzende Himmelsgewölbe sich scharf und in vergrößertem Maßstabe abzeichnend, eine große dänische Fregatte mit vollen Segeln über das langsam aufwogende Meer. Durch das Fernrohr konnten wir noch deutlich die Flagge an der Gaffel erkennen.
»Der geht nach dem Lister Tief«, sagte der Dithmarscher. »Ich möchte ihm wohl eine Mütze voll Wind wünschen, damit er sich die Rippen am Roten Kliff einstieße, wenn wir uns dabei nicht selber ein Grab in der Tiefe des Salzwassers bestellten. Aber das tut nichts; zugrunde geht er doch einmal, mag's dauern, so lange es will – Gott verdamm' mich!«
Dieser patriotische Wunsch ist bis jetzt noch nicht in Erfüllung gegangen. In jener Nacht konnte so leicht kein Schiff Schaden leiden; denn die anfangs so drohend aussehenden Wolken zerstreuten sich bald nach Sonnenuntergang, der Himmel mit seiner Sternenpracht umfaltete Erd' und Meer wie ein großer Gottesmantel, und die Luft war so ruhig, daß nur die Bewegung der wachsenden Ebbe und später der wieder zunehmenden Flut bald surrend, bald plätschernd an die Planken unserer Schaluppe schlug.
Das Lot in der Hand stand der Dithmarscher am Steuer. Im falben Licht der nordischen Sommernacht erhielten die festen, harten Züge des alten Seemanns etwas Eisernes. Man fühlte sich sicher und geborgen an seiner Seite, denn das Bewußtsein, vollkommen Herr seines Fahrzeuges zu sein, sprach aus seiner breiten Stirn. Endlich zog er das Lot ein und ließ den Anker fallen.
»Wenn's nicht gar zu hart weht«, sagte er, »so schlafen wir hier ruhiger, wie heutzutage alle Potentaten zusammengenommen.«
Darauf reffte er die Segel ein, ordnete noch mancherlei auf dem Deck, wobei ein handfester, sehr wortkarger Bursche ihm behilflich war, und stieg dann in die Kajüte rückwärts hinab, indem er mich einlud, seinem Beispiel zu folgen.
»Meine Küche«, setzte er lachend hinzu, »steht Ihnen zu Gebote, Herr, aber freilich enthält sie wenig Delikatessen: Tee oder, wenn Sie wollen, auch Kaffee, hartes Schwarzbrot und getrockneten Fisch nebst echtem Genever reicht aus für einen hungrigen Magen. Wenn's beliebt, seien Sie mein Gast«.
Der Seemann hielt indes mehr, als er versprochen hatte und zeigte damit, daß er den Geist der Zeit, wo das Gegenteil Sitte ist, durchaus nicht begriff. Wir ließen es uns in dem engen niedrigen Raum bei düster brennender Tranlampe und belebter Unterhaltung vortrefflich schmecken, rauchten nach genossenem frugalen Mahle eine Zigarre zusammen, sprachen, was damals nur allzunahe lag, von »Krieg und Kriegsgeschrei«, bis der Dithmarscher Neigung zeigte, sich dem Traumgott in die Arme zu werfen.
Müde von der scharfen Seeluft, überraschte uns beide der Schlaf sehr bald, obgleich ich nicht recht wußte, wie ich meine Gliedmaßen in der kurzen Koje am bequemsten zusammenpacken sollte. Diese unbequeme Lage ward auch Ursache, daß ich lange vor Sonnenaufgang erwachte. Der Dithmarscher schlief fest, und seinem Schnarchen nach war an baldiges Aufwachen des alten Seemannes nicht zu denken. Auch sein schweigsamer Gehilfe bekundete seine Existenz durch merkwürdig gurgelnde Töne.
Mir ward die Zeit lang in der dunstigen niedrigen Kajüte, in der ich nicht aufrecht zu stehen vermochte, und da ich in so engem Raume unmöglich die eingeschlafenen Glieder mir vertreten konnte, so öffnete ich die Kajütentür und stieg durch die schmale Luke hinauf aufs Deck.
Weißlicher Nebel lag auf der unermeßlichen Meeresfläche und den schwarzgrauen Wattenfeldern, die von der langsam steigenden Flut bereits hie und da überspült wurden. Die Luft war still, aber schneidend, und das fernher tönende Gebraus, das sich in kurzen Zwischenräumen, jetzt dumpfer, jetzt lauter vernehmen ließ, verkündigte das Anschwellen der Meereswoge durch den Flutstrom. Im Zenit glänzten noch einige Sterne matt durch den zerfließenden Nebel, was einen hellen Sonnentag versprach.
Nach einer Viertelstunde klopfte und rüttelte die heftiger bewegte Woge bereits so stark an den Planken der Schaluppe, daß der Dithmarscher davon erwachte, rasch aufsprang und mit dem Oberkörper ohne Hut und Buseruuntje aus der Luke auftauchte.
»Schon wach, Herr?« fragte er kurz und fast barsch, als er mich am Steuer sitzend gewahr ward. »Ist's Flut?«
»Ich glaube«, versetzte ich, »aber der Wind scheint uns abermals nicht günstig zu sein.«
»Ist kein Wind«, erwiderte er nach kurzem Ausschauen und Lauschen. »Wenn die Flut kommt, kentert allemal die Brise. Ändert sich bei Halbflut. Jack«, rief er hinunter in den Raum, »spute dich und fege das Deck, in einer Stunde, wenn die Kimm sich färbt, lichten wir Anker.«
Der Dithmarscher verschwand wieder in der Kajütenluke. Bald darauf erschien der schweigsame Jack am Bug und begann die Reinigung des Decks. Es war wenig Kunst dabei, indem der Fegende nichts weiter zu tun hatte, als eine Art Besen aus aufgedrieselten Tauenden ins Meer zu tauchen und damit das Verdeck oberflächlich abzuscheuern. Während dieses Geschäftes, das der Bursche langsam und verdrießlich beendigte, brach der Morgen an. Die graugrünliche Flut, die immer höher schwoll und bereits über alle Watten in weißlichen Schaumbergen brauste, bot einen eigentümlichen Anblick. Das ganze Meer schien von unten aufzukochen, und obwohl nur ein kaum merklicher Windhauch wehte, der eben hinreichte, die aufgehißten Segel zu füllen, schlugen doch die Wogen hüben und drüben an die Schiffswände und umspülten schäumend den Bug. Wir steuerten nordwärts, kamen aber nur langsam von der Stelle, da wir meistenteils kreuzen mußten.
Inzwischen näherten wir uns nach anderthalb Stunden doch mehr und mehr den Halligen, die jetzt im purpurnen Schein der Morgensonne trotz ihrer traurigen Öde und Kahlheit von Ferne ganz interessant anzusehen waren. Die einzeln stehenden Häuser mit den hohen steilen Strohdächern auf den künstlichen Warfthügeln bildeten je nach der Richtung, die wir nahmen, so merkwürdig pittoreske Gruppen, daß man wohl die Augen daran weiden konnte. Dabei schien es, als ob die deutlich erkennbaren Herden weidender Kühe und Schafe auf der Meerflut spazieren gingen, denn die Fläche der Hallig selbst zeigte sich erst bei größerer Annäherung an dieselbe.
Während der stille Bursche auf Befehl des Dithmarschers die Segel umlegte, je nachdem unser Kurs dies nötig machte, führte er selbst mit kundiger Hand das Steuer und erzählte mir Seemannsgeschichten. Besonders viel wußte er von den Leiden und Entbehrungen der Halligbewohner mitzuteilen, die er offenbar für die unglücklichsten Geschöpfe auf der ganzen weiten Erde hielt. Dagegen ließ er stets durchblicken, daß er nirgends anders als in der fetten Marsch leben möge und daß die Welt außerhalb der Marsch eigentlich doch wenig oder nichts wert sei.
Zwischen Gröde und Hooge, zwei der größeren Halligen, auf denen es Kirchen und Pfarrer gibt, legte sich der Wind gänzlich. Es war vorauszusehen, daß wir unmöglich eine der friesischen Inseln erreichen würden, da wir nur mit dem Ebbestrome treiben konnten. Der Dithmarscher schlug deshalb vor, bei Langeneß, der größten dieser bewohnten Inseloasen in der wildbewegten Westsee, zu landen. Ich würde da, meinte er, in jedem Hause gastliche Aufnahme finden, könne mir die Einrichtung der Häuser genau besehen, mich satt plaudern mit alten Seeleuten, deren es auf dem närrischen Erdflecken immer noch genug gäbe, und wenn dann am nächsten Morgen der Wind etwas günstiger sei, wolle er mich wohl bis Föhr oder Amrum mittelst Kreuzen und Segeln weiterschaffen.
Der Vorschlag war annehmbar und jedenfalls einem abermaligen Verbleiben auf dem sehr beengten Schiffe weit vorzuziehen. Ich gab daher meine Einwilligung und so hielten wir denn auf das noch ziemlich entlegene Langeneß zu, von dem wir außer zwei Kirchturmspitzen nur die höchsten Häusergiebel wie Zuckerhüte aus der spiegelglatten Meereswelle auftauchen sahen.
Nach vierstündigem Segeln oder vielmehr Kreuzen erreichten wir das flache Wiesenland. Der Dithmarscher lief in eine kleine, in den lehmigen Erdfleck von der Salzflut gewühlte Bucht ein, befestigte sein Schiff, das er selbst zu verlassen wenig Lust bezeigte, und bedeutete mir, ich könne nun gehen, wohin ich wolle und bleiben, wo es mir am besten gefiele. Wäre ich nur sonst genügsam in meinen Ansprüchen, was leibliche Nahrung beträfe, an Unterhaltung würde ich keinen Mangel haben.