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Heiliger Herbst

Ein Triptychon.

(1908)

So gingen wir selbander Hand in Hand
Den schmalen Weg, den lieben Berg empor,
Und oben winkte Zinne, Turm und Tor,
Umrauscht, umbauscht vor roter Wipfel Brand.

Doch unten lag das herbsterblichene Land:
Die Ebene im zarten Silberflor
Von Blond, das noch nicht alles Gold verlor,
Und, lose drin, des Stromes blaues Band.

Da sah ich selig auf Dein junges Haar
And fühlte Deiner Hände warmes Leben,
Und wie in ihnen zehnfach Seele war

Von jedes Fingers eigenem Erbeben.
Und Deine Augen sprachen lieb und klar,
Daß alles dies mir zärtlich hingegeben.

*

Und oben hauste frech und froh der Wind,
Zauste das Laub und fegte scharf die Matten.
Wir aber, klug in einer Mauer Schatten,
Streckten ins Gras uns, froh, wie Kinder sind.
Tief unten graut die Stadt! – Von Dünsten blind
Glimmen die Kuppeln, Dächer und die matten
Fenster, indessen aus den nimmersatten
Schloten und Essen brauner Qualm zerrinnt.

Mich lockst du nimmer, kauernder Koloß,
Trügender Tröster rastloser Gehirne!
Was ich von Dir gelitten und genoß,

Bin ich wie eine mürbe Maske los
Und lege dankbar die befreite Stirne
In dieses Kindes mütterlichen Schoß.

*

So lag ich lang, tief atmend das Arom
Des jungen Leibes und dies reiche Schweigen,
Und hörte Deine Seele niedersteigen
Zu Deines Schoßes ahnungsvollem Dom.

So klein bin ich, ein Mensch nur, ein Atom,
Und ausgeschaltet aus dem ewigen Reigen,
Wenn nicht durch Dich, was mir als Tiefstes eigen,
Einmünden darf in alles Lebens Strom ...

Der Abend kam, wir schritten in das Tal –
Nie war ein Tag so feierlich verklungen.
Wie Glockentöne, ernst und keusch verschlungen,

Sangen die Seelen innigsten Choral.
Da lauschten wir und nahmen tiefbezwungen
Der höchsten Liebe heilig Abendmahl.


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